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Odyssee im 21. Jahrhundert: Über die Liebe als Quelle wahrer Zufriedenheit und Gesundheit im Leben
Odyssee im 21. Jahrhundert: Über die Liebe als Quelle wahrer Zufriedenheit und Gesundheit im Leben
Odyssee im 21. Jahrhundert: Über die Liebe als Quelle wahrer Zufriedenheit und Gesundheit im Leben
eBook493 Seiten6 Stunden

Odyssee im 21. Jahrhundert: Über die Liebe als Quelle wahrer Zufriedenheit und Gesundheit im Leben

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Über dieses E-Book

Was haben alle historischen Lehren, Traditionen und Ideologien gemeinsam?

Sie alle versuchen den Menschen durch ihre ganz eigene Interpretation der Wirklichkeit aus der Krankheit und Unzufriedenheit zu erlösen. Ein kranker Mensch ist unzufrieden und ein unzufriedener Mensch ist krank. Diese unaus-weichliche Verbindung zwischen Gesundheit und Zufriedenheit zwingt uns zu einer neuen Sichtweise, einer ganzheitlichen Betrachtung, die beim Menschen selbst beginnt. Der Krieg der Erkenntnis, zwischen Glauben und Wissen, ist aktueller denn je. Dabei sind die naturwissenschaftlichen Ansätze gar nicht so weit entfernt von der fernöstlichen Philosophie und Religion, wie viele denken. In allen existierenden Disziplinen glauben wir mehr, als wir gerne zugeben würden. Alles, was wir zu wissen glauben, wird ständig von neuen Erkennt-nissen abgelöst. Dieses Buch soll dazu anregen, wieder die richtigen Fragen zu stellen, anstatt sich vorgegebenen Antworten hinzugeben. Derjenige, der bereit ist zu lernen, begibt sich auf seinen ganz eigenen, aber doch vertrauten Lebensweg.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Apr. 2020
ISBN9783347038066
Odyssee im 21. Jahrhundert: Über die Liebe als Quelle wahrer Zufriedenheit und Gesundheit im Leben
Autor

Tristan Nolting

Tristan Nolting (*7.04.1998, Lüdenscheid) ist Schriftsteller für die Themen Gesundheit, Psychologie & Spiritualität. 2020 hat er einen Bachelor of Science in Oecotrophologie an der FH Münster gemacht, 2021 einen Master of Science in Psychologische Medizin / Komplementäre Medizin der Londoner Metropolitan Universität. In seinen Publikationen greift er selbst abstrakte und komplexe Themen auf und versucht sie verständlich und zugänglich darzustellen. Seine vielfältigen Erfahrungen verarbeitet er über seine Bücher, seinen Podcast und Beiträge in diversen Magazinen wie 1bis19 und Metal Health Rx. Geeignet sind seine Inhalte vor allem für Grübler, die mehr vom Leben wollen als nur zu funktionieren. Denn Tristan Nolting zeigt auf vielfältige Weise die Deutung und Bedeutung der eigenen Gefühlswelt auf. Und, dass für ein integrales bzw. ganzheitliches Weltbild immer verschiedene Perspektiven notwendig sind. Mehr auf https://tristanstrivium.com

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    Buchvorschau

    Odyssee im 21. Jahrhundert - Tristan Nolting

    Einführung in die Thematik

    Gnothi Seauton „Erkenne dich selbst!"

    (Inschrift am Apollontempel von Delphi)

    Getreu dem besagten Motto, steht die Selbsterkenntnis an erster Stelle, um wirkliche Weisheit zu erlangen. Manche Dinge kann man nur mit ganzheitlichem Bewusstsein erkennen, nicht aber mit dem Verstand. So stehen wir in unserer Moderne vor mehr ungelösten Problemen als jemals zuvor. Darunter auch Ethik (Trolley-Problem), die Physik (Dunkle Materie und Dunkle Energie) und Philosophie (Erkenntnistheorie). Und das in einer Zeit, in der die Personen einer Gesellschaft sich selbst als aufgeklärt betrachten. Die Vielzahl tief verankerter Glaubenssätze sprechen eine andere Sprache, denn das Ergebnis ist eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, in der hauptsächlich nach den eigenen grundlegendsten Bedürfnissen aufgrund eigener Unsicherheit gehandelt wird, anstatt aufgrund wirklicher Selbst- und Nächstenliebe. Paradoxerweise finden wir beim Bürger eine grundsätzliche Moral, so zu sein wie Mutter Teresa, jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern vielmehr als eine durch die Erziehung verkaufte, aufgeladene Bürde. Wen wundert es? Die Infiltration der kirchlichen Glaubenssätze in den Geist des Menschen seit der Antike sowie anderer weltweiter Institutionen, haben den Menschen absichtlich mit unglaublich vielen und tief greifenden Unwahrheiten geprägt, die das Denken vernebelt haben. Schon Max Weber, ein deutscher Sozialökonom, wusste: „Die Kirche hat mit Hilfe ihrer Buß- und Beichtordnung das mittelalterliche Europa domestiziert.". Es wäre nur ein Trugschluss zu glauben, dass der Mensch völlig unberührt von gesellschaftlichen Zwängen aufwächst. Auch in anderen Ländern sprechen die Konventionen eine klare Sprache: In Indien ist es nicht die christlichhumanistische Moralvorstellung, die das Denken des Menschen bestimmt, sondern ein in sich abgeschlossenes Kastensystem, die dem Menschen einen direkten Wert innerhalb des Zyklus des Lebens (Stichwort „Bhava-cakra", das Geburtenrad in der hinduistischen Religion) aufzwingt. Wie kann sich der reduzierte Mensch aus dieser Erziehung lösen? Hierzu müssen wir die Ursprünge unserer heutigen Gesellschaften, also den Staatengemeinschaften des 21. Jahrhunderts, näher erläutern.

