Mystisches Salzkammergut: Rätselhafte Phänomene, geheimnisvolle Bräuche und märchenhafte Plätze
Von Gabriele Hasmann
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Über dieses E-Book
Die Idylle blitzblauer Seen, majestätischer Gipfel und zuckersüßer Operettenmelodien in Kombination mit einer sagendurchwirkten Geschichte – so kennt die Welt das Salzkammergut im Herzen Österreichs. Bei dem malerischen Bergland mit über 30 Seen handelt es sich um eine Region voller Kontraste, die Jahr für Jahr tausende Besucher in ihren Bann zieht.
Die Menschen siedelten sich hier bereits vor Jahrtausenden an, das Salz im Gestein lockte sie und das Leben am Wasser verhieß ein gutes Leben. Noch immer werden viele alte Bräuche und mystische Rituale, die ihren Ursprung in der weit zurückliegenden Vergangenheit haben, gepflegt. Und es gibt kaum sonst irgendwo im Land so viele geheimnisvolle Mythen, rätselhafte Phänomene und kraftvolle Energietankstellen wie im Salzkammergut.
Tradition, Rituale, Kraftplätze
Von lieblichen Wildfrauen, Saligen und Flinserln
Kulturhauptstadt Europas 2024 : Bad Ischl Salzkammergut
Gabriele Hasmann
Gabriele Hasmann ist Autorin, Journalistin und Ghostwriterin. Außerdem ist sie Gastgeberin bei Mystery-Dinnern. In ihren Büchern beschreibt sie historische Persönlichkeiten, geschichtliche Ereignisse, wahre Verbrechen und mysteriöse Phänomene. Gabriele Hasmann lebt in Baden bei Wien.
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Buchvorschau
Mystisches Salzkammergut - Gabriele Hasmann
Das versunkene Dorf im Mondsee und weitere geheimnisvolle Sagen
Wo die Idylle am perfektesten scheint, kann sie dennoch trügerisch sein – über das Salzkammergut existieren mehr alte Sagen, unheimliche Mythen und wundersame Legenden als über die meisten anderen Regionen des Landes. Die Geschichten basieren dabei auf möglicherweise wahren bzw. vermuteten Begebenheiten, wurden aus Berichtsfragmenten zusammengepuzzelt oder entsprangen einfach lebhafter Fantasie.
Aus diesem Grund sind Sagen und Mythen auch Märchen gleichzusetzen, die von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden Ereignissen zeugen. Da sie oft mit tatsächlich existierenden Personen in Bezug gesetzt, mit echten Begebenheiten verknüpft oder mit realen Ortsangaben kombiniert werden, entsteht der Eindruck eines Tatsachenberichts. Bei der Weitergabe von Mund zu Ohr wurden die Geschichten immer wieder abgewandelt, sodass von einigen Sagen mehrere Versionen existieren. Häufig entstanden solche Texte aber auch als Ausdruck von Unwissenheit oder Unverständnis, wenn man beispielsweise eine Geschichte um rätselhafte Vorkommnisse spann, um das Unerklärliche plausibel erscheinen zu lassen, es in Worte zu fassen und für die Nachwelt zu erhalten.
Legenden wiederum kursieren eher im gläubigen Teil der Bevölkerung, die religiösen Erzählungen handeln von Heiligen, ihren Martyrien oder Wundertaten.
Ob Sage, Mythos oder Legende – man hat die Geschichten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergetragen, sorgsam gehütet, gesammelt und irgendwann auch verschriftlicht, sodass heute ein wahrer Schatz an wundersamen, zauberhaften und fantastischen Erzählungen vorliegt.
Ein verborgener Schatz im Kloster
Am Nordwestufer des Mondsees gründete Odilo II., der dem Geschlecht der Agilolfinger entstammte, 748 eine Benediktinerabtei. Eine Sage erzählt darüber:
Odilo ritt mit seiner Gemahlin Hiltrude und einem großen Gefolge in der Gegend zur Jagd aus. Als es Nacht wurde und er sich verirrt hatte, gewahrte er die Wasserfläche des Mondsees nicht und wäre fast samt Pferd hineingestürzt, hätte sich nicht in dem Moment der Mond hinter den Wolken hervorgeschoben und die Szenerie beleuchtet. Aus diesem Grund stiftete er das Kloster und nannte das Gewässer Mondsee.
