Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04
Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04
Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04
eBook288 Seiten3 Stunden

Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Um Asuna zu retten, macht sich Kirito entschlossen auf zum Weltenbaum, wo sie anscheinend gefangen gehalten wird. Auf seinem Weg gerät er durch eine List von Spielern der Salamander-Rasse in Bedrängnis. In seiner Not kommen ihm das Sylphen-Mädchens Leafa und die Navigationsfee Yui zu Hilfe. Doch was keiner ahnt, Leafa und Kirito verbindet ein Geheimnis …
SpracheDeutsch
HerausgeberTOKYOPOP Verlag
Erscheinungsdatum16. Aug. 2018
ISBN9783842050969
Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04

Mehr von Reki Kawahara lesen

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04

Titel in dieser Serie (8)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Comics & Graphic Novels für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Sword Art Online – Fairy Dance – Light Novel 04 - Reki Kawahara

    »Jötunheimr«.

    4

    »Hatschiii!«

    Ein undamenhaft kräftiger Nieser entfuhr der Sylphen-Schwertkämpferin Leafa, und sie bedeckte hastig ihren Mund mit beiden Händen.

    Schnell sah sie zum Eingang des Schreins. Sie stellte sich schon vor, wie dort das riesige Gesicht einer bösen Gottheit hereinlugte, die von dem Geräusch angelockt worden war. Doch glücklicherweise tanzten dort nur Schneeflocken. Sobald sie sich dem Feuerchen auf dem Boden des Schreins näherten, schmolzen sie noch in der Luft und verdampften.

    Während sie den Kragen ihres dicken Umhangs zurechtrückte, kauerte Leafa sich wieder an die hintere Wand des Schreins und stieß einen tiefen Seufzer aus. Kaum spürte sie die Wärme des flackernden Feuers, als sich schon die Schläfrigkeit heranschlich. Leafa blinzelte mehrmals, um sie zu vertreiben.

    Es war ein kleiner steinerner Schrein mit etwa vier Metern Länge, Breite und Höhe. Die Wände und Decke waren geschmückt mit Reliefs von schrecklichen Monstern, die sich im flackernden Licht der Flammen zu bewegen schienen. Nicht gerade das, was man ein lauschiges Plätzchen nennen würde. Dennoch war Leafas Begleiter, der neben ihr im Schneidersitz an der Wand lehnte, mit einem friedlichen – oder eher dümmlichen – Gesichtsausdruck eingenickt.

    »Hey, wach auf!«, flüsterte sie und zog an seinem spitzen Ohr, doch er murmelte nur etwas Unverständliches. Auf seinem Knie hatte sich ein weiteres Mitglied ihrer Gruppe, eine kleine Fee, zusammengerollt. Sie atmete ruhig im Schlaf.

    »Hör mal, wenn du schläfst, wirst du ausgeloggt!«

    Noch einmal zog sie an seinem Ohr. Daraufhin ließ er einfach seinen Kopf auf ihren Schoß fallen und bewegte sich dann auch noch ein wenig hin und her, wie um eine bequeme Position zu finden.

    Mit einem frustrierten Aufschrei streckte sie ihren Rücken und ballte ihre Fäuste in der Luft, während sie überlegte, wie sie ihren Begleiter wecken sollte.

    Allerdings war es kein Wunder, dass er eingeschlafen war.

    Schließlich ging es schon auf zwei Uhr morgens zu, wie ihr ein Blick auf die Zeitanzeige in der unteren rechten Ecke ihres Blickfelds verriet. Um diese Zeit lag Leafa sonst schon längst im Bett und schlief tief und fest.

    Natürlich war Jötunheimr, wie auch Alfheim darüber, keine echte Welt. Es war eine virtuelle Welt auf einem Server, der irgendwo im wirklichen Tokyo, Japan stand. Leafa und ihr Begleiter befanden sich gerade im Full Dive in dieser Welt mithilfe des »AmuSphere«-Interface.

    Diese Welt zu verlassen, war tatsächlich ganz einfach. Ein Wisch nach unten mit Zeige- und Mittelfinger öffnete ein Fenster für das Hauptmenü, wo man nur noch den Log-out-Button drücken musste. Oder man konnte sich einfach schlafen legen, woraufhin das Gerät die Änderung der Gehirnwellen registrierte und die Verbindung automatisch trennte. Am nächsten Morgen wachte man in seinem Bett in der wirklichen Welt auf.

