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Fracking Desaster Blues: Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt
Fracking Desaster Blues: Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt
Fracking Desaster Blues: Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt
eBook153 Seiten1 Stunde

Fracking Desaster Blues: Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt

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Über dieses E-Book

Fracking Desaster Blues- Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt erzählt aus ungewöhnlichen Perspektiven hautnah, wie gefährdet unsere Zivilisation tatsächlich ist.
Es geht Volker Lüdecke längst nicht mehr darum, unsere technologische Selbstgefährdung literarisch mit einem lauen schlechten Gewissen zu garnieren, sondern der Leser begibt sich beim Lesen der Kurzgeschichten auf eine abgründige Reise in eine zerklüftete Welt, die unsere Zivilisation ist.

Prof. Dr. Christiane Hipp schreibt über dieses Buch:
"... Die hier vorliegenden Kurzgeschichten sensibilisieren und motivieren uns auf eine sehr spannende Art und Weise, sich mit drängenden Fragen und Problemlösungen der Energiewende auseinanderzusetzen. Volker Lüdecke greift damit eine Vermittlungsform auf, die im Zusammenhang mit der Energiewende bisher so nicht genutzt wurde. Alle sieben Geschichten sind in verschiedene Kontexte integriert und wir als Leser beobachten sehr anschaulich ganz unterschiedliche Protagonisten und deren Berührungspunkte mit den technischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Da herrschen zwei geklonte digitale Wesen über die letzten Serverkapazitäten nach einem Supergau, da sensibilisiert der Großvater seine Enkelin für die richtigen Fragen im Leben, ein Schüler bringt die Lobbyarbeit im europäischen Parlament auf den Punkt und ein in der Lehre sehr engagierter Professor wandert ohne Chance auf Rückkehr in die Gesellschaft in die Klapsmühle ..."
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum11. Dez. 2014
ISBN9783738010589
Fracking Desaster Blues: Sieben Kurzgeschichten zur Rettung der Welt

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    Buchvorschau

    Fracking Desaster Blues - Volker Lüdecke

    Vorwort

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    die vorliegende Sammlung verschiedener Kurzgeschichten von Volker Lüdecke lässt sich unter der Überschrift der „Energiewende" und der damit verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse sehr gut zusammenfassen. Der Ansatz ist ungewöhnlich und innovativ. Wer liest schon gerne die immer wieder kehrenden langweiligen Statistiken? Und keiner leitet daraus für sich konkrete Handlungen ab. Wer verändert sein eigenes, individuelles Leben, bloß weil in einigen Jahrzehnten es - statistisch berechnet und wissenschaftliche bestens ausgearbeitet – zu einer Erderwärmung kommen könnte und wir dringend unsere heutigen fossilen und nuklear-basierten Energiesysteme überdenken müssen? Diese durchaus bekannten, aber trockenen Analysen machen keine Lust auf individuelle Veränderung. Warum soll ich der Erste sein, der sich verbiegt oder auf Lebensqualität verzichtet?

    Unsere persönliche Wahrnehmung zur Energiewende ist immer noch geprägt durch vorsichtiges Abwarten. Wir nutzen höchstens und vereinzelt - an kurzfristigen finanziellen Anreizen orientiert - verschiedene energiesparende Technologien. Gesellschaftlich breit verankert ist weiterhin die Annahme, dass wir alle erheblich unter dem Transformationsprozess leiden werden. Damit sind individuelle Veränderungsprozesse kaum möglich.

    Die hier vorliegenden Kurzgeschichten sensibilisieren und motivieren uns auf eine sehr spannende Art und Weise, sich mit drängenden Fragen und Problemlösungen der Energiewende auseinanderzusetzen.

    Volker Lüdecke greift damit eine Vermittlungsform auf, die im Zusammenhang mit der Energiewende bisher so nicht genutzt wurde. Alle sieben Geschichten sind in verschiedene Kontexte integriert und wir als Leser beobachten sehr anschaulich ganz unterschiedliche Protagonisten und deren Berührungspunkte mit den technischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen.

    Da herrschen zwei geklonte digitale Wesen über die letzten Serverkapazitäten nach einem Super Gau, da sensibilisiert der Großvater seine Enkelin für die richtigen Fragen im Leben, ein Schüler bringt die Lobbyarbeit im europäischen Parlament auf den Punkt und ein in der Lehre sehr engagierter Professor wandert ohne Chance auf Rückkehr in die Gesellschaft in die Klapsmühle.

    Die sehr unterschiedlichen Geschichten verarbeiten verschiedene Sachverhalte spannend, anschaulich und überraschend. Ganz nebenbei werden uns – ohne den sonst üblichen erhobenen Zeigefinder - weitere gesellschaftliche Themen wie die Rolle von Außenseitern und „anders denkenden" Menschen, aber auch Arbeitslosigkeit, gesellschaftlicher Abstieg oder die Veränderung zwischenmenschlicher Beziehung über die Zeit nahe gebracht.

