Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

RestZEIT - Es ist 5 nach 12: .
RestZEIT - Es ist 5 nach 12: .
RestZEIT - Es ist 5 nach 12: .
eBook428 Seiten4 Stunden

RestZEIT - Es ist 5 nach 12: .

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

RestZEIT gliedert sich in drei Teile:
Teil 1 beschreibt das System, in dem wir leben - mit Augenmerk auf die offensichtlich besonders kritischen Teile des Systems.
Teil 2 stellt den Menschen mit seinen Eigenschaften und Unzulänglichkeiten in den Mittelpunkt.
Teil 3 versucht eine Synthese zwischen Makrokosmos (1) und Mikrokosmos (2) zu bilden.
Der Autor geht dabei nicht nur auf philosophische Fragestellungen ein (insbesondere Nietzsche - Umwertung aller Werte!) - sondern auch auf das Generationenmanifest, das geschlossen werden sollte.
Was kann der Mensch noch tun? Nicht im Sinne von "Rette sich, wer kann", sondern konstruktiv im Sinne von optimaler Gestaltung unserer Restzeit auf diesem Planeten.
Gibt es noch Hoffnung? Neben dem Versuch, eine Antwort auf diese Frage zu geben wagt Jürgen Staab einen Blick auf drei mögliche Szenarien ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum31. März 2022
ISBN9783347592605
RestZEIT - Es ist 5 nach 12: .

Ähnlich wie RestZEIT - Es ist 5 nach 12

Ähnliche E-Books

Persönliche Entwicklung für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für RestZEIT - Es ist 5 nach 12

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    RestZEIT - Es ist 5 nach 12 - Jürgen Staab

    Vorwort

    Die mannigfaltigen Herausforderungen, vor denen die Menschheit derzeit steht, erscheinen mir nahezu übermächtig und damit so gut wie unlösbar. Der Kapitalismus hat uns in der Vergangenheit für einen großen Teil der Bevölkerung – zumindest der westlichen Bevölkerung – einen hohen Wohlstand gebracht. Aber das ewige Weiterwachsen der Ökonomie ist zu einem Krebsgeschwür geworden, das den eigenen Wirt – unsere Erde – aussaugt.

    So besitzt ein durchschnittlicher Europäer im Schnitt etwa

    10.000 Gegenstände, während ein Brasilianer nur über etwa 300 Gegenstände verfügt. Und je mehr Dinge Menschen besitzen, desto mehr Ängste plagen sie.

    Auch ich persönlich bin davon nicht frei, stelle mir allerdings seit ein paar Jahren oft die Frage, ob die Fernreise oder die Anschaffung neuer Gegenstände, die eventuell auch leihbar wären, Sinn macht. Nachdem ich mir nach einer Auszeit vor gut zehn Jahren über die Welt und was sie zusammenhält viele Gedanken gemacht hatte, habe ich 2010, nachdem ich ein Jahr vorher einen Stammtisch zum Thema Photovoltaik gegründet hatte, mit Mitstreitern eine Energiegenossenschaft gegründet. Diese Genossenschaft hat sich in den letzten zehn Jahren gut entwickelt. So betreiben wir neben der viertgrößten Photovoltaik-Dachanlage Deutschlands zwei Windräder und allerlei kleinere Photovoltaikanlagen. Mit einem Invest von circa 20 Millionen Euro sind wir damit unter den circa 1.000 Energiegenossenschaften eine größere Genossenschaft. Weitere Projekte insbesondere zum Thema Energiespeichern sind geplant.

    Da ich meine Genossenschaft seit zehn Jahren zusammen mit meinem Kollegen im Vorstand noch nebenamtlich leite, denke ich, schon etwas Essentielles zum regionalen Umbau der Energiewirtschaft getan zu haben. Des Weiteren habe ich die erste Veröffentlichung zum Thema Energiegenossenschaften im deutschsprachigen Raum verfasst. Diese unter anderem von dem ehemaligen Fernsehjournalisten und Buchautor Dr. Franz Alt mit einem Geleitwort begleitete Monografie erscheint nun mittlerweile in der vierten Auflage.

