Die unterschätzte Macht der Seele: Eine neue Sicht auf Seele und Körper
Von Wolfgang Issel
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Über dieses E-Book
Das Modell geht von einem seelischen Pegelstand aus: Zu erbringender Aufwand wird als Minderung, daraus erwachsender Erfolg als Zufluss dieses Pegels empfunden. Der sich aus dieser Bilanz ergebende seelische Pegel bestimmt, welche Schichten der Persönlichkeit - vom Urinstinkt bis zur höchst entwickelten Stufe der Menschlichkeit - zur Verhaltensberechnung herangezogen werden. Bei sinkendem seelischen Pegel werden soziale Aspekte immer weniger berücksichtigt und die eher egoistischen überwiegen - bis hin zur Gewaltanwendung. Dieses Modell bietet einen profunden Erklärungsansatz und zeigt, dass die Gefühlslage von dominierender Bedeutung für das tägliche Leben ist.
Neben einem Überblick über das Entstehen der verschiedenen Verhaltensweisen, wie Aggression oder die Flucht in Opferrollen, erklärt das Modell, wie der Glaube an eine höhere Instanz zustande kommt und wann der Mensch über einen freien Willen verfügen kann. Außerdem gibt der Autor handfeste Orientierungshilfe, wie man den seelischen Pegel trotz Alltagsstress und anderen Widrigkeiten in einem ausgeglichenen Bereich hält.
Das Buch wendet sich vor allem an seelisch Gesunde mit dem Ziel, seelisches Abgleiten frühzeitig zu erkennen und diesem angemessen zu begegnen.
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Buchvorschau
Die unterschätzte Macht der Seele - Wolfgang Issel
1. Einführung
Wollen Sie Ihre Lebenssituation verbessern, mehr Achtsamkeit und Sensibilität sich selbst und anderen gegenüber entwickeln, Ihr Leben bewusster, befriedigender und mit mehr Übersicht und Selbstwertgefühl führen? Vielleicht auch ein bisschen lockerer und mit mehr Freude und Spaß?
Oder wollen Sie lieber bleiben, wie Sie sind, und vielfältige Gründe dafür suchen – und sicherlich auch finden –, Ihre möglicherweise selbst verursachten Defizite dem Schicksal, dem Staat, einem schädigenden Umfeld oder missgünstigen Mitmenschen anzulasten?
Wie auch immer: Hauptsache, Sie sind daran interessiert, beim Lesen dieses Buchs nicht nur viele einzelne und vielleicht bekannte Informationen zu sammeln, sondern auch deren Zusammenhänge zu verstehen. Einzelne Informationen werden schnell vergessen, sie nützen auf Dauer erst dann, wenn sie in einen verständlichen Zusammenhang gebracht werden und einen Lernprozess auslösen. Nur in dieser Form wird etwas haften bleiben und sich eine wohltuend positive Wirkung im täglichen Leben entfalten können.
Im Laufe des Buchs werden Sie sehen, dass körperliche und seelische Vorgänge so stark ineinander verwoben sind, dass sie eine untrennbare Einheit bilden. Diese ganzheitliche Sichtweise bildet sich im täglichen Leben jedoch nur höchst unvollständig ab:
Die Medizin sieht es als ihre Aufgabe an, Leiden des Körpers, sozusagen der Hardware, zu lindern und zu heilen. Körperlich nicht erklärliche Erscheinungen wären daher in den Bereich der Software, nämlich der Seele zu verweisen und damit dem Arbeitsgebiet der Psychologie zuzuordnen. Alles in dem Wissen, dass seelische Einflüsse den Körper massiv beeinflussen können und umgekehrt.
Während der Körper materieller Natur und damit mit den Händen fassbar und in seiner Anatomie bis herab zu seinen molekularen Bausteinen und chemischen Umsetzungen analysierbar ist, stellt sich die Seele als sehr viel unschärferer Begriff mit einem großen Deutungsspielraum dar.
