Mit dem Skizzenbuch durch Schleswig-Holstein
Von Dirk Meier
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Über dieses E-Book
Theodor Andresen machte an der Oberrealschule in Flensburg Ostern 1914 sein Abitur. Sein dortiger Zeichenlehrer war mit Jacob Nöbbe (1850-1919) einer der maßgeblichen Vertreter der Ekensunder Künstlerkolonie in Nordschleswig in den 1880er Jahren. Dieser prägte ihn ebenso wie die kurze, nach wenigen Monaten infolge des Ersten Weltkrieges abgebrochene Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Flensburg, die von dem Möbeltischler und Bildschnitzer Heinrich Sauermann (1842-1904) gegründet worden war.
In dieser Buchreihe bei tredition sind bereits mehrere Bücher in der Reihe "Schriften aus dem Familienarchiv Andresen" erschienen.
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Rezensionen für Mit dem Skizzenbuch durch Schleswig-Holstein
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Buchvorschau
Mit dem Skizzenbuch durch Schleswig-Holstein - Dirk Meier
EINLEITUNG:
THEODOR ANDRESEN ALS KÜNSTLER
von Dirk Meier
Erstmals wird mit diesem Buch als fünftem Band der gleichfalls bei tredition erschienenen Reihe „Schriften aus dem Familienarchiv Andresen" der künstlerische Nachlass meines Großvaters Theodor Andresen vorgelegt, der am 25. April 1894 in Ulsnis an der Schlei als Sohn des Lehrers und Organisten Franz Andresen und seiner aus Tondern stammenden Frau Anna, geb. Petersen, geboren wurde und am 27. Januar 1949 in Flensburg starb.
Sein Interesse galt der Natur, der Geschichte seiner aus Wees stammenden Familie und der Kunst. Immer wieder war er mit dem Fahrrad in Angeln, Nordschleswig, in Süderdithmarschen sowie der Wilstermarsch mit dem Skizzenbuch unterwegs. Mit Bleistift hielt er die Motive fest, die er später teilweise in Federzeichnungen und Aquarelle umsetzte. Ihn faszinierten die abwechslungsreichen schleswig-holsteinischen Landschaften zwischen den kuppigen Jungmoränengebieten mit ihren Wäldern, den Dörfern und von Knicks umsäumten Feldern entlang der Ostseeküste mit ihren Förden sowie den Marschen an der Nordseeküste und entlang der Elbe.
Die Liebe zur Natur seiner schleswig-holsteinischen Heimat und zur Kunst bestimmten sein Leben. Der Keim dazu lag sicher in der elterlichen Erziehung. Nachdem Theodor Andresen 1910 auf die Oberrealschule nach Flensburg kam, wurde er Mitglied und zeitweise Vorsitzender des „Pan"¹, eines Zusammenschlusses von Schülern, die sich mit den Künsten und der Wissenschaft beschäftigten.² Theodor Andresen legte sich in dieser Zeit Kunstmappen an und tauschte Kunstdrucke auch mit seinen Freunden aus.
Sein Zeichenlehrer Jacob Nöbbe (1850– 1919) gehörte zu den Ekensunder Malern, wo er sich neben Wilhelm Dreesen zu einem der wichtigsten Mitglieder der seit den 1880er Jahren bestehenden Künstlerkolonie an der Flensburger Förde entwickelte. Sein malerisches Interesse ebenso wie das seines Sohnes Erwin Nöbbe (1883–1948) galt der naturalistischen Wiedergabe schleswig-holsteinischer Landschaften.³
Jacob Nöbbe vermerkte ein „sehr gut" im Zeichnen im Zeugnis der Reife von Theodor Andresen, das dieser am 3. März 1914 erhielt. Er schreibt dazu in seinen Lebenserinnerungen:
„Ja – was nun? Am liebsten wäre ich wie die meisten meiner Kameraden ins Studium eingetreten. Aber hierzu vermochte mein Vater nicht mehr das erforderliche Kapital aufzubringen und ich selbst sah ein, dass es ein schwerer Weg sein musste, wenn ich durch geliehenes Geld oder gar durch Unterstützungen mich dürftig durch eine Zeit hindurchschlagen musste, die lang und mühsam sein würde und an deren Ende womöglich ein Ziel stand, welches vielleicht die aufgewandten Opfer nicht aufwog. Ich hatte im Sinn gehabt, das Studium des Baufaches zu ergreifen.