    Ich schreibe bei meinen Veröffentlichungen immer zuletzt den Schluss, aber auch das Vorwort. Daher einige Worte zur gegenwärtigen Situation:

    Russland ist ein wunderschönes Land, was mir meine Eltern, die einmal mit der transsibirischen Eisenbahn hindurchgefahren sind, damals gut bestätigen konnten. Als Putin vor mehr als zwanzig Jahren in Russland an die Macht kam, hat er sich vermutlich bemüht, Russland aus dem Chaos nach der Öffnung zum Westen, das im Land entstanden war, vernünftig zu entwickeln. Jedoch hat er seit einigen Jahren die Überschüsse, die durch Öl- und Gaslieferungen entstanden waren, hauptsächlich an seine Gefolgschaft, deren Seilschaften wiederum und auch an sich selbst verteilt. Er hat sein Land um diese Erträge beraubt und seine Bevölkerung nur mit dem Nötigsten abgespeist. Im Land selbst wurden das Gesundheitssystem, kleine Unternehmen und alte Menschen sukzessive finanziell ausgetrocknet. Der Hauptteil der Einnahmen aus Öl und Gas, circa 80 Prozent der Einnahmen Russlands insgesamt, wurden in ein Riesenheer, Waffensysteme und einen riesigen Polizeiapparat investiert. Damit hat Putin sich als Diktator und Kriegsverbrecher auf Kosten seiner Bevölkerung in Russland zementiert.

    Bevor die Fridays for Future Generation kürzlich auf der Weltbühne aufgetaucht ist, hat man die Jugend überwiegend als unpolitisch wahrgenommen. Jetzt ist die Zeit angebrochen, weltweit, basierend auf neuen Energien, die die Sonne und der Wind erzeugen, von denen Natur aber auch Bürger profitieren können, richtig zu entfesseln. Laut neuestem Klimabericht bleibt der Welt ein kleines Zeitfenster. Derzeit sind schon 3,6 Milliarden Menschen, also knapp die Hälfte der Weltbevölkerung, vom Klimawandel betroffen. Vielleicht bleibt uns noch eine kleine Chance.

    Wir sollten sie nutzen!

    Eppstein, 04. März 2022

    Warum dieses Buch?

    „The best way to predict the future is to create it."

    Peter Drucker

    Ich habe dieses Buch in drei Teile aufgeteilt, nicht nur wegen der Lesbarkeit, sondern auch wegen der Struktur, die dahintersteckt.

    Der Mensch selbst stellt das größte Problem für die eigene Rettung dar. Deshalb liegt der Schwerpunkt des Buches in Teil II und Teil III. Technologische Fragen, die in Teil I behandelt werden, sind zwar vordergründig wichtig. Allerdings stellen alle Unterkapitel in Teil I technologisch bereits weitestgehend gelöste Probleme dar, sie werden nur nicht angegangen, was ich in Teil II bis III herleite, warum dies nicht der Fall ist.

    Im Einzelnen möchte ich nachfolgend einen kurzen Überblick über mein Buch geben:

    Teil I geht auf sechs „Großbaustellen" der Menschheit ein, die sich im Zentrum nahezu aller Industrieländer befinden. Der fortschreitende Klimawandel (Kapitel 1) ist unser Hauptproblem, zu dem andere Themen, die auf Kapitel zwei bis sechs folgen, teilweise dazu im direkten Abhängigkeitsverhältnis stehen. Der Klimawandel wird zu einer unübersichtlichen Zahl von Klimaflüchtlingen führen, ganze Staaten werden im Meer und im Chaos versinken.

    Das Kapitel 2 beschreibt die Fragestellung, dass nicht nur die Energiesysteme, wie in Kapitel 1 beschrieben, auf erneuerbare Energie umgestellt werden müssen, sondern auch die Stoffe, die in Zukunft aus nachhaltigen Ressourcen generiert werden müssen. Dabei stellt sich uns bis zum gelungenen Umbau die Frage, wie wir mit unserem bis dahin angefallenen Müll umgehen sollen.

    Die Finanzindustrie, die ich in Kapitel 3 beschreibe, hat mit ihrem Zusammenbruch in 2008/2009 und der damit verbundenen Rettung des Bankensystems zu einer immensen Neuverschuldung der Staaten geführt. Eine weitere Krise in diesem Ausmaß wäre nicht mehr handelbar.

    Kapitel 4 behandelt das Gesundheitswesen und Nahrungsmittelkonzerne. Die Menschen in den reichen Ländern werden zwar immer älter, aber auch immer kränker. Übergewicht, mangelnde Bewegung und Stress bringen das Gesundheitssystem an den Rand der Finanzierbarkeit. Mit einfachen Maßnahmen wäre dem entgegenzugehen, was jedoch durch die Pharma- und Nahrungsmittelkonzerne weitestgehend verhindert wird.