    Für viele Weisen des griechischen Abendlandes stand die Tugend, nach Aristoteles Nikomanscher Ethik, als höchstes Gut zur Erreichung der Selbsterkenntnis fest. Hingegen werden alle Laster, die der Mensch besitzt (Neid, Zorn, Faulheit), als grundlegend schlecht beurteilt. Einige Hunderte Jahre später machte Paracelsus mit seinem Spruch „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei" klar, dass die Wirklichkeit nicht der objektiven Grausamkeit unterfallen ist, somit gibt es auch keine rein schlechten Eigenschaften, sondern lediglich die Beurteilung des Menschen, dass das Handeln gut oder böse sein müsse. Boshaftigkeit ist eine subjektiv bewertete Handlung, die laut Paracelsus aus dem eigenen Ungleichgewicht folgt. Wer den natürlichen Rahmen des Lebens nicht betrachtet, der fällt aus den natürlichen Lebensbedingungen heraus und erleidet Schaden.

    Aber könnte dieser Schaden infolge des natürlichen Wachstums nicht vielleicht sogar eine Notwendigkeit sein? Denn erkenne: Jedes Wachstum ist in der Natur immer mit Rückgang verbunden. Es gibt keine „Einseitigkeit", die in der Natur vorkommt. Nur der Mensch schafft sie durch seine Bewertung. Dadurch, dass wir anfangen zu differenzieren, verdrängen wir gegenteilige Ansichten. Und damit landen wir auch automatisch in der Getrenntheit und Einsamkeit. Ron Smothermon beschreibt Rechtfertigungen als „Erklärungen über Aspekte der Wirklichkeit, für die wir nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen." Wir werden im Verlauf noch einmal auf dieses Prinzip der Dualität und der Bewertung zurückkommen. Das griechische Abendland stimmt jedenfalls genau wie Paracelsus damit überein, dass Weisheit nur durch die nötige Selbsterkenntnis, also das Bewusstsein über dieses Gleichgewicht der Extreme sowohl im Außen (Umwelt), als auch im Inneren (Mensch), erlangt werden kann.

    Es muss also die maßvolle Nutzung sein, die über die Auswirkungen entscheidet. Erst dann fallen auch beim Menschen keine Laster mehr an. Wenn überhaupt etwas boshaft sein kann, dann doch der Mensch, oder? Wenn Boshaftigkeit mit dem eigenen Ungleichgewicht gleichzusetzen ist, wäre Selbsterkenntnis dann nicht gleichbedeutend mit der Rückbesinnung zum eigenen inneren Gleichgewicht? Eine ganzheitliche Betrachtung lässt keine so absolute Beurteilung über Gut und Böse mehr zu, wie wir sie einst noch gesehen haben. Viele antike Weise stimmen überein: Wer in ein Extrem verfällt, der wird früher oder später leiden. Weisheit durch Selbsterkenntnis ist das höchste Gut, um das Gleichgewicht im Organismus wiederzuerlangen (Vgl. S. 150 f.).

    Und auch heute suchen die Menschen, nach wie vor, nach der Selbsterkenntnis. Tatsächlich aber vielmehr in der äußeren Welt, als in sich selber. Wird deshalb wirkliche Zufriedenheit immer seltener? Wer mit sich selbst zufrieden wäre, der würde nicht ständig in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Egal ob es der Veganer ist, der nach Jahren des Verzichts ein Stück Fleisch isst und daraufhin seine Moral aufgibt oder der Hungernde, der dem Jo-Jo Effekt unterliegt. Die Änderung des Verhaltens gleicht eher einem abrupten Fieber, das unaufhaltsam kommt und geht. Ziemlich akkurates Beispiel, wenn man dazu bedenkt, wie krankhaft schnell solche Veränderungen dann auch noch Erfolge erzielen sollen. Zeit ist ein Faktor, der in unserer Leistungsgesellschaft nicht mehr zur Verfügung steht und nicht mehr geschätzt wird. Das Hauptproblem liegt aber nicht in der Zeit, sondern an der Gemeinsamkeit, wie alle Menschen ihre Probleme behandeln: Es wird der Körper und die äußere Welt als Wurzel allen Übels angesehen. Das materialistische Weltbild ist fest verankert in den Köpfen der Menschen und führt so immer weiter weg von den so wichtigen Tugenden und der damit verbundenen eigenen Sinnlichkeit. Vielmehr schreitet die Suche nach der Selbsterkenntnis im Außen dabei so weit voran, dass der innere Frieden in der Neuzeit nach Philosophen wie Kant nur durch absolute Sittlichkeit und altruistisches Handeln erlangt werden kann. Völlig ungeachtet der eigenen Innenwelt und der Bedürfnisse schließt Kant’s Kategorischer Imperativ („Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." – Immanuel Kant; AA IV, 421) automatisch darauf, dass der Mensch den Antrieb des natürlichen Egoismus, also der Notwendigkeit, das eigene Überleben zu sichern, ohne Einbußen zurückstellen kann. Kein Lebewesen der Welt würde von sich heraus einem anderen Lebewesen den Vorzug geben. Der Mensch hat die Fähigkeit dazu, keine Frage, jedoch muss der Mensch zuerst einmal immer auch sich selber schützen, um auch Schutz gewährleisten zu können. Diese wechselseitige Bedingung, die gerade beim Schutz der Nachkommen in der freien Natur deutlich wird, lässt der Philosoph völlig außen vor. Mal nachdenken: Kann der Glaube an Moral die äußere Suche nach Glück befriedigen? Und vor allem, ist die Moral eine konstante Größe, welche Auskunft über die äußere Wirklichkeit liefert?

