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Wellentrotz
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eBook952 Seiten13 Stunden

Wellentrotz

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Über dieses E-Book

Wellentrotz schließt sich unmittelbar an die Ereignisse im Roman Sturmblicke an. Im Mittelpunkt steht Aifa, die Wächterin der Cita auf dem Exoplaneten Onda. Ein schlimmer Fehler bringt gravierende Veränderungen und Aifa muss sich entscheiden. Letztlich muss sie ihr Volk in die neue Heimat führen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum23. Nov. 2022
ISBN9783347648418
Wellentrotz
Autor

Thomas Wolf

Der Autor, Jahrgang 1967, lebt in Sachsen-Anhalt. Bereits seit seiner Jugend verfasste er Gedichte und schrieb kleinere Geschichten. Ihn fesseln insbesondere fantastische wie auch geschichtliche Themen. Im Jahr 2019 veröffentlichte der Autor seinen Debütroman "Sturmblicke". Nun liegt mit "Wellentrotz" die Fortsetzung vor.

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    Buchvorschau

    Wellentrotz - Thomas Wolf

    I.

    Vollgefressen, dick und rund, verharrten unzählige Käfer plötzlich inmitten der Tunnel in der Erde oder sitzend auf Pflanzen und Steinen. Der Ruf der beiden Königinnen drang zu ihnen und hauchte den trägen Tieren neues Leben ein. Sie sammelten ihre Kräfte und krabbelten langsam in die Höhlen zurück. Lange Reihen der Käfer marschierten dann über und unter der Erdoberfläche hin zum Gebirge, sie liefen ihrem Tod entgegen. Denn inmitten der geräumigen Höhlen wurden sie schon von den Königinnen erwartet, die ebenfalls erheblich zugenommen hatten. Doch um die Brut zu gebären, benötigten sie Nahrung, vor allem Fleisch.

    So liefen die Käfer in die Klauen der Königinnen, die sich nur zu bedienen brauchten. Dieses Fressen dauerte lange an, und als der letzte der Käfer seine Bestimmung gefunden hatte, zogen sich die Königinnen zurück, um binnen der nächsten fünf Zyklen ihre Eier zu legen. Sie beschützten ihre Brut und warteten auf den Tag des Schlüpfens. Die jüngere der beiden Königinnen hatte sich weiter zurückgezogen und betrachtete nun zufrieden ihre neue Brut; spürte das erwachende Leben innerhalb der harten Schalen ihrer vielen Eier. Zufrieden entfuhr ihrem Körper ein tiefes Grollen.

    1.

    „Aifa, Aifa, antworte!"

    Der Ruf der Dritten kam so überraschend, dass Aifa zusammenzuckte. Erst nach einigen Augenblicken vermochte sie zu antworten: „Ich bin hier und unversehrt, Muttermutter. Wie sieht es bei dir aus?"

    „Deine Warnung kam rechtzeitig. Es sind wohl nur wenige, die gestorben sind."

    „Das ist gut, ich bin froh!" Erleichtert atmete Aifa auf.

    „Aber, Aifa, deine Mutter konnte ich noch nicht erreichen. Das sieht ihr nicht ähnlich. Ich kann die Säulenhalbkugel jetzt nicht verlassen. Kannst du kommen?"

    „Ja, ich mach mich auf den Weg, versprach Aifa und wandte sich an ihren Bruder mit den Worten: „Komm, Bruder, Mutter meldet sich nicht, wir müssen sie suchen! Ich werde fliegen. „Du weißt doch, dass mir übel wird in der Luft. Ich komme nach. Receda begleitet mich sicher, oder?"

    Die junge Ibulien nickte, und Aifa lächelte. Die beiden waren in der letzten Zeit unzertrennlich. Es war schon ein komischer Anblick: die Ibulien, die Giela um einen Kopf überragte, und ihr Bruder, der doppelt so kräftig war wie das Mädchen. Und doch: So unterschiedlich sie sich in der Gestalt waren, so ähnlich waren sie sich im Geiste.

    Doch es blieb keine Zeit. Rasch war die Kugel erschaffen, und die Wächterin flog zur großen Stadt. Schon von Weitem sahen ihre scharfen Augen die glänzenden weißen Knochen, die die Käfer so vollkommen abgenagt hatten, viele Skelette der Goklok und einige Jal und Cita. Aifa lenkte die Kugel in Richtung ihres Mutterhauses und war zunächst froh, draußen keine Knochen zu entdecken. Sicher war es der Mutter gelungen, rechtzeitig das schützende Innere zu erreichen. Doch als Aifa landete und auf den Boden sprang, sah sie sogleich die offen stehende Tür, die ihr nichts Gutes deutete. Ihr Herz schlug wie wild, als sie vorsichtig einen Schritt in ihr vertrautes Heim tat, nur um dann einen lauten Schrei auszustoßen. Inmitten des Raumes lag ein Skelett, die bleiche Knochenhand noch am Griff der rettenden Tür zur Bodengrube. Doch sie war nicht mehr dazu gekommen, sie zu öffnen, denn die unersättlichen Käfer mussten sie erreicht und bei lebendigem Leibe gefressen haben. Aifa versuchte, sich einzureden, es wäre nicht ihre Mutter. Diese war ja so vertraut mit den Käfern, doch inmitten ihres bleichen Brustkorbes lag die Kette mit dem schönen blauen Anhänger. Die Gewissheit überflutete Aifa so rasch, dass sie zusammensank und einen durchdringenden Schrei ausstieß.

    „Nein, nein, das darf nicht sein! Ich warnte doch so schnell! Du musstest es doch schaffen. Nein, nein."

    Aifa schüttelte den Kopf, dann kamen die Tränen. Auf den Knien strich sie über die glatten Knochen, über Hände und Arme und über den Schädel. Dabei flossen die Tränen so zahlreich und ohne Unterlass, dass sie vom Schluchzen und Schreien bald heiser war. Sie legte ihren Kopf auf den harten Brustkorb der Mutter und vermochte nur noch leise zu wimmern, als plötzlich ein weiterer Schrei den Raum erfüllte.

    Giela war gekommen, zusammen mit Receda, die instinktiv tröstend seine Hand hielt. Der Bruder sank neben seine Schwester, und mit sich berührenden Stirnen weinten sie. Receda legte ihre Hände über beide Häupter, und die reine, unverfälschte Trauer übermannte auch sie.

    Lange verharrten die drei und waren unfähig, etwas zu sagen, bis Aifa flüsternd die Stille brach: „Wir müssen es Yaza sagen." Giela vermochte nur zu nicken.

    Aifa versuchte, eine Gedankenverbindung aufzubauen, doch es gelang ihr nicht. Sie konnte sich nicht konzentrieren.

    „Ich werde gehen und es ihr sagen, es ist sicher besser so. Sie erhob sich und schaute Receda in die Augen, dabei hauchte sie: „Hilf ihm, schütze ihn, bitte!

    Receda umarmte Aifa und flüsterte ebenso: „Immer, zu jeder Zeit. Und wer hilft dir?"

    „Ich muss nun Yaza beistehen. Sie ist schon so alt, sie wird zusammenbrechen", wisperte die Wächterin.

    „Wer tröstet dich?", ließ Receda nicht locker.

    Aifa blickte auf ihren Bruder und sah dann wieder die Ibulien an. „Ihr seid meine Familie, ihr helft mir."

    „Auch ich?", fragte Receda langsam.

    „Du magst Giela, und damit gehörst auch du in mein Herz. Receda umfasste Aifas Hände und mahnte: „Sei stark!

    Aifa nickte, wandte sich dann ab und lief zügig durch die engen Straßen, bemerkte nicht die Grüße der Cita, nahm ihr Rufen nicht wahr. Einige schreckten zurück, als sie die Trauer im Gesicht der Wächterin bemerkten. Sie wussten, was sie verkündete.

    Als Aifa die Säulenhalbkugel erreichte, stand die Dritte auf der Treppe und redete. Aifa stieg die Stufen hinauf, und die Cita verstummten.

    Yaza sprach noch weiter, doch als sie die Blicke der Umstehenden sah, wandte sie sich um und schaute in das Gesicht ihrer Enkelin. Ihr war sofort klar, was Aifa sagte, ohne dass deren Stimme erklungen wäre. Der Blick ihrer Augen stach in Yazas Herz.

    „Kamali ist tot? Meine Tochter tot, von den Käfern gefressen?", fragte sie in Furcht.

    Aifa nickte nur leicht und fiel ihrer Großmutter in die Arme. Und die alte Frau schrie so gewaltig, wie niemand es ihr zugetraut hätte. Dann gaben ihre Knie nach, und Yaza sank zusammen, nur Aifas rascher Griff verhinderte den Sturz. Zwei Cita stürzten die Treppe hinauf und halfen Aifa, sie zu tragen.

    Yaza lag ausgestreckt auf ihrem Lager, und ihre Enkelin saß zu ihren Füßen. Immer wieder stammelte die Alte: „Das kann nicht sein, das darf nicht sein. Sie haben es mir versprochen, sie sagten es mir." Yaza zitterte nun und weinte, Aifa fiel ein.

    Dann erhob sich die Wächterin, ein Zucken fuhr durch ihren Körper. Die Wut kam schnell und war mächtig. Aifas Muskeln spannten sich, ihre Brust nahm einen tiefen Atemzug auf, dann rief sie: „Ich werde sie vernichten, sie alle ausrotten. Die Käfer werden uns nicht mehr heimsuchen. Kamali, ich räche dich, ich erschlage alle, zertrete alle und töte die Königinnen. Verrate mir den Unterschlupf dieser Ungeheuer, sag schon!"