    Digitalisierung, Internet der Dinge und die sogenannte künstliche Intelligenz (Kapitel 5) bieten eine ganze Menge Verbesserungen für die Menschheit, bergen gleichzeitig aber auch große Risiken. Viele Jobs werden in Zukunft durch intelligente Maschinen ersetzt, die Gefahr von Cyberattacken wächst und damit auch die Gefahr von terroristischen Aktivitäten.

    Kapitel 6 beschreibt einen neben den Themen des ersten Kapitels wichtigen Komplex, den ich Beharrungsvermögen, Gewohnheit, Politik genannt habe. Die Demokratie befindet sich weltweit auf dem Rückzug. Keiner weiß so genau, wie unsere Staaten in Zukunft organisiert werden könnten. Der derzeit existierende Kapitalismus höhlt die Demokratie aus, und es wird essentiell wichtig, neue, nachhaltige Systeme zu finden.

    Teil II des Buches behandelt das „System Mensch. Hier liegt wie bereits erwähnt, die Krux, dass die Probleme des „Systems Erde, die in Kapitel 1 bis 6 beschrieben wurden, nahezu nicht in Einklang mit den derzeit weit überwiegend auf der Erde existierenden Menschen zu bringen sind.

    Kapitel 7 gibt einen Überblick über die religiös beziehungsweise weltanschaulich motivierten Verhaltensweisen der weit überwiegenden Weltbevölkerung. Religion kann über ethische Maßstäbe das gedeihliche Zusammenleben der Menschen beeinflussen, aber auch viel Leid stiften. Neben einer – nicht so ganz ernst gemeinten – Einleitung über die Existenz beziehungsweise Nichtexistenz eines übernatürlichen Wesens, nennen wir es Gott, werden die größten Religionsgemeinschaften mit ihren Nach- und Vorteilen für die Lösbarkeit der anstehenden Aufgaben eingeordnet. Im Sinne von „Stirbt der Mensch aus, was ist dann mit der Religion? Stirbt auch diese aus?" stellt sich die berechtigte Frage, ob nicht Religiösität eher als Bremser auftritt und weniger als Beförderer der Transformation der Erde.

    Gewalt (Kapitel 8) existiert auch im Tierreich. Aber die Qualität der Gewalt, die vom Menschen ausgeht, ist eine andere. Der Mensch ist aufgrund seiner „Phantasie" in der Lage, nicht nur ganze Staaten mit Atomwaffen, sondern auch sich selbst auszulöschen. Das Gewaltkapitel lässt sich grob in eine physische und eine psychische Variante unterteilen. Die jetzt wieder beginnende Aufrüstung der USA, die aufgrund der Unterwanderung des über dreißigjährigen Abkommens USA/Russland durch Russland erfolgt, wird die Erde nicht friedlicher machen. Terrorismus und viele kleine – auch klimawandelbedingte – Auseinandersetzungen auf zwischenstaatlicher und innerstaatlicher Ebene sind im Gange. Aber auch die weiter zunehmende Verrohung im Umgang der Menschen untereinander zum Beispiel durch Mobbinghandlungen führt nicht unbedingt zu einer weltweiten Empathie, die die Erde dringend braucht.

    Kapitel 9 (Dummheit) beschreibt zunächst einen aus meiner Sicht immanenten Zusammenhang zwischen zunehmender Komplexität der anstehenden Probleme und damit verbunden der steigenden Irrationalität bei der Bewältigung dieser Probleme. Nach Ausführungen über schwache Lösungen in der wirtschaftlich größten demokratischen Volkswirtschaft, den USA, sprich die Wahl eines Präsidenten, der Bücher verabscheut und selbst nur kurze Twitter-Botschaften fertigbringt, ein Plädoyer für mehr Intelligenz im System. Die Kreativität, Sensibilität und der Geist gehören gestärkt. Hier muss der Bildungssektor angeschaut werden, inwieweit er wirkliche Problemlöser hervorbringen kann.

