Familie mit allen Sinnen erleben: Warum Familie für uns alle wichtig ist
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Über dieses E-Book
Liegt es an den Kosten, die Kinder erzeugen? An Frauen, die sich ausgebootet fühlen, wenn sie Karriere und Kinder vereinbaren wollen? An Männern, die ein Leben ohne Kinder bevorzugen? Oder herrscht in unserem Land eine generelle Familien- und Kinderunfreundlichkeit?
Ob als Eltern, Großeltern, Kinder, Geschwister, Onkel und Tanten, das Thema Familie geht uns alle etwas an. Doch oftmals hört man nur von den Kosten und dem Stress, denen Eltern und Kinder ausgesetzt sind. Doch Familie – in welcher Form auch immer – hat auch ganz andere Seiten: Zusammenhalt, gemeinsame Erinnerungen, Spaß und Spiel, sich gemeinsam freuen, genießen, lachen, spielen, wetteifern, streiten, versöhnen und letztendlich viel Liebe.
Diese Seiten des Familienlebens haben wir in einer großen Redaktionsserie vorgestellt. Hier lesen Sie eine Auswahl an Interviews mit Experten zu Themen wie dem Einsatz moderner Kommunikationsmedien innerhalb einer Familie oder der Debatte über die längst verbotene, aber immer noch zu oft ausgeführte Prügelstrafe. In lokalen Reportagen haben wir über besondere Familien berichtet, die Herausforderungen meistern, und über Aktionen, die vor allem Familien ansprechen.
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Buchvorschau
Familie mit allen Sinnen erleben - Neue Osnabrücker Zeitung
Familie mit allen Sinnen erleben
Warum Familie für uns alle wichtig ist
Reportagen, Kolumnen und Interviews aus der NOZ-Serie
Impressum
Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG
Breiter Gang 10 –16
49074 Osnabrück
Telefon: 0049 (0)541 310-360
E-Mail: ebook@noz.de
Registergericht: AG Osnabrück HRA 3551
DIESER TITEL IST AUCH AUF shop.noz.de ERHÄLTLICH
Sie finden uns im Internet unter: www.noz.de
1. Auflage 2015
© Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion: Ralf Geisenhanslüke (Verantwortlich); Corinna Berghahn;
Kathrin Pohlmann; Manuela Bauerfeind (Koordination)
ISBN: 978-3-7375-8186-8
Bildquellenverzeichnis: Neue Osnabrücker Zeitung; colourbox.de; dpa;
imago stock & people; picture-alliance/dpa; Dacia
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Vorwort
Warum Familie für uns alle wichtig ist
1. Familie sehen
„Kein Spagat, sondern eine Grätsche"
Ab wann können Kinder die Welt sehen?
Wie vererbt sich bei Kindern die Augenfarbe?
Tollpatschig? Oft steckt ein Sehfehler dahinter
Imagewechsel bei Brillen: Modelle für Babys und Sportfans
„Kinder sind das Größte"
Wem ähneln Kinder? Kurioses aus der Vererbungslehre
Fluch oder Segen? Whatsapp, Facebook, Skype in Familien
Totale Kontrolle im Kinderzimmer
1a. Familie sehen: lokale Geschichten
Dartpfeil landete im Auge
Die Guidos: eine ziemlich sichtbare Familie
Japan im Wohnzimmer
Eine Familie in Lingen versteht sich blind
Laufen ist Familiensache
Vize-Mom soll kein Aschenputtel sein
Unterstützung durch 15 Geschwister
Kinder gestalten Kunstwerke mit Herz
2. Familie riechen
So riecht Liebe
Mehr als „Mief": Wie entsteht Familiengeruch?
Himmlisch oder zum Würgen?
Windeln waschen oder wegwerfen?
Das Kind duftet(e)!
Einem Vater stinkt’s
„Schweißgerüche sind vermeidbar"
Wenn das geliebte Haustier stinkt
Mit Düften erinnern und Kinder heilen
2a. Familie riechen: lokale Geschichten
Schnupperkurs auf dem Lande
Taschen, Dreck und 60 Grad
Bei den Lüttels in Lingen duftet es jeden Tag
Keine Stinke-Toiletten an Meller Schulen
Grusel, Grauen, Ekel
Das ist die Osnabrücker Luft
3. Familie hören
Wenn der Rhythmus im Blut liegt...
