KI im Job: Leitfaden zur erfolgreichen Mensch-Maschine-Zusammenarbeit
Von Andreas Moring
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Über dieses E-Book
Dieses Buch ist ein praktischer Leitfaden für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz mit motivierten Mitarbeitern in Unternehmen und Organisationen.
Sie erfahren, was die Voraussetzungen dafür sind, dass Menschen sich auf eine produktive Zusammenarbeit mit „intelligenten Maschinen“ freuen können. Denn nur so kann das volle Potenzial von KI gehoben werden.
Dazu erhalten Sie einen Überblick, wie und wo KI in Unternehmen eingesetzt werden kann und wie Sie die richtigen Einsatzfelder für KI in Ihrem Unternehmen identifizieren. Dabei geht es vor allem um die folgende Fragestellung: Welche Aufgaben übernimmt zukünftig die KI und welche sollen weiterhin von den Mitarbeiter/innen durchgeführt werden. Diese Entscheidungen verändern Prozesse und Aufgaben und erfordern praktisches Change Management und Motivation.
In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie Menschen für diese neuen Aufgaben motivieren und begeistern können, damit die Schritte zum Einsatz vonKI im Arbeitsumfeld bestmöglich gelingen können.
Zum Autor:Prof. Dr. Andreas Moring ist Professor für Digital Business, Innovation & AI an der International School of Management. Er ist Gründer und Leiter des JuS.TECH Instituts für KI und Nachhaltigkeit, Co-Gründer der Initiative WeGoFive für eine produktive Mensch-KI.Kooperation und Themenpate für Mensch-KI-Kooperation am Artificial Intelligence Center ARIC in Hamburg.
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Buchvorschau
KI im Job - Andreas Moring
Andreas Moring
KI im Job
Leitfaden zur erfolgreichen Mensch-Maschine-Zusammenarbeit
1. Aufl. 2021
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Andreas Moring
International School of Management (ISM), Hamburg, Hamburg, Deutschland
ISBN 978-3-662-62828-7e-ISBN 978-3-662-62829-4
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62829-4
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Planung/Lektorat: Marion Kraemer
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Vorwort
Wir bewegen uns mit der Künstlichen Intelligenz auf die nächste Stufe der industriellen Revolution. Die vierte industrielle Revolution ist bereits durch eine zunehmende Digitalisierung, digitale Vernetzung und fortschreitende Automation insbesondere in der Industrie gekennzeichnet. Die Unternehmen befinden sich inmitten ihrer eigenen digitalen Transformation, die zudem mit einem kulturellen Wertewandel der Arbeitswelt verbunden ist. In diesem Zusammenhang rückt das individuelle Erleben und Verhalten des Menschen im Arbeitskontext mehr und mehr in den Vordergrund. Im Sinne von Empowerment geht es darum, den Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten und Potenzialen zu unterstützen und zu befähigen, um in der digitalen Arbeitswelt, in der die Künstliche Intelligenz eine wachsende Rolle spielt, motiviert, ohne Ängste und mit den erforderlichen Ressourcen agieren zu können.
Dies wird umso wichtiger, wenn wir an die zunehmende Bedeutung der Mensch-Maschine-Interaktion mit künstlichen Intelligenzen denken. Genau damit setzt sich das vorliegende Buch auseinander. Es geht der Frage nach, wie die Gestaltung der neuen Technologien und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz aussehen sollte, damit die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine nicht nur effektiv und produktiv ist, sondern auch selbstbestimmt und mit entsprechender Akzeptanz erfolgen kann.
Das Buch bietet einen Überblick zur Mensch-Maschine-Interaktion im Kontext der Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz. Im Weiteren werden in dem vorliegenden Werk relevante Theorien wie das Technology Acceptance Model, die Self-Determination Theory und das Job-Demands-Resources-Model beschrieben und in ihrer aktuellen Relevanz diskutiert. Die anschließende Untersuchung, die sich aus qualitativen Interviews und einer quantitativen Befragung zusammensetzt, beleuchtet zum einen die Anforderungen an zukünftige berufliche Tätigkeiten in der Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz und identifiziert zum anderen Ressourcen, die für eine Implementierung von KI Technologien von besonderer Bedeutung sind. Der große Mehrwert des Buches liegt darin, dass auf Basis der theoretischen Diskussion und empirischen Analyse ein praxisorientierter Leitfaden für die KI Implementierung in Unternehmen abgleitet wird.