Im Jahr 748 bezogen 20 Mönche aus Monte Cassino das fertige Gebäude und begannen, Haus und Land zu bewirtschaften.
In das Kloster führt angeblich vom Hilfberg herab ein unterirdischer Gang. Als einmal Krieg war, wollte der Abt die Kirchenschätze in Sicherheit bringen und ließ die goldenen Monstranzen, juwelenbesetzten Kelche und wertvollen Bilder in die Nische eines Ganges schaffen. Dann musste ein Maurer den Zugang zuspachteln, sodass er von außen nicht gesehen werden konnte. Dem Mann hatte man beim Hin- und Rückweg zu der Stelle die Augen verbunden, damit er das Versteck nicht verraten und selbst auch nicht wiederfinden konnte. Der betagte Abt und ein alter Klosterbruder, die Einzigen, die noch wussten, wo sich der Schatz befand, starben bald drauf. Heute ist der unterirdische Gang eingestürzt, die Reichtümer des Klosters wurden nie gefunden.
Im Zusammenhang mit dieser Sage muss auf einen Fund im Bereich der Kirche in Mondsee hingewiesen werden: Im Jahr 1975 hat man bei Grabungen in einer Mauer über 6.500 Münzen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und vier Ringe gefunden. Der Zeitpunkt der Einmauerung und die Herkunft dieses Schatzes konnten bisher nicht geklärt werden.
Das versunkene Dorf im Mondsee
Der Mondsee, zuvor stets im Besitz diverser Adeliger, so etwa seit Anfang des 16. Jahrhunderts von Kaiser Maximilian I., ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts Privateigentum. Aus seinem schlammigen Grund, der mit seiner grünen Flut die Senke im Kalkboden ausfüllt, erhebt sich der Leidingerhügel, der laut Sage von einer versunkenen Siedlung zeugt.
Dort thronte, als das Land noch nicht unter Wasser stand, im Mittelalter eine stolze Burg. An den Berghang gelehnt breitete sich ein Dorf mit blühenden Obstgärten und fruchtbaren Äckern aus. Im Kreis der einfachen Häuser befand sich eine Marienkirche, die jeden Sonntag gut besucht war, denn die Bewohner des Orts waren fleißige, gottesfürchtige Leute. Der Ritter auf der Burg hatte nichts anderes im Sinn, als seine Untertanen zu knechten und Nachbarburgen auszurauben, und an den Sonn- und Festtagen veranstaltete er Fress- und Saufgelage, anstatt in die Kirche zu gehen.
Eines Nachts erschien dem Dorfpfarrer im Traum die Muttergottes und forderte ihn auf, mit seinen Schäfchen zu fliehen und sich woanders niederzulassen. Die Bewohner folgten der himmlischen Weisung und verließen eilig ihr Zuhause, verfolgt vom Gespött des Ritters, der mit seinen Trinkkumpanen von der Burg aus den Abzug beobachtete. Dann kehrte er mit seinen grölenden Gästen fluchend zur Tafel zurück und verbrachte wie üblich den Rest des Tages mit Saufen, Spielen und Lästern.
