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Der letzte Blick: Hauptkommissar Pytliks vierter Fall
Der letzte Blick: Hauptkommissar Pytliks vierter Fall
Der letzte Blick: Hauptkommissar Pytliks vierter Fall
eBook172 Seiten2 Stunden

Der letzte Blick: Hauptkommissar Pytliks vierter Fall

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Über dieses E-Book

Sein letzter Fall hat Hauptkommissar Pytlik schwer mitgenommen. Nach dem Angriff auf sein Leben ist er beruf­lich und privat aus dem Tritt gekommen und befindet sich geradewegs auf dem Weg ins Verderben. Eine neue Ermitt­lung scheint jedoch einen Wendepunkt darzustellen. Als eines Nachts der Kreuzberg in Kronach zur Bühne einer rituellen Hinrichtung wird, ist Pytliks Erfahrung gefragt. Zusammen mit seinem Assistenten, Cajo Hermann, erkennt Pytlik schnell, dass Emilie Kuhnert vielen Menschen einen Grund gegeben hatte, ihr nach dem Leben zu trachten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum21. Jan. 2013
ISBN9783844246643
Der letzte Blick: Hauptkommissar Pytliks vierter Fall

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    Buchvorschau

    Der letzte Blick - Carlo Fehn

    Carlo Fehn

    Der letzte Blick

    Sein letzter Fall hat Hauptkommissar Pytlik schwer mitgenommen. Nach dem Angriff auf sein Leben ist er beruflich und privat aus dem Tritt gekommen und befindet sich geradewegs auf dem Weg ins Verderben. Eine neue Ermittlung scheint jedoch einen Wendepunkt darzustellen. Als eines Nachts der Kreuzberg in Kronach zur Bühne einer rituellen Hinrichtung wird, ist Pytliks Erfahrung gefragt. Zusammen mit seinem Assistenten, Cajo Hermann, erkennt Pytlik schnell, dass Emilie Kuhnert vielen Menschen einen Grund gegeben hatte, ihr nach dem Leben zu trachten.

    Der letzte Blick - Hauptkommissar Pytliks vierter Fall

    Carlo Fehn

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2013 Verlag Carlo Fehn

    ISBN 978-3-8442-4664-3

    Montag, 24. Oktober 2005

    Als Pytlik an diesem Morgen die Augen aufschlug, fühlte er die gleiche Trostlosigkeit, die immer selbe Antriebslosigkeit und vor allem den täglichen Schmerz und die Müdigkeit, die ihn seit vielen Monaten begleiteten. Er wusste, dass er es sich nicht erlauben konnte, einfach liegen zu bleiben - es war ihm seit diesem schrecklichen Vorfall im Sommer des vergangenen Jahres und nach etlichen Reha-Maßnahmen schon oft genug passiert. Die Rücksichtnahme auf seine Person bröckelte bereits merklich, auch bei seinen engsten Arbeitskollegen und selbst in der Nachbarschaft. Zu deutlich hatte die Attacke der Praktikantin, die in ihm einen Falschen wiedererkannt und ihn mit zahlreichen Messerstichen fast getötet hätte, sein Leben beeinflusst. Alkohol und Nikotin bestimmten mehr denn je seinen Tagesablauf und füllten ein Leben, das trotz des beruflichen Stresses in geordneten Bahnen verlaufen war, mit einem wachsenden Verlust an Selbstachtung und Disziplin.

    Durch die kleinen Schlitze der Jalousie drang kaum Licht in das Schlafzimmer, in dem herumliegende Klamotten, dreckige Kleidung und leere Wodkaflaschen das Bild bestimmten. Der volle Aschenbecher stand bedrohlich nahe an der Kante des Nachttischschränkchens. Erst jetzt merkte der Hauptkommissar, dass bereits das Frühstücksfernsehen lief und er wieder einmal vergessen hatte abzuschalten.

    Das Flachbildgerät mit erstaunlicher Diagonale, das er bereits vor längerer Zeit vom Wohnzimmer hoch geholt hatte, war wohl der beste Beweis dafür, dass im Leben des Franz Pytlik die Ordnung verloren gegangen war. Jeden Tag aufs Neue versuchte er zu rekapitulieren, wann und weshalb er in diesen Strudel geraten war.