    In einem kürzeren, sich anschließenden Kapitel über die Angst und andere Schwächen des Menschen, die einen lähmenden Einfluss auf dessen Handlungsweise ausüben können (Kapitel 10), gehe ich zunächst auf Glauben und Verschwörungstheorien, nicht im Sinne von Ausführungen wie in Kapitel 7 unter Religiosität beschrieben, sondern auf gefasste Grundsätze von Menschen ein, die aufzeigen, dass der Mensch eigentlich zu schwach für den Kapitalismus ist. Von Selbstbeschränkung ist zum Beispiel keine Spur, was zu Kapitel 11 hinführt, in dem ich mich der Gier des Menschen widme. Laut Oxfam-Statistik besitzen die drei reichsten Amerikaner so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung aller Amerikaner. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Es fragt sich, ob ein Europäer, der im Durchschnitt 10.000 Gegenstände besitzt, glücklicher ist als ein Brasilianer, der nur über 200 Gegenstände verfügt. So mündet die Gier direkt in Krankheit, insbesondere durch Stress verursacht, um besagte 10.000 Gegenstände anzusammeln (Kapitel 12: Krankheit). Die bereits in Kapitel 4 erwähnten Probleme im Gesundheitswesen und dem Unwesen der Nahrungsmittelkonzerne führen zu vermeidbaren Erkrankungen, wie Diabetes und Bluthochdruck, Krebs und auch Erkrankungen der Psyche. Viele Zukunftsforscher malen sich aus, dass die Biotechnologie uns am Ende zu Mischwesen aus Körper und Maschine macht, oder, wie ein Philosoph einmal sagte, uns zu einem „feuchten Roboter" macht, der wir ja in gewisser Weise schon sind. Bevor der Fall allerdings eintreten kann, haben wir längst diesen Planeten zerstört und uns damit selbst mit. Einfache Lösungen wie regelmäßige Fastenkuren deren Wunderwirkungen man erst in den letzten Jahren, obwohl schon seit vielen Jahrzehnten bekannt, wieder neu entdeckt, könnten viele Krankheiten präventiv gar nicht erst entstehen lassen.

    Im folgenden Kapitel 13 über den Hass werde ich insbesondere Gruppenbildungen und damit verbunden Hass gegen Andersdenkende untersuchen. Oft wird Hass durch die sogenannten Fake News angefacht, was zum nächsten Kapitel (14), das sich mit der Lüge beschäftigt, hinführt. So ist im Zeitalter der Fake News die Pressefreiheit gefährdet. Presseorgane, die sich einem ethischen Kodex unterwerfen, und überhaupt gute Pressearbeit sind auf dem Rückzug. Die Ökonomisierung, auch insbesondere in diesem Bereich, sorgt für Stellenabbau bei den traditionellen Medien, und das Informationsdefizit, das dabei entsteht, ist durch die neue Medienlandschaft meiner Ansicht nach nicht auffangbar. Im letzten Kapitel 15 in Teil II des Buches beschäftige ich mich mit den fünf Störgefühlen des Buddhismus, der – mehr Philosophie als Religion – uralte Verhaltensregeln aus den teilweise in Vorkapiteln beschriebenen negativen Verhaltensweisen des Menschen ableitet.

    Teil III meines Buches (Die Folgen) soll sich mit der möglichen Harmonisierung des Systems Erde (Teil I) mit dem menschlichen Verhalten, wie in Teil II beschrieben, lösungsorientiert befassen. Hierzu ist meiner Ansicht nach eine Auseinandersetzung mit philosophischen Fragestellungen und Antworten essentiell (Kapitel 16). Meine Analyse kann in diesem Kapitel nur unvollständig sein. Aber ich bin mir sicher, dass Nietzsche hier, mehr als andere Philosophen, zur Behandlung der Fragestellung beitragen kann, wie ein zukünftiger Mensch beschaffen sein sollte, um die anstehenden Problemstellungen zu lösen. Hier geht es nicht nur um das Konzept des Übermenschen, das von den Nationalsozialisten in deren Philosophie wie vieles andere auch ad absurdum geführt wurde. Es geht insbesondere um die „Umwertung aller Werte, von der Nietzsche in Abhandlungen wie „Also sprach Zarathustra oder „Ecce Homo" immer wieder spricht. Es braucht tatsächlich einen neuen Menschen, auf den ich insbesondere in den Kapiteln 17 und 18 näher eingehen werde. Neben der Sichtung von Schriften anderer, teils zeitgenössischer Philosophen zum Überleben der Menschheit (u. a. Peter Sloterdijk) werden auch angrenzende Wissenschaften wie die Physik bemüht. Insbesondere Geist und Materie in der Quantenphysik und die Philosophie daraus bietet mannigfaltige Erklärungsmuster für das Dilemma, in dem die Menschheit derzeit steckt. Es braucht daher einen Generationenvertrag, der insbesondere die Verantwortung deutlich macht, die wir für die nachfolgenden Generationen haben (Kapitel 17). Irgendwann werden, sofern es noch möglich ist, die Enkel fragen, was ihre Großeltern zur Rettung des Erdballs getan haben. Großes Auto, großes Haus und ständige (Urlaubs-)Reisen mit dem Flugzeug sowie eine fleischlastige Ernährung und die Benutzung fossiler Energien werden dabei bei der Einschätzung der Enkelgeneration nicht akzeptiert werden. Es braucht ein Generationenmanifest, das im Idealfall sowohl altersübergreifend wie auch staatenübergreifend etabliert wird. Das Bildungssystem kann hierbei, sofern es – rasch – umgestellt wird, eine wichtige Hilfestellung leisten.