    Doch jetzt gab es einen Grund, warum sie der heftigen Müdigkeit zum Trotz wach bleiben mussten.

    Also blieb sie hart und ballte ihre linke Hand zur Faust, die sie mitten auf sein stacheliges, schwarzes Haar hinabsausen ließ.

    Mit einem satten Sound blitzte der gelbe Lichteffekt eines physischen Angriffs auf, und ihr Begleiter schnellte mit einem merkwürdigen Laut hoch. Er hielt seinen Kopf mit beiden Händen und sah sich nervös um, bis er Leafa erblickte, die ihn anlächelte.

    »Guten Morgen, Kirito.«

    »Gu... Guten Morgen.«

    Ihr Begleiter war der Schwertkämpfer Kirito, ein Spriggan mit dunkler Haut und schwarzen Haaren. Der niedergeschlagene Gesichtsausdruck passte nicht zu seiner schelmischen Erscheinung, die an den Protagonisten eines Shonen-Mangas erinnerte.

    »Habe ich etwa geschlafen ...?«

    »Auf meinem Schoß. Sei froh, dass du mit einem kleinen Klaps davongekommen bist.«

    »Das tut mir leid. Als Wiedergutmachung darfst du auch auf meinem Schoß ...«

    »Nein, danke!« Sie wandte sich ab und sah Kirito aus den Augenwinkeln scharf an. »Red nicht so einen Stuss, erzähl mir lieber von dem genialen Fluchtplan, der dir im Traum eingefallen ist.«

    »Im Traum ... Da fällt mir nur ein, beinahe hätte ich den gigantischen Pudding à la mode essen können ...«

    Es war dumm von mir zu fragen, dachte Leafa und ließ die Schultern hängen. Noch einmal sah sie zum Eingang des Schreins. Inmitten der tiefen Dunkelheit tanzten dort immer noch nur die Schneeflocken, die der Wind herumwirbelte. Ansonsten bewegte sich überhaupt nichts.

    Der Grund, aus dem sie sich nicht ausloggen konnten, war folgender: Leafa, Kirito und die kleine Fee Yui, die auf seinem Knie schlief, waren derzeit in den Tiefen von Jötunheimr eingeschlossen und konnten nicht zur Oberfläche entkommen.

    Natürlich wäre es möglich gewesen, das Spiel einfach zu verlassen. Doch dieser Schrein war weder ein Gasthaus noch eine sichere Zone, daher wären ihre Avatare für eine gewisse Zeit leblos zurückgeblieben, nachdem ihr Bewusstsein in die Realität zurückgekehrt war.

    Ein zurückgelassener Avatar schien Monster förmlich anzuziehen. Bei einem Angriff würden ihre HP ohne Gegenwehr dezimiert werden, und sie wären im Nu tot, woraufhin sie zum letzten Speicherpunkt in der Sylphen-Hauptstadt »Swilvane« zurückgebracht werden würden. Und wofür hätten sie dann die weite Reise vom Sylphen-Territorium hierher unternommen?

    Leafas und Kiritos Ziel war »Alne«, die Hauptstadt im Zentrum von Alfheim.

    Sie waren heute Abend aus Swilvane aufgebrochen – genauer gesagt, war das mittlerweile gestern gewesen. Sie waren über ein ausgedehntes Waldgebiet geflogen, hatten lange Minentunnel durchquert und dann auch noch einen Angriff der feindlichen Salamander zurückgeschlagen. Als die Gruppe um die Sylphen-Fürstin Sakuya ihnen gedankt und sich von ihnen verabschiedet hatte, war es nach ein Uhr morgens gewesen.

    Auch wenn sie unterwegs einige Toilettenpausen eingelegt hatten, hatte ihr Dive zu diesem Zeitpunkt schon acht Stunden angedauert. Alne war immer noch in dunstiger Ferne gewesen, und es hatte nicht gewirkt, als würden sie die Stadt so bald erreichen können. Daher hatten sie sich entschieden, ihr Abenteuer an dieser Stelle erst einmal zu beenden und sich in einem Gasthaus in der Nähe auszuloggen. Sie waren in einem kleinen Dorf gelandet, das sie glücklicherweise im Wald entdeckt hatten.

