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Das Jesuslicht von Arcturus: Ein Jesusroman gechannelt durch Joseph von Arimathäa
Das Jesuslicht von Arcturus: Ein Jesusroman gechannelt durch Joseph von Arimathäa
Das Jesuslicht von Arcturus: Ein Jesusroman gechannelt durch Joseph von Arimathäa
eBook713 Seiten9 Stunden

Das Jesuslicht von Arcturus: Ein Jesusroman gechannelt durch Joseph von Arimathäa

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Über dieses E-Book

Mit diesem Buch halten Sie eine andere Geschichte über das Leben Jesu in den Händen. Gechannelt durch Joseph von Arimathäa offenbart der Autor neben Bekanntem neue überraschende Aspekte. Die Geschichte möchte keinesfalls religiöse Gefühle verletzen, sondern zum Nachdenken und zur Diskussion anregen - und einen neuen Blickwinkel auf ein altbekanntes Thema eröffnen. Denn wer weiß, was noch geschehen sein könnte. Tauchen Sie ein in diese Welt Jesu, eine Erfahrung, die Ihr Bewusstsein verändern wird.

Dieser Band enthält zwei Teile: Zum einen den Roman selbst, zum anderen den um Anmerkungen und Interpretationen erweiterten Text.

Vom gleichen Autor ist der Titel "Das Leben Jesu nach Joseph von Arimathäa" erschienen. Dieser enthält zum großen Teil den identischen Text, ist aber als Studienbuch zum Roman konzipiert.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum28. Mai 2018
ISBN9783746945002
Das Jesuslicht von Arcturus: Ein Jesusroman gechannelt durch Joseph von Arimathäa

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    Buchvorschau

    Das Jesuslicht von Arcturus - Michael Grauer-Brecht

    Michael Grauer-Brecht

    Das Jesuslicht

    von Arcturus

    Ein Jesusroman gechannelt durch

    Joseph von Arimathäa

    © 2018 Michael Grauer-Brecht

    Lektorat, Umschlag: Dr. Matthias Feldbaum, Augsburg

    Coverabbildung: Sol Invictus von Jake Baddeley – www.jakebaddeley.com

    © 2009 Jake Baddeley. Alle Rechte vorbehalten

    Herausgeber: ELYAH Team e.V.

    Weitere Informationen unter www.elyah.net

    Verlag und Druck: tredition GmbH

    Grindelallee 188, 20144 Hamburg

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser!

    Es freut mich sehr, dass Sie sich zum Erwerb dieses Buches entschieden haben. Sie haben ein Werk in den Händen, das über mehrere Monate hinweg entstanden ist und schon bei seiner Entstehung für viel Gesprächsstoff und viele Diskussionen sorgte. Das Heranwagen an einen Stoff, der sich mit dem Leben des Jesus von Nazareth auseinandersetzt, ist immer eine äußerst diffizile Angelegenheit. Dieses Buch ist nicht entstanden, um religiöse Gefühle zu verletzen, sondern es ist entstanden, um einen anderen Blickwinkel auf das Leben Jesu und seine Bedeutung für die gesamte Gemeinschaft der Menschen aufzuzeigen. Hätte die Geschichte nicht auch anders passiert sein können, als sie in den heiligen Schriften der Christen beschrieben wird? Es wäre schön, wenn Sie dieses Buch als Geschichte lesen könnten und sich von der Farbenfroheit der Bilder und der Szenen hinforttragen lassen in eine fantastische Welt. Ich erinnere mich gern an meine Kindheit zurück. Damals gab es eine Fernsehserie, die Star Trek hieß. Ein Captain Kirk sprach in ein kleines rechteckiges Kästchen und konnte damit mit dem Raumschiff Enterprise, das durch die Galaxie flog, telefonieren – fantasievoll und unwirklich.

    Dieses Buch ist auch fantasievoll und unwirklich, aber hätte es nicht so sein können? Finden Sie das doch am besten gleich selbst heraus. Ihnen wird vieles bekannt vorkommen und einiges wird für Sie völlig neu sein. Ich beanspruche mit diesem Buch keine geschichtliche Authentizität, sondern ich möchte einen neuen Blickwinkel auf das vermeintliche Wirken Jesu errichten. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre und freudvolle Gespräche über dieses Buch.

    Auch möchte ich mich bei allen Beteiligten, Andrea Bachmayer, Stefan Bachmayer, Walter Dannenhauer, Sylvia Dannenhauer-Schlegel, Birgit Grauer, Helmut Grauer, Ye-Soon Kim, Karin Löffler, Michael Müller, Horst Rossdeutsch, Ulla Weber, Bernhard Widlhofer, Martina Widlhofer, Anke Zöller und zu guter Letzt bei den Hunden Einstein und Buddha und den Katzen Movita und Bibbi recht herzlich bedanken!

    Ihre Ideen und Gedanken haben mich in vielen Bereichen bei der Entstehung dieses Buches inspiriert.

    Ihr Michael Grauer-Brecht, Stuttgart im März 2018

    Editorische Bemerkung:

    Dieser Band besteht aus zwei Teilen. In Teil 1 findet sich der Roman. In Teil 2 ist der komplette Romantext erneut abgedruckt, dieses Mal allerdings um Anmerkungen und Interpretationen ergänzt. Diese sind durch Hinterlegungen kenntlich gemacht.

    ROMAN

    Einführung

    Channelling Lady Nada

    Und jenes Licht aus den Höhen überstrahle euch alle. Jenes Licht, welches ist das Licht von Zohar. Jenes Licht, welches ausgeht von der einen unendlichen Quelle, die ihr in verschiedenen Namen auf dieser Erde preist. Dieses ist Lady Nada, die zu euch spricht, und ich grüße euch an eurem ersten Tag der gemeinsamen Arbeit hier in Stuttgart.

    Erkennt und begreift, es wird ein neues Evangelium gegeben. Ein Evangelium, das aber nicht neuzeitlich ist, sondern ein Evangelium, das alt ist, älter als eure bekannte Geschichte. Ein Evangelium, in dem es um die Heilung geht. Ein Evangelium, in dem Joseph von Arimathäa die Geschichte Jesu aus seiner Sicht erzählt und euch erklärt und somit neue Aspekte hineinfügt in ein euch bekanntes Wissen.

    Bitte erkennt und bitte begreift, dass dieses neue Evangelium nicht die alten Evangelien ersetzt, sondern ergänzt, abrundet, vervollkommnet. Seid euch dessen bewusst, dass Menschen sich von Zeit zu Zeit auf Wanderschaft begeben. Eine Wanderschaft, so wie es das Volk der Essener vor vielen Tausend Jahren tat, eine Wanderschaft in ein unbekanntes Land. Männer, Frauen, Kinder, selbst das Vieh wurde mitgenommen auf diese Wanderschaft, auch Alte und Junge. Eine große Masse bewegte sich und diese Reise war nicht einfach. Sie war anstrengend für diese Menschen und sie wurden geführt von einem ägyptischen Prinzen, der sich Moses nannte. Sie zogen durch Ödland, durch eine Wüste, felsig, steinig, durch Geröll und Dornenbüsche. Das kostbarste Gut, was sie hatten, war Wasser. Darum wird in den alten Texten so häufig von Wasser gesprochen, denn Wasser ist Leben und war auf dieser Wanderschaft kostbarer als Gold. Wasser bedeutete Überleben. Und die Menschen hatten Durst. So ist es auch heute – die Menschen haben Durst. Sie dürsten nach Gerechtigkeit. Sie dürsten nach Harmonie. Sie dürsten nach Liebe und sie dürsten nach Anerkennung. Sie dürsten nach einer starken Person, die sie führt.