    Was kann der Mensch noch tun? Diese Frage stelle ich mir in Kapitel 18. Gibt es noch Zeit für eine radikale Verhaltensänderung? Oder wird der Mensch – pragmatisch wie er oft ist – nur nach der Methode „rette sich, wer kann verfahren? Überlebensintelligenz ist in dieser Phase wichtig. Aber was heißt das? Bedeutet es, wie im Wilden Westen, die Aufstellung einer Wagenburg und Bewaffnung der übriggebliebenen Bevölkerung? Wenn wir insbesondere die Energiefrage nicht lösen können, dann werden wir uns über kurz oder lang nach einem neuen Planeten umschauen müssen. Bereits Stephen Hawking ging in einigen Äußerungen vor seinem Tode davon aus, dass sich die Menschheit spätestens 2100 von diesem Planeten verabschiedet haben muss. Kinder, die heute geboren werden, werden dann eventuell auf einem anderen Planeten ihr Rentenalter verbringen müssen. Gibt es überhaupt noch Hoffnung? Mit dieser Frage beschäftige ich mich in Kapitel 19. Unwahrscheinliche Ereignisse (Black Swan), die aber doch eintreten würden, können sich positiv wie auch negativ auf das Weltgeschehen auswirken. Auch Kippschaltereffekte (Tipping Points) sind insbesondere beim ersten Kapitel zum Thema Klimawandel als sehr relevant anzunehmen. Das Auftauen zum Beispiel der Permafrostböden in der nördlichen Hemisphäre könnte mit dem Entweichen von viel schädlicherem Methan (ggü. CO2) zu einem selbstverstärkenden Effekt führen, und damit würde es zu unumkehrbaren Kettenreaktionen kommen. Der Mensch als das „Krebsgeschwür der Natur hätte damit keine Chance mehr, die kurze verbleibende Zeit zu nutzen, um „umzuziehen. Der Mensch, der sich selbst gerne als die Krone der Schöpfung bezeichnet, würde verschwinden wie viele tausende Arten vorher, die auf sein Konto gehen. Vielleicht sollte sich der Mensch daher nicht so ernst nehmen, er wird als Laune der Natur schneller verschwinden als die vor vielen Millionen Jahren auf der Erde als Giganten herrschenden Dinosaurier. Nachdem diese ausgestorben waren, gab es für einen etwa eichhörnchengroßen Vertreter der Säugetiere die Chance, sich bis zum „Anthroprozän, zum Homo sapiens sapiens zu entwickeln. Sollten einmal außerirdische Intelligenzen unseren Planeten in einigen Jahrhunderten besuchen, würden sie uns eher Homo stultus stultus nennen. Denn, ob der Mensch jemals vernünftig (lateinisch sapiens) war oder dumm (lateinisch stultus), werden die kommenden Jahrzehnte zeigen.

    Dies führt den Leser dann zu der Frage hin, was kommen wird oder was kommen könnte. Im vorletzten Kapitel 20 werden die Phasen in drei Horizonte unterteilt: Bis 2050, bis 2100 und danach. Hier werde ich positive („best case), negative („worst case) und sehr wahrscheinliche („middle case") Szenarien für die oben genannten Zeiträume beschreiben. Dies kann natürlich nur eine Analyse eines nachdenklichen, sehr belesenen Zeitgenossen sein, die viel Persönliches enthält.

    Das Buch endet mit dem Epilog (Kapitel 21, wie die 21 Jahrhunderte seit Beginn unserer Zeitrechnung), in dem ich mich insbesondere bei der Philosophin und guten Freundin Dr. Birgit Wegerich-Bauer bedanke, die unter anderem wertvollen Input zu Kapitel 9, Unterkapitel „Komplexität und Irrationalität, gegeben hat und mir obendrein zu dem griffigen Titel meines Buches „Restzeit verholfen hat. Restzeit ist ein Begriff, der die Endlichkeit unseres Lebens auf diesem Planeten beschreibt, wie aber auch der englische Begriff „to rest" aufzeigt, innezuhalten, nachzudenken, wie wir den Planeten noch für uns retten können. Denn so düster meine Kapitel sind, so gerne lasse ich mich in den nächsten Jahrzehnten, die ich noch bei hoffentlich guter Gesundheit erleben kann, von dem Gegenteil meiner Ausführungen überzeugen.

