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Der Graf von Montefeltro: Der mit der kühnen Nase …
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eBook305 Seiten3 Stunden

Der Graf von Montefeltro: Der mit der kühnen Nase …

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Über dieses E-Book

Der Graf (später Herzog) von Montefeltro war einer der berühmtesten "Kondottieri" (Söldnerführer) im Italien des ausgehenden Mittelalters. Er hatte (später) sogar den Ruf, als Heerführer unbesiegbar zu sein. Er war aber auch ein Kunstfreund und Sammler kostbarer Bücher.
Bei einem Turnier verlor er das rechte Auge und wurde auch seine Nase schwer beschädigt. Diese seltsam geformte ("kühne") Nase wurde später gar als "die berühmteste Nase Italiens" bezeichnet.
In diesem Buch werden Leben und Schicksale dieses berühmten Mannes dargestellt und auch verschiedene Zeitgenossen, Freunde und auch Gegner Montefeltros vorgestellt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum9. Jan. 2020
ISBN9783347005235
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    Buchvorschau

    Der Graf von Montefeltro - O. T. Mahl-Reich

    Die Grafen von Montefeltro

    Montefeltro ist die hügelig-gebirgige Landschaft im Apennin südlich und südwestlich von San Marino. Der Name leitet sich von dem lateinischen „mons Feretri" her, wie der Berghügel hieß, wo heute die kleine Stadt San Leo liegt (ungefähr zehn Kilometer südwestlich von San Marino).

    Dieser Ort hieß früher, nach dem Berg, „Mons Feretri", und diesen Namen gab man dann auch der Diözese, als man im 4. (?) Jahrhundert hierher einen Bischof setzte, der für die Christianisierung des ganzen umliegenden Gebietes sorgen sollte. Man errichtete für ihn in diesem Ort auch einen standesgemäßen Amtssitz und eine große Bischofskirche.

    Der uralte Ortsname „Mons Feretri schliff sich dann im Lauf der Jahrhunderte – als das sich allmählich entwickelnde Italienisch die frühere lateinische Sprache ablöste – zu „Montefeltro ab, und so hieß dann also nicht nur der Ort, sondern auch die Diözese so, „Montefeltro".

    Um das Jahr 1000 aber beschloss man, den Ort Montefeltro umzubenennen, und zwar in „San Leo". Damit wollte man wohl die Erinnerung an den heiligmäßigen Bischof Leo wachhalten, der um die Mitte des 4. Jahrhunderts hier viele Jahre lang segensreich wirkte und 360 gestorben ist.

    So verlor also das uralte Städtchen Mons Feretri – Montefeltro seinen Namen und wurde zu „San Leo". Das Bistum aber behielt seinen Namen auch weiterhin bei.

    Vielleicht zu erwähnen, dass der Bischofssitz später, unbekannt warum, von San Leo wegkam und 1572 nach dem kleinen Ort Pennabilli (in Montefeltro) verlegt wurde. Das heutige Bistum heißt „San Marino – Montefeltro, in lateinischer Kirchensprache „Dioecesis Sammarinensis – Feretrana.

    Diese Diözese hat immer noch dieselbe Ausdehnung wie schon früher und grenzt gegen Nordwesten an die Diözese Cesena-Sarsina, gegen Norden an die Diözese Rimini, gegen Nordosten, Osten und Südosten an die Erzdiözese Urbino – Urbania – Sant‘ Angelo in Vado und gegen Südwesten an die Diözese Arezzo – Cortona – Sansepolcro.

    Von der Diözese Montefeltro erhielt dann auch im Mittelalter deren ganzes Gebiet die Bezeichnung „Montefeltro, und diese hat sich auch bis heute erhalten. Mehrere Orte oder Gemeinden hier haben den Zusatz „Feltria: Sant‘Agata Feltria, Novafeltria, Sassofeltrio, Macerata Feltria.

    Das Montefeltro – also das Gebiet der Diözese San Marino – Montefeltro – erstreckt sich heute über drei verschiedene politische Gebilde: die ungefähre Hälfte gegen Nordwesten hin (mit den Örtlichkeiten Sant‘ Agata, Pennabilli, Novafeltria und San Leo) gehört zur Provinz Rimini in der Region Reggio-Emilia, die andere Hälfte aber gegen Osten und Süden hin (mit Carpegna, Pietrarubbia, Macerata Feltria und Belforte) gehört zur Provinz Pesaro-Urbino in der Region Marken, und der nördliche Teil ist die Republik San Marino, die seit jeher zur Diözese Montefeltro gehörte und immer noch Teil von dieser ist.

