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Passionszeit: Eine Reise auf dem Jakobsweg 2007
Passionszeit: Eine Reise auf dem Jakobsweg 2007
Passionszeit: Eine Reise auf dem Jakobsweg 2007
eBook218 Seiten1 Stunde

Passionszeit: Eine Reise auf dem Jakobsweg 2007

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Über dieses E-Book

Worte von Nelly Sachs:
" Es beginnt immer mit der Sehnsucht"
Das gilt für viele Menschen, die auf der Suche nach neuen Erfahrungen den Jakobsweg gehen. Manches einmal hinter uns lassen – den alltäglichen Trubel, Dinge, die uns belasten, die gewohnten, selbstverständlichen Annehmlichkeiten unseres modernen Lebens. Wir lernen uns selbst und andere besser kennen. Freiheit Erleben und Gelassenheit, die Vielfalt der Natur und um unseren Horizont zu erweitern. Das lange Gehen bis zur Grenze der physischen Kraft, die Beschränkung auf das absolut Notwendige, die Einsamkeit wie auch beglückende Kontakte schärfen den Blick für das Wesentliche, vielleicht auch für den Glauben.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum8. Jan. 2013
ISBN9783844242539
Passionszeit: Eine Reise auf dem Jakobsweg 2007

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    Buchvorschau

    Passionszeit - Wilfried Petersen

    Impressum

    Titel: Passionszeit

    Wilfried Petersen

    Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright:© 2012 Wilfried Petersen

    ISBN 978-3-8442-4253-9

    1. Tag Donnerstag 31. Mai 2007

    Klixbüll – Saint-Jean-Pied-de-Port

    Meine Frau Carla, Tochter Marlies, Schwiegersohn Stefan meine Enkelkinder und Rainer mein Geschäftspartner, bringen mich zur Abreise um 19:00 Uhr, auf den Niebüller Bahnhof. Über Hamburg und mit dem Nachtzug nach Paris werde ich dann 22 Stunden bis Saint Jean Piet de Port unterwegs sein. Als sich der Zug von Altona Richtung Hauptbahnhof schiebt, und dabei eine große Kurve drehen muss, geht gerade der Vollmond auf. Die Kurvenbewegung des Zuges erzeugte den Eindruck, als würde der orangefarbene Mond über die Skyline der Hansestadt gleiten. Ein tolles Panorama, welches man sicher nicht so oft erleben kann. Am Hauptbahnhof Hamburg steigen zwei Afrikaner ohne Gepäck zu mir ins Abteil. Sie wollen nach Paris wie ich heraus bekomme. Ansonsten kommen wir nicht weiter ins Gespräch. Ich habe auch nicht den

    Eindruck, als sei ihnen daran gelegen. Ein leichtes Unbehagen schleicht sich bei mir ein. So wird aus meinem Schlaf bis Dortmund nur ein „Halber. In Dortmund Polizeikontrolle. Höflich werden wir gebeten, unseren Ausweis vorzuzeigen. Da die beiden außer Hemd und Hose nichts vorzuweisen haben, ist ihre Fahrt erst mal beendet. Eine Nachfrage bei den beiden freundlichen Polizeibeamten, wozu die Kontrolle, ergab als Antwort: „ Drogenschmuggel. Ich habe mein Abteil wieder für mich alleine und brauche meinen Rucksack nicht mehr ständig im Auge behalten. Mittlerweile ist es nach null Uhr und Tageswechsel. Habe ich mich doch auf ein Risiko für dieses Abenteuer eingelassen?