    Ich bin wieder vielen Personen dankbar, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Gerne stehe ich für Fragen, Kritik und Anregungen zur Verfügung.

    Teil I

    Das System

    Kapitel 1

    Klimawandel, erneuerbare Energien

    Nach heutigem Kenntnisstand kann man davon ausgehen, dass der fortschreitende, menschengemachte Klimawandel als die größte Herausforderung für das Überleben der Menschheit gelten kann.

    Zwar war das Pariser Abkommen Ende 2015 ein kleiner Lichtblick, der zeigt, dass sich trotz der unterschiedlichen Interessen etwas bewegt. Allerdings diskutieren die Staaten in regelmäßigen Treffen seit Jahrzehnten über die Folgen des Klimawandels, ohne tatsächliche tiefgreifende Änderungen in Regelwerken, die zu Verhaltensänderungen führen würden, vorzunehmen. Ganz im Gegenteil: Jede dieser Großveranstaltungen in Verbindung mit dem Einfliegen der weltweit agierenden Wissenschaftler kostet eine Unmenge Energie, was eigentlich zu einer Erfolgsverpflichtung antreiben sollte.

    Spätestens, nachdem Ende August des Jahres 2005 der Hurrikan „Katrina über den Südosten der USA hinwegfegte, einen Sachschaden von 80 Milliarden Dollar anrichtete und die Stadt New Orleans fast vollständig untergehen ließ, müsste auch dem größten Industrieland USA klargeworden sein, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Dies zeigt auch der im Oktober 2012 über Nordamerika hinweg ziehende Hurrikan „Sandy, der unter anderem New York unter Wasser setzte.

    Seither reihen sich weitere Umweltkatastrophen ein, auch direkt mit der fossilen Ausbeutung durch den Menschen verursachte Katastrophen, zum Beispiel die Ölkatastrophe in Mexiko im Jahre 2010. So litt China im Sommer 2011 unter der schwersten Dürre seit Jahrzehnten. Mehr als vier Millionen Menschen hatten nicht genug Trinkwasser und mussten notversorgt werden. Über aufgrund solcher und ähnlicher Katastrophen einsetzende Wanderungsbewegungen und entstehende kriegerische Auseinandersetzungen war im Buch „Klimakriege" von Harald Welzer bereits vor 12 Jahren gut nachzulesen.

    Da etwas mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten lebt, sind diese auch überproportional für den Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich: Zwischen 60–70 Prozent der Emissionen gehen von den Städten aus. Vor allem in den aufstrebenden Metropolen von Schwellenländern wie Peking oder Bangkok treibt der wachsende Wohlstand auch den Ausstoß von Kohlendioxid nach oben. Jede zweite Metropole weltweit spürt bereits die Folgen der Erderwärmung, und 93 Prozent der Großkommunen fürchten einer Studie zufolge (Carbon Disclosure Projects) Risiken für die eigene Entwicklung bedingt durch den Klimawandel. Fast 80 Prozent gehen zudem davon aus, dass der Klimawandel in Zukunft negative Konsequenzen auf die Wirtschaft habe.¹

    Weit problematischer als die Emissionen in die Luft sind die Konzentrationen von Kohlendioxid in den Ozeanen, die einen neuen Höchststand erreicht haben. Die Weltmeere nehmen etwa ein Viertel der Emissionen auf, was zwar zur Verringerung des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre beiträgt, zugleich aber die Übersäuerung der Ozeane vorantreibt. Mittlerweile hat deren Säuregehalt den höchsten Stand seit wahrscheinlich rund 300 Millionen Jahren erreicht. Und ein steigender Säuregehalt hat Auswirkungen auf viele Lebewesen.²

    Um den Klimawandel, der sich auch in Europa und selbst in Deutschland mit einer Zunahme von Wetterkatastrophen zeigt, einzudämmen, muss neben vielen anderen Verhaltensänderungen die Energiefrage gelöst werden. Es ist unvermeidlich, die weltweiten Energiesysteme auf Nachhaltigkeit und damit auf erneuerbare Energien schnellstens – vollständig – umzustellen.

