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Die Weltenbummler in Indien: Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa
Die Weltenbummler in Indien: Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa
Die Weltenbummler in Indien: Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa
eBook370 Seiten4 Stunden

Die Weltenbummler in Indien: Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa

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Über dieses E-Book

Die Weltenbummler in Indien, Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa.
Endlich mal wieder ausgiebig Zeit, etwas Neues zu entdecken. Dieses Mal sollte es Indien sein. Den Norden mit seinen touristischen Sehenswürdigkeiten und Kerala im Süden mit den herrlichen Stränden hatten die Weltenbummler schon mehrfach bereist. Taj Mahal, das rote Fort, Palast der Winde und Amber Fort waren für sie faszinierend. Nach Goa, dem Traumziel für unzählige Aussteiger und Backpacker, hatten die zwei es bisher nicht geschafft. Jetzt wollten sie sich drei Monate Zeit nehmen, um die herrlichen Strände und deren Hinterland zu erkunden. Dass es im Hinterland nicht viel zu entdecken gab, die Strände dafür alle Erwartungen übertrafen, wurde ihnen recht bald klar.
In Form eines Reisetagebuchs, mit knapp 200 Bildern in Schwarzweiß und Farbe, berichten die zwei Weltenbummler ihre Erlebnisse vor Ort. Von raffgierigen Taxifahrern, aber auch extrem günstigen Reisemöglichkeiten in öffentlichen Bussen, von Fressgelagen am abendlichen Strand und vielfältigen Genüssen in einfachen und gehobenen Restaurants wird berichtet. Im Internet zu arbeiten oder den eigenen Blog hochzuladen, war zeitweise unmöglich und verlangte unendliche Geduld. Und immer wieder die Frage der einheimischen Bediensteten: "Habt ihr in Deutschland nicht einen Job für mich?"
Sonne und heiße Temperaturen waren an der Tagesordnung. Doch plötzlich war nichts mehr, wie es vorher war. Das Corona-Virus beherrschte die Welt und breitete sich rasant aus. Per WhatsApp und E-Mails wurden die zwei von den Freunden zu Hause immer mehr und intensiver aufgefordert, Goa baldigst zu verlassen. Den beiden wurde immer mehr bewusst, dass es nur eine Möglichkeit gab, dem Chaos die Stirn zu bieten und gesund der Krise zu entkommen: Nichts wie ab nach Hause! Leider stellte sich heraus, dass dies einfacher gesagt als getan war. Endlich zu Hause angekommen, fühlten sie sich wie in einer fremden Welt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum28. Juli 2020
ISBN9783347099944
Die Weltenbummler in Indien: Tagebuch einer 80-tägigen Reise durch Goa

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    Buchvorschau

    Die Weltenbummler in Indien - Gerhard Moser

    Januar 2020

    13.-14.01.20, Montag und Dienstag – Abreise

    Vier Uhr aufstehen, überhaupt nicht unsere Zeit. Koffer und Gepäck waren fertig, da wir schon am Abend zuvor alles nochmals überprüft, und die letzten Sachen gepackt hatten. Vermutlich war es das Reisefieber, welches uns in der letzten Nacht zu Hause kaum zwei Stunden schlafen ließ. Als dann der Wecker läutete, hätten wir gut und gerne noch länger schlafen können.

