Phantasien
Von Lafcadio Hearn
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Über dieses E-Book
Lafcadio Hearn
Lafcadio Hearn, also called Koizumi Yakumo, was best known for his books about Japan. He wrote several collections of Japanese legends and ghost stories, including Kwaidan: Stories and Studies of Strange Things.
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Phantasien - Lafcadio Hearn
Der Geisterkuß
Inhaltsverzeichnis
Das Theater war voll. Ich kann mich nicht erinnern, was gespielt wurde. Ich hatte keine Zeit, die Schauspieler zu betrachten. Ich erinnere mich nur, wie ungeheuer groß das Gebäude wirkte. Wenn ich mich umdrehte, sah ich ein Meer von Gesichtern sich ausdehnen, so weit, daß fast die Unterscheidungskraft des Auges aufhörte, bis zu den fernen Kreisen, wo, in leuchtendem Licht, eine Sitzreihe über der andern sich erhob. Die Decke war blau und in der Mitte hing eine große sanfte Lampe, wie ein Mond, in solcher Höhe, daß ich die Kette, an der sie aufgehängt war, nicht sehen konnte. Alle Sitze waren schwarz. Ich bildete mir ein, das Theater sei ganz mit schwarzem Samt ausgeschlagen, mit Silberfransen geschmückt, die wie Tränen glitzerten. Das Publikum war ganz in Weiß.
Ganz in Weiß! – Ich fragte mich, ob ich etwa in dem Theater irgend einer tropischen Stadt sei – warum war alles in Weiß? Ich konnte es nicht erraten. Bisweilen glaubte ich durch ferne Erkerfenster eine mondbeglänzte Landschaft zu sehen, in der die Zweige der Palmen, wie ungeheure Spinnen, schwankende Schatten warfen. Die Luft war süß von einem seltsamen und neuen Duft, es war eine schläfrige, schlaffe Luft, in der unzählige weiße Fächer, die hin und her bewegt wurden, kein Geräusch, keinen Laut hervorriefen.
Es war eine seltsame Stille und ein seltsames Schweigen. Aller Augen waren der Bühne zugewandt, nur die meinen nicht. Ich blickte nach allen Seiten, nur nicht nach der Bühne. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt nicht nach der Bühne hinschaute. Keiner beachtete mich, keiner schien zu bemerken, daß ich als einziger in der großen Versammlung in Schwarz gekleidet war – ein einziger dunkler Fleck in einem Meer von weißem Licht.
Allmählich schienen mir die Stimmen der Schauspieler schwächer und immer schwächer zu werden – schwache Töne wie Geflüster aus einer andern Welt – einer Welt von Geistern! – und die Musik klang nicht wie Musik, sondern nur wie ein Echo im Gemüt der Hörer, wie eine Erinnerung an Lieder, die man in vergangenen Jahren gehört und vergessen hatte.
Manche Gesichter erschienen mir sonderbar vertraut – Gesichter, die ich zu anderer Zeit schon irgendwie gesehen zu haben meinte. Aber niemand erkannte mich.
Eine Frau saß vor mir – eine schöne Frau mit Haaren so golden wie die Locken der Aphrodite. Ich fragte mein Herz, warum es so seltsam schlug, wenn ich meine Augen auf sie richtete. Mir war, als wolle es meiner Brust entfliehen und sich zitternd ihr zu Füßen werfen. Ich beobachtete die zierlichen Bewegungen ihres Nackens, über den ein paar lose, glänzende Locken fielen wie Goldbänder, die sich um eine Säule aus Elfenbein winden. – Die sanfte Rundung der Wange schimmerte in zartem Rot wie die samtene Haut eines halbreifen Pfirsichs; die Anmut der schwellenden Lippen sah ich, dieser Lippen, so süß wie die der Venus von Knidos, die noch nach zweitausend Jahren wie von den Küssen des letzten Liebhabers feucht erscheinen. Aber die Augen konnte ich nicht sehen.
Und ein seltsamer Wunsch erwachte in mir, ein heftiges Verlangen, diese Lippen zu küssen. Mein Herz sagte: Ja; – meine Vernunft flüsterte: Nein! Ich dachte an die zehntausend mal tausend Augen, die sich plötzlich mir zuwenden würden. Ich sah mich um; und mir war es, als sei das ganze Theater noch größer geworden! Die Sitzreihen waren weiter zurückgewichen – die große Mittellampe schien höher zu hängen; ungeheuer erschien die Versammlung, wie eine Vision vom jüngsten Gericht. Und mein Herz schlug so heftig, daß ich sein leidenschaftliches Klopfen hörte, lauter als die Stimmen der Schauspieler, und ich war voll Furcht, es könne mich all den Scharen weißgekleideter Männer und Frauen über mir verraten. Aber niemand schien mich zu sehen oder zu hören. Ich zitterte, doch die Versuchung wurde mit jedem Augenblick immer überwältigender und unbezähmbarer.