    Es geht tatsächlich gar nicht darum, Kant, Aristoteles oder andere Philosophen auf ihre Glaubenssätze hin zu prüfen. Die meisten Philosophen der Geschichte hatten sehr interessante Ansätze. Nur wird es schwer, diese auch umfassend zu überprüfen. Wie Popper schon sagte, können wir Theorien nicht verifizieren, sondern nur falsifizieren. Wir können die absolute, äußerliche Wahrheit nicht erkennen. Gerade die Ethik, als etwas aufgezwungenes, ist auf diese absolute Einteilung von Gut und Böse angewiesen. Lehren wie die Ethik sind darauf angewiesen, Anhänger zu finden, die sie verbreiten. Ansonsten würde jeder seine ganz eigene Ethik finden, welche im Gegensatz zur allgemeinen Lehre die Ansicht verträte, dass das Individuum seine eigene Perspektive hat und sie nicht normiert werden kann, wie es in der Wissenschaft gemacht wird. Was bleibt, ist also ein individuelles Erfahren der äußeren Welt, keine feste Außenwelt. Auch ein Computer ist nur so gut, wie der, der in gebaut hat. Alles, was unbedacht bleibt, wird nicht in die Entscheidungsfindung mit einbezogen. Wir können unsere Situation nie genau als Wahrheit definieren, sondern müssen sie abhängig machen von unserer limitierten Wahrnehmung. Wir können weder die Existenz von Dingen außerhalb unserer Wahrnehmung mit unseren Sinnen beweisen, noch können wir sie widerlegen. Das ist auch eine der fundamentalsten Erkenntnisse der modernen Quantenphysik.

    Das Doppelspaltexperiment aus der Quantenphysik lehrt uns: Teilchen verhalten sich anders, wenn wir sie messen bzw. nicht messen. Eine Erkenntnis, welche leider viel zu selten Gehör findet, denn es lässt den materialistischen Menschen an seinem Weltbild zweifeln. Oder zumindest sollte es das. Denn wenn die Masse erst dann eine bestimmte Form annimmt, wenn wir sie messen, wie kann man sich sicher sein, dass es eine objektive und fest-existente Außenwelt gibt und wie lässt sich die Wahrnehmung noch als etwas Starres definieren? Ist die Welt doch nur eine Projektion des Bewusstseins? Bedenke: Wir können auch nie gleichzeitig den Ort und die Zeit eines Teilchens bestimmen. Gibt das einen Hinweis auf die, uns auch durch die Natur bekannte dualistische Spaltung der Realität? Denn wir erinnern uns, Extrema sind auch nur Interpretationen des Dualismus. Wir können Extrema nie gleichzeitig wahrnehmen, genauso wenig wie wir Quanten sowohl als Welle, als auch als Teilchen messen können. In unserem Alltagsbewusstsein heißt das folgendes: Entscheidungen sind immer zwiegespalten, wir können niemals beide Optionen wählen bzw. gleichzeitig wahrnehmen. Es gibt zwei entgegengesetzte Richtungen, links und rechts, sowie oben und unten (wie auf einem Kompass). Wenn wir nach Norden gehen, dann können wir nicht nach Süden gehen. Auch in anderen Bereichen findet sich die Dualität: Es gibt hell und dunkel. Es gibt die Emotion, die Widerspiegelung der irrationalen Gefühlswelt, und die Rationalität, also die Logik. Wir haben zwei Arme, zwei Beine, zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, zwei Gehirnhälften (analytische und kreative Hälfte). Am wichtigsten für uns: Gibt es einen Körper, dann muss es zwingend auch einen Geist geben. Der Geist wiederum spaltet sich weiter in Bewusstes und Unbewusstes. Mit diesem Schema könnte man ewig weitermachen und jedes Ding auf der Welt weiter spalten. Wenn sich die Dualität in der Quantenmechanik, der Wissenschaft über die kleinsten messbaren Teilchen, bestätigt, könnte es doch glaubwürdig sein, dass das materialistische Weltbild nicht länger haltbar ist, oder? Max Planck, der Vater der Quantenphysik, sagte einmal passend: „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller Überlegungen." (Vgl. S. 51 ff.).

