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Sizilien: zwischen Himmel und Hölle
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eBook407 Seiten5 Stunden

Sizilien: zwischen Himmel und Hölle

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Über dieses E-Book

Der Autor hat für einige Zeit ein Haus in Sizilien, am Fuße des Ätnas gemietet. Er hat die Lebensverhältnisse der Bewohner studiert. Er hat starke Gegensätze festgestellt, auf der einen Seite die tiefe Religiosität der Menschen und anderseits die brutale Dominanz der Mafia. Er hat Möglichkeiten aufgezeigt mit denen man die tristen Lebensverhältnisse verbessern könnte. Das Buch soll kein Reiseführer im herkömmlichen Sinne sein, trotzdem wird an manchen Stellen auf die Haupt Sehenswürdigkeiten und ihre historischen Grundlagen verwiesen. Es wird auch der gesamteuropäische Zusammenhang betont. Die EU hat Sizilien und ihre Bewohner bisher sträflich vernachlässigt. Die negativen Auswirkungen der Globalisierung sind ein Hemmfaktor für eine Insel die von ihren kulturellen und landschaftlichen Attraktionen her alle Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität mitbringen würde.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Okt. 2017
ISBN9783743957145
Sizilien: zwischen Himmel und Hölle

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    Buchvorschau

    Sizilien - Horst Filzwieser

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Sizilien, zwischen Himmel und Hölle

