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Sturmblicke
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eBook969 Seiten13 Stunden

Sturmblicke

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Über dieses E-Book

Mit Sturmblicke entführt der Autor den Leser in eine fantastische Welt. Dabei stellt er die Frage, wie Leben fern von unserer Erde aussehen könnte. Würde es sich ähnlich entwickeln wie auf der Erde, würden die Zivilisationen einen gleichen Weg einschlagen wie die Menschheit? Und welche Gesetze gelten universell? Wie müsste ein kleines Volk, das nur auf einer Insel lebt, wohl sein Leben gestalten, um zu überleben und erfolgreich zu sein? Verantwortungsbewusstsein statt Selbstzufriedenheit, Konfliktlösung statt Kriegsführung, wahre Freundschaft statt Liebesgeflüster und Horizonterweiterung statt Vorurteil lauten die Werte, die diesen wendungsreichen, spannenden Roman zum Genuss machen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Mai 2019
ISBN9783748261889
Sturmblicke
Autor

Thomas Wolf

Der Autor, Jahrgang 1967, lebt in Sachsen-Anhalt. Bereits seit seiner Jugend verfasste er Gedichte und schrieb kleinere Geschichten. Ihn fesseln insbesondere fantastische wie auch geschichtliche Themen. Im Jahr 2019 veröffentlichte der Autor seinen Debütroman "Sturmblicke". Nun liegt mit "Wellentrotz" die Fortsetzung vor.

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    Buchvorschau

    Sturmblicke - Thomas Wolf

    I.

    1.

    Onda umkreiste als fünfter Planet den Stern Kendrane. Dessen Licht fiel auch auf eine kleine Insel, die inmitten eines großen Ozeans auf der Südhalbkugel den Stürmen und Wellen trotzte. Rotes Licht tauchte dort die Kugelstadt in ein warmes, weiches Orange, das von den gläsernen Fenstern der Häuser widergespiegelt wurde. Die große Säulenhalbkugel überragte alle anderen umliegenden Gebäude und warf das rötliche Sternenlicht in das aufgeregte und angespannte Antlitz Aifas, die nach Hause zurückkehrte. Sie hatte den letzten Tag vor ihrer Wahl an ihrem Lieblingsplatz auf der Insel verbracht. Die Ufer des kleinen Sees dort waren einsam, und sie war daher ungestört geblieben, um ihren Gedanken nachzuhängen.

    Nun kommt also der Moment meiner Auswahl, dachte sie sich, als sie plötzlich einen leichten stechenden Schmerz im Nacken spürte. Sie griff nach der Stelle und bog dabei in Richtung ihrer Wohnhalbkugel ein. Aifa ging vorbei an den kleinen steinernen Säulen, die kreisförmig angeordnet waren. Da standen eine rote, eine blaue, eine grüne, eine gelbe und eine schwarze Säule. Vor der gelben Säule blieb sie kurz stehen.

    Hila, morgen wirst du sicher zum Hirten erwählt werden und die gelbe Kette erhalten. Und ich? Ich werde wohl keine Aufgabe erhalten. Ich werde eine von denen sein, die untätig herumsitzen und das Ende des Tages herbeisehnen, ging es Aifa durch den Sinn.

    Bald schon sah sie ihre Mutter vor ihrem Kugelhaus stehen, die sie bereits erwartete. Doch plötzlich stellte sich Hila ihr den Weg.

    „Ich habe etwas für dich, das dich am Tag unserer Wahl schmücken soll", rief er und hielt ihr eine schwarze Kette hin.

    Aifa betrachtete die schön gearbeitete Kette aus glattem Stein, den man nur in den Bergen finden konnte.

    „Sie ist sehr schön."

    Aifa nickte dankend und meinte: „Du wirst bestimmt als Hirte ausgewählt. Keiner geht mit den großen, stinkenden Gokloks so um wie du. Es wäre nicht klug, dich nicht zu wählen."

    „Und du, welche Wahl wird dich treffen?"

    „Ich weiß es nicht. Ich habe nicht einmal eine Ahnung … Wir sehen uns auf dem Platz, Hila!"

    Sie schüttelte noch den Kopf und setzte ihren Weg fort.

    Kamali begrüßte sie kurz, und im Innern des Hauses erwartete sie auch ihre Großmutter. Diese hielt ein gelbes Gewand für sie in den Händen und lächelte, als sie erklärte: „Dies habe ich bei meiner Wahl getragen. Deine Mutter wollte es damals nicht, denn die Farbe gefiel ihr nicht. Du sollst es nun bekommen."

    „Danke, Yaza. Ich werde es tragen", freute sich Aifa.

    Kamali hatte sich neben Aifa gesetzt und rutschte aufgeregt hin und her.

    „Sag, was beschäftigt dich, Mutter?"

    „Ich sorge mich darum, was dich morgen erwarten wird. Die Fünf überraschen uns manchmal, doch irren sie sich selten. Was immer sie in dir sehen, ist die Wahrheit. Entfliehen kannst du dem nicht." Kamali schüttelte den Kopf.

    Als die Dunkelheit hereinbrach, konnte Aifa keine Ruhe finden. Welche Wahl der Fünf wird mich treffen? Ich kann nichts richtig! Weder bin ich eine Heilerin noch eine Lehrerin und schon gar keine Hirtin. In den Bergen fühle ich mich eigentlich nicht wohl. Also, worin wird meine Aufgabe bestehen?

    Mutter wäre sicher enttäuscht, wenn ich allein noch auf dem Platz stünde. Sie alle werden über mich reden und mich auslachen. Dann werden sie sagen, dass sie es schon immer gewusst hätten: ‚Sie sieht ja auch so anders aus …‘

    Irgendwann viel später wurde sie doch von der Müdigkeit übermannt, und dann weckte ihre Mutter sie viel zu rasch.

    Der Weg zum großen Platz vor der Säulenhalbkugel streckte sich, und Aifa war sehr ernst. Das war sie eigentlich schon, seit sie den weißen Stein der Fünf erhalten hatte, der ihre Auswahl ankündigte. Yaza und ihr Bruder Giela versuchten sie aufzumuntern, doch nichts konnte sie ablenken. Und dann erreichten sie den halbrunden weißen Platz mit den beiden hohen, schwarzen Obelisken vor der Halle. Die anderen Cita waren schon alle da, und Aifa entdeckte Hila in der ersten Reihe. Er sah zufrieden aus. Jetzt ertönten die beiden großen Hörner, und die Flamme auf dem Dach der Säulenhalbkugel schoss in den Himmel. Die Fünf betraten den großen Balkon, der von neun runden, geschwungenen Säulen getragen wurde.

    Ern, der Dritte der Fünf, hob den rechten Arm und zeigte auf die unten stehenden jungen Cita. Die anderen der Fünf traten hervor und übergaben Nubo, dem Verkünder, eine gelbe Rolle. Nun beginnt es, dachte Aifa.

    Dann wurde der erste Name aufgerufen, dann noch einer. Aifa ließ ihre Blicke über die gefüllten Sitzreihen schweifen und entdeckte ihre Familie, wie sie gebannt auf den Sprecher starrte. Als Aifa aufgerufen wurde, fuhr sie erschrocken zusammen. Nubo machte eine Pause und holte tief Luft, alles schien innezuhalten.

    „Aifa, du wirst die neue Wächterin der Cita sein und Bain nachfolgen. Schütze uns vor dem großen, alles vernichtenden Sturm und vor den schwarzen, fliegenden Käfern! Sei unsere Deuterin der Zeichen! – Begrüßt Aifa, die neue Wächterin!"

    „Aifa!", riefen alle Zuschauer, und Kamali, Aifas Mutter, sprang auf. Aifa selbst konnte sich nicht rühren, wie erstarrt stand sie an ihrem Platz.

    „Das schaffe ich nicht!, raunte sie leise. „Ich kann das niemals!

    Doch ihre Worte wurden von dem einsetzenden Jubel übertönt.

    Als Aifa zu den Fünfen hinaufschaute, sah sie, dass Ern sie ansah und winkte, als ob er ahnte, was in ihr vorging. Sein Blick war freundlich und zustimmend. Auch die anderen der Fünf blickten nun zu ihr, sie nickten alle gleichzeitig. Und während sich der Platz allmählich leerte, stand sie noch immer wie versteinert da. Alle anderen Erwählten wurden von ihren neuen Gefährten abgeholt und in die Mitte der Heiler, der Hirten, der Erbauer und der Anderen aufgenommen.

    Dann war der Platz leer. Aifa stand noch immer an derselben Stelle und wartete. „Er muss doch kommen, sagte sie zu sich selbst. „Irgendwo muss er doch sein.

    Dann endlich erblickte sie eine Gestalt, die sich näherte. Nach und nach kamen die Umrisse Bains zum Vorschein. Er ging langsam und schaute immerzu in ihre Richtung. Wie lange habe ich ihn nicht gesehen? Wie alt er wohl jetzt ist?

    „Endlich, endlich! Dass ich noch erlebe, wer mir folgen wird! Ich glaubte nicht mehr daran. Jedes Mal, wenn die große Wahl der Fünf hier stattfand, stand ich dahinten und wartete. Doch nie wurde ein Wächter erwählt. Und heute, ich wollte gar nicht erscheinen, stehst du vor mir."

    Bain umarmte sie innig, und Aifa bemerkte sofort den Geruch der Zudwurzel, der von ihm ausging.