    Wenn die Wirklichkeit für uns gar nicht absolut erfassbar ist, wie können wir behaupten, dass unser eigenes Weltbild das einzig Existente ist? Der Materialismus erkennt das Bewusstsein einzig durch die selbsterschaffenden (autopoietischen) Fähigkeiten des Gehirns an. Wie Bewusstsein entsteht, bleibt weiterhin ein Rätsel für Neurologen. Genauso wie die Objektivität weiterhin als Wahrheit gilt. Wir können manche Dinge einfach nicht mit dem Verstand erklären und das werden wir auch nie. Auch die Philosophie, aus denen die Wissenschaften entstanden sind, hat ihre Grenzen. Die Sprache ist ein rationales Mittel, um Verknüpfungen der durch die Sinne wahrgenommenen Wirklichkeit zu erfassen. Sie ist aber nicht vollständig, wie uns der Dualismus lehrt. Auch die Tugenden zeigen auf, dass die Extrema nicht zur Zufriedenheit führen, denn das eigene Ungleichgewicht kann nur durch die fehlende Selbsterkenntnis geschehen. Durchweg emotionale Menschen, sowie allzu rationale Menschen haben keine Chance, die wahre Glückseligkeit, die Wirklichkeit, zu erfahren. Beide sind in ihrem eigenen Extrem gefangen. Wir erschaffen uns durch unser eigenes rationales Denken oder Emotionen unsere eigenen wahrnehmbaren Grenzen.

    Die Rationalität ist immer zweckgerichtet. Sie verfolgt die Absicht, das Höchste und Logischste absichtlich zu nutzen, um die eigenen Handlungen auszurichten. Sie lässt somit auch theoretisch keine Schwäche zu. Im Falle der rationalen Ethik würde das bedeuten, dass wir in einer lebensgefährlichen Situation versuchen müssen, das Leben von sechs Menschen gegenüber fünf anderen Leben (somit an der Anzahl weniger) zu bevorzugen. Völlig ungeachtet der Beziehung zu diesen Menschen – auf das sogenannte Trolley-Problem kommen wir später noch genauer zu sprechen. Daraus abgeleitet wird ersichtlich, dass die Rationalität keine emotionalen Werte wie Erinnerungen, Zuneigungen, Bedürfnisse oder Lust beachtet. Und auch Demut ist der Rationalität völlig fremd, denn die Logik strebt nur nach Vervollkommnung. Begriffe wie Tugend und Intuition sind nicht durch die Rationalität erklärbar, aber auch nicht durch die Emotionalität. Sie sind vielmehr die Verbindung aus beidem, wie wir sehen werden. Manche Dinge sind auf dieser Welt einfach nicht logisch zu erklären. Eine schwangere Frau weiß, ohne nachzudenken, was ihr Kind gerade für Nahrungsmittel braucht. Das sind dann die berüchtigten Eingebungen während der Schwangerschaft, wenn zum Beispiel auf einmal Gummibärchen mit Fischstäbchen kombiniert werden. Die Eingebung sagt der Mutter, dass das Kind Proteine zum Wachstum braucht und Glukose als Energiequelle benötigt. Auch wissenschaftlich betrachtet sind beide Nährstoffe in gewissem Maße für das Wohl des Kindes unentbehrlich und fördernd. Diese Eingebung, die den natürlichen Anlagen des Menschen entspringt, und Intuition genannt wird, steht uns zu jeder Zeit die Verfügung. Die Intuition gilt für uns als die genau richtige, tugendhafte Handlung, an der wir unser Leben ausrichten sollten. Die Intuition liegt niemals falsch, denn es gibt niemanden, der jemals durch die wahrhaftige Intuition falsch gehandelt hat. Nur muss man, um die Intuition zu nutzen, auch verstehen können, wie Sie funktioniert. Sie gleicht, bildlich gesehen, dem sechsten Sinn des Menschen und verbindet verschiedenste Sinneseindrücke und Einsichten miteinander, um auf das Gesamtbild der Situation zu schließen. Sie verliert sich dabei nicht im Detail, wie die Rationalität, noch ist sie auf die eigenen egoistischen Gedanken und Gefühle bedacht. Sie ist die Verbindung des umfassenden Wissen des Menschen, das er sich sowohl kulturell angesammelt hat, als auch von der Natur geschenkt bekam.

    Um die Intuition für uns greifbar zu machen, müssen wir unbedingt unsere innere Weisheit anzapfen können. Die Weisheit (engl. wisdom, in den germanischen Sprachen „wistum") hat geschichtlich einen schwer verfolgbaren Ursprung und auch eine kaum relevante linguistische Entwicklung. Meines Verständnisses nach, ist es ein Zustand des Erkennens und des Anwendens des Wissens aus dem Inneren. Nach Goethe (25, 1, 30 W.): „Denken und thun, thun und denken, das ist die Summe aller Weisheit, von jeher anerkannt, von jeher geübt, nicht eingesehen von einem Jeden". Weisheit wird sehr eng mit der Einsicht (lat. sapientia) in Verbindung gesetzt, also der Sicht nach innen. Die Einsicht ist die nicht voneinander getrennte, zwei-gespaltene, sondern ein-fache Sicht auf die Welt. Wir sehen die Natur nicht mehr durch Beurteilungen als gut oder schlecht an, sondern akzeptieren sie, wie sie ist und handeln nach ihrem Ebenbild.