    Reisephilosophie

    Wir, das sind meine Frau, Ingrid und ich leben in einer Kleinstadt in der Steiermark, in einem Reihenhaus mit Garten, den wir mit großer Begeisterung hegen und pflegen. Wir sind naturliebend und können jederzeit hinaus ins Grüne, ob als Jogger, oder mit dem Mountainbike in die nahen, kleineren Berge. Wir genießen, jetzt nach Ende der beruflichen Tätigkeit, dieses Leben, aber nie länger als ein halbes Jahr lang, dann zieht es uns wieder hinaus in fremde Länder und Kulturkreise. Mein Hobby waren immer die Sprachen, vor allem die romanischen. Das spielt bei der Auswahl der Ziele immer mit eine Rolle. Man wird ganz anders wahrgenommen, wenn man als Gast mit den Menschen im betreffenden Land in ihrer eigenen Sprache sprechen kann. Mich interessieren auch die Vergleiche, die man in den verschiedenen romanischen Sprachen anstellen kann. Es gibt viele Ähnlichkeiten und das hilft einem, vor allem beim Lesen der fremdsprachigen Zeitungen. Man sollte sich jedoch nicht allzu sehr darauf verlassen. Vor vielen Jahren, als ich das erste Mal in Portugal war, konkret in einem Hotel in Lissabon beim Frühstück, fehlte die Butter. Ich war ehrgeizig und wollte alles in der Landessprache sagen. Das Problem war, dass ich nicht wusste was Butter auf Portugiesisch heißt. Ich wusste aber das italienische Wort dafür und das ist burro. Ich dachte mir, dass es in der portugiesischen Sprache gleich oder zumindest ähnlich sein wird. Als der Kellner vorbeikam, verlangte ich die fehlende burro, mit einem schönen portugiesischen Satz. Ich war mir jedoch nicht ganz sicher, ob ich alles richtig ausgesprochen hatte. Der Kellner lächelte mich an und reagierte weiter nicht, was mich etwas verunsicherte. Ich verlangte nochmals, diesmal schon etwas energischer, die fehlende Butter. Es funktionierte nicht und das hatte seinen guten Grund, denn es stellte sich heraus, dass Butter auf Portugiesisch manteiga heißt und burro, peinlicherweise, Esel. Ich hatte also vom Kellner verlangt, dass er mir einen Esel zum Frühstück bringen sollte und das geht nun einmal gar nicht. Das war aber dann auch schon ein besonderer Fall denn normalerweise freuen sich die Menschen wenn man versucht mit ihnen in ihrer Landessprache zu kommunizieren. Wir haben auf Grund unserer langjährigen Reiseerfahrungen, ich habe zusammen mit meiner Frau viele Jahre hindurch ein Reisebüro betrieben, einen gewissen Entwicklungsprozess durchgemacht. Wir wollen in keine Hotelanlagen mit all inclusive, sondern wir versuchen im jeweiligen Zielgebiet ein Leben im Stile der Einheimischen zu führen. Wir wechseln dazu einfach unseren Wohnort auf Zeit, konkret wir mieten ein Haus mit Garten und wenn möglich, nahe am Meer an. Ingrid ist dabei eine wahre Spezialistin, mit viel Insiderwissen. Sie macht schon viele Monate vor dem Abreisetermin Recherchen im Internet. Die genaue Lage wird sondiert, wir wollen keinen Verkehrslärm, ein Garten sollte dabei sein, in dem wir uns eventuell betätigen können und das Meer sollte nicht zu weit weg sein. Wir wollen in keiner großen Stadt sein, aber eine gewisse Anbindung an ein Dorf oder an eine kleine Stadt, mit entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten, sollte doch gegeben sein. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist dann auch der Preis. Er sollte, für ein Monat, nicht bedeutend über € 1.000 liegen. Das sind Anforderungen, die nicht so einfach zu erfüllen sind. Realisierbar ist das Ganze allerdings nur in der Vor- oder Nachsaison, denn in der Hauptsaison hat man mit solchen Preisvorstellungen keine Chance, da wäre das für ein ganzes Haus, eher der Wochenpreis. Wir haben jedoch festgestellt, dass die Hauseigentümer bei einer längeren Aufenthaltsdauer eher entgegenkommender sind. Wir haben dann ein passendes Objekt gefunden, dass all diesen Vorstellungen entspricht. Es befindet sich in der Nähe von der sizilianischen Stadt Riposto, die ca. 15.000 Bewohner aufweist und direkt am Meer, am Fuße des Ätnas, liegt. Die Korrespondenz wickle ich in italienischer Sprache ab, was unserem Vertragspartner Flavio gefällt. Er nimmt alles sehr genau, wir müssen eine entsprechende Anzahlung leisten. Er schickt per E-Mail den Vertrag, der schon mit seiner Unterschrift versehen ist. Ich drucke all die Seiten aus, unterschreibe, scanne das Ganze wieder ein und schicke es ihm zurück. Das hat alles bestens geklappt. Die Quartierfrage wäre also gelöst. Der nächste Schritt besteht darin, dass wir eine günstige Transportmöglichkeit suchen. Kurzfristig überlegen wir auch mit dem Auto hinzufahren, das ist uns dann aber doch zu lange und wahrscheinlich, insgesamt betrachtet, bedeutend teurer als der Flug. Ingrid gelingt es einen sehr günstigen Flug, mit Alitalia ausfindig zu machen. Nachdem noch ca. 5 Monate Zeit bis zum Abflug ist, macht der Preis nur € 220 für den Hin- und Retourflug aus. Die Tatsache, dass wir so früh gebucht hatten, brachte uns den Vorteil des günstigen Preises, hatte aber auch den Nachteil, dass die Flugzeit mehrmals geändert wurde, was uns nicht sehr angenehm war. Der Hinflug war zweigeteilt. Die erste Etappe brachte uns nach Milano, mit einem 4 stündigen Aufenthalt. Danach ging es weiter zu unserem Zielort Catania, wo wir beim Einbruch der Dunkelheit ankamen, was uns gewisse Probleme bereitet hatte.

