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Im Angesicht des Verrats
Im Angesicht des Verrats
Im Angesicht des Verrats
eBook290 Seiten4 Stunden

Im Angesicht des Verrats

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Über dieses E-Book

Lennard Daris war ein einfacher Frachterpilot, der nur einen Container zum Erdmond befördern sollte. Doch was macht dieser Frachterpilot, wenn plötzlich sein Raumschiff explodiert, kaum als er von der Erde abhob? Was macht er, als er gerade noch notlanden konnte, um Rettung bat und stattdessen als Verräter verhaftet wird?
Dieser Frachterpilot versucht mit allen Mitteln herauszufinden, in welch abgekartetes Spiel er hineinversetzt wurde, als ihm mit Hilfe seines besten Freundes die Flucht aus den Klauen der I.S.A. gelang. Doch seine Dedektivarbeit war lebensgefährlich. Suchte ihn nun nicht nur die I.S.A. sondern auch diejenigen, die das Verbrechen tatsächlich begannen und es ihm anhängten. Fast erdrückt von diesen beiden Mächten und unter Einsatz seines Lebens suchte Lennard mit Hilfe von Professor Balthasar Jeronimus Fynn, seiner Tochter Alisah und Ellie, einer selbstbewussten Energiematrix, nach den wahren Verbrechern und deckt dabei eine Verschwörung globalen Ausmaßes auf...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum3. Dez. 2014
ISBN9783737519519
Im Angesicht des Verrats

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    Buchvorschau

    Im Angesicht des Verrats - Oliver Höhre

    Im Angesicht des Verrats

    Im Angesicht des Verrats

    Oliver Höhre

    Copyright: © 2014 Oliver Höhre

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-7375-1952-6

    Es war das Ende einer Zeit, die von Egoismus und Selbstverherrlichung geprägt war. Es war die Geburt einer neuen unschuldigen Welt voller Gemeinsamkeiten. Es war der Beginn einer Zeit des Friedens und der Zusammenarbeit.

    Eigentlich...

    Es war schon ungewöhnlich, als Thijs van der Meer Lennard Daris

    darum bat einen Frachtcontainer, gefüllt mit wertvollen organischen Komponenten, zur New Holland Kolonie auf den Mond zu liefern. Normalerweise übernehmen solche Arten von Frachten Sonderagenten des Versanddienstes. Sie haben

    besondere Erfahrungen in der Unauffälligkeit von Lieferungen und der Verteidigung der Fracht. Thijs merkte jedoch an, dass ihm diese Lieferung besonders wichtig sei und deshalb nicht einmal diesen Sonderagenten vertraue.

    Thijs und Lennard waren alte Freunde. Sie kannten sich seit der Pilotenausbildung bei der Agentur für internationale Raumfahrt. Somit ließ Thijs Bitte in Lennard keinen Argwohn in sich aufkommen. Besonders neugierig wurde er, als Thijs meinte, dass diese Fracht helfen würde, die Welt zu verbessern.

    Lennard war zu Anfang schon etwas über diese Aussage verwundert, weil in seinen Augen die Welt gut war, so wie sie war.

    Allerdings, seit den verheerenden Umweltkatastrophen des 21. Jahrhunderts und den daraus resultierenden Kriegen um Wasser, Nahrungsmittel und Rohstoffe, wo fast 80 Prozent der Menschheit umkam, der halbe Globus nur noch aus Wüste und Steppe bestand und somit ein Leben unterhalb des dreiundfünfzigsten Breitengrades praktisch nicht mehr möglich war, könnte der Erde eine Wiederauferstehung der Natur, etwa wie der Genesis, gut zu Gesicht stehen. Aber Lennard kannte die