Somit erhalten Sie als Leser, einen theoretischen Einblick relevanter Theorien im Kontext der Zusammenarbeit von Mensch und Künstlicher Intelligenz, fundiert durch praxisnahe Forschung und anwendungsorientierte Leitlinien. Bei allem steht der Mensch im Fokus der digitalen und zunehmend von KI geprägten Arbeitswelt.
Viel Wissensgewinn und Inspiration wünsche ich beim Lesen des Werkes sowie Freude bei der Umsetzung in der eigenen Unternehmenspraxis.
Andreas Moring möchte ich zur Publikation ganz herzlich beglückwünschen und ihm eine umfangreiche und intensive Rezeption des Buches wünschen.
Organisationsdesigner, Coach und Autorin
Dr.Melanie Hasenbein
München
im Oktober 2020
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Fragestellung und Ziel 2
1.2 Aktueller Stand der Forschung 7
1.3 Aufbau des Buches 10
Literatur 12
2 Mensch und Maschine 15
2.1 Mensch-Maschine-Interaktion 16
Literatur 23
3 Künstliche Intelligenz 25
3.1 Was ist Künstliche Intelligenz? 26
3.2 Machine Learning 28
Literatur 40
4 Theorien zur Technischen Adaption 43
4.1 Theory of reasoned action 45
4.2 Theory of planned behaviour 45
4.3 Theory of interpersonal behaviour 46
4.4 Technology Acceptance Model 46
4.5 Diffusion of Innovations Theory 53
4.6 Weitere Akzeptanz-Theorien 54
Literatur 57
5 Grundprinzipien der Motivation 61
5.1 Leistungsmotivation 62
5.2 Anschlussmotivation 68
5.3 Machtmotivation 71
Literatur 77
6 Self Determination Theory 81
6.1 Selbstbestimmung und Motivation 82
6.2 Verbindung mit den Grundprinzipien Anschluss, Leistung, Macht 84
Literatur 91
7 Jobs Demands Ressources 93
7.1 Grundannahmen 94
7.2 Doppelte Prozesse 96
7.3 Wechselwirkungen zwischen Arbeitsanforderungen und Ressourcen 97
7.4 Belege für das JDR Modell 100
7.5 Beweise für die Pufferwirkung von Arbeitsressourcen 103
7.6 Schlussfolgerung in Bezug auf das Job-Demands-Ressources-Modell 104
Literatur 109
8 Künstliche Intelligenz und Mitarbeitermotivation 113
8.1 Anforderungen, Tätigkeiten und Aufgaben in Kooperation mit Künstlicher Intelligenz 114
9 Erwartungen von Mitarbeitern gegenüber „KI-Jobs" 123
9.1 Befragung 124
9.2 Ergebnisse 128
9.3 Analyse der Ergebnisse 139
Literatur 150
10 Leitfaden für die praktische KI Implementierung 151
Literatur 159
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2021
A. MoringKI im Job https://doi.org/10.1007/978-3-662-62829-4_1
1. Einleitung
Andreas Moring¹
(1)
International School of Management (ISM), Hamburg, Hamburg, Deutschland
Andreas Moring
Email: andreas.moring@ism.de
Künstliche Intelligenz wird Unternehmen, Organisationen, die Art, wie wir arbeiten und die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft verändern. Das sind große Prognosen. Natürlich kann keiner die Zukunft ganz genau vorhersagen. Dennoch sind die großen Entwicklungslinien klar und die im ersten Satz beschriebene ist eine davon. Im ersten Satz fehlt aber etwas Entscheidendes: Der Mensch. Neue Technologien können an sich noch so leistungsfähig, ja revolutionär sein. Sie setzen sich nur dann durch, wenn Menschen, wenn wir sie gerne anwenden und mit ihnen zusammen produktiv arbeiten und interagieren. Doch dazu müssen die Umstände stimmen und es kommt auf die richtige Führung an. In den letzten Jahren ist sehr viel zum Thema Arbeitswelten und Digitalisierung geforscht und geschrieben worden. Die speziellen und ganz eigenen Charakteristika von Künstlicher Intelligenz sind bisher jedoch noch nicht eingehend mit diesem Fokus und Ziel untersucht worden. Genau darum geht es in diesem Buch.