    2. Tag Freitag 1. Juni 2007

    Um ca. 4 Uhr erreicht der Zug Aachen. An Schlafen ist nicht wirklich zu denken. Meine Gedanken gleiten immer wieder auf das kommende Abenteuer, mein erstes. Immer wieder habe ich gelegentlich davon geträumt, etwas Außergewöhnliches in meinem Leben zu unternehmen. Aber Familie und Beruf ließen keinen Gedanken dafür einfließen. Doch nun ist es Wahrheit geworden. Ich bin unterwegs, und ich spüre die Anspannung. Die Lok wird gewechselt und es werden noch einige Waggons angehängt. Quer durch Belgien über Brüssel rattert es im monotonen Geräusch der Waggons in Richtung Paris. Carla hat dafür gesorgt dass ich auch ausreichend Verpflegung an „Bord habe. Es wird Zeit, sich daran zu ergötzen. Gott sei Dank muss ich dieses zusätzliche Gewicht nicht ständig auf dem Buckel tragen. Endlich in Paris angekommen; die Weiterfahrt ist ab Bahnhof Mompasarre. Nun gilt es auf dem riesigen Bahnhof die Metro zu finden. Ein großes „U oder „M kann ich auf den ersten Blick nicht erkennen. Ich komme ins Schwitzen, weil ich weiß, der Zug nach Bayonne fährt in 15 Minuten. Irgendwie finde ich den Eingang zur Metro. Aber nun, ohne Fahrschein kommt man da gar nicht rein. Ein freundlicher Franzose, der wie ich ein wenig englisch spricht, löst mir ein Ticket für 1,40 € nach Mompasarre. Eine Minute vor Abfahrt finde ich auch das Gleis und nehme gleich den ersten Waggon. Woher soll ich wissen, dass dieser Zug aus zwei Teilen besteht. Ich erfahre es im Abteil. Der erste Abschnitt ist für die Reisenden nach Bordeaux und der zweite geht weiter nach Bayonne, dieser gilt für mich. Ein durchlaufen ist nicht möglich. Ist also nichts mit Platzkarte im modernen TGV. Auf einem unbequemen Notsitz bei der Tür finde ich dennoch Platz und genieße jedenfalls den Luxus, aus dem Fenster schauen zu können. Die flüchtigen Momente an wunderschönen Flussläufen entlang lassen mich nur erahnen, welch zauberhafte Landschaft sich hier verbirgt. Der Zug nimmt keine Rücksicht auf Impressionen. Es tröstete nur wenig, dass es anderen Mitreisenden ähnlich ergeht. Jeder scheint in seine eigene Welt versunken. Die missliche Situation ist jedem anzumerken, sicher auch mir. Ein Umsteigen zwischendurch ist nicht möglich. Es ist eine Direktverbindung zwischen Paris, Bordeaux und Bayonne. Soweit man die Landschaften links und rechts erkennen kann, sind sie sicher abwechslungsreich aber nicht in ihrer Schönheit erkennbar. Viele male rast der Zug durch eine Hohlgasse. In Bordeaux kann ich dann endlich in das richtige Abteil umsteigen. Aber dass der TGV nun bequemer und schöner zu fahren ist als der ICE ist für mich nicht festzustellen. Im Gegenteil, man sitzt hier genauso beengt wie in der Touristenklasse eines Fliegers. Von Bayonne, im Bummelzug, zuckeln wir sodann am Fluss entlang Richtung Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Großteil der Reisenden sind Pilger, wie man unschwer an den Rucksäcken erkennen kann. Hier sehe ich sie zum ersten Mal, die Italienerin mit ihrem Sohn, ohne zu wissen, dass sie auf meiner Wanderung zu einer immer wieder auftauchenden Begleitung werden soll. Das Pilgerbüro zu finden ist nicht so schwer, immer dem Pilgerstrom hinterher. Es könnte so an die zwanzig sein. Im kleinen Büro herrscht natürlich großer Andrang. Einige haben schon einen Pilgerpass, den man für unterwegs unbedingt benötigt um eine Herberge und natürlich als Nachweis (die Stempel), um am Ende die begehrte Compostela zu bekommen. Ein Mann und zwei Frauen regeln hier den Ablauf. Wer will, bekommt in aller Ruhe den Trip für den weiteren Pilgerweg erklärt und auf Karten gezeigt. Für die deutschen Pilger ist der freundliche Herr zuständig. Er kann aber noch fünf weitere Sprachen und betreibt auch eine kleine Herberge in der- selben Straße. Ich nehme sein Angebot an. Fünf Doppelstockbetten im Keller mit Waschraum und zwei Duschen. Alles ist pikobello sauber. Nachdem ich mich „eingerichtet habe, beschließe ich, noch einen kleinen Stadtbummel zu machen, auch um noch einen Kaffee zu trinken. Es werden aber zwei Biere daraus, weil so ein kleiner Espresso einfach meinen Durst nicht stillt. Habe auf meinem Bummel schon ein „Magnum verputzt. Vor dem Café setze ich mich zu einem Herrn mit Rucksack und komme sofort mit ihm ins Gespräch. Ein Holländer, technischer Direktor am Theater in Amsterdam. Es ist sein letzter Tag in den Pyrenäen. Drei Wochen wandern im Hochgebirge. Den „Camino France ist er auch schon gelaufen. Über eine Stunde reden wir über Technik, Gott und die Welt. Richtig müde, liege ich schon um 21:00 Uhr in der Koje.

    3. Tag Samstag 2. Juni2007

    Saint-Jean-Pied-de-Port - Orisson

    6:00 Uhr aufstehen, es wird ernst. Frühstück mit Milchkaffee aus einer Glasschale und Weißbrot mit Käse und Marmelade. Rucksack packen und prüfen. Um 7:20 verlasse ich dann durch das Santiago-Tor den Ort. Der Himmel ist bedeckt, aber kein Regen in der Luft. Gefühlte Temperatur für mich ca. 15° C ( Carla hätte es mir genauer sagen können ) und es geht steil auf eine Asphaltpiste. Ich merke wie mühsam es mit mir vorwärts geht. Immer wieder muss ich eine Verschnaufpause einlegen, weil meine Waden anfangen zu schmerzen. Sollte Dr. Moubayed doch Recht behalten; und ich schaffe keine 100 km? 

