Widerstand ist zwecklos
Von Ronny Heine
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Buchvorschau
Widerstand ist zwecklos - Ronny Heine
Widerstand ist zwecklos
Titel Seite
1. Kapitel
2. Kapitel:
3.Kapitel
4.Kapitel
Widerstand ist zwecklos
1. Kapitel
Mehr als zwanzig Jahre ist es nun her, dass die Voyager wieder auf der Erde angekommen ist. Vor etwa drei Monaten war Jahrestag und alle, die noch dazu im Stande und nicht auf Mission waren, sind gekommen. Alt sind sie geworden, denkt Annika. Janeway kam natürlich, sie ist ja nun Admiral und fast nur noch auf dem Heimatplaneten. Chakotay ist faltig geworden und kam in Stammestracht, was ihn unter all den Uniformierten gänzlich heraus hob und fast lächerlich wirkte. Harry Kim war als Captain unterwegs und auch Naomi Wildman konnte aufgrund eines Einsatzes nicht da sein. Gerade über sie hätte sich Annika sehr gefreut.
Zur Zeit arbeitet sie in einem wissenschaftlichen Labor zur Untersuchung altertümlicher Artefakte fremder Planeten. Die Kenntnis vieler Spezies der Quadranten durch ihre Zeit bei den Borg und ihr astrometrisches Wissen machten sie perfekt für diese Arbeit. Nie wieder würde sie ein Raumschiff betreten, schwor sie sich und bisher hat sie das auch eingehalten. Jedes halbe Jahr trifft sie den Doktor, der sie sehr gut kennt und dem sie vertraut. Andere Ärzte würden ihr nur die wenigen verbliebenen Borg-Implantate entfernen wollen. Obwohl der Doktor nicht mehr als Arzt praktiziert und sich lieber der Kunst in allen erdenklichen Richtungen widmet, freut er sich jedes mal sehr, wenn er Annika untersuchen soll, seine wohl größte medizinische Leistung.
Annika blickt in den Spiegel und sieht immer noch gut aus, obwohl sie die sechzig schon überschritten hat. Die Nanosonden leisten gute Arbeit, wenn ihre Anzahl doch schon sehr gesunken ist. Viele wurden zu Untersuchungszwecken entfernt, andere versagten einfach den Dienst. Bei den Borg hätte sie etwa alle zwei Jahre neue Nanosonden bekommen. Niemand sonst hat wohl so alte Nanosonden in seinem Körper. Sie hatte geheiratet, bei einer Therapiesitzung hatte sie einen Mann kennengelernt, der auch von den Borg getrennt wurde. Aber die Ehe währte nur 5 Jahre, dann verstarb er, denn er hat das Entfernen der Implantate nicht so gut verkraftet wie Annika. Dann fielen seine Nanosonden innerhalb weniger Wochen aus und er war nicht mehr zu retten.
Seit dem hat sie furchtbare Angst, ihr könnte dasselbe passieren. Doch der Doktor hat mit ihrer Hilfe ihren Alkoven aus der Voyager ausgebaut und modifiziert. Nur einmal im Monat soll sie darin schlafen, damit die Nanosonden weiter funktionieren. Ihr Mann hatte keinen solchen Alkoven und hätte sich auch niemals wieder in einen solchen hinein begeben.
Annika ist zufrieden mit sich und ihrem Leben, frühstückt, dann duscht sie, zieht sich an und begibt sich zur nächsten Schnellbahnstation.
So ist sie in wenigen Minuten an ihrem Arbeitsplatz. Dieser befindet sich im astrohistorischem Institut.
Sie untersucht gerade ein Stück veldorianisches Glas mit seltsamen Schriftzeichen darauf, als sie einen Videoanruf erhält.
Sie freut sich sehr, als sie den Namen des Anrufers entziffert:
Leutnant Naomi Wildman.
Hastig drückt sie auf den Knopf und eine aufgeregt wirkende Naomi erscheint auf dem Monitor.
„Wir haben etwas gefunden, das musst du dir ansehen!, tönt es. „Du wirst nicht glauben, was wir gefunden haben.
„Was ist es?", fragt Annika zurück.
„Borg", lautet die Antwort.
