Phönix
Von Dirk Heinze
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für diesen einzigen Menschen - auch wenn sein Kampf von Anfang an verloren scheint... Phönix.
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Buchvorschau
Phönix - Dirk Heinze
phönix
heißt der vogel,
der sich alle fünfhundert jahre
selbst verbrennt und neu aufsteigt
aus seiner eigenen asche.
manchmal sind seine fünfhundert jahre
nur eine nacht lang:
er fliegt am abend in die sonne
und tritt am morgen seinen rückflug
auf die erde an,
brennend - aber nicht verzehrt,
flammen im gefieder.
manchmal ist seine nacht 500 jahre lang.
er liebt und lebt und verzehrt
all seine energie
für die oder den einzigen menschen,
auch wenn sein kampf von beginn an verloren scheint.
sein geheimnis ist die ewige flamme -
die - die in seinem herzen brennt.
er vergisst die toten nicht
und wärmt die ungeborenen.
heiner müller vs. dirk heinze
sprosse eins
phönix saß im bett. er atmete schnell. viel schneller, nee, noch viel, viel schneller. er versuchte die kirchturmuhr durchs fenster zu erkennen und kniff die augen zusammen. vier uhr vierundvierzig. mh, die zahlen kannte er schon, so was passierte - wenn - immer um diese zeit.
in knapp 20 minuten würde der mürrische, alte hahn an seinem stall vorbei schlürfen. immer richtung misthaufen. er nippt an seinem doppelkorn und kräht - oder was immer das auch sein soll - und die erste kleine hektik des tages beginnt. zum sonnenaufgang irgendwo am horizont.
phönix hatte wieder so einen alptraum.
er war auf einem anderen bauernhof. zu gast, bei familie und freunden. und sie alle wollten dort was bauen - ein wichtiges, wegweisendes projekt. alles lief super, alles war schön. nur phönix war nicht richtig zu frieden. der tag war zu ende, der job getan, aber irgendwas fehlte. sie fehlte, kristin, das küken, in das er so, sooo verliebt, so vernarrt war, zu dem ihm alles einfiel, was er immer als lausig und kitschig empfand.
ja - für kristin wollte er ein ganz besonderes küken sein. ein gutes, ein besseres. ein ganz neues. er fühlte sich angekommen. so am ziel. endlich ein bahnhof, in dem der zug hielt - und kristin stand da draußen, lächelte - ihn an - und wünschte sich das gleiche wie er.
o.k. - also schickte er ihr ein zeichen, sie solle auf den bauern-hof kommen und dann war sie da und er war so aus dem ställchen, so aufgeregt, so froh.
sie saßen auf der terrasse an dem kleinen teich hinterm stall und pickten die leckersten körner. er erzählte und erklärte ihr alles, was hier passierte. kristin war gelangweilt, nicht so gut drauf - doch es war ihm egal, denn die hauptsache war, sie war bei ihm.
zum kompott kam die ganze familie rüber. sie gackerten, sie lachten, ja, es war so ein richtig schöner, längst nicht mehr praktizierter familienabend.
dann sah er zu kristin. sie saß neben einem anderen kleinen hahn, sie lachten - und sie küssten sich, und nochmal und dann sah sie zu phönix, lachte verschreckt und sagte: ups - und machte weiter.
und anstatt rüber zu gehen, sie aus dem haus zu schmeißen und diesem minihahn einen auf den kamm zu geben ging phönix raus, warf die tür ins schloss und überlegte kurz, gleich in den teich zu springen - im hintergrund kristins lachen.
also was jetzt? umdrehen, weiterschlafen, noch zwanzig minuten oder so und hoffen auf einen anderen traum und dann aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, was da schlimmes in seinem kopf passiert war? oder aufstehn, irgendwo einen eierlikör oder eierpunch trinken und darauf warten, den alten hahn krächzen zu hören?
er stand auf, vorbei an den anderen schnarchnasen und ging in den waschraum.
uh - soll das echt so sein? ich bin das? und seh so aus? heute?
heute! er sah in spiegel, seine augen - die sahen ihn zwar an... aber irgendwie auch aus. sein kleiner kamm, vor ein paar tagen knallrot gefärbt, stand in alle richtungen, nur nich so, wie er sich das wünschte. denn immer zu den sternen, zu den sternen, weisste? stachelig, so, wie das eigentlich sein soll.
o.k., was solls. er spuckte in die flügel, faltete seinen irokesen korrekt, schüttelte sein schwarzes fell und ging hinaus.
draußen startete die sonne - oh, is das nich schön, wenn man den tag von der ersten sekunde erleben kann, wenn man sieht, wie das leben erwacht, der tau vom stalldach tropft und die ersten adler ihre kreise über der wiese drehen? - das war die standartfrage seiner mutter, wenn er apathisch die hühnerleiter hinunter torkelte.
nö, mom - isses nich.
hey phönix, alles gut, was tolles geträumt?
ja - da stand er. phönix, das einzige schwarze küken hier auf der weide und vielleicht auf der ganzen, weiten welt.
dieser bonsaihahn, der junge himmelsstürmer, noch geprägt von diesem scheiss traum. und trotzdem versuchte er schon, die augen zumindest soweit klar zu haben, dass ihm hier in richtung weide auch ja nix entging. nach dem slogan: im liegen oder stehen, ein phönix muss es sehen, stand er da.
nö, nix spezielles.
noch müde und gelangweilt tapste er mit den anderen küken die straße entlang richtung wiese.
ja, die wiese. war nich so spannend, militärisch aufgeteilt in hühner, gänse und schwanensektionen. und da gabs immer ärger, wenn man