    „Hier deine Kette mit dem Symbol der Wächter. Lange hab ich sie aufgehoben."

    Ihr Blick fiel auf den schwarzen Anhänger mit den eingravierten Symbolen. Sie sahen so seltsam aus.

    „Sie ist schön", log sie unsicher.

    „Komm, wir müssen hinauf in meine Halbkugel!"

    Sie folgte ihm in Richtung der östlich gelegenen Bergkette. Dort auf halber Höhe des Bergmassivs hatten die Cita eine besondere Wohnhalbkugel gebaut. Der Aufstieg fiel der neuen Wächterin leicht und strengte sie keineswegs an. Doch bemerkte sie den keuchenden Atem Bains. Er ist alt geworden.

    Dort angekommen, fiel ihr zunächst die Unordnung auf. Überall lagen Rollen aus der Rinde des Trichterbaumes, auf denen die Cita schrieben; dazu unzählige Steine, Pflanzenreste und Knochen der Gokloks. Auch Stöcke und Häute stapelten sich in den Ecken. Dazu war die Luft schlecht, und es war warm. Sie fühlte sich nicht wohl und stand wie angewurzelt noch am Eingang. „Weißt du, warum die Fünf dich wählten?"

    Sie antwortete nicht.

    „Sie sehen in dir etwas. Was kannst du besonders gut, was macht dir vor allem Freude?"

    Aifa sucht nach einer Antwort. „Eigentlich kann ich nichts richtig. Hila ist ein Hirte, das hat er immer schon in sich gehabt. Oder Dari, sie hat heilende Hände. Ich erinnere mich noch, wie sie ein Goklokjunges heilte. Fagu kann lehren, aber ich? Pflanzen gehen ein, Pilze in den Höhlen habe ich verkommen lassen. Das schaffte keiner."

    Bain schaute sie an, und ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht.

    „Geh nach hinten und hol mir den roten Stein, den großen!" Aifa sah sich um und machte sich auf den Weg. Doch dann spürte sie einen schwachen Lufthauch, und etwas Kühles strich an ihrem Nacken. Sofort ging sie in die Knie, und sogleich krachte ein runder Stein an die Wand.

    Völlig überrascht rief sie: „Du hättest mich treffen können! Ich würde jetzt Schmerzen haben. Was soll das?" Sie tat einen langen Schritt zu ihm hin.

    Bain lächelte noch immer und sprach: „Beruhige dich! Ich hätte dich kaum getroffen. Du hättest den Stein gespürt, so wie eben. „Und, was soll das?

    „Das, Aifa, ist deine Gabe. Es ist unsere Gabe, daher erwählen uns die Fünf zu Wächtern. Wann hast du dich das letzte Mal verletzt? Vielleicht beim Spiel mit den Ästen? Oder wann bist du zuletzt gestürzt?"

    „Ich weiß es nicht, eigentlich noch nie."

    „Das habe ich geahnt. Unsere Sinne sind stärker ausgeprägt als die der anderen Cita. Wir hören besser, sehen weiter, riechen genauer, fühlen tiefer und spüren Vibrationen und Luftveränderungen eher als alle anderen Cita. Damit deuten wir die Zeichen am Himmel, auf dem Boden, sehen sich bewegende Tiere und können so unser Volk warnen."

    Aifa schüttelte den Kopf. „Das soll ich können?" Ungläubig schaute sie Bain an.

    „Ja, du trägst alles in dir. Ich muss dir nur zeigen, wie du deine Stärken anwenden kannst."

    „Und wenn ich es nicht kann?"

    „Dann werden alle da unten in der Stadt leiden. Ich bin alt, und meine Zeit kommt bald. Du kommst gerade noch zur rechten Zeit, doch müssen wir uns eilen. Ich muss dir so viel beibringen und zeigen – Dinge und sogar Orte, die du auf unserer Insel noch nie gesehen hast und die nur die Wächter kennen. Ich habe mich seit langer Zeit auf diesen Moment vorbereitet, und nun weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Denn ich bin zu aufgeregt, fast wie ein Kind. – Haha, es wird schon gehen. Morgen beginnen wir. Heute gebe ich dir nur die Schriftrollen. Lies sie und trage dich ein!"

    Damit verließ Bain das Haus, und Aifa war allein. Sie konnte es kaum glauben: Sie war die Wächterin; die schwierigste Aufgabe war für sie bestimmt?

    Aifa nahm sich eine der Schriftrollen. Dabei entdeckte sie die Beschreibungen der Wächter vor ihr, und ihr fiel auf, dass sie größer war als die anderen Wächter. Das war ja nicht neu. Sie überragte die anderen Cita schon immer. Schon als Kind war sie größer und schmaler gewesen. Die Anderen waren kleiner, untersetzt mit kräftigen Beinen und Armen, mit lockigen Haaren und einem runden, breiten Gesicht. Doch Aifa war schlank gewesen, und ihre Haare hatten sich von denen der anderen Kinder unterschieden. Auch jetzt noch schienen sie dunkler, und ihr langes, schwarzes, glattes Haar fiel von Weitem auf, dazu ihr heller braungoldener Teint und die violetten Augen mit den schwarzen Pupillen in einem ovalen Gesicht. Auch ihre Ohrpinsel waren länger und feiner. Einmal hatte sie ihre Mutter danach gefragt, doch Kamali hatte nur den Blick gesenkt und nichts gesagt. Yaza hatte sie dann in den Arm genommen und gemeint, dass es schon immer besondere Cita gegeben habe; hellere und größere, manchmal waren sie sogar noch kleiner als die anderen, oder sie hatten rotes Haar, was äußerst selten war. Aifa hatte seit diesem Tag nicht weiter darüber nachgedacht, und auch von den restlichen Cita war es zu keiner Zeit erwähnt worden, dass sie anders aussah. Merkwürdig, dass sie in diesem Moment daran denken musste. Obwohl ihre Familie nichts zu ihrer Wahl sagte, hatte Aifa doch neben der Überraschung auch etwas Stolz in ihren Augen gesehen.

    Am nächsten Morgen erschien Bain sehr früh und bat sie mitzukommen. Aifa folgte ihm eine ganze Weile. Sie hatten dann den schmalen, steilen Weg höher in die Berge genommen. Als sie in das Tal hinabschaute, sah sie den ovalen, lang gezogenen See, an dessen Ufern die Stadt der Cita lag. Von Weitem leuchtete das Dach des Säulenhalbkugelhauses mit dem großen metallenen Teller. Seitlich des Sees befand sich der Wald aus Trichterbäumen, deren rötliche Blätter oben an der Spitze einen großen Trichter bildeten, um das Regenwasser aufzufangen. An den Füßen der Bäume breitete sich das gelbgrüne Trichtergras aus und ging vom Waldrand dann in weitläufige Grasebenen über. Dort weideten die schwerfälligen, gutmütigen Gokloks.

    Da irgendwo muss Hila sein, dachte Aifa.

    Bain bog nun rechts ab und folgte einem abschüssigen Pfad hinunter zu den leicht bläulichen Büschen mit den scharfen Blättern. Aufgeschreckt von ihrem Kommen, hoben zwei Windgleiter ab und schnatterten wie zum Tadel für die unnötige Störung. Bain folgte ihnen mit seinem Blick und rief: „Achte auch auf das Verhalten der Flieger! Sie haben scharfe Augen. Manchmal sehen sie Dinge, bevor wir sie bemerken. Wir warnen unser Volk, je eher, desto besser. Sie brauchen Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Der große Sturm ist, wie du weißt, die gewaltigste Bedrohung, die uns auf der Insel heimsuchen kann. Auch die Schwärme der schwarzen Käfer können große Schäden anrichten. Hast du einen solchen Schwarm schon gesehen?"

    Aifa schüttelte den Kopf.

    „Dachte ich es mir. Du bist zu jung, um den letzten großen Schwarm erlebt zu haben. Wir verloren fast zehn Gokloks. Sie wurden bis auf die Knochen aufgefressen, bei lebendigem Leib. Auch ein Cita starb dabei. Er hatte es nicht mehr rechtzeitig geschafft. Der Anblick war schlimm."

    Nach einer kurzen Pause meinte Bain ergänzend: „Und es gibt noch andere Gefahren, doch dazu später. Jetzt holen wir uns erst einmal einen Leckerbissen aus einer Höhle."

    „Du meinst doch sicher Höhlenpilze, oder?"

    „Ja, aber nicht irgendwelche Höhlenpilze, sondern die besten. Die, die saftig sind und süß schmecken."

    Aifa war überrascht: „Die rötlichen seltenen?"

    Bain nickte.

    „Die gibt es doch fast nicht mehr."

    „Doch, in der Höhle da hinten."

    Bain zeigte auf eine Felswand, vor der ein großer runder Stein lag.

    „Aifa, du gehst da hinein und holst die Pilze! Nimm dafür dieses kleine Netz und meinen Leuchtkristall. Für mich ist der Weg noch zu gefährlich. Er ist nämlich glatt, und schnell kann man stürzen. Mein linkes Bein ist vom letzten Sturz im Wald noch nicht ganz verheilt."

    Aifa ging mit mulmigem Gefühl durch den schmalen Eingang in die Höhle hinein. Sie musste aufpassen, nicht auch zu stürzen. Es war kühl und feucht, doch der Weg einfach zu finden. Sie folgte dem Gang etwas abwärts und bog dann nach links. Das Licht des Kristalls spendete genügend Licht, um die Hindernisse rechtzeitig erkennen zu können. Doch dann wurde das Licht schwächer und erlosch unerwartet. Schlagartig umgab Aifa die Dunkelheit, die so vollständig war, dass Aifa selbst ihre Hände nicht mehr sehen konnte. Daher blieb sie stehen. Sie bekam Angst und geriet zusehends in Panik. Wo war der Ausgang?