    „Wollen wir überhaupt fliegen?, blinzelte ich verschlafen beim Aufstehen. Es ging alles zügig voran. Wir erreichten pünktlich die U-Bahn, die uns in zwei Minuten zum Hauptbahnhof brachte. Sogar der ICE kam pünktlich und war kaum belegt. Erst in Montabaur und Limburg wurde es durch die Berufspendler recht voll. Am Flughafen in Frankfurt standen wir dann minutenlang und konnten nicht aussteigen. „Wegen eines technischen Defektes lassen sich die Türen leider noch nicht öffnen. Ich melde mich, sobald es weitere Informationen gibt, tönte die Stimme des Zugbeleiters durch die Waggons. Na toll, irgendetwas ging aber auch immer schief. Wir hatten in all den vielen Jahren kaum einen Urlaub begonnen, der nicht mit einem Defekt, einer Verspätung oder sogar einem Zugausfall begann. Warum sollte es dieses Jahr anders sein? Nach wenigen Minuten fuhr der Zug wieder an. „Sehr geehrte Reisende. Sobald der Zug den endgültigen Haltepunkt erreicht hat, lassen sich auch die Türen öffnen. Soviel zum technischen Defekt. Anschließend stürmten alle los. Jeder wollte schnellstmöglich zu seinem Gate. Leider war der CheckIn gleich am Beginn des Terminals nicht für unsere Fluglinie geöffnet. So mussten wir den unendlichen Weg zum Terminal 1, Halle C, hinter uns bringen – und das mit drei riesigen Gepäckstücken und zwei Rucksäcken. Als wir den Schalter fanden, war es fast acht Uhr. In zwei Stunden war Abflug. Oman Air sah das allerdings recht locker und hatte für die normale Flugklasse nur zwei Schalter geöffnet. Als wir an die Reihe kamen, waren wir mehr als überrascht. Achim wollte am Tag zuvor im Internet die Sitzplätze reservieren, bekam aber nach Eingabe der ganzen Daten den Hinweis, dass eine Buchung momentan nicht möglich sei und er es später erneut versuchen solle. „Dann machen wir es morgen am Schalter… Und jetzt stellte sich heraus, dass seine Eingaben kostenlos gebucht waren, sogar unsere Wunschplätze standen für uns zur Verfügung. Besser konnte es nicht laufen und wir hatten endlich die drei schweren Gepäckstücke los. Jetzt konnten wir beruhigt losziehen und eine Möglichkeit fürs Frühstück suchen. In der Schlange zur Sicherheitskontrolle standen wir allerdings unendlich lange an, da nur zwei Schalter geöffnet waren und auch das Flugpersonal gleichzeitig bevorzugt geprüft wurde. Als wir endlich durch waren, gab es nur einen Verkaufskiosk, an dem wir für 5 € eine Flasche Wasser kauften und die mitgebrachten Kekse verzehrten. Frühstück hatten wir uns allerdings etwas anders vorgestellt. Geplant war ein ausgiebiges Frühstück mit allem Drum und Dran. Nach einer kurzen Wartezeit ging auch schon das Boarding los. Ein Gedränge und Geschiebe setzte ein. Wie gewünscht, hatten wir für diesen Flug zwei Plätze direkt links und rechts des Ganges. So brauchten wir niemanden zu stören, wenn wir mal zum WC mussten. Neben mich kam, recht spät ein junger Mann. Vom ersten Moment an verströmte er eine Duftwolke, die man kaum aushalten konnte. Bestimmt hatte er sich in den letzten Tagen nicht der Mühe einer Dusche unterzogen und dann die dreckigsten Klamotten angezogen, die er in seinem Sammelsurium gefunden hatte. Der Geruch nach unangenehmer Schweißbildung hing in der Luft und war kaum zu ignorieren. Gut, dass ich als Pflegekraft ganz andere Gerüche gewohnt war. Achim machte dann allerdings die Flugbegleiterin auf die Misere aufmerksam, da er sich, selbst auf dem Platz gegenüber dem Gang stark belästigt fühlte. Kurz nach dem Erreichen der Flughöhe kam die Flugbegleiterin, stupste mich im Vorbeigehen leicht an die Schulter und gab mir dezent ein Zeichen, ihr zu folgen. Am Übergang zur nächsten Klasse, in der Reihe mit extrem guter Beinfreiheit, wies sie mir einen der drei freien Plätze zu. Wenige Minuten später folgte auch Achim ihrer Aufforderung und setzte sich strahlend neben mich. Die Toiletten, die sich gleich im Durchgang vor uns befanden und die ganze Zeit recht lebhaft frequentiert wurden, waren da das entschieden kleinere Übel. Der Mitreisende, der sich im übernächsten Sitz breit gemacht hatte war zwar ein kleines Schwein, da er seine Abfälle einfach auf den Sitz zwischen sich und Achim oder auf den Boden warf, war aber sonst gut zu ertragen. So brachten wir die sechs Stunden bis Maskat mit Essen, Lesen und kurzen Schlafperioden um. Den riesigen Flughafen von Maskat liefen wir dann Kreuz und quer ab, setzten uns zeitweise Mal in bequeme Sessel, tranken Wasser und versuchten, unseren Kreislauf in Schwung zu bekommen. Die vergangene kurze Nacht, die drei Stunden Zeitverschiebung und die Anstrengungen der letzten Zeit, machten uns ganz schön zu schaffen. Wir dachten, im Flughafen würde etwas von der dreitägigen Staatstrauer wegen des verstorbenen Sultans zu bemerken sein, fanden aber überhaupt keinen Hinweis darauf. Warum auch, der Cousin des alten Herrschers war schließlich bereits vereidigt.