    Sie hätten sich bei der Gelegenheit die Mühe machen sollen, die Map zu öffnen, um nach dem Namen des Dorfes und dem Vorhandensein eines Gasthauses zu sehen. Wer hätte auch ahnen können ...

    »Wer hätte auch ahnen können, dass das ganze Dorf ein getarntes Monster ist ...?«, fragte Kirito mit einem Seufzen, als hätte er sich gerade an das Gleiche erinnert.

    Auch Leafa seufzte und nickte: »Aber wirklich ... Wer hat eigentlich behauptet, dass es in den Alne-Hochebenen keine Monster gibt?«

    »Das warst du.«

    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«

    Nach diesem Wortwechsel seufzten sie beide erneut.

    Bei ihrer Ankunft in dem rätselhaften Dorf waren Leafa und Kirito verwirrt gewesen, keinen einzigen Bewohner oder NPC zu sehen. In der Erwartung, dort zumindest den Inhaber eines Gasthauses vorzufinden, wollten sie gerade das größte Gebäude betreten, als es geschah.

    Die drei Gebäude des Dorfes stürzten gleichzeitig ein. Ihnen blieb nicht einmal mehr die Zeit, mit weit aufgerissenem Mund über die schleimig glänzende, fleischige Geschwulst zu staunen, in die sich das vermeintliche Gasthaus verwandelt hatte, als sich auch schon der Boden unter ihren Füßen auftat. Im Inneren klaffte eine dunkelrote Höhle, die sich wellenförmig zusammenzog. Was ausgesehen hatte wie ein Dorf, war das Lockmittel eines entsetzlich riesigen Wurm-Monsters gewesen, das die Fortsätze um sein Maul in Gebäude verwandelt hatte.

    Leafa, Kirito und Yui in seiner Brusttasche wurden einfach eingesogen und verschluckt. Während sie durch den glitschigen Verdauungstrakt befördert wurden, überlegte Leafa, ob sie nun einfach in der Magensäure aufgelöst werden würden. Sie war überzeugt, dass das ohne Zweifel die schlimmste Todesart ihrer einjährigen Spielerfahrung in ALO sein würde.

    Glücklicherweise schienen Leafa und die anderen dem Wurm nicht zu munden, und so wurde sie am Ende einer etwa dreiminütigen Reise durch seinen Verdauungstrakt wieder ausgespien. Das Gefühl von Schleim, der an ihrem ganzen Körper klebte, verursachte ihr Gänsehaut. Sogleich wollte sie ihren Fall mit den Flügeln an ihrem Rücken stoppen und schauderte erneut.

    Sie konnte nicht fliegen. Sosehr sie auch ihre Schulterblätter anspannte, um mit den Flügeln zu schlagen, sie bekam keinen Auftrieb. Nach ihr wurde auch Kirito ausgespuckt, und zusammen stürzten sie geradewegs durch ein undefinierbares Halbdunkel. Mit einem Wumms! landeten sie im tiefen Schnee.

    Sie zappelte und strampelte, um sich daraus zu befreien. Das Erste, was sie sah, war nicht der Nachthimmel, an dem Mond und Sterne leuchteten, sondern ein endloses Felsgewölbe. Also waren sie in einer Höhle, deswegen konnten sie natürlich auch nicht fliegen. Sie verzog das Gesicht und ließ ihren Blick umherschweifen, als ihr eine hoch aufragende, groteske Gestalt ins Auge sprang, die sich langsam über ein nahes Schneefeld bewegte. Es war ganz ohne Zweifel eines der schrecklichen Monster aus der Klasse der bösen Gottheiten, die sie bis dahin nur auf Bildern gesehen hatte.

    Mit ganzer Kraft hielt sie Kirito den Mund zu, als er neben ihr aus dem Schnee auftauchte und gerade losschreien wollte. In dem Augenblick begriff Leafa, dass sie zum ersten Mal in der unermesslich weiten Untergrundwelt »Jötunheimr« gelandet waren, der schwierigsten Region in ALO. Mit anderen Worten, der Riesenwurm diente nicht dazu, die Spieler zu fressen, sondern als Falle, um sie in diese Welt des Eises zu schicken.

