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Therapeutische Übungen
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eBook705 Seiten4 Stunden

Therapeutische Übungen

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Über dieses E-Book

Wer bewegt, gewinnt!

Dieses Praxisbuch zeigt Physiotherapeuten und Bewegungslehrern vielseitige Behandlungsmöglichkeiten für funktionelle Probleme am Bewegungssystem.

Das umfangreiche Spektrum der 56 Übungen bietet einen idealen Fundus für Prävention und Rehabilitation. Die Autoren beschreiben jede Übung detailliert mit Lernziel, Lernweg und Analyse. Sie zeigen, wie die fünf Körperabschnitte stabilisiert oder mobilisiert werden können und wie durch Training in unterschiedlichen Belastungsstufen das differenzierte Zusammenspiel der Körperabschnitte koordiniert werden kann.

Lernen Sie, wie Sie Übungsprogramme für ein selektives Muskeltraining zusammenstellen und an die Kondition und Konstitution des Übenden anpassen können, um seine Beweglichkeit, Koordination und Eigenkontrolle zu verbessern.

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum18. Juni 2018
ISBN9783662541029
Therapeutische Übungen

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    Buchvorschau

    Therapeutische Übungen - Irene Spirgi-Gantert

    IEinführung

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

    I. Spirgi-Gantert, M. OehlTherapeutische ÜbungenFBL Klein-Vogelbach Functional Kineticshttps://doi.org/10.1007/978-3-662-54102-9_1

    1. Funktionelles Üben

    Irene Spirgi-Gantert¹  und Markus Oehl²

    (1)

    FBL Functional Kinetics, Altdorf, Schweiz

    (2)

    Beratung - Analyse - Physiotherapie, Bad Honnef, Deutschland

    1.1 Die 5 Körperabschnitte und ihre Aufgaben im Alltag

    1.1.1 Körperabschnitt Beine

    1.1.2 Körperabschnitt Becken

    1.1.3 Körperabschnitt Brustkorb

    1.1.4 Körperabschnitt Arme

    1.1.5 Körperabschnitt Kopf

    1.2 Selektives Muskeltraining

    1.2.1 Selektionskriterien

    Weiterführende Literatur

    Die Therapeutischen Übungen bieten dem Therapeuten eine große Auswahl an Möglichkeiten, den Übenden aktiv teilhaben zu lassen, um so sein Bewegungsverhalten zu verbessern. Susanne Klein-Vogelbach hat den Begriff des funktionellen Übens geprägt. Die Übungen fokussieren nicht auf einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen, sondern zielen auf die Funktionen der 5 Körperabschnitte (KA) im Alltag und deren Zusammenspiel. Der Therapeut entscheidet, in welcher Art und Weise bestimmte Muskelgruppen trainiert werden sollen (Abschn. 1.2 , „Selektives Muskeltraining").

    Ein wesentliches Übungsprinzip ist das Nutzen der Gleichgewichtsreaktionen. Wird das Lernziel im Sinne einer automatisch einsetzenden Gleichgewichtsreaktion erreicht, ist die Intensität der Muskelaktivität ökonomisch, d. h., die Muskulatur arbeitet nur so viel, wie nötig ist, um das Ziel zu erreichen. Fehlspannungen als Folge von Angst vor Schmerzen oder vor einer bestimmten Bewegung können so vermieden werden.

    Gleichgewichtsreaktionen sind planbar, sie setzen ein, sobald Gewichte horizontal verschoben werden. Damit sie automatisch einsetzen, wird der Übende nicht über die Reaktion informiert, sondern die ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf die Primärbewegung (Spirgi-Gantert und Oehl 2016).

    Ökonomische Aktivität wird bei allen Übungen angestrebt. Sie ist dann erreicht, wenn für eine Bewegung nur der dafür benötigte Kraftaufwand der Muskulatur geleistet wird.

    Bei zu hohem Kraftaufwand werden die Bewegungen steif und undifferenziert.

    Bei zu geringem Kraftaufwand verzögert sich die Gleichgewichtsreaktion und die passiven Strukturen des Bewegungsapparats werden belastet.