    Adelsfamilien

    Im Mittelalter kamen mehrere Adelsfamilien da und dort in Montefeltro zu Ansehen und Reichtum. Die namhafteste davon waren die Grafen von Carpegna, die in dem gleichnamigen Ort (ungefähr 20 Kilometer südwestlich von San Marino) ihren Sitz hatten. Zwei Zweige dieser Familie erlangten später größere Bedeutung, nämlich die Malatesta, die in Pennabilli ihren Ursprung hatten, und die Montefeltro.

    Fast identische Wappen

    Die Carpegna führten ein Wappen, das drei blaue Querstreifen oder -balken auf silbernem Grund (von links oben nach rechts unten) zeigte. Das Wappen der Montefeltro war ganz ähnlich, nämlich ebenfalls drei blaue Querstreifen von links oben nach rechts unten, aber auf goldenem Grund. Das lässt vermuten, dass der erste Montefeltro ein Carpegna war, der als weichender Sohn bei einer Güterteilung in der Familie sich anderswo niederließ und eine Familie begründete. (Urkundlich allerdings lässt sich das nicht sicher nachweisen, aus dieser frühen Zeit – dem 12. Jahrhundert – haben sich nur wenige Urkunden erhalten.)

    Auch die Malatesta, die ebenfalls aus der alten Grafenfamilie Carpegna herauswuchsen, behielten die drei Querstreifen von links oben nach rechts unten bei, doch mit anderen Farben oder Tinkturen.

    Von den Carpegna gibt es noch Nachfahren, die Montefeltro aber sind schon vor mehr als 500 Jahren erloschen. Von diesen aber soll im Folgenden ausführlicher die Rede sein.

    Der erste „Montefeltro"

    Wie der erste Montefeltro mit Vornamen geheißen hat, ist nicht bekannt, weil er nämlich in den nicht sehr vielen urkundlichen Nennungen immer nur als „der von Montefeltro oder „der Montefeltriner bezeichnet wird: di Montefeltro, Montefeltrano, Montefeltrino, auch (latinisiert) Feltrinus oder Feltranus.

    Dass er ein geborener Graf von Carpegna war, ist sicher, dafür spricht das von ihm gewählte Wappen (es war genau das Carpegna-Wappen, nur dass die drei blauen Querstreifen nicht auf silbernem Grund, sondern auf goldenem waren).

    In den älteren Genealogien der Montefeltro, seit dem 14. Jahrhundert, wird gesagt, dass der erste Graf von Montefeltro Antonio hieß. Das aber traf, wie neuere Forschungen ergaben, nicht zu, sondern war nur eine ganz unbegründete Erfindung aus späterer Zeit (dem 14. Jahrhundert).

    Viel eher (ganz sichere urkundliche Beweise aber fehlen, wie schon erwähnt) ging das mit der Begründung der neuen Linie Montefeltro so zu: 1177 starben die Grafen von Bertinoro, eine namhafte Adelsfamilie aus dem Montefeltro, aus (der Letzte hieß Cavalcaconte und war 24 Jahre alt). Der von ihnen hinterlassene Besitz fiel sodann an die mit ihnen wohl eng verwandten Grafen von Carpegna.

    Um 1180 dann beschlossen die gräflichen Brüder Carpegna, das Erbe – das väterliche wie auch das ihnen von ihrem Vetter (?) Bertinoro zugefallene – zu teilen. Dabei erhielt einer der Brüder viel Besitz im Dorf Monte Copiola (oder Montecopiola, nicht weit entfernt von Carpegna, ungefähr 25 Kilometer nordwestlich von Urbino gelegen) und zog dorthin.

    Ob es damals schon eine Burg in diesem Ort gab oder ob diese erst der „Montefeltranus" erbaut hat, ist nicht bekannt.