    Es geht heute nicht mehr darum, wer führt!

    Heute geht es darum zu erkennen, was in einem jeden Menschen ist. Es geht darum zu begreifen, dass ein jeder Mensch die Quelle des Lebens in sich trägt. Doch diese zu öffnen braucht Mut.

    Um zurückzukehren zu der alten Geschichte des Moses und dem Volk der Essener: „Und Mose nahm seinen Stab und schlug gegen den Felsen. Und der Felsen brach auf und eine Quelle sprudelte aus diesem Felsen hervor."

    Begreift: Der Mensch muss seinen Stab der Christuspräsenz gegen den Felsen schlagen! Erst dann zerbricht der Fels und die Quelle des Lebens tritt hervor. So möchte ich euch einladen, in diesen Tagen den Felsen, der euch zurückhält, zu zerschlagen – mit jenem Stab, den dieses Evangelium beinhaltet: dem Stab der liebenden Christuspräsenz. Werdet zur Quelle und nicht zu Durstigen. Erkennt, dass diese Quelle, die in euch ist, andere speist und auch euch selbst. Und diese Quellen fließen zusammen und bilden einen Fluss, den Fluss des Lebens, an dessen Ufern Pflanzen wachsen, Menschen siedeln. Zerbrecht den Felsen in euch! Zerbrecht die Härte des Herzens, auf dass ihr weit werdet, auf dass ihr offen seid, auf dass ihr neue Dinge erlebt, neue Dinge liebend annehmt, weit werdet, auf dass Atlantis sich speist aus diesen Quellen und neue Formen des Seins willkommen sind in euch und um euch.

    Möge eine energetische Verbindung nun geschlossen sein zu euren Herzen mit dem Ort, den ihr Chalice Well nennt. Möge das ewige Sprudeln dieser Quelle euch inspirieren. Mögen eure Finger und euer Sehnen gesegnet sein in der Energie dieses Wassers. Und möget ihr durch euer Tun für euch selbst und andere Heilung erfahren.

    Fürchtet euch nicht vor Veränderung, sondern nehmt die Veränderung liebend auf.

    Wisst ihr, in euch sehnt ihr euch so sehr nach bedingungsloser Liebe, und wenn sie euch begegnet, stellt ihr Bedingungen. Lasst die Energie fließen und lasst die Energie sein, wie sie ist. Erlebt diese Energie in euren Gemeinschaften, in euren Familien, in euren Verbünden. Erlebt diese Energie und erfreut euch an jenem Zustand, den ihr Leben nennt.

    Möge das Licht und das ewige Fließen von Chalice Well zu einem Strom in euch werden, der euch jetzt auf den Schwingen eines großen Geiers hineinführt in das Land Palästina, hineinführt in eine Zeit, die ihr nicht mehr kennt, hineinführt in ein kleines Haus in Nazareth.

    Seid gesegnet.

    Kapitel 1

    Ein Licht strahlte auf in der Finsternis, ein helles Licht. Dieses ist die Geschichte des Lichtes – eine Geschichte, wie sie noch nicht erzählt wurde.

    Dieses ist Lady Nada, die zu euch spricht im Fokus meiner Inkarnation als Maria Magdalena, in Verbundenheit mit dem Onkel Jesu, Joseph von Arimathäa. Wir sind gekommen, um euch in dieser Zeit die Geschichte des Lichtes zu erzählen. Sicherlich eine Geschichte gefärbt in unseren Sichtweisen, nicht mit dem Anspruch der absoluten Wahrheit, sondern eine Ergänzung erschaffend, eine Hoffnung gebend, welche das Erscheinen des großen Meisters Jesus von Nazareth für diese Erde, ja den gesamten Kosmos hatte.

    Höret und lest diese Geschichte in Verbundenheit mit jener Quelle-allen-Seins, die wir unter anderem Gott nennen. Eine Quelle, die die Menschen liebt, Menschen schützt und Menschen auf ihrem Weg begleitet. Und so nimmt auch diese Geschichte ihren Anfang in der Quelle, und diese Quelle wurde zu einem Fluss.

    Und Maria saß am Fluss und schaute versonnen auf die Wäscheberge, die vor ihr lagen – Kleidung ihrer Mutter Annaselbdritt und Kleidung ihres Bruders Josef. Diese Wäsche hatte sie an diesem Fluss zu waschen. Maria, ein dreizehnjähriges Mädchen in Palästina. Maria übte die Aufgaben einer Jungfrau aus, die ihr von ihrer Mutter sehr früh beigebracht wurden, denn auch für Maria war es vorgesehen, einmal Hausfrau und Mutter zu sein. Und wie ihre Mutter bereitete sie sich auf ihre Aufgabe vor. Ein junges jüdisches Mädchen zu jener Zeit hatte klar umrissene Aufgaben. Maria erfüllte ihre Aufgabe und dachte versonnen darüber nach, wie sich ihr weiteres Leben gestalten würde. Sie selbst spürte einen Wechsel in sich, einen Wechsel vom Mädchen zur Frau. Ein bisschen fürchtete sie sich davor. Doch auf der anderen Seite lag ein neues, unentdecktes Land vor ihr; ein Land, das sie an der Seite von Josef bereisen würde, denn Josef war ihr schon versprochen worden, als sie sechs Jahre alt war. Sie wusste, dass Josef einst ihr Ehemann werden würde. Und so dachte sie über ihr Leben nach, über ihre Zukunft – was würde sie ihr bringen? Maria ahnte nicht, was sie alles erleben würde. Maria ahnte nicht, worauf sie sich würde einlassen müssen. Doch Maria hatte in sich einen tiefen Glauben, dass ihr Leben und ihr gesamtes Dasein in der Hand jenes Gottes lagen, den sie JWHW nannte, der Vater und Schützer ihres Volkes. Ihm wollte sie durch ihre Aufgabe, durch ihre Rolle dienen. Manchmal lehnte sich etwas in ihr auf, denn sie spürte in sich, dass sie auch andere Fähigkeiten hatte. Sie bemerkte, wie sehr ihre Kraft auf die Tiere im Stall wirkte und dass sie über Berührung Tiere beruhigen konnte. Sie spürte in sich eine heilende, magische Kraft. Ihre Mutter sagte zu ihr: „Hier ruht die Hand Gottes auf dir und du bist gesegnet." Oft dachte sie über die Worte ihrer Mutter nach. Das Verstehen dieser Worte hat sich ihr nie erschlossen. Doch sie bewegte diese Worte in sich und wandte sich so ihren täglichen Aufgaben zu. Diese erfüllte sie als eine Art Dienst – ein Dienst an der Quelle. Sie gab sich ganz ihrer Aufgabe hin. Manchmal murrte sie, aber ihre Hingabe war stärker. Und so tat sie auch an diesem Tag ihren Dienst und nahm voller Mut den großen Wäscheberg in Angriff, der vor ihr lag. Sie seufzte und sie sang, als sie begann, die Wäsche zu waschen. Sie sang einen alten Psalm, einen Psalm aus der Gefangenschaft ihres Volkes, als dieses in Babylon gefangen war und als die Sklaventreiber verlangten, dass die Menschen fröhliche Lieder singen sollten. Sie sang den Psalm, dass das Volk seine Harfen am Fluss in die Weiden hängt – und von seiner Hoffnung auf Befreiung.