    Doch als sie versuchte, denselben Weg zurückzugehen, stieß sie gegen eine Felswand. Die Wand war nass und glitschig. Dann vernahm Aifa eine Stimme: „Finde einen Ausweg! Nutze deine Sinne!"

    Nutze deine Sinne! Nutze deine Sinne!

    Die Worte hallten in ihren Gedanken wider. Unschwer erkannte sie Bains Stimme.

    Obwohl sie nichts erkennen konnte, schloss Aifa die Augen. Sie atmete tief ein und versuchte, irgendeinen Geruch aufzunehmen. All ihre Konzentration legte sie in die Nase, tief sog sie die feucht-kühle und modrige Luft ein. Atemzug für Atemzug wurde sie eins mit der Luft, und plötzlich bemerkte sie einen feinen, süßlichen Duft, der aus der Richtung vor ihr kam.

    Die Pilze!

    Vorsichtig ging Aifa vorwärts, die Hände nach vorn gestreckt, um die Felswände zu spüren. Der Boden war glatt, und zweimal wäre sie fast gefallen. Doch nach einigen Augenblicken hatte sie die Pilze erreicht und verstaut.

    Jetzt hier raus!

    Sie hatte sich umgedreht und die Richtung eingeschlagen, aus der sie gekommen zu sein glaubte. Der Weg war eben. Sie kam gut voran.

    Doch in die vollständige Stille hinein erklang ein Zischen. Ganz leise zunächst, doch später schon ein wenig lauter. Da, da war es wieder. Es kam näher. Aifa blieb stehen und schenkte ihrem Gehör volle Aufmerksamkeit. Das Geräusch war jetzt ganz in der Nähe. Dann schimmerte fast nicht wahrnehmbar ein grünlicher Schein. Aifa hatte keinen Augenblick Zeit, über dieses schwache Licht nachzudenken, denn die feinen Haare auf ihren Ohren spürten eine Bewegung in der Luft. Dann schnellte etwas vor und klackte laut. Doch bevor die Klauen sie treffen konnten, hatte Aifa sich geduckt. Die langen Klauen packten ins Leere und krachten gegen die Felswand. Der Angreifer brüllte laut. Er hatte sein Opfer jetzt ganz im Blick. Seinen langen Fangarm musste er erst einrollen, um ihn wieder Aifa entgegenzuschleudern.

    Ein Gahirr!

    Für einen kurzen Moment verließ Aifa der Mut. Sie kannte die Geschichten über diese Höhlenbewohner. Diese lebten dort, wo Pilze waren.

    Das muss Bain gewusst haben! Soll ich hier mein Leben beenden?

    Der Gahirr hatte seinen Fangarm eingerollt und wartete auf die nächste Gelegenheit. Seine runden, grünen Augen starrten sie an. Aifa hatte sich wieder gefasst. Sie deutete einen kleinen Schritt nach vorn an, und der Gahirr ließ den Fangarm erneut gegen sie fliegen. Doch diesmal sprang Aifa vorwärts, und nach zwei langen Schritten sprang sie über den überraschten Gahirr.

    Der drehte sich um und lief mit seinen kurzen Beinen hinter ihr her. Dabei hetzte er, und die lange, spitze Zunge hing ihm aus dem geöffneten Rachen. Da geschah es wieder: Der klauenbesetzte Arm schnellte vor und zischte an Aifas Kopf vorbei. Sie schaute sich nicht um, sondern lief weiter. Doch beim Zurückziehen streifte er Aifas rechten Arm. Die Dornen rissen ihre Haut auf, und der stechende Schmerz prallte in Aifas Gehirn. Der Arm brannte sogleich und brachte sie fast zu Fall, da sie einen Stein am Boden nicht bemerkt hatte. Aifa nahm ihr Kuri aus dem Gürtel. Die lange Schneide war aus dem harten blauen Gestein geschliffen und sie war scharf. Wieder schnellte der Fangarm vor, doch nun schlug Aifa blitzschnell zu und trennte die Klauen ab. Der darauf folgende Schrei des Gahirrs war fürchterlich. Jetzt war er wehrlos, und Aifa sprang zu ihm und packte ihn am Genick.

    „Du wirst mir jetzt Licht spenden!"

    Mit dem unverletzten Arm hob sie den Kopf an und hielt ihn vor sich hin. Der Gahirr strampelte und fauchte, doch Aifas Griff wurde fester. Sie zog ihn vorwärts, und das Licht seiner fluoreszierenden Augen reichte aus, um die Höhlenwände zu sehen. Doch sie lief im Kreis. Es gab keinen Ausweg. Jede Richtung, die sie einschlug, endete vor einer Felswand.

    Nutze deine Sinne!

    Bains Worte ertönten in ihren Gedanken. Sie schaute sich die Felswände genauer an. Sie waren feucht und mit kleinen steinernen Beulen und Vorsprüngen versehen. An manchen Stellen befanden sich tiefe Risse, die das herabfließende Wasser eingeschnitten hatte. Aifa ging langsam die gesamte Höhlenstrecke ab. Plötzlich bemerkte sie einen langen Riss, der sich ganz gerade von oben nach unten an der vor ihr liegenden Felswand befand. Sie berührte den Riss mit den Fingern ihrer linken Hand und spürten die glatte, ebene Kante. In diesem Moment wich das Leben aus dem Gahirr, und das spärliche Licht verschwand. Sie folgte dem Riss in der Felswand weiter und gelangte zu einer kaum wahrnehmbaren Spirale. Auch dieser folgten Aifas Finger und erreichten einen winzigen Punkt. Instinktiv drückte sie die kleine Kugel, doch nichts passierte. Sie drückte nun stärker und dann mit aller Kraft. In einer fließenden Bewegung gab die Wand nach, und Aifa stürzte ins Freie, sie spürte sogleich den Schmerz in ihren Augen. Das Tageslicht fuhr stechend in sie hinein. Sie stolperte halb, als sie ins Freie trat, und auch die Wärme spürte sie deutlich. Dann kullerte sie den Abhang hinunter und blieb unten liegen. Der Arm schmerzte jetzt noch viel stärker.

    „Da bist du ja! Bain meinte, ich solle hier auf dich warten." Jazuas Stimme erreichte Aifa in dem Moment, als sie vom Schmerz völlig überwältigt wurde.

    „Du hier?"

    „Ja, lass mich deinen Arm sehen!"

    Aifa sank zurück, und ihr wurde schwarz vor Augen. Jazua presste ihre Lippen auf die Wunde und saugte daran. Sie spuckte das bittere Gift aus und behandelte die Wunde mit einer flüssigen Salbe, die sie aus ihrer kleinen braunen Tasche geholt hatte. Dann weckte sie Aifa: „Wir müssen zu Bain zurück!"

    Aifa wusste nicht mehr, wie sie die Wohnhalbkugel Bains erreicht hatte. Doch sie kam leicht gestützt auf Jazuas Schulter bei ihm an. Er saß vor seinem Eingang und arbeitete an einem dicken Stock. Als er die beiden bemerkte, sprang er auf.

    „Was, du bist schon da?", fragte er erstaunt.

    Jazua antwortete für Aifa: „Ja, ich habe vier Einheiten gemessen."

    „Vier?" Bain schüttelte völlig überrascht den Kopf.

    „Ja, genau vier."

    Bain stürzte in das Innere seiner Unterkunft, und die beiden Frauen folgten ihm. Aifa sank auf den Boden und reichte Bain die Pilze.

    Dieser war an die gegenüberliegende Wand getreten und schaute abwechselnd auf und ab.

    „Aifa, du warst schneller als ich damals. Ich brauchte acht Einheiten. Und wie ich das hier sehe, war nur der erste Wächter genauso schnell wie du. Alle anderen vor dir waren langsamer. Viel langsamer."

    „Du scheinst doch etwas besonders gut zu können", sagte Jazua und drückte sie sanft.

    Doch Aifa war schon eingeschlafen.

    „Geh zurück in die Stadt. Ich danke dir, Jazua! Das Gift hätte sie töten können. Ich habe völlig vergessen, dass jetzt die Paarungszeit der Gahirre ist und sie ihr Gift entwickeln. Wenn sie in der Höhle ihr Leben beendet hätte …"

    „Hat sie aber nicht! Ich wusste schon immer: Irgendetwas ist anders an ihr."

    Jazua schaute die schlafende Aifa an und lächelte, dann machte sie sich auf zurück zur Stadt.

    Bain sah ihr lange nach.

    „Jetzt, Aifa muss ich dich nur noch lehren, deine Sinne anzuwenden", sprach er halblaut mehr zu sich als zu seinem Schützling.

