Wein aus Harlem: Gedichte von Countee Cullen, Georgia Douglas Johnson, Langston Hughes und Claude McKay, ausgewählt, übersetzt und mit Erläuterungen versehen von Frank Freimuth
Von Frank Freimuth
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Über dieses E-Book
Der größte der Teil der rund fünfzig von Frank Freimuth ausgewählten Gedichte war bislang noch nicht übersetzt. Im Buch ist die deutsche Übersetzung dem englischen Original zeilengenau gegenübergestellt, so dass beide Fassungen parallel gelesen werden können. Im zweiten Teil bringen ausführliche Erläuterungen den Leserinnen und Lesern die Epoche und das Leben der einzelnen Poeten nahe. Für jeweils drei besonders bemerkenswerte Gedichte werden Hilfen zur Interpretation gegeben.
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Buchvorschau
Wein aus Harlem - Frank Freimuth
Erster Teil:
Gedichte
Countee Cullen (1903 – 1946)
H
ARLEM
W
INE
This is not water running here,
These thick rebellious streams
That hurtle flesh and bone past fear
Down alleyways of dreams.
This is a wine that must flow on
Not caring how or where
So it has ways to flow upon
Where song is in the air.
So it can woo an artful flute
With loose elastic lips
Its measurements of joy compute
With blithe, ecstatic hips.
W
EIN AUS
H
ARLEM
Es ist nicht Wasser, was hier tobt,
in dicken, rebellischen Schäumen,
und Körper über die Furcht hinaus
treibt durch die Straßen aus Träumen,
Es ist ein Wein, der fließt mit Drang,
der wahllos jeden Ort umspült,
und der auch strömt, wo ein Gesang
mit einem Lied die Luft erfüllt,
Der eine Flöte kunstvoll küsst
mit anschmiegsamen Lippen,
und ihren Freudentakt vermisst
mit Tanz und trunkenem Wippen
I
NCIDENT
Once riding in old Baltimore,
Heart-filled, head-filled with glee,
I saw a Baltimorean
Keep looking straight at me.
Now I was eight and very small,
And he was no whit bigger,
And so I smiled, but he poked out
His tongue, and called me, 'Nigger.'
I saw the whole of Baltimore
From May until December;
Of all the things that happened there
That's all that I remember.
V
ORFALL
Ich radelte in Baltimore,
das Herz, der Kopf voll Freude,
als dieser Kerl, er war von dort,
zu starren sich nicht scheute.
Ich war erst acht und ziemlich klein
und er war auch nicht flügger,
so grinste ich, doch er schob nur
die Zunge raus und sagte: „Nigger".
Von Mai bis zum Dezember
besuchte ich ganz Baltimore.
Dies ist von dem, was ich dort sah,
was mein Gedächtnis nicht verlor.
T
ABLEAU
Locked arm in arm they cross the way
The black boy and the white,
The golden splendor of the day
The sable pride of night.
From lowered blinds the dark folk stare
And here the fair folk talk,
Indignant that these two should dare
In unison to walk.
Oblivious to look and word
They pass, and see no wonder
That lightning brilliant as a sword
Should blaze the path of thunder.
S
ZENERIE
Sie kreuzen Arm in Arm den Weg,
der schwarze Junge und der weiße,
der Tag in seiner goldenen Pracht,
und neben ihm der Stolz der Nacht.
Die Schwarzen starren durch Markisen
und Weiße schmähen was sie sehen,
zutiefst entrüstet, dass die beiden
es wagen, hier vereint zu gehen.
Zu sehr entrückt für Blick und Wort
gehen sie den Weg, ganz davon frei,
dass Blitzschlag, heller als ein Schwert,
ihm donnernd die Erleuchtung sei.
S
ATURDAY
’
S
C
HILD
Some are teethed on a silver spoon,
With the stars strung for a rattle;
I cut my teeth as the black racoon--
For implements of battle.
Some are swaddled in silk and down,
And heralded by a star;
They swathed my limbs in a sackcloth gown
On a night that was black as tar.
For some, godfather and goddame
The opulent fairies be;
Dame Poverty gave me my name,
And Pain godfathered me.
For I was born on Saturday--
Bad time for planting a seed,
Was all my father had to say,
And, One mouth more to feed.
Death cut the strings that gave me life,
And handed me to Sorrow,
The only kind of middle wife
My folks could beg or borrow.
S
AMSTAGSKIND
Manch einer zahnt mit Silberlöffel,
als Rassel Stern auf Stern gereiht
ich tue, was der Waschbär tut,
schneid mir die Zähne für den Streit.
In Seide wickelt man so manchen
und Sterne ziehen vor ihm her,
mich schlugen sie in grobes Leinen
in einer Nacht so schwarz wie Teer.
Die reichen Paten stehen gerne
so manchem bei als edle Feen,
die Patin Armut gab mir Namen,
als Pate war der Schmerz zu sehen.
Zu mir, als Samstagskind geboren,
„ein schlechter Tag zum Topfen",
war was mein Vater sagte, und:
„ein Mund noch mehr zu stopfen".
Der Tod zerschnitt die Lebensschnur
und gab mich an die Sorgen,
die Meinen konnten niemand sonst
erbetteln oder borgen.
S
ONG IN
S
PITE OF
M
YSELF
Never love with all your heart,
It only ends in aching;
And bit by bit to the smallest part
That organ will be breaking.
Never love with all your mind,
It only ends in fretting;
In musing on sweet joys behind,
too poignant for forgetting.
Never love with all your soul,
for such there is no ending;
though a mind that frets may find control,
and a shattered heart find mending.
Give but a grain of the heart's rich seed,
Confine some undercover,
And when love goes, bid him God-speed,
and find another lover.
E
IN
L
IED
,
DAS MIR GERADE SO EINFÄLLT
Verlieb dich nie mit ganzem Herzen
dies endet nur im Schmerz,
und Stück für Stück, bis nichts mehr ist,
zerbricht dir dann dein Herz.
Gib niemals einer nur dein Sinnen,
dies endet nur in Ärger,
im Grübeln nach den schönen Dingen
und macht die Qual nur stärker.
Und liebe nicht mit ganzer Seele,
denn du wirst dann kein Land erblicken;
der Sinn mag noch Beherrschung finden,
zerbrochene Herzen kann man flicken.
Gib nur ein Korn der Herzenssaat
und halte einen Teil zurück;
geht dann die Liebe, sag leb wohl,
und finde dir ein neues Glück.
F
ROM THE
D
ARK
T
OWER
We shall not always plant while others reap
The golden increment of bursting fruit,
Not always countenance, abject and mute,
That lesser men should hold their brothers cheap;
Not everlastingly while others sleep
Shall we beguile their limbs with mellow flute,
Not always bend to some more subtle brute;
We were not made to eternally weep.
The night whose sable breast relieves the stark,
White stars is no less lovely being dark,
And there are buds that cannot bloom at all
In light, but crumple, piteous, and fall;
So in the dark we hide the heart that bleeds,
And wait, and tend our agonizing seeds.
V
OM