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Bizarres Naturwunder Elbsandsteingebirge: Sächsische Schweiz  Böhmische Schweiz  Böhmisches Paradies
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eBook436 Seiten3 Stunden

Bizarres Naturwunder Elbsandsteingebirge: Sächsische Schweiz Böhmische Schweiz Böhmisches Paradies

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Über dieses E-Book

Das Elbsandsteingebirge insgesamt: Sächsische Schweiz, Tschechiens Böhmische Schweiz, Böhmisches Paradies und die Adersbacher-Weckelsdorfer Felsenstadt nördlich von Prag - alles in einem Buch. Ein Paradies von geradezu magischer Anziehungskraft für Wanderer und Kletterer. Rund 1100 frei stehende Felsen und 21000 Möglichkeiten des Erklimmens. Eine außergewöhnliche Reise in eine bizarre Welt der Naturwunder und voller Romantik, umwoben von historischen Großereignissen, von Sagen und Märchen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Jan. 2021
ISBN9783347128088
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    Buchvorschau

    Bizarres Naturwunder Elbsandsteingebirge - Ulrich Metzner

    SÄCHSISCHE SCHWEIZ

    Kurz vor Sonnenaufgang: Felsenfestung Bastei.

    Prolog

    Der Felsenwunder bizarre Schönheit

    Eine Laune der Natur brachte es hervor, das bizarre und zugleich so märchenhaft anmutende Gebirge – gleichsam gehoben von den Urgewalten der Natur vor Millionen von Jahren aus einem kreidezeitlichen Meer und geformt aus Quarzsand zu festem Gestein. Im Laufe der Zeit zerschnitt es der auf der Schneekoppe in Rübezahls Riesengebirge entspringende Elbestrom mit seinen Nebenflüssen in eine landschaftliche Vielfalt: Malerisch die vom Wald gesäumten Ebenen, abgrundtief das Labyrinth der Schluchten, majestätisch anmutend die sich über die Flusslandschaft erhebenden Höhen, die monumentalen Tafelberge und die den Atem raubenden Felsformationen.

    Was wenige Kilometer ostwärts vom Elbflorenz gerühmten Dresden als Sandsteingebirge seinen Anfang nimmt, führt nach etwa 45 Kilometern weiter über die Canyons gleichende Bastei bis hin nach Bad Schandau zum nahtlosen Übergang der Sächsischen in Tschechiens Böhmische Schweiz. Nordöstlich von der „Goldenen Stadt" Prag erhebt sie sich gleichsam noch einmal – als das sandsteinerne Böhmische Paradies mit seinen Felsenstädten am Mittellauf der Jizera, der in die Elbe mündenden Iser.

    Die Sächsische Schweiz, östlich ins Lausitzer Bergland am Oberlauf der Spree südlich von Bautzen und westlich ins Erzgebirge übergehend, birgt eine Vielzahl von Sagen und Märchen, von bewegenden Schicksalen und außergewöhnlichen Begebenheiten. Künstler der Romantik, inspiriert von der Faszination des Gebirges, trugen maßgeblich weithin in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zur Bekanntheit des Elbtals bei. Zu ihnen zählen die Maler Ludwig Richter, Carl Gustav Carus und Caspar David Friedrich, Schöpfer des berühmten Gemäldes „Der Wanderer über dem Nebelmeer. Richard Wagner wiederum regte der rauschende Wildfluss Wesenitz zur romantischen Oper „Lohengrin an. Carl Maria von Weber fand mit der Wolfsschlucht unterhalb der Bastei die Vorlage zur Szenerie für sein musikalisches Werk „Der Freischütz". Des sächsischen Abenteuer-Autors Karl May edler Häuptling Winnetou begeistert seit 1938 auf der Felsenbühne Rathen in verschiedenen Versionen. Zudem umfasst das Programm Märchen und Musicals im Wechsel mit Komödien und Tragödien von Schiller, Goethe und Shakespeare.