Doch in der Zwischenzeit verfinsterte sich das Firmament, das göttliche Strafgericht nahte und sandte ein gewaltiges Unwetter voraus. Schon bald ließen dröhnende Donnerschläge das Land erbeben, und riesige grelle Blitze zuckten vom Himmel. Einer davon traf die Festung auf dem Berg, die innerhalb kurzer Zeit in Flammen stand. Kurz darauf sackte der Berghang mitsamt dem brennenden Gemäuer ab, während dicke Regentropfen aus den Wolkenbergen zur Erde prasselten und eiskalte Wassermassen aus den Felsspalten quollen. Hohe Wellen türmten sich auf und begruben die Burg mit ihren Bewohnern und Gästen sowie das verlassene Dorf unter sich. Am folgenden Morgen breitete sich dort, wo sich die Ortschaft befunden hatte, ein weiterer See aus, der dieser Sage nach seinen Namen aufgrund seiner mondähnlichen Form erhielt. Die braven Bauersleute, die ihre Heimat hatten verlassen müssen, ließen sich am Ufer des Gewässers nieder und gründeten die Ortschaft Mondsee.
Tatsächlich zu verdanken hat der See – wie auch alle anderen größeren Gewässer im Salzkammergut – seine Entstehung der schürfenden Kraft der eiszeitlichen Gletscher, deren Schmelzwasser die Vertiefungen füllte. In einigen Tausend Jahren werden diese durch Ablagerungen wieder zu Land werden.
Angeblich kann man in der dunkelgrünen Tiefe des Sees, dessen Name tatsächlich von dem alten Adelsgeschlecht der „Mannsees abstammt, bei klarem Wetter noch die Reste der ehemaligen Ortschaft, wie die Spitze des Kirchturms und die Zinnen der Burg, erkennen. So mancher Fischer berichtet außerdem, manchmal die johlenden Stimmen der Ritter sowie das Läuten einer Glocke zu hören. Ob in dieser Sage vielleicht ein Fünkchen Wahrheit steckt, könnte sich im Kapitel „Mysterien im Wasser und an Land – das rätselhafte Salzkammergut
klären.
Der Peststein von St. Lorenz
Im Garten des Hauses St. Lorenz 61 am Mondsee in der Wiese des ehemaligen Kreithgütels befindet sich ein Peststein mit eingeritzten Buchstaben und der Jahreszahl 1714.
Ein 14-jähriger Knabe wollte aus Bayern vor der schrecklichen Seuche fliehen, war aber bereits erkrankt und verbreitete die Pest in allen Orten, die auf seinem Weg lagen. Besonders in Thalgau, St. Lorenz und Mondsee sollen sich dadurch viele angesteckt haben. Im Bauernhaus Wistauder ist der Bub auf der Tenne gestorben. Man hat ihn dann im Wald beim ehemaligen Kreithgütel, das damals ganz am Waldesrande stand, beerdigt.
Als um 1875 nachgegraben wurde, hat man tatsächlich Überreste eines menschlichen Skeletts gefunden, die man anschließend etwas tiefer betten ließ. Die Knochen sollen sich noch heute unter dem Peststein befinden. Die Seuche hat in der Gegend besonders häufig gewütet, nachweislich auch im Jahr 1714.
Wie die Drachenwand zu ihrem Namen kam
Die etwa einen Kilometer lange Drachenwand am Westufer des Mondsees besteht aus brüchigem Wettersteinkalk und entstand vor etwa 100 bis fünf Millionen Jahren durch tektonische Kräfte bei der Gebirgsbildung. Unterhalb des Felsgrates befindet sich ein großes „Fenster", das Drachenloch, das aus dem Bergrücken eine schmale Brücke werden lässt und seinen Namen einer Sage verdankt.
Angeblich hat einst eine Pfarrersköchin heimlich Rahm von der Milch abgeschöpft und ihrem Dienstherrn verwässerte Milch serviert. Als sie daraufhin der Teufel holte, hat sich die Frau so lautstark über ihre Strafe beklagt und auf dem Weg in die Unterwelt derart heftig gezetert, dass der Teufelsfürst mit seinem Wagen vom Kurs abkam und in die Felswand krachte. Das so entstandene Loch wurde daraufhin Drachenloch genannt.
Der Teufel soll sich auch heute noch hie und da als Fischer gekleidet auf dem Mondsee nahe der Drachenwand aufhalten. In Gestalt eines ungewöhnlich großen, kohlschwarz gekleideten Mannes gleitet er mit einem Einbaum, der nur eine Wand hat und trotzdem nicht untergeht, über den See.