    So besang sie die Flüsse Babylons an jenem kleinen Rinnsal und Flüsschen, das an Nazareth vorbeifloss. Und sie wusch. Sie wusste, dass auch sie eines Tages in Gefangenschaft sein würde – in einer Gefangenschaft, aus der es kein Entrinnen gab. Eine Gefangenschaft des Herzens, eine tiefe Verbindung, eine Liebe, die sie erst viel später verstehen würde. Diese Liebe begann in ihr zu keimen, zu wachsen und so wusch sie. Sie wusch ihre Gedanken aus der Seele, aus ihrem Gefühl, aus ihrem Kopf.

    Und plötzlich ertönte in ihr wie aus der Ferne eine helle Glocke und sie wusste, dass sie zu ihrem Leben – sei es kurz oder sei es lang, sei es bitter oder sei es süß – Ja sagen würde.

    Nachdem Maria ihre Wäsche gewaschen hatte, eilte sie zurück in das kleine Dorf Nazareth, ein kleines Dorf in Galiläa – nichtssagend in der großen Weltgeschichte. Dort lebte sie bei ihren Eltern und ihrem Bruder. Ihr Vater war schon hochbetagt und alle in der Familie wussten, dass die Zeit kommen wird, wo er die Erde verlassen und ins Paradies zurückkehren wird. Maria wusste nicht, wie schnell dieses Ereignis eintreten würde. Und so ging sie mit ihrer nassen Wäsche, die schwer auf ihrem Rücken lastete, nach Hause. Sie kam an und hängte die Wäsche auf dem Dach des kleinen Hauses in Nazareth auf.

    Plötzlich hörte sie das Rufen ihrer Mutter. Sie eilte die Außentreppe hinunter und ging ins Haus. Dort kauerte die Mutter über dem Vater, der reglos am Boden lag. Ein Zittern durchfuhr den Körper des Vaters. Maria erkannte sofort, dass nun seine Stunde gekommen war. Annaselbdritt weinte. Ihr Vater versuchte zu sprechen, bekam aber kein Wort heraus. Spärlich erleuchteten Öllämpchen das Innere des fensterlosen Raumes. Maria blieb wie gebannt stehen, fasziniert von der Endlichkeit des Lebens und gleichzeitig sehr traurig, ihren geliebten Vater nicht mehr lebend um sich zu haben. Dann sah sie in einer Ecke des Raumes, dort, wo der Ölkrug stand, ein Licht. Und aus diesem Licht hörte sie in ihrem Kopf, in ihrem Herzen eine Stimme und diese Stimme sagte: „Fürchte dich nicht!"

    Marias Vater war tot. Dem alten jüdischen Ritus zufolge wurde der Körper gereinigt, gesalbt und in Leinenbinden gewickelt. Das Begräbnis musste schnell erfolgen. Sein Körper musste noch vor Sonnenuntergang in die Grabstätte gelegt werden, denn der Körper ihres Vaters begann schon zu riechen. Ein Rabbi nahm die Beerdigung vor. Annaselbdritt und Maria hüllten sich in Trauergewänder und folgten zusammen mit einigen Bewohnern des Dorfes dem Leichnam zur Begräbnisstätte.

    Nach der Beerdigung saßen sie noch zusammen. Vor ihrem kleinen Haus wurden Matten ausgebreitet und Maria bediente die Gäste mit Brot, Fisch und Datteln. Es gab auch Wein. Es war kein besonders guter Wein, denn mehr, als sie gaben, konnten sie sich nicht leisten. Doch sie gaben alles, was sie hatten. So entstand auf den Matten vor dem Haus eine stille, einvernehmliche Gesellschaft, denn alle waren vom gleichen Stand. Alle kamen aus demselben kleinen Dorf und alle wussten von der Endlichkeit des Lebens. Nachdem etwas Wein geflossen war, begannen die Gespräche politisch zu werden. Man sprach über den jüdischen König, man sprach von der römischen Besatzung. Man sprach davon, was noch alles in diesem Land geschehen würde und ob dieses Land jemals seinen Frieden finden würde. Dieses Land wurde Israel genannt, und keiner wusste, ob dieses Land jemals Frieden haben würde. Maria wusste, es ist ein besonderes Land, ein ganz besonderer Ort auf dieser Erde. Sie wusste nicht, warum, doch in ihr wuchs die Gewissheit, dass dieses Land immer wieder Schauplatz für Auseinandersetzung und für Streit werden würde, es aber gleichzeitig auch ein Land sein würde, von dem Einheit, Frieden und Hoffnung ausgehen kann.

    Ein Jahr war nun vergangen, ein langes Jahr. Nun kam der Tag, an dem sie die Trauerkleidung ablegen durfte, und so tat sie es. Josef hatte sie in diesem Jahr sehr unterstützt. Er übernahm die Rolle des Vaters, des Hausherrn – er führte alle Reparaturen aus. Ganz besonders stolz war sie auf das Geschenk, das er ihr an ihrem Geburtstag machte; einen wunderbaren Holzhocker aus Zedernholz, etwas sehr Kostbares. Josef war Schreiner und verstand es hervorragend, aus dem Werkstoff Holz die wunderbarsten und nützlichsten Dinge herzustellen.

    Dieser Hocker war etwas ganz Besonderes; sie liebte dieses Möbelstück, denn selbst hätte sie sich einen solchen Hocker gar nicht leisten können. So saß Maria versonnen auf ihrem Hocker und sortierte Linsen und Hülsenfrüchte aus. Die Schlechten sammelte sie in einem Extratopf, um sie den Ziegen zu füttern. Die Guten kamen in eine tönerne Schale. Daraus wollte sie einen Linseneintopf kochen, denn Annaselbdritt war mittlerweile schon sehr betagt und brauchte kräftige Nahrung, um bei Gesundheit zu bleiben. Während Maria die Linsen auslas, dachte sie an Josef. Ein Jahr war nun vergangen und Josef zeigte sich ihr in seiner Stärke, in seiner Zuversicht. Maria spürte, wie ihr Herz weit wurde, wenn sie an Josef dachte. Josef hatte sie getragen und sie war glücklich, dass sie mit ihm verlobt war.

    Kapitel 2

    Glücklich und versonnen saß Maria auf ihrem Schemel. Immer noch las sie die Linsen aus, die sie zuvor auf dem Feld geerntet hatte. Sie dachte an Wolle, denn sie hatte sich vorgenommen, für Josef für den Tag ihrer Hochzeit einen Tallit – einen jüdischen Gebetsschal – zu weben und eine Kippa – eine Kopfbedeckung – anzufertigen. Es gab so viel zu bedenken. Und ihr Kleid – was würde sie tragen, welches Kleid würde sie anziehen? Eine Nachbarin hatte sich bereit erklärt, ihr aus der Wolle junger Lämmer einen wunderbaren Stoff zu weben, aus dem sie sich ein Kleid für den Tag ihrer Hochzeit nähen konnte. Versonnen war sie und ganz in Gedanken, als es plötzlich hell in dem Raum wurde. Dieses Licht hatte sie schon einmal gesehen. Dieses Licht war ihr am Todestag ihres Vaters erschienen.