    1. Sizilien wir kommen

    Wir sind plangemäß um ca. 20 Uhr in Catania gelandet. Die weitere Prozedur war nervend. Wir mussten lange im Flieger warten bis wir endlich aussteigen konnten. Danach wurden wir noch in einen Bus verfrachtet, in dem man uns lange warten ließ. Daraufhin dauerte es wieder sehr lange bis wir unser Gepäck erhielten. Anschließend Aufbruch zum Schalter der Autovermietfirma. Wir hatten das Fahrzeug schon von Österreich aus gebucht. Vor uns eine lange Schlange von Reisenden, die ebenfalls ein Auto wollten. Endlich kamen wir dran. Wir erhielten den Schlüssel für den bestellten Kleinwagen ausgehändigt. Je kleiner das Fahrzeug, desto besser für die Verwendung in Sizilien. Die Straßen sind eng und die Einheimischen fahren sehr temperamentvoll um das sehr vornehm auszudrücken. Das Fahrzeug ist neuwertig, es stehen nur ca. 1.600 km auf dem Tacho. Trotzdem bemerken wir einige Lackschäden, sprich Kratzer, an den Türen. Nochmals zurück, zwecks Dokumentation, ansonsten drohen Probleme bei der Rückgabe. Wir haben, umsichtigerweise, ein Navigationsgerät aus Österreich mitgebracht, das Italien in seinem Programm hat. Wir geben unsere Zieladresse ein. Das Problem besteht darin, dass das Gerät die Marco-Polo-Straße in Riposto nicht erkennt. Wir lassen etwas genervt, die Straße weg und geben Riposto Centro ein. Das wird akzeptiert. Was wir nicht wissen, ist die Tatsache, dass es in Sizilien nur wenige Autobahn-Auffahrten und Abfahrten gibt. Auch die Beschilderung ist sehr mangelhaft. Wir verlassen uns auf das Navi, was sich recht bald als Fehler herausstellt. Die von der „Navi-Dame" angegebenen Abzweigungen erweisen sich als unbrauchbar, da es Einbahnstraßen sind und wir befinden uns sehr bald im engen Straßengewirr der Altstadt von Catania, was überhaupt nicht in unserem Sinne war. Wir machten unfreiwillig eine erste Stadtrundfahrt durch Catania, die erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen war. Irgendwann gelangten wir dann doch auf die Autobahn. Diese Fahrt dauerte nicht sehr lange und wir kamen zur Abfahrt Giarre/Riposto. Das Navi dirigierte uns in das Stadtzentrum von Riposto. Auch hier enge Straßen und weit und breit keine Marco Polo-Straße. Als wir diese endlich gefunden hatte, stellt sich heraus, dass es die Nummer 2, unsere Zieladresse, überhaupt nicht gibt. Nach langem, erfolglosem Suchen rufen wir über das Mobil-Telefon den Hauseigentümer Flavio an, der uns dann sehr rasch abholt und uns zu seinem Haus lotst. Wir haben es endlich geschafft. Wir waren seit der Abfahrt von unserer Heimatstadt 13 Stunden unterwegs und fühlten uns entsprechend müde und ausgelaugt. Wir bleiben vor einem etwas von der Straße zurückversetzten Tor stehen. Es gibt keine Hausnummer, keinen Briefkasten, nichts woraus man auf eine korrekte Adresse schließen könnte. Flavio zeigt uns wie man das Tor aufschließt und öffnet die beiden Flügeltüren. Innerhalb des Grundstückes führt ein breiter, ca. 100 Meter langer, asphaltierter Weg bis zum Haus. Das macht einen herrschaftlichen Eindruck im Stile eines kleinen Palazzos. Wir sind angenehm überrascht. Er erklärt uns auch hier die etwas umständliche Öffnungsprozedur. Man muss den langen Schlüssel schätzungsweise sechsmal bewegen bis man die Tür endlich öffnen kann. Er weist noch darauf hin, dass wir auch dann, wenn wir uns im Haus aufhalten, alle Türen versperren sollten. Auch wenn wir mit dem Auto unterwegs sind sollten wir den Sperrmechanismus der Türen aktivieren. Diese vielen Sicherheitshinweise waren für uns nicht unbedingt beruhigend. Das Haus als solches macht jedoch auf uns einen sehr positiven Eindruck. Es gibt einen großen, offenen Kamin. Zum Heizen ist eine entsprechende Menge von Olivenholz bereitgestellt. Wir wissen aus Erfahrung, dass das sehr lange anhält und eine behagliche Wärme abgibt. Das wird auch notwendig sein, denn es ist bei unserer Ankunft, am 1. April, noch ziemlich kalt. Flavio, der ein schönes Italienisch spricht, meint, dass er 26 Jahre alt sei und während seines bisherigen Lebens in Sizilien noch nie einen solch langen und kalten Winter erlebt hätte. Die Schlafräume sind im Untergeschoss, was im heißen sizilianischen Sommer sicher ein Vorteil sein wird, uns jedoch derzeit auch nicht weiterhilft. Der Hausherr verspricht jedoch, im Bedarfsfall Heizradiatoren aufzustellen. Nachdem er uns alle Details erklärt hat, schenkt er uns zur Begrüßung eine Flasche Etna-Vulkan-Wein und verabschiedet sich. Wir trinken noch ein Glas davon, auf unsere glückliche Ankunft und begeben uns dann bald zur Ruhe. Es war ja ein anstrengender, langer Anreisetag bis hier her nach Sizilien.

