Amüsante Familiengeschichten
Von Annette Weber
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Buchvorschau
Amüsante Familiengeschichten - Annette Weber
HAPPY END FÜR FLÖCKCHEN
Jedes Wochenende fahren Maria und Herbert Berger in den Berliner Grunewald. Sie besitzen dort einen großen Schrebergarten mit einem hübschen Gartenhäuschen. Die beiden haben sich das kleine Häuschen so eingerichtet, dass man sogar bequem darin schlafen kann. So ist es auch möglich, einige Tage dort zu verbringen.
An diesem Wochenende ist es sehr warm. Herbert parkt sein Auto unter der großen, schattigen Linde. Dann laden er und seine Frau den Wagen aus und tragen alles in das kleine Häuschen. Zuerst wird der Käfig mit den Wellensittichen ins kleine Wohnzimmer getragen. Dann folgt der Koffer mit den Kleidungsstücken und die Kiste mit den Lebensmitteln.
„Diesmal hast du aber viel eingekauft", wundert sich Herbert und schaut neugierig in die Kiste.
Maria lacht.
„Kein Wunder. Ich will ja noch einen Kuchen backen."
Herbert schmunzelt vergnügt. An diesem Wochenende wollen ihre Kinder sie im Schrebergarten besuchen. Darauf freuen sich die beiden sehr.
Herbert und Maria haben zwei Kinder, Anita und Klaus, die ebenfalls in Berlin leben. Sie wohnen mittlerweile nicht mehr bei ihren Eltern, aber wenn das Kaffeetrinken im Grunewald ansteht, kommen sie gern vorbei.
„Ich kümmere mich mal um die Tomaten", brummt Herbert und verschwindet im Gemüsegarten. Maria beginnt in der Zwischenzeit mit dem Kuchenbacken.
„Oh, Mutti backt Kuchen", plappert Flöckchen, der weiße Wellensittich mit dem blauen Punkt auf dem Rücken.
Maria muss lachen. Flöckchen kann ziemlich gut sprechen. Und nicht nur das. Er weiß offenbar immer genau, was Maria gerade macht, und brabbelt zu jeder Situation einen passenden Satz.
„Ja genau, Flöckchen, antwortet Maria. „Es gibt Marmorkuchen. Den mag Anita so gern.
„Marmorkuchen", brabbelt Flöckchen und kommt näher an die Gitterstäbe heran. Auch Hansi, der blaue Wellensittich, hat seinen Kopf schräg gelegt und beobachtet Maria.
„Möchtet ihr herumfliegen?", fragt Maria.
Die beiden Vögel schauen sie aufmerksam an. Mit ihren schwarzen Knopfaugen beobachten sie, wie Maria die Käfigtür öffnet. Sofort kommen die Vögel heraus. Hansi turnt auf dem Käfig herum, Flöckchen setzt sich auf Marias Schulter und schaut ihr bei der Arbeit zu.
„Lecker Kuchen!", ruft er dabei wie ein kleines Kind. Dabei hat er noch nie Kuchen gegessen.
Nun kommt auch Herbert aus dem Garten zurück, um seiner Frau zu helfen. Er streicht die Kuchenform mit Margarine ein und schiebt schließlich den Kuchen in den Ofen.
Eine Stunde später hören Maria und Herbert Fahrradgeklingel vor dem Zaun.
„Das werden die Kinder sein!", sagt Maria aufgeregt.
„Wir kommen!", ruft Herbert erfreut und stürzt zur Tür.
„Herbert, Vorsicht! Flöckchen sitzt noch …", ruft ihm Maria nach.
Aber Herbert achtet nicht auf sie. Er läuft nach draußen, um den Kindern die Gartentür zu öffnen.
„Willkommen!, ruft er seinen beiden Kindern entgegen. „Der Kuchen ist gerade fertig.
„Gerade fertig", plappert Flöckchen nun und tritt von einem Bein auf das andere. Herbert Berger bleibt wie angewurzelt stehen. Erst jetzt fällt ihm auf, dass Flöckchen auf seiner Schulter sitzt.
„Flöckchen? Oh!", ruft er erschrocken. Vorsichtig will er nach dem Vogel greifen. Aber Flöckchen ist schneller. Er breitet seine Flügel aus und fliegt auf den nächsten Baum. Der Baum ist nicht sehr hoch. Der Vogel ist noch zu greifen. Trotzdem spürt Herbert, wie sein Herz erschrocken ein paar Schläge schneller klopft. Auch Maria schaut den Vogel ängstlich an.
„Bleib da ganz ruhig sitzen, Flöckchen!", ermahnt sie den Vogel. Dann eilt sie ins Haus, um den oberen Teil des Käfigs zu holen. Doch als sie vorsichtig auf den Baum zukommt, fliegt Flöckchen auf einen höheren Ast.
Nun ist er nicht mehr so einfach zu erreichen.
„Oh nein!, schluchzt Maria entsetzt. „Was machen wir denn jetzt?
„Wir brauchen eine Leiter", schlägt Klaus vor.
Sofort machen sich Herbert und Klaus auf den Weg zum Schuppen, zerren die Leiter heraus und lehnen sie an den Baum. Vorsichtig steigt Klaus Flöckchen entgegen. Aber als er ihn fast erreicht hat, breitet Flöckchen erneut die Flügel aus und fliegt in den Wipfel eines anderen hohen Baumes. Jetzt ist er kaum noch zu sehen, ein kleiner Vogel, der auf den Ästen schaukelt.
Maria beginnt, zu schluchzen.
„Keine Angst, Mutti", versucht Anita zu trösten.
„Der kommt schon wieder."
Doch Flöckchen schaut den anderen Vögeln nach und fliegt mit dem nächsten Windstoß davon.
Ohne Flöckchen ist nichts mehr wie vorher. Vergessen ist das Kaffeetrinken mit der Familie. Alle sind damit beschäftigt, nach Flöckchen zu suchen. Doch als es Abend wird, ist der weiße Wellensittich mit dem blauen Punkt auf dem Rücken noch immer nicht gefunden worden.
Klaus und Anita müssen wieder zurück nach Hause. Es fällt ihnen schwer, die Eltern so traurig in ihrem Garten zurückzulassen. Herbert und Maria sind untröstlich.
„Es ist doch nur ein Vogel", versucht Maria sich immer wieder zu sagen, aber ein Haustier ist eben nicht einfach nur ein Tier. Es ist ein Tier, das man ganz besonders lieb hat. Und ein Wellensittich wie Flöckchen, mit dieser besonderen Farbe und dem lockeren Mundwerk, ist sowieso einzigartig.
„Mama, ich habe eine Idee, schlägt Tochter Anita schließlich vor. „Ich mache Plakate mit Flöckchens Beschreibung fertig und hänge sie an alle Bäume rund um Berlin. Dann wird dein Flöckchen bestimmt gefunden.
Aber Maria ist nicht zu trösten. Flöckchen in der ganzen Umgebung zu suchen, erscheint ihr völlig sinnlos.
„Weißer Wellensittich mit blauem Fleck auf dem Rücken in Berlin-Grunewald entflogen", schreibt Anita tatsächlich wenige Stunden später mit ihrem Computer. „Er