1.1 Fragestellung und Ziel
In den vergangenen zwei bis drei Jahren erlebt das Thema „Künstliche Intelligenz" eine stetig steigende Aufmerksamkeit und Bedeutung. Das gilt sowohl für die wirtschaftliche und unternehmerische Perspektive und genauso für die gesellschaftliche und politische. So liefern sich die Regierungen der großen Industrie- und Wirtschaftsmächte einen Überbietungswettbewerb bei der Betonung der Wichtigkeit von KI für die Zukunft ihrer jeweiligen Wirtschaften. Vor allem China und die USA belassen es dabei nicht nur bei Worten, sondern investieren massiv in die Entwicklung verschiedenster KI Technologien im großen Maßstab. Daher ist auch die allgemein akzeptierte Meinung in Medien, Politik und Wissenschaft, dass diese beiden Wirtschaftsräume dieses strategische Zukunftsfeld bestimmen werden. Doch auch andere Länder wie beispielsweise Kanada, Israel oder Frankreich positionieren sich erfolgreich als wachsende und attraktive KI Standorte im globalen Maßstab. Deutschland hat ebenfalls eine nationale KI Strategie verabschiedet, allerdings die finanzielle Ausstattung im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen deutlich gekürzt. Gleichwohl ist auch Deutschland in Wirtschaft und Forschung hier einer der großen Spieler.
Diese Entwicklungen gehen natürlich nicht spurlos an der Gesellschaft und der Öffentlichkeit vorbei. So wird zunehmend über die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft durch die KI Revolution diskutiert. Dabei gehen die Meinungen – wie eigentlich fast immer – stark auseinander. Während eine Seite dazu neigt, in der vermehrten Nutzung von KI Technologien eine Möglichkeit zu sehen, neue Stufen der Effizienz und gleichzeitig auch der Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit in vielerlei Dimensionen zu erreichen, befürchtet die andere Seite im schlimmsten Falle die Unterwerfung der Menschheit unter Maschinen und autonome Systeme oder sogar eine Superintelligenz. Alle, die sich zumindest grundsätzlich mit KI Technologien auskennen, stehen solchen Extremszenarien skeptisch gegenüber, weil sie mehr in die Technologien hineininterpretieren, als diese zu leisten im Stande sind oder wofür sie entwickelt worden sind. Diese Diskussionen zeigen aber, dass die Frage der Macht- und Aufgabenverteilung zwischen Mensch und (intelligenter) Maschine und die Vorstellung einer künftigen Kooperation zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz grundsätzliche Überzeugungen und Wertvorstellungen berührt und emotionalisiert. Und genau darum geht es in diesem Buch.
Der wirtschaftliche Blick auf KI Technologien ist nach einem anfänglichen Hype mittlerweile auch recht nüchtern und pragmatisch geworden. KI gilt als ein neues Mittel zur Optimierung von verschiedensten Aufgaben und Prozessen und eine Möglichkeit, auf verschiedenen Ebenen ganze Wertschöpfungsprozesse zu automatisieren. Zu diesem pragmatischen Blick trägt auch bei, dass sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Künstliche Intelligenz keine junge Erfindung der Digitalisierung ist. Die Anfänge der KI Entwicklung liegen in den 1950er Jahren, mit mehreren folgenden Fortschritten und Rückschlägen, den sogenannten „KI Wintern", über die letzten Jahrzehnte. Was der Künstlichen Intelligenz oder genauer gesagt dem Machine Learning nun in den letzten Jahren zu neuer Blüte und einer Art Durchbruch verholfen hat, ist zum einen die stark gesteigerte Leistung heutiger Rechner und ihrer Kapazitäten und Prozessoren und zum anderen die stetig wachsende Masse an Daten, die zur Verfügung stehen. Beides ist absolut notwendig für die (Weiter-)Entwicklung von KI Technologien und ihre Anwendung in der Praxis. Warum das so ist, wird im Kapitel zu KI Technologien in diesem Buch erklärt.