    Hatte die Attacke der Vanessa Zenk womöglich nur alle Baustellen in seinem Leben ans Tageslicht befördert, weil er sich plötzlich intensiver mit sich und seiner Umwelt beschäftigte? War die Nahtoderfahrung vielleicht ein willkommenes Alibi, endlich aus seinem bisherigen Leben auszubrechen? Tag für Tag stellte er sich die gleichen Fragen, wenn er vor dem Spiegel in seinem Badezimmer stand und die Narben an seinem Körper betrachtete, die von der scharfen Klinge des Messers herrührten. Die seiner Meinung nach oft übertrieben dargestellten Romanfiguren - plötzlich erahnte er, dass sie doch aus dem realen Leben gegriffen sein könnten.

    Wenn er sich selbst ins Gesicht blickte, wusste er nicht, wem er am meisten ähnelte. War er eher der Columbo oder doch mehr der Schimanski? Vielleicht ein Beinahe-Wallander? Als er sich die elektrische Zahnbürste in den Mund gesteckt hatte, sah er wehmütig hinüber zur Glaskabine. Es war in seiner Erinnerung einer der letzten schönen Momente seit diesem Tag im Jahrhundertsommer 2003. Als er draußen im Vorbeigehen den Duft ihres Duschgels eingeatmet und sich an die schönen Augenblicke mit der Staatsanwältin erinnert hatte, hatte sich Pytlik glücklich wie nie zuvor in seinem Leben gefühlt. Allerdings waren die Tatsache, dass sie mit einer beherzten Aktion sein Leben rettete und dadurch die Öffentlichkeit und die Kollegen von ihrem Techtelmechtel erfahren hatten, Grund genug für die attraktive Blonde, die Beziehung zu Pytlik sofort wieder auf das Berufliche zu beschränken. Ob es ein Wink des Schicksals war, dass der Kronacher Hauptkommissar seitdem kaum mit ihr zu tun hatte, wollte Pytlik dahingestellt sein lassen.

    Er ging zurück ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Er suchte vergeblich nach einem weißen T-Shirt, das er unter das karierte Hemd anziehen konnte, das bereits seit Tagen über dem Butler hing und das er irgendwann letzte Woche getragen hatte. Kurzerhand bückte er sich und schnappte sich das T-Shirt des Vortages, roch kurz an den kritischen Stellen und beschloss, dass er damit zu keiner Geruchsbelästigung im Büro werden sollte.

    Die Unordnung in seiner Küche fiel ihm bereits nicht mehr als unangenehm auf. Die Arbeitsplatte zeigte deutliche Spuren eines ungesunden und planlosen Essverhaltens, das Ceranfeld machte eher den Eindruck einer Werkstatt für Kochtöpfe und Pfannen - nur dass anscheinend niemand in der Werkstatt arbeitete und die von übergekochtem Wasser und Essensresten verkrusteten Stellen das Bild bestimmten. Pytlik schaute zur Uhr. Er lag gut in der Zeit, begann Kaffee zu kochen und griff nach der Zigarettenpackung, die im Esszimmer auf dem Tisch lag. Dann marschierte er geradewegs zur Terrassentür, um sich draußen den ersten Zug des Tages zu genehmigen. Es war still. Dichter Nebel hatte den Garten eingehüllt und die Luft war klamm. Pytlik hatte die linke Hand in der Hosentasche vergraben und blies den Rauch der Kippe nachdenklich in den Morgenhimmel. Nebenan hörte er das Öffnen eines Fensters. Lehmann, sein Nachbar, dachte er. Das Verhältnis war erkaltet. Seine dauernden Eskapaden, begleitet von Lärm und Wutausbrüchen, waren auch den Nachbarn in der anderen Doppelhaushälfte nicht verborgen geblieben. Die Beziehung war noch nie besonders gut gewesen, aber dass man nun an einem Punkt von Null-Kommunikation angekommen war, beschäftigte den Hauptkommissar wenig.