Andere Quellen sprechen vom Teufel, der mit der Pfarrersköchin durch die Wand gefahren wäre, weil sie trotz des strengen Fastentages an einer Tanzunterhaltung teilgenommen hatte.
Das Haus an der alten Straße Mondsee–Thalgau, in dem die sündhafte Unterhaltung stattfand, trägt heute noch den Namen „Teufelmühle".
In der linken Wand stehen immer noch zwei Steingebilde, menschlichen Köpfen nicht unähnlich, das eine der Satan, das andere die Köchin. Und in einer Tanne am Fuß der Drachenwand wollen Wanderer in der Dämmerung häufig die Kleidungsstücke der vom Bösen davongetragenen Frau flattern sehen.
Goldener Sand in der Drachenwand
Im Inneren der Drachenwand liegen die Klausbachhöhlen, ein riesiges Felslabyrinth mit weit verzweigten Gängen mit Tropfsteinen, die teilweise verschüttet sind. Unter anderem befindet sich darin die Drachenhalle, deren See die Karstquelle am fast 25 Meter breiten Grotteneingang speist.
Es kam einmal ein fremder Mann in die Gegend, der in einem nahen Bauernhof übernachtete. Am Morgen ging er zu der Quelle und stellte einen großen Krug unter den Wasserstrahl. Dann ging er seines Weges. Als er ein Jahr später zurückkehrte und sein Gefäß abholen wollte, war dieses mit Goldsand gefüllt. So geschah es Jahr für Jahr. Der Quartiergeber des Mannes, der von dem goldenen Bründl erfahren hatte, wollte auch sein Glück versuchen und ging den Spuren des Unbekannten nach, konnte die Quelle aber nicht finden.
Einmal kam ein Jäger in die Nähe und fand bei dem goldenen Bründl glitzernde Steine. Er hob einige davon auf und steckte sie in seine Tasche. Im Wirtshaus zu Plomberg zeigte er den anderen Waidmännern seinen Fund, woraufhin sich am Nebentisch ein fremder kleiner Mann erhob und die Mineralien sehen wollte. Er hatte rasch erkannt, dass diese Goldkörner enthielten, und bot dem Finder dreihundert Gulden dafür. Der Jäger nahm das Geld, bereute dies aber bald und wollte sich neue Steine holen. Doch er fand die Quelle nicht mehr wieder.
In der Drachenwand befindet sich auch eine Höhle namens Nixloch, in der es laut Sage einen Schatz gibt, der von Nixen bewacht wird. Tatsächlich stammt der Name von der Bergmilch (eine auch „Nix" genannte erdige Kalkverbindung), die im Mittelalter in dieser Grotte abgebaut wurde.
Einmal kam ein junger Jäger in einer Vollmondnacht zum nahe gelegenen Eibensee. Dort sah er zu seiner Verwunderung Nixen im klaren Wasser baden. Nach einiger Zeit flatterten plötzlich zwei kleine schwarzköpfige Wildenten aus dem Unterholz und fielen schnatternd im Röhricht ein. Da huschten die Wasserwesen ans Ufer, schlüpften in ihre grünen und blauen Gewänder und eilten dem Eingang einer Höhle zu. Der Waidmann folgte den Nixen und ging selbst auch in die Höhle hinein. Dort rieselte von der Decke so viel Sand, dass er schon bald den Rückweg antreten musste. Tief im Inneren der Grotte hörte er das Singen und Lachen der Wasserfrauen. Im Freien angekommen, klopfte sich der Jäger den Staub aus der Kleidung und ging nach Hause. Am nächsten Tag fand er im Gamsbart seines Huts noch ein paar Sandkörner, die aus echtem Gold waren. Er lief sofort zur Höhle zurück, konnte dort aber keinen Sand mehr finden.