    Noch vor all denen, die das Elbsandsteingebirge umschwärmend in Kunst und Literatur zur Berühmtheit verhalfen, waren es zwei befreundete Eidgenossen, die dem Gebirge den Namen gaben. Der Porträtmaler Anton Graff und der Kupferstecher Adrian Zingg. 1766 an die Dresdner Kunstakademie berufen, entdeckten sie die wilde Felsenwelt im wahren Sinne des Wortes ostwärts auf einer Tageswanderung. Vom außergewöhnlichen Panorama beeindruckt, fühlten sie sich zugleich an den heimatlichen Schweizer Jura mit den teilweise ähnlichen Landschaftsformen erinnert. Zur Unterscheidung derselben prägten sie in ihren Briefwechseln den Begriff von der Sächsischen Schweiz. Bis dahin galt das so genannte Meißner Hochland als ein eher zu meidendes Gebirge, da weithin unwegsam und unsicher zugleich. Als eigentlicher Entdecker gilt der lutherische Theologe Leberecht Götzinger. Der passionierte Wandersmann hatte schon um das Jahr 1800 mit Schriften und Karten die Landschaft erschlossen. Allerdings stets unter dem neuen „Schweizer" Namen des Höhenzugs, wo viele Berge zu Stein(en) werden, so der Zschirnstein, Königstein, Lilienstein, Papststein, Falkenstein, die Schrammsteine, Affensteine und so fort.

    Von da an reihte sich eine Entdeckung an die andere. Gezählt und weitgehend benannt die 1 134 frei stehenden Felsen mit 21 000 Aufstiegsmöglichkeiten. Sie sind von nahezu magischer Anziehungskraft, der Kletterer aus nah und fern alsbald erlagen, damals wie heute. Das galt einst im Besonderen für die Barbarine, eines der Wahrzeichen des Gebirges, umwoben von der Sage um die Versteinerte Jungfrau.

    Fast an jeder Biegung der verschlungenen, der hinauf- und hinabführenden Wege finden Wanderer nicht nur die schönsten Ausblicke, auch Muße zum Verweilen. Wer gut zu Fuß ist, „erobert" den militärisch nie eingenommenen Königstein, auf dem Europas mächtigste Bergfestung thront. Manche Prominenz saß dort ein. Darunter Johann Friedrich Böttger, der Erfinder des europäischen Porzellans, des berühmten Meißner. Auch der Anarchist und Revolutionär Bakunin, der Schriftsteller Frank Wedekind und der einstige SPD-Vorsitzende August Bebel.

    Ganz exklusiv vorbehalten war einer gewissen Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel der gesamte Wachturm der Burg Stolpen als Gefängnis, 49 Jahre lang – bis an deren Lebensende. Die Unbotmäßigkeiten der bildschönen Favoritin Augusts des Starken, des Kurfürsten der Sachsen und Königs der Polen, waren der Grund für den fortwährenden Arrest.

    Die Böhmische Schweiz, in Tschechien auch Tetschener Bergland, Decinská vrchovina, oder Elbsandsteingebirge, Labské pískovce, genannt, besticht vor allem mit dem Prebischtor, Europas größter natürlicher Felsenbrücke aus Sandstein. Ein einzigartiger Anblick! Schluchten durchziehen im Durchbruchstal der Elbe das Felsengebiet mit hohen Wänden. Auch hier wie auf der deutschen Seite ein Paradies für Kletterer. Die Gipfelstürmer von einst kamen vornehmlich aus Dresden und Tetschen-Bodenbach, dem heutigen tschechischen Decín-Podmokly. Reich an Sehenswürdigkeiten auch hier die Region – vom Tyssaer Felsenlabyrinth über die Edmundsklamm, dem tiefen Tal Paulinengrund.

    Die Felsenstädte aus Sandstein sind es, die das Böhmische Paradies, tschechisch Cesky ráj, in die Perlenkette der Naturwunder einreihen. Im Vorland des Riesengebirges thronen auf zerklüfteten Felsen viele trutzige Burgen, deren berühmteste die der Adelsfamilie derer von Valdstejn ist. Friedrich Schiller setzte Albrecht von Waldstein, dem legendären Feldherrn im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), als Wallenstein in der Dramen-Trilogie 1789 ein literarisches Denkmal. Hatte der lehrende Universalhistoriker doch zuvor an der Universität zu Jena seine viel beachtete „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs" verfasst. Sächsische Schweiz, Böhmische Schweiz und Böhmisches Paradies – nicht zu vergessen Mitteleuropas monumentale Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt nordöstlich von Prag: Einem Vierklang gleich an Natur, Kultur und reich an Refugien für Fauna, Flora und den Menschen eine immerwährende Freude zum Erkunden – und zur neuerlichen Wiederkehr.