    Yaza setzte sich auf, und die Wut im Gesicht der Wächterin ließ sie erzittern. Doch trotz der Trauer war sie sich ihrer Verantwortung bewusst – sie durfte Aifa nichts sagen: „Ich kann es dir nicht verraten, das ist gegen das Gesetz der Dritten."

    „Nein, los, sag schon!, forderte Aifa weiter. Sie ergriff Yazas Hand und drückte zu. „Sag schon, du musst!

    „Du tust mir weh! Und nein, ich sage es nicht. Keine Widerrede, ich spreche nicht mehr darüber!" Yaza wandte sich demonstrativ ab.

    Aifa wich zurück und schämte sich für ihr Verhalten, doch dann schrie sie: „Wenn wir Mutter übergeben haben, werde ich aufbrechen und nicht eher ruhen, bis ich diese Plage vernichtet habe."

    „Das kannst du nicht, sie lassen sich nicht finden", antwortete Yaza, doch Aifa war schon aus dem Zimmer geeilt. Die Alte vernahm noch die schnellen Schritte ihrer Enkelin.

    „Das arme Kind!", flüsterte die Dritte der Fünf.

    Giela hatte sich selbst übertroffen und eine wunderschöne Truhe erbaut, in die sie nun Kamalis Überreste legten. Nur die engsten Verwandten übergaben Kamali den Elementen. Giela, Yaza und Aifa standen im Kreis um die Grube mit der Truhe inmitten jener Lichtung des nahen Waldes, die Kamali so geliebt hatte. Aifa und ihre Großmutter waren einverstanden, als Giela sie bat, Receda zu erlauben, ihn zu begleiten. Sie stand neben ihrem Freund und hielt seine Hand.

    So war es der Sohn, der nun die ersten Worte fand: „Mutter, ich danke dir für alles, für dein Lachen und deinen Trost. Für all die schöne Zeit mit dir."

    Das Sprechen fiel ihm zusehends schwerer, und er verstummte weinend.

    Yaza trat an den Rand der Grube und beugte sich hinab zu ihrer Tochter. In den Händen hielt sie zwei runde, gelbe Steine, die sie nun ihrer Tochter übergab. Mit einem Schluchzen trat sie zurück.

    Aifa blickte auf den Deckel der geschlossenen Truhe hinab und betrachtete das Bild, das ihr Bruder aufgetragen hatte.

    „Vor Kurzem stand ich schon einmal vor einem Grab und verabschiedete Hila, meinen Freund. Und nun stehe ich vor dir, meine geliebte Mutter, und muss dich der Insel übergeben und dich loslassen. Das fällt mir so schwer! Aber nun bist du vielleicht bei Tendar, ihr seht euch wieder. Ich danke dir auch für die schöne Zeit, für deine unendliche Liebe und deine stets warmen Worte."

    Aifa legte behutsam die Kette ihrer Mutter auf die Truhe, und mit ihrem Aufstehen wuchs unverhofft erneut die Wut in ihr. Ihre Hand zitterte, als sie sich auf Karia stützte: „Mutter, ich werde sie alle vernichten, diese Plage beenden. Dann fürchte ich nur noch den Sturm. Wie er werde ich in die Käfer fahren und unter ihnen wüten."

    Aifa schrie und weinte, schluchzte und zitterte.

    „Kind, halte ein, du weißt es nicht! Du kannst die Käfer nicht bekämpfen, du darfst es nicht!", schrie die Muttermutter. Yaza umarmte ihre Enkelin.

    Doch diese befreite sich und brüllte: „Was, du schützt diese Viecher im Angesicht der Überreste deiner Tochter, meiner Mutter? Wie kannst du das nur! Ich verstehe dich nicht mehr. Verrate mir, wo sie sind!"

    Da ging Giela zwischen sie und wandte sich an seine Schwester: „Lass sie in Ruhe! Auch ich habe meine Mutter verloren, doch weiß ich um die Last, die Großmutter trägt. Auch wenn ich ebenfalls nicht alle Gründe für ihr Verhalten kenne, so wird sie sicher nicht unüberlegt handeln. Halte ein, Schwester! Trauern wir vereint um Kamali, nicht uneins und im Streit."

    Aifa beruhigte sich langsam, die drei umarmten sich nun.

    Dann trat Receda an die Grube und begann, die Truhe mit Erde zu bedecken. Ihre Stimme erklang mit den Worten: „Wir übergeben dich, Kamali, der Insel. Du bist für alle Zeiten in unseren Herzen. Und sollte der Himmel weinen und uns seine feuchten Küsse senden, dann wissen wir, dass du es bist, die uns in Liebe berührt."

    Aifa blickte zu Receda, war tief berührt von ihren Worten und antwortete ihr leise: „Welch ein Glück mein Bruder doch hat, dich zu seiner Freundin zu haben!"

    „Ich bin auch die deine, für immer, Aifa!", flüsterte die Ibulien. Die Wächterin schaute in die Kronen der Bäume und dachte: Nun habe ich weder Vater noch Mutter. Wenigstens bleiben mir noch Yaza und mein Bruder. Ich muss sie alle schützen!

    2.

    Die morgendlichen Sonnenstrahlen durchdrangen die oberen Wasserschichten des Ozeans. Sie tauchten die Schneckenhäuser und Muschelhallen des kleinen Dorfes in ein grünliches Licht. Ein älterer Lafou schwamm aus seinem Haus und schlug mit seiner rechten Schwimmhand an eine große Kugel, die einen brummenden Ton hervorbrachte und so die schlafenden Bewohner weckte. Gor streckte sich auf seinem Lager, und sein seitlicher Blick verriet ihm, dass Vater und Mutter ebenfalls erwachten.

    Ift, sein Vater, stieß Za sanft mit der Flossenhand in die Seite und pfiff: „Na, steh schon auf! Wir sollten gleich früh auf Nahrungssuche gehen, dann erwischen wir noch die saftigsten Stängel und die fettesten Muscheln."

    Die Lafou wandte sich zu ihrem Gefährten um und erwiderte ebenso leise pfeifend: „Ach, du immer mit deiner Anspannung! Es ist noch genug da draußen. Und du, Gor, steh auf und schwimm nach draußen! Die anderen Kinder warten schon. Gor antwortete: „Ja, ich bin gleich so weit. Geschwind erhob er sich und verließ das elterliche Schneckenhaus.

    Draußen befanden sich tatsächlich schon einige andere Lafoukinder, die ihm sogleich winkten.

    „Ja, ich bin ja schon da. Also los!"

    Die Kinder schwammen nun aus dem Dorf und suchten den sandigen Boden des Ozeans ab. Flugs fing Gor eine kleine Wasserspinne und steckte sie sich in den Mund. Diese Krabbeltierchen schmeckten in der Frühe am besten. Nun waren auch schon die erwachsenen Lafou bei ihnen, und gemeinsam drangen sie in den braunen Algenwald vor. Mit ihren Messern aus den scharfen Gräten der Dunkelschwimmer trennten sie die saftigen Stängel ab und reichten sie weiter, und die Frauen banden diese sofort zu dicken Bündeln zusammen. Andere Frauen hielten geflochtene Körbe in den Händen, in denen sie kleine Muscheln und Schnecken verstauten.

    Gor tauchte ab und glitt sanft über die sandige Oberfläche des Bodens, bedacht darauf, nicht zu viel Sand aufzuwirbeln. Denn diese Wolken verrieten allzu oft die sammelnden Lafou den lauernden Jägern an der Oberfläche, die dann mit spitzen Schnäbeln ins Wasser stießen und die Lafou als Beute jagten. Da, ein kleiner Kreis aus Sand zeigte dem jungen Lafou eine verborgene Beute an. Er verharrte über dem Versteck und ließ sich von der schwachen Strömung und seiner Gegenbewegung mit den Beinen in eine schwebende Position bringen. Sein Blick war fest auf die Stelle gerichtet, aus der die Beute dringen musste. Und wirklich: Eine schwache Bewegung im Sand verriet sie ihm. Sie steckte langsam den Kopf aus dem Sand, und blitzschnell packte der Lafou den nun zappelnden, schlanken Schwimmer. Gor biss in ihn so, wie er war, hinein und trank das warme Blut des Tieres.

    „Oh, gut gemacht, mein Sohn! Ich sehe, die vielen Übungsstunden waren nicht umsonst." Ift lachte kurz auf.

    „Er hat ja auch den besten Lehrer", fügte Za pfeifend an.

    Gor reckte sich. Stolz schaute er zu seinen Altersgenossen, die ihm wieder mit den Flossenhänden winkten.

    „Kehren wir zurück, wir haben heute Glück gehabt. Danken wir der hellen Seite des Wassers und fürchten wir die finstere Tiefe unter uns!"

    „Ja, Ift!"

    Die Lafou schwammen in einer langen Reihe zurück in ihr Dorf.

    Gor suchte etwas unter seinem Lager, als draußen laute Pfiffe erklangen. Der Jagdtrupp war nach drei Zyklen zurückgekehrt. „Schnecken, wir haben eine Herde großer Schnecken gesichtet. Macht euch bereit für die Jagd, sie sind nicht weit!", pfiff der Jagdrufer laut.