Der Ausdruck ›Seele weist vielfältige Bedeutungen auf, je nach den unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen oder psychologischen Traditionen und Lehren, in denen er eine Rolle spielt. Im heutigen Sprachgebrauch ist oft die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen gemeint. In diesem Sinne entspricht ›Seele weitgehend dem Begriff ›Psyche.
In diesem Buch wird Seele im erweiterten Sinne eines Rechenprogramms des Gehirns verstanden, als Software sozusagen, die von den Eingangssignalen der Sinne über deren Verarbeitung, Speicherung bis hin zur körperlichen Ausführung die Steuerung des Organismus im Ganzen übernimmt.
Der Ausdruck ›Seele umfasst in dieser Arbeit damit auch geistige Vorgänge, sodass Verstand und Gefühl, Bewusstes und Unbewusstes gleichermaßen eingeschlossen sind.
Die Aufgabe besteht darin, der Struktur und Arbeitsweise des Prinzips Seele mit neuen, der Datenverarbeitung entliehenen Methoden auf die Spur zu kommen. Dabei wird es nicht ausbleiben, die oft religiös und mythisch verschleierte Seele aus sachlich-technischer Sicht zu betrachten, um deren mögliche Funktion überhaupt fassbar zu machen und logisch nachvollziehen zu können.
Seit Menschengedenken ist bekannt, dass eine schwermütige seelische Grundstimmung nicht nur das gegenwärtige Lebensgefühl erheblich zu beeinträchtigen vermag, sondern auf Dauer auch körperliche Unpässlichkeiten bis hin zu Beschwerden und ernsthaften Krankheiten aller Art nach sich ziehen kann. In einer als seelisch besonders belastend empfundenen Situation, zeigt sich auch der Zugriff auf Erinnerungen massiv gestört. Man denke dabei an das Extrem der Prüfungsangst, die verhindert auf Gelerntes zuzugreifen. Das Verhalten insgesamt wie auch körperliche Bewegungsabläufe, scheinen nur im Zustand seelischer Ausgeglichenheit eine hohe Qualität zu erreichen. Doch bereits ein geringes seelisches Abgleiten wird jegliche Präzision schnell dahinschwinden lassen.
Die Frage drängt sich geradezu auf, ob seelische Defizite und mit diesen auftretende Stresszustände, nicht grundsätzlich die Regelkreise im ganzen Organismus von ihrer optimalen Funktionsweise abbringen.
Beispiel Rückenprobleme:
Bewegungen werden allgemein durch Muskeln ermöglicht, die meist in Gruppen fein abgestimmt zusammenarbeiten. Die Wirbelsäulen-Muskulatur beispielsweise, ist mit einer äußerst anspruchsvollen Aufgabe betraut, soll sie doch die Belastung der Bandscheiben bei beliebigen Bewegungs- und Lastzuständen zu jeder Zeit stets so gleichmäßig verteilen, dass keine Überlastung und Beschädigung zustande kommen kann. Eine Regelung, die neben der mechanischen Leistungsfähigkeit der Muskeln zusätzlich noch höchste Präzision zu jeder Zeit erfordert. Sollten die ausführenden Muskeln zu schwach disponiert oder – wenn man sich nicht gut fühlt – deren Feinsteuerung beeinträchtigt sein, würden Belastungsspitzen auftreten und eine Schädigung immer wahrscheinlicher werden lassen. Entzündungen und Schmerzen wären die Folge.
Ein weiteres Beispiel: Das Normalgewicht halten.
Es ist schwer die Disziplin aufzubringen, durch ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und Sport das Wunschgewicht zu erreichen, fit zu werden und auch zu bleiben. Dies, obwohl es auf der körperlichen Seite Diäten und gut gemeinte Vorgaben aller Art gibt. Aber warum bleiben rein körperbezogene Diäten auf Dauer meist erfolglos? Weil es vielleicht nicht der Körper ist, der einer Diät bedarf, sondern die Seele. Man kann doch dem Körper nicht vorwerfen, dass er seine Reserven mit aller Kraft verteidigt. Ist die Seele aus dem Gleichgewicht, bleibt neben dem echten Hunger, dessen Sättigung eine natürliche Grenze aufweist, ein dauernd drängender seelischer Hunger, der unablässig zum Essen drängt und verhindert, dass gute Vorsätze eingehalten werden.