    1.1 Die 5 Körperabschnitte und ihre Aufgaben im Alltag

    In der Funktionellen Bewegungslehre wird der Körper in 5 funktionelle Körperabschnitte (KA) eingeteilt:

    Körperabschnitt Beine,

    Körperabschnitt Becken,

    Körperabschnitt Brustkorb,

    Körperabschnitt Arme,

    Körperabschnitt Kopf.

    1.1.1 Körperabschnitt Beine

    Der Körperabschnitt Beine bildet den Unterbau und stellt in der aufrechten Haltung und in der Fortbewegung den Kontakt zum Boden her. Im aufrechten Stand ist die Unterstützungsfläche sehr klein, die Gewichte des in sich beweglichen Systems Körper müssen ausbalanciert werden; dies bedeutet eine große Herausforderung für die stabilisierende Muskulatur der Beine (Abb. 1.1).

    ../images/15181_7_De_1_Chapter/15181_7_De_1_Fig1_HTML.png

    Abb. 1.1

    Körperabschnitt Beine

    In der Fortbewegung erfolgen die Schritt e reaktiv auf die Veränderung des Körperschwerpunkts in die Fortbewegungsrichtung (Kap.​ 39).

    Sowohl im Stand als auch beim Gehen ist eine korrekte Einstellung der Beinachsen wichtig, um die Belastungen in den unteren Extremitätengelenken möglichst ökonomisch zu verteilen.

    Viele Übungen in Sektion III (Kap.​ 38–56) fokussieren auf die Einstellung und Beibehaltung der Beinachsen im Stand und beim Gehen. Aber auch Anpassungen der verschiedenen Varianten des Vierfüßlers (Kap.​ 21) eignen sich hervorragend als Beinachsenbelastungstraining.

    1.1.2 Körperabschnitt Becken

    Zum Körperabschnitt Becken gehören das Becken und die Lendenwirbelsäule. Kranial grenzt der Körperabschnitt Becken im lumbothorakalen Übergang an den Körperabschnitt Brustkorb, kaudal grenzt er in den Hüftgelenken an den Körperabschnitt Beine (Abb. 1.2).

    ../images/15181_7_De_1_Chapter/15181_7_De_1_Fig2_HTML.png

    Abb. 1.2

    Körperabschnitt Becken

    Im Stand balanciert das Becken auf den Hüftköpfen, es ist potenziell beweglich, d. h., die Muskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule und Hüftgelenke ist in einem reaktionsbereiten Zustand. Klein-Vogelbach hat dafür den Begriff „potenzielle Beweglichkeit" geprägt. Dem Körperabschnitt Becken fällt die zentrale Rolle zu, die Beinbewegungen beim Gehen auf die Wirbelsäule zu übertragen. So laufen die Bewegungen des Beckens im Standbeinhüftgelenk weiter auf die Lendenwirbelsäule und den lumbothorakalen Übergang (Kap.​ 39).

    Die differenzierten Bewegungen des Beckens und die hohe Bewegungsbereitschaft des Beckens in der aufrechten Haltung im Zusammenspiel mit dem Körperabschnitt Brustkorb spielen eine zentrale Rolle in vielen Übungen mit dem Schwerpunkt Bauch- und Rückenmuskeltraining (► Sektion II).

    1.1.3 Körperabschnitt Brustkorb

    Zum Körperabschnitt Brustkorb gehören die 12 Brustwirbel, die 12 Rippenpaare und das Sternum (Abb. 1.3).

    ../images/15181_7_De_1_Chapter/15181_7_De_1_Fig3_HTML.png

    Abb. 1.3

    Körperabschnitt Brustkorb

    Schon aus der anatomischen Struktur heraus ergibt sich ein relativ stabiler Körperabschnitt zum Schutz der lebenswichtigen Organe. Er grenzt an drei weitere Körperabschnitte (Becken, Arme und Kopf) und bildet das Zentrum in Haltung und Fortbewegung. Bewegungsausschläge aus der Peripherie müssen hier koordiniert und aufeinander abgestimmt werden.