    Endlich ging es weiter in Richtung Goa.

    Die zwei jungen Frauen, die auf diesem Flug neben mir saßen, machten es unmöglich, für einen Moment die Augen zu schließen. Sie schnatterten und quasselten ununterbrochen. Selbst während der Mahlzeit, – wie auf dem ersten Flugabschnitt, gab es für mich wieder Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln – war eine von beiden immer am Reden. Kein Wunder, hatten sich deren Ehemänner zehn Reihen vornedran gesetzt. Für sie war es bestimmt eine Erholung, das Gerede nicht hören zu müssen. Bereits im Terminal waren uns die zwei Paare aufgefallen und wir waren da schon der einhelligen Meinung, dass es eine „Bestrafung darstellt, wenn man solche Quasselstrippen neben sich ertragen muss. Nun hatten wir den Salat. Der Flug ging schnell vorbei. Kaum war das Essen serviert und das Tablett wieder abgeräumt, ging der Flieger schon in den Landeanflug über. Da Goa erneut 1,5 Stunden Zeitverschiebung bedeutete, waren wir kurz nach drei Uhr schon in Goa. Sogar die Einreise wurde mittlerweile vereinfacht und ging recht zügig. Wer dann allerdings fehlte, war unser Taxifahrer, den Achim von zu Hause aus über das Internet gebucht hatte. Er kam mit einigen Minuten Verspätung. Zwischenzeitlich wollten uns ein Dutzend andere Taxifahrer aufgabeln und waren enttäuscht, dass wir bereits vergeben waren. Die Verspätung holte unser Fahrer aber wieder auf, indem er die gute Stunde bis zum Ziel fuhr, als wäre der Teufel hinter ihm her. Meine Mutter hätte gesagt, er fährt, wie eine „gesenkte Sau. Mit dem Auffinden unseres gebuchten Hotels wurde es dann aber mehr als problematisch. Er fuhr kreuz und quer durch Morjim, bog in Feldwege ein, die nicht unbedingt für Autos gedacht waren und kehrte wieder um. Die Navigations-App auf seinem Handy schickte ihn hin und her, aber nicht an den richtigen Ort. Schließlich fragte er einen anderen Taxifahrer, der mitten in der Nacht am Wegesrand auf Kundschaft wartete. Diese Info führte endlich, nach über einer Stunde, zum Erfolg. Bei der Einfahrt in die Hotelzufahrt sah Achim, wie sich ein Kopf hinter dem Tresen emporhob, verschlafen um sich blickte und wieder in der Versenkung verschwand.

    „Ich glaube, wir sind hier verkehrt." Der Taxifahrer war völlig verunsichert.

    „Nein, ich habe den Kopf hinter dem Tresen rauskommen sehen. Der schläft da. Wir gehen jetzt rein." Achims energisches Auftreten gab dem Taxifahrer wieder Mut. Ihm reichte es langsam auch, da er schließlich baldigst zurück zum Flughafen musste.