    2. Erste Eindrücke im neuen Heim

    Aufwachen, behutsam hinauf gehen, Türe aufsperren, das sagt sich so leicht, ich musste etwa 6-mal sperren bis die Eingangstür endlich geöffnet werden konnte. Offensichtlich gehört das zu den Sicherheitsmaßnahmen. Es ist gegen 7 Uhr früh und es ist noch ziemlich kalt. Die Sonne kommt auf der gegenüberliegenden Seite bereits hervor und das ist ein gutes Zeichen, ein schöner Tag scheint bevorzustehen. Ich geh die Stiege hinunter und beginne einen Rundgang um das Haus. Gegenüber dem Haus, bedrohlich nahe, erhebt sich ein beeindruckendes Gebirgsmassiv. Das muss wohl der Etna sein. Die Gipfel sind weiß, der Hauptgipfel, ein Vulkankegel, hat eine abgebrochene Spitze. Daraus steigen langsam Rauchschwaden empor, die eine immer größer werdende Wolke bilden. Die schwarzen Ränder bilden einen Kontrast zum weißen Schnee. Etwas darunter befinden sich bereits die Häuser der Etna-Dörfer, die ziemlich hoch hinaufreichen. Unser Garten ist ziemlich groß, er umfasst 4000 m². Dominiert wird er von den vielen Zitronenbäumen, die offensichtlich nicht geerntet werden. Etliche Früchte liegen am Boden. Anderseits gibt es neben den Früchten, auch die weißen Knospen und Blüten, die einen betörenden Duft verbreiten. Das typisch sizilianische Haus, fast schon ein kleiner Palazzo, wird flankiert von hohen Palmen, die bereits ein beträchtliches Alter aufweisen müssen. Daneben gibt es hohe Bananenstauden, Strelitzien und andere exotische Pflanzen. Ich entdecke aber auch Orangenbäume, die viele große Früchte aufweisen. Bei näherer Betrachtung bemerke ich jedoch, dass es die nicht veredelten Bitterorangen sind, die man kaum essen kann. Man kann aus ihnen jedoch einen sehr gesunden, vitaminreichen Saft machen. Aus ihren Schalen kann man eine besonders delikate Orangen-Marmelade herstellen. Ich setze meinen Rundgang fort und entdecke Springbrunnen, flankiert von geschichtsträchtigen Statuen. Viele Blumenbeete sind vorhanden. Unter den Zitronenbäumen wachsen jedoch auch Wildblumen. Die gelbe Farbe der Margeriten dominiert, aufgelockert von den roten Farbtupfern des wilden Mohns. Der Boden besteht überwiegend aus schwarzem Lavagestein, was einen guten Kontrast zu den Zitronenbäumen und Blumen ergibt. Etliche Sitzgruppen laden zum Verweilen ein, die diversen Gänge und Plätze sind stilvoll gepflastert. Die ersten Eindrücke sind überwältigend, offensichtlich haben wir die richtige Wahl getroffen. Nachdem wir keine Lebensmittel im Haus haben, machen wir uns zu einer ersten Einkaufstour auf. Dazu müssen wir in das ca. 2 km entfernte Stadtzentrum von Riposto fahren. Flavio hat uns erklärt wo sich der nächste Supermercato befindet. Diesen wollen wir ansteuern. Nachdem wir das Haus verlassen wollen, müssen wir die Sperr-Prozeduren, die uns empfohlen wurden durchführen. In der Nähe der Eingangstür gibt es ein Brett auf dem 7 verschiedenen Schlüssel aufgehängt sind. Sie sind durchnummeriert. Wir verriegeln, wie angegeben, alle Fensterläden und sperren alle Türen zu. Dann fahren wir die ca. 100 