    Er hörte plötzlich ein Rascheln und schmunzelte zugleich mit einem leichten Ton von Verzweiflung. Während drinnen die Kaffeemaschine mit röchelnden Geräuschen um eine notwendige Entkalkung bat, merkte man dem Igel an, dass er sein Winterquartier in einem grob zusammengerechten Haufen Laub nun endlich fertig machen wollte. Pytlik hätte gerne mit ihm getauscht: einfach mal ein halbes Jahr abschalten. Der Kronacher Hauptkommissar hatte sich seit der Entlassung aus dem Krankenhaus zum starken Raucher entwickelt. Früher gönnte er sich hin und wieder mal eine, meist dann, wenn es in der Ermittlung eines Falles hektisch wurde. Jetzt konnte er über den Tag verteilt fast die Uhr danach stellen, wann er wieder zum Glimmstängel greifen würde. Nach wenigen Minuten flog die Kippe - fast bis zum Filter geraucht - in den kleinen gelben Eimer, der als Aschenbecher diente und neben Terrakotta-Töpfen, deren Bepflanzungen schon längst hinüber waren, zumindest ein Farbtupfen in einem trostlos wirkenden Ambiente war. Pytlik schloss die Terrassentür, ging in die Küche und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Mit dem Rücken zum Fenster an die Spülmaschine gelehnt, schaute er in den Raum. Den großen weißen Teppich mit der Blutlache hatte er in den Müll gebracht. Sein Blick war starr. Jeden Morgen verlor er sich für einige Sekunden in der Erinnerung an die schrecklichsten Momente seines Lebens. Die junge Frau, die ihm das angetan hatte, hatte sich bei ihm mit einem Brief aus dem Gefängnis gemeldet. Pytlik hatte nicht lange gebraucht, um ihr Gesuch nach Vergebung zu akzeptieren. Dass sie ihn aufgrund einer schlampigen Verknüpfung von Informationen und Annahmen für ihren Vater gehalten hatte, der ihre Mutter und sie im Stich gelassen hatte, war in der Konsequenz zwar ihre Schuld, jedoch machte es ihr Handeln irgendwo nachvollziehbar.

    Dass ihn ihre Attacke allerdings aus der Bahn geworfen hatte, damit musste er alleine zurechtkommen. Viertel vor acht. Pytlik ging in den Flur, nahm seine Jacke vom Haken, seine Waffe aus der Schublade und verließ das Haus in der Rhodter Straße, um sich auf den Weg zu machen. Als er die wenigen Stufen hinabgegangen war, zündete er sich für den Fußmarsch die nächste Kippe an. Vor ihm lagen 20 Minuten Weg bis zur Dienststelle am Kaulanger. Mittlerweile verzichtete er auf sein Fahrrad. Er war der Meinung, das Laufen täte ihm noch besser und außerdem könne man dabei noch viel mehr nachdenken.

    ***

    Als er das Gelände der Landesgartenschau verlassen hatte und auf die Europabrücke zusteuerte, überlegte er kurz. Er ließ es dann aber doch bleiben, im Backhaus vorbeizuschauen, um sich eine Puddingbrezel mitzunehmen. Seit dem plötzlichen Tod der alten Frau Beierkuhnlein, die für Pytlik nicht nur eine tägliche Prise gute Stimmung, sondern auch Ratgeberin in manch verzwickter Situation war, hatte der Hauptkommissar nur wenige Male den Weg dorthin gefunden. Er stand an der Spitalbrücke, schaute auf das rote Ampelmännchen und versuchte vergeblich, den Herrenmühlsteg im dichten Nebel zu erkennen, als er plötzlich hinter sich eine vertraute Stimme hörte.

    »Morgen, Franz!«

    Pytlik drehte sich, leicht erschrocken ob der unerwarteten Ansprache, um und blickte in die Augen seines Assistenten, Cajo Hermann.

    »Cajo? Was machst du denn hier?«, zeigte sich Pytlik sichtlich überrascht, da Hermann am Kreuzberg wohnte und dies für gewöhnlich nicht sein Weg zum Büro war.