„Das ist doch nichts ungewöhnliches", man hört ihrer Stimme an, dass sie etwas enttäuscht ist. Borg. Fast jeden Monat gibt es was von den Borg. Seit dem Kampf mit der Voyager hat es keinen größeren Zwischenfall mehr gegeben, aber da beide Parteien ihr Territorium erweitern, sind Begegnungen recht häufig. Die Verbesserung der Föderationsschiffe mit Hirogen-Technologie sorgt dafür, dass nur kleine schwache Schiffe angegriffen werden.
„Es ist aber kein gewöhnliches Schiff. Wir haben herausgefunden, dass es ungefähr 1000 Jahren alt ist. Der größte Teil funktioniert noch, die Crew ist tot, aber es fliegt weiter. Mein Schiff begleitet es, um es zu untersuchen. Ich würde mich freuen, wenn du mir helfen würdest. Ich weiß, dass du nicht mehr gerne fliegst, aber eine solche Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen. Annika überlegt kurz. Sie hat hier eine zwar manchmal etwas eintönige Arbeit, aber dennoch eine sinnvolle Beschäftigung. Aber sie vermisst auch das Neue, das Unbekannte. „Ich melde mich später bei dir, ich muss vorerst abklären, ob das in Ordnung geht. Aber das sollte kein Problem sein.
Anschließend bittet sie bei ihrem Vorgesetzten, für diese Mission freigestellt zu werden. Dieser sagt zu, aber sie müsse sich um alle erforderlichen Genehmigungen und Ausrüstung selbst bemühen. Auch wenn es sich um eine das Institut betreffende Forschung handelt.
Wieder an ihrem Arbeitsplatz kontaktiert sie Naomi.
„Ich versuche, Tom Paris als Piloten zu organisieren, vielleicht kommt der Doktor auch mit, der ist ja auch Experte für Borg-Technologie und durch den mobilen Emitter sehr brauchbar, denke ich.", meldet Annika.
„Ich wusste, dass du nicht nein sagen würdest",lächelt Naomi in die Kamera.
Annika atmet tief durch, als der Anruf beendet ist und ihr so langsam bewusst wird, was sie da vor hat.
Sie kontaktiert Tom Paris, der mittlerweile ein kleineres Transportunternehmen leitet. Sein bestes Schiff ist ein Nachbau des Schiffes „Alice", das er einst im Delta-Quadranten gefunden und repariert hatte, nur ohne das cerebrale Kommunikations-Interface.
Tom zeigt sich sehr erfreut über etwas Abwechslung. Auch B‘elana kommt ans Terminal und fragt, wie lange die Mission wohl dauern würde. Das kann Annika nicht genau sagen, aber sie rechnet mit etwa 2-3 Monaten.
Das hält die Halbklingonin für angemessen und vertretbar.
„So, dann haben wir also schon mal ein Schiff, einen Piloten, einen Experten und einen Missionsleiter. Fehlt nur noch ein Schiffsarzt", witzelt der Doktor, der aber auch einwilligt.
Eine Woche später treffen sie sich in der Nähe von Marseille, wo Paris seine Firma hat.
„Die nötigen Papiere habe ich, schmunzelt Tom, „wir sind startklar. Verpflegung und Ausrüstung sind an Bord, ich habe auch den speziellen Navigationscomputer von Seven, äh ich meine Annika, eingebaut.
„Du darfst mich während der Mission „Seven nennen, aber privat bin ich natürlich Annika Hansen, das gilt für alle.
Alle, das waren aber nur der Doktor und Tom Paris.
„Wir werden Naomi an diesen Koordinaten treffen, wenn das Schiff wirklich so schnell ist, wie Sie sagten, Tom Paris., und gibt ihm den Datenspeicher mit den Instruktionen. Schon war sie professionell vom „Du
ins „Sie" gewechselt.
„Dann hinein", meint Tom mit einer einladenden Armbewegung.
Das Schiff ist wirklich gerade groß genug für 2 Personen, der Doktor braucht ja nicht ständig präsent zu sein.
Sanft hebt das Schiff vom Boden ab und Tom gelingt es, es fast unmerklich zu beschleunigen. Die Technik ist vom Feinsten und im Zusammenspiel mit den fliegerischen Fähigkeiten des Piloten fühlt es sich an, wie das Schweben auf einer Wolke.