Schmerzen kann man (doch) wegsingen
Das Timbre fällt nicht weit vom Stamm
Warum hören ältere Menschen hohe Töne nicht mehr?
Erziehung ohne Verausgabung
Anwohner müssen Kinderradau hinnehmen
3a. Familie hören: lokale Geschichten
Bei den Eichhorns wird es stiller
Die Vorleser
„Unser lautes Heim" im Kinderheim
„Miss Deaf World"
„Mit Gebärden emotional mehr ausdrücken"
Das Sportabzeichen ist Familiensache
Zweisprachige Erziehung: Wenn ein Traum wahr wird
Stegmann-Zwillinge Virtuosinnen am Klavier
Ein Kindermusiker für alle
Ich schenk‘ dir ein Lied
4. Familie schmecken
Futtern wie bei Muttern
Sich Zeit nehmen für eine gemeinsame Mahlzeit
Nur gesund reicht nicht für Schulmensen
Lecker, gesund und bunt
Wenn Sucht in der Familie zum Problem wird
Welche Autos treffen den Geschmack von Familien?
Ablagen, Airbags, abwaschbar
4a. Familie schmecken: lokale Geschichten
Wenn die Omi mit den Enkeln die Rührkelle schwingt
Hilfe, meine Tochter ist Pommes-Vegetarierin!
Den Gästen schmeckt’s, Familie Hense auch
Ein Hobby für alle Sinne
Kochstudio für Kinder im Mehrgenerationenhaus
„Klackerschuhe" als erstes Objekt der Begierde
Eine Kindertribüne gibt’s nur beim VfL Osnabrück
5. Familie fühlen
Kuscheln ist Balsam für Seele und Körper
„Wer sich geliebt fühlt, traut sich mehr zu"
Mütter und Babys: Gemeinsam fit
Monster unterm Bett
Indianer kennen keinen Schmerz? Von wegen!
Wer nicht hören will, muss fühlen?
Was tun bei der Wut aufs Kind?
Fairplay-Liga rückt Kids mehr denn je in Vordergrund
Wie sich der Gleichgewichtssinn entwickelt
Geschwisterliebe: Tipps zum Kampf um Aufmerksamkeit
Beim ersten Konto läuft fast nichts ohne die Eltern
5a. Familie fühlen: lokale Geschichten
Kann Osnabrück für eine Flüchtlingsfamilie neue Heimat sein?
Flüchtlinge kochen syrische Speisen
Wenn die Sinne toben
Wenn das Kind stirbt
Kein Stern ist ohne Namen
Die Fußball-Familie Niebusch aus Glane
Ein Haus voller Tiere
Galopp nach Gefühl
Mit Tieren Verantwortung lernen
Von Angst und dem Wir-Gefühl - Erlebnistag in Vehrte
Ohne Fernseher, aber mit viel Glauben
Zwischen Jubelschrei und Heulattacke
6. Vater, Mutter, Kind: Elternkolumne
Ganz der Vater? Wem sieht mein Kind ähnlich?
Mein Kind riecht nach Liebe – noch
Ammenschlaf: Nur bei Müttern? Auch bei Vätern? – Die Hera-Konstante
Dreck und Wollmäuse reinigten den Magen meines Kindes
Geschwister-Kinder: Sind Erstgeborene anders?
Vorwort
Warum Familie für uns alle wichtig ist
Deutschland ist arm. Nicht an Aktienwerten, nicht an materiellem Reichtum oder an Pro-Kopf-Einkommen, sondern an Kindern. Es klingt paradox, doch unser Land hat als eines der reichsten der Welt gleichzeitig die niedrigste Geburtenrate weltweit. Wie kann das sein?