    Und wieder hörte sie die Stimme, die zu ihr sagte: „Fürchte dich nicht! Maria hatte keine Furcht, denn dieses Licht schien ihr so vertraut. Dieses Licht schien direkt in ihre Seele und machte alles hell. Maria hielt die Schüssel fest in ihren Händen, als die Stimme aus dem Licht zu ihr sprach: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du bist erwählt! Du wirst ein Kind gebären. Einen Sohn wirst du zur Welt bringen und du sollst dieses Kind Jesus nennen. Maria antwortete: „Wie kann das geschehen? Josef und ich, wir sind erst verlobt, wir sind nicht verheiratet. Ich kann kein Kind bekommen, denn damit wäre ich keine Jungfrau mehr und würde gegen das Gesetz Gottes verstoßen. Das Dorf würde mich steinigen, denn ich hätte Schande über mich und über meine Familie gebracht. Abermals sagte das Licht: „Fürchte dich nicht, Maria, denn die Kraft Gottes selbst wird in dich strömen. Du wirst als Jungfrau ein Kind empfangen. Und dieses Kind wird in vielen, vielen Jahren ‚Sohn Gottes‘ genannt werden. Fürchte dich nicht. Wir schützen dich und das Kind! In Maria entbrannte ein Kampf. Sie fürchtete sich vor der Meinung der Menschen in ihrem Dorf. Sie fürchtete sich, als Ehebrecherin und Hure beschimpft zu werden. In diesem Augenblick hatte sie Todesangst.

    Doch dann erlebte sie das größte Wunder. Das Licht kam auf sie zu und umhüllte ihren Körper, ihre Seele, ihr Gefühl – alles wurde in dieses Licht eingehüllt. Und sie spürte in sich die Kraft ihrer Seele. Sie spürte, dass sie eins war, eins mit allen Dingen, die sie umgaben und eins mit jenem göttlichen Licht. Dann hörte sie sich sagen: „Siehe, ich bin die Magd Gottes. Mir geschehe, wie du es gesagt hast!" In diesem Augenblick durchstrahlte sie das Licht noch inniger. Sie fühlte sich eins mit dem Universum und mit allen Sternen. Ja, sie selbst wurde wie ein Stern. Und sie spürte in sich die Urkraft des Lebens in allen Facetten, in all ihrem Strahlen und in all ihrer Kraft. Und das Licht ging, und doch blieb ein kleiner Funke von diesem göttlichen Licht in ihr zurück. Sie wusste, sie war erfüllt mit neuem Leben. Sie ließ die Linsen Linsen sein und rannte nach dieser Begebenheit aus dem Haus. Sie war erfüllt von diesem Licht und musste darüber sprechen.

    So rannte sie zu Josef, der zu dieser Zeit im Dorf in der Nachbarschaft einen Pflug aus Holz reparierte. Sie ging zu ihm und Josef sah, dass sie sehr aufgeregt war. Josef ging auf sie zu, nahm sie in den Arm, und kurzzeitig beruhigte sich Maria in seinem Arm. Sie setzten sich auf den gebrochenen Pflug und Maria erzählte Josef die Geschichte, die ihr soeben widerfahren war. Josef hörte zu und in ihm wuchs Zorn. Plötzlich war das Licht wichtiger als er! Was sollte er tun? Er hatte noch nicht genügend Geld gespart, um Maria sofort zu heiraten. Außerdem waren die Gäste noch nicht eingeladen und auch der Zeitpunkt war noch nicht fixiert. Und jetzt soll sie schwanger sein? Von wem? Von einer Lichterscheinung?

    Josef zweifelte Marias Treue an. Er wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte, denn in diesem Augenblick entbrannte in ihm ein Kampf aus Eifersucht, Misstrauen und Neid. Hatte sich Maria einem anderen Mann hingegeben? War die Liebe zu ihm nur geheuchelt? All diese Dinge tobten in ihm. Er sagte zu Maria, dass er allein sein wolle, und machte sich in seinen grollenden, düsteren Gedanken auf zum Fluss. Er wollte Maria verstoßen, denn sonst wäre die Ehre seiner Familie beschmutzt. Mit diesen düsteren Gedanken an Rache erreichte er den Fluss. Dort setzte er sich auf einen Stein und schaute auf das glitzernde Wasser, welches funkelnd mäandernd an ihm vorbeifloss.

    Dann sah er es, dieses Licht auf dem Wasser. Ein Leuchten stieg aus dem Fluss hervor und stellte sich direkt vor ihn. Josef bekam es mit der Angst zu tun und wollte vor diesem Licht wegrennen. Doch das Licht hielt ihn in seinem Bann. Er wollte weglaufen, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr. Seine Gliedmaßen versagten ihm den Dienst. Und so rutschte er vom Felsen und lag vor dem Licht auf dem Bauch. Freundlich, aber bestimmt sagte eine Stimme zu ihm: „Fürchte dich nicht! „Wer bist du?, fragte Josef und das Licht antwortete: „Ich bin der Engel Gabriel. Ich bin jener Bote der göttlichen Quelle, welcher zu Maria sprach. Ich brachte die Saat des Lebens in sie. Ich bin ein Engel, ein Bote, und so bin ich zu dir gesandt, um dir zu sagen: Deine Gefühle, deine Missgunst, deine Rache entspringen den Ängsten des Verlassenseins und sie entspringen dem Dämon der Unwissenheit in dir. Du sprichst von Liebe und willst besitzen. Du sprichst von Liebe und möchtest es allen im Dorf recht machen. Nein, Josef, das ist keine Liebe – das ist Besitz! Wir säen in dein Herz einen Funken jener göttlichen Liebe, die die Quelle zu allen Menschen hat. Geh zu ihr und sage ihr: Die Quelle hat dich geküsst! Das Entdecken der bedingungslosen Liebe in dir ist wie ein Kuss direkt vom Throne Gottes in dein Herz. Und du wirst verstehen, und du wirst erkennen, du wirst nicht mehr besitzen wollen. Du wirst mit Maria sein. Und diese Verbindung hält dein irdisches Leben lang. Sie ist ein Teil von dir und du bist ein Teil von ihr. Nicht Besitz, nicht Eigentum, nicht Schauspiel – ihr seid eins. Und ich lege das Leben dieses Kindes in deine Hand, sagte der Engel zu Josef. „Sei du der irdische Vater dieses Kindes. Erziehe es in den Werten deines Glaubens und lehre ihn dein Handwerk. Geh hin zu Maria und feiert bald das Fest eurer Trauung, auf dass dieses Kind dein Kind ist. Dann verschwand das Licht in den Fluten des Flusses. Josef war allein und die unbarmherzige Sonne Galiläas brannte auf seinen Rücken. In ihm tobten die Gefühle. Doch in ihm war auch ein neues Gefühl, ein Gefühl unendlicher Verbundenheit und großer Zärtlichkeit für seine Verlobte Maria.