    Der Philosoph Sokrates hält es für wichtig, die Tugenden, welche aus meiner Sicht die Reflexionen der Intuition sind, zu klären, bevor man überhaupt auf den Gedanken kommt, die Lehrbarkeit, also was wir an Wissen weitergeben wollen, zu untersuchen (Menon). Anders ausgedrückt: Kenne deinen Feind. Lerne, aufgrund welcher Prinzipien diese Welt aufgebaut ist und inwieweit das Diesseits für uns erkennbar ist. Erst wenn wir die Extrema kennen, kennen wir die Kraft, die hinter der Dualität steht: Die Intuition und somit auch die Tugenden. Das, was viele Non-Dualisten anstreben, ist die Zentrierung auf das Wesentliche (unmittelbar zum verbum lat. esse: sein). Die Erfahrung und Weisheit gehen daher auch Hand in Hand. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind die weisesten Menschen auch häufig in einem hohen Alter. Dadurch, dass man in dieser Welt lernt, was praktisch nicht funktioniert, weiß man auch ‚ was theoretisch funktioniert und somit das Wohl für einen selbst ist.

    Wir müssen uns also zwangsweise mit dem beschäftigen, was wir wissen können, und was wir glauben sollen, wenn wir Zufriedenheit und Gesundheit verstehen wollen. Wir müssen differenzieren, was Glauben ist, und was Wissen. Denn es hat beides eine Daseinsberechtigung. Ich behaupte sogar, ohne die beiden ist Leben gar nicht möglich. Wir setzen diese beiden Mittel zur Erkenntnis falsch ein. Wie du sicherlich gemerkt hast, benötigen wir Aufklärung über die Herkunft von Wörtern zum besseren Verständnis. Hierzu findest du ein Verzeichnis mit Worterklärungen am Ende des Buches. Definitionen und der Sprachgebrauch werden uns auf unserer Reise helfen, uns selber besser zu verstehen. Wir müssen den Ursprung verstehen, um die daraus abgeleitete Folge des Handelns zu ergründen. Nichts geschieht ohne Grund und hat seine natürliche Ordnung. Manchmal ist es schwerer, zu verstehen, manchmal leichter. Ich kann nur dazu raten, alles, wirklich alles, was ich sage, zu überprüfen. Glaube mir am besten gar nichts, bis du es selber sowohl verstanden, als auch selbst erlebt hast. Man sollte sich immer verschiedene Meinungen über Themengebiete einholen, denn nur so kann man sich eine wirkliche Meinung bilden. Gäbe es nur eine Meinung, würdest du genau diese eine Meinung vertreten, da wir nur wie ein Kind durch Imitationen lernen können. In diesem Fall wäre meine Meinung deine Meinung, also meine Deinung oder deine Meinung. Im Optimalfall liest du dieses Buch zweimal oder jeden Satz besonders langsam, denn jede einzelne Bedeutung ist von hohem Wert und kann nur durch Mitdenken toleriert und abgewogen werden. Anstatt entweder stumpf mein Weltbild zu übernehmen oder einfach alle Aussagen zu negieren, versuche den Kern der Aussagen zu verstehen und die für dich wichtigen Informationen in dein Weltbild zu integrieren. Das Wichtigste ist offenzubleiben und sich nicht direkt allem zu verschließen. Nur, weil man Vorurteile gegenüber bestimmten Themen (Esoterik, Okkultismus, Schamanismus etc.) hat, heißt nicht, dass diese unbedeutend sind. Es kommt eben auf die bewusste Aufnahme von Informationen an. Ignoranz ist der Feind eines jeden toleranten Menschen. Kaspar (zitiert nach Paul Watzlawick) prägte den Satz: „Kühner als unbekanntes zu entdecken, kann es sein, bekanntes zu bezweifeln." So hat beispielsweise die Esoterik bereits lange vor der modernen Wissenschaft Erkenntnisse erbracht, welche erst in unserer Neuzeit bestätigt wurden. Passend hat es die bekannte Motivationstrainerin Vera F. Birkenbihl beschrieben:

    Die Wissenschaft hat schon bewiesen, dass der Beobachter sich nicht von dem Beobachteten trennen kann [Quantenphysik], trotzdem haben wir noch den Gedanken der Exoterik im Kopf [Die objektive Wirklichkeit könne von jedem Menschen gleich wahrgenommen werden]. Die Esoterik sagt seit Jahrtausenden, dass es Schleier vor unserer Wirklichkeit gibt [Wir sind gezwungen die Gegenwart durch den Filter der Vergangenheit zu sehen] (…) Wir sind weder in der Lage durch unsere Sinne, noch durch unsere Erfahrungen ein objektives Bild der Wirklichkeit zu machen. (…) Durch die Brille der Programme (Erfahrungen) entsteht [dann] ein ganz gefährlicher Mechanismus – die Bewertung in positiv und negativ."⁸