    Die Carpegna waren Lehenträger und Anhänger des Papstes (Guelfen). Der nach Montecopiola gezogene Bruder aber war kaiserlich gesinnt (also ein Ghibelline), und das veranlasste ihn wohl, sich auch augenscheinlich von seinen Brüdern zu unterscheiden, indem er sich ein anderes (wenngleich sehr ähnliches) Wappen zulegte.

    Der in Montecopiola lebende Graf war wohl ein Kondottiere (Söldnerführer), der sich in den Dienst des Kaisers stellte – des Kaisers Friedrich Barbararossa (1122-1190) zuerst und dann in den seines Sohnes Heinrich VI. (1191-1197) und des dann folgenden Otto IV. (erwählt 1198).

    Dieser erste Graf „von Montefeltro" lebte also in Montecopiola, und dort wohnten dann auch seine Söhne und Enkel. Aber er und auch seine Nachfahren blieben nicht kleine Landedelleute in dem bescheidenen Ort Montecopiola, sondern betätigten sich als Söldnerführer und dehnten ihre Tätigkeit auch über weitere Orte im Bistum Montefeltro aus.

    Der namentlich nicht bekannte erste Graf „von Montefeltro" dürfte um 1135 geboren sein und starb in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich um 1205.

    Die Montefeltro bis um 1400 (nur unvollständige Aufstellung)

    Unsichere Herkunft

    Graf Guidantonio da Montefeltro war seit 1397 mit Rengarda Malatesta aus Rimini verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Er hatte aber mehrere natürliche Kinder:

    Aura, geboren um 1405, am 25. August 1420 verheiratet mit Bernardino Ubaldini della Carda, Kriegsmann, † 1437;

    Pietro, geboren um 1410, später Benediktinermönch; die Namen der Mütter waren nicht bekannt.

    Jahre später hatte er noch einen weiteren Sohn, Federico, geboren 1422. Über die Herkunft dieses Kindes wurde viel gemutmaßt. Sicher war nur, dass er kein eheliches Kind des Grafen Guidantonio von Montefeltro war – denn seine Gattin, mit der er schon seit vielen Jahren verheiratet war, war unfruchtbar und stand auch schon in fortgeschrittenem Alter.

    So konnte es also nur ein außer der Ehe gezeugtes Kind sein (so wie dazumal viele adelige Männer solche außerehelichen oder „natürlichen Kinder hatten). Und das wurde dann auch bestätigt, als Graf Guidantonio später den Knaben, als er zwei Jahre alt war, vom Papst legitimieren ließ – denn in dem vom Papst ausgestellten Legitimationsakt hieß es, dass der Graf dieses Kind mit einer „soluta (einem Mädchen) aus der Gegend von Urbino gezeugt habe.

    Dass der Graf das Kind also mit einer Unverheirateten gezeugt hatte, wurde somit durch die päpstliche Legitimationsurkunde bestätigt.

    Und so machte man sich – immer schon interessierten sich die Leute für solche Dinge, gar wenn es sich um vornehme Personen handelte – auf die Suche nach diesem „Mädchen". Den Grafen selbst konnte man freilich nicht fragen, wer es sei, und am Hof wusste offenbar niemand etwas darüber.

    Mutmaßungen

    Als das Nächstliegende fand man, dass wohl eines der Mädchen am Hof das betreffende „Mädchen" sein würde.

    Wie an allen Fürstenhöfen gab es auch am Hof in Urbino Knaben und Mädchen aus anderen, meist kleineren Adelsfamilien, die gewöhnlich im Alter von ungefähr acht oder zehn Jahren als Pagen an den Hof kamen und dann hier mehrere Jahre verblieben und in dieser Zeit ausgebildet wurden (Schule), leichte Dienste ausübten und auch adeliges Leben und Benehmen kennenlernen sollten. Die weiblichen Pagen nannte man „madamigelle oder „damigelle, und eine solche „damigella" an seinem Hof in Urbino – vielleicht vierzehn, fünfzehn oder sechzehn Jahre alt – hat der inzwischen schon 43 Jahre alte Graf Guidantonio wohl verführt und auf ehebrecherische Weise geschwängert.

    Als die betreffende „damigella" ihrem Herrn, dem Grafen, sagte, dass sie schwanger sei, brachte sie dieser wohl zu einer Familie seines Vertrauens (unbekannt wo) und ließ sie dort das Kind austragen und schließlich zur Welt bringen. Dann wurde ihm dieses übergeben, so wie das dazumal bei unehelichen Kindern üblich war, das Mädchen aber erhielt ein ansehnliches Geldgeschenk. Sie musste auch geloben, nie zu verraten, dass sie die Mutter dieses Kindes war.