    Beide gingen an die Rezeption des Hotels. Kurze Zeit später kam Achim allerdings wieder zum Auto zurück, wo ich als Wächter unseres Gepäcks fungierte. Die Nachricht, die er mir überbrachte, war allerdings alles andere als erfreulich. „Agoda (das Portal im Internet für weltweite Hotelbuchungen) hat die Reservierung zwar weitergegeben, aber OYO (eine Gesellschaft, die sehr viele Hotels und Restaurants in Goa verwaltet) kennt nur ihre eigenen Reservierungsnummern und will nichts von unserer Reservierung wissen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass in den nächsten Tagen in diesem Hotel etwas frei wird. Ich merkte ihm an, wie sauer er war. Zurück am Tresen telefonierte er mit Agoda und OYO (werden nie mehr etwas buchen, dass von OYO verwaltet wird), die ihm monoton beschieden, dass es schon mal passieren könne, dass ein Zimmer kurzfristig vom Hotel doppelt belegt, dies aber dem Kunden immer rechtzeitig mitgeteilt würde. Pustekuchen. Jetzt standen wir morgens um sechs ohne Hotelzimmer da und der Taxifahrer war bestrebt, schnellstens den Rückweg anzutreten. Ein dickes Trinkgeld „überzeugte ihn aber, uns doch noch verschiedene Hotels zu zeigen. Schon im ersten Hotel wurden wir fündig. Allerdings kostete uns das Zimmer fast den dreifachen Preis des eigentlich gebuchten. Die Lage war zentral, das Umfeld in Ordnung und das Restaurant im Hotel machte auch einen guten Eindruck. Der Rezeptionist bot einen Rabatt an, wenn wir neun Nächte buchen sollten. Für Übernachtung mit Frühstück verlangte er dann 60 €, statt der üblichen 70 €. Kaum waren die Koffer aus dem Auto, fuhr das Taxi zügig davon.

    Der Zimmerpreis musste sofort per Kreditkarte bezahlt werden, was wir eigentlich vermeiden wollten, weil wir lieber in indischen Rupien bezahlt hätten. Darauf ließ sich der Zerberus aber nicht ein. Mussten wir eben in den sauren Apfel beißen. Nachdem wir von einem Mitarbeiter aufs Zimmer gebracht wurden und uns alles näher erklärt worden war, rückte der junge Mann lächelnd wieder ab. Im Restaurant machten wir uns zunächst hungrig über das angebotene Büfett her.

    Speiseraum des Hotels

    Es war alles da, was man sich wünschen konnte, allerdings fast alles in indischer (feuriger) Version. Für die 10 €, die wir für die zwei Essen bezahlen mussten, waren wir hinterher bestens bedient. Das Personal war überaus freundlich, strahlte und bemühte sich, alles zu unserer vollsten Zufriedenheit zu erledigen. Nach und nach kamen die anderen Hotelgäste ins Restaurant. Die Meisten kamen aus Russland. Und wieder bewahrheitete es sich, was wir schon lange auf unseren verschiedenen Reisen erfahren mussten: Die Welt wurde nicht besser, seit immer mehr Menschen reisen können. Egoistische Herrenmenschen, die das Personal durch die Gegend scheuchten, ohne Lächeln oder Dank nach dem Essen aufstanden und ihren Saustall auf dem Tisch einfach zurückließen. Doch auch die einheimischen Urlauber waren nicht viel besser. Sie machten immer den Eindruck, aus einer besseren Kaste zu kommen und benahmen sich dementsprechend fordernd.

    Nach dem Frühstück wollten wir uns zwei Stündchen aufs Bett legen. Daraus wurden allerdings dann doch drei. Danach erkundeten wir die Umgebung, entdeckten vor der Tür den Geldwechsler, gegenüber gab es einen Obststand. An diesem Stand verkaufte eine alte Frau ihr Obst und nur wenige Meter entfernt gab es einen kleinen Supermarkt. Mehr wollten wir an diesem Tag auch nicht unternehmen, da unser Kreislauf völlig aus dem Ruder geraten war. Allerdings wollten wir uns bis zum Abend wachhalten, um künftig den Tag-Nacht-Rhythmus nicht ganz durcheinander zu bringen. Tatsächlich gelang es uns, bis halb zehn durchzuhalten. Nach einer Dusche kippten wir dann in die Betten und schliefen, mit kurzen Unterbrechungen bis zum nächsten Morgen durch.