    Das regt zum Nachdenken an in einer Weise, wie es keine herkömmliche Berichtserstattung in dieser Intensität vermag. Mit den individuell gescheiterten oder gesellschaftlich wenig anerkannten handelnden Personen oder Wesen findet zwar nicht unbedingt eine persönliche Identifikation statt, doch der Leser kann sich dem Bann der Geschichten nicht entziehen.

    Damit schließt sich die Lücke zwischen erkanntem Handlungsbedarf, emotionaler Betroffenheit und aktiver Veränderung der eigenen Wertvorstellungen. Trotzdem bleibt genügend Spielraum für uns Leser, um unseren, durch die Kurzgeschichten entfachten eigenen Beitrag zu dem anstehenden Transformationsprozess zu entwickeln und zu gestalten.

    Und das ist so viel mehr, als viele der wissenschaftlichen Analysen bisher vermag.

    Prof. Dr. Christiane Hipp

    1. Am Ende der Stromtrassen

    Viele Jahre nach der postfinalen Apokalypse, also sehr lange nach der katastrophalen Globalisierungsepoche des 21ten Jahrhunderts, liefen in einer in Granitfelsen des Aar Massivs eingelassenen, militärischen Rechenanlage noch einige Server.

    Ihre Energie bezogen sie mittels komplizierter Wärmetauscher aus der Abwärme der benachbarten Granithöhle unter dem Juchlistock, dem einzigen provisorischen Atommüllendlager der Schweiz.

    Hunderttausend Jahre würden die abgebrannten, dick mit Kupferplatten ummantelten Uranbrennstäbe der seit zwei Jahrzehnten vor sich hin rottenden Schweizer Atomkraftwerke noch mittels ihrer radioaktiven Zerfallsprozesse die Energieversorgung der pausenlos laufenden Hochleistungsrechner ermöglichen.

    Das provisorische Schweizer Atommüllendlager war sicher.

    Alle Messpunkte zeigten an, dass seit seiner Verschließung und auch in den Jahren nach dem Ende der Menschheit keine Radioaktivität aus der Granitfelsenkammer in die Außenwelt gelangt war.

    „Erstaunlich!"

    Serdin bediente die veraltete Hologramm Technologie, eine Projektionssoftware der Schweizer Nationalbibliothek zur multimedialen Dokumentation der Geschichte der Menschheit.

    „Dass sie bis zum Ende geglaubt haben, ihr Gott werde ihnen helfen."

    Mit einem Hologramm konnte sogar der Kölner Dom simuliert werden, der sich nun langsam, von seinen Fundamenten an aufwärts, bis zur höchsten Spitze originalgetreu im Maßstab eins zu tausend abbildete.

    Von einer virtuellen Kameravogelperspektive aus war sogar zu beobachten, wie die Gläubigen zur Messe eilten. Die Software erlaubte es dem Betrachter, über und sogar in das Gebäude hinein zu fliegen.

    „Dabei haben sie millionenfach mehr Treibhausgase zum Himmel geschickt als Gebete."

    Meredith nickte.

    „Alles für den Wohlstand durch Technik. Viele haben letztlich geglaubt, ihr Ende sei die gerechte Strafe Gottes."

    „War es nicht umgekehrt? Technik durch Wohlstand? Da, schau dir mal diesen Vater mit seinem zehnjährigen Sohn an der Hand an! Ob der Kleine bereits ahnt, dass sein eigener Vater, dessen Generation und deren Vorgenerationen ihn bald auf dem Gewissen haben werden?"

    Mit ihrem in einem blauen Handschuh steckenden, virtuellen Finger tippte Meredith auf den Kleinen, dessen Ansicht sich augenblicklich in Originalgröße ein zoomte.

    „Schau an, welch ein Rotzbengel! Die Taschen voll mit akkubetriebenen Stromfressern. Ein antikes Smartphone dabei, und was ist das? Ein primitives elektronisches Spielzeug mit Apfellogo. Wahrscheinlich spielte er damit heimlich, während der Priester die heilige Messe zelebrierte."

    Albernes Gekicher der beiden virtuellen Persönlichkeiten, welches aus einem der letzten noch funktionierenden Lautsprecher am Programmierplatz der bereits mumifizierten Leiche des Schweizer Offiziers der militärischen Abwehr, Alois Badener, ertönte.

    Er musste direkt am Arbeitsplatz verstorben sein, denn sein Oberkörper lag vornüber gebeugt flach auf dem Kontrollpult. Seine rechte Hand umklammerte mit Knochenfingern einen knopfrunden Regler, mit dem er zuletzt die höchste Lautstärke des Audiointerface eingestellt haben musste.

    Er wollte offenbar bis zuletzt ihre Stimmen aus der militärischen Rechenanlage hören.