Meter, innerhalb des Gartens bis zum großen Tor, das hinaus auf die Straße führt. Auch dort wird alles gewissenhaft verschlossen und dann kann es losgehen. Die Fahrweise der Sizilianer ist gewöhnungsbedürftig. Skandinavische Gäste, die eine sehr disziplinierte, eher defensive Fahrweise gewohnt sind, würde wahrscheinlich der Schlag treffen. Erste Eindrücke, sie fahren schnell, rücksichtslos und das Recht des Stärkeren gilt. Auf irgendeinen Vorrang soll man sich lieber nicht verlassen, denn sie schießen aus den Nebenstraßen hervor und wollen sich in den Verkehr drängen. Warten ist eher nicht angesagt. Die Nebenstraßen sind teilweise so eng, dass man auch als Fußgänger stark gefährdet ist, wenn ein Auto vorbeifährt. Dann heißt es Bauch einziehen und sich an die Hausfassade pressen, vor allem die Seitenspiegel stellen dann eine Gefährdung dar. Wir finden den Supermarkt und auch einen Parkplatz in der Nähe, was ein Glücksfall ist. Drinnen ist alles ziemlich chaotisch, enge Wege und die Waren sind unübersichtlich angebracht. Grüßen scheint nicht üblich zu sein. Eine Ausnahme stellt die Delikatessen-Abteilung dar. Dort bedient ein überaus freundlicher und kompetenter Mann. Das Angebot an Wurstund vor allem Schinkenprodukten, sowie diversen Käsespezialitäten ist sehr verlockend. Das Preisniveau liegt unter dem von Österreich, was uns willkommen ist. Wir kommen erst nach einer gewissen Wartezeit drauf, dass man wie bei einem Arzt oder in der Spital-Ambulanz eine Nummer ziehen muss, damit man drankommt. Etwa 20 Kunden sind vor uns, sodass die Wartezeit ziemlich lange ist. Kenntnisse der italienischen Sprache sind von Vorteil. Es gibt eigene Gewichtseinheiten. In Dekagramm zu bestellen ist nicht üblich. Un etto bedeutet 10 dkg, als Alternative kann man cento grammi = 100 g bestellen. Bestellt man den prosciutto crudo, also den Rohschinken, der eine große Spezialität darstellt, dann wird dieser hauchdünn aufgeschnitten und entsprechend verpackt. Das nimmt natürlich bei der recht großen Anzahl von Kunden eine entsprechende Zeit in Anspruch. Aber so eilig haben wir es ja auch nicht. Irgendwann kommen wir dann auch dran und werden überaus freundlich bedient. Nachdem wir alles zusammen hatten und an der Kassa bezahlt haben, machen wir uns ohne Umwege auf den Heimweg, da wir etliche Sachen bei uns haben, die so rasch wie möglich in den Kühlschrank gehören. An einer Straßenecke steht ein Mann, der auf der Plattform eines Handwagens ein verlockendes Obst- und Gemüse-Sortiment anbietet. Vor allem die fragole = Erdbeeren, haben es uns angetan, die verlockend frisch aussehen und 1 Euro pro Kilo kosten. Wir fahren dieselbe Strecke zurück und finden diesmal problemlos unser Haus. Nachdem wir das große Tor geöffnet hatten, stellen wir etwas überrascht fest, dass der Etna nicht mehr zu sehen ist. Er raucht so stark, aus allen vier Öffnungen, dass sich eine große dunkle Wolke gebildet hat, die dieses mächtige Gebirge überdeckt, dies obwohl der Himmel an und für sich wolkenlos wäre. Wir haben auch das Gefühl, dass es etwas