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Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser
Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser
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eBook82 Seiten1 Stunde

Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser

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Über dieses E-Book

Rolf-Ulrich Kaiser ist eine der interessantesten Figuren der Musik des letzten Jahrhunderts, nicht nur für die Musik sondern darüber hinaus. Es lohnt sich, über sein Wirken und sein Leben nachzudenken, nicht nur wegen der Musik, die durch ihn geschaffen wurde. Sondern auch, weil Rolf-Ulrich Kaiser es eine Weile geschafft hat, die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Jan. 2018
ISBN9783745078299
Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser

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    Buchvorschau

    Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser - Paul Fischer

    Do it like the Kaiser

    Rolf-Ulrich Kaiser, der „Godfather of Kraut" (WDR) ist wohl die mythischste unter all den mythischen Gestalten der Musik aus Deutschland der 1970'er Jahre und schon deshalb lohnt es sich, über ihn nachzudenken.

    Schon der Name ist irrwitzig. Für Deutsche wie ich, die in den 1970ern geboren sind strahlt er etwas heimeliges aus, „Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer könnte diesen Namen tragen. Die Vorstellung, dass ein Mensch namens „Rolf-Ulrich Kaiser etwas künstlerisch Bedeutsames zuwege bringen könnte scheint lachhaft. Und doch war es so.

    Schon gleich am Anfang eine Klarstellung: Wer auch immer das Wort „Krautrock" in die Welt gesetzt hat, verdient immerwährendes Fegefeuer – und weil inzwischen die ganze Welt so denkt, findet sich auch niemand, der die Verantwortung übernehmen will. In diesem Buch wird es somit in diesem Absatz zum zweiten und letzten Mal verwendet.

    Ich tue dieses Nachdenken in einer Zeit, in der angeblich die Welt aus den Fugen ist. Gewissheiten, die bisher galten, gelten nicht mehr und der Pessimismus ist allgegenwärtig. Wir sehen mit Brexit und Donald Trump die angeblich so pragmatischen angelsächsischen Länder sich munter selbst ihre eigene Grube graben. 

    Wir verfolgen atemlos den Aufstieg und hoffentlich den baldigen Niedergang des IS im „Zeitalter des Zorns. Der Kapitalismus ist am Ende - oder steht er doch nur kurz vor seiner Wiederauferstehung? Wir leben in einer Zeit, in der die besten Köpfe dazu benutzt werden, ihre Mitmenschen dazu zu bringen auf Werbebanner zu klicken. Es ist eine Zeit der „Psychopolitik, in der die Menschen nicht mehr überwacht müssen, weil sie sich selbst überwachen. Wir sehen Eric Schmidts breites Grinsen, als er uns als Evangelist des Silicon Valley verkündet:

    „Diese Jugend lernt ja nichts anderes als das Internet denken, durch das Internet handeln. Und wenn nun dieser Knabe und dieses Mädchen mit ihren zehn Jahren ihr erstes Smartphone bekommen und dort oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später zu Facebook, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort auf Google Plus und erziehen sie mit Google Maps

    Und wenn die dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Internetjünger geworden sein sollten, dann bringen wir sie dazu noch mehr unsere Dienste zu benutzen und sie werden dort wiederum sechs und sieben Monate geschliffen...

    Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Freiheitsdenken oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann Alexa oder Google Home. Und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf deinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in Linkedin auf und so weiter... Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und die sind glücklich dabei."

    Es scheint mir bedeutsam, dass am Ende doch im „Zeitalter des Zorn (Midraj), in der „Smarten neuen Welt (Morozov) oder der „Psychopolitik (Kim) so oft Max Webers „stahlhartes Gehäuse zitiert wird,  als ob am Ende der Mensch nur die Wahl des „Fressens oder Gefressen Werdens hat" 

    Glaubt man all diesem, so sind die Aussichten eher freudlos:

    Entweder man ist dazu bestimmt, in einem fremdbestimmten Angestelltendasein vor sich hin zu vegetieren, in dem auch noch die geringste Aktion aufgezeichnet wird, um im Zweifel gegen einen verwendet zu werden. Wo aus der Geschwindigkeit mit der man eine Maus bewegt abgeleitet wird, ob man gut geschlafen hat. Wo eine Kamera das Augenblinzeln im Auto überwacht und wehe man blinzelt zu oft! Wo man eher Handlanger des Computers ist als umgekehrt.

    Oder man endet als jemand, der anderen Schlechtes antut. Sei es dass er zum brutalen Kapitalisten wird und einen Hedge-Fonds leitet oder ein Startup - in dem nur vordergründig die Welt zu einem besseren Ort gemacht wird, in Wahrheit geht es ums Geschäft und das schließt totale Überwachung mit ein. Die Geschichte von WhatsApp dient als warnendes Beispiel.

    Oder sei es, dass man als Mörder endet, wahlweise als IS-Kämpfer oder als ein westliches Analogon wie McVeigh oder Breivik. 

    Ist dem so? Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten?

    Rolf-Ulrich Kaiser zeigt auf, dass es vor gar nicht langer Zeit noch eine weitere Möglichkeit zu geben schien und zwar die, sich über die Dinge einfach hinwegzusetzen. Das musste vielleicht in der Katastrophe enden, aber vielleicht war dies nicht zwangsläufig – es hätte auch gut ausgehen können. Und vielleicht gibt es solche Möglichkeiten auch heute noch ?!?

    Natürlich ist hier ein bisschen Wehmut dabei, sogar ein großer Schuss „Phantom-Wehmut, denn mein Jahrgang ist 1972 und ich kenne somit die Umstände nur vom Hörensagen. Das Psychedelischste, was meine Eltern im Plattenschrank hatten, war der Soundtrack zu „Yellow Submarine der Beatles. 

    Zum ersten Mal hörte ich von Rolf-Ulrich Kaiser im inzwischen legendären Buch „Krautrocksampler von Julian Cope, in dem ihm ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Ich kaufte mir dieses Buch „einfach so, ohne dass ich von der besprochenen Musik wirklich eine Ahnung gehabt hätte, wie auch. Im deutschen Feuilleton - wir werden noch dazu kommen müssen, leider – war lange Jahre deutsche Rockmusik der damaligen Zeit das ungeliebte Kind. Man verehrte David Bowie, ohne zu wissen, woher er seine Ideen hatte. Man schrieb lieber lange Elogen auf Radiohead -aber als Thom Yorke die Neuveröffentlichung von  „NEU!" als „eine

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