    In der aufrechten Haltung muss die Brustwirbelsäule extensorisch stabilisiert werden, da das Gewicht hauptsächlich vor den Flex-/Ext-Achsen der BWS angeordnet ist. Der Brustkorb ist nicht starr, sondern in sich elastisch. Bei jedem Atemzug finden Bewegungen der Rippen statt und die Bauch- und Rückenmuskulatur reagiert mit einer Veränderung der Spannung. Da sich die Intensität der extensorischen Aktivität ständig verändert, ist diese Stabilisierung nicht ermüdend. Klein-Vogelbach hat dafür den Begriff der dynamischen Stabilisation geprägt.

    Die dynamische Stabilisation der Brustwirbelsäule ist zentral für das Zusammenspiel aller Körperabschnitte untereinander. Eine Übersicht über die Übungen für die dynamische Stabilisation der Brustwirbelsäule findet der Leser in der Lernzieltabelle im Wegweiser zum Buch.

    1.1.4 Körperabschnitt Arme

    Zum Körperabschnitt Arme gehören Schultergürtel (Skapula und Klavikula), Oberarm, Unterarm und Hand. Proximal grenzt er in den Sternoklavikulargelenken an den Brustkorb, distal ist er frei beweglich. Von den 5 Körperabschnitten hat er die größte Bewegungsfreiheit (Abb. 1.4).

    ../images/15181_7_De_1_Chapter/15181_7_De_1_Fig4_HTML.png

    Abb. 1.4

    Körperabschnitt Arme

    Die Hand, als letztes Glied des Körperabschnitts Arme, hat einen großen Aktionsradius. Da es zwischen dem rechten und linken Arm keine knöcherne Verbindung gibt, können die beiden Arme unabhängig voneinander agieren.

    Die Arme sind in der Regel in Spielfunktion , dann sind die Hände frei beweglich. Sie können aber auch in Stützfunktion Körpergewicht übernehmen, um andere Regionen des Körpers zu entlasten oder um das Gleichgewicht zu wahren. Innerhalb der Stützfunktion arbeiten die Muskeln in geschlossene r Kette , was zu Trainingszwecken ausgenutzt werden kann.

    In Sektion IV (Kap.​ 57–60) findet der Leser Übungen, die die Geschicklichkeit der Schultergürtelmuskulatur verbessert.

    Die Schultergürtelmuskulatur muss jederzeit reagieren können, um das Schulterblatt entweder auf dem Brustkorb zu stabilisieren oder die Mitbewegung des Schulterblatts mit dem Arm zu koordinieren. Dies bedingt eine hohe Reaktionsbereitschaft der Schultergürtelmuskulatur.

    1.1.5 Körperabschnitt Kopf

    Der Kopf balanciert über dem Brustkorb und ist dank der oberen Kopfgelenke und der 7 Halswirbel in allen 3 Körperebenen sehr beweglich, er ist potenziell beweglich. Seine Hauptaufgabe ist die Orientierung, da hier die Sinne liegen (Abb. 1.5). Die Übungen (Kap.​ 34–37) in Sektion II fokussieren auf die Normalisierung der Spannung der Halsmuskulatur.

    ../images/15181_7_De_1_Chapter/15181_7_De_1_Fig5_HTML.png

    Abb. 1.5

    Körperabschnitt Kopf

    Bei richtiger Einordnung des Kopfs in die Körperlängsachse balanciert der Kopf und ist potenziell beweglich, die Spannung der gesamten Halsmuskulatur ist ausgeglichen.

    1.2 Selektives Muskeltraining

    Unter selektivem Muskeltraining versteht die Funktionelle Bewegungslehre neben der Selektion bestimmter Muskelgruppen vor allem die Art und Weise, wie diese trainiert werden sollen. Der Therapeut wählt die Übungen entsprechend dem funktionellen Problem und den Anforderungen im Alltag aus.