nach Schwefeldioxyd riecht, aber vielleicht bilden wir uns das nur ein. Jedenfalls verstauen wir unsere Schätze im großen Kühlschrank und starten dann bald, zu Fuß, eine erste Erkundungstour in die nähere Umgebung. Außerhalb unseres Gartenbereiches, auf der vorbeiführenden Straße, hört sich der gepflegte Bereich auf. Man sagt, dass es die Sizilianer in ihren Häusern und Wohnungen sehr sauber und gepflegt haben, dass sie aber die Einstellung haben, dass alles was sich draußen abspielt, sie nichts anginge und so schaut es dann auch aus. Viel Müll liegt herum und die seltenen öffentlichen Garten- und Parkbereiche sind total von Unkraut überwuchert. Das starke Wachstum der Natur, darunter viele Wildblumen, decken dann zumindest einen Teil des Unrats wieder zu. Nachdem wir dieser stark frequentierten Straße zirka 1 km gefolgt sind, sehen wir eine Nebenstraße, die nach vielleicht 200 Metern, direkt zum Meer führt. Dort angelangt, treffen wir auf eine in beide Richtungen führende, kilometerlange Promenade, die seit etwa 100 Jahren besteht und auf die man sehr stolz ist. Sie wird, von Spaziergängern, auffallend schnellen Wanderern, Läufern und Radfahrern benützt. Mit ein Grund dafür könnte sein, dass es in den sizilianischen Medien derzeit eine Kampagne für eine gesündere Ernährung und ein bewegtes Leben gibt. Viele Sizilianer sind so, wie die meisten Europäer, schon in sehr jungen Jahren zu dick. Dagegen will man etwas unternehmen. Wir schlagen die östliche Richtung ein. Hinter den Kaimauern, die die Promenade abgrenzen, liegt mächtiges, schwarzes Lavagestein, das einen beeindruckenden Kontrast zum tiefblauen Meer bietet. Die Fassaden der umliegenden Häuser, entlang der Straßenfront, machen einen etwas ramponierten Eindruck. Es scheint so, dass es in den letzten hundert Jahren kaum eine Reparatur oder Erneuerung gegeben hätte. Die Farben der Fassaden sind verblasst, das verleiht dem ganzen jedoch einen gewissen morbiden Charme. Der Küstenabschnitt ist teilweise ziemlich verunreinigt. Niemand macht sich die Mühe diese Abfälle zu beseitigen. Wir können es nicht verstehen, wie man eine so schöne Naturszenerie so leichtfertig verunstalten kann. Nach ca. 2 km unserer Erkundungstour entdecken wir einen Alimentari, einen Lebensmittelhändler, ganz im alten Stil. Man kann ihn mit einer Greißlerei in Wien vergleichen, wo man alle Dinge des täglichen Bedarfs, erwerben kann. Er führt auch frisches Brot, was für mich eine wichtige Information ist, denn mir kommt die Aufgabe zu, täglich in der Früh frisches Gebäck für das Frühstück zu holen und das kann ich dann gleich mit einem Morgenlauf, entlang der Meeresküste verbinden. Nachdem wir diese Erkundigungen der näheren Umgebung eingeholt haben, kehren wir über eine Parallelstraße, wieder zu unserem Haus zurück. Dabei stellen wir erstmals fest, dass es auch Fußgänger in Sizilien nicht leicht haben, vor allem dann nicht, wenn sie eine Straße überqueren wollen. Die Autofahrer sind meistens sehr schnell unterwegs und nehmen auf Fußgänger wenig bis keine Rücksicht.