    Kapitel 3

    Josef fühlte sich erschlagen, er fühlte sich geschlagen durch eine hohe Macht, durch eine hohe Energie. Er wusste, dass er dieser Energie gehorchen musste. Er spürte in sich den Keim einer zärtlichen Liebe, die göttlicher Natur war. Dieser Keim, den ihm der Engel Gabriel übertragen hatte, trieb ihn zu Maria. Er fand Maria auf dem Feld.

    Nachdem Josef sie verlassen hatte, war Maria aufs Feld gegangen. Sie wollte sich durch Arbeit ablenken. Als sie Josef auf sich zukommen sah, erschrak sie, denn sie wusste nicht, was er vorhatte. Ob er sie jetzt schlagen würde? Ob er schimpfen würde? Maria war voller Ungewissheit. Doch Josef rannte mit weit geöffneten Armen auf sie zu und nahm sie fest in den Arm. Beide weinten, denn sie spürten, jetzt waren keine Worte wichtig. Jetzt waren die reine Liebe und das reine Angenommensein wichtig. Es war sogar notwendig, denn es wandelte ihre Not in Freude auf die gemeinsame Zukunft und das gemeinsame Kind. Nachdem sie sich eine ganze Weile gehalten hatten, begannen sie zu sprechen.

    Sie setzten sich auf eine Ackerfurche und sprachen und planten ihre Hochzeit. Diese musste jetzt schnell vonstattengehen. So planten sie ihre Hochzeit innerhalb der nächsten vier Wochen. Josef würde sich bei seiner Familie Geld leihen und Maria dachte an ihren Onkel, der so hieß wie ihr Bräutigam – Joseph. Joseph von Arimathäa hatte das Dorf Nazareth schon lange verlassen. Maria wusste, dass er sehr wohlhabend war, und auch, dass er ihr in Liebe zugetan war. Schon oft hatte seine finanzielle Unterstützung ihre Familie durchgebracht und so nahm sie sich vor, Joseph von Arimathäa aufzusuchen.

    Beide verließen das Feld, jeder erfüllt von einer inneren Freude und einer großen Liebe. Maria ging zu ihrer Mutter und erzählte ihr all das, was vorgefallen war. Annaselbdritt lächelte. Sie wusste, hier erfüllte sich eine große Geschichte. Der Retter ihres Volkes würde durch Maria geboren. Und so überkam Annaselbdritt eine tiefe Dankbarkeit, denn sie erkannte das Zusammenspiel der Kräfte, welche sie umgaben. Weisheit erfüllte ihren alten Körper und sie sagte zu Maria: „Reise zu meinem Bruder in Jerusalem. Nimm den Esel und reise. Doch es wird wichtig sein, dass du nicht allein reist. So werde ich mit dir gehen und mit dir gemeinsam meinen Bruder aufsuchen. Dann erzähle ihm alles, denn er ist ein Gelehrter und wird uns sicher einen guten Weg weisen." So machten sich beide Frauen auf. Sie packten alle notwendigen Dinge zusammen, vor allen Dingen einen großen Ziegensack voll mit Wasser. Und dann machten sie sich auf die beschwerliche Reise nach Jerusalem. Die Reise ging schneller vonstatten, als sie gedacht hatten. Sie kamen gut voran und so erreichten sie bereits nach fünf Tagen die Stadt Jerusalem, die wie ein großer Steinhaufen vor ihnen lag – eine Stadt mit vielen Menschen. Schon von fern konnten sie die Zinnen des salomonischen Tempels entdecken.

    Jerusalem, das Zentrum ihres Glaubens, die Heimstätte ihres Gottes. Sie hatten Jerusalem erreicht und schon bald bogen sie in die kleine, schmale Gasse, in der Joseph von Arimathäa mit seiner Familie lebte. Eine große Freude erfüllte das Haus, als Maria mit ihrer Mutter die Familie erreichte. Sofort wurde Wasser gebracht, damit den beiden Frauen die Hände, das Gesicht und die Füße gewaschen werden konnten. Es wurden Speisen aufgetragen und beide Reisenden waren über die Gastfreundschaft und die Zugewandtheit, die ihnen zugedacht wurde, sehr glücklich.

    Joseph von Arimathäa war ein stattlicher Mann. Er war groß, sehr groß für einen Menschen der damaligen Zeit. Er war gelehrt, er las viele Bücher. Häufig war er im Tempel, um sich dort mit den Pharisäern und Schriftgelehrten über die alten Schriften und über die Gesetze der göttlichen Natur zu unterhalten.

    Doch Joseph war anders, denn im Geheimen verehrte er die Große Göttin. Jene Göttin, die einst aus Ägypten mitgebracht wurde und die als Frau Jahwes bezeichnet wurde. Ashara, die Fruchtbarkeit, die weibliche Seite der göttlichen Natur.

    Offiziell durfte er diese Verehrung nicht praktizieren, denn es galt als Götzenkult, Ashara zu verehren. Und zu jener Zeit war es streng verboten, die Große Göttin nur zu nennen. Joseph kannte noch die Zeiten, als er Kind war und eine kleine Ashara-Figur jeden Hausaltar in Palästina schmückte. Doch dann kam der große Bildersturm. Ashara wurde verbannt und nur noch JWHW wurde verehrt. Aber ihre Kraft und ihr Licht wurden weiterhin verehrt. Ihre sieben heiligen Flammen brennen heute noch auf jeder Minora. Sie hat nur ihre Form verändert. Aus ihr wurde Ruach und aus ihr wurde Shekeina und in späteren Jahren der Heilige Geist. Das Wirken der göttlichen Natur in der Erschaffung des Lebens war für Joseph von Arimathäa sehr wichtig, denn er wusste um das Gleichgewicht der Kräfte.

    Und so waren ihm beide Frauen herzlich willkommen, denn die Frau erinnerte ihn an Ashara, an jene, die Leben gibt. Er freute sich über den Besuch seiner Schwester und seiner Nichte. Es muss etwas Wichtiges geschehen sein, dachte er versonnen, als er die beiden Frauen betrachtete, sonst hätten sie sich nicht auf diesen langen Weg gemacht!

    Joseph von Arimathäa:

    Da saßen sie nun, meine Schwester und meine Nichte. Sie saßen in meinem Innenhof und meine Frauen bewirteten sie. Was hat sie auf den Weg geführt? Was hat sie auf den Weg gebracht, eine so weite und gefährliche Reise von Nazareth in Galiläa bis nach Jerusalem zu wagen? Ich kann die beiden Frauen nicht verstehen, es ist sehr leichtsinnig. Ich sprach mit ihnen. Maria erzählte mir ihre Geschichte, das, was geschehen war. Und ich wusste sofort, sie hatte Kontakt mit dem Göttlichen gehabt. Und der Bote Gabriel war mir bekannt, denn seine Stimme erscholl in alten Zeiten. So gaben es die alten heiligen Texte von sich. Zuerst dachte ich, Maria bildete sich alles ein und konstruierte eine Geschichte. Doch Maria war nicht gelehrt, sie war ein einfaches Mädchen vom Land. Sie wusste nichts von Engeln und schon gar nicht kannte sie den Namen Gabriel. Woher wusste sie das?