Liegt es an den Kosten, die Kinder erzeugen? An Frauen, die sich ausgebootet fühlen, wenn sie Karriere und Kinder vereinbaren wollen? An Männern, die ein Leben ohne Kinder bevorzugen? Oder herrscht in unserem Land eine generelle Familien- und Kinderunfreundlichkeit?
Ob als Eltern, Großeltern, Kinder, Geschwister, Onkel und Tanten, das Thema Familie geht uns alle etwas an. Doch oftmals hört man nur von den Kosten und dem Stress, denen Eltern und Kinder ausgesetzt sind. Doch Familie – in welcher Form auch immer – hat auch ganz andere Seiten: Zusammenhalt, gemeinsame Erinnerungen, Spaß und Spiel, sich gemeinsam freuen, genießen, lachen, spielen, wetteifern, streiten, versöhnen und letztendlich viel Liebe.
Diese Seiten des Familienlebens haben wir in einer großen Redaktionsserie vorgestellt. Fünf Wochen lang haben wir das Thema von allen Seiten beleuchtet: beispielsweise in Interviews mit Experten zu Themen wie dem Einsatz moderner Kommunikationsmedien innerhalb einer Familie oder der Debatte über die längst verbotene, aber immer noch zu oft ausgeführte Prügelstrafe. In lokalen Reportagen haben wir über besondere Familien berichtet, die Herausforderungen meistern, und über Aktionen, die vor allem Familien ansprechen. „Familie mit allen Sinnen erleben" lautete der Schwerpunkt der NOZ-Familienserie. Dabei orientierten wir uns an den fünf Sinnen: Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Fühlen.
Konkret bedeutete das: Ist digitale Kommunikation per Whatsapp Fluch oder Segen für Familien? Wie entsteht Familiengeruch? Ist die Stimme vererbbar? Wann entwickelt der Mensch einen eigenen Kleidergeschmack, und warum haben viele Kinder Angst vor Monstern unter dem Bett? Wie Sie hier nachlesen können, sind unsere Reportagen, Geschichten, Kolumnen und Interviews dabei so bunt, wie das Leben mit Familie sein kann.
Übrigens: Die Familie auf dem Cover unseres E-Books gibt es wirklich. Es sind die Strüwings aus dem emsländischen Lähden. Sie haben sich beim Shooting der NOZ-Familienwochen beworben und wurden unter mehreren Familien ausgewählt. Einen Tag lang waren sie Models für die Serie und haben beim Fotoshooting ziemlich viel Geduld bewiesen.
Von Corinna Berghahn und Kathrin Pohlmann (Redaktion)
1. Familie sehen
Grafik: colourbox.de
Von Kristina Hoppe
„Kein Spagat, sondern eine Grätsche"
Es ist ein Leben zwischen Business-Meetings und Baby-Brei – zwischen Homeoffice und Hausaufgabenbetreuung: Berufstätige Mütter müssen täglich den Spagat zwischen Job und Familie bewältigen, um allen Seiten gerecht zu werden. Wenn sie gleichzeitig auch noch eine Karriere wollen, müssen sie vor allem eines sein: perfekt organisiert.
Prominente Beispiele dafür, dass Kind und Karriere sich nicht ausschließen, sind aktuell Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig oder Yahoo-Chefin Marissa Meyer. Doch was nach außen hin so einfach aussieht, ist in Wahrheit oft ein organisatorischer Kraftakt und in Deutschland immer noch eher die Ausnahme: Denn nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiten 70 Prozent aller berufstätigen Mütter in Teilzeit.
„Es braucht ein komplettes Team, damit es klappt, weiß auch Sonja Ende, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO). Die 41-Jährige hat vier Kinder von drei bis sechs, arbeitet Vollzeit und ist gleichzeitig noch als Geschäftsführerin des Innovationscentrums Osnabrück tätig. In ihre Position bei der WFO ist sie eingestiegen, als ihre jetzt dreijährigen Zwillinge sechs Monate alt waren. Keine einfache Situation mit vier Kindern. „Wir bekommen gute Unterstützung von einer Tagesmutter und den Eltern. Außerdem kann ich mir in meinem Job auch mal Freiheiten rausnehmen. Ich weiß schon, dass wir da privilegiert sind
, so Ende, die den Spagat gemeinsam mit ihrem Mann meistert, der als Meeresbiologe viel unterwegs ist.