    3. Erkundung von Riposto

    Wir fahren ein Stück mit dem Auto, Richtung Riposto. Am Meer, ca. 1 km vor Riposto, gibt es einen Parkplatz und wir gehen dann die Meerespromenade entlang, Richtung Stadt. Es herrscht eine ausgezeichnete Sicht und in der Ferne, hoch oben, erkennt man die Häuser von Taormina, eng an den Berg angelehnt. Wir nähern uns der Marina von Riposto. Etliche Schiffe sind auf Trockendock und werden eifrig repariert oder mit neuen Anstrichen versehen. Fischer bessern ihre Netze aus. Es herrscht geschäftiges Treiben. In der Marina befindet sich ein Restaurant, das zwar sehr schön gelegen, aber ziemlich hochpreisig ist. Trotzdem ist es ziemlich gut besucht. Wirtschaftskrise hin oder her, es gibt eine begüterte Schicht von Menschen, für die das keine Rolle spielt. Wir kommen am Mercato Comunale vorbei, der täglich außer Sonntag, am Vormittag, in einem eigens dafür errichteten Gebäude abgehalten wird. Es bietet sich ein buntes Bild und die diversen Verkäufer bieten ihre Produkte lautstark an. Besonders umfangreich ist die Fischabteilung. Daraus kann man ersehen wie reichhaltig und vielfältig das Fangangebot in Sizilien ist. Die Preise sind auf Kilobasis angegeben und sie sind sehr moderat. Deshalb ist es unverständlich warum in den Restaurants und Gaststätten die Fischgerichte so teuer sind. Dort werden die Preise, häufig per etto = 10 dkg angeboten und die sind oft höher als der Kilopreis am Markt. Man frägt sich als Marktbesucher auch, was mit den Fischen und anderen Meerestieren geschieht, die nicht verkauft werden. Es ist nicht vorstellbar, dass die großen Mengen verkauft werden können. Es ist aber auch das Obst- und Gemüseangebot sehr attraktiv. Wir schlendern dann weiter und kommen zum größten und schönsten Platz der Stadt, der Piazza San Pietro, der offensichtlich nach dem Dom benannt wurde, der im neoklassizistischen Stil, zwischen Ende 18.Jhdt und 19. Jhdt. errichtet wurde. Besonders sehenswert ist die Fassade, die aus weißen Steinen aus Comiso errichtet wurde. Inspiriert wurde der Bau dieses Domes durch die Basilica di San Giovanni in Laterano. Gewidmet wurde der Dom dem Heiligen Petrus, dem Schutzpatron der Seeleute. Auf diesem großzügigen Platz befindet sich auch der Palazzo Municipale, der zwischen 1919 und 1920 auf Initiative des Dott. Giuseppe Grimaldi entstand. Wir kehren dann noch in einer Pasticceria ein, wo wir einen Kaffee und einige köstliche sizilianische Dolci einnehmen. Daraufhin machen wir uns auf den Rückweg. Wenn wir in einer neuen Stadt ankommen interessieren wir uns auch, zumindest in groben Umrissen, für die geschichtliche Entwicklung des Gebietes. Der Ort Riposto wurde erstmals Ende des 16. Jhdt. als solcher erwähnt. Er entwickelte sich zu einem Umschlagsplatz für Händler, Fischer, Konstrukteure und Seeleute. Am 17. April 1841 gewährte der König Riposto die Autonomie. Am 1.01.1842 wurde der 1. Bürgermeister gewählt. Ende des 19. Jhdt. war ein großer wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Das kam auch dadurch zum Ausdruck, dass in der Stadt Konsulate von Schweden, Rumänien, Norwegen, Uruguay, Frankreich, Brasilien, Griechenland und Großbritannien errichtet wurden. Durch den 1. Weltkrieg kam es zu einem Niedergang von Riposto. Der Libyen-Feldzug verursachte einen Stopp der Exporte und Importe, viele Seeleute starben im Krieg. Aber bereits 1919 und 1920 erfolgte wieder ein Aufschwung. In dieser Zeit kam es zur Errichtung des Palazzo Municipale, des Mercato Publico, einer Erweiterung des Lungo Mare bis Torre Archirafi und ganz allgemein zu einer Erweiterung und Verbesserung des Straßennetzes. Bis Sommer 1922 konnte man die Faschisten von der Stadt fernhalten. 1934 wurde die Gemeinde Riposto jedoch von einer 15-köpfigen Faschistengruppe aus den Etna-Dörfern übernommen. 1943 kam es zur Landung der Amerikaner in Gela und Engländer und Kanadier rückten in Ostsizilien ein. 1944 wurde es der italienischen Verwaltung übergeben und als unabhängig erklärt. Nach Ende des 2. Weltkrieges und nach langen Jahren der Diktatur, kam es zu einer großen wirtschaftlichen Krise. Viele Menschen wanderten in die USA aus. Die zurückgebliebenen Frauen wurden als Vedove Bianche = weiße Witwen bezeichnet. In den 50-er Jahren des 19. Jhdt. kam es wieder zu größeren Investitionen, so wurde die Unterführung nach Giarre gebaut. Damit kam es zu einer Vereinigung der beiden Schwestern-Städte. Die Via Guglielmo Marconi, eine sehr wichtige Straße, wurde eröffnet. Es kam jedoch weiterhin zu großen Auswanderungen nach Nordamerika. Der Hafen wurde in den 60er und 70er Jahren des 20. Jhdts erweitert. Er ist bis heute von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Riposto.