    Der Nachsatz. Zu einem Großereignis, berührend auch das Elbsandsteingebirge, kam es 2019 in der unmittelbaren Nachbarschaft: Die UNESCO hatte das Erzgebirge als Montanregion wegen des seit dem 11. Jahrhundert betriebenen Bergbaus ins Welterbe aufgenommen.

    Das Hohelied aufs Elbsandsteingebirge des Berliner Lyrikers Hugo Lissauer (1843-1910) in Auszügen

    SÄCHSISCHE SCHWEIZ

    So hab’ hinab von der Bastei Als Jüngling ich geblicket. Mich an der Fernsicht, hehr und frei, Begeistert und entzücket.

    So blick’ bewundernd ich noch heut, Das Aug’ will satt nicht werden, Es hat mich wenig so erfreut Als dieses Bild auf Erden.

    Der Königs- und der Lilienstein Schau’n sagenreich hernieder. Der König wollt’ die Lilie frei’n, So melden alte Lieder.

    Hoch oben hat das Prebischtor Gigant’sche Hand gebauet. Der weite Himmel draus hervor In ew’ger Ruhe blauet.

    Und unten an der Elbe Strom Mein Schandau, reizumflossen, Wie ein idyllisches Phantom Von Anmut übergossen.

    Quelle: Ernst und heiter. Gedichte aus der Sammlung Reiselieder von Hugo Lissauer. Die Deutsche Gedichtebibliothek. Christian Ritter, Heidesee.

    Zwei Eidgenossen entdeckten im Tal der Elbe ein ihnen bislang unbekannten Höhenzug und fühlten sich alsbald an ihre Heimat erinnert

    Adrian Zingg, porträtiert in Dresden von seinem Freund Anton Graff.

    Die Schweiz vor Augen

    Es war vor 2000 Jahren ein noch unbekanntes Gebirge am Oberlauf der Elbe. Einzuordnen wäre es einst in den gewaltigen Bereich des von den Römern benannten Hercynischen Wald, den Hercynia silva, vermutlich entlehnt aus dem Keltischen von erchyn für „hoch, erhaben". Gaius Julius Caesar umriss das Gebiet um 60 vor Christus in „De bello gallico", seinem Werk vom Gallischen Krieg. Für den Feldherrn und späteren Diktator auf Lebenszeit waren es die von den Siedlungen der Helvetier und den Dakern in Rumänien begrenzten Waldungen ohne Namen. Die damals geschätzte Dauer der Durchquerung: etwa 60 Tagesmärsche zu jeweils 25 Kilometern. Selbst als die Elbe im Bereich des bedrohlich empfundenen Höhenzugs ab 950 als schiffbarer Handelsweg genutzt wurde, erfuhr er keinem Namen. Geografisch, grob gefasst, gehörte er zu den Böhmischen Wäldern, zu denen der heutige Bayerische Wald mit der Oberpfalz ebenso zählte wie der des Erzgebirges und des Lausitzer Berglandes. Erst mit dem ausgehenden Mittelalter um 1500 bürgerten sich die Begriffe Meißner Hochland, Meißnisches Oberland und Heide über Schandau ein, auch Pirnisches Sandgebirge, bezogen auf die Stadt Pirna, dem linkselbischen Tor zur Sächsischen Schweiz.

    Bestand hatten die alten Bezeichnungen bis ins 18. Jahrhundert, um sich dann, nach 1766, einem neuen, überaus reizvoll klingenden Namen allmählich zu weichen – dem von der Sächsischen Schweiz. Die Verbindung zur Schweiz kam nicht von ungefähr. Es war die Wortschöpfung von zwei unterm helvetischen Himmel aufgewachsenen Malerfreunden, die sich an die zumindest teilweise Vergleichbarkeit des Elbsandsteingebirges mit dem Schweizer Jura erinnert fühlten.

    Der aus 10 Metern Höhe stürzende Amselfall. Eine Zeichnung von Adrian Zingg.