    Die Salbe hatte schnell Linderung verschafft, der stechende Schmerz war abgeklungen und die Schwellung zurückgegangen. Nur das ständige Krabbeln und der stetige Juckreiz wurden allmählich zur Qual. Bain war früh am Morgen hinunter in die Stadt gegangen, um Lebensmittel und Vorräte zu besorgen. Aifa hatte daher Zeit und Gelegenheit, sich in der Wohnhalbkugel umzusehen und verschiedene Gegenstände zu betrachten. Nur auf den ersten Blick schien alles sehr ordentlich zu sein, doch als sie genauer hinschaute, entdeckte sie überall den feinen, braunen Staub, der sich am Boden, aber auch an den Wänden angesammelt hatte. Die vielen Schriften lagen ungeordnet auf den Tischen, und mancherlei Gegenstände waren am Boden verstreut. Hinten an der Rückwand des Hauses hatte man einen Durchgang gelassen, der in eine Höhle führte. Diese diente als Lagerraum für Vorräte und als Schutzraum bei Stürmen und Käferangriffen. Aifa schaute sich um und überlegte, wie sie alles anordnen würde, wenn sie die Unterkunft übernehmen sollte.

    Draußen vor der Tür hatte Aifa einen wunderbaren Blick hinunter in das Tal. Die große Säulenhalbkugel mit ihrem glänzend weißen Dach strahlte im Licht der morgendlichen roten Zwergsonne und bildete so einen deutlichen Kontrast zu den beiden schmalen, hohen, schwarzen Obelisken an der Vorderseite. Umringt wurde die große Säulenhalbkugel von den kleineren Hallen der Nahrung, der Heiler, der Lehrer, der Erbauer und der Bergarbeiter. Die beiden äußeren Ringe bestanden aus den Wohnhalbkugeln der Frauen und Kinder sowie denen der Männer. Rechts der kreisförmig errichteten Stadt lagen die saftigen gelben Weiden der Gokloks, die an den kupferfarbenen See grenzten. Umringt von den strahlend blauen und violetten Baumtrichtern des Trichterbaumwaldes lag die Wasseroberfläche wie ein sanftes Tuch im Tal. Mit ihren hervorragenden Augen konnte Aifa auch das glitzernde Band sehen, wie es Wasser zur Stadt brachte. Sie holte tief Luft und versuchte, diesen friedlichen Moment im Inneren festzuhalten – fast so, als würde für einen Augenblick nur die Zeit innehalten. Der ständige kräftige Westwind hüllte sie ein, und von Weitem vernahm sie die Rufe der am Himmel kreisenden Flieger.

    In den nächsten Tagen unternahmen sie ausgiebige Wanderungen über die Insel. Dabei liefen sie die Route ab, die Bain stets nahm, um nach Bedrohungen Ausschau zu halten. Sie folgten dem schmalen, steinigen Bergpfad hinunter in das Tal und gelangten zunächst in den Trichterbaumwald. Obwohl Aifa schon oft in diesem Wald gewesen war und Kamali sie vieles gelehrt hatte, hatte Bain immer noch einen ernsten Hinweis: „Wenn du im Wald bist, achte auf knackende Geräusche oben in den Baumtrichtern! Wenn sie sich häufen, dann versuche, schnell wegzugehen! Bald wird dann ein Ast herabstürzen, und er könnte dich treffen."

    Die Blätter dieser Bäume waren oben in der Krone am größten und am kräftigsten gefärbt, da sie das meiste Licht aufsaugen konnten. Weiter unten wurden die Blätter dünner und sahen auch nicht mehr so schön aus. Der Stamm dieser Bäume verdickte sich nach oben hin, um den Blättertrichter zu halten, wenn er mit Regenwasser vollgefüllt war. Dieses Wasser floss dann den ganzen Stamm hinunter bis in das tiefe verzweigte Wurzelsystem. Diese Wurzeln waren so tief, dass sie dem Baum genug Halt geben konnten. So trotzten diese Bäume selbst einem starken Sturm.

    Unterhalb der Bäume war der Boden mit dem gelblichen Trichtergras bedeckt, das scharf war und tiefe Schnitte verursachen konnte. Der größte Teil dieser Graspflanze wuchs allerdings unter der Erde und bohrte sich in die Wurzeln der Bäume, um Wasser abzusaugen.

    Bains Blick richtete sich ständig nach oben, um nach den Fliegern zu sehen.

    „Diese Waldflieger steigen bei Gefahren plötzlich auf. Fliegen sie kreischend in Kreisen um die Trichter, dann dürften Käfer in der Nähe sein. Kommen sie herunter und versuchen, sich zu verstecken, dann könnte sich ein gewaltiger Sturm ankündigen. Pass auch auf die Jals auf, sie jagen meistens zu sechst! Zwei oder drei werden dich niemals angreifen, doch fünf oder sechs werden es wagen. Klettere dann einen Baum hoch!"

    „Ja, meine Mutter hat mir das auch gesagt."

    „Gut, aber wie wirst du sie los? Hm?"

    Aifa zuckte mit den Schultern.

    „Schrei hoch und laut. Sie mögen keine lauten, hohen Töne. Wenn du Glück hast, dann verschwinden sie, oder du musst es dir da oben gemütlich machen. Meist geben sie in drei Umläufen auf."

    „Was? Drei Umläufe!" Ungläubig schaute Aifa einen Baum hinauf.

    „Ich war schon sieben Umläufe auf so einem Baum. Und glaube mir, danach spürst du jeden Muskel und alle deine Knochen." Bain lächelte und ging weiter.

    Bald gelangten sie an den See, der ihnen etwas Kühle brachte. „Die Tiere, die du hier jagen kannst, kennst du sicher. Der See nährt dich lange und gut. Wir müssen auf ihn Acht geben. Er ist für unser Volk sehr wichtig. Dort hinten an der kleinen Biegung beginnen die tiefen Stellen, und die Strömung ist da sehr stark. Schwimm also nie dorthin! Deine einzige Rettung wäre dann ein treibender Baumstamm, der dich zum Ufer trüge. Los!"

    Bain rannte unerwartet los und sprang in den See. Aifa legte ihr Gepäck ab und folgte ihm. Er schwamm weit hinaus, doch sie konnte ihm folgen. Dies bereitete ihr keine Mühe, denn sie war oft am See mit ihrer Mutter gewesen.

    „Und nun tauche hinab und fang einen Gaun, aber sieh dich vor! Seine Arme sind stark!"

    Aifa holte tief Luft und verschwand im See. Das Licht bildete einen roten Fächer im Wasser und erlaubte es ihr, noch gut zu sehen. Ein Gaun lebte meist tief unten im Boden, wo er sich eingrub. Kreisförmige Sandwellen verrieten sein Versteck. Aifa tauchte hinunter und schlug mit der Hand auf den Boden. Schnell wirbelte der Sand auf, und der lange Hals des Gauns schoss hervor. Dann kreisten schon seine vier Fangarme im Wasser und versuchten, die Angreiferin zu packen. Doch geschmeidig tauchte Aifa zwischen den Scheren hindurch und griff zwei Arme hinter dem dicken Gelenk. Mit einem kräftigen Ruck zog sie den Gaun aus dem Boden. Seine beiden übrigen Arme wirbelten wütend herum, doch konnten sie Aifa nicht packen. Schnell schwamm sie nach oben und erreichte die Oberfläche. Dort umschloss sie mit ihren Beinen den Hals des Gauns und drückte sie zusammen. Ein lautes Knacken verriet das Ende des Gauns, sein Leib erschlaffte, und triumphierend hielt Aifa ihre Beute in die Höhe.

    „Gut, Aifa, sehr gut. Verhungern wirst du jedenfalls nicht."

    Bain nahm das tote Tier und schnitt seine Beine und den Kopf ab.

    „Die schmecken recht gut. Nimm den Rücken, mach ein Feuer! Ich hole etwas Kraut."

    Beide ließen sich das zarte Fleisch schmecken. Gewürzt mit dem silbernen Kraut, hatte das Fleisch einen kräftigen, scharfen Geschmack.

    In der folgenden Zeit durchquerten sie einige Ebenen, in denen die wilden Verwandten der Gokloks friedlich grasten. Das gelbe Gras war zu dieser Zeit saftig, und die Pflanzenfresser würden in Kürze ihre Jungen zur Welt bringen.

    „Wenn du diese Tiere beobachtest, achte auf ihr Verhalten. Drängen sie sich zusammen und bilden einen Kreis, dann droht Gefahr. Sind es Räuber, dann brüllen sie. Ist es ein Sturm, dann stehen sie schweigend im Kreis und drehen dem Sturm ihr Hinterteil zu. Dabei stehen die Jungen in der Mitte."

    Aifa betrachtete die kleine Herde. Diese Tiere waren kleiner und wendiger als ihre zahmen Verwandten. Auch unterschied sich ihre Färbung von derjenigen der Gokloks.

    „Da, zwei Jals!"

    „Sie werden die Herde nicht angreifen. Es sind zu wenige." Bain war sich sicher.

    Zum Ende ihrer Route erreichten sie die steinige, wilde Küste. Die Wellen des grünlichen Meeres donnerten mit lautem Krachen an die Felsen.

    „Hier werden wir die Nacht verbringen." Bain hatte sich hinter einen gewaltigen Felsen gesetzt und schaute zum Himmel. Dieser Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Sonne wurde schwächer. Die beiden Monde, die gelblich leuchteten, gewannen immer mehr an Leuchtkraft und hüllten die Küste in ein seidenes Tuch aus Licht.

    „Sieh die vielen Lichter, wie schön sie strahlen!" Aifa war jedes Mal fasziniert, wenn sie eine wolkenlose Nacht im Freien verbrachte.

    Bain schaute hinauf und nickte.