Dennoch sei der Alltag nicht immer einfach: „Morgens muss alles klappen, da gibt es nicht viel Flexibilität. Die Betreuung der Kinder bis zur Grundschule sei mittlerweile durch die Kitas und das U-3-Angebot ganz gut geregelt, auch wenn man mit Öffnungszeiten bis 16 Uhr einfach keinen normalen Arbeitstag abgedeckt bekomme. „Die nächste Herausforderung wird die Grundschule. Wir haben keinen Hort-Platz bekommen, und es gibt zu wenig Ganztagsangebote. Da muss sich noch was tun
, sagt Ende, die mit ihrem ersten Kind als selbstständige Beraterin noch viel gereist ist. „Ich hatte ein Au-pair dabei und hab dann zwischen den Meetings im Nebenzimmer gestillt", erinnert sich Ende, die nicht nur Zuspruch für ihren Lebensentwurf erntet.
Kritik besonders von anderen Müttern
„Ich muss mir vor allem von Frauen viele Sprüche anhören und werde ständig kritisiert. Mütter sind da untereinander am schlimmsten, so die 41-Jährige. Es sei nicht so, dass diese Kritik an ihr abpralle. „Mich schmerzen blöde Kommentare, und ich leide auch, wenn mein Kind morgens lieber bei Mama bleiben und nicht in die Kita gehen will. Da bin ich nicht anders als andere Mütter, aber ich arbeite eben gerne.
Das schlechte Gewissen sei so ein „typisches Frauending – auch im Job: „Frauen geben sich oft mehr Mühe, damit sie die Vorurteile nicht bestätigen.
Oft seien Mütter aber auch einfach effizienter bei der Arbeit. „Frauen kriegen ihre Aufgaben bis zum Abholtermin in der Kita fertig, weil sie es eben müssen, so Ende. Vereinbarkeit bedeute für sie aber vor allem eines: „Dass Frauen die Wahl haben, so in den Beruf einzusteigen, wie sie es wollen.
Für die Zukunft wünsche sie sich weniger Vorurteile und gläserne Decken und dass Frauen nur nach Kompetenzen eingestellt werden. „Wir brauchen mehr Vorbilder hier in Deutschland. In anderen Ländern wie Frankreich klappt das schon", so die Vierfachmutter.
Das ewige schlechte Gewissen
Mit dem schlechten Gewissen plagt sich oft auch Funda Versluijs. Die 38-Jährige ist Niederlassungsleiterin der Gess Group in Münster – einem Personalmanagementunternehmen. Sie arbeitet jeden Tag von 8 bis 15 Uhr ohne Pause, damit sie ihr Pensum schafft. Dann holt sie ihre 18 Monate alte Tochter von der Kita ab. Doch auch nach Dienstschluss ist sie immer erreichbar und beantwortet Mails. „Für mich war klar, dass ich in meinen alten Job zurückkehre nach einem Jahr Elternzeit, aber es ist härter gewesen, als ich im Vorfeld gedacht hätte. Das ist kein Spagat, sondern eine Grätsche, die man machen muss, so Versluijs. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch sehr schwierig – vor allem in einer Führungsposition. „In Teilzeit hätte ich den Posten leider nicht behalten können. Das war schnell klar.
Zwischenzeitlich habe es auch Überlegungen gegeben, dass ihr Mann Teilzeit arbeite, um die Betreuung zu stemmen. „Vor der Geburt macht man Kurse und wird vorbereitet, aber keiner sagt dir, wie es hinterher weitergeht und wie es wirklich ist, ein Kind zu haben. Man ist mit dem Thema Beruf und Betreuung völlig auf sich allein gestellt, findet Versluijs. Organisation und Logistik in Kombination mit einem guten Umfeld seien dabei unerlässlich. Wenn man keine Hilfe habe, sei es schwierig. „Unsere Eltern können aber nur bedingt einspringen. Wenn unsere Tochter mal krank wird, dann wechseln mein Mann und ich uns ab
, so die 38-Jährige.