Und mein Herz sagte: »Ein Kuß von diesen Lippen wäre die Pein von zehntausend Toden wert.«
Ich erinnere mich nicht mehr, daß ich aufstand. Ich weiß nur noch, daß ich neben ihr war, dicht bei ihr, ihren duftenden Atem einsog und in Augen schaute, Augen so tief wie der amethystene Himmel einer tropischen Nacht. Ich preßte meine Lippen leidenschaftlich auf die ihren, ich fühlte einen Schauder von Triumph und unaussprechlichem Entzücken: ich fühlte, wie die warmen, weichen Lippen sich auf meine legten und mir meinen Kuß zurückgaben.
Und plötzlich überkam mich eine große Bangigkeit. Und all die Scharen weißgekleideter Männer und Frauen erhoben sich schweigend, und zehntausend mal tausend Augen schauten mich an.
Ich vernahm eine Stimme, zart, süß, eine Stimme, wie wir sie hören, wenn geliebte Tote uns in Träumen besuchen.
»Du hast mich geküßt! Jetzt ist der Bund für immer besiegelt.«
Und als ich noch einmal die Augen aufschlug, sah ich, daß all die Sitze Gräber waren und all die weißen Gewänder Leichentücher. Noch immer leuchtete über mir ein Licht an der blauen Kuppel, aber es war nur das Licht eines weißen Mondes in dem ewigen Azur des Himmels. Weiße Gräber dehnten sich in geisterhaften Reihen bis zum Rande des Horizontes; – und wo ich ein Schauspiel zu erblicken gemeint hatte, sah ich nur ein hochragendes Mausoleum; – und ich wußte, daß der Duft der Nacht nur der Odem der Blumen war, die auf den Gräbern sterben!
Der schwarze Cupido
Inhaltsverzeichnis
In dem Zimmer hing ein kleines Bild, und ich nahm das Licht, um es genauer zu betrachten. Ich weiß nicht, warum ich nicht schlafen konnte. Vielleicht war es infolge der geistigen Überanstrengung.
Der vergoldete Rahmen, massiv und reich geschnitzt, umschloß eins der seltsamsten Gemälde, die ich je gesehen hatte: der Kopf einer Frau ruhte auf einem Samtkissen, der eine erhobene Arm und eine nackte Schulter mit einem Stück des wunderbaren Busens hoben sich vom dunklen Hintergrunde ab. Wie ich schon sagte, war es nur ein kleines Bild. Die junge Frau lag augenscheinlich auf der rechten Seite, aber nur ihr Kopf, der sich auf das Samtkissen schmiegte, ihr weißer Hals, ein schöner Arm und ein Stück ihres Busens waren sichtbar.
Mit vollendeter Kunst hatte der Maler in dem Beschauer das Gefühl zu erwecken vermocht, als neige er sich über das Ruhebett, das auf dem Bilde nicht sichtbar war, so daß sein Gesicht sich dem schönen Antlitz auf dem Kissen näherte. Es war eins der bezauberndsten Gesichter, von denen ein menschliches Wesen jemals geträumt hat: die zarte Röte der Wangen, der sanfte, feuchte Schimmer in den halbgeschlossenen Augen, dies sonnengoldene Haar, dies Rot der Lippen, dies Oval des Gesichts! Und all das von einem tiefschwarzen Hintergrund sich abhebend. Im linken Ohrläppchen bemerkte ich einen seltsamen Ohrring, einen winzigen Cupido aus schwarzem Jett, der an seinem eigenen Bogen hing: er hatte den Bogen an den beiden Enden gefaßt, als wolle er ihn abreißen von der dünnen goldenen Kette, die ihn an dem schönen Ohr befestigte, das zart und rosig war wie eine Seemuschel. Was für ein seltsamer Ohrring war das!
Aber das seltsamste an dem Bilde waren Haltung und Ausdruck des schönen Weibes. Der Kopf, der halb zurückgeworfen war, mit halb geschlossenen Augen und zärtlichem Lächeln, schien um einen Kuß zu bitten. Die Lippen wölbten sich erwartungsvoll. Ich meinte schon ihren duftenden Atem zu spüren. Unter dem gerundeten Arm sah ich ein seidiges Gespinst von glänzenden Haaren in zierlichen Löckchen. Der Arm war erhoben, gleichsam bereit, sich um einen geliebten Nacken zu legen. Ich war frappiert durch die Kunst des Malers. Kein Photograph hätte auch mit den zartesten Tönen solche Wirkung erzielen, keiner den Glanz der glatten Schultern, die Adern, die kleinsten Einzelheiten so wiedergeben können! Das Bild wirkte seltsam faszinierend. Es übte auf mich eine Wirkung aus, als schaute ich wirklich eine lebendige Schönheit, eine rosige, bebende Wirklichkeit. In dem