    Nachdem das fünf Stockwerke hohe, mehrfüßige Monster an ihnen vorübergezogen war, hatten sie diesen Schrein entdeckt und hastig dort Schutz gesucht, um das weitere Vorgehen zu planen. Doch ohne die Fähigkeit zu fliegen waren ihre Fluchtmöglichkeiten begrenzt. Also saßen sie nun seit fast einer Stunde dort an der Wand und starrten ins Feuer.

    »Also ... Ich weiß einfach gar nichts über Jötunheimr, um mir Gedanken über einen Fluchtplan machen zu können«, sagte Kirito, der endlich die Müdigkeit abgeschüttelt zu haben schien und wieder mit wachem Blick in die Dunkelheit schaute. »Wenn ich mich recht erinnere, hat die Sylphen-Fürstin es erwähnt, bevor wir herkamen. Als ich ihr meine Münzen gab, sagte sie so etwas wie, solch eine Summe könne man nur bei den bösen Gottheiten in Jötunheimr erfarmen.«

    »Ah, stimmt, das hat sie gesagt.« Leafa nickte bei der Erinnerung.

    Kurz bevor sie von dem Wurm verschluckt worden waren, hatten Leafa und Kirito eine Konferenz der Fürsten der Sylphen und der befreundeten Cait Sith vor dem Überraschungsangriff einer feindlichen Salamander-Armee gerettet. Bei dieser Gelegenheit hatte Kirito den beiden Fürstinnen eine große Summe Yrd übergeben, die sie zu ihrer Kriegskasse hinzufügen sollten. Als die Sylphen-Fürstin Sakuya das Geld entgegengenommen hatte, hatte sie tatsächlich solch eine Bemerkung gemacht.

    »Da fällt mir ein, Kirito, wie bist du eigentlich an diesen riesigen Batzen Geld gekommen?«

    Auf Leafas plötzlichen Themenwechsel reagierte Kirito mit unverständlichem Gestammel, bevor er murmelte: »Das, ähm, habe ich geschenkt bekommen von einem Freund, der früher wie besessen ALO gezockt und mittlerweile damit aufgehört hat ...«

    »Hmm.«

    Es kam oft vor, dass Spieler, die aufhörten, Freunden und Bekannten großzügigerweise ihre Ausrüstung und Yrd vermachten. Mit dieser Erklärung gab sich Leafa erst einmal zufrieden und kehrte wieder zum eigentlichen Thema zurück. »Also, was meintest du? Was ist denn mit Sakuyas Bemerkung?«

    »Nun, ihrer Aussage nach zu urteilen, gibt es tatsächlich Spieler, die hier farmen, nicht wahr?«

    »Es gibt wohl welche ...«

    »Was bedeuten muss, dass es auch andere Wege herein und hinaus gibt als die Einbahnstraße durch den Riesenwurm.«

    Endlich erkannte Leafa, worauf er hinauswollte, und nickte.

    »Es gibt wohl welche ... Da ich zum ersten Mal hier bin, habe ich diese Wege selbst nie benutzt. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es in allen vier Himmelsrichtungen je einen großen Dungeon in Alne, und im tiefsten Teil der Dungeons führt eine Treppe nach Jötunheimr. Sie sollten ...«

    Mit einem Wink ihrer linken Hand rief sie das Menü und die Map auf. Der nahezu kreisrunde Grundriss von Jötunheimr wurde angezeigt, aber da Leafa die Gegend noch überhaupt nicht erkundet hatte, war alles außerhalb des Umkreises ihres gegenwärtigen Aufenthaltsortes ausgegraut. Mit ihrem rechten Zeigefinger fuhr sie die Karte der Reihe nach oben, unten, links und rechts ab.

    »... hier, hier, hier und hier liegen. Dieser Schrein hier befindet sich genau zwischen dem Zentrum und der südwestlichen Wand. Deswegen wären die nächsten Treppen die im Westen oder Süden. Allerdings ...«, fügte sie mit einem Schulterzucken hinzu, »werden die Dungeons mit einer Treppe natürlich alle von einer bösen Gottheit bewacht.«