Ist die Seele belastet, geht das strategische Denken verloren, die Selbstdisziplin gleich mit und alle guten Vorsätze lassen sich nicht mehr in die Tat umsetzen.
Stress: Es ist bekannt, dass ein hoher Pegel an Stresshormonen wichtige Teile des Immunsystems beeinträchtigen und damit Krankheiten und Allergien Vorschub leisten kann. Je größer ein seelisches Defizit wird, desto mehr Stresshormone werden ausgeschüttet, um die Energie für Berechnung und Ausführung eines passenden Verhaltens bereitzustellen, mit dem Ziel, wieder in einen ausgeglichenen seelischen Zustand zurückzukommen.
Dieser vom Organismus angestrebte Gleichgewichtszustand kann nicht nur von seelischen Defiziten gestört werden, sondern auch durch körperliche Fehlfunktionen. Schmerzen und Einschränkungen aller Art belasten wie ein dauernder Aderlass auch die Seele, bringen sie mehr und mehr in ein Defizit.
Es bleibt nur die Schlussfolgerung, Körper und Seele nicht als voneinander getrennte Komponenten, sondern als ein einziges, zutiefst ineinander verflochtenes System zu betrachten. Die ›Hardware verändert unablässig die ›Software und umgekehrt.
2. Es gibt doch schon alles
Natürlich muss auch die Frage erlaubt sein, warum man sich überhaupt die Mühe solcher Überlegungen zu einer neuen Sicht und Auffassung des Entstehen menschlichen Verhaltens machen sollte, obwohl das Verhalten betreffend bereits eine Vielzahl von Denkansätzen existiert. Die Psychologie als vorwiegend empirische Wissenschaft kennt zum Beispiel zahlreiche Sichtweisen, Auffassungen und praktische Herangehensweisen an dieses Thema.
Aus der psychologischen Praxis ist bekannt, dass innerhalb der Disziplinen der Psychologie verschiedene Ansätze gleichberechtigt nebeneinander bestehen. Daher können, je nach Art des zu betrachtenden Problems und je nach persönlicher Einstellung, Erfahrung und Vorliebe durchaus unterschiedliche Vorgehensweisen zum Einsatz kommen.
Es existiert jedoch noch keine grundlegende oder allgemeingültige Theorie, auch kein durchgängiges Gedankenmodell, womit sich die verschiedenen Herangehensweisen unter einen Hut bringen ließen.
Um Verhalten schlüssig zu erklären, werden große Anstrengungen unternommen – z. B. durch Erfassen und Verarbeiten riesiger vorhandener und noch zu erhebender Datenmengen (Big Data) –, diese Vielfalt zu ordnen, darin Strukturen zu erkennen und unter Einsatz von Höchstleistungscomputern schließlich Verhalten zu berechnen und abzubilden. Gegenwärtig laufen die Bemühungen dahin, die Funktion einer Säule aus dem Mäusegehirn in ihrer Funktion zu simulieren (Blue Brain Project von Henry Markram). Dieses Vorhaben zeigt sich als so kompliziert wie aufwendig. Manche Kritiker schätzen es als wenig aussichtsreich ein, aus einem riesigen Datenchaos geordnete Verhaltensstrukturen filtern zu wollen. Wie dem auch sei, es gilt einfach Fortschritte und Ergebnisse abzuwarten.