    Dann erzählte sie mir von der Begegnung zwischen Josef und Gabriel. Ich spürte in mir, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprang und in mir wuchs eine tiefe Liebe zu jenem ungeborenen Kind, das sie unter ihrem Herzen trug. Ich wusste, ich würde dieses Leben schützen und ich würde dieses Leben in meinen Händen halten. Ich wusste, dieses Leben würde der Erlöser unseres Volkes sein, jener verheißene Messias, jener Gesalbte, der unser Volk befreien würde von der Herrschaft der Römer, von der Herrschaft der Sünde. Morgen würde ich weiter mit ihnen sprechen. So ließen wir den Abend beim Feuer der Öllampen ausklingen. Ich beobachtete Maria, wie sie gewachsen war, nicht körperlich, aber innerlich. Welch ein Leuchten von ihr ausging! Dieses Leuchten war der Schein der Ashara um sie, es war der Schein der weiblichen Gotteskraft!

    Ein neuer Tag in Jerusalem. Von der Ferne hörte ich das geschäftige Treiben des Tempels in den Vorhöfen. Ich hörte die Händler und das Rufen des Viehs. In den Gassen und Straßen pulsierte das Leben, denn das Laubhüttenfest stand unmittelbar bevor. Jeder in Jerusalem war damit beschäftigt, Vorbereitungen für diese Feierlichkeiten zu treffen.

    Maria saß schweigend am Brunnenschacht im Innenhof und schaute zu, wie einer meiner Diener Wasser aus dem Brunnen hochzog, um die Kamele zu tränken. Maria saß verträumt an diesem Brunnen und ich dachte: eine gute Gelegenheit, mit ihr noch einmal über das Gehörte zu sprechen. Ich wusste, um dieses Kind zu schützen, würde ich alles tun. Und so musste Maria mich nicht bitten, denn ich wusste, was zu tun war. Eine Hochzeit war auszurichten, und zwar möglichst schnell, damit diese Schwangerschaft im Schutz der Ehe fortgeführt werden konnte und kein Verdacht auf Maria fiel. So sagte ich ihr, dass ich sofort bereit war, nach Nazareth mitzureisen. In zwei Tagen sollte der Aufbruch sein.

    „Den alten Esel lassen wir hier, sagte ich zu ihr, „denn dieser Esel wird für deinen Sohn wichtig sein. Dieser Esel wird ein Stammvater für alle Esel sein, die das Göttliche tragen, auf dass sich die Schrift der alten Zeit erfülle, dass der Messias auf dem Rücken eines weißen Esels in Jerusalem einreiten wird. Wir nehmen die Dromedare. Sie sind schneller und effizienter. Und so werde ich mit einer Karawane, die ich nun bestücken werde, mit euch nach Nazareth zurückreisen, um dort das große Fest der Vermählung zwischen dir und Josef auszurichten und mit euch zu feiern. Maria fiel ein großer Stein vom Herzen, als sie die Worte ihres Onkels Joseph vernahm. Sie fühlte sich geschützt und getragen und sie spürte in sich, das Licht hatte recht behalten. Es würde für sie gesorgt werden und sie würde durch die Kraft des Lichtes versorgt werden, die Menschen zu Taten der bedingungslosen Liebe und der Barmherzigkeit lenkte.

    Die Karawane erreichte nach einer dreitägigen Reise Nazareth. Josef staunte nicht schlecht, als er seine Braut mit ihrem Onkel und seiner zukünftigen Schwiegermutter mit einer Karawane von über dreißig Dromedaren in Nazareth einreiten sah. Solch eine große Karawane hatte das ganze Dorf noch nie gesehen. Bedienstete begleiteten Joseph und zwei seiner sechs Frauen. Sie hatten Zelte und Köstlichkeiten aus Jerusalem dabei, alles für die Hochzeit. Joseph von Arimathäa fackelte nicht lange und verlor keine Zeit. Er ging sofort zum Rabbi des Dorfes, um bekannt zu geben, dass seine Nichte Maria den Zimmermann Josef heiraten würde, und zwar so schnell wie möglich. Der alte Rabbi von Nazareth wusste, worum es ging und warum Eile geboten war. Aber er schwieg still und beraumte einen baldigen Termin an. Und so wurde schon nach wenigen Tagen Hochzeit gefeiert. Ein wunderschönes Fest, das ganze Dorf war eingeladen. Es gab Musik, Tanz und gutes Essen, es gab Freude und Frohsinn.

    Ein kleines Haus am Rande des Dorfes stand leer. Eine alte Witwe, die vor vielen Jahren verstorben war, hatte in diesem Haus gewohnt. Nun wurde dieses Haus von dem frisch gebackenen Ehemann und seinen Freunden hergerichtet, sodass er und Maria eine Bleibe hatten. Maria und Josef zogen in dieses Haus. Joseph von Arimathäa schenkte ihnen drei Ziegen und fünf Schafe. Auch ein Stück Land gehörte zu dem Haus, welches Maria bestellte. Und Josef verdiente sein Geld als Zimmermann.

    Die Vollmonde und die Dunkelmonde wechselten sich ab. Und so kam eine Zeit, in der ein Bote aus Jerusalem in das Dorf kam und verkündete, dass eine Volkszählung anberaumt worden war, da der große Kaiser Augustus in Rom wissen wollte, wie viele Menschen in der Provinz Palästina lebten. So sollten Josef und auch seine Frau gezählt werden, und zwar in der Stadt der Vorfahren. Da Josef aus dem Geschlecht Davids stammte und dieses Geschlecht in Bethlehem ansässig war, musste sich Josef mit seiner Frau dort in die Volkszählungslisten eintragen lassen.

    Bethlehem war eine mehrtägige Reise weit weg von Nazareth. So zog Josef mit Maria nach Bethlehem. Maria war zu dieser Zeit im letzten Monat ihrer Schwangerschaft angekommen und trug schwer, denn sie war eine zierliche Person. „Ist es nicht zu beschwerlich für dich zu reisen?, frage Josef besorgt seine Frau. Nein, es wird gut gehen", sagte sie. Und so machten sie sich auf den Weg nach Betlehem, jener kleinen Stadt, um dort ihrer Bürgerpflicht nachzukommen. Nach einigen Tagen erreichten sie Bethlehem. Die Volkszählung war bereits in vollem Gange und die ganze Stadt war überfüllt mit Menschen, da viele Menschen aus dem Geschlecht Davids entsprungen waren. Alle Herbergen waren überfüllt. Aber das wussten Josef und Maria vorher schon und so suchten sie am Rande der Stadt nach einer kleinen Höhle, in der Ziegen und Schafe vor Unwetter Zuflucht fanden. Und sie fanden eine solche Stallhöhle.

    In dieser Höhle waren ein Ochse und ein Esel. Und dann erschien das Licht. Das Licht hüllte Maria und Josef ein und aus dem Licht traten Engel hervor. „Die Quelle kommt auf die Erde, sangen die Engel. Und Maria fiel in einen tranceähnlichen Zustand. Die Seraphim trugen Maria und sie schwebte. Getragen von Engeln gebar sie ihren Sohn, ohne Schmerzen und ohne Leid. Josef empfing ihn in dieser Welt als Mensch. Maria wickelte ihn und legte ihn in die Futterkrippe des Ochsen. Und der Ochse leckte dem kleinen Kind freundlich das Gesicht, hieß es willkommen im Namen aller Tiere auf dieser Erde. Und der Esel rief allem Bewusstsein der Tiere zu: „Gott ist erschienen in dieser Welt.