    Dezentralisierung der Energie

    Der Weg hin zu erneuerbaren Energien kann über alte, vorhandene Strukturen – Beibehaltung der zentralen Versorgungslösungen – gehen. Aber der Vorteil, dass dezentrale Lösungen gerade mit den Erneuerbaren möglich sind, spielt gegen Großprojekte wie Offshore Windparks oder das viel diskutierte und bereits wieder beerdigte DESERTEC. So hatte man mit DESERTEC geplant, in der Sahara große Sonnenenergieanlagen aufzubauen, um den erzeugten Strom dann nach Europa zu transferieren. Der Ausbau von Netzen, der mit einem Aufbau einer dezentralisierten Versorgung verbunden ist, wird wahrscheinlich gar nicht so stark vorangetrieben werden müssen, wenn man zunächst einmal Netze, für die die Betreiberlizenzen der großen vier Versorger RWE, Vattenfall, Eon und EnBW in nächster Zeit ablaufen, in das Eigentum der vielen Stadtwerke zurück übernimmt. Denn tatsächlich bilden jetzt schon die Stadtwerke die großen Treiber bei dezentralen Lösungen, während die großen vier Versorger nach einer Greenpeacestudie bisher nur 3,9 Prozent erneuerbare Energie im Portefeuille haben.

    Tatsächlich sind die Chancen für den Einstieg der Kommunen ins Energie-Business so günstig wie lange nicht mehr. Es laufen in Deutschland seit einigen Jahren über weitere nächste Jahre etwa 3.000 Konzessionsverträge aus, mit denen Städte und Gemeinden Anfang der 1990er-Jahre ihre Strom- und Gasnetze in die Hände privater Energieversorger gegeben hatten. Damals galt Energieversorgung vielen Kommunen als lästige, kostspielige Aufgabe und der Verkauf der eigenen Netze als attraktive Einnahmequelle.

    Zudem würden die Städte und Gemeinden mit dem Rückruf der Stromnetze ihre Klimabilanz verbessern. Sie können Ökostrom am Markt einkaufen oder selbst produzieren und diesen dann über die eigenen Netze vertreiben.

    „Viele Kommunen wollen erneuerbare Energien fördern und den Bau von Biogas- oder Solaranlagen forcieren. Die Netzübernahme ist da nur der erste Schritt; der zweite ist oft der Aufbau eines eigenen Vertriebes sowie eigener Anlagen zur Energieproduktion", so Energieexperte Christian Marthol von der Kanzlei Rödl & Partner.

    Der Konflikt ist damit vorgezeichnet. Viele Kommunen dürften die Konzessionen der Stromriesen für die Netze nicht verlängern – und die Energieversorger versuchen, vor dem Verlust der Netze noch einmal kräftig abzusahnen. In der Zeit, in der sie über die Infrastruktur verfügten, haben sie die Netze ausgebaut. Jetzt verlangen sie von den Kommunen dafür eine Gegenleistung.

    Man kann das Spannungsfeld – einerseits eine dezentrale und vor allem von den Bürgern getragene Energieerzeugung und Verteilung und andererseits eine Energieerzeugung, die vor allem das Geschäftsmodell der zentralen, großen Energiekonzerne bedient – mit folgenden drei Punkten kennzeichnen:

    1. Das alte Energieversorgungssystem basiert zum Großteil auf dem Einsatz der Rohstoffe Kohle, Öl, Erdgas und Uran. Ihm liegt eine punktuelle, vertikale Erschließung der Energieressourcen zugrunde. Dies begünstigt vor allem das Geschäftsmodell von Großunternehmen. Die Erschließung der erneuerbaren Energien geschieht hingegen in erster Linie flächig, was eher das Geschäftsmodell von kleinen Einheiten, also Stadtwerken, Genossenschaften und Privatpersonen erfordert. Dies hat zwangsläufig eine Neuordnung des Stromerzeugungs- und Verteilungssystems zur Folge. Es spricht für sich, dass mehr als 90 Prozent der erneuerbaren Energien in Deutschland durch diese kleinen Einheiten erzeugt werden.