    Die Pfeifer des Jagdtrupps wiederholten ihre Nachricht. Ift fuhr hoch und griff seine langen Speere mit der rechten Hand. „Wartet hier, ich komme bald zurück!"

    „Ich will mit, ich bin alt genug für die Jagd!" Gor war aufgeregt, das Jagdfieber packte ihn.

    „Nein, ich sage dir, wann es an der Zeit dafür ist!", antwortete der Vater mit Nachdruck.

    „Ich will mit, ich bin der Sohn des Anführers. Ich muss mit, die anderen Jungen lachen schon über mich", gab Gor nicht auf.

    „Aber sie sind älter und waren schon auf einer Jagd", warf seine Mutter ein.

    „Ich verhandele nicht, mein Sohn, du bleibst bei Mutter!"

    Damit huschte Ift aus dem Haus und schloss sich einem großen Trupp an. Mit Pfeifen und Trommeln zogen sie aus und waren den hoffnungsvollen Blicken aller entschwunden.

    „Es kommt der Moment, dann darfst du deine erste Jagd erleben. Er ist nicht mehr weit, doch du kennst die Gefahren", tröstete Za.

    „Ja, die Stachler."

    „Genau, mein Sohn, die Stachler. Sie begleiten stets die Riesenschnecken."

    „Ja, Mutter." Gor war enttäuscht und schwamm ins Freie.

    Dort schwebten drei andere Lafoujungen und ein Mädchen an einer Stelle.

    „Na, Gor, wieder keine Jagd?"

    Ausgerechnet Empa! Sie sah wieder so reizend aus, wie ihr Haar im Wasser trieb. Gor bemerkte seine aufsteigende Verlegenheit.

    „Kannst du uns nichts mitteilen?" Ein Junge feixte.

    Gor blickte zu Empa, die mitleidig grinste.

    „Ich bin der Sohn des Anführers, und ich sage: Folgen wir den Jägern."

    „Bist du verrückt? Unsere Väter stutzen unsere Flossen, wenn wir das machen."

    „Also ich finde seinen Vorschlag aufregend. Wir sollten Gor begleiten."

    Empa umarmte Gor, der wieder verlegen wurde. In ihrer Gegenwart fühlte er sich immer unsicher.

    „Gut, machen wir das, warf der dicke Lafoujunge ein. „Auf geht es!

    Gor schwamm voran, neben ihm Empa, und leise pfiff sie: „Ganz schön mutig von dir, den Anweisungen deines Vaters nicht zu folgen. Das hätte ich nicht von dir erwartet. Manchmal überraschst du mich."

    Gor erwiderte nichts, sondern achtete darauf, den Jagdtrupp einzuholen.

    3.

    Kendron stand auf einer schwebenden Plattform und blickte zu den wenigen Ibulien, die mit dem Bau des kleinen Stützpunktes fortfuhren. Sein eigenes Haus war bereits vollendet und bot Platz genug für seine kleine Familie, die erst dann komplett wäre, wenn Dafa zu ihm stoßen würde. Wie alle Häuser der Ibulien war es schmal, jedoch hoch gebaut. Ganz oben, auf dem flachen Dach, befanden sich die Pflanzen und das große Wasserbassin, darunter die Räume seiner Tochter über denen seiner Gefährtin, unten seine eigenen. Neben dem Haus stand eine große Halle, flankiert von gestreckten Gärten. Sein Blick ruhte nun auf dem begonnenen Turm mit seinen Landeplattformen. Wie alle Türme glich er einem Baum. Durch die Hülle der Kugel blickte Kendron hinunter zur Insel Xeme, wie die Ibulien die Heimat der Cita nannten. Er sah das Glänzen der Säulenhalbkugel und die Kugelhäuser. In einer musste sich Jaloe befinden, der er unendlich dankbar war, denn sie hatte auch geholfen, Receda zu heilen. Seine Tochter liebte er über alles; ihr Glück war sein Antrieb, sich um das kleine Volk zu kümmern. Ständig befand er sich im Kontakt mit Jazua, die in der Stadt der Ibulien weilte. Nach dem Ableben des alten Hadun währten die Rituale ganze zehn Zyklen, bis sein Sohn als Verwalter des Gleichgewichts zwischen den Weißen und den Silbernen eingesetzt werden konnte. Bis dahin war es noch Zeit. Er würde dann aufbrechen müssen, Receda jedoch hierlassen. Dort freute er sich auf ein Wiedersehen mit Dafa. Hoffentlich begleitete sie ihn dann.

    Seine Gedanken schweiften nun ab, als weitere Lastenkugeln eintrafen. Sie brachte neue Erde für den Boden der Schwebekugel, in der sich die Vertilger befanden, die den Unrat verarbeiteten. Ständig kamen Kugeln an und brachen nach dem Löschen ihrer Ladung wieder auf. Aus allen Städten der Ibulien trafen Waren und Materialien ein. Einige weitere Ibulien schlossen sich ihm an, bereit, ihr Leben über den Cita zu gestalten. Es waren meist, wie er selbst, Unentschlossene, die sich nicht für die Seite der Weißen oder der Silbernen zu entscheiden vermochten. Mit Dafa käme die erste Silberne hierher.

    Receda stand nun unter ihm und rief: „Vater, ich sehe, wie alles wächst. Es ist unglaublich, wie schnell das geht!"

    Kendron, erfreut, seine Tochter zu sehen, landete vor ihr und meinte: „Bald sind wir hier fertig, dann kann deine Mutter kommen."

    „Ja, ich freue mich schon, sie endlich wiederzusehen. Ob es ihr hier gefällt?" Receda schaute sich um.

    „Ich denke, doch, denn ich habe ihre Räume besonders sorgfältig gestalten lassen."

    „Du weißt, sie braucht eine Aufgabe. Was soll sie hier tun? Du kümmerst dich um die Cita, ich verbringe viel Zeit mit Giela. Aber sie?"

    „Das wird sich schon fügen, warte es ab!"

    „Ich werde bald Giela herbringen, wenn alles fertig ist. Er wird sicher staunen. Vielleicht hat er noch eine seiner tollen Ideen", rief Receda aufgeregt.

    „Du magst ihn sehr."

    „Ja, wir verstehen uns hervorragend."

    Kendron überlegte, dann meinte er: „Du weißt, Receda, wie dein Weg aussehen wird. Wenn du alt genug bist, dann wirst du dir einen Gefährten suchen müssen. Einen Ibulien, vielleicht einen Weißen. So ist unsere Tradition. Ich habe Sorge, dass du dies vergessen könntest, wenn du Zeit mit Giela verbringst. Du sollst aber wissen, dass ich ihn sehr mag – genau wie seine Schwester Aifa und die anderen Cita, vor allem aber Jazua und Jaloe."

    „Ich weiß."

    Beide standen nun nebeneinander über der kleinen Stadt, und bald bemerkte Receda ein helles Licht.

    „Giela ruft mich, ich fliege zu ihm hinab."

    „Bis nachher! Ich habe etwas Leckeres für dich", schmunzelte Kendron.

    „Gut, Vater." Mit diesen Worten schuf sich Receda eine Kugel und flog zur Stadt der Cita hinunter.

    Kendron schaute ihr nach.

    4.

    Aifa rannte lange, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, über die Weiden. Erst nach mehreren Augenblicken hielt sie keuchend inne und atmete tief durch. Schweiß rann ihr vom Körper, und ihr ärmelloser Overall klebte überall an ihrer Haut. Ein vertrautes Fauchen fuhr jäh in ihre kreisenden Gedanken und vertrieb kurz ihre Trauer. Der Utron stand hinter ihr, überall mit den zerquetschten Körpern der Käfer bedeckt. Sie hatten ihm nichts anhaben können, denn sein Panzer war für ihre spitzen Zähne zu dick gewesen. Zwischen seinen langen tödlichen Krallen klebten noch Fetzen von Käferfleisch, und deren dickes, gelbliches Blut bedeckte den massigen Leib.

    „Da bist du ja! Sie konnten dich nicht töten. Das ist gut, aber wie schaust du aus? Ich muss dich wohl säubern, komm!"

    Aifa brach einige größere, halbrunde Blätter von den umstehenden Sträuchern ab und machte sich daran, ihren Freund von den stummen Zeugnissen des Angriffs zu befreien. Langsam rieb sie ihn sauber, was der große Jäger sichtlich genoss. Da kam ihr unerwartet eine Idee. Sie hielt dem Tier einen zerfetzten Käfer vor die Nase und rief: „Riech, mein Utron, nimm den Geruch auf, präge ihn dir ein!"

    Der Utron gehorchte und sog tief den Geruch des Käfers in sich auf.

    Aifa sprang auf den Rücken des Utron, hielt sich mit ihrer rechten Hand an seinem gebogenen Schwanz fest. Die linke Hand legte sie auf seinen Kopf. „Such die Käfer, finde sie für mich! Los!"

    Der Utron sprang auf und prüfte den Wind, nahm die feinsten Gerüche wahr. Dann rannte er davon, dem Gebirge im Osten der Insel entgegen. Er lief so zügig, so schnell, dass Aifa schon Mühe hatte, sich festzuhalten. Dann stoppte er plötzlich und stieß einen kurzen, tiefen Ruf aus. Er hatte anscheinend die Käfer entdeckt. Da war ein Felsspalt, verborgen hinter einigen Sträuchern, wohl nur für Aifa sichtbar. Doch dieser war zu schmal für den Utron.