    Der Himmel erfüllte sich mit dem Licht und die Engel sangen über die Erde, dass das Licht nach der großen Drangsal und der großen Zerstörung angekommen ist. Aus dem Gesang der Engel formte sich im Universum eine Sonne, ein heller Stern. Er leuchtete und strahlte und wurde in der ganzen damaligen Welt gesehen. Jesus war geboren! In diesem Augenblick war es, als würde die ganze Schöpfung für einen kleinen Moment aufatmen und Frieden war spürbar auf der gesamten Erde. Und die Engel sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und allen Kreaturen, die Gnade empfinden in ihrem Herzen und Mitgefühl." Und Einigkeit schwang durch die gesamte Welt.

    Was für ein heiliger Moment!

    In dieser Nacht saß ich in meinem Innenhof in Jerusalem und schaute in den Himmel. Ein Blitz schien im dunklen Weltall zu leuchten. Ich sah genauer hin und sah einen Stern, der größer und heller strahlte als alle anderen Sterne. In mir wurde es still und ruhig. In diesem Augenblick wusste ich, es war geschehen – der Messias war geboren.

    Kapitel 4

    Ich saß mit meinen Freunden im Garten und wir tranken Wein. Plötzlich sahen wir über uns einen hellen Stern. So kündigten die Keilschriften meines Volkes einen neuen Herrscher an: Ein Zeichen am Himmel wird geschehen. Wir sahen diesen Stern und wir freuten uns, denn wir dachten, ein neuer Herrscher ist in Babylon geboren. Doch weit gefehlt. Wir sagten zu unseren Dienern: „Stellt eine Karawane zusammen. Wir möchten wissen, wo dieser König geboren worden ist. Wir möchten hin und ihm huldigen."

    In jener Nacht wusste die ganze Welt von der Geburt dieses Kindes, alle Tiere in den Wäldern, die Löwen in der Wüste, die Fische im Meer, denn alles Bewusstsein sah diesen Stern. Ein Symbol der ewigen Hoffnung für alle Menschen – auf Liebe, auf Geborgenheit, auf Zärtlichkeit, auf Getragen-Sein.

    Gott war nah und Gott war da, das symbolisierte dieses Kind. Freiheit für alle, die mit dem Herzen sahen und nicht mit den Augen. Frieden für alle, die mit dem Herzen Frieden ergriffen, weil sie es wollten und Freiheit für den Menschen aus den Ketten seiner Furcht.

    Es waren die Schulen des Lichtes, welche uns zu dem machten, was wir waren. Es waren die alten Schulen der Astrologie in Babel, angeschlossen an den Tempel des Baals. Diese Schulen wurden von unserem Weisen, König Nebukadnezar gegründet. Wir studierten in diesen Schulen und wurden zu jenen Astrologen, die dem Königshaus zur Seite standen. Wir lasen die Gestirne und wir lenkten über diese Energie die Geschicke unseres Königshauses und somit die Geschicke ganz Babylons. Wir drei gehörten zum Beraterstab des Königs und so hatte uns jenes Glück erreicht. Die, die wir doch aus einfachen Familien und einfachen Verhältnissen stammten. Wir waren jemand in der Gesellschaft.

    Hofastrologen, Weise wurden wir genannt. Und in jener Nacht sahen wir diesen leuchtenden Stern. Wir wussten aus den Kontakten mit den alten Schriften der Keile und auch aus einigen Kristallen, welche in der großen Bibliothek von Alexandria als Schatz gehütet wurden, von dem Wirken anderer Wesenheiten auf anderen Sternen, von den Sternenfahrern aus weit entfernten Welten. Wir verehrten die Anunnaki, die Sechsflügeligen als Boten unseres Gottes Baal. Wir sahen in jener Nacht diesen Stern, als wir in fröhlicher Runde zusammensaßen und die bevorstehende Hochzeit von Balthasars Tochter feierten. Dann war es da, dieses Leuchten, welches uns drei anzog, ja ich möchte sagen verzauberte. Denn in den alten kristallinen Fragmenten in Alexandrien hatte ich dank meiner ägyptischen Sprachkenntnisse die große Freude, diese Ankunft eines neuen Großkönigs auf dieser Erde zu lesen.

    Als ich die große Nova am Himmel sah, wusste ich: DAS Ereignis war eingetreten. Und ich brauchte nicht lange meine Freunde davon zu überzeugen, sich mit mir auf die Suche zu machen.

    Schnell war eine Karawane zusammengestellt. Wir brauchten nur zwei Tage dazu, denn unsere Dienerschaft war es gewohnt, dass wir häufig in die Wüste aufbrachen, um dort einen klareren Blick auf die Sterne zu haben und um dort mit den alten Sternenkarten aus Ägypten und den neueren Karten aus Babel Vergleiche anzustellen und Energieströme zu erkennen. Solche Vergleiche halfen uns bei der Vorhersage der Zukunft, halfen uns, Entwicklungsdefizite aufzuzeigen, Tage für Saat und Ernte festzulegen und auch die Momente religiöser Rituale, Opferungen oder Feiern zu Ehren unseres Gottes Baal auszurichten und zu terminieren.

    Wir drei wussten, dass wir uns nun auf eine längere Reise machen würden. Ich wollte diesen Großkönig sehen. Ich wollte wissen, wer er ist, zu welchem Volk er gehört und ich wünschte mir so sehr ein neues Erblühen eines großbabylonischen Weltreiches auf der Erde. So machten wir uns auf. Wir zogen durch Wüsten und Steppen. Wir zogen weiter und weiter. Tagsüber ruhten wir und in der Nacht leuchtete der Stern und zeigte uns den Weg. Wir folgten einem himmlischen Licht. Wie irrational, habe ich oft gedacht. Wohin führt uns das Leuchten dieses Sterns?

    Und so erreichten wir nach einigen Tagen ein sehr armseliges Land. Ein Land, welches ich nur aus den Schriften kannte: Palästina. Es war nicht gut, in Palästina inkarniert zu sein. Armut, Trockenheit. Ich kam von dem hängenden Garten der Semiramis (Babylon) und sah nur Staub, Steine und giftige Insekten. Ein lebensunwürdiger Ort. Doch der Stern wies uns den Weg. Und so ritten wir dem Licht des Sternes voller Vertrauen, dass er uns den richtigen Weg weisen würde, hinterher. Wir erreichten die Stadt Jerusalem.

    In Jerusalem wurden wir sehr würdevoll von den Wachen des herodianischen Palastes empfangen. Die Wachen erkannten unseren Stand, denn durch unsere Kleidung und unseren Schmuck hoben wir uns deutlich von den Bewohnern dieses Landes ab. So geleiteten uns die Wachen zum hohen Herrscher ihres Volkes, welcher sich Herodes nannte. Wir entboten Herodes unseren Gruß, so wie es die Etikette und das höfische Protokoll von Babylon vorschrieb. Wir huldigten ihm und sehr bald fragte er uns nach dem Grund unserer Reise. Er dachte, wir seien Abgesandte des babylonischen Hofes, welche mit ihm diplomatischen Kontakt aufnehmen sollten. Er bot uns sogar als Friedensangebot seine jüngst geborene Tochter an, um diese per Vertrag mit dem zukünftigen Thronfolger von Babylon zu vermählen, um dadurch eine Allianz zwischen Israel und Babylon zu bilden und die alte Feindschaft zwischen unseren Völkern in Frieden zu verwandeln.