    Berufung nach Dresden

    Das künstlerische Können ebendieser beiden Eidgenossen befleißigte einst die Direktion der Dresdner Kunstakademie, sich ihrer zu versichern, indem sie die beiden zum segensreichen Wirken in die kurfürstliche Kulturmetropole lud. Sie kamen mit Freuden, war ihnen doch die Berufung ein deutliches Zeichen der Anerkennung, ein höchst förderliches zugleich. So empfunden von Adrian Zingg (1734-1816) und Anton Graff (1736-1813). Bald äußerten sie sich hoch zufrieden über die neue Heimat ihrer Wahl, dem aufstrebenden Dresden unter Augusts des Starken kunstsinnigem und im Volk beliebten Urenkel Friedrich August I., genannt der Gerechte, und seit 1806 König von Sachsen.

    Der eindrückliche Briefwechsel

    Eines schönen Sommertages unternahmen Zingg und Graff eine Wanderung elbaufwärts nach Pillnitz. Zu ihrer Überraschung erhob sich bald in der Ferne ein ihnen bislang unbekanntes Gebirge. Von Dresden aus war es in einem Tagesmarsch zu erreichen, den sie wiederholt zur Motivsuche für ihre Werke unternahmen. In ihrem Briefwechsel mit Freunden in der alten Heimat berichteten sie von „einem merkwürdig abgeflachten Panorama, ohne eigentliche Gipfel". Doch zugleich und dennoch: Die bizarre Berglandschaft erinnerte sie an einen Höhenzug ihrer Heimat, den Schweizer Jura nordwestlich des Alpenkamms. Zur Unterscheidung sprachen und schrieben sie fortan von nur noch von der Sächsischen Schweiz.

    Ein Selbstbildnis von 1813: Anton Graff.

    Die verklärende Sicht

    Adrian Zingg, der aus St. Gallen stammende Maler, Zeichner, Radierer und Kupferstecher, gilt als Wegbereiter der so genannten neueren Dresdner Landschaftsmalerei, besonders mittels der Sepiatechnik und überdies stets äußerst detailgenau. Im Ergebnis entstanden äußerst wertvolle Belege sächsischer Ortsgeschichte(n). Dem Sohn eines Stahlschneiders mangelte es nicht an Anerkennung: Mitglied der Wiener und der Berliner Akademie, Professur der Kupferstechkunst an Dresdens Akademie, zudem der Titel eines kurfürstlichen Hofkupferstechers. Zu seinen herausragenden Schülern zählten beispielsweise der deutschsorbische Landschaftsmaler Heinrich Theodor Wehle aus der Oberlausitz, der Miniaturmaler und Aquarellist Christoph Nathe, der Zeichner Carl August Richter und dessen Sohn Ludwig Richter, Maler des Biedermeier und der Spätromantik. Weit über diesen Kreis hinaus war es auch Caspar David Friedrich, der sich von Zinggs verklärender Sicht der Gegebenheiten beeinflussen ließ. Gewürdigt wird er heute als Wegbereiter der Dresdner Romantik. Die landschaftlich liebliche Lage der Stadt inmitten der Flusslandschaft, die umgebende Natur, die gerühmte Architektur, die musikalische Kultur, nicht zu vergessen die Kunstsammlungen, hatten den Begriff geprägt und zum Mittelpunkt der Romantik erhoben. All das zog sie an, die jungen Maler, die Dichter und Komponisten.

    Friedrich der Große.

    Der glückliche Professor

    Wäre es nach dem Vater gegangen, hätte ihm der siebte Spross von neun Kindern als Zinngießer nachfolgen sollen. Die Lehrerschaft mochte den Schüler Anton Graff nicht sonderlich, zeichnete er doch lieber, als dem Unterricht zu folgen. Dank der Fürsprache eines Pfarrers, er hatte das Talent des Jungen erkannt, fand er Zugang zur Winterthurer Zeichenschule. Schon nach zwölf Monaten entschied er sich für die Porträtmalerei, die ein sicheres Einkommen versprach. Bald folgten Studien- und Wanderjahre, die ihn nach Augsburg, Ansbach, Regensburg und schließlich 1766, dem Ruf der Akademie folgend, nach Dresden führten. Zum kurfürstlich sächsischen Hofmaler ernannt, folgte Auftrag auf Auftrag. Fast ein jeder von Stand wollte sich von Graff abbilden lassen. Ein Zitat belegt den einträglichen Zustand: „Von dieser Zeit ging es mir immer glücklich; ich hatte viele Portraits zu malen." Damit nicht genug: Die Akademie erhob ihn zum Professor fürs Porträtfach.