    Hierzu kann man auch auf jenen berühmten Spruch des griechischen Philosophen Epiktet hinweisen: „Nicht die Dinge sind positiv oder negativ, sondern unsere Einstellung macht sie so". Wenn die Physik sich also tatsächlich immer mehr der Esoterik annähert, sollte es für jeden Menschen ein interessanter Gedanke sein, das bekannte schulmedizinische, wissenschaftliche Denken anzuzweifeln. Das heißt nicht, dass es falsch ist. Genau das ist der Clue – falsch und richtig sind relativ, genau wie gut und böse. Es sind Polarisierungen bzw. Extrema, die wir aufgrund von Ereignissen in unserem Leben gerne annehmen. Brauchen wir Honig, sind Bienen wertvolle Lebewesen. Stören sie uns beim Grillen, wenn sie von Süßspeisen und Getränken angezogen werden, dann neigen wir dazu, die Bienen zu verscheuchen oder sogar zu töten. Es ist aber nur eine bestehende Möglichkeit, also eine Interpretation der Wirklichkeit, weil wir die Bienen genau in dem Moment als Stressor empfinden. Andere Interpretationen sind nicht unbedingt falsch, nur eben eine Betrachtung aus einer anderen Perspektive. Dass die Bienen nur ihrem natürlichen Verlauf folgen, bedenken wir in diesem Moment nicht. Sie existieren nur - anders als wir, die wir eine freie Verfügungsgewalt über diese Lebewesen ausüben können. Personen, die aufgrund ihrer Erfahrungen keine Phobie gegen Bienen haben, reagieren vermutlich gelassener. Es ist die Erfahrung, welche Personen in eine bestimmte Lage versetzt, demnach in eine Alarmbereitschaft oder auch nicht.

    Was lernen wir daraus? Das eigene Ungleichgewicht bzw. die fehlende Selbsterkenntnis, ist der Mangel an nötiger Weisheit. Weisheit kann nur durch die Verbindung aus Glauben und Wissen hergestellt werden, denn solange wir eine feste Perspektive einnehmen, die durch den Glauben bestimmt wird, kann unser Glaube auch durch das Wissen enttäuscht werden. Die Tugendhaftigkeit ist die Rückbesinnung zum eigenen Gleichgewicht, verbindet den Glauben und das Wissen durch den eigenen Lernprozess wieder zu einer ganzheitlichen Lebensweise. Um aber die Weisheit nutzen zu können, bedarf es genauer Kenntnisse über die Extrema, die Dualität des Lebens. Das Unverständnis der Religion gegenüber der Wissenschaft, und vice versa, beruht eben auf der Spaltung beider Prinzipien. Beide Ideologien verfolgen das Erfahren der Geheimnisse des Lebens. Eine gegenseitige Negierung führt zu nichts, außer zu emotionalen oder rationalen Streitigkeiten über die verschiedenen Ansichten. Wie aber können wir diese Entwicklung positiv beeinflussen? Wir sollten weniger beurteilen. Beurteilungen führen dazu, nur die eigene Wahrnehmung als objektive Wirklichkeit einzustufen und Recht behalten zu wollen. Wer Recht hat geht keine Kompromisse ein. Und was sind Kompromisse anderes als die Toleranz und Vereinigung zwei verschiedenartiger Positionen? Der Kompromiss ist das Mittel, das die Spaltung der Dualität wieder zu einem einheitlichen Ergebnis führt. Dennoch wäre das Leben ohne die Dualität undenkbar, wie wir auch an den Naturgesetzmäßigkeiten, die es benötigt, um Leben zu schaffen, erkennen können. Anstatt also in das absolute Denken zu verfallen, sollten wir lernen zu relativieren, sodass der eigene Glauben und das Wissen zu einem gemeinsamen Kompromiss finden können.

    Viele der hier kurz behandelten Themen werden später ausführlicher behandelt, die Einführung sollte nur einen kleinen Einblick in das Buch geben, sowie Fragen aufwerfen, die in unserer Gesellschaft nach wie vor unbeantwortet sind. Der zunehmende Verlust einer ganzheitlichen Betrachtung des Lebens stellt die Menschheit vor immer neue Probleme. Das Ziel, welches ich mit diesem Buch verfolge, ist die Erkenntnis, dass die Lösung aller Probleme in dem Problem selbst liegt. Wer bereit ist, sich einer neuen Perspektive anzunehmen, der wird viel Freude an diesem Buch haben.

    Wissen

    Wissenschaft ist das, was Wissen schafft. Aber was genau bedeutet Wissen? Dafür müssen wir uns genauer die Wortherkunft anschauen. Wissen ist ein Wort, dessen Ursprung vermutlich im Mittelhochdeutschen bzw. im Gotischen angesiedelt ist (mhd. Weiz, Got. Wait). In den älteren Sprachgruppen gibt es keinen Nachweis zur Nutzung des Substantivs. Man erkennt aufgrund der beiden Sprachen eine Parallele zum Englischen wait (Warten) und der Farbe Weiß im Deutschen. Wichtig ist auch, dass noch einige ähnliche Wörter im Deutschen den Begriff Weiß enthalten, so etwa der Nachweis oder die Weisheit (mhd. Wisheit). Im Lateinischen wird es auch mit dem Verb vidi (durchblicken, sehen) in Verbindung gebracht. Die Bedeutung des Wortes lässt sich synonym mit der Kenntnis fassen. Daraus lässt sich schon einiges ableiten. Wenn Weisheit und Wissen eng miteinander verwandt sind, dann muss wahres Wissen ein wichtiges Element auf dem Weg zur Weisheit sein. Schon die alten Griechen sahen Wissen als eine der Tugenden des Menschen an. Im Höhlengleichnis von Platon wird es auch als die Abkehr von Täuschungen und Vorurteilen erklärt, mit der Folge des Erkennens der realen Welt (zum Höhlengleichnis später mehr). Aristoteles sieht Weisheit in seinem Werk Metaphysik als das Wissen von Prinzipien und Ursachen an.

