Coffee to go mit Gott
Von Annette Jantzen
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Über dieses E-Book
→ Gespräche mit Gott bei Kaffee und Gebäck
Annette Jantzen
Annette Jantzen, geboren 1978, Dr. theol., ist Pastoralreferentin im Bistum Aachen und tätig im Bereich der Jugendverbandsarbeit und der Frauenseelsorge. Sie studierte katholische Theologie in Bonn, Jerusalem, Tübingen und Strasbourg und schrieb ihre Promotionsschrift über Priester im Ersten Weltkrieg. Als Frauenseelsorgerin startete sie den Blog www.gotteswort-weiblich.de.
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Buchvorschau
Coffee to go mit Gott - Annette Jantzen
Einleitung
Ein Jahr ist es nun her, dass mein Buch „Wenn Gott zum Kaffee kommt" erschienen ist, in dem ich von meinen ersten Gesprächen mit Gott erzähle. Auch danach war ich mit solchen Zwiegesprächen unterwegs: Als Zeitschriftenbeiträge, als Impulse bei Kinder- und Jugendverbänden, für die ich bis Sommer 2022 Geistliche Leiterin war, bei Andachten oder Tagungen. In diesem Band spiegeln sich nun komprimiert die Ereignisse von Herbst 2021 bis Winter 2022 wider: vom ungewissen Corona-Winter zum Ukrainekrieg, mit Debatten über Klimaschutz und die fortdauernde notwendige Beschäftigung mit dem Skandal der sexuellen Gewalt in der Kirche und der schwierigen Aufarbeitung.
Wie im ersten Band auch sind die Geschichten für konkrete Themen, Anlässe und Gruppen geschrieben, sie verhandeln theologische Themen in Bezug auf die Aktualität dieser Anlässe und Gruppen und sprechen doch auch über diese Aktualität hinaus und können beim Lesen, Zitieren, Weiterverwenden in neue Zusammenhänge gebracht werden.
Die Anordnung der Geschichten folgt auch diesmal annähernd der Reihenfolge ihres Entstehens. Ob für Gott männliche oder weibliche grammatikalische Formen gelten, ist weiter offen. Darum kommen solche eindeutigen Formen in der Verschriftlichung der Gespräche auch nicht vor.
Auftakt
„Coffee to go?", fragt Gott.
„Ja, gern, sag ich. „Wie gut, dass ich neulich gleich zwei von den Pfandbechern gekauft hab.
„Das stimmt, sagt Gott. „Vorbereitet zu sein kann echt nützlich sein.
„Wo soll es denn hingehen?", frag ich.
„Durch Aachen natürlich, sagt Gott. „Und wo du sonst noch so rumturnst. Da vorne ist ein Laden mit Kaffee.
„Kaffee ist voll dein Ding, oder?", sag ich.
„Ich kann auch anders, sagt Gott und lächelt. „Aber ich muss nicht. Und ich stell mich gern auf dich ein.
„Das ist nett von dir", sag ich. Wir gehen in die nächste Bäckerei und ich bestelle uns zwei Kaffees. Mit den Bechern gehen wir an den Elisenbrunnen und setzen uns auf die Stufen.
„Das ist jetzt eher ein Coffee to sit", sag ich.
Gott lacht.
„Manchmal kommt es anders, sagt Gott. „Immerhin sind wir zusammen und der Kaffee ist o. k.
„Du wünschst dir, dass wir glücklich sind", sag ich.
„Ja, sagt Gott. „Auch das kommt manchmal anders.
„Aber du bist dann da", sag ich.
„Ja", sagt Gott.
„Ändert das was?", frag ich.
„Das zu überprüfen dürfte einigermaßen unmöglich sein, sagt Gott. „Zumindest für dich.
„Schade", sag ich.
„Och, sagt Gott. „Ich glaube nicht, dass euer Glück von so einer Untersuchung abhängt.
„Da magst du recht haben", sag ich. „Ich bin jedenfalls gern mit dir unterwegs. Den Becher kannst du behalten, auch wenn er leider nicht von der Feuerwehr ist.*"
„Danke, sagt Gott. „Bis bald mal wieder.
„Ja, bis bald mal wieder, sag ich. „Und Amen.
*Siehe „Christkönig": Gottes Lieblingskaffeebecher ist von der Tombola vom Feuerwehrfest. Das ist aber eben ein Porzellanbecher und kein Pfandbecher für unterwegs.
Christkönig
„Christkönig" wird in der katholischen Kirche seit 1925 gefeiert, und zwar immer am letzten Sonntag vor dem Advent. An diesem Fest, das eine Eigenart der katholischen Kirche ist und von anderen Konfessionen nicht gefeiert wird, machen sich für mich – und vermutlich nicht nur für mich – Erfahrungen der eigenen Kirchenbiographie fest: die frühe Prägung, die Bereitschaft, sich auf ein religiöses Vokabular einzulassen, das seinen Anhalt in der Lebenserfahrung einer vergangenen Epoche hat, der Anspruch der Kirche auf Deutungshoheit über die eigenen Erfahrungen und das Gefühl von Verlust, wenn die Gebetstexte des Tages schließlich nicht nur fremd, sondern gegenläufig zu den eigenen religiösen Werten sind, weil Patriarchat statt Gleichberechtigung und Geltungsanspruch statt Bewahrheitung ins Wort gebracht werden.
„Ich glaube, jetzt musst du mal wieder von mir und dir erzählen, sagt Gott. „Anders kommst du diesem Fest nicht bei.
„Oh, guten Morgen, Gott, sag ich. „Du bist aber früh auf heute. Kaffee?
„Espresso", sagt Gott.
„Doppelt, wie immer", sag ich.
„Ja", sagt Gott.
Ich stehe vom Schreibtisch auf und gehe zur Kaffeemaschine. Gott kommt mit und setzt sich auf den Tisch, wie immer.
„Christkönig war mal mein Lieblingsfest, sag ich und suche den „Wenn’s mal brennt
-Becher von der Tombola beim Feuerwehrfest aus dem Küchenschrank heraus, der immer noch Gottes Lieblingskaffeebecher ist.
„Ich weiß, sagt Gott. „Warum?
„Ich hab das gemocht, sag ich über das Rumoren der Kaffeemühle hinweg. „Schon den Namen. Das Absolute. Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit. An eine ganz andere Art von Herrschaft glauben. Zu einem König gehören. Der Glanz dabei. Gold im Novembergrau und so.
„Und jetzt suchst du nach Worten", sagt Gott.
„Ja, sag ich. „Weil es so billig wäre, auf unseren Pomp und unsere Herrschaftsstrukturen hinzuweisen, auf Macht und Gold und unsere blinden Flecken, wo es um die geht, die daran zerbrochen sind.
„Das versteh ich", sagt Gott.
Wir schauen zu, wie der Espresso in die Becher läuft.
„Dass du das aushältst, das alles", sag ich.
„Ach, sagt Gott. „Das gehört beim Gottsein eben dazu.
Ich balanciere die beiden Becher zum Tisch, setze mich neben Gott und lege meinen Kopf an Gottes Schulter. Gott streicht mir kurz über die