    Das also schien die nächstliegende Erklärung über die Herkunft des besagten Knaben zu sein. Mehr herauszufinden war man aber nicht imstande.

    Später kam dann noch eine weitere Vermutung auf. Graf Guidantonio von Montefeltro hatte einen bewährten adeligen Mitarbeiter an seinem Hof, den Grafen Guido Paolo degli Accomandugi oder -ducci aus Urbino. Dieser hatte eine Tochter, und dieser näherte sich der Graf und machte sie zu seiner „Geliebten". Elisabetta, wie sie hieß, wurde dann schwanger und gebar einen Sohn. Dieser wurde ihm dann übergeben und er ließ ihn am Hof aufziehen.

    Diese Angabe findet sich aber erstmals in einer 250 Jahre nach seiner Geburt verfassten Chronik von Gubbio. Der Verfasser dieser Chronik hatte offenbar gehört oder irgendwo gelesen, dass Federico der Sohn des Grafen Guidantonio mit der genannten „Geliebten Elisabetta degli Accomandugi sei. Als Ortskundigem war diesem Chronisten bekannt, dass die genannte Burg Petroia damals, als Federico geboren wurde (1422), im Besitz der Grafen degli Accomandugi war – genauer gesagt: des Grafen Matteo degli Accomandugi, der sie 1414 erworben hatte. Das war ein Onkel der genannten „Geliebten Elisabetta, ein Bruder ihres Vaters, des Beamten am Hof des Grafen in Urbino. Und so ließ er (der Chronist) kurzerhand Elisabetta dieses Kind „der Sünde diskret auf dieser Burg „ihrer Familie bekommen haben.

    Neueste Forschungen aber haben ergeben, dass der genannte Chronist zu dieser Meinung offenbar aufgrund der falschen Auslegung einer Urkunde aus dem Archiv der Accomanducci gelangt ist und dass die besagte Elisabetta wohl kaum die „Geliebte" des Grafen Guidantonio gewesen ist und noch viel weniger die Mutter des kleinen Federico war – schon deshalb nicht, weil Elisabetta degli Accomanducci ungefähr 1380 geboren ist und also zur Zeit ihrer vermuteten Schwängerung durch den Grafen schon in kanonischem Alter war, also 40 Jahre oder noch mehr. Auch war Elisabetta mit einem nicht näher bekannten Grafen (?) Bandi in Rimini verheiratet, und zwar wohl schon lange vor 1422, weil sie aus dieser Ehe auch mindestens einen Sohn hatte (der Federico hieß).

    Wo ist Federico geboren?

    Der Ort, wo Federico geboren wurde, ist urkundlich nicht überliefert und also nicht bekannt. Dennoch wird heute allgemein angegeben, dass Federico auf dem Schloss Petroia bei Gubbio zur Welt gekommen ist.

    Aber da die Annahme des Chronisten von Gubbio um 1650 keinesfalls zutrifft, ist demensprechend auch der Geburtsort „Schloss Petroia" zu streichen.

    Wann ist Federico geboren?

    Ebenso wenig wie der Geburtsort ist auch das Geburtsdatum Federicos nicht urkundlich gesichert. Heute wird allgemein der 7. Juni 1422 genannt. Dieses Datum gibt der langjährige Sekretär Graf Federicos, Pierantonio Paltroni, in der von ihm verfassten Biografie Graf Federicos an. Ob er dieses Datum vom Grafen oder gar etwa von dessen Mutter erfahren hat, gibt er nicht an („Madonna Aura" wurde ziemlich alt, sie starb 1475). Wir müssen uns also wohl nur auf den Biografen verlassen.