Die Hirnforschung wiederum bietet immer raffinierter ausgewertete und höher auflösende Technik in Form eindrucksvoller, farbiger Bilder des Gehirns und seiner Komponenten. Sicherlich hochinteressant und nützlich, die Orte zu kennen, wo das Gehirn bestimmte Funktionen abwickelt. Nicht nur, dass sich die Signale oft nur wenig vom Hintergrund abheben. Was in den auffälligen Bereichen tatsächlich vor sich geht, z. B. ob die nachweisbare Aktivität fördernder oder hemmender Natur ist, also eine eigentlich wesentliche Aussage, bleibt vorerst immer noch ein Rätsel.
Als Erfolg versprechendster Weg wäre wohl der anzusehen, alle Ergebnisse und Betrachtungsweisen zusammenzuführen mit dem gemeinsamen Ziel, aus den Teilen eine Gesamtsicht zu entwickeln, die menschliches Verhalten als möglichst einheitliche Theorie zu beschreiben vermag. In diesem Sinne soll auch dieses Buch eine neue Herangehensweise aufzeigen, was sich bei der Verhaltensbestimmung im Gehirn abspielen könnte, wie seelische Defizite in ihrem Kern entstehen und wie sie sich auf Verhalten und Lebensgefühl auswirken. Das Modell könnte sicherlich als Ergänzung zu bestehenden Methoden beitragen und die Prävention wirksam unterstützen.
Allen Vorgehensweisen sollte das Bestreben innewohnen, durch mehr Bewusstheit, Achtsamkeit und dem Verstehen des eigenen Verhaltens und dem anderer, ein glücklicheres Leben zu führen und durch bewusstes Eingreifen einem eigenen seelischen Abgleiten sowie dem anderer rechtzeitig und wirksam begegnen zu können.
3. Eine andere Sicht
Gerade undifferenzierte psychosomatische Beschwerden deuten darauf hin, dass die Seele von einem Gleichgewichtszustand nun in einen anderen, labilen Modus übergegangen ist. Ein- und Durchschlafprobleme, fehlende Motivation, gedämpfte Stimmung und allgemeine Mattigkeit greift um sich. Probleme mit Rücken und Gelenken, mit Magen und Verdauung – was auch immer – nehmen das tägliche Leben in Besitz und schränken es zunehmend weiter ein. Ein Teufelskreis weiteren seelischen Absinkens nimmt seinen Lauf. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte sogar eines Tages die Depression drohen.
Es ist schließlich auch körperlich zu spüren, dass die Belastung der Seele zunimmt, man sich immer mehr von der seelischen Ausgeglichenheit entfernt und irgendwann eine Belastungsgrenze erreicht sein wird. Es erweckt den Eindruck, als würde ein seelisches Konto immer weiter geleert.
Der erste Schritt wird des Öfteren sein, zunächst die lästigen und hinderlichen Symptome mit Medikamenten zu bekämpfen: Schmerzen mit Schmerzmitteln, die darbende Seele mit Tabletten zur Aufhellung der niedergedrückten Stimmung. Die Suche nach den Gründen für das seelisches Entgleisen beginnt, wobei dem Verlauf der Kindheit meist besonderes Gewicht zugemessen wird. Allerdings muss einer Kindheit in schlechten Verhältnissen nicht unbedingt ein problematisches Erwachsenenalter folgen: Einem frühzeitig durch ein ungünstiges Umfeld belasteten Kind beispielsweise, stehen im einfachsten Fall die zwei klassischen Möglichkeiten Kampf oder Flucht zu Gebote.
In der Fluchtversion würde es sich überlastet fühlen, sich als Opfer in sein Schicksal ergeben und aufgrund der eingrenzenden Situation eine optimale Entwicklung verfehlen, was ihm im Erwachsenenalter auf vielfache Weise Nachteile einbringen könnte.
Würde es in der Kampfversion hingegen seine Situation als Herausforderung annehmen und alle Kraft darauf verwenden, diese einschränkende Situation zu bewältigen und ihr schließlich zu entkommen, würde es viele seiner Fähigkeiten frühzeitig in großer Tiefe entwickeln und auf diese Weise sogar einen erheblichen Fortschritt in seiner Entwicklung vollziehen. Als Erwachsener könnte ihm diese erworbene Stärke von großem