    15.01.20, Mittwoch – Morjim

    Wir wurden erst gegen halb neun wach. Gemütlich machten wir uns fertig. Endlich rasieren, richtig Zähne putzen und die Sachen aus dem Koffer nehmen zu können. Jetzt begann der Urlaub. Danach gingen wir zum Frühstück. Auch heute schwirrten wieder sechs Leute vom Personal herum, füllten das Büfett nach, bereiteten die Eier ganz nach Wunsch zu und brachten die gewünschten

    Unser Zimmer im Red Fox

    Getränke. Wir setzten uns auf die hintere Terrasse, auf der nur zwei Tische standen. Kaum hatten wir unsere Getränke abgestellt und wollten zum Büfett gehen, kam die erste Krähe angeflogen und setzte sich auf eine der Stuhllehnen. Kannten wir schon aus den letzten Urlauben in Indien. Sollte heißen: Es muss immer einer am Tisch bleiben, sonst war der abgestellte Teller bei der Rückkehr geräubert. Auch die Katze saß schon bereit, sich ihren Anteil vom Teller zu stibitzen. Es gelang uns, alles auf den Tisch zu bekommen, was wir wollten. Und wieder zeigte sich die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals. Immer wieder kam einer von ihnen heraus und fragte, ob alles in Ordnung sei oder wir noch etwas bräuchten. Das Wetter war angenehm, wenn auch nicht zu warm. Der leichte Wind ließ uns sogar etwas frösteln. Trotzdem genossen wir jeden Moment.

    Am Frühstücksbüfett gab es eine große Auswahl an Köstlichkeiten der indischen Küche

    Nach dem Frühstück machten wir uns auf, das Meer zu suchen. „Immer die Straße rechts runter, dann kommt ihr automatisch ans Meer", erklärte uns einer vom Personal. Also gingen wir los, frisch mit Sonnencreme versorgt, Sonnenbrille auf der Nase und den Hut bzw. mein ungewohntes Käppi auf dem Kopf. Links und rechts gab es immer wieder Obstgeschäfte, kleine Restaurants und Ferienanlagen. Unzählige Hunde lagen am Wegesrand, keiner nahm von uns Notiz. Kühe und Buckelrinder kamen uns gemütlich entgegengeschlendert.

    Nach nur zehn Minuten kamen wir ans Wasser. Allerdings war das ein Fluss und keinesfalls das Meer. Gegenüber war Land zu sehen, Fischerboote lagen am Ufer. Wir liefen drauflos und kamen nach weiteren zehn Minuten tatsächlich an ein großes, tosendes

    Gewässer. Das musste nun das Meer sein. Nur wenige Leute hatten am großen Strand verteilt ihr Domizil aufgeschlagen. Einige schwammen im Wasser, andere lasen oder dösten in der Sonne. Wir liefen immer am Rand des Meeres entlang, die Füße im kühlen Wasser. Ein echtes Urlaubsgefühl. Schon nach wenigen Metern fühlte sich das Wasser angenehm warm an. Nach zehn Minuten kamen die ersten Liegen und Lokale in Sicht. Auf 100 Meter standen die Liegen in Dreierreihen, überdacht mit geflochtenen Matten auf vier Stützpfeilern, welche die Sonnenschirme ersetzten. Naturmaterialien, ganz nach unserem Geschmack. Danach wieder Pause, bis einige Hundert Meter weiter die nächste „Gastronomie mit Liegeplätzen" kam. Die Touristen aus Russland dominierten. Auch viele Inder waren anzutreffen. Deutsch hörten wir nirgendwo. So konnten wir eine gute Stunde am Strand gehen, die Füße mal tiefer, mal weniger tief im Wasser. Rechts zogen sich die Palmenhaine und Lokale dahin. Doch nirgendwo hatte man das Gefühl, dass der Strand von Touristen überlaufen wäre. Viele Kinder tobten im Wasser, immer von Eltern oder Großeltern beaufsichtigt. Die Rettungsschwimmer hatten in Abständen ihre Hochsitze aufgebaut, pfiffen die übermütigen Schwimmer zurück, die sich zu weit ins Meer wagten, oder dösten einfach vor sich hin. Nach gut drei Kilometern wechselte das Leben am Strand. Statt Touristen und Restaurants folgten Fischerboote und Hütten, in denen vermutlich die Einheimischen wohnten. Diese Hütten zogen sich weit ins Landesinnere. Fischer waren dabei ihre Netze zu kontrollieren und Löcher zu flicken. Allem Anschein nach war der Strand zu Ende. Große Steine, die wie flüssige, schwarze Lava aussahen, lagen am Strand und im Meer. In der Mitte stand ein einzelnes, weißes Kreuz, mit Blumen geschmückt.