Die fünfte Stufe der industriellen Revolution
Mit dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz treten Unternehmen, Volkswirtschaften und Gesellschaften in eine neue Stufe der industriellen Revolution ein. Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich rasant. Das wissen wir. Aber die eigentlich interessante Frage ist dabei doch: Wohin? Die exakte Antwort wissen wir auch nicht. Das ist auch nicht schlimm. Denn kein Mensch kann sie wissen. Oder wusste irgendjemand wirklich bei der Erfindung des elektrischen Stroms, was für Geräte, Unternehmen, Produkte und Geschäftsmodelle dadurch möglich werden würden? Hat irgendjemand zur Zeit der Erfindung des Internetprotokolls absehen oder gar wissen können, was 10, 20 oder 30 Jahre später daraus alles entstehen würde? Wer immer also heute behauptet, ob Person oder Unternehmen, die Möglichkeiten, konkreten Potenziale und die besten Strategien der Zukunft schon zu kennen, sollte vielleicht lieber in einem Zelt auf dem Jahrmarkt vor einer Glaskugel und Kartenspielen sitzen. Wir können aber etwas Anderes tun. Und zwar: Die aktuelle Situation beschreiben und daraus Rückschlüsse, Herangehensweisen und Methoden ableiten, den besten Weg in die Zukunft zu finden. … und diese Zukunft dadurch eben selbst mitzugestalten. Schon der Schriftsteller und Philosoph André Malraux wusste „Wer die Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern".
Definition
Die Fünfte Stufe der industriellen Evolution
Ökonomisch betrachtet befinden wir uns an der Schwelle zur fünften Stufe der Entwicklung in Wirtschaft und Arbeitswelt:
1.
Industrielle Maschinisierung,
2.
Elektrifizierung,
3.
Mobilisierung (Autos, Flugzeuge, etc.),
4.
Digitalisierung,
5.
Autonomisierung von Maschinen und Systemen und eine neue Art der Kooperation von Mensch und Maschine
Für diese fünfte Stufe existiert ein bedeutender „missing link". Nämlich die Antwort auf die Frage, wie denn diese symbiotische oder hybride Aktivität und Arbeit von Mensch und intelligenter Maschine miteinander aussehen kann und soll, und zwar so, dass jede der beiden Parteien das tut und nutzt, was sie jeweils am besten kann. Menschen sind beispielsweise sehr gut darin, verschiedene KI Anwendungen zu entwickeln, zu trainieren und zu managen. Dadurch machen es Menschen den Maschinen und Systemen erst möglich als echte kollaborative Partner zu fungieren. Maschinen und Systeme auf der anderen Seite können den Menschen dabei helfen, über sich und ihre natürlichen Fähigkeiten hinauszuwachsen, beispielsweise wenn es darum geht schier unfassbar große Mengen an Informationen und Daten aus Milliarden Quellen in Echtzeit zu erfassen, zu berechnen und Ergebnisse auszugeben. Maschinen und Systeme erweitern menschliche Fähigkeiten in neue Dimensionen. Oder eben auf die fünfte Stufe unserer Arbeits- und Lebenswelt.
Die Fragestellung dieser Arbeit lautet deshalb also: Wie kann die Implementierung und Nutzung von Technologien und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz so gestaltet werden, dass es ein effektive und produktive Mensch-Maschine-Kooperation fördert?
Bei der Bearbeitung und Beantwortung dieser Fragestellung spielen technische Aspekte eine Rolle, ebenso wie die bisherigen Erkenntnisse der Mensch-Maschine- und der mansch-Computer-Interaktion. Gleichfalls stehen aber auch Theorien und Modelle der Motivations- und Leistungsforschung im Fokus. Denn schließlich können nur motivierte und offen eingestellte Menschen das theoretische Potenzial von KI basierten Technologien auch im Alltag von Abläufen, Prozessen und Unternehmen realisieren. Künstliche Intelligenz wird viele Prozesse automatisieren und viele Aufgaben autonom ausführen. Die Schnittstelle zum Menschen und die Kooperation mit dem Menschen wird aber immer bleiben. Nur anders als bisher…
Relevanz der Fragestellung
Damit stellt sich hier also eine Schlüsselfrage für den Erfolg von Organisationen im „KI Zeitalter. Jüngste Bestätigung für diese These ist die Mitte 2020 veröffentlichte Studie des Münchner Kreises und der Bertelsmann Stiftung unter dem Titel „Leben, Arbeit, Bildung 2035 +