    Dann erklang der Ruf des Wellengleiters. Dieser schlanke fliegende Räuber flog ganz knapp über den Wellen, als würde er auf ihnen tanzen, doch sobald seine Augen eine Beute erspähten, stieß er blitzartig ins Wasser. Dann trug er seine zappelnde Beute davon, zu seinem Höhlennest irgendwo in den hohen, steilen Felswänden.

    Aifa folgte ihm mit ihrem Blick.

    Bains Stimme durchfuhr ihre Gedanken: „Der gewaltige Sturm ist unsere größte Bedrohung. Wenn es uns nicht gelingt, rechtzeitig zu warnen, dann fegt er alles hinweg. Du hast sicher schon einige Stürme erlebt. Aber nichts ist vergleichbar mit ihm, dem schwarzen Sturm. Er ist unberechenbar. Am Himmel zeigt sich zuerst ein dunkler Fleck, weit weg am Horizont. Er wird schnell größer, und grelle, dünne Streifen durchfahren den immer dunkler werdenden Himmel. Unsere Augen sind besser als die der anderen Cita, und unsere Ohren hören das dunkle Grollen viel eher. Auch die Erschütterungen der Luft und des Bodens gelangen schnell zu uns. Doch all die Tiere, die wir während unseres Weges gesehen haben, wissen es noch eher als wir. Selbst einige Blumen schließen ihre Blüten. Im großen Buch wirst du die Arten dazu finden. Wenn du all das entdeckst, dann renne und stelle eine Verbindung zu allen Cita her. Ich werde dir bald zeigen, wie du das tun kannst."

    „Und die Käfer? Wie erkenne ich deren Nahen?, fragte Aifa. „Der Sand vibriert plötzlich und bildet kleine Wirbel.

    „Welcher war der schlimmste Angriff?"

    „Ich erlebte ihn als Kind. Es war schrecklich. Sie verschlangen alles, egal ob Pflanze oder Tier. Selbst drei Cita wurden damals gefressen. Nur die blanken Knochen blieben übrig."

    Nach einer Pause fuhr Bain fort: „Das sind die beiden schlimmsten Gefahren für unser Volk. Nur wenn wir rechtzeitig unsere Schutzräume erreichen, besteht die Chance für unser Überleben."

    „Wie schützen wir uns, wenn wir nicht in einer Kugel sind?"

    „An vielen Stellen auf der Insel befindet sich ein Loch, da müssen wir hinein und uns mit unserer Kleidung bedecken. So können wir ausharren, bis die Gefahr vorüber ist."

    Aifa nickte und legte sich hin. Bain hatte seine Ausführungen beendet und schien eingeschlafen zu sein. Seine Worte klangen noch in ihren Gedanken und ließen sie unruhig zurück.

    Ob ich das alles schaffen kann, all die vielen Dinge, die es zu beachten gilt? Ich weiß nicht: Ich soll mein Volk beschützen? Ich?

    Irgendwann schlief sie dann doch ein.

    2.

    Nach seiner Wahl zum Hirten musste Hila das Haus seiner Mutter verlassen und in eines der langen, ovalen Häuser der männlichen Cita umziehen. Das für die Hirten und Bauern vorgesehene Haus befand sich weit hinten im westlichen Teil der Stadt im vierten Ring. Über der großen, braunen Tür waren gelbe und grüne Steine angebracht: die Zeichen für die Bauern und Hirten.

    Hila betrat das geräumige, angenehm kühle Haus und lief den Gang entlang. Zu beiden Seiten führten geschwungene Treppen in die einzelnen Räume für die Männer.

    „Hila, komm! Deine Unterkunft ist dahinten. Ruh dich aus. Morgen müssen wir auf die nördliche Weide und die Herde auf die westliche Weide führen." Der alte Trak war der älteste Hirte, und seine Aufgabe war es, die neu Erwählten zu betreuen.

    „Warum müssen wir das tun?", fragte Hila.

    „Nun die Weiblichen tragen Junge in sich. Die westliche Weide ist noch saftig, und wir können die Jungen besser schützen, wenn die Jals angreifen sollten."

    „Geschieht das oft?"

    „Es kommt vor, aber selten."

    Trak hatte sich abgewandt und ging in seine Zimmer. Hila fand seine neuen beiden Räume geräumiger, als er vermutet hatte. Vom runden Fenster ging ein ausreichendes Licht aus und erhellte die Zimmer. Ein großes, weiches Bett, belegt mit dicken Fellen der Gokloks, stand an der großen Wand neben der Tür. Bis zum Essen morgen war noch Zeit.

    Nachdem die Hirten in einem langen Saal gegessen hatten, machten sie sich auf. Der Weg zur nördlichen Weide war lang, und sie gingen hintereinander lautlos durch das halbhohe Gras. „Dort sind sie." Trak zeigte mit dem Arm nach vorn, wo Hila tatsächlich einen Goklok sehen konnte. Diese Tiere waren groß und schwer, hatten dabei kurze, kräftige Beine und einen lang gezogenen, massigen Kopf mit kleinen Ohren. Hören konnten sie nicht gut, dafür war ihr Geruchssinn sehr stark ausgeprägt. Trak deutete allen, sich zu setzen, und führte einige wichtige Dinge zu den Tieren aus. Hila verlor sich dabei in seinen Gedanken. Seit seiner Kindheit hatte er sich mit diesen Tieren beschäftigt. Er wusste, dass sie den Leittieren folgen und dass sich diese in der Mitte der Herde befanden; auch, dass die Jungtiere einen Ring um die Leittiere bildeten. Die anderen starken Mitglieder der Herde standen stets außen. Bei einem Sturm drehten sie diesem ihr Hinterteil zu und stemmten ihre kurzen Beine fest in den Boden, dabei senkten sie den Kopf und schlossen die Augen. Ab und zu konnte man dann ein tiefes, dunkles Grunzen vernehmen.

    „Hila fängt an!"

    Die Worte Traks brachten ihn wieder zurück.

    „Los, nun geh schon! Versuche, ein Leittier zu finden, und führe es fort!"

    Langsam und mit gleichmäßigen Bewegungen näherte er sich der Herde. Der Wind blies ihm entgegen, sodass sein Geruch die Tiere nicht warnen konnte. Die äußeren Tiere ließen ihn passieren, doch ein Jungtier kam auf ihn zu und schnaubte aufgeregt. Dieses war bereits einen Zyklus alt und konnte ihn schon schmerzlich verletzen. Nicht aus Bosheit, sondern seine schiere Kraft konnte einem ausgewachsenen Cita empfindliche Verletzungen zufügen. Hila lief weiter gleichmäßig und versuchte, Geräusche zu vermeiden. Dabei begann er etwas lauter zu summen und versuchte so, das neugierige Jungtier zu beruhigen. Die Idee war gut, denn der Kleine wurde entspannter. Die anderen Gokloks bemerkten ihn fast nicht. Sie wussten: Von einem Cita würde keine Gefahr ausgehen. Schließlich hatte er ein Leittier erreicht. Es schaute ihn an und senkte den Kopf. Seine wulstige Stirn zielte nach Hilas Oberkörper. Das war der entscheidende Augenblick: Hätte er Angst, würde es losstürmen. Anders als die übrigen gleichgültigen Tiere verhielten sich Leittiere aggressiver. Sie wollten ihre Herde beschützen und griffen ab und zu sogar die Hirten an. Doch Hila hatte Glück: Es blieb bei der drohenden Geste. Hila holte aus seiner Tasche etwas süßes Gebäck und hielt es dem Tier hin. Gokloks liebten Süßes, und dieses hier bildete da keine Ausnahme. In dem Moment, als es nach der leckeren Versuchung schnappte, warf Hila ein dünnes Seil um seinen Hals. Er ließ den so Gefangenen eine Weile seine Belohnung fressen, dann zog er leicht an dem Seil, und das Tier folgte ihm. Sie gingen durch die Herde, und das zweite jüngere, weibliche Leittier schloss sich ihnen an. Die Herde kam sodann in Bewegung und folgte Hila in westliche Richtung.

    „Das ist ungewöhnlich. Völlig ungewöhnlich." Trak schaute ungläubig auf die artig marschierenden Tiere.

    So erreichten sie die westliche Weide, und der Duft saftigen Steppentrichtergrases beschleunigte die Schritte der Herde. Bald machten sie sich über die Weide her.

    Trak und die anderen Hirten lobten Hila und trugen ihm auf, nach Jungtieren zu suchen, die manchmal beim Weidewechsel verloren gingen. Die anderen Neuen schlossen sich ihm an. Hila verließ schnell die Gruppe und lief in ein kleines Wäldchen am östlichen Ende der Weide. Er wusste, dass Jungtiere, wenn sie alleine waren, oft den Schutz der Bäume suchten. Dort fanden sie Deckung im Gebüsch der vielen Sträucher und hinter den dicken Stämmen. Den Blick auf den Boden gerichtet, drang Hila tiefer in den kleinen Wald ein, und nach einer Weile entdeckte er umgeknickte kleine Äste an einem roten, dornigen Strauch. „Da hab ich dich!", murmelte er vor sich hin. Die Knickstellen waren noch frisch, der gelbliche, klebrige Saft dieses Strauchs quoll noch aus der Bruchstelle. Im Gras lag tatsächlich ein junges Goklok, vielleicht nicht mal einen Zyklus alt. Es schnaufte ängstlich und suchte seine Mutter. Doch sein Instinkt hielt es von einem lauten Rufen ab.