    „Da muss ich wohl allein hinein, warte hier!"

    Aifa nahm ihre Hammerkeule in die rechte Hand und betrat schließlich einen schmalen Gang im Felsen. Der Boden war nass und rutschig. Vereinzelt entdeckte Aifa Blut und Hautfetzen.

    Ich bin wohl hier richtig. Mutter, ich werde dich rächen. Bald gibt es keine von den Plagen mehr. In Kürze haben wir nur noch den Stürmen zu trotzen. Kamali, Mutter, du wärest stolz auf mich. Sie lief rasch den Gang entlang, der in einer Kammer endete. Hier lagen unzählige harte, leere Panzer der Käfer auf dem Boden herum. Deren gelbliches Blut vermischte sich mit dem Wasser überall am Boden.

    Ein Würgereiz stieg in ihr auf, und der beißende Geruch packte sie, doch sie hielt dem stand und ging weiter. Bald darauf erreichte sie einen großen weißen Haufen mit harter Schale: Eier einer Königin, aus denen ihre Nachkommen schlüpfen würden. Aifa schlug zu und zerstörte die schützende Hülle, trat in die schleimige Masse und drosch wieder zu.

    Dann zerschnitt ein Schrei ihr Treiben: Die Mutter spürte die Gefahr für ihre Brut und eilte zu Hilfe. Mit ihren vier langen Beinen hatte sie ihre Jungen rasch erreicht, die zwei dünnen Fühler zeigten auf Aifa. Mit einer blitzschnellen Bewegung stach sie nach ihrer Gegnerin, doch diese wich aus und griff an. Beide erreichten damit gar nichts, doch wurde die Königin langsamer. Sie war die ältere von beiden Schwestern und schon immer die schwächere. Ihre Reaktionen, gedämpft durch die Anstrengungen des Gebärens, wurden immer behäbiger. Bis Aifa zuschlug und der Königin das Haupt abtrennte. Mit einem dumpfen Geräusch fiel es auf den Boden.

    Aifa stand da und rief: „Das ist für meine Mutter. Hörst du, Scheusal, für Kamali! Deine Brut ist auch tot, ja, die Cita sind gerächt. Jetzt finde ich die zweite Königin, und dann hat alles ein Ende."

    Aifa wollte gerade gehen, als ein weiterer lauterer Schrei ertönte: Die zweite Königin hatte sie gefunden. Sie brach so rasch in den Raum, dass Aifa nur noch nach hinten springen konnte. Sie merkte sofort, dass diese Gegnerin eine ganz andere war: jünger, größer und um vieles stärker. Ihre schwarzen Augen erfassten die Situation in Bruchteilen eines Gedankens. Sie schnellte vor und stellte sich auf. Die mit Dornen bewachsenen Fühler fegten heran. Aifa vermochte nur zu reagieren, sie wurde nun zur Gejagten. Immer wieder musste sie den Angriffen ausweichen, konnte selbst nicht agieren und wurde nun schwächer. Da täuschte die Königin mit rechts einen Angriff vor, ließ Aifa behänd zur Seite springen und schlug mit dem linken Fühler zu. Aifa taumelte benommen und rutschte dann die Felswand hinter ihr hinunter, sie blieb verwirrt sitzen. Die Königin stand nun über ihr, und ihr langer, dünner Stachel verharrte über ihrer Gegnerin. Aifa starrte die Königin an und vermochte nicht, sich zu bewegen, sie sah nur die schwarzen Augen. Dann stieß die Königin zu. Der Stachel bohrte sich tief in Aifas linke Schulter und blieb in ihr stecken. Mit nur einem mächtigen Ruck könnte die Königin ihre Gegnerin nun zerfetzen, sie hochschleudern oder zerschmettern. Doch nichts dergleichen geschah, es breitete sich aber ein heißer stechender Schmerz in Aifa aus. Das Sekret der Königin erreichte Aifas Blut und verband sich dann mit ihrem Gehirn. Dieser wahnsinnige Schmerz ließ Aifa fast die Besinnung verlieren, doch dann war er unerwartet verschwunden. Statt seiner vernahm Aifa nun eine Stimme in ihrem Kopf, eine helle, freundliche Stimme: „Was tust du hier? Warum tötest du uns?" Die Fragen trafen wie Steine.

    Aifa hörte die Königin und konnte ihr doch nicht antworten.

    „Du bist so unwissend, kleine Cita, so wütend, halbe Ibulien. Ich ahne, weshalb du hier bist, doch musst du lernen. Deine Dritte der Fünf, oh, ich verstehe, sie ist deine Muttermutter, war hier. Ich fühle eure Verwandtschaft. Eure Verbundenheit ist tief und innig. Und nun, du kleine Wächterin, hast du deinem Volk einen schlimmen Dienst erwiesen."

    Aifa nahm ihre Kräfte zusammen und antwortete: „Ihr Käfer seid die Plage. Ihr tötet uns und fresst alles auf, bis auf die Knochen. Überall Gebeine in der Stadt, ihr habt meine Mutter gefressen. Daher muss ich euch vernichten, euch alle."

    Aifa wollte sich aufrichten, doch die Königin verstärkte den Druck in Aifas Körper mit einer geschmeidigen Bewegung ihres langen Leibes.

    „Ja, wir fressen euch. Jedoch nur dann, wenn wir unsere Jungen zur Welt bringen, dann brauchen wir Königinnen Fleisch. Hast du nicht bemerkt, wie selten wir euch heimsuchen? Nur wenn der Zyklus vollendet ist; dann brauchen wir Mütter Fleisch. Ansonsten krabbeln unsere Kinder über die Insel, fressen Parasiten, vernichten Unkräuter und vertilgen kranke Pflanzen und Tiere. Sieh, was geschieht, wenn wir nicht mehr sind! Wir und die Insel sind eins, ihr Cita dient uns als Nahrungsquelle."

    Aifa sah in ihren Gedanken nun eine trostlose Insel, verdorrte Felder mit kranken Pflanzen, verendete Gokloks und hungernde, weinende Cita. Dann erblickte sie sich selbst mit funkelnden Augen und weißem Schaum vor dem Mund, sie schlug immer wieder zu, wahllos auf alles ein. Der Utron lag tot am Boden, erschlagene Cita mit blutenden Köpfen und aufgeblähte Goklokleiber. Sie sah sich selbst taumeln und fallen.

    „Hör auf, das bin ich nicht!"

    „Das wirst du aber sein, wenn du deiner Wut nun folgst. Den Tod deiner Mutter bedaure ich, auch wenn ich dafür über meinen Schatten springen muss. Doch nun komm zur Besinnung! Die Insel braucht dich, dein Volk benötigt deine Hilfe. Meine Schwester ist tot, deren Kinder sind tot, sie können die Insel nun nicht mehr schützen. Und ich bin allein, meine Kinder viel zu wenige. Ihr werdet hungern, krank werden, die Gokloks werden sterben, eure Ernten verderben, ihr müsst aber überleben. „Um euch wieder zu nähren?, fragte Aifa böse.

    „Ja, Aifa, ja! Wir Käfer waren die Ersten, die hier waren, wir sind eins mit der Insel. Dann seid ihr gekommen. Durch euch haben wir überlebt, wir schützen euch und ihr uns, versteh doch!"

    Aifa schaute nur in die schwarzen Augen, dann verlor sie das Bewusstsein.

    Die Königin verharrte über ihr und zog dann den Stachel aus Aifas Körper. Blut rann ihr über die Schulter und beschmutzte ihren blauen Overall. Die Königin kam näher, öffnete ihr Maul und ließ einen Schwall Speichel auf die Wunde tropfen, dann hob sie Aifa sanft an und legte sie auf den Boden.

    Als Aifa erwachte, hatte sie starke Kopfschmerzen, und ihre Schulter brannte, doch die stechende Qual war fort. Zunächst vermochte sie nicht, sich zu konzentrieren. Alles wirbelte und kreiste in ihrem Kopf.

    Ich muss gehen, muss zu Yaza.

    Taumelnd stolperte sie den Gang entlang und trat nach einer gefühlten Ewigkeit ins grelle Tageslicht.

    „Utron, wo bist du?"

    Rasch sprang ihr Freund herbei.

    „Bring mich in die Stadt zu Yaza."

    Sie kletterte auf seinen Rücken, und ihr Freund rannte davon. Unterdessen erreichte die Königin ihre Brut, die noch nicht vollständig geschlüpft war. Behutsam berührte sie die harten Außenhüllen mit den Fühlern und war froh, das lebhafte Pulsieren drinnen zu spüren. Dann verließ sie den Raum und kehrte erst nach Tagen zurück. In der Zwischenzeit waren alle Jungen durch die Hüllen gebrochen und krabbelten nun in der Höhle umher. Eines der Jungtiere war größer und heller als die anderen: eine junge Königin. Sie saß auf einem kleinen Felsvorsprung und beobachtete die Meute unter sich. Sie streckte sich und sprang dann hinunter. Geschwind packte sie wieder ein zappelndes kleines Junges und biss es tot. Dann verschlang sie ihre Beute. Anschließend erklomm die junge Königin wieder ihren Felsen. Stolz blickte sie ihre Mutter an.

    5.