(Münchner Kreis e. V., Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Leben, Arbeit, Bildung 2035 + , 2020). Auf die Frage „Wie groß wird der Einfluss von KI auf die folgenden Bereiche in den nächsten 10 bis 15 Jahren sein, gaben 86 % der Befragten die „Arbeit
an, hinter der Mobilität (92 %) und noch vor Gesundheit (81 %), Medien (79 %) oder Bildung (61 %). Aus verschiedenen Disziplinen der wissenschaftlichen Forschung und der unternehmerischen Praxis ist bekannt und nachgewiesen, dass in der sogenannten Mensch-Maschine-Interaktion die Bereitschaft und die Akzeptanz der Menschen gegenüber (neuen) technischen Anwendungen der wichtigste Schlüssel zu Erfolg und Produktivität in der Anwendung und Kooperation sind. Anders ausgedrückt: Die Potenziale von Künstlicher Intelligenz lassen sich in Organisationen nur dann realisieren, wenn auch die Menschen in der Organisation mitmachen und motiviert sind. Wenn es um technische Fragen und Anwendungsbeispiele oder Implementierungsbeispiele auf Prozessebene geht, ist die Forschungs- und Erfahrungslage recht gut und umfangreich. Für die Schnittstelle zwischen Mensch und intelligenter Maschine oder intelligentem System sieht es da jedoch deutlich schlanke aus. Man könnte durchaus sagen, dass der Faktor Mensch bisher eher übersehen und sicherlich auch unterschätzt worden ist. Dabei gibt es gerade hier viele belege und Beispiele, dass gerade in der „richtigen" Kooperation und Aufgabenteilung zwischen Maschine oder System und dem Menschen der entscheidende Ansatzpunkt liegt, um Höchstleistungen zu erreichen und bisherige Grenzen zu überschreiten.
1997 und 2005. Im erstgenannten Jahr 1997 verlor der Schachweltmeister Garry Kasparov erstmals gegen den damaligen IBM Supercomputer Deep Blue; eine Art Vorläufer vom heutigen KI System Watson. War dem Menschen wieder einmal eine Domäne von „intelligenten Maschinen entrissen worden, bei der sich zuvor keiner vorstellen konnte oder wollte, dass das passieren könnte? 2005 änderte sich die Lage. Die Hauptdarsteller im nächsten Kapitel der Geschichte Mensch und Maschine: Garry Kasparov und Computer. Anders als 1997 ging es jetzt aber nicht darum, Menschen gegen Computer spielen zu lassen. Bei diesem neuen „Freistil
-Turnier können die Teams jede Kombination von menschlichen und digitalen Spielern einbeziehen. Mit erstaunlichen Ergebnissen. „Die Mannschaften aus Mensch und Maschine dominierten sogar den stärksten Computer. Die Schachmaschine Hydra, ein schachspezifischer Supercomputer von Deep Blue, war kein ebenbürtiger Gegner für einen starken menschlichen Spieler, der einen relativ schwachen Laptop benutzte. Die Kombination aus menschlicher strategischer Führung und dem taktischen Scharfsinn eines Computers war überwältigend. Die Überraschung kam am Ende der Veranstaltung. Der Gewinner entpuppte sich nicht als ein Großmeister mit einem hochmodernen PC, sondern als ein paar amerikanischer Amateurschachspieler, die drei Computer gleichzeitig benutzten. Ihre Fähigkeit, ihre Computer zu benutzen und zu „coachen, um Stellungen sehr ausgiebig zu überprüfen, konterkarierte sehr erfolgreich das überlegene Schachwissen ihrer Großmeistergegner und auch die größere Rechnerleistung anderer Teilnehmer. Schwacher Mensch + Maschine + bessere Methode war einem starken Computer allein überlegen, und noch bemerkenswerter, sie waren auch besser als ein starker Mensch + Maschine + schwächere Methode.
(Garry Kasparov: The Chess Master and the Computer, 2010).
Mensch + Maschine = Exponentielle Steigerung
Was bedeutet das? Menschen und Maschinen gehen an dieselbe Aufgabe nicht auf dieselbe Art und Weise an. Wäre das so, würden Computer und Algorithmen das menschliche Verhalten nachahmen, dann hätten sie mit ihrer überlegenen Optimierungsfähigkeit die Menschen schon längst überholt. Das ist aber nicht geschehen. Und es ist auch nicht absehbar, dass das in Zukunft so sein würde. Maschinen sind gut darin, eine Aufgabe besonders gut zu erfüllen, auf die sie beziehungsweise ihre (neuronalen) Netze hintrainiert worden sind. Stattdessen erkennen wir, dass der Mensch beim Schachspiel auf höchstem Niveau immer noch ein riesiges Potenzial realisieren kann, wenn der