    »Keine Angst«, erwiderte der Polizeikommissar. »Die Stadt ist groß genug für uns beide.«

    Pytlik empfand den Kommentar seines Kollegen als unangebracht, allerdings spiegelte er das momentane Verhältnis zum jüngeren Hermann wider. Er wartete, bis beide die Straße überquert hatten und sagte nach kurzer Zeit und ohne dass Hermann etwas hinzugefügt hatte:

    »Kenne ich sie?«

    Pytlik lief einfach weiter. Er spürte, dass Hermann - zwei Schritte hinter ihm - es nicht passte, dass er ihm über den Weg gelaufen war und ahnte, dass sein Assistent wohl nicht zuhause übernachtet hatte.

    »Nein!«, hielt Hermann sich kurz. Er war immer noch sauer auf Pytlik, da dieser vor einiger Zeit bei einem Einsatz mit dem Dienstwagen ein anderes Fahrzeug erheblich beschädigt hatte. Da er nicht nüchtern gewesen war, hatte er Hermann gebeten, den Unfall auf seine Kappe zu nehmen. Hermann hatte sich daraufhin vor dem neuen Leiter der Kronacher Polizeiinspektion verantworten müssen. Bis kurz vor dem Polizeipräsidium wechselten sie kein Wort mehr.

    »Ach, du Scheiße! Siehst du, was ich sehe?«, entfuhr es Pytlik plötzlich.

    Hermanns Neugierde war geweckt, die Spannungen zwischen ihm und seinem Chef für den Moment vergessen.

    »Was?«, erwiderte er und machte einen schnellen Schritt nach vorne.

    »Na da! Siehst du nicht dieses leuchtend rote Haar und den hastigen Schritt direkt auf die Eingangstür zu? Das hat mir am Montagmorgen gerade noch gefehlt.«

    Hermanns Begeisterung war ähnlich der seines Chefs.

    »Ach, nee! Die Kuhnert! Was will die denn schon wieder? Und heute auch noch höchstpersönlich. Mist!«

    Hermanns Handy klingelte. Ungestüm und etwas verlegen kramte er sein Mobiltelefon aus der Jackentasche hervor und ließ sich etwas hinter Pytlik zurückfallen. Der wiederum schmunzelte nur und flüsterte ein bedauerndes »Viel Spaß, Cajo« in sich hinein. Zwei Minuten später betrat er die Dienststelle.

    Nachdem er die Treppen hinauf genommen hatte und den Flur entlang Richtung seines Büros lief, stürzte ihm bereits die aufgebrachte Frau entgegen.

    »Herr Kommissar, Herr Kommissar, ich muss unbedingt ganz dringend was melden. Sie müssen mir zuhören!«

    Pytlik würde sich hinterher fragen, wie alles seinen Lauf genommen hätte, wenn die verwirrt und panisch wirkende Frau ihn nicht grob am Arm gepackt hätte, um ihn in sein Büro zu ziehen und dabei der Kaffee auf seine Hand schwappte, den er sich einige Augenblicke vorher am Automaten neben dem Empfang gezogen hatte. Vor Schreck über den heißen Schmerz auf seinem Handrücken hatte er den Plastikbecher fallen lassen. Nach dem dumpfen Aufprall lief sofort eine braune Brühe etwa 15 Zentimeter oberhalb des Bodens langsam die zuvor weiße Wand hinab. In der Zwischenzeit war auch Adelgunde Reif - Pytliks Sekretärin - aus ihrem Büro gestürmt, da sie vermutet hatte, dass das Aufeinandertreffen der stadt-, aber vor allem polizeibekannten Denunziantin zu keinem guten Ende führen würde.

    Pytlik hatte sich einen Schrei wegen des Schmerzes verkniffen, Emilie Kuhnert hatte ihre Hand noch nicht von seinem Unterarm gelassen und blickte ungläubig zu Boden, bevor sie langsam ihren Kopf hob.

    »Sie riechen ja nach Alkohol«, giftete sie wie eine Natter und wirkte wie die Hexe aus Hänsel und Gretel. »Dann stimmt es also, was man über Sie erzählt!«

    Pytlik war die Zornesröte deutlich ins Gesicht gestiegen. Auch er wandte seinen Blick nun vom Boden ab und starrte der Alten böse ins Gesicht. Dann kam er ihr ganz nahe, packte ihre Hand auf seinem Arm, drückte sie so fest er nur konnte und zischte von Angesicht zu Angesicht.

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