    „Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht entdecken. Vaters Augen sind scharf, er wird uns tadeln, so viel ist sicher." Gor hielt inne und wartete, bis seine drei Begleiter zu ihm aufschlossen. Mit einer fließenden Bewegung der Flossenhände nahm er eine schwebende Position ein. Sein Blick richtete sich nach vorn, wo der Jagdtrupp soeben in einer Wand aus Seegras verschwand. Nur wenige Augenblicke später huschten die vier Lafoukinder dem Jagdtrupp hinterher in den Wald. Und dann schauten sie hinunter auf eine weite Ebene, die sich fast bis zum Horizont im Meer erstreckte. Über den sandigen Boden zog eine Herde Schnecken, die sicher an die dreißig Tiere zählte. Sie kam, wie es Art dieser Schnecken ist, nur langsam voran. Gor blickte nach rechts und bemerkte, versteckt hinter einer Reihe mittlerer Steine, seinen Vater und hinter ihm den gesamten Trupp. Als die hinterste der Schnecken den Stein passierte, gab Ift sein Zeichen, und die Jäger brachen hervor. Die Schnecken verharrten nur kurz, sie kannten keine natürlichen Feinde im Ozean. Ihr Fleisch war roh ungenießbar, denn der bittere Geschmack hielt die Jäger des Meeres davon ab, ihnen nachzustellen. Erst die Lafou, die irgendwann entdeckten, dass das Fleisch, im Wasser der heißen Quellen gekocht, sehr schmackhaft war, jagten die Schnecken und gewannen aus ihnen Nahrung, Behausungen und viele andere nützliche Dinge.

    Gor sah nun seinem Vater zu, der mit einem Speer aus den Gräten der großen Schwimmer eines der Tiere verwundete. Rasch halfen ihm weitere Jäger, und die Beute verendete schnell. Doch die Jäger waren selbst entdeckt worden: Aus den Häusern der Schnecken huschten nun die Stachler hervor, ständige Begleiter der Herden, die in deren Schutze ebenfalls vor Räubern sicher waren. Geschwind stürzten sich die Stachler auf die Lafou in der Absicht, diese mit ihrem dicken Stachel am Kopf zu treffen. Darin befand sich ein Gift, das einen Lafou zu lähmen vermochte. Die Jäger wichen aus, konnten aber nicht verhindern, dass einer von ihnen doch getroffen wurde und zuckend auf den Boden sank. Zügig nahm ihn ein Jäger auf und zog in zur Seite. Gor und die Kinder sahen, wie eine weitere Schnecke erlegt wurde und dann noch eine. Nun hatten die Jäger genug, denn die Beute musste nun auch ins Dorf gebracht werden. So zogen mehrere Jäger die Kadaver fort. Doch Gor sah, wie sich ein Stachler seinem Vater näherte. Er wollte warnend pfeifen, doch da bemerkte sein Vater die Gefahr und wandte sich um. Mit seinem Speer fügte er dem Angreifer eine tiefe Wunde zu. Der Stachler zog sich zurück, Gor schaute ihm nach.

    „Warten wir, bis sie verschwunden sind, und kehren dann ins Dorf zurück!", schlug Empa vor.

    Die anderen beiden Jungen nickten, doch Gor entgegnete: „Nein, ich werde den Stachler töten, den Vater verwundet hat. Stellt euch vor, wie stolz meine Eltern wären! Ich werde meinen ersten Stachler erlegen und so meiner Familie Ehre machen. „Nein, das ist viel zu gefährlich für dich! Du hast gesehen, wie rasch dein Vater war. Du kannst das noch nicht, warnte Empa. „Ich werde es schon können. Also wer folgt mir?"

    Die Jungen blickten auf den Boden.

    „Und du, Empa, bist du wenigstens so tapfer?"

    „Ja, ich begleite dich", antwortete sie keck.

    „Das war ja klar, du würdest ihm doch immer folgen." Der dicke Lafoujunge blickte das Mädchen an.

    „Und? Warum nicht!", lächelte die Lafou.

    „Nun kehrt heim, wir folgen, so rasch wir können. Sagt niemandem, wo wie sind! Fragen sie euch, dann verweist sie auf das Blumental!", gab Gor bestimmt an.

    Die beiden Jungen wandten sich um, und Gor schwamm vorwärts, hinunter in die Ebene. Er folgte dabei der Richtung des verwundeten Stachlers, denn seine feine Nase hatte die Spur längst aufgenommen.

    „Da ist er!"

    Empa folgte seinem Blick und nickte, dann pfiff sie: „Los, lass dir die Trophäe nicht entgehen!"

    Gor nahm sein Messer und schwamm dem verwundeten Tier entgegen, doch dieses bemerkte die Gefahr und flüchtete. Gor und Empa folgten ihm, und so streckte sich die Jagd. Bald waren die Lafoukinder ungewollt sehr weit geschwommen, vom Stachler fehlte plötzlich jede Spur. Gor hatte die Witterung verloren, und Empa fragte ängstlich: „Wo sind wir hier?"

    Auch Gor schaute sich um, doch konnte er sich nicht erinnern, jemals hier gewesen zu sein.

    „Kehren wir um! Wir müssen uns beeilen, denn die Erwachsenen werden uns suchen!"

    „Da!" Empa zeigte mit der rechten Flossenhand nach oben.

    Der Stachler war bis kurz unter die Oberfläche geschwommen in der Hoffnung, ihm würde keiner folgen.

    „Den hole ich mir!"

    Gor schnellte nach oben, und Empa folgte, doch nahmen sie keine Notiz von der drohenden Gefahr. Zwei dunkle Schatten lagen auf dem Wasser. Mit einer schnellen Bewegung tauchten sie ab und öffneten ein Netz. Ehe sich die Lafou besinnen konnten, waren sie gefangen. Sie zappelten und wandten sich, drehten und verfingen sich umso mehr. Mit dem Netz zog man sie fort.

    Empa schluchzte: „Wir werden sterben, die Luftatmer töten uns."

    „Nicht, wenn ich uns hier herausholen kann."

    Gor griff in das Netz und zog die Maschen auseinander. Mit all seiner Kraft verschaffte er Empa einen Spalt, um zu entkommen. Diese huschte hinaus und forderte Gor auf, es ihr gleichzutun, doch er war nun viel zu schwach, um die Öffnung für sich größer zu machen.

    „Kehre heim, berichte, wo ich bin. Denk an mich!", pfiff er ängstlich.

    „Nein, Gor, du darfst nicht sterben, nicht so ‒ in den Fängen der Luftatmer. Sie werden dich essen. Sammle deine Kräfte und folge mir dann. Ich werde mit den anderen Lafou kommen und dich hier suchen. Sieh da unten den spitzen dunklen Stein. Das ist meine Markierung, ab hier suchen wir dich."

    Gor schaute durch das Netz nach oben und sah, dass ein dritter Luftatmer gekommen war. Daher wedelte er mit den Händen und pfiff, so laut er es in diesem Moment vermochte: „Los, flieh! Schnell jetzt, sie kommen."

    Empa drehte sich elegant im Wasser und schoss davon. Gor sah noch ihre langen Haare im Wasser wehen. Dann nahmen seine Peiniger Geschwindigkeit auf und fegten davon.

    6.

    Das Tagwerk bei seinem Vater Bulgen war vollbracht, und der Abend kündigte sich bereits mit seinem lauen Wind vom Meer her an, als Fenn das prächtige Haus verließ und den Weg hinunter in die Viertel der Unteren nahm. Sein Vater war nicht begeistert von seinen abendlichen Ausflügen, doch seit Fenn seinen 23. Zyklus vollendet hatte, konnte der Vater ihm nichts mehr vorschreiben. Er hatte es als zweitgeborener Sohn sowieso schon schwerer. Sein älterer Bruder würde irgendwann neuer Statthalter werden, und Fenn musste seinen Platz erst finden. Doch er verfügte nicht über die präzise Analytik seines Bruders und schon gar nicht über dessen Sinn für ungewisse Unternehmungen. Vielmehr widmete er seine Zeit dem Spiel, dem Herumalbern mit seinen anderen Feldarfreunden. Auch liebte er das Träumen und die Langeweile. So schlurfte er lässig die Straßen entlang und nahm die anderen Feldar gar nicht richtig wahr. Deren eindringlich hohe Stimmen fegten an ihm vorbei, und selbst jenes gelegentliche helle Lachen, das für die Unteren so typisch war, konnte seine Aufmerksamkeit nicht binden. Nun bog er in eine schmale Gasse ein, die ihn zu einer kleinen Wirtschaft führte. Dort nahm er, wie fast an jedem Tag, an einem der hinteren Tische Platz und winkte dem dicken Olgren, ihm einen Krug kalten Starg zu bringen. Olgren lächelte wie immer, stolz, dass ein Oberer seine kleine Schenke aufsuchte.

    „Lass es dir munden, Fenn. Du schaust aber traurig drein! Hat dein Vater dich wieder ermahnt?"

    Fenn nickte nur kurz und antwortete: „Es war heute schlimmer. Ich solle mir endlich einen Platz verdienen und mir eine Erstgefährtin suchen."

    „Na, der alte Bulgen wird doch nicht selbst auf die Suche gehen! Dann müsstest du nehmen, was er dir böte, nein. Ich würde mich schon selbst auf die Pirsch begeben." Olgren lachte wieder auf und ließ den jungen Feldar nun allein.