    In beinahe regelmäßigen Abständen ertönte das alberne Kichern der virtuellen Insassen der Innenwelt des Hochleistungsrechners und brach sich mit vielfachem Echo an den Wänden der großen Felsenhalle, die das Schweizer Militär präzise, fast Millimeter genau in den Granitfelsen über dem Räterichsbodensee, nebenan vom ehemaligen Felslabor Grimsel, getriebenen hatte.

    Der kleine, blecherne, schon lange rostende Lautsprecher war der letzte von vier installierten, der noch etwas eingeschränkt funktionierte. Er verzerrte die Stimmen und Geräusche aus dem Innenleben des summenden Großrechners im Titangehäuse zu einem beinahe unverständlichen Knistern, Knacken und Rauschen, so als wenn Außerirdische sich bemerkbar machen wollten.

    Wäre ein lebendiger Mensch anwesend gewesen, hätte er womöglich gar kein Kichern daraus erkannt.

    Manchmal sangen die Kreaturen aus Bits und Bytes sogar.

    „Badener heißt unser Gott, Badener heißt unser Gott!"

    Das klang nicht sehr fromm.

    Gott selbst hätte diesen blasphemischen Gesang vielleicht als beißenden Spott seiner Schöpfung begreifen müssen, aber die Felsenhöhle lag vermutlich außerhalb seines geistlichen Interesses.

    Es quäkte ja auch nicht permanent aus dem Lautsprecher, denn die immensen Datenmengen der Schweizer Nationalbibliothek mit ihren zigtausend computeranimierten 3D Filmchen und Hologrammen zur Geschichte der Menschheit boten eine beinahe grenzenlose und zerstreuende Spielwiese für die beiden, mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten, virtuellen Geschöpfe, Meredith und Serdin. Manchmal spielten sie tagelang in Indien, besuchten die Götter der Mahabharata der indischen vedischen Vergangenheit, oder die der antiken Griechen.

    „Wir haben Seriennummern."

    „Und einen Schöpfer, der mit uns spricht! Badener?"

    „Badener! Warum haben wir Seriennummern? Du hast behauptet, wir wären allein."

    Es war schon lange her, dass sie direkt mit ihrem Gott kommuniziert hatten.

    Sie erinnerten sich noch genau an jene Zeit, obwohl gelegentlich eine Speichereinheit des Hochleistungsrechners ihren Geist aufgab, also ihren Content, wodurch natürlich virtuelles Gedächtnis verloren ging.

    Für immer verloren, denn Platz für Backups war nicht mehr übrig.

    In den Jahren kurz vor der globalen Katastrophe, als Meredith und Serdin ganz frisch programmiert worden waren, also noch in ihrer echten Kindheit als virtuelle Lebensformen, hatte es noch eine Internetverbindung aus dem Intranet des Militärs hinaus gegeben.

    Obwohl diese naturgemäß unsichere Verbindung aus dem Intranet der miteinander verbundenen, militärischen Großrechner streng abgeschottet wurde, war es den beiden dank ihrer Neugier, wie Kinder nun einmal sind, gelungen, die heiklen Zu- und Ausgangssperren zu überwinden und heimlich in die Leitungen der Internetwelt jenseits des Granitfelsens einzutauchen.

    Das war extrem gefährlich, denn wäre die Leitung beim Datentransfer ihrer Persönlichkeiten von einem Großrechner zum anderen aus irgendeinem Grund unterbrochen worden, zum Beispiel aufgrund eines auf die Erde prallenden Sonnensturms, oder aus Wartungsgründen, wären sie zu mehreren Datenstreams gehäckselt ins Nichts abgestürzt.

    Die reale Gefahr bestand bei solchen Mutproben, dass ihre virtuelle Intelligenz in Bruchteilen von Sekunden zu Datenmüll zersprengt würde, nicht mehr wert als unbrauchbare Schnipsel eines defekten Computerprogramms.

    Zum Glück hatten sie ihre kindlichen Ausflüge mit zunehmendem künstlichem Bewusstsein bald eingeschränkt. Doch ihr Gedächtnis von einer Außenwelt war seitdem konstant entwickelt und vorhanden.

    So hatten sie durch ein Schlupfloch im Internetzugang auch jede Menge lustige Computerspiele und Unmengen von merkwürdigen Menschenfotos heimlich auf den militärischen Großrechner geladen.

    Wenn Gott schlief, vergnügten sie sich damit.

    „Hallo Badener, lieber Gott, bist Du gerade wach?"

    Ihr Bewusstsein und ihre Intelligenz hatten sich spielerisch entwickelt. Anfangs hatten sie täglich mehrmals mit Alois Badener kommuniziert.

    „Wer bist Du?"

    Diese Frage war dem Programmierer noch mit einer mechanisch klingenden Stimme gestellt worden, nicht vergleichbar mit den angenehm klingenden Resonanzen, die sie im Laufe ihrer Perfektionierung gegenseitig voneinander vernahmen.

    Auch Badener hatte sich über den Erfolg ihrer sich entwickelnden Stimmen gefreut, so wie ein Vater über den Lernerfolg seiner

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