    Als Gegenspieler des Wissens fungiert der Glaube. Das Wissen hebt sich in dem Sinne vom Glauben ab, dass es ihn entkräften soll. Wer weiß, so denkt man, der unterliegt nicht mehr seinem vorherigen Glauben. Wodurch wissen wir jedoch, dass das neu erlernte Wissen nicht einfach ein neuer Glaube ist? Halten wir nicht das, was die Weisen der Antike als Wahrheit ansahen, nicht heute für Glauben? Und wenn in Tausenden von Jahren jemand auf unser Wissen schauen würde, wüsste er es nicht besser und hielte es für Glauben? Wo die Grenze zwischen Wissen und Glauben liegt, ist nur sehr schwer ersichtlich. Wenn das Wissen mit der Erkenntnis verbunden ist, dann müsste der Glauben demnach eine Verhaftung an der eigenen Erfahrung bedeuten. Kann der Weg zu einem höheren Bewusstsein nur durch das Wissen geschehen? Wie kann man sich sicher sein, dass neuartiges Wissen nicht einfach nur ein neuer Glaube ist? Die Erkenntnis über die Wirklichkeit kann nur durch den Nachweis erfolgen.

    Wer sich mit Wissen auseinandersetzt, der braucht immer einen handfesten Beweis, wie die Welt funktioniert, ohne eine einzige Ausnahme. In diesem Fall gilt: Nur eine einzige Ausnahme widerlegt die Regel. Die Schwerkraft ist ein wunderbares Beispiel, denn sie ist zu jeder Zeit und an jedem Ort der Erde gültig (mit minimalen natürlichen physiologischen Schwankungen). Wäre das nicht so, könnten wir nicht von einer Naturgesetzmäßigkeit sprechen, die Leben ermöglicht, so wie wir es kennen. Der Mensch unterliegt zwar seinem Glauben, dieser muss sich aber auch an den Naturgesetzmäßigkeiten orientieren. Alles, was vorstellbar ist, unterliegt der durch die Wahrnehmung geschaffenen Natur der Wirklichkeit. Ein Gott wäre beispielsweise nur dann nicht vorstellbar, wenn auch die Macht, die vorherrschende Kraft der Wirklichkeit, nicht existent wäre. Jede Idee stammt aus dem Geist, kann sich jedoch nur anhand der Beobachtung über die Geschehnisse bewahrheiten. Die Erklärungsansätze der Naturphänomene bezeichnet man dann als Theorie. Als Beispiel können wir die Gravitationstheorie von Sir Isaac Newton nehmen und die darauffolgende allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein: Erklärungsansätze, die der Wahrheit nahekommen, sie aber nicht erreichen. Letztendlich sind Theorien nur Gedankenkonstrukte, eine mögliche Interpretation der eigenen Sichtweise, wie Naturgesetzmäßigkeiten funktionieren und enstanden sind. Sowohl die Naturgesetzmäßigkeiten unterliegen natürlichen Grenzen, als auch die Sprache. Die Idee im Geiste hingegen nicht. Wissen müsste nach der Philosophie unwiderlegbar sein und nicht interpretierbar, es müsste jeder Perspektive und jedem Argument standhalten. Um den Frevel der absoluten Wahrheit des Wissens aufzuheben und zu verstehen, benötigen wir eine einheitliche Definition des Wortes Theorie, auf dem die Suche nach der absoluten Wahrheit aufgebaut ist. Grundsätzlich ist es aber, wie bereits erklärt, schon die Sprache, welche die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft aufzeigt.

    Sind Theorien Wissen?

    Der Anfang des Wortes erschließt sich aus dem griechischen Wort Theos (griech. θεός) und bedeutet so viel wie Gott. Dagegen ist das lateinische Wort Theoria gleichbedeutend mit der wissenschaftlichen Lehre, dem Gegensatz zur Praxis. Wir haben hier zwei völlig kontrastierende Bedeutungen. Es sind zwar beides Denkansätze, das Wort Theos bekräftigt jedoch die Ausrichtung des Wortes am Glauben. Und auch Goethe schreibt: „Die Theorie an und für sich ist nichts nütze, als insofern sie uns an den Zusammenhang der Erscheinungen glauben macht." (Goethe 22, 238). Die Theorie müsste demnach solange an Glauben ausgerichtet sein, bis sie der empirischen Beweislast standhält. Was auch absolut nicht verwerflich ist, denn die meisten Denker der Geschichte haben nur durch Denkexperimente erstaunliche Ideen gehabt, konnten diese jedoch wiederum nicht verifizieren. Dies wird auch als deduktive Methode in der Philosophie bezeichnet. Man versucht aufgrund von Prämissen (Annahmen) auf Konklusionen (Schlussfolgerungen) zu schließen. Ein Beispiel: Die Prämissen sind alle Menschen sind sterblich und alle Deutschen sind Menschen, dann kann man daraus folgern, dass alle Deutschen sterblich sind. Man kann hingegen nicht folgern, dass alle Menschen Deutsche sind. Hieran erkennt man auch die wesentliche Bedeutung der Philosophie: Sie ist ein Mittel zur Verknüpfung verschiedener Sprachelemente, um folgerichtige Informationen zu erhalten. Dabei hat auch die Philosophie ihre Grenzen. Sie ist eben sprachlich begrenzt. Immer dort, wo uns Begriffe fehlen oder sie zu ungenau sind, können wir keinen Zusammenhang herstellen. Die Idee kann sich nie akkurat durch die Sprache ausdrücken. Wir benötigen zusätzlich zur Logik die empirische Überprüfung, die Praxis, um Regeln veranschaulichen und verifizieren zu können. Innerhalb unserer sprachlichen Grenzen ist dies nötig. Das Gefühl von Liebe ist gefühlt ebenfalls existent. Es lässt sich aus der Logik jedoch nicht beweisbar ableiten. Nur die Beobachtung kann diese Kraft durch die Erfahrung identifizieren und sich ein Abbild von ihr machen. Gefühle wie die Liebe sind beispielsweise nicht überprüfbar und dennoch erfahrbar.