    Fenn selbst studierte die anderen Gäste und holte dann aus seinem Mantel eine Rolle feinsten Tuches heraus. Mit einem schwarzen Stift begann er, die Szenerie zu zeichnen und sich die Züge der markanten Gesichter einzuprägen. Da war der alte Fischer mit seinen Freunden, dort die Fänger der Luftgleiter, und ganz hinten saßen zwei Narg und tuschelten. Die langen Bänder ihrer Mützen fielen ihnen in sanften Wellen auf den gebeugten Rücken.

    Dann betrat ein weiterer Feldar den Raum, sah sich rasch um und setzte sich gleich vorn neben die Tür. Seine Blicke huschten unruhig umher, blieben kurz an Fenn haften, der dem Blick des Fremden standhielt. Doch immer wieder wandte er sich der Tür zu, als erwartete er jemanden.

    Fenn erhob sich und trat an den Tisch des Fremden: „Suchst du jemanden, kann ich helfen?"

    Der Angesprochene musterte den jungen Feldar und hauchte: „Das muss mein Glückstag sein, wenn ein Oberer mich anspricht. Ich erwarte meine Schwester, eine Feldar mit langem roten Haar. Kennst du sie, du bist vielleicht öfter hier?"

    „Nein, hierher verirren sich selten Frauen, und wenn, sind es sicher nicht solche wie deine Schwester, schmunzelte Fenn. „Nun, sie wird schon kommen.

    „Ich bin Fenn, Sohn des Bulgen."

    „Mich ruft man Ikrin. Ich stamme aus den Wäldern im Osten. Ich komme selten hierher. Arlora liegt gerade hinter mir. Delok veranstaltet nun fast jeden Zyklus eine Schau und Spiele; die Feldar dort lieben das."

    „Nun, ich mache mir nichts aus diesen Dingen, mir ist das zuwider. Aber gut, es ist der Oberste, da müssen wir wohl passen."

    „Wenn du mich fragst, übertreibt er es", meinte Ikrin.

    Fenn flüsterte: „Sprich leiser. Ich bin zwar ein Oberer, aber Deloks Ohren sind überall."

    Beide redeten noch eine ganze Weile miteinander, die Schwester jedoch tauchte nicht auf – ein Umstand, der Ikrin zusehends zu schaffen machte.

    Fenn bemerkte die ansteigende Unruhe und bat: „Beschreibe mir deine Schwester. Ich meine, lange rote Haare haben hier viele Frauen!"

    „Nun, sie ist groß und schlank, trägt stets farbenfrohe Kleidung. Ihre Haut hat einen dunkleren Einschlag, und meistens trägt sie eine gelbe Kette. Sie heißt Vatue."

    „Noch nie von ihr gehört. Gibt es Eigenheiten, über die du dir Sorgen machen musst? Verhält sie sich auffällig?"

    Der Angesprochene begann, zu drucksen und sichtlich verlegen zu werden.

    „Jetzt sprich schon, ich werde euch nicht verraten!"

    „Meine Schwester redet oft geschwinder, als ihr Verstand arbeitet, das bringt sie manchmal in Nöte. Oft habe ich ihr erklärt, sie solle erst überlegen und dann sprechen, aber sie ist unbelehrbar."

    „Oh, dies kommt mir sehr vertraut vor. Mein Vater würde jetzt sofort auf mich zeigen und genau das über mich sagen. Er hätte sogar recht damit, denn ich rede auch viel und fasse viel zu schnell Vertrauen. Das ist in der heutigen Zeit nicht immer hilfreich."

    „Du sagst es. Der Fremde nickte und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher, dann erhob er sich und rief: „So, es ist Zeit, ich gehe. Ich werde morgen noch einmal hineinschauen. Vielleicht treffen wir uns wieder hier.

    Fenn nickte und lächelte, er schaute dem Fremden noch eine ganze Weile nach und hörte noch lange dessen schlurfenden Schritt.

    Fenn blieb gleich an dem Tisch sitzen und blickte zur Mitte des Raumes. Dort trafen sich nun vier Feldar zum Spiel. Lautstark und immer ausgelassener wurden sie. Fenn beschloss, nun zu gehen. Beim Hinausgehen zahlte er dem Wirt noch rasch die Zeche und betrat dann wieder die schmale Straße. Rein zufällig fiel ihm eine lange Mähne roten Haares auf, die sich im Schritt der jungen Feldar wiegte. Ihre schrillbunten Sachen stachen Fenn sofort ins Auge, gefielen ihm aber nicht besonders. Nein, da war etwas anderes, es war, und dessen war er sich allmählich immer sicherer, die Art, wie sie sich bewegte und wie sie den Kopf drehte. Sie schien etwas zu suchen.

    Fenn fasste Mut und rief: „Vatue!"

    Die Frau hielt erschrocken inne und wandte sich um. Als sie Fenn bemerkte, strich ihr Blick über seine feinere Kleidung und über seine Schultern mit dem roten Streifen, die ihn als Oberen auswiesen. Erschrocken beschleunigte sie ihre Schritte, doch Fenn holte sie rasch ein.

    „Hab keine Angst. Ich will dir nichts tun, ich habe nur vorhin deinen Bruder getroffen. Er beschrieb mir deine Gestalt."

    „Ikrin ist schon in der Stadt? Das ist gut", flüsterte sie ängstlich. Die Frau schaute sich aufgeregt um.

    „Was ist nur mit dir?", wollte Fenn wissen.

    „Das kann ich dir nicht erklären, besser, wir trennen uns wieder." Noch ehe Fenn ihr antworten konnte, bemerkte er zwei dunkelbraun gekleidete Feldar. Ohne Zweifel gehörten sie zu den Drunae, der Wache Deloks.

    „Da ist sie", rief einer.

    So sprangen beide voran und griffen nach Vatue, die ihnen auswich.

    Gedankengegenwärtig schritt Fenn dazwischen und donnerte die beiden an: „Was soll das? Habt ihr euren Verstand verloren? Diese Frau hat niemandem etwas getan und gehört außerdem zu mir!"

    „Wer bist du, Oberer?"

    „Was, ihr wisst nicht, wer ich bin? Ihr wisst nicht in meiner Stadt, wer ich bin?", rief Fenn und bemühte sich, hart zu klingen.

    Die Wachen wichen zurück.

    „Ich bin Fenn, zweiter Sohn des Bulgen."

    Nun waren die Wachen sichtlich erschrocken und wiegelten ab: „Wir wollten dich nicht stören. Wir sind nur auf der Suche nach einer Gegnerin Deloks."

    „Die ihr hier aber nicht findet, sucht woanders weiter. Nun entfernt euch, rasch!"

    Die Wachen zogen sich zurück und waren in wenigen Augenblicken verschwunden.

    Vatue stand mit offenem Mund da. Sie blickte zu Fenn und stammelte leise: „Ich, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Du als Oberer hättest mich nicht retten müssen. Ich bin nur eine Untere, völlig unbedeutend für dich."

    Fenn lächelte und entgegnete: „Nein, nicht für mich. Mir ist egal, ob du eine Untere bist. Du gefällst mir, und ich wollte dir helfen. Vatue starrte ihn an. „Ich muss nun gehen.

    „Ja, ich auch."

    Vatue drehte sich um und lief die schmale Straße hinunter, Fenn schaute ihr nach. Dann war sie verschwunden, und von diesem Augenblick an war ihr Bild in seinen Gedanken.

    Am folgenden Tag suchte er wieder die gleiche Stelle auf, getrieben von der Hoffnung, die fremde Feldar erneut zu treffen. Doch nirgends vermochte er sie zu sehen, auch von ihrem Bruder fehlte jede Spur. Ob sie sich gefunden hatten?

    Sorge bereitete ihm die Sache mit den beiden Wachen, die stets aus einem besonderen Grund ihre Verfolgung aufnahmen. Er hatte die Untere retten können, doch konnte er nicht immer bei ihr sein. Den Wachen war es erlaubt, jeden mitzunehmen, den sie verdächtigten. Untere konnten sich dagegen gar nicht wehren, Obere durften sich zumindest verteidigen und eine offizielle Anhörung verlangen. Die Wache ging sicher davon aus, dass er mit der Unteren seinen Spaß haben wollte. Daher ließen sie die beiden in Ruhe. Ihm als einem Oberen war es nicht gestattet, eine Untere zu seiner ersten Gefährtin zu nehmen. Er musste sich eine Obere suchen – eine Angelegenheit, an die sein Vater ihn so oft erinnerte. Die Worte, hastig und laut gesprochen, klangen noch in seinen Erinnerungen: „Wenn du es nicht schaffst in der nächsten Zeit, dir eine Gefährtin zu suchen, die deine Position festigt, dann werde ich dir eine suchen. Eine mit Einfluss und Rang, ihr Aussehen wird mir egal sein, ihr Wesen gleichgültig. Und eine Aufgabe wird dir auch noch gestellt werden. Dein Bruder wird mir folgen, als Erstgeborener wird er irgendwann der neue Statthalter. Du musst für deinen Platz kämpfen!"

    Fenn hatte wie immer bei dieser Erinnerung ein flaues Gefühl im Magen, er kannte seinen Vater zu gut. Er sah schon die Tür im Saal aufgehen und eine gewaltig große Feldar hereinkommen mit Händen wie Pranken und einem Gesicht, das nur Feldar mit kranken Augen liebreizend finden würden. Doch Vatue?