    Hila näherte sich vorsichtig, doch Blut im Gras verriet eine Verletzung. Tatsächlich: Das rechte Hinterbein blutete, und die Wunde war tief. Sofort war er bei dem Tier und streichelte es. „Wir müssen los. Deine Mutter wartet. Kannst du aufstehen?" Er versuchte, es zum Aufstehen zu bewegen, doch es war zu erschöpft. Unerwartet zerriss ein hoher Schrei die Stille, dann noch einer und erneut einer.

    „Fünf Jals!"

    Die schlanken, ausdauernden Jäger umringten Hila und das verletzte Jungtier. Die Jals kamen näher, und Hila spürte fast den heißen Atem. Sie griffen äußerst selten einen Cita an, doch konnte diese Situation für Hila böse enden. Das Blut machte die Jäger gierig, und ihr Hunger wurde stärker. Da! Das größte Tier sprang vor und schnappte zu. Erschrocken schrie das kleine Goklok auf. Hila sprang dazwischen, und mit seiner schnellen, scharfen Pranke riss der Jal Hilas Bein auf. Doch Hila griff nach seinem leeren Schneckenhaus in seiner Tasche und blies kräftig hinein. Der hohe Ton drang in die Ohren der Jals und ließ sie böse fauchen. Jals hassten hohe, laute Töne, sie bereiteten ihnen Schmerzen. Hila blies kräftiger hinein, und die Angreifer jaulten auf. Einer nahm schon Reißaus und verschwand im Dickicht. Die vier anderen blieben stehen und starrten ihre Beute an. Dabei senkten sie den Kopf, und aus ihren stechenden, grünen Augen schienen gelbliche Blitze zu kommen, die das Goklok noch mehr ängstigten und es zum wahnsinnigen Schreien brachten. Dann erklang ein dumpfes Dröhnen, und Äste raschelten. Die Mutter rannte, so schnell sie mit ihren kleinen Beinen konnte, den Jals entgegen. Diese bemerkten die wütende Goklok und stürzten davon. Bald darauf erschienen die anderen Hirten, die das verletzte Jungtier mit einer Trage zur Herde brachten. Trak behandelte die Wunde mit einer weißen Tinktur und verband das Bein.

    „Bald kann es wieder laufen."

    Hila jedoch brachten sie in die Stadt. Wunden durch Jals konnten sehr gefährlich sein. Doch er hatte Glück: Seine Verletzung war nicht tief. Die ersten Zyklen als Hirte waren für ihn gut gelaufen. Er hatte die Herde auf eine neue Weide geführt und ein Jungtier gerettet. Die anderen Cita zollten ihm Anerkennung und Respekt. Seine Mutter durfte stolz auf ihn sein.

    3.

    „Aifa, komm! Beeil dich!"

    Immer wenn Aifa durch die Gedankenstimme gerufen wurde, was nicht allzu oft geschah, da es viel Konzentration erforderte, die Gedankenstimme zu benutzen, erschrak sie. Dass Jazua sie jetzt auf diesem Wege bat, in die Stadt zu kommen, konnte nichts Gutes bedeuten. Sie nahm sich nicht erst die Zeit, Jazua auf gleichem Wege zu antworten, sondern machte sich rasch auf den Weg hinunter in die Stadt. Bain hinterließ sie eine Nachricht, er würde es verstehen. Die Stadt lag im prallen Licht der hoch am Himmel stehenden roten Sonne, und ein heftiger Wind blies der Wächterin entgegen. Vorn am Stadteingang stand bereits ihre Freundin und winkte aufgeregt.

    „Schnell! Giela hat sich verletzt."

    Noch außer Atem schüttelte Aifa den Kopf. „Giela? Wie ist das denn geschehen?"

    „Ich weiß nicht." Jazua rannte los, und Aifa folgte ihr. Vor dem Haus stand bereits ihre Großmutter; und als Aifa die Tür erreicht hatte, drückte Yaza Aifas Hand.

    „Gut, du bist schnell gekommen. Das wird Kamali freuen."

    Im hinteren Bereich der Wohnhalbkugel lag Giela in seinem Bett, und Kamali saß an dessen Fußende. Gielas Kopf war bandagiert, und ein Fleck Blut befand sich an seiner Stirn.

    „Was ist denn passiert?"

    Aifas Frage ließ ihre Mutter aufsehen. „Er will, seit du fort bist, so sein wie du. Er versteht nicht, dass er deine Fähigkeiten nicht hat. Sie spielten ‚Steinen ausweichen‘, und er war zu langsam. Der andere Junge ist bis jetzt nicht von Gielas Seite gewichen. Ich habe ihn zu seiner Mutter geschickt. Giela hat das Bewusstsein verloren."

    „Ihm geht es eigentlich gut. Die Schwellung ist nicht allzu stark. Er muss dem Stein fast ausgewichen sein. Das nahm dem Wurf etwas von seiner Kraft. Doch seitdem ist er ohne seine Sinne. Ich kann ihm nicht mehr helfen. Wir müssen warten." Jazua versuchte, mit diesen Worten zu trösten, und schaute alle nacheinander an. Dann fiel ihr Blick auf Aifas Arm.

    „Wie geht es deiner Wunde?"

    Aifa schaute unwillkürlich zu ihrem Arm und antwortete: „Das Gift ist raus. Er ist wieder wie vorher."

    Aifa nahm Gielas Hand und streichelte das blasse Gesicht.

    Was macht er nur? Warum will er so sein wie ich?

    „Er ist stolz auf dich. Giela erzählt es jedem, dass du nun eine Wächterin bist. Er verteidigt dich, wenn jemand an dir zweifelt. Kamali hatte Aifas Hand genommen und erkundigte sich: „Und? Wie geht es dir bei dem alten Bain?

    Aifa lächelte und entgegnete: „Gut. Ich lerne viel, und meine Fähigkeiten werden stärker. Ich weiß immer besser, wie ich sie anwenden kann. Doch viel Zeit bleibt nicht, Bain wird schwächer. Er sehnt sich nach dem nördlichen Dorf am Meer. Er hat es sich verdient, die Bürde abzugeben. Lange hat es ja gedauert …" Yaza hatte etwas zu Essen gemacht, und alle setzen sich. Doch sie schauten ständig zu Giela und sprachen kaum.

    Nach dem Essen ging Aifa ins Freie und holte tief Luft. Hoffentlich wacht er wieder auf! Ich werde mit ihm reden müssen, er wird nie so sein wie ich. Ich muss es ihm sagen, ohne ihn zu kränken. Er ist mein Bruder!

    Während Aifa so in Gedanken auf und ab ging, näherte sich ihr ein Cita von hinten.

    Hila!

    Aifa hatte ihren Freund schnell an den Schritten erkannt.

    „Ich grüße dich, Aifa."

    „Und ich grüße dich, Hila."

    „Wie geht es deinem Bruder?"

    „So weit ganz gut, doch seine Sinne sind noch nicht wieder zurück. Wir können wohl nur warten."

    „Das wird schon. Du wirst sehen, bald tobt er wieder mit den anderen Kindern herum. Ich hatte auch einmal eine ähnliche Verletzung. Weißt du noch?"

    Aifa musste lachen: „Ja, als du gegen den Trichterbaum gerannt bist."

    „Weil du angeblich einen Jal gesehen und mir damit Angst eingejagt hast."

    „Da war wirklich ein Tier. Es sah aus wie ein Jal."

    „Aber gesehen hast du ihn nicht, oder?"

    „Nein, ich glaube, nicht."

    „Ich kann noch eine Weile hier warten", bot Hila an.

    „Das brauchst du nicht. Du musst sicher bald wieder zu den Gokloks."

    „Ja, schon."

    Hila verabschiedete sich zögernd, dabei ließ er sich viel Zeit. Erst dann ging Aifa wieder zurück.

    Jazua wollte ebenfalls gerade den Heimweg antreten. Beide umarmten sich lange.

    „Danke für deine Nachricht! War sicher nicht einfach, die Verbindung zu nutzen", meinte Aifa.

    „Ich werde darin immer besser, und ich musste es dir ja mitteilen."

    „Ein Glück, dass er nichts Ernstes hat!"

    „Ja, ich habe mir schon große Sorgen gemacht. Doch muss ich nun wieder gehen."

    Jazua war schnell verschwunden, und drinnen saß nun Yaza am Bett des verletzten Kindes.

    Kamali schlief im Bett daneben, die Müdigkeit hatte sie übermannt.

    Aifa setzte sich ebenfalls zu ihrem Bruder.

    „Ruh dich aus! Ich bin jetzt da", begrüßte sie ihn.

    Yaza entfernte sich, und Aifa wachte nun allein. Obwohl auch sie sehr erschöpft war, konnte sie sich wach halten. Der Atem des Jungen ging gleichmäßig, und sein Herz schlug kräftig. Ihm schien nichts zu fehlen. Aifa nahm die rechte Hand ihres Bruders und hielt sie fest.

    Dann musste sie doch eingeschlafen sein, denn sie erwachte quer über dem Fußende liegend. Der Rücken schmerzte ihr, und der linke Arm war eingeschlafen. Sie streckte sich und wollte sich gerade wieder setzen, als Gielas Finger sich bewegten. Sein Atem ging schneller, und er zuckte heftig mit den Beinen.

    Er träumt.

    „Beruhige dich, ich bin da!", flüsterte Aifa leise. Sie streichelte ihn und nahm wieder seine Hand.

    Dann schlug Giela die Augen auf. Völlig verdutzt schaute er seine große Schwester an. „Aifa!", rief er und lächelte.