Im nu sind sie im Weltraum und wenige Zeit später beschleunigen sie auf ganze Warp 8,5 , eine Geschwindigkeit, die sonst nur Föderationsschiffe erreichen. Privatschiffe schaffen meist nur Warp 6.
Nach 2 Tagen Flugzeit erreichen sie die angegebenen Koordinaten, verlangsamen auf Impulsgeschwindigkeit, um die Gegend nach der „Andromeda" abzusuchen. Während dieser Zeit haben sie kaum gesprochen, Tom respektierte die Art Annikas, nur zwingend notwendige Kommunikation durchzuführen. Wohl gerade deshalb war sie ihm eigentlich immer sympathisch gewesen. Kein albernes Blabla, kein Tratsch.
Dann erblickt Annika etwas auf ihrem Scanner-Interface. Ein Borg-Kubus, nur etwa ein Zehntel der Größe, wie sie heutige Kuben haben. Dann, etwa 500 Kilometer dahinter die „Andromeda", ein Forschungsschiff mit mittlerer Kampfstärke. Diese Art Schiffe werden auch für Patrouillenflüge entlang der neutralen Zone eingesetzt.
Sie empfangen eine Audio-Nachricht. „Wartet den Vorbeiflug des Kubus ab und dockt dann bei uns an. Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen."
Ohne Antwort zu geben, folgt Tom den Anweisungen. Es ist richtig gespenstisch, wie der Kubus an ihnen vorbei fliegt. Aus reiner Gewohnheit rechnen sie mit einem plötzlichen Angriff, aber nichts dergleichen geschieht. Sie fliegen hinter der „Andromeda" her und landen sicher im Hangar.
Dort werden sie von Naomi herzlich begrüßt und auch der Doktor zeigt sich.
„Wieso dieses seltsame Manöver?, fragt Tom.
„Wir haben festgestellt, dass die hintere Sensorenphalanx des Kubus wohl defekt ist. Wir haben mal probehalber einen Photonentorpedo an ihnen vorbeigeschossen, erst als er neben ihnen war, wurde er zerstört. Daher wissen wir auch, dass es gefährlich ist, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Unsere Scanns zeigen keine funktionierenden Drohnen an. Entweder sind sie getarnt oder tot.
Der Kurs wurde nur minimal geändert. Das ist so, weil die Karten anscheinend so alt sind wie das Schiff und deshalb sind kleinere Korrekturen erforderlich. Die Frage ist nur, wer das Schiff steuert und instand hält. „Und, wo es hin will.
,meint Tom.
Annika unterbricht den Redeschwall mit einer Handbewegung.
„Ich werde mir die bisherigen Untersuchungsergebnisse ansehen, dann entscheiden wir gemeinsam, wie wir weiter vorgehen werden."
Sie geht in Richtung der Mannschaftsquartiere, und findet auch ein freies. Drinnen schließt sie schnell die Tür, und atmet erleichtert durch. Die Begegnung mit dem Kubus hatte sie sehr aufgewühlt, aber sie konnte sich immer noch sehr gut beherrschen.
Kurze Zeit später kommt Naomi herein, mit etwas Essen und Datenträgern, die die Ergebnisse ihrer bisherigen Untersuchungen enthalten. Sie nimmt neben Annika auf dem Bett Platz.
„Eigentlich sollten wir eine Doppelsternanomalie untersuchen, als unsere Scanner plötzlich diesen Kubus meldeten. Sofort gingen wir auf roten Alarm, aber wir wurden nicht angegriffen, nur gescannt. Wir scannten ebenfalls und erstaunlicherweise konnten wir alles durchdringen." Interessiert hört Annika zu.
„So fragten wir bei der Sternenflotte an, ob wir den Kubus vorsichtig untersuchen dürfen, der Doppelstern fliegt ja nicht weg, aber dieser Kubus könnte uns einen Vorteil im Kampf gegen die Borg verschaffen."
Sie nehmen am Tisch Platz und setzen beim Essen die Unterhaltung fort: „Inwiefern sollte ein derart alter Kubus helfen? Die Technologie ist veraltet, viel mittlerweile sicher unbrauchbar. Naomi überlegt kurz, nimmt noch einen Bissen und nachdem sie ihn verschluckt hat, fährt sie fort: „Vielleicht erzählt uns der Kubus etwas über die Geschichte der Borg, wo sie herkommen, was ihr ursprüngliches Ziel war.