Hoher Druck auf Frauen mit Kind
Der Druck sei schon groß. Als Frau mit Kind sei es hart auf dem Arbeitsmarkt. Da werde man auch schon mal unverblümt nach dem Wunsch nach einem zweiten Kind gefragt. „Damit es mit der Karriere als Mutter klappt, braucht man auch verständnisvolle Kollegen. Ich habe mit meinem Arbeitgeber und meinem Team viel Glück. Vereinbarkeit hat für Funda Versluijs aber auch noch mit einer ganz anderen Sache zu tun: „Ich muss das mit mir selbst als Mutter vereinbaren. Ich bin einfach nicht mehr wie vorher. Für mich ist klar, dass mein Kind immer vorgeht.
Alleinerziehend und am Arbeiten
Noch schwieriger wird die Situation allerdings, wenn man alleinerziehend ist. So wie Christine Finke. Die 49-Jährige hat drei Kinder (15, 9 und 6), ist Stadträtin in Konstanz und arbeitet selbstständig als Autorin und Journalistin. Außerdem ist sie erfolgreiche Bloggerin. Auf ihrer Seite www.mama-arbeitet.de beschäftigt sie sich mit Themen rund um Familie und Vereinbarkeit. Erst kürzlich sorgte sie mit ihrer Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele auch in den Medien für Furore. „Es ist jeden Tag wieder eine Herausforderung. Ich habe keine Familie vor Ort, keinen netten Exmann, der hilft, ich bin wirklich ganz alleine. Mir hilft eine Mischung aus guter, vorausschauender Planung und Improvisation", so Finke. Allerdings würde sie mehr leisten können und besser dastehen, wenn sie mehr arbeiten könne. Doch gerade in den Schulferien sei das schwierig.
Ein Leben ohne Arbeit und Karriere kann sich die promovierte Sprachwissenschaftlerin nicht vorstellen: „Müttern wird ja nachgesagt, sie interessierten sich nach der Geburt gar nicht mehr voll und ganz für den Job, sondern seien mit dem Kopf eher bei den Kindern. Da kann ich auch wieder nur für mich sprechen: Wenn ich arbeite, dann bin ich voll und ganz bei der Arbeit. Genau das ist es ja, was mich daran reizt und herausfordert."
Immer noch viele Vorbehalte
Leider gebe es immer noch viele Vorbehalte: „Wenn in den Führungspositionen nur weiße ältere Männer sind oder junge Schlipsträger, dann wird es ganz schwierig, hier neue Strukturen zu schaffen. Deswegen bin ich auch absolut für eine Frauenquote, und zwar nicht nur auf Vorstandsebene. Ich denke da ziemlich radikal und kann mir sogar eine Mütterquote oder eine Alleinerziehendenquote für Unternehmen vorstellen. Auch was das Thema Teilzeit angeht, hat Christine Finke eine eindeutige Meinung: „Es ist möglich, Führungspositionen auch per Jobsharing zu teilen. Das wird auch schon praktiziert, aber die meisten Firmen haben Vorbehalte, solche neuen Modelle auszuprobieren.
Aber zum Glück gebe es auch einige Männer, die Familien neu denken wollen und finden, es sei an der Zeit, die Rollen neu zu verteilen. „Ich glaube, das macht auch etlichen Frauen mehr Lust auf Familie und Kinder", so Finke.
Für sie bedeute Vereinbarkeit, Kinder und Eltern als wertvolle Ressource zu sehen, die besonderen Schutz brauchen. „Dieser Schutz sollte auch beinhalten, dass es möglich ist, zu arbeiten und für das eigene finanzielle Auskommen zu sorgen, obwohl Mann oder Frau Kinder hat."
Von Corinna Berghahn
Ab wann können Kinder die Welt sehen?
Die Augen öffnen kann ein Baby schon im Mutterleib. Aber ab wann kann es „richtig" sehen?