    [Auf dem Epitaphium Herzog Federicos heißt es allerdings: „Obiit A. D. MCCCCLXXXII. Suo LXV (gestorben 1482, in seinem 65. Lebensjahr), und das wäre dann: 1482 minus ungefähr 65 = 1417 oder 1418. Das ist die einzige zeitgenössische Altersangabe Federicos, die man kennt (außer der von Paltroni), und sie dürfte wohl ein bestimmtes Gewicht haben, da der Text der Grabinschrift sehr wahrscheinlich von Ottaviano Graf Ubaldini, dem Bruder und engsten Vertrauten Herzog Federicos, verfasst wurde. Aber manches spricht dafür, dass diese Altersangabe – „suo LXV [in seinem 65. Lebensjahr] – wohl (vom Steinmetz?) verschrieben wurde für „suo LXI, statt dem V also eine I zu stehen hätte und also „im 61. Lebensjahr heißen sollte, was dann mit (ungefähr) 1422 vereinbar wäre. Vielleicht sollte man als Geburtsjahr „um 1422" angeben, möglicherweise aber trifft das von Paltroni hingesetzte Geburtsdatum 7.6.1422 doch zu – der Historiker aber kann das mangels weiterer Anhaltspunkte nicht sicher entscheiden.]

    Am Hof in Urbino aufgezogen

    Wie schon angeführt blieb die Ehe des Grafen mit seiner Gattin Rengarda kinderlos, hatte er aber einige „natürliche" Kinder.

    Weil es dazumal üblich war, dass unehelich erzeugte Kinder, wenn der Vater bekannt war, diesem von der Mutter nach der Geburt übergeben wurden, der sodann für die Aufziehung des Kindes zu sorgen hatte, wurden diese Kinder des Grafen dann einfach am Hof des Grafen in Urbino aufgezogen.

    „Natürliche oder „außereheliche Kinder zu haben galt damals nicht als Schande und wurde deshalb auch nicht „versteckt". So wuchsen also diese Kinder ganz unbehelligt am gräflichen Hof in Urbino auf, und es war durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass sie von der Gattin ihres Vaters mitbetreut wurden, zumal diese ja selbst keine Kinder hatte.

    Und als dann 1422 noch ein weiteres „außereheliches" Kind dazukam, nämlich der kleine Federico, von dem hier die Rede geht, wird sicher auch dieses von den Dienerinnen am Hof gut aufgenommen und wohl auch von der Gräfin Rengarda in ihre Obhut genommen worden sein.

    Dann aber – Federico war erst eineinhalb Jahre alt – erkrankte seine „Ziehmutter" und starb, am 26. September 1423, erst ungefähr 43 Jahre alt.

    Eine Gattin aus hochadeligem Haus

    Jetzt aber sollte sich alles ändern, da sich nämlich der Witwer – erst 45 Jahre alt – schon gleich auf die Suche nach einer neuen, standesgemäßen Frau begab und eine solche auch schon bald fand. Die Erwählte war Caterina Colonna aus Rom, eine Tochte des hochadeligen Herrn Lorenzo Onofrio Colonna aus der uralten, vielverzweigten Adelsfamilie der Colonna in Rom.

    Sie war auch eine Nichte des Papstes, Martin V., der ein Bruder ihres Vaters war (Odo oder Oddo Colonna, geboren 1368, seit 1417 Papst).

    Dieser kannte Guidantonio da Montefeltro, da er nämlich früher mehrere Jahre lang Bischof von Urbino war, und schätzte ihn auch, wie sich in der Folge zeigte.

    Sehr wahrscheinlich war gerade auch er es, der Guidantonio auf seine (vielleicht nicht mehr ganz junge?) Nichte als mögliche Braut hinwies (solche Kuppeldienste besorgten seinerzeit hohe Herren nicht selten).

    Vielleicht geschah das bei einer persönlichen Begegnung zwischen Papst und Graf Guidantonio in Rom, der Papst war ja der oberste Lehensherr des Grafen und hatte dieser deshalb mehrfach mit ihm zu tun. Ob so oder so – die Heiratsverhandlungen gingen dann jedenfalls rasch und glatt über die Bühne, und bereits am 23. Jänner 1424 fand in Rom die Hochzeit statt.

    Federico kommt in ein Kloster

    Unbekannt aus welchem Grund fand es Graf Guidantonio für besser, den kleinen Federico aus dem Haus zu schaffen, bevor seine Gattin nach Urbino kommen würde. Vielleicht war er der Meinung, dass ihr der Anblick des kleinen „Bastarden" nicht gefallen würde, und so brachte er ihn in das Benediktinerkloster in Gaifa, nicht

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