    »Wie stark sind diese bösen Gottheiten eigentlich?«

    Für diese unbekümmerte Frage bedachte Leafa ihn mit einem strengen Seitenblick und antwortete: »Auch wenn du noch so stark bist, gegen die hast du keine Chance. Ich habe gehört, dass eine große Salamander-Gruppe sich gleich in das Gebiet gestürzt hat, nachdem es eröffnet wurde. Aber sie wurden schon von der ersten bösen Gottheit komplett ausgelöscht. Du hast gerade einen harten Kampf gegen General Eugene hinter dir, und auch er hat allein keine zehn Sekunden gegen das Monster durchgehalten.«

    »Das will was heißen ...«

    »Die momentan gängige Taktik erfordert eine Gruppe aus jeweils mindestens acht Tanks mit schwerer Rüstung, Damage Dealer mit starker Feuermagie und Heiler zur Unterstützung, um hier zu farmen. Zwei Schwertkämpfer in leichter Rüstung wie wir würden einfach zerquetscht werden.«

    »Darauf kann ich verzichten.«

    Obwohl Kirito zustimmend nickte, bebten seine Nasenflügel vor verstohlener Aufregung. Leafa sah ihn erneut scharf an und fuhr fort: »Na, zu 99 Prozent kommen wir gar nicht erst in einem der Dungeons an. Wenn wir diese Entfernung zu Fuß gehen, werden wir dem ein oder anderen Monster begegnen, und dann sind wir sofort tot.«

    »Ach ja ... in dieser Map können wir ja nicht fliegen ...«

    »Genau. Um die Flugkraft wieder aufzuladen, ist entweder Sonnenlicht oder Mondlicht nötig. Aber wie du siehst, gibt es hier keines von beidem ... Nur die Imps können angeblich ein bisschen unterirdisch fliegen ...«

    Sie unterbrach sich und betrachtete für einen Moment die blassgrünen Sylphen-Flügel an ihrem Rücken. Sie waren genau wie die grauen Spriggan-Flügel von Kirito matt und welk. Eine Elfe, die nicht fliegen konnte, war nur ein Mensch mit spitzen Ohren.

    »Dann ist unsere letzte Hoffnung, dass wir uns einer dieser großen Raid-Gruppen anschließen können, die du gerade erwähnt hast, und mit ihnen an die Oberfläche zurückkehren ...«

    »Das stimmt, aber ...« Leafa nickte und blickte aus dem Schrein nach draußen.

    Im blauen Dämmerlicht sah sie endlose Schneefelder und Wälder, und weit in der Ferne ragte eine bizarr geformte Festung auf. Zweifellos warteten dort eine böse Gottheit der Boss-Klasse und ihr Gefolge. Wenn sie auch nur in die Nähe kämen, würden sie wohl eine ziemlich unerfreuliche Erfahrung machen. Natürlich war weit und breit kein anderer Spieler zu sehen.

    »Jötunheimr wurde erst vor Kurzem als schwierigste Map im Spiel eingeführt und hat damit die höheren Dungeons an der Oberfläche abgelöst. Deswegen sind hier normalerweise nie mehr als zehn Gruppen. Dass eine von denen zufällig an diesem Schrein vorbeikommt, ist vielleicht noch unwahrscheinlicher, als dass wir eine böse Gottheit alleine besiegen ...«

    »Das stellt unseren Glückswert auf die Probe.« Kirito lächelte schwach und streckte seinen Zeigefinger aus, um den Kopf der zehn Zentimeter großen schlafenden Fee auf seinem Knie anzustupsen. »Hey, Yui, wach auf.«

    Die kleine Fee in ihrem pinken Kleidchen blinzelte ein paarmal mit ihren langen Wimpern und richtete sich auf. Sie hielt sich die rechte Hand vor den Mund, streckte den linken Arm aus und gähnte einmal herzhaft. Der Anblick war so niedlich, dass Leafa ganz verzückt zusah.

    »Aah ... Guten Morgen, Papa, Leafa«, grüßte die Fee sie mit einer Stimme wie das Zupfen auf feinen silbernen Saiten.

    Mit sanfter Stimme sagte Kirito: »Guten Morgen, Yui. Leider ist immer noch Nacht, und wir sind immer noch im Untergrund. Tut mir leid, aber kannst du eine Suche durchführen, ob in der Nähe andere Spieler sind?«

    »Okay. Bitte gib mir einen Moment ...« Sie nickte und schloss die Augen.