    1.2.1 Selektionskriterien

    Selektion, ob die Muskulatur positive, negative oder keine Hubarbeit leisten soll

    Die Wahl der Ausgangsstellung entscheidet über die Belastung der Muskulatur bei einem Bewegungsablauf. Bei horizontal eingestellter Bewegungsebene ist die Belastung hubfrei, da keine Gewichte gehoben oder bremsend nach unten bewegt werden. Bei vertikal stehender Bewegungsebene muss die Muskulatur Gewichte heben oder bremsend nach unten bewegen, sie leistet Hubarbeit .

    Werden Teilgewichte des Körpers gehoben, leistet die Muskulatur positive Hubarbeit, sie arbeitet dynamisch konzentrisch. Werden Teilgewichte des Körpers bremsend nach unten bewegt, leistet die Muskulatur negative Hubarbeit, sie arbeitet dynamisch exzentrisch.

    Praxistipp

    In Seitlage arbeiten die Extensoren der Brustwirbelsäule hubfrei (Mohr et al. 2015). Im Sitzen, z. B. in der Übung „Alle Stunden wieder (Kap.​ 8), arbeiten die Extensoren der Brustwirbelsäule hubarm und in der Übung „Marionette (Kap.​ 11) wird die Hubbelastung gesteigert.

    In der Übung „Albatros" (Kap.​ 15) leisten die Hüftextensoren während der Bewegung von der Ausgangsstellung in die Endstellung negative Hubarbeit, zurück in die Ausgangsstellung leisten sie positive Hubarbeit.

    Selektion, ob bestimmte Muskeln durch körpereigene Gewichte oder durch Fremdgewichte belastet werden sollen

    Die Übungen in der Funktionellen Bewegungslehre zeichnen sich dadurch aus, dass mit körpereigene n Gewichten gearbeitet wird. Durch die Wahl der Ausgangsstellung hat der Therapeut unzählige Möglichkeiten, die Belastung anzupassen. Durch den Einsatz der körpereigenen Gewichte werden häufig alle Körperabschnitte einbezogen und somit das Zusammenspiel der Körperabschnitte im Alltag verbessert.

    Praxistipp

    In der Übung „Hüftgelenk streck Dich" (Kap.​ 46) werden die Hüftextensoren in der Endstellung mit dem Eigengewicht des Beins belastet, durch die horizontale Einstellung der Beinlängsachse ist die Belastung maximal. Belastung mit fremde n Gewichten wäre z. B. Aktivität gegen den Widerstand eines Therabandes oder des Therapeuten.

    Selektion, ob bestimmte Muskeln durch entsprechende Verbindung des Körpers mit der Umwelt in offenen oder geschlossenen Ketten arbeiten sollen

    Die Wahl der Ausgangsstellung und Primärbewegung entscheidet, ob die Muskulatur in offene r oder geschlossene r Kette trainiert wird. Werden die Extremitäten in Spielfunktion eingesetzt, arbeiten die Muskeln in offenen Ketten. Hat der Körper mehrere Kontaktpunkte mit der Umwelt (Hängevorrichtung, Abstützvorrichtung, Unterlage), so arbeiten die Muskeln in geschlossenen Ketten, z. B. in Brückenaktivität .

    Praxistipp

    In der Übung „Brückenbauch" (Kap.​ 24) wird die Bauchmuskulatur in einer geschlossenen Kette trainiert, während in der Übung „Gleich schwer" (Kap.​ 23) die Bauchmuskulatur in einer offenen Kette arbeitet.

    Selektion, ob bestimmte Muskeln durch Vorstellung von nicht existierenden Gewichten/Widerständen oder Zügen aktiviert werden sollen

    Die Vorstellung, einen Körperabschnitt gegen einen imaginären Widerstand zu bewegen oder damit ein imaginäres Gewicht zu halten, ohne dass Bewegung stattfindet, erfordert Kokontraktionen der Muskulatur. Diese Form der Aktivierung wird häufig genutzt, wenn noch keine Belastung oder Bewegung erlaubt ist, die Muskeln aber bereits als Stabilisatoren eingesetzt werden dürfen.