    Und plötzlich weißt du:

    Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen

    Und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen

    Meister Eckhart

    Das Santiago-Tor in Saint-Jean-Pied-de-Port

    Das Höhenprofil

    Ich mache das Kinderspiel: „ Komm wir laufen noch bis zur nächsten Kurve und schauen was dann kommt. In den siebziger Jahren, als die Kinder noch klein waren und wir unseren Urlaub im Hochschwarzwald verbrachten, war dieses Spiel des Öfteren angesagt. Der Erfolg: Hinter der Kurve durfte ich unseren Matthias auf der Schulter weiter tragen. Nein, nun erst recht, und der „Cowboy aus Siegen, der mich gerade überholt, macht mir Mut. Das Wetter wechselt ständig, aber zwischendurch reißen die Wolken immer mal auf und ich werde durch herrliche Panoramen belohnt und verzückt. Eine Kombination von Nordseeblick und Schwarzwald.

    Nun bin ich also hier, auf den Spuren unserer Vorfahren. Ein Weg mit tausendjähriger, rätselhafter Geschichte. Was werden mir die Spuren dieses Weges preisgeben? Die Kirchen, Kapellen, Brücken, Wege und Straßen, Klöster und Kathedralen. Der Weg unter dem Sternenhimmel, die Milchstraße. Wird es doch ein spiritueller Weg werden?

    Der erste Weitblick über die Pyrenäen

    An einem Kreuzungspunkt auf ca. 800 m lege ich meine erste größere Rast ein. Welche Erleichterung beim Abnehmen des Rucksackes! Dank meiner guten Verpflegung von zu Hause stehen mir noch ein Ei, zwei Scheiben Schwarzbrot, einige Kekse und die Tüte mit Bonbons von Rainer zur Verfügung, ein Genuss! Zwei spanische Radfahrer, die mühsam den Berg raufschieben, bitte ich, von mir ein Foto zu machen. Ich merke, wenn ich in diesem Tempo weiterlaufe, schaffe ich keine 27 km bis nach Roncesvalles. Hätte ich doch vorher ein Lauftraining machen sollen? Nun beginnt mein Training eben hier. Ich beschließe nur bis zur Herberge Orisson zu laufen. Der Regen, der nun einsetzt, wird heftiger und die Sicht auch schlechter. Hinter Huntto geht es in Serpentinen auf einem Schotterweg ca. 4 km, und gegen Mittag erreiche ich die Herberge.

    Erste Rast auf 800 m

    Hinter Huntto in Serpentinen steil aufwärts

    Die Herberge in Orisson

    Viele Pilger, die mich unterwegs überholten, treffe ich hier wieder. Die private Herberge ist eigentlich nicht ohne vorherige Anmeldung zu beziehen. Für einen Spontanstop stehen aber hinter dem Haus kleine Zelte zur Verfügung. Dankbar nehme ich das Angebot an. In der Mehrzahl sind es Franzosen oder Spanier, kein Deutscher. Nun werden meine Sprachkenntnisse gefordert. Unwillkürlich denke ich an meinen Englischlehrer Bruno Stolzenburg, der mich immer wieder daran erinnerte, dass Sprachen ein „Lernfach" ist. Warum habe ich dieses damals nicht begriffen?

    Nach einer ausgiebigen Mittagsstunde in meinem Zelt sitze ich nun hier auf einer herrlichen Aussichtsplattform, verzehre meine letzten Vorräte und genieße das Schauspiel der Sonne, die immer wieder versucht die Wolkenlücken mit aller Macht für sich zu nutzen. Ein fantastisches Schauspiel, während ich an meinem Tagebuch schreibe. Das erste Drittel (9 km) der Etappe über die Pyrenäen ist geschafft. Zum Abendessen am langen Tisch, sitzen mir zwei Engländerinnen gegenüber, mit denen ich eine erstaunlich gute Unterhaltung hin bekomme. Sie sind des Lobes voll, denn immerhin verstehen sie kein Wort Deutsch. Also lassen sich die grauen Zellen doch reaktivieren. Nur bis Pamplona geht ihr Trip, dann ist der Urlaub für sie beendet. Im nächsten Jahr machen sie wieder eine Strecke. Auch Elisabetta mit ihrem kleinen Sohn Johann machen hier Station. Für ihn gibt es eine Extrawurst, Pasta. Scheinbar mag er nichts Anderes. Am späten Abend taucht Marcus aus Stuttgart bei mir im Zelt auf. Für Huntto hatte er gebucht, wo er mit

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