Das Sehen gehört zu den wichtigsten Sinnen – der sich trotzdem sehr langsam ausbildet: Dabei entwickeln sich die Augen schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft. Doch bis ein Mensch nah und fern sehen kann, dauert es nach der Geburt noch ein ganzes Jahr. Das ist auch gut so, denn die Natur hat es so eingerichtet, dass Babys immer nur so viel und so weit sehen können, wie nötig ist. Anfangs also nur die für sie wichtigen Gesichter ihrer im wahrsten Sinne nahestehenden Bezugspersonen und später dann immer mehr. So wird vermieden, dass sie zu vielen Reizen ausgesetzt werden.
Im Mutterleib entwickeln sich die Augen ab dem zweiten Monat. Um die 16. Schwangerschaftswoche herum kann der Fötus seine noch geschlossenen Augen bewegen, und in der 21. Woche entsteht die Iris. Noch bis zum siebten Schwangerschaftsmonat bleiben sie allerdings geschlossen. Wenn der Fötus sie ab der 28. Woche öffnet, kann er hell und dunkel unterscheiden. Im Bauch herrschen ab dem Zeitpunkt wahrhaftig rosarote Zeiten, denn immer wenn Licht durch die Bauchdecke scheint, nimmt das Ungeborene es als rosa oder violette Tönung wahr.
Die Welt ist verschwommen
Erst einmal auf der Welt, sieht das Baby die Welt nur verschwommen, denn seine Sehstärke ist noch nicht komplett ausgereift. Wer sich wundert, warum viele Neugeborene geschwollene Augen haben, sei beruhigt: Sie erklären sich durch den Druck, dem sie im Geburtskanal ausgesetzt waren, und klingen wenige Stunden nach der Geburt ab.
Es klingt kurios, aber Babys sind kurz- und weitsichtig gleichzeitig und können nur Dinge scharf sehen, die etwa 25 Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt sind. Hell und Dunkel erkennen sie wie im Bauch immer noch – und wenden sich automatisch starken Lichtquellen zu. Auch satte Farben wie Rot oder Kontraste wie Schwarz und Weiß wecken ihr Interesse. Farben zu unterscheiden fällt ihnen hingegen noch schwer.
Rund und bewegt
Gesichter sind für Babys ebenfalls sehr interessant, allerdings schauen sie ihre Eltern anfangs immer nur kurz an, da sie ihren Blick noch nicht fixieren können. Trotzdem erkennen Babys schon kurz nach der Geburt die Gesichter ihrer Bezugspersonen. Babys mögen zudem lieber runde als gerade Dinge anschauen – und bevorzugen Bewegung. Ein Mobile ist daher weit mehr als ein schönes Accessoire über dem Bett, sondern übt das Kind beim Sehen und Greifen.
Ab neun Wochen können Babys bis zu zweieinhalb Meter weit sehen – und werden immer interessierter an den sie umgebenden Gesichtern und Geschehen. Sie versuchen sogar, von der Mimik ihrer Eltern auf das eigene Verhalten und umgekehrt zu schließen. Übertriebene Gesichtsausdrücke seitens der Eltern können diese Entschlüsselung vereinfachen. Also Mut zur Grimasse!
Spätestens in dieser Zeit wird der Blickkontakt wichtig, versuchen Kinder doch, darüber mit ihren Eltern zu kommunizieren. Manche Kinder schauen ein Spielzeug an und ihre Eltern, um ihnen damit zu sagen, dass sie es haben wollen. Reagieren die Eltern, ist das Kind glücklich.
Farbe kommt ins Spiel
In den ersten drei Monaten ist es nicht selten, dass ein Kind schielt, weil die Abstimmung der Augen noch nicht funktionieren muss. Das liegt auch daran, dass das Gehirn die beiden Einzelbildchen noch nicht aufeinanderlegen kann. Mit rund sieben Monaten sollte der Silberblick aber verschwunden sein, ansonsten ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Mit einem halben Jahr können Kinder Farben so gut wahrnehmen und unterscheiden wie Erwachsene. Ab jetzt wird auch die Tiefenwahrnehmung immer besser, und das Kind kann weiter entfernte Dinge beobachten wie Vögel im Baum