    2. Bei dem konventionellen Energieversorgungssystem sind Erzeuger und Verbraucher vollständig getrennt. Bei einem System, das auf erneuerbare Energien baut, sind Tausende Verbraucher zugleich auch anteilig Strom- und Wärmeproduzenten oder Verpächter von Ackerflächen zum Bau von Windparks. Dies bewirkt eine gesellschaftliche Teilhabe an der Gewinnschöpfung der Energieproduktion sowie eine Entanonymisierung der Energiefrage in der Gesellschaft. Durch die Beteiligung der Verbraucher an den Gewinnen der Energieerzeugung steigt nicht nur die Akzeptanz von notwendigen Infrastrukturmaßnahmen. Es entsteht eine neue bürgerliche Energiesouveränität, die sich positiv auf die Energieeinsparung und Energieeffizienz auswirken wird. Es ist offensichtlich, dass durch den Verlust des Versorgungsmonopols der Einfluss der etablierten Energiekonzerne schwindet, solange sich ihr Geschäftsmodell nicht den neuen Ausgangsbedingungen anpasst.

    3. Bei dem konventionellen Energieversorgungssystem fallen grundsätzlich mindestens drei Kostenblöcke an: Brennstoff (Exploration, Förderung, Verarbeitung, Vertrieb), Energieumwandlung (Kraftwerk, Netz, Vertrieb) sowie Kosten der Gemeingüterschäden (Emissionshandel, CO2-Steuern, Renaturierung). Die Kosten aller drei Bereiche werden an den Verbraucher weitergegeben. Bei erneuerbaren Energien fallen zwei der drei Kostenblöcke schlicht weg. Keine Brennstoffkosten, keine Umwelt- und Klimaschäden. Für den Endverbraucher bringt dies erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Für die etablierten Energiekonzerne bedeutet dies vor allem Umsatzeinbrüche.

    Natürlich stellt sich die Frage, ob das alte Geschäftsmodell des Versorgungsmonopols nicht auch mit erneuerbaren Energien zu machen wäre, zum Beispiel durch den Bau von zentralen Offshore-Windparks, Solaranlagen in der Wüste oder – wie in Brasilien oder China – durch hochkontroverse Staudammprojekte. Sicher darf man darüber nachdenken – aber warum eigentlich? Neue Stromnetze und Speichertechnologien bräuchte ein solches Szenario ja genauso wie ein mehrheitlich dezentral ausgerichtetes System.

    Trotz aller Schwierigkeiten, die auch bei dezentralen Lösungen auftauchen können, sind die Chancen der Rekommunalisierung größer als die Risiken. Denn Großprojekte wie das damalige DESERTEC und die stärkere Fokussierung auf Offshore Windkraft dienen letztendlich nur als Alibi der großen Versorger. Allein die neuen Stromleitungen, die verlegt werden müssten, machen die Projekte aus heutiger Sicht so gut wie undurchführbar.³

    Road Map für den Umbau

    Die Hauptsäule weltweit für erneuerbare Energiesysteme bilden Windenergie und Photovoltaik. So hat das Fraunhofer Institut einen optimalen Mix dieser beiden Energieformen ermittelt, der einmal für die Netzeinspeisung und andererseits in Bezug auf die Platzressourcen in Deutschland sinnvoll erscheint. Da die Photovoltaik große Flächen benötigt, sollten hier zunächst einmal die Dachflächen von Gebäuden mit Modulen belegt werden. Außerdem gibt es allerhand brachliegende Flächen, wie ehemalige Mülldeponien, Militärgelände, das nicht mehr genutzt wird, Flächen entlang der Autobahnen und weitere, wo zum Beispiel Landwirtschaft nicht möglich ist. Mindestens genauso wichtig ist das flächendeckende, dezentrale Aufstellen von Windrädern. Über das Jahr verteilt ergänzen sich Wind- und Sonnenenergie recht gut: Im Sommer gibt es viel Sonne und wenig Wind und im Winter genau umgekehrt. Auch haben starke Sonnenjahre schwache Windjahre und starke Windjahre weniger Sonnenerträge. Natürlich weht auch manchmal kein Wind und es gibt keine Sonnenerträge zu verzeichnen. Hier kommt die Speichertechnologie ins Spiel, die im nächsten Kapitel näher erläutert wird.

    Wärme und Mobilität bilden weitere Säulen beim Umbau der Energiesysteme. So macht in Deutschland die Wärmeerzeugung in Kilowattstunden doppelt so viel aus wie die Produktion von Strom in Kilowattstunden. Während so schon über 40 Prozent des Stroms erneuerbar erzeugt wird, sind wir in Deutschland bei der Wärme erst am Anfang. Unser Nachbarland Dänemark hat hier seine Hausaufgaben schon besser erledigt: Windenergie erzeugt bereits über zwei Drittel des Strombedarfs und es gibt in Dänemark außerdem viele große Solarthermieanlagen, die auf

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1