    Kaspar sagte zu mir: „Was für ein weiser König dieser Herodes ist!" Balthasar war anderer Ansicht. Er raunte mir zu, er sei wie eine Wüstensandviper. Man könne ihm nicht trauen. So war höfisches Zeremoniell die Plattform unserer Dialoge; oberflächlich höflich, freundlich, aber eben nicht so sehr in die Tiefe gehend.

    So war jene Gesprächsführung, die wir wählten.

    Nach einigen Gläsern kanaanitischen Weines lockerte sich die Zunge von Herodes. Er fragte direkt und unverhohlen: „Was tut ihr in meinem Land? Und ich erzählte frei von dem Stern, der uns führte. Ich erzählte, dass wir uns auf einer Reise befänden, um den neu geborenen Großkönig zu suchen. Ich wusste nicht, dass ich damit einen großen Fehler beging, der mich bis zum Ende meines Lebens verfolgen würde. Ich wusste nicht, welche Schuld ich mir mit meiner Offenheit und meiner Direktheit auf meine Seele lud. Balthasar, der in diesem Punkt wesentlich weiser war als ich, stieß mir unbemerkt in die Seite. Ich verstand die Warnung sofort und versuchte, mich aus diesem Gespräch zu befreien. Doch Herodes hatte seine Schlinge schon längst um meinen Hals gelegt. Und ich spürte, wie er sie zuzog. „Ein neuer König? Sogar Großkönig?, säuselte er mir liebevoll zu. „Oh bitte, lieber weiser Mann aus Babylon, wenn du diesen neuen Großkönig findest, dann sage mir, wo, damit auch ich mit meinem Gefolge hinreisen und diesem neuen Großkönig huldigen kann." Balthasar und Kaspar atmeten hörbar mit einem leisen Zischlaut ein. Ich verstand die Warnung sofort. Hier war etwas Böses nicht greifbar, aber spürbar. Ich befand mich auf glühendem Boden und musste aufpassen, auf welchen Grund ich meine Worte setzte.

    Selbstverständlich log ich und sagte zu Herodes: „Sobald wir das Kind gefunden haben, werden wir dir einen Boten schicken, damit du weißt, wo du ihm huldigen kannst." Nach diesem Gespräch verließen wir seinen Palast. Er bot uns an, im Gästetrakt des Palastes zu wohnen, doch wir lehnten einstimmig sein Angebot ab. Denn Kaspar, der mit der Gnade der Vision geboren war, wusste, dass Herodes uns töten würde, sobald wir das Kind gefunden hätten. Außerdem sah er, dass Herodes uns nicht traute. So verabschiedeten wir uns mit den üblichen Komplimenten.

    Wir zogen es vor, in einem Gästehaus unweit des Nord-Tores von Jerusalem unsere Rast zu suchen. Dieses Gästehaus war eine Karawanserei und so konnten auch unsere Tiere versorgt werden. Besonders meinem Lieblingstier, einem indischen Elefanten, den ich als Kind geschenkt bekommen und zum Reittier ausgebildet hatte, setzten die Strapazen der Wüstenreise erheblich zu. Er brauchte viel Wasser und einen Tag der Erholung, den wir uns nun auch gönnten. Ein Tag der Ruhe und der Betrachtung, ein Tag der neuen Pläne und der Weiterreise in der Nacht. Wir alle drei wussten, dass wir nicht an den Hof des Herodes zurückkehren würden. Und wir wussten auch ganz genau, dass Herodes dem Kind Leid antun wollte.

    Kapitel 5

    Ich war wütend. Nein, ich war mehr als das. In mir brannte ein Feuer wie in den lodernden Schalen im Tempel des Gottes Baal. Wut stieg in mir auf. Flammen schlugen in meinem Herzen, die mein Inneres und meine Beherrschung zu verbrennen drohten. Was für ein König war dieser Herodes! Als ob wir seine Arglist nicht bemerkt hätten! Wütend stapfte ich durch mein Zimmer in der Karawanserei in Jerusalem. Und ich suchte in meiner großen Tasche jenes Objekt, das mir Trost verhieß. Ich suchte, doch ich fand es nicht. Doch plötzlich spürte ich etwas Hartes in meiner Hand und zog es hervor. Da war sie, die alte Statue der Göttin Artemis, welche ich aus Ephesos von meiner letzten Reise mitgebracht hatte. Meine Mutter stammte aus Ephesos. Sie sagte schon als Kind zu mir: „Wenn du Nöte hast, wende dich an Artemis! An jene, die Liebe verspricht und die Leben gebiert, jene, die Heilung gibt durch ihr Gift der Bienen. Und so zog ich die Statue hervor, stellte sie auf einen Sims, entzündete etwas Weihrauch vor ihr und kniete mich hin vor die Große Mutter und bat sie, mein inneres, loderndes Feuer zu löschen. Doch je mehr ich betete, desto stärker loderten die Flammen in mir. Und dann war es da, dieses helle Licht, das aus der Statue direkt in mein Herz zu leuchten schien. Und ich hörte, wie sie, Artemis, zu meinem Herzen sprach. Sie sagte: „Balthasar, geh und rette das Kind! Ermögliche ihm die Flucht! Gib dein Gold, gib es hin, denn der kleine König muss sein Reich verlassen, um lebendig zu sein. Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben! Nimm deinen Zorn und nimm deine Wut und wandle diese Energie in dir zu Schutz und zu einem Schirm für diesen kleinen König. Während sie sprach, schien mein Herz in meiner Brust zu zerreißen. Und sie zeigte mir grausame Bilder. Ich sah in meinem Herzen, was Herodes vorhatte.

    Ja, ich werde dieses Kind schützen und sei es das Letzte, was ich in dieser Inkarnation in dieser Welt tun werde. Ja, ich selbst würde zu einem Gott der Rache werden, wenn es sein müsste, und ich würde alles hinwegstoßen, was diesem Kind schaden könnte.

    Meine ganze innere Ruhe, meine gesamte Weisheit, die ich in den Schulen von Ephesos und Babel erlernt hatte, all diese Dinge schienen wie in einem Gebiet der Wüste, in dem Treibsand ist, versandet zu sein. Ich steckte in einem Strudel des Zorns, der mich mehr und mehr wie ein gefräßiges, großes Tier in sich hineinzog. Ich strampelte, doch ich konnte mich nicht wehren. Der Sog war so stark. Doch das Licht der Artemis und die Heilung, die sie durch ihr Licht gab, ließen mich in diesem Sog treiben. Ich wusste, am Ende würde alles gut sein.

    Ich würde mein Licht diesem neuen König zur Verfügung stellen und ich freute mich auf die Begegnung mit diesem Kind. So verließ ich mein Zimmer, denn ich wollte mir den großen Tempel des Gottes Jahwe in Jerusalem anschauen. Ich wusste, dass ich als Nicht-Jude den Tempel nicht betreten durfte. Aber ich wollte mir doch von außen das Bauwerk, von dem ich schon viel gehört hatte, betrachten.

    Vor dem großen Tempel gab es ein Haus, in dem ein Modell des Tempels stand. So konnte ich mir am Modell vorstellen, wie es

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