    „Was machst du nur?"

    „Mein Kopf schmerzt." Er fasste sich an die Stirn.

    „Einem Stein ausweichen? Warum?"

    „Weil du es kannst", antwortete er.

    „Du kannst nicht so sein wie ich, Giela."

    Giela schaute seine Schwester fragend an.

    „Ich kann es selbst nicht ganz verstehen. In mir sind all die Fähigkeiten. Bain lehrt mich, sie zu nutzen. Aber warum ich das vermag, weiß ich nicht. Jazua meinte, dass ab und zu bei uns Cita jemand geboren werde, der über diese Gaben verfüge. Bain war der Letzte vor mir. Konzentriere dich auf deine Stärken. Du bist für dein Alter sehr kräftig und schlau, nutze dies!"

    Giela reckte sich stolz und gab an: „Ja, ich bin stark."

    „Siehst du, du musst deine Gaben einsetzen."

    Giela drückte seine Schwester fest und sagte: „Hoffentlich kommst du bald wieder. Wir vermissen dich, auch Mutter. Und natürlich Yaza, sie auch."

    „Ich komme, so oft ich kann."

    Nachdem sich Aifa verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Heimweg. Vorbei an all den Wohnhalbkugeln, den Hallen und Langhäusern und entlang der großen Rinnen voller Wasser kam sie schließlich an der Säulenhalbkugel vorbei, und ihr war es, als ob Ern, der Dritte der Fünf, von oben auf sie herabschaute.

    Ich muss die Verbindung üben. Ich brauche sie!

    Sich mit der Stimme im Innern zu unterhalten oder eine Person zu rufen, war seit jeher eine Möglichkeit unter den Cita, über weite Entfernungen Kontakt zu halten. Jedoch dauerte es lange, bis eine solche Gedankenverbindung hergestellt war. Ein Cita musste sich dafür vollends konzentrieren. Die gewählten Beschützer aber hatten die Fähigkeit, eine solche Geistverbindung in kurzer Zeit aufbauen zu können. Nur mussten sie dabei ihre stärkeren Sinne unterdrücken.

    Aifa setzte sich auf den Boden und schloss die Augen: Des Sehens beraubt, schließe ich auch meine Ohren. Ich rieche auch nichts mehr, und ich fühle nur die Leere. Meine Haut spürt nichts mehr. Ich atme tief ein und werde eins mit diesem Moment.

    Ich rufe Bain. All meine Gedanken laufen auf Bain zusammen. Mein Herz schlägt nun langsamer, das Blut rinnt bedächtiger durch meinen Körper.

    Der schlanke Körper Aifas spannte sich, den Kopf hielt sie gestreckt nach oben.

    Bain, ich kehre zurück.

    Nach einer Weile vernahm sie ganz leise im Geiste seine Stimme: Gut, dass du die Verbindung übst. Komm! – Bald erreichst du unser gesamtes Volk!

    Als der nächste Zyklus anbrach, waren Bain und Aifa nur ein kleines Stück den Pfad hinaufgegangen. Aifa sollte sich an den Rand des Felsens stellen und die schwierigste aller Verbindungen üben. Bain war schnell verschwunden, und Aifa saß allein, schaute hinunter ins Tal. Dort, wo es kupfern glänzte, lag die Stadt der Cita – und im Norden und Süden befand sich jeweils eine kleine Siedlung mit den alten Cita, die sich entschlossen hatten, dem Trubel der Stadt zu entfliehen.

    Sie schaltete nach und nach ihre Sinne ab und bündelte alle ihre Gedanken auf ihr Volk. Im Geiste sah sie die Männer, Frauen und Kinder und die vielen Alten. Aifas Atem wurde flacher, und tief in ihrem Bauch breitete sich eine beruhigende Wärme aus. Die Energie der Insel schien in ihre beiden Füße zu fließen, dann die Beine hinauf über den Bauch und die Brust bis zum Hals, bis sie dann in ihrem Kopf kurz verweilte, um sich dann den Weg über ihren Rücken hinab zu suchen. Der Ring der Energie der Insel war vollendet. Aifa spürte ein leichtes Kribbeln, und ihre Pinsel an den Ohren stellten sich auf:

    Ich rufe mein Volk!, hörte sie ihre helle Geiststimme. Hier ist Aifa, die neue Wächterin.

    Dann drangen nach und nach viele Stimmen zu ihr, die immer lauter riefen: Wir sind hier Aifa. Beschütze uns vor dem Sturm, vor den Käfern und anderen schlimmen Dingen! Unsere Dankbarkeit ist dir sicher.

    Dann waren all die Stimmen fort. Die Leere und Ruhe in ihr taten gut. Die Wächterin öffnete die Augen und war wieder im Moment angekommen.

    Ich habe es geschafft. Bald kann Bain in sein Dorf gehen.

    4.

    Unwillkürlich beschleunigte Khar seine Schritte, sein rechtes Bein schmerzte wieder, und er war erschöpft. Noch einmal würde er nicht zu den Häusern im Süden ziehen. Die Dinge, die er mitbrachte, waren zu wenige, und diesmal hatte er nur eine Geschichte einer alten Cita aufgeschrieben. Es gab wohl nichts mehr, was er noch sammeln könnte. Nein, das war seine letzte Reise gewesen. Er hatte sich verschätzt, als er glaubte, noch vor dem kalten Nordwind zu Hause ankommen zu können. Nun hüllten ihn die kalten Winde ein, fuhren ihm in die Kleidung und ließen ihn frieren. Auch wenn er schneller laufen würde, verschwände diese Kälte nicht. Sie war außerdem noch nass, und zunehmend ging sein Atem schwerer. Die Last auf seinem Rücken nahm stetig zu. Doch dann endlich lag vor ihm das kleine Dorf mit den wenigen Wohnhalbkugeln, den schlanken, kleinen Booten und den am Strand hängenden Netzen. Er hörte nun das Meer rauschen und mit Kraft gegen das Land schlagen und sah dann seine Bleibe, in deren Inneren ein rötlicher Lichtschein aus dem kleinen Fenster schien. Thirr war schon da und hatte für wohltuende Wärme gesorgt.

    Als Khar sein Haus betrat, begrüßte ihn sogleich der Duft gebratener Gaunfische und frischer Rikawurzeln. Thirr rührte in einem großen Kessel. Der alte Cita war, seit er nicht mehr hinaus auf das Wasser fuhr, sein Gehilfe geworden. Er sorgte für Ordnung und pflegte all die Sammlerstücke in der kleinen Halle hinter dem Haus.

    „Khar, endlich bist du da! Ich sorgte mich schon wegen des Windes. Wie war die Reise?"

    Khar ließ seine Last fallen und fiel auf einen Stuhl. „Anstrengend, Thirr, sehr anstrengend. Ich kann das nicht mehr tun, mein Bein tut weh, und ich merke all die Jahre."

    „Ach, du bist doch noch jung! Schau mich an. Ich weiß manchmal nicht, welcher Zyklus heute ist, oder ich vergesse Dinge. „Es lohnt sich nicht. Ich habe alles gesammelt, was es wohl gibt, und die Alten kennen keine unbekannten Geschichten mehr. Ich habe, denke ich, nun alles zusammen, um die Geschichte der Cita zu bewahren. Oh, es wird wohl eine lange Geschichte werden. Wer hätte das gedacht, als ich anfing, alles zusammenzutragen?

    Immer wenn er darüber nachdachte, reisten seine Gedanken zurück in jene Zeit, als er noch ein Junge gewesen war und bei seiner Großmutter gelebt hatte. Abends hatte sie immer Geschichten erzählt: manche, die wahr waren, manche, die nur Legenden waren. Eines Tages war ihm bewusst geworden, dass, wenn sie nicht mehr da wäre, niemand mehr die Geschichten für ihn erzählen könnte. So war sein Wunsch entstanden, alles festzuhalten. Jede kleine Geschichte, Gegenstände und Schriften trug er zusammen und begann, eine Zählung der Zyklen anzufertigen. Darin trug er alle wichtigen Geschehnisse ein. Niemals hätte er damals geglaubt, so zum Bewahrer seines Volkes zu werden. Seine Leidenschaft galt von klein an den Bergen, den Höhlen, dem Gestein und all den Dingen, die unter der Erde waren. Er wollte gewählt werden und als Cita der Berge tief in sie hineindringen, um die glänzenden Metalle zu holen. Er war der Beste, und seine Wahl stand bevor. Doch dann nahm ein schicksalhafter Vorschlag seines Freundes seinen Lauf. Die Felswand im Osten der Stadt war hoch und glatt, schwierig zu erklettern. Doch sie wagten beide den Aufstieg. Khar war schnell, seine kräftigen Arme fanden Halt, und er zog sich immer höher hinauf. Doch dann brach eine kleine Kante unter seinen Füßen. Mit den fallenden kleinen Steinen, stürzte er hinab und schlug tief unten hart auf. Die Heiler kamen schnell und bewahrten ihn vor dem Tod, doch der Preis war sein rechtes zerschmettertes Bein. Niemals wieder sollte er es richtig belasten können und schon gar nicht in den Schächten der Felsen. So war er als junger Cita zum Nichtstun verdammt. Die Langeweile geißelte ihn. Dann entschloss er sich, all die Geschichten seiner Großmutter und die seltenen Gegenstände seiner Familie zu bewahren. Nach dem Tod seiner letzten Verwandten hatte er die Stadt verlassen. Sie war ihm nun zu laut geworden, und der Trubel hatte ihn krank gemacht. Er hatte sich nach Ruhe gesehnt. So war er in das kleine nördliche Dorf zu all den Alten gekommen.