    Die kleine Fee Yui in Kiritos Begleitung war eine »Navigationsfee«, die jeder Spieler gegen eine zusätzliche Gebühr aus dem Menü laden konnte. Aber soweit Leafa wusste, lasen die Navigationsfeen einfach nur die Einträge der Systemhilfe mit einer teilnahmslosen Computerstimme vor. Sie hatte bisher noch nie ein Exemplar mit solch einem Spektrum an Gefühlsausdrücken gesehen. Tatsächlich konnte sie sich nicht einmal erinnern, je von einer Navigationsfee mit einem individuellen Charakter und eigenem Namen gehört zu haben.

    Während Leafa überlegte, ob die Feen mit der Zeit so zutraulich wurden, wenn man immer die gleiche herbeirief, wartete sie auf Yuis Antwort.

    Sofort öffnete die kleine Fee ihre Augen und schüttelte ihr glänzendes, schwarzes Haar.

    »Tut mir leid, es gibt keine Signale anderer Spieler innerhalb des Bereichs, in dem ich Daten abfragen kann. Wenn ich nur bemerkt hätte, dass dieses Dorf vorhin nicht auf der Map eingetragen war ...«

    Yui ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, und aus einem Impuls heraus streichelte Leafa mit dem Zeigefinger über ihr Haar.

    »Nein, das war nicht deine Schuld, Yui. Ich hatte dich schließlich darum gebeten, dich ganz auf die Suche nach anderen Spielern in der Umgebung zu konzentrieren. Mach dir darüber bitte keine Gedanken.«

    »Vielen Dank, Leafa.«

    Als Yui mit feuchten Augen zu ihr aufsah, konnte Leafa plötzlich nicht mehr glauben, dass die Fee von einem Programmcode gesteuert wurde. Sie lächelte von Herzen und berührte sachte Yuis kleine Wange, dann sah sie zu Kirito. »Na, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als es zu versuchen, was?«

    »Versuchen ... was denn?«

    Kirito blinzelte, und jetzt grinste Leafa ihn verwegen an.

    »Wir schauen mal, ob wir allein eine der Treppen zur Oberfläche erreichen können. Hier weiter herumzusitzen, ist doch nur Zeitverschwendung.«

    »A... Aber gerade hast du doch noch gesagt, dass wir es auf keinen Fall schaffen ...«

    »Zu 99 Prozent, sagte ich. Also lass uns auf das restliche eine Prozent setzen. Wenn wir das Blickfeld und die Bewegungsmuster der herumwandernden Monster im Auge behalten und vorsichtig sind, haben wir eine Chance.«

    »Leafa, du bist cool!« Yui klatschte in ihre winzigen Hände. Leafa zwinkerte ihr zu und wollte aufstehen.

    Doch Kirito packte sie am Ärmel und zog sie wieder nach unten.

    »Wa... Was ist?«

    Schwankend setzte sie sich wieder. Sie wollte protestieren, doch der Ausdruck in seinen pechschwarzen Augen aus nächster Nähe brachte sie zum Schweigen. Kirito sah sie unverwandt an und war plötzlich ganz ernst. Entschieden sagte er: »Nein ... logg du dich bitte aus. Ich beschütze dich auch, bis dein Avatar verschwindet.«

    »Wie, wa... warum das denn?«

    »Es ist schon halb drei. Du hast doch gesagt, du seist Schülerin, oder? Du warst heute für mich über acht Stunden im Spiel. Ich kann dich nicht noch weiter in Beschlag nehmen.«

    »Oh ...« Angesichts dieser unerwarteten Aussage fehlten Leafa die Worte.

    Kirito sah sie an und fuhr ruhig fort: »Wir wissen nicht einmal, wie lange der Weg in einer geraden Linie dauern würde. Aber wenn wir auch noch ständig dem Suchradius der riesigen Monster ausweichen müssen, wäre es nicht verwunderlich, wenn sich die Entfernung noch verdoppelt. Selbst wenn wir die Treppe erreichen, wird dann bestimmt schon Morgen sein. Ich habe einen Grund, warum ich um jeden Preis nach Alne kommen muss, aber es ist mitten in der Woche, also solltest du dich besser ausloggen.«

    »Mir macht es nichts aus, mal eine Nacht durchzumachen ...«

    Leafa lächelte gezwungen und wollte den Kopf schütteln, doch Kirito ließ ihren Ärmel los und verbeugte sich ruckartig,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1