    Praxistipp

    Will der Übende z. B. die Rotatoren des Schultergelenks aktivieren, stellt er sich vor, einen großen Ball zusammenzudrücken oder eine Kette zwischen den Unterarmen zu zerreißen. Die Vorstellung von Zug/Widerstand löst eine Kokontraktion der Rotatoren des Schultergelenks aus.

    Selektion, ob bestimmte Muskeln als Stabilisatoren oder als Mobilisatoren eingesetzt werden sollen

    In erster Linie wird die Muskulatur entsprechend ihren Eigenschaften eingesetzt. So werden Stabilisatoren , d. h., die lokale Muskulatur der Wirbelsäule und die oberflächliche monoartikuläre Muskulatur, vor allem als Stabilisatoren trainiert. Die Mobilisatoren (oberflächliche polyartikuläre Muskulatur) können abhängig vom Behandlungsziel sowohl mobilisierend als auch stabilisierend trainiert werden (Hamilton und Richardson 2000).

    Praxistipp

    In der Übung „Klötzchenspiel" (Kap.​ 6) arbeitet die Bauch- und Rückenmuskulatur stabilisierend, das Türmchen bleibt während der Vor- und Rückneigung in sich stabil. In der Übung „Alle Stunden wieder" (Kap.​ 8) arbeiten die Bauch- und Rückenmuskeln dynamisch konzentrisch, sie verkürzen sich in der jeweiligen Endstellung und mobilisieren die Wirbelsäule.

    Selektion, ob mehrgelenkige Muskeln über einem Drehpunkt längenstabil arbeiten oder verkürzt/verlängert werden sollen

    Mehrgelenkige Muskeln können sich nie gleichzeitig über allen Drehpunkten maximal verkürzen. Das ökonomische Prinzip zeigt, dass mehrgelenkige Muskeln über dem proximalen Drehpunkt gedehnt werden, wenn sie sich über dem distalen Drehpunkt verkürzen, oder sie bleiben über einem Drehpunkt längenstabil, während sie sich über einem anderen verkürzen.

    Praxistipp

    Im Interesse einer ökonomischen Haltung muss die Bauchmuskulatur sehr differenziert trainiert werden. Eine physiologische Verkürzung des Unterbauchs bei gleichzeitiger Verschmälerung des Oberbauchs bedeutet für den M. rectus abdominis, dass die kaudalen Anteile (Abstand Symphyse/Bauchnabel) sich verkürzen, während die kranialen Anteile (Abstand Bauchnabel/Processus xiphoideus) ihre Länge behalten, wie dies in der Übung „Klassischer Frosch" (Kap.​ 26) geschieht.

    Selektion, ob man mit Hilfe von Temposteigerung bestimmte Muskeln belasten will, um andere zu entlasten

    Durch Beschleunigung/Bremsung kann ein Bewegungsablauf erleichtert/erschwert werden. So kann z. B. beim Aufstehen durch eine beschleunigte Bewegung der Arme nach vorne/oben die Belastung auf den M. Quadrizeps reduziert werden.

    Praxistipp

    In der Übung „Kurz und bündig" (Kap.​ 7) wird durch die beschleunigten Bewegungen der Arme in verschiedene Richtungen die dynamische Stabilisation der Brustwirbelsäule erschwert.

    Weiterführende Literatur

    Hamilton C, Richardson C (2000) Stabilität – eine vielfältige Aufgabe. In: Klein-Vogelbach S (2000) Funktionelle Bewegungslehre. Bewegung lehren und lernen, 5. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg

    Klein-Vogelbach S (1992) Therapeutische Übungen zur Funktionellen Bewegungslehre, 3. Aufl. Springer, Berlin HeidelbergCrossref

    Klein-Vogelbach S (1995) Gangschulung zur Funktionellen Bewegungslehre. Springer, Berlin HeidelbergCrossref

    Mohr G, Spirgi-Gantert I, Stüvermann R (2015) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics. Behandlungstechniken, 3. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg

    Spirgi-Gantert I, Oehl M, Bürge E, Grillo T (2016) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics. Ballübungen, 6., vollst. überarb. Aufl. Springer, Berlin HeidelbergCrossref