    Und nun war der Raum hinter seinem Haus vollgestopft mit all den Schriftrollen, Gegenständen und kleinen Bildern. Vieles lag unsortiert herum und war von einer feinen, roten Staubschicht bedeckt. Khar wusste, dass er nun beginnen sollte, all die Dinge zu ordnen und die Geschichte der Cita aufzuschreiben. Der Anfang der Geschichte seines Volkes war allerdings noch umhüllt von den Geheimnissen der Vergangenheit. Wie waren seine Ahnen auf diese Insel gekommen? Oder waren sie schon immer hier gewesen? Fragen über Fragen, die er noch nicht zufriedenstellend zu beantworten in der Lage war. Thirr muss ihm hierbei helfen. Doch der alte Thirr konnte nicht mehr richtig sehen, und manchmal vergaß er Dinge oder verwechselte etwas. Dann musste Khar noch einmal alles kontrollieren. Das kostete oft viel Zeit, Zeit, die auch er nicht mehr hatte.

    Die Arbeit ging voran, doch sie war ermüdend. Schon viele Zyklen waren beide mit dem Sortieren beschäftigt, als es plötzlich an der Tür klopfte und eine alte Cita eintrat.

    „Khar und Thirr, ihr solltet mitkommen. Die Flut zieht sich zurück, und die Trichterspirale ist voller Nahrung. Kommt!"

    „Das tun wir, antwortete Thirr und schaute Khar auffordernd an. „Geh schon, ich komme nach!

    Thirr verschwand, und Khar las noch in einer alten Schriftrolle, bevor er sie auf einen großen Stapel legte.

    Als er den Strand erreichte, war dieser voll mit den Bewohnern des kleinen Dorfes. Sie alle begaben sich zu der spiralförmigen Vorrichtung im seichten Wasser des sich zurückziehenden Meeres. Diese Form begann weiter draußen im Meer mit einem großen Trichter, der dann einen schmalen Graben bildete, der wiederum in dem spiralförmigen Gebilde endete. Die Flut spülte die Meerestiere hinein, doch diese konnten nicht mehr heraus. So hatten die Cita keine Mühe, die ganze Nahrung einzusammeln. Ein jeder nahm sich, was er brauchte. Khar hatten einen dicken Fisch erwischt und einige muschelartige Wesen. Dazu waren reichlich braune Pflanzen vorhanden, die leicht salzig schmeckten, wenn sie gekocht wurden. Diese Konstruktion war vor Khars Ankunft hier entstanden. Die Cita hatten Steine mit klebendem Baumsaft verbunden und auf diese Weise lange, geschwungene Mauern gebaut. Dieser Baumsaft löste sich nicht im Wasser auf. Khar hatte mehrmals nachgefragt, wer die Idee zu dieser einfachen, aber genialen Vorrichtung gehabt habe. Doch er hatte stets mehrere Antworten erhalten. Die Zeit verging, und die Behälter waren gut gefüllt. Wie stets an einem solchen Tag blieben die Cita noch am Strand und entzündeten ein Feuer. Mancher Fisch wurde sofort zubereitet, und die Frauen begannen, die Stücke schmackhaft zu würzen. Becher mit dem gegorenen Saft der Schkarblume wurden gereicht. Irgendwann stimmte einer ein Lied an, und alle fielen in den Gesang ein. Die hohen Töne vermischten sich mit den Geräuschen des Meeres und des kräftigen Windes. Dabei standen die Cita in einer Reihe, das Gesicht dem Meer zugewandt. Nach und nach wurde der Gesang immer höher, und selbst der Wind konnte keinen Ton mehr verschlucken. Diese Momente hier im Dorf und am Strand, abseits der Stadt, waren es, die Khar innere Ruhe brachten. Lange hatte er mit seinem Schicksal gehadert, doch das hier war nun seine Welt geworden. Großmutter wäre stolz auf ihn.

    Der Rückweg wurde wie immer fröhlich angetreten, und alle Cita waren guter Dinge. Das Meer hatte sie ein weiteres Mal versorgt. Doch unerwartet stolperte ein Cita, und der Korb voller Nahrung kippte aus.

    „Was ist das?"

    Einer hielt etwas Eigenartiges in die Höhe. Es war länglich, orange und hatte auf der Oberseite spitze Stacheln.

    „Noch nie gesehen", rief ein Cita.

    Alle bestaunten den seltsamen Fang. Sie traten näher und berührten ihn.

    Mit einer blitzartigen Bewegung erwachte das Tier, wand sich in der packenden Hand und schnappte zu. Dünne, scharfe, spitze Zähne gruben sich in den Arm eines Umstehenden. Dessen Schrei zerschnitt die friedliche Stimmung. Blut rann aus einer tiefen Wunde, und blauer Schaum trat aus dem Arm. Der verletzte Cita sank zu Boden, kräftige Zuckungen peinigten ihn. Er konnte sich nicht mehr bewegen und brachte kein Wort heraus. Dann war er tot.

    „Helft ihm!" Doch die Aufforderung der Frau war umsonst. Niemand konnte ihm helfen. Trauer hielt schlagartig Einzug in die vorhin so frohe Runde. Khar stand starr und konnte seinen Blick von dem Toten nicht abwenden. So etwas hatte er noch nie erlebt oder davon etwas gehört. Solch ein Tier hatte noch keiner gesehen.

    „Bringt das Tier in mein Haus!"

    Zwei Cita hielten das fremde Meerestier gepackt und legten es auf den großen Tisch. Khar nahm den schwarzen Stein vom Schrank und schlug zu.

    „Ich werde mir dieses Wesen anschauen, gleich wenn die Sonne aufgeht."

    „Sei vorsichtig! Der Biss schien giftig zu sein, warnte ihn Thirr. „Ja. Ich weiß, es hat schnell getötet. Ich werde vielleicht Jazua rufen müssen. Sie als Heilerin weiß vielleicht eine Antwort. „Woher kommt es? Ich habe solch ein Wesen noch nie hier gesehen." Thirr schaute Khar fragend an.

    „Ich weiß es auch nicht."

    „Sicher steht etwas in den alten Schriftrollen. Sind dann zu etwas nütze."

    „Thirr, das sind Schätze! Ich habe es dir so oft erklärt."

    „Ach, wertloses Zeug alles zusammen. Du wirst die Geschichte nie beenden können. Na ja, ich helfe dir ja sowieso." Thirr schüttelte den Kopf und ging mit den anderen Cita hinaus.

    Khar war allein und schaute auf den toten Kadaver. „Es sieht so unscheinbar aus und ist doch so tödlich", staunte er.

    Draußen hatten sie den verstorbenen Cita bereits zum hohen Felsen getragen, um ihn den Winden zu übergeben. Khar wollte nicht zusehen, denn die letzte Übergabe war ihm noch gut in Erinnerung. Der tote Körper wurde einfach hinuntergeworfen, in die Wellen und zu den Winden. Dort würde er wieder zu neuer Nahrung werden. Der Verstorbene war alt geworden, und Khar bemerkte, dass er nicht oft mit ihm gesprochen hatte.

    Als sich Khar zur Ruhe legte, kam ihm plötzlich die Idee, in die blaue Schriftrolle zu schauen. So stand er wieder auf und lief in sein Lager, holte die blaue Rolle hervor und begann zu lesen. Doch all die Abhandlungen über die Meeresgeschöpfe enthielten keinen Eintrag über das unbekannte, giftige Tier. Niemand hatte je von einem solchen Wesen berichtet. Das verwunderte Khar sehr. Er betrachtete die Überreste, die unangenehm zu riechen begannen. Die Zähne waren extrem scharf. Es konnte im Wasser und an der Luft atmen! Diese Entdeckung ließ ihn schaudern. Was wäre, wenn da noch mehr wären? Wenn nun immer bei jedem Fang welche dabei wären?

    Er nahm eine neue leere Schriftrolle und nahm einen Eintrag vor. Darin beschrieb er das Wesen und die Ereignisse des vergangenen Zyklus. Als er fertig war, fiel ihm ein, dass er ja noch die Chronik vervollständigen musste. Denn es war eine neue Wächterin gewählt worden. Khar musste lächeln und dachte an den alten Bain. Hatte er doch endlich eine Nachfolgerin gefunden!

    Aifa, Tochter der Kamali und Tochtertochter der Yaza,

    schrieb er ein.

    Kamali? Da war doch irgendwo noch ein Eintrag gewesen. Khar überlegte, doch fiel ihm nicht ein, wo er etwas über sie gelesen oder gehört hatte. Er wusste nur, dass Kamali ihm nicht fremd war.

    Sie waren alle gekommen und hatten sich vor seinem Haus versammelt. Wie so oft in schwierigen Momenten suchten sie Khars Rat. Doch er hatte keine Antwort, nicht einmal eine entfernteste Idee, welches Tier einem der ihren so jäh den Tod gebracht haben mochte. Es stimmte ihn traurig und nachdenklich, seinen Leuten keinen Rat geben zu können. Dieses Mal spendete er keinen Halt. Solche giftigen, tödlichen Geschöpfe hatte sein Volk bisher nicht gekannt. Sie beschlossen, künftig genauer und langsamer den Fang zu durchsuchen. Sie standen um ihn herum und hatten in der

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