    Als wir dann um die Biegung des Strandes gingen, eröffnete sich der nächste Strandabschnitt. Allerdings waren wir nun schon bestimmt zwei Stunden unterwegs und drehten lieber um. Morgen war ja auch noch ein Tag. Bei der nächsten Möglichkeit bestellten wir uns an einem kleinen Verkaufsstand jeder eine Kokosnuss zu je 80 INR (knapp 1 €). Allerdings ergab die Flüssigkeit in der Nuss kaum den Inhalt eines normalen Trinkglases und die essbare Masse, nach dem Öffnen war kaum der Rede wert. Dafür wollte uns der Verkäufer direkt ins Restaurant dahinter „abschleppen. Wir sahen uns die Lokalität an, studierten oberflächlich die Speisekarte – und gingen. Wir waren nach dem ausgiebigen Frühstück und der gestrigen „Frustfresserei überhaupt nicht hungrig. Ohnedies hatten wir uns vorgenommen, heute zum Mittagessen nur Obst zu genießen. So schlenderten wir gemütlich zurück, kamen schließlich wieder am Fluss an und mussten vorsichtig an verschiedenen Stellen um Steine und Bäume herumgehen, da die Flut jetzt ihren Höchststand erreicht hatte. Als wir zur Straße hochgehen wollten, lagen da zwei Hunde, die uns bellend und knurrend entgegensahen. Erst als hinter uns eine Frau mit drei streunenden Hunden kam, merkten wir, dass diese Reaktion nicht uns, sondern den Hunden galt. Wir konnten ungehindert weitergehen. Die Frau war eine typische „Hundesammlerin". Kurz darauf bog sie links in eines der vergammelten Resorts ab. Die Hunde folgten ihr, vermutlich in der Hoffnung, etwas zu fressen zu bekommen. Eigentlich gab es auch genug arme Leute, denen man helfen konnte.

    Am Weg setzten wir uns in eine kleine, saubere Hütte mit vier Tischen und genossen einen frisch gepressten Ananassaft (ca.80 Cent) und eine Flasche Wasser (39 Cent pro Liter). Achim wollte einen Bananenshake, bestellte aber irrtümlich Papaya, der ihm dann überhaupt nicht schmeckte. Getreu unserer Devise, dass alles stehenbleibt, was nicht schmeckt oder uns nicht geheuer vorkommt, ließ er das Getränk dann auch stehen. Gegenüber dem Hotel kauften wir bei der alten Frau (vermutlich sah sie älter aus, als sie tatsächlich war) 8 gelbe, zuckersüße Passionsfrüchte, ein Kilo Mandarinen und vier kleine Bananen. Insgesamt zahlten wir dafür 200 INR = 2,60 €. Das war unser Mittagessen, welches wir auf der Liege am Pool genossen. „So herrlich kann das Leben sein… war Achims Kommentar. Während Achim danach die Bilder am Laptop bearbeitete, machte ich eine Stunde Mittagsschlaf. Nachdem Achim zum ersten Mal den Pool in Anspruch nahm, der mir jedoch viel zu kalt war, bestellte ich mir einen alkoholfreien Cocktail. Ungläubig sah mich der Kellner an. „Alkoholfrei? Wir haben da 20 verschiedene Rum-, Wodka-, Whisky- und Gin Sorten. Warum dann ohne Alkohol? Er zeigte einladend auf den Tisch neben dem Pool, wo die ganzen Flaschen säuberlich aufgereiht waren. „Ich will aber keinen Alkohol, sondern eine Mischung aus Obst, Eis und das Ganze ohne Zucker, war meine Reaktion. „Weltweit bekommt man alkoholfreie Cocktails, warum nicht hier, in einem Hotel der gehobenen Klasse? Diese Aufgabe sah Junian, der Kellner, als Herausforderung. Er zog sein Handy aus der Tasche und suchte bei Google nach „alkoholfreien Cocktails. Schließlich zeigte er mir einen Mochito. „Ist dieser Drink so etwas, was du möchtest? Er hielt mir sein Handy entgegen. Zunächst erkannte ich vor lauter Sprüngen im Glas des Handys kaum etwas. „So, oder ähnlich, gab ich meine Zusage. „Gut, ich werde versuchen, etwas zu kreieren. Er ging – und hantierte fast eine Stunde, bis er schließlich mit einem kleinen Gläschen ankam, in welchem eine grüngelbe Flüssigkeit schwappte. Obenauf schwamm eine Scheibe Limone und ein kleines Minzblatt. Sah gut aus und schmeckte nicht schlecht. Etwas weniger Limone, und das Getränk wäre perfekt gewesen. Junian strahlte übers ganze Gesicht, als er merkte, dass er eine gute Leistung vollbracht hatte. Die Rechnung schickte er dann gleich hinterher: 150 INR = 1,90 €. Dafür füllte er das Glas gleich nochmal, da er den „Rest" nicht wegschütten wollte.