    Dazu die Sicht von Karl Popper, einem der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts: Er vertrat die eindeutige Meinung, dass alle wissenschaftlichen Erkenntnisse rein deduktiver Natur sind, und, dass die induktive Methode, die Empirie, nicht als Beweisverfahren gilt. Er stand für seine Meinung ein, dass wir nichts wissen, denn nur die Götter haben, wie schon Aristoteles sagte, episteme (sicheres Wissen). Im Klartext würde dies bedeuten, nur die Idee, z.B. Liebe, sei existent und der Mensch kann sie begrenzt erkennen.

    „Sicheres Wissen gibt es nicht. Ich kann nicht wissen, ohne dauernd meine Versuche zu machen, ob ich nicht träume. Wir müssen uns der Realität dauernd versichern, durch alle möglichen Stichproben. Alles, was existiert, ist Vermutungswissen. […] Unser aller Aufgabe als denkende Menschen ist die Wahrheitsfindung. Die Wahrheit ist absolut und objektiv, nur haben wir sie nicht in der Tasche. Es ist etwas, was wir dauernd suchen und oft nur schwer finden; und unsere Annäherung an die Wahrheit versuchen wir dauernd zu verbessern." —Karl Popper⁹

    Es gibt ein Problem an Poppers Argumentation und das liegt darin, dass wir empirische Beweise haben können und daher nicht auf Theorien angewiesen sind. Denn Theorien sind, wie bereits erklärt, mehr Glauben als Wissen.

    Abbildung 1: Vorgehensweise zur Verifizierung naturwissenschaftlicher Theorien. Die deduktive Methode beruht auf theoretischen Konstrukten, welche durch die induktive Methode praktisch nachgewiesen werden können.

    Popper unterstützt seine Argumentation dadurch, dass man nichts beweisen könne, ohne sich ständig dessen zu vergewissern. Wir müssen allerdings eine gewisse Grunderwartung einnehmen, dass es Gesetzmäßigkeiten im Leben gibt, die fundamental sind. Auch wenn sie nicht durch die Sprache erfahrbar sind, behaupte ich sogar, dass ohne sie kein Leben möglich wäre. Wir können Gesetze nur eben nicht so mit unseren Sinnen wahrnehmen, dass wir dann auch von einer objektiven Wahrheit sprechen können. Genauso wenig mit der Sprache. Deshalb irren wir uns nun mal ständig. Wir kommen immer näher an die Gesetze der Wirklichkeit heran, die objektive Wahrheit liegt jedoch außerhalb unserer eingeschränkten, subjektiven Wahrnehmung. Aus diesem Grund bauen wir auch Messinstrumente, um unsere Sinne zu erweitern. Die induktive Methode ist damit nicht durch Popper widerlegt, sondern muss nur in die richtige Position gerückt werden. Empirie (Induktion) und Rationalismus (Deduktion) gehören ohne Frage zusammen, sind nicht voneinander getrennt. Erst die Trennung schafft eine als Wissenschaft deklarierte, aber dennoch ignorante Wirklichkeitsbestimmung.

    Die Empirie ist der Erfahrungsschatz der Wissenschaft. Wie bereits erläutert, sind unsere Sinne die Basis für praktische Überprüfung. Ob Messinstrument oder nicht, ist völlig egal, denn das Gerät ist auch nur durch unsere eingeschränkten Sinne entstanden. Wir können es so als Erweiterung fassen. Die maßgeblichen Sinne sind Tasten, Schmecken, Riechen, Sehen und Hören. Sie alle sind an unsere Umgebung angepasst und daher auch nur für Überprüfung auf unserer Ebene geeignet. Überprüfung von Atomen durch unsere Sinne ist beispielsweise überhaupt nicht möglich. Das Gedankenexperiment, aufgrund dessen Demokrit die Atomtheorie aufgestellt hat, hingegen schon. Spalte ein Element solange, bis du das kleinste Teilchen erhältst, und nenne es Atom. Soweit völlig logisch, durch unsere Sinne aber nicht zu beweisen. Daher bauen wir Mikroskope, welche die feinstofflichsten Teilchen erkennbar machen können. Wir wissen jedoch nicht, wie nah wir mit unseren eingeschränkten Sinnen an der Wirklichkeit der Atome dran sind, wie genau sie aussehen und wie sie sich verhalten. All das können wir nicht bestätigen, denn wir wissen nicht, wie sehr unsere Sinne uns täuschen. Wir bekommen immer nur ein vages Bild von der Wirklichkeit. Müssen wir uns also doch auf Theorien

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