    Sie war so anders, ihr Gang, die Art, wie sie sprach. Die wenigen Momente hatten ausgereicht, seine Gedanken zu verwirren. So hielt er inmitten der schmalen Straße inne und schloss die Augen, fast so, als würde er sich die Feldar herbeiwünschen.

    Doch sie erschien nicht und war auch nicht in der kleinen Wirtschaft, ebenso wenig wie ihr Bruder. Enttäuscht lief Fenn, seinen Gedanken nachhängend, weiter durch die Viertel der Unteren. Zunächst durchquerte er das der Nahrungsbeschaffer mit den einzelnen Hütten der Narg. Vor ihm huschten drei Narg eilig in eine Hütte, und rechts von ihm blickte eine kräftige alte Feldar aus einem der kleinen Fenster. Von irgendwoher erklangen nun Stimmen. Fenn bog in die linke Gasse ein und erreichte einen kleinen Platz, auf dem sich mehrere Feldar versammelt hatten. Zu seinem großen Erstaunen entdeckte er Ikrin, der auf einer hohen Kiste stand und redete. Dabei fuchtelte er mit den Armen wild in der Luft. Die Menge hörte ihm zu, und Fenn verstand nun endlich auch die Worte; gefährliche Worte, denn sie handelten von Delok und seinen Ausschweifungen.

    „Und ich sage, er übertreibt es! Viele sind verschwunden, die zu ihm kamen, um Feuerbeschaffer zu werden oder Hüterinnen des Feuers. Die Wachen sind bereits fast in jeder Stadt, auch in kleineren Dörfern, ja, sie sind selbst bei den Narg."

    Einige murmelten etwas, doch Fenn verstand nicht alles. Er hielt sich im Verborgenen. Sein Blick suchte Vatue, doch nirgends vermochte er, sie zu sehen. Bald war es genug für ihn, und er setzte sich ab; zum Glück erkannte ihn niemand.

    Als er leise das Haus seiner Eltern betrat, stieß er zufällig auf seinen Bruder Vern.

    Der schaute ihn vorwurfsvoll an und sagte: „Vater ist enttäuscht von dir, denn du machst keine Anstalten, den Namen unserer Familie zu ehren. Treibst dich rum bei den Unteren, ja, wir wissen das. Vater hat überall in der Stadt seine Augen. Pass nur auf, wohin du gehst! Es steht uns nicht an, mit den Unteren zu verkehren. Sie dienen uns, aber das hat dir Vater schon so oft gesagt."

    Fenn wurde wütend und rief: „Ja, du mit deinen Worten machst alles, um Vater zu gefallen. Du musst dich nicht anstrengen, du wirst bald sein Nachfolger sein. Und das Komische ist: Du musst nichts dafür leisten. Es reicht, dass du der Erstgeborene bist. Wer hat sich diesen Blödsinn nur ausgedacht?"

    „Ich bin eben besser als du, war ich schon immer."

    „Werde doch glücklich mit der Aufgabe hier! Ich finde schon meine Bestimmung."

    „Du weißt, Vater kann um eine Aufgabe bei Delok bitten und auch um eine Gefährtin. Noch hat er das nicht vor, doch Mutter drängt bereits zu diesem Schritt."

    „Hör auf, ich will das nicht hören!"

    „Na, dann sag doch, was hast du vor? Willst du für immer bei den Unteren sitzen?"

    „Immer noch besser, als eine Frau wie Römu zur Gefährtin zu machen. Hast du sie dir mal angesehen? Ihre dicken Hände, der wuchtige Hals. Bruder, sie ist wahrlich keine Zierde."

    Vern antwortete: „Denkst du, ich sehe das nicht? Sicher, sie ist kein schöner Anblick, aber sie stammt aus einer sehr reichen Familie. Der Einfluss wird sich mehren, nehme ich sie zur ersten Gefährtin, und wer weiß, ich kann mir auch eine zweite Gefährtin suchen, eine, die hübsch anzuschauen ist."

    „Du machst nur, was Vater sagt, und du willst das wirklich?"

    „Ja, ich werde neuer Statthalter von Trun. Unsere Stadt ist reich und mächtig. Der Handel wird zunehmen, und wir sind mittendrin. Alles, was nach Arlora geht, muss über unsere Stadt. Wir sitzen an einer gedeckten Tafel, Bruder."

    „Nicht wir, sondern du."

    „Ja, aber ich kann nichts dafür, der erste Sohn zu sein."

    „Und ich? Was kann ich denn dafür, der zweite Sohn zu sein? Eben auch nichts."

    Damit stapfte Fenn davon und ließ seinen Bruder stehen.

    Der schüttelte den Kopf. Lean, die Mutter der Brüder, hatte alles mitangehört und stand leise am Fenster. Ihre Söhne hatten sie nicht bemerkt. Ihr Entschluss stand fest, sie eilte zu Bulgen. Der wollte sich gerade auf sein Lager strecken, als sie ins Zimmer kam und rief: „So, Bulgen, mir reicht es jetzt. Du musst etwas unternehmen Fenns wegen. So geht das nicht weiter! „Können wir nicht morgen darüber sprechen?, fragte der Statthalter leise.

    „Nein, jetzt!"

    Bulgen setzte sich auf, und Lean begann zu reden, sie machte nur wenige Pausen. Als ihr Monolog endete, sank Bulgen erschöpft in sein weiches Kissen.

    7.

    Als Aifa den Utron vor der Säulenhalbkugel zum Stehen brachte, erschraken die Cita bei ihrem Anblick. Ihr ganzer Körper war beschmutzt vom Blut der Käfer, ihre Schulter gezeichnet vom Stich der Königin. Die Cita wichen zurück, und Aifa stürmte hinein. Um diese Zeit würde Yaza in ihren Räumen sein. Rasch durchquerte die Wächterin die Flure und stieß die Tür auf. Mit dem Öffnen der schweren Tür rief sie: „Yaza, ich muss dich sprechen, jetzt!"

    Die Dritte der Fünf wandte sich um und war nicht minder erschrocken über den Anblick ihrer Enkelin und fragte: „Wie siehst du aus? Was hast du getan?"

    Aifa sank auf die Knie und begann zu weinen. Sie war nicht fähig zu sprechen.

    Yaza ergriff ihre Hand und sagte: „Beruhige dich! Wir müssen dich zunächst reinigen, so kannst du nicht bleiben."

    Aifa erhob sich zitternd und ließ sich ausziehen, dann wurde sie in das große Bassin im Zimmer gesteckt, und Yaza wusch sie so wie damals, als Aifa noch ein Kind gewesen war. Selbst die Stimme der Alten klang wieder so wie in diesen vergangenen Tagen. Nach und nach beruhigte sich Aifa, und als sie aus dem Wasser stieg und die saubere Kleidung anzog, die Yaza ihr gab, konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen. Sie flüsterte: „Ich weiß nun über euer Geheimnis Bescheid. Das, was ihr Dritten mit euch tragt, ist so ungeheuerlich und so grausam. Yaza unterbrach ihre Enkelin aufgeregt: „Was hast du nur getan?

    Aifa wurde rot, und nun brach es aus ihr hervor: „Ich, ich habe Kamali gerächt. Ich fand die Käfer."

    „Nein, du kannst sie nicht finden. Niemand von uns vermag das." Yaza schüttelte den Kopf.

    „Doch, mein Utron schon. Er witterte ihre Spur und führte mich zu den Höhlen. Dort fand ich eine der Königinnen und erschlug sie, und ich vernichtete ihre Brut."

    „Nein, nein, das hast du nicht getan!", rief die Muttermutter, die Hände vor den Mund nehmend. Yaza verbarg dann das Gesicht in den gezeichneten Händen.

    „Doch, ich habe es getan. Dann erschien die zweite Königin. Wir kämpften, doch war sie zu stark. Sie verwundete mich und hätte mich mühelos töten können. Doch sie tat es nicht. Und dann war ihre Stimme in meinem Kopf; sie klang so rein, so sanft. Doch sie offenbarte mir das schreckliche Geheimnis, das wohl kein Cita erfahren darf – außer der Dritten. Yaza, wir sind deren Fressen, sie fressen uns."

    „Du weißt es?", fragte die Alte zitternd.

    Aifa nickte, und ein neuer Schwall Tränen rann aus ihren violetten Augen.

    „Dann weißt du jetzt aber auch, wie die Käfer uns dienen?", fragte Yaza, nun mit festerer Stimme.

    „Sie vernichten Schädlinge und helfen, damit die Ernten gedeihen und die Herden wachsen. Damit helfen sie uns. Doch zu welchem Zweck? Damit wir ihnen als Nahrung dienen."

    „Ja, aber nur, wenn sie eine neue Brut ausbringen, nur dann. Und dank dir ist ihre Ernte dieses Mal recht klein ausgefallen. „Yaza, ich verstehe nicht, warum wir dem nicht ein Ende machen!

    „Kind, weißt du es immer noch nicht? Machen wir das, dann werden wir vergehen. Die Insel könnte uns dann nicht mehr ernähren, wir müssten hungern. Die Käfer, die Insel und wir sind eins. Wir leben im Gleichgewicht, es dient allen."

    Aifa sank in sich zusammen und stammelte: „Und ich habe es nun gestört!"