    4. Erster Morgenlauf

    Wir haben uns jetzt schon etwas akklimatisiert und beginnen uns weiter mit den Lebensverhältnissen der Sizilianer vertraut zu machen. Ich habe eine für mich optimale, hin und retour bemessen, ca. 4 km lange Strecke, zum täglichen Brotholen ausfindig gemacht. Der Streckenverlauf führt überwiegend entlang des Meeres, was mir sehr sympathisch ist. Ich verlasse unseren geräumigen, ruhigen Gartenbereich, sperre das große Tor auf und befinde mich inmitten der sehr hektischen Außenwelt. Autos zischen, mit großer Geschwindigkeit, in beiden Richtungen vorbei. Sie nehmen auf den einsamen, Fußgänger oder Läufer, wie immer man mich nennen will, keine Rücksicht. Es ist gar nicht so leicht die Straße zu überqueren. Um diese Zeit herrscht eine Art rush hour, denn die Schulen und die meisten Geschäfte öffnen um 9 Uhr. Nach ca. einem Kilometer bin ich jedoch bereits an der Meerespromenade angelangt, was für mich eine große Erleichterung darstellt. Hier gibt es auffallend viel Bewegung. Ich treffe auf etliche Läufer, mit strengem Blick, auf eine Art von Schnellgehern und auch auf Radfahrer. Es scheint nicht üblich sein sich zu grüßen. Ich laufe auf der rechten Seite. Plötzlich werde ich von einem aus der Gegenrichtung kommenden Läufer mit einem Bodycheck, wie er sonst nur im Eishokey üblich ist, angerempelt, sodass ich fast zu Boden stürzte. Er hat mir dann aber zumindest Scusi = entschuldigen sie, zugerufen. Bei solchen Gelegenheiten ist es gut, wenn man halbwegs italienisch versteht. Ich musste mich jedoch sehr beherrschen um ihm nicht mit fesso = Depp zu antworten, das hätte dann wahrscheinlich eine ärgere Konfrontation hervorgerufen. Höfliche Rücksichtnahme scheint hier jedenfalls nicht üblich zu sein. Ich stelle mich auf diese Bedingungen ein und bin nunmehr etwas vorsichtiger. Dabei genieße ich das intensive Blau des Ionischen Meeres und das für mich beruhigende Geräusche der hereinkommenden Wellen. Schließlich bin ich beim Alimentari-Geschäft angelangt. Auch hier herrscht eine eher etwas düstere Atmosphäre. Es ist alles im Stile eines kleinen Supermarktes angeordnet, wobei die Verbindungsgänge sehr eng sind. Vorne, beim Eingang, sitzt der etwas ältere Padrone bei der Kassa, der mein freundliches buon giorno eher unwillig erwidert. Ganz rückwärts, etwas schwer zu finden, befindet sich die Brot- Wurst- und Käseabteilung, die von einem schüchternen jungen Mädchen, namens Antonella, betrieben wird. Ich kenne ihren Namen, weil die Kundin vor mir, sie so angesprochen hatte. Ich schätze sie auf ca. 14 - 15 Jahre. Einige Tage später sah ich jedoch, dass sie mit dem eigenen Auto zum Geschäft gekommen ist, sodass meine Schätzung nicht zutreffend sein konnte. Ich musste sehr lange warten. Die Kundin vor mir bestellte in schroffem Befehlston, zuerst rohen Schinken, dann gekochten Schinken, fein und auch sehr langsam aufgeschnitten, dann sorgfältig verpackt und etikettiert. In einer eigenen Vitrine gab es verschiedene Brot- und Semmelsorten. Ich hatte mir inzwischen, gedanklich, das einzige große Exemplar eines frischen, sehr ansehnlich aussehenden Landbrotes, ausgesucht. Das hat mir dann auch noch meine Vorgängerin in einem letzten Bestellakt vor der Nase weggeschnappt. Ich schätzte sie nicht sehr, was wohl etwas ungerecht war, denn vielleicht hätte ich mich an ihrer Stelle ebenfalls so verhalten. Nach mir endlos lang erscheinenden, geschätzten 22 Minuten, kam ich endlich dran und konnte meine Brotsorten aussuchen. Antonella hatte mein Italienisch anstandslos, auf Anhieb verstanden, was mich beruhigte. Inzwischen war ich der einzige Kunde. Ich begab mich Richtung Kassa, wählte dabei jedoch eine Abkürzung und kam von rechts. Der Padrone wies mich zurecht und verlangte dass ich zurückgehen und ordnungsgemäß von links kommen müsse. Ich bezahlte dann € 2,16 was sich als umständliche Prozedur erwies, weil ich nicht das nötige Kleingeld parat hatte. Ich trat den Rücklauf auf einer etwas abgeänderten Strecke an, die fast ausschließlich entlang des Meeres führte. Die Tasche mit dem Brot erwies sich dabei als Hindernis. Ich drohte von einer Schnellgeher-Truppe, bestehend aus drei jungen Damen, überholt zu werden. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern, was mir auch gelang. Zeitgerecht, knapp vor 9 Uhr, traf ich dann mit dem frischen Gebäck in unserem Haus ein, was mir ein besonderes Lob von Ingrid eingebracht hat. Den Etna sieht man meistens nur in der Früh, denn dann nebelt er sich selbst durch den ausgestoßenen Rauch ein. Man sagt, dass er der größte

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