Überall waren die akademischen Berufe überfüllt – es war die Zeit kurz vor dem großen Kriege: Ostern 1914 – ein weiterer wesentlicher Grund, dass ich von meinem Ansinnen abstand. Es wurde ein Umweg gefunden. Ich glaube es wenigstens, es sollte ein Umweg sein.
Mein um vieles älterer Bruder Nikolaus, welcher soeben sein Studium vollendet, riet, ein praktisch-künstlerisches Fach zu ergreifen, von dem aus ich dann später vielleicht in eine akademische Bildungsanstalt übertreten könne, um meinen Wunsch, mich dem Beruf eines Architekten hinzugeben, in Erfüllung zu bringen.
Da ich eine gewisse Begabung und Neigung zum Zeichnen und Malen hatte, glaubte ich, diese Befähigung wiese mich auf meinen späteren Beruf hin und hatte daher den vorherrschenden Wunsch, einen Beruf zu ergreifen, in welchem ich mein Interesse für diese Kunst zur Anwendung bringen könne."⁴
So begann Theodor Andresen eine Ausbildung auf der Kunstgewerbeschule in Flensburg. Diese befand sich unter dem Dach des dortigen Kunstgewerbemuseums. Dessen erster Direktor war der in Flensburg tätige Möbeltischler und Bildschnitzer Heinrich Sauermann (1842–1904), dessen private, an die Stadt verkaufte Sammlung kunstgewerblicher Altertümer den Kern der Museumssammlung bildete.
Die dort angeschlossene und von ihm gegründete Lehrwerkstatt entwickelte sich schnell zur Kunstgewerbeschule, welche um 1900 eine weit über die Landesgrenzen hinausreichende Reputation genoss. Deren Schüler Emil Nolde bewarb sich später vergeblich auf den dortigen Direktorenposten. Die Schule zog zusammen mit der kunstgewerblichen Sammlung in das 1903 im Stil der Niederländischen Renaissance erbaute Museum ein. Über seinen ersten Besuch dort erinnert sich Theodor Andresen später mit folgenden Worten:
„Ich entsinne mich noch deutlich, wie ich mit meinem Vater die Stiegen in dem großen Gebäude emporstieg, das in seinen unteren Stockwerken das Kunstgewerbe-Museum beherbergt, während oben unter dem Dach für die Fachschule dürftig genug Raum gegeben ist. Im Zimmer des Direktors wurde ich aufgefordert, meine Mappe zu öffnen. Ein Blatt nach dem anderen glitt durch die Hände des Gewaltigen, wie mir schien, gar bedenklich eilig, als ob es nichts Wesentliches darüber zu sagen gäbe. Dabei war ich vorher der festen Überzeugung gewesen, wenn auch kein großes Lob doch zum Mindesten eine schöne Anerkennung zu erhalten. Aber nichts von dem geschah.
Das kleine Männchen mit dem kahlen Kopfe, der ein wenig unvermittelt auf dem Rumpfe saß, mit der hakenförmig gebogenen Nase und den blinkenden Augen ließ nur ein fragliches „hm" über die Lippen kommen und meinte nach einer Weile, das Beste wäre wohl, mich zunächst in die Bildschnitzerklasse aufzunehmen, man würde das weitere dann sehen.
Mein Vater sah mich an, als ob er mir den Entschluss an Heim stellen wollte und ich, wie es in solchen Fällen denn gar oft mir ergeht, sagte ja, ich wolle in die Bildschnitzerklasse gehen. Nun gab mir der Direktor einige kurze Aufklärungen, wie und was dort gearbeitet würde, dass meine Kameraden alle wesentlich jünger seien als ich und vor allen Dingen nicht eine solche Schulbildung hinter sich hätten wie ich, vielmehr direkt aus der