    Yaza nickte und fügte an: „Du hast die Hälfte der Käfer getötet. Sie werden uns nicht mehr helfen können, wir werden leiden müssen und sicher auch hungern. Die Insel kann nicht mehr alle Cita ernähren, wir werden sterben."

    „Und ich bin schuld daran! Aifa sank auf den Boden. „Wäre ich doch nur der Wut nicht gefolgt!

    Yaza zog Aifa hoch und blickte ihr in die nassen Augen. Ihre Stimme war nun fest und bestimmend, Yaza war wieder die Dritte der Fünf!

    „Niemand wird dir einen Vorwurf machen; du hast gehandelt, wie du es für richtig hieltest. Doch du musst aus dieser Sache lernen, musst deine Wut beherrschen. Sie kann dich dazu bringen, schlimme Dinge zu tun. Deine Fähigkeiten sind gewaltig, doch ebenso groß ist deine besondere Verantwortung. Der Tod Kamalis hat auch mich schwer getroffen, Aifa, sie war mein Kind, mein einziges Kind. Und glaube mir, auch ich wäre versucht gewesen, die Käfer zu vernichten, verfügte ich über deine Gaben. Doch ich kann so etwas nicht tun. Lerne daraus! Wir werden niemandem davon erzählen. Das sage ich, weil du meine Enkelin bist und weil du für uns unverzichtbar bist. Doch du wirst diese Tat wiedergutmachen müssen, der Tag dazu wird kommen. Von nun an wiegt deine Last noch schwerer!"

    Aifa umarmte ihre Großmutter, und beide verharrten in diesem Moment, dann sagte sie: „Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen!"

    „Nein, enttäusche nicht mich, sondern enttäusche dich nicht selbst! Yaza packte Aifa an den Schultern und schaute sie an. „So, und nun geh wieder raus und sei unsere Wächterin!

    Als die Tür hinter Aifa zufiel, blickte Yaza noch lange hin zu dieser Stelle. Die Kraft verließ nun auch sie, und sie musste sich setzen.

    Aifa lief schnell durch die Stadt, sie musste nun allein sein. In der Bucht der Wächter irgendwann angekommen, setzte sie sich in den Sand und blickte hinaus auf das Meer.

    Ich muss Ruhe finden und die Gedanken ordnen. Es sind viele Stimmen in meinem Kopf, sie reden durcheinander. Bain, was hättest du getan?

    Sie blickte hinauf zu den Tiene, die wie immer aufgeregt schnatterten.

    Du hättest die Käfer sicher nicht angegriffen, die Wut wäre nicht über dich gekommen.

    Doch ich?

    Sie erhob sich und streifte ihre Kleider ab. Das kühle Nass des Meeres tat ihr gut, Welle für Welle drang Frieden in ihren Leib und in ihre Gedanken. Der Wind umspielte das lange Haar und füllte ihre Lungen. Sie schloss die Augen und drehte sich in Richtung des kommenden Windes.

    Ich atme aus und beruhige mich, ich atme ein und tanke Frieden.

    Konzentriert wiederholte sie die Prozedur, ganze acht Mal.

    Das Wasser wäscht mich wieder rein!

    Nun holte Aifa tief Luft und tauchte ab. Sie schwamm hinunter zum Boden und verharrte dort.

    Ich rede mit dir, Wut! Du wirst mich nicht mehr beherrschen, wirst mich nicht mehr leiten. Ich werde dir die Stirn bieten, das schwöre ich uns, hier in diesem Moment.

    Ein kleiner, blauer Schwimmer schwamm neugierig an Aifa heran.

    Und du bist mein Zeuge! Ich nenne dich blauer Zeuge. Verstehst du? Ich werde der Wut nicht mehr folgen, muss sie unterdrücken, wenn sie kommt. Nur so kann ich meinem Volk helfen.

    Der kleine Schwimmer zog davon.

    Aifa tauchte wieder auf und schwamm ans Ufer zurück, dort legte sie sich in den Sand. Ihr Blick folgte den kleineren Wolken und einigen Fliegern hoch oben.

    Jaloes Stimme erklang nun in ihren Gedanken: „Yaza meinte, ich soll nach dir schauen. Du habest eine Wunde."

    „Es geht schon, Jaloe! Die Wunde heilt bereits."

    „Das ist gut. Ich bin noch dabei, einige Verletzte zu versorgen, die die Käfer angegriffen haben. Das wird noch andauern, dann könnten wir uns vielleicht sehen."

    „Ich kehre bald zurück in mein Haus, brauche Ruhe. Komm dann einfach vorbei", flüsterte Aifa in ihrem Kopf.

    „Bis dann, Aifa."

    Jaloe war wieder aus ihren Gedanken verschwunden. Langsam erhob sie sich und kleidete sich an.

    Auf ihrem Weg zum Haus beobachtete sie genau die Insel. Doch noch war kein Anzeichen auszumachen, das für die dezimierten Käfer gesprochen hätte. Vereinzelt entdeckte sie die Skelette weiterer Opfer des Angriffs. Vorn fern vernahm sie den Utron brüllen und den Schrei eines getöteten Goklok. Rechts von ihr lagen nun ihr geliebter See und der Wald. Vergeblich suchte sie nach den Jal oder anderen Tieren, doch diese versteckten sich noch immer. Rasch hatte sie dann die Berge erreicht und begann den Aufstieg in ihr Haus. Bevor sie es betrat, prüfte sie am Himmel, ob Sturmzeichen vorhanden seien. Zum Glück war dies nicht der Fall, und sie trat ein. Drinnen war es wieder sehr staubig und unordentlich. Sogleich begann sie, diese Unordnung zu beseitigen, ordnete die Schriftrollen und Gegenstände, fegte den Staub hinaus, und abschließend kleidete sie sich wieder in einen bequemen Overall. Hinten fand sie noch einige getrocknete Pilze und etwas gedörrtes Fleisch. Bissen für Bissen kehrte auch die Kraft zurück. Dann streckte sie sich aus, und die Gedanken kreisten. Noch fand sie keine Ruhe, doch irgendwann überkam der Schlaf sie dann doch noch.

    Als sie erwachte, war es bereits Nacht. Sie setzte sich vor die Tür, und über ihr schienen die vielen hellen Sterne und die beiden Monde. Es war eine klare Nacht wie lange nicht mehr. Unten sah sie die Leuchtkristalle der Stadt brennen und auch das Feuer auf dem Dach der Säulenhalbkugel. Dort war jetzt Yaza und musste über ihre Tat Schweigen bewahren.

    Kann ich damit leben, dass sie es nicht wissen? Wie lange soll ich das herumtragen? Ich kann doch nicht Giela belügen oder Jaloe. Was sage ich denn Kendron und Receda?

    Ich werde eine Antwort darauf finden müssen. Und nun muss ich die Insel genauer beobachten. Wenn es beginnt, muss ich es als Erste wissen. Vor allem die Herde und die Felder sollte ich prüfen, dort wird es anfangen. Wenn doch Hila noch da wäre! Er wüsste sicher Rat. Und Khar? Ob er mir sagen kann, ob wir Cita jemals in einer solchen Situation waren? Hm, wer, wenn nicht er! Er wird mit Indee noch im Süddorf sein. Ich werde ihn morgen fragen!

    Andererseits wird er Verdacht schöpfen und mich fragen, weshalb ich das wissen will. Er wird darauf kommen, nein, das sollte ich noch nicht riskieren. Ich muss einen geeigneten Zeitpunkt finden, um es allen mitzuteilen.

    Ich bin die Schuldige, ich muss dies nun tragen. Doch kann ich meine unbeherrschte Tat je wiedergutmachen? Ich muss es versuchen, so viel ist sicher.

    Aifa blieb die gesamte Nacht im Freien und wurde erst von Jaloe geweckt, die sie besuchte.

    „Lass mich deine Wunde sehen, Aifa! Die Heilerin lächelte und umarmte Aifa mit den Worten: „Danke für deine rasche Warnung. Die Opfer sind überschaubar, nur wenige Cita starben. Dafür aber viele Gokloks auf der Weide.

    „Sie dürften so schnell nicht wiederkommen. Wir haben wieder Zeit, uns vorzubereiten, bis der nächste Angriff kommt", antwortete Aifa.

    „Ja, der Sturm wird uns wieder eher ereilen", ahnte Jaloe.

    Aifa nickte und sagte: „Er ist längst fällig, doch finde ich keine Anzeichen, was gut, aber auch merkwürdig ist. Seine Zeit ist längst da."

    Jaloe entblößte Aifas Schulter und betrachtete die Wunde, dann fragte sie: „Woher hast du die? Sie ist sehr tief."

    „Ich kann es dir nicht sagen, aber es geht mir gut."

    „Du kannst es mir nicht sagen? Ich bin deine Freundin. Nun sag schon!"

    Aifa kämpfte mit sich, und der Wunsch erwachte, einfach alles Jaloe zu erzählen, doch sie antwortete: „Bitte glaub mir, ich verrate es dir, wenn die Zeit dafür reif ist. Gedulde dich, bitte! Jaloe atmete tief ein und seufzte: „Ach, Aifa, du immer mit deinen Geheimnissen. Gut, ich frage nicht weiter, aber ich werde dich daran erinnern.

    Aifa lachte.

    „So, die Wunde sieht tatsächlich recht gut aus, sie heilt bereits. Sollte sie beginnen zu jucken oder sollte deine Haut sich dort spannen, dann nimm diese Salbe. Ich weiß, sie stinkt,

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