Goldsucher und eine weiße Frau auf Burg Wartenfels
Bei der Ruine Wartenfels in Thalgau in der Nähe des Fuschlsees handelt es sich um die Mauerreste einer Raubritterburg, die auf einem kleinen Felsvorsprung am Westhang des Schobers liegt. Sie wurde 1259 von Konrad von Steinkirchen und dessen Schwiegersohn Konrad von Kalham (der sich ab 1267 „von Wartenfels" nannte) errichtet und 1267 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1301 übergab ein Nachfahre des Konrad von Kalham Burg Wartenfels dem Erzbischof Konrad IV. von Fohnsdorf, durfte den Wehrbau allerdings als Lehen übernehmen. Später fungierte Wartenfels als Pfleggericht. Zu dieser Zeit wurden dorthin zum Tode Verurteilte zur Hinrichtung überstellt.
Während der Bauernkriege 1525/26 brannte das Bauwerk ab und wurde nie mehr vollständig aufgebaut, obwohl im Jahr 1552 Innenausbauarbeiten und 1557 die Errichtung eines neuen Daches nachgewiesen sind. Von 1541 bis 1542 war der Arzt, Astrologe, Alchemist und Philosoph Paracelsus auf der Festung zu Gast, der auch ein Verhältnis mit der Gattin des Burgpflegers gehabt haben soll.
Bis in ferne Länder war die Geschichte bekannt, dass es auf Burg Wartenfels einen Goldschatz geben sollte. Und so kamen eines Tages zwei prächtig gekleidete Herren aus Passau, die gleich nach dem Eintreffen in Thalgau nach einem Einheimischen suchten, der sie nachts zur Ruine führen sollte. Doch keiner der Dorfbewohner traute sich nach Anbruch der Dunkelheit zu den Mauerresten auf den Felsen. Endlich erklärte sich ein Mann bereit, die Fremden zu führen, und erhielt dafür ein paar Goldstücke. Er stellte die Bedingung, zum Gottesdienst am Morgen wieder im Ort sein zu wollen, was ihm zugesichert wurde. Nachdem es finster geworden war, marschierten die drei Männer davon, ausgerüstet mit Laternen und Pickeln. Am nächsten Tag in der Früh kehrte zum Glockengeläut der Kirche der Mann aus Thalgau wieder zurück. Er sah verstört aus, verfiel sofort in tiefstes Gebet und verlor kein einziges Wort darüber, was er bei der Ruine erlebt hatte. Auch die beiden Herren aus Passau, die etwas später ankamen, waren nicht dazu zu bewegen, etwas über den nächtlichen Ausflug zu erzählen.
Vielleicht haben die Männer die weiße Frau von Wartenfels erblickt, als sie mit der Schatzsuche begannen. Sie wären nicht die Einzigen, denn auch ein alter Bauer, der einst nachts von Hof nach Mondsee wanderte, soll sie gesehen haben.
„Erst drei Uhr, sprach er zu sich selbst, „wie wär’s, wenn du das Goldbrünnlein suchen gehst?
So stapfte er zu den Ruinen und begann, in den alten Mauern herumzusuchen. Das Herz klopft ihm dabei bis zum Halse. Als er nichts fand, verließ er den verfallenden Bau unverrichteter Dinge wieder, um seine Wanderung fortzusetzen. Da hörte er mit einem Mal einen süßen Gesang und blickte empor zu der Stelle, an der einst die prächtige Burg stand. Ganz oben auf dem höchsten Felsen schwebte eine zierliche weibliche Gestalt in einem weißen Kleid. Sie winkte ihm und lockte ihn, er möge zurückkommen. Der Bauer wollte soeben mit dem neuerlichen Anstieg beginnen, als vom Kirchturm aus dem Tal die vierte Morgenstunde geschlagen wurde. Das bezaubernde Wesen war verschwunden und ihr lieblicher Gesang verklungen. Zuhause erzählte man dem Mann, dass die weiße Frau all jene bestraft, die das Gold der Raubritter stehlen wollen, deren Beute bis heute irgendwo in den Ruinen versteckt ist. Sie würde ihnen den Frieden