    Suppé B (2014) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics. Die Grundlagen, 7. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018

    I. Spirgi-Gantert, M. OehlTherapeutische ÜbungenFBL Klein-Vogelbach Functional Kineticshttps://doi.org/10.1007/978-3-662-54102-9_2

    2. Das Analyse-Konzept

    Irene Spirgi-Gantert¹  und Markus Oehl²

    (1)

    FBL Functional Kinetics, Altdorf, Schweiz

    (2)

    Beratung - Analyse - Physiotherapie, Bad Honnef, Deutschland

    2.1 Lernziel

    2.2 Lernweg

    2.2.1 Konzept

    2.2.2 Übungsanleitung

    2.2.3 Hinweise für den Therapeuten

    2.2.4 Varianten

    2.2.5 Anpassungen an statische Abweichungen , Kondition und Konstitution

    2.3 Analyse

    2.3.1 Beschreibung der Ausgangsstellung

    2.3.2 Bewegungsablauf bis in die Endstellung

    2.3.3 Bedingungen

    2.3.4 Reaktionen

    Weiterführende Literatur

    Das Analyse-Konzept gibt dem Therapeuten eine übersichtlich gegliederte Orientierungshilfe. Sämtliche Übungen werden nach dem gleichen Prinzip analysiert. Dies hilft dem Therapeuten, die Übung zu verstehen und anzupassen sowie die Bewegungsabläufe genau zu beobachten und zu interpretieren.

    Die Namen der Übungen sind Fantasienamen. So exotisch die Namen zum Teil anmuten, sind sie eine große Hilfe für den Übenden und den Therapeuten. Bereits der Name der Übung löst beim Übenden Assoziationen aus, die das Bewegungsbild prägen. Über das „innere" Bild bleibt eine Übung besser in Erinnerung (s. Grillo in Suppé 2007; s. Grillo und Bürge in Spirgi-Gantert et al. 2016).

    2.1 Lernziel

    Viele der Übungen oder einzelne Übungsabschnitte haben mehrere Lernziele. Unter der Überschrift „Lernziel" (LZ) stehen die Hauptlernziele entsprechend den Körperabschnitten und deren Funktion im Alltag. Die Tabellen in Sektion I erleichtern dem Leser die Entscheidung, welche Übung bzw. Übungsabschnitte zum Einsatz kommen. Es ist ihm überlassen, die Übung so anzupassen, dass auch Teilziele erreicht werden können.

    2.2 Lernweg

    2.2.1 Konzept

    Unter Konzept versteht man das strategische Vorgehen beim Planen und Durchführen einer Übung. Die Vorgehensweise und die wichtigsten Zusammenhänge werden aufgezeigt. Zudem wird begründet, warum eine bestimmte Übungsanordnung gewählt wird und wie vorzugehen ist. Erklärt werden folgende Punkte:

    die Wahl der geeigneten Ausgangsstellung,

    wie und wo die Bewegung startet (Primärbewegung),

    welche Reaktionen spontan auftreten.

    Das Konzept bietet dem Leser einen schnellen und einfachen Überblick über den Übungsverlauf und hilft ihm, zusammen mit den „inneren" Bildern das Wesentliche zu erfassen.

    2.2.2 Übungsanleitung

    Das Anleiten eines komplexen Bewegungsablaufs ist eine große Herausforderung für den Therapeuten. Grundsätzlich kann zwischen verbaler und nonverbaler Instruktion unterschieden werden:

    einerseits muss der Therapeut die richtigen Worte finden,

    andererseits muss er gezielt taktile Stimuli setzen (Suppé 2014).

    Die Instruktionsbeispiele zeigen eine Möglichkeit, wie Übungen in Patientensprache angeleitet werden können. Sämtliche Übungsanleitungen sowie Handouts für die Patienten können unter extras.​springer.​com unter Eingabe der ISBN 978-3-662-54101-2 heruntergeladen werden.

    Die Instruktion appelliert an Bilder und an die drei Orientierungen des Individuums (Suppé 2014):

    die Orientierung des Individuums am eigenen Körper,

    die Orientierung des Individuums im

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