    Zum Abendessen gingen wir ins „Café Tanvi, auch eine Empfehlung von Junian und gleich 50 Meter schräg gegenüber dem Hotel. Es sollte sich herausstellen, dass es eine hervorragende Empfehlung war. Achim bekam das bisher beste „Tofu Butter Masala, dazu bestellten wir Reis und Knoblauchbrot und ich in Knoblauch und Pfeffer gebratenen Tintenfisch. Der Fisch war allerdings zu lange in der Pfanne und dadurch zäh wie Kaugummi. Mit frischem Ananassaft und einer großen Flasche Wasser bezahlten wir dann 720 INR. Mit Trinkgeld ergab das die unvorstellbare Summe von knapp 10 €. Nach einer erfrischenden Dusche legten wir uns gegen halb zehn zur „wohlverdienten Nachtruhe".

    16.01.20, Donnerstag

    Die Nacht war lebhaft. Türenschlagen, heiße Diskussionen auf dem Flur und vor dem Haus. Da unser Zimmer zum Innenhof lag, bekamen wir vom offenen Restaurant im Erdgeschoss alles mit. Die Musik lief auf Hochtouren, auch, wenn vermutlich nur noch das Personal da war. Das hatte wohl irgendeiner mal gehört, gelesen oder erlebt, dass Gäste gerne laute Musik mögen. Während des Frühstücks fiel – mal wieder – der Strom aus. Das passierte öfters und wurde immer mit einem lauten Knall angekündigt. Danach hörten wir einen vom Personal rennen – und kurze Zeit später klappte wieder alles. Wenn der Stromausfall in der Nacht passierte, schlug zunächst eine Tür, was sich dann wie ein Gongschlag anhörte. Gut, dass wir von zu Hause einiges an Außenlärm gewohnt waren. So ging uns dieser Lärm am A… vorbei.

    Um halb zehn wurden wir wach. Da es bis halb elf Frühstück gab, war noch alles im grünen Bereich. Das Essen war heute wieder vielfältig, gut indisch gewürzt und lecker. Da es eine große Auswahl gab, fand man immer das Richtige. Ein Eier Omelett oder ein frisch gebackenes Dosa (ganz dünner Pfannkuchen, individuell gefüllt mit verschiedenem Gemüse, serviert auf einem großen Teller und verschiedenen Dips), täglich frisches Obst und diverse Säfte. Dazu eine Auswahl an mindestens zehn Pfannen mit vegetarisch und nicht vegetarischen Zubereitungen. Fast alles, was das Herz begehrte. Was fehlte war Wurst, Käse und deftiges Brot. Doch daran konnte man sich schnell gewöhnen.

    Nach dem Frühstück machten wir uns fertig für einen ausgiebigen Strandspaziergang. Wir wollten heute den „kurzen Weg zum Strand finden und ließen ihn uns vom Personal erklären. „Diese Straße immer geradeaus, dann kommt ihr zum Strand. Dieser Weg ist viel kürzer und schneller, erklärte uns Junian. Allerdings vergaß er zu erwähnen, dass der Weg viel schmutziger und vor allem heiß, da völlig windstill, war. In der Tat kamen wir nach einer viertel Stunde ans Meer. Der Weg führte uns an dem Hotel vorbei, welches wir ursprünglich gebucht hatten. Da fiel uns auf, welch ein glücklicher Zufall es war, dass die kein Zimmer

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