    Das Gemälde vom Friedrich

    Eines der berühmtesten Bildnisse schuf Graff 1781 – das von Friedrich dem Großen. Preußens König saß allerdings nicht zu Modell. Die Majestät erlaubte ihm lediglich, ihn aus kürzerer Entfernung bei Truppenparaden zu skizzieren. Das Porträt, seit 1898 verschollen, gilt als das zumeist kopierte und reproduzierte; auch Graff fertigte Repliken an. Die Lichtgestalt der amerikanischen Pop Art, Andy Warhol, nutzte 1986 das Bild vom „Alten Fritz als Vorlage für fünf Siebdrucke. Eines befindet sich im Potsdamer Schloss Sanssouci (französisch „Ohne Sorge). Als Preußisches Versailles gerühmt, fand es 1990 Eingang in die Welterbeliste der UNESCO.

    Die Verhaftung am Königstein

    Was Graff bis ins hohe Alter mit dem Freund und Landsmann Zingg verband, das waren die gemeinsamen Ausflüge in „ihre Sächsische Schweiz, belegt durch eine Reihe von Landschaftsbildern, wie beispielsweise Graffs „Elbe bei Blasewitz oberhalb Dresdens am Morgen oder des Weggefährten „Ansicht des Amselfalls". Als sie einmal die Festung Königstein skizzierten, wurden sie kurzerhand verhaftet. Gendarmen war deren Treiben mit Stift und Papier allzu verdächtig erschienen. Beide sollen allerdings den kurzen Arrest unbeschadet überstanden haben, sodass sie auch weiterhin der Passion des Erkundens ihrer Entdeckung nachkommen konnten. Dass sie zudem eine weitere fast gleichzeitig zu begeistern begann, lässt sich als einen wahrhaft schönen Zufall dokumentieren: Es war die erwachende Romantik des bislang wenig beachteten und zum Sehnsuchtsziel gewordenen Rheintals zwischen Bingen und Rüdesheim über Koblenz bis Bonn.

    Das Wirken des Theologen

    Der Begriff von der Sächsischen Schweiz setzte sich verhältnismäßig schnell durch. Zu verdanken war das dem lutherischen Theologen Wilhelm Leberecht Götzinger (1758-1818). Der im linkselbischen Dorf Struppen nahe Königstein und Pirna geborene Pfarrerssohn offenbarte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für die Historie der Heimat, für Fauna, Flora, Topographie und Geologie. Seine Mineraliensammlung fand nicht nur weithin Beachtung; sie war schon zu Lebzeiten mehrere tausend Taler wert. Der spätere Diakon und Gemeindepfarrer erregte 1786 mit dem Erstlingswerk Aufsehen, ging es doch um seine weiteren Wirkungsstätten: Geschichte und Beschreibung des Chursächsischen Amts Hohnstein mit Lohmen: insbesondere der unter dieses Amt gehörigen Stadt Sebniz. Um auch den Nachwuchs an die Besonderheiten der Heimat heranzuführen, ließ er sich von seinen sieben Kindern begleiten, von deren Mitschülern ebenfalls. Da es kaum Wege und Stege gab, war es den Jüngsten ein willkommenes Abenteuer inmitten der Natur.

    Wilhelm Leberecht Götzinger. Gedenktafel Hohnstein am Markt.

    Die reizende Gegend

    Götzinger gilt als der eigentliche, der erschließende Entdecker des Elbsandsteingebirges, manifestiert 1804 mit seinem zweiten Buch, dem Hauptwerk über all die aus der Vielzahl der Exkursionen erfahrenen Impressionen und Erkenntnisse: Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz. 1812 erschien bereits die zweite, die um 150 Seiten erweiterte Auflage. Sie trug maßgeblich zum Bekanntwerden des romantischen Elbtals bei. Da zudem in Verbindung gebracht mit dem Heimatkundlichen und mit der Historie, unterschied sich das Werk seinerzeit deutlich von den aufkommenden Reiseführern.

    Der Kantor, Lehrer und Heimatkundler Friedrich Bernhard Störzner würdigte ihn1904 in seinem Buch „Was die Heimat erzählt unter anderem mit diesen Worten: „Mit inniger Liebe hing Götzinger an seinen heimatlichen Bergen. Auf die Schönheit derselben die weite Welt da draußen aufmerksam zu machen, das war sein redliches Bemühen. Und: „In der Sebnitzer Chronik vom Jahre 1786 auf Seite 11, nachdem er von der Sächsischen Schweiz eine kurze Schilderung gegeben hat, gesteht er: „Doch ich fühle mich zu schwach, dieses alles lebhaft zu schildern. Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern gesehen sein…"

    Quellen: Sächsische Schweiz und Ausflüge in die Böhmische Schweiz. Sieghard Liebe und Lothar Kempe. Brockhaus. Leipzig, 1974. – Ekhart Berckenhagen: Anton Graff – Leben und Werk. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft. Berlin, 1967. – Otto Waser: Anton Graff. Verlag von Huber & Co., Frauenfeld und Leipzig, 1926. – M. Wilhelm Leberecht Götzinger: Was die Heimat erzählt. Von Friedrich Bernhard Störzner. Verlag Arwed Strauch. Leipzig, 1904. Digitalisat der SLUB Dresden, Wikimedia Commons. – Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz. Götzinger, Wilhelm Leberecht. Verlag der Kunst, Dresden. Verlagsgruppe Husum, 2003.

    Erläuterungen: Sepiatechnik – Sepia, ein braun- bis grauschwarzer Farbstoff, zu gewinnen aus dem Tintenbeutel von Tintenfischen (Sepien). Wird zum Zeichnen als

    Seit 1764 in Dresden ein Refugium der Maler, Bildhauer, Kupferstecher und Architekten

    DES KURFÜRSTEN AKADEMIE

    Sachsens Kurfürst Friedrich Christian hatte sie 1763 noch kurz vor seinem Ableben verfügt, im Jahr darauf war sie vollzogen: die Gründung der Allgemeinen Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst, verkürzt als Haupt-Kunst-Akademie benannt. Zuvor existierte bereits eine Zeichen- und Malerschule seit 1680. dInternational ausgerichtet war die von hohem Ansehen getragene Lehrerschaft er noblen Einrichtung. Zu ihr zählten neben anderen die Schweizer Adrian Zingg und Anton Graff, der Franzose Charles Francois Hutin, die Italiener Giuseppe Camerata, Lorenzo Zucchi und Bernardo Bellotto, Künstlername Canaletto, Giovanni Battista Casanova, der Bruder von Francesco, erfolgreicher Hofmaler in Wien, und von Giacomo Casanova, dem legendären Abenteurer, Verführer und Schriftsteller.

    Die Anziehungskraft der Akademie war nahezu beispiellos. Nach 1800 machte sich eine Vielzahl von Künstlern auf den Weg nach Dresden. Unter ihnen befanden sich Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge und Georg Friedrich Kersting. 1818 folgte Norwegens berühmter Maler Christian Clausen Dahl. Ludwig Richter, der Maler und Zeichner der Spätromantik, zudem ein Meister des Holzschnitts und der Märchen-Illustration, brachte es als Student mit Stipendium bis zum Professor für Landschaftsmalerei, idealisiert im Sinne der Mensch-Natur-Harmonie.

    Ernst Friedrich August Rietschel begründete als Professor die renommierte Bildhauerschule nebst der Architekturabteilung. In dieser nahm Gottfried Sempers Ruhm mit dem Wiederaufbau des völlig niedergebrannten Dresdner Hoftheaters, dem Vorgängerbau der heutigen Semperoper, seinen Anfang. In Wien entwarf er beispielsweise mit Carl von Hasenauer das Kaiserforum mit den Museen, die Neue Hofburg und das Burgtheater.

    In den „Jugenderinnerungen eines Alten Mannes" schildert Wilhelm von Kügelgen, der einstige Student der Porträt- und Historienmalerei, den Unterricht und das heitere Treiben an der Akademie. Da auch Vater Gerhard als Professor unterrichtete, war des Sohnes Einblick ein umfassender, auch hinsichtlich des geistigen, geselligen und bürgerlichen Lebens der Frühromantik. Das 1870 veröffentlichte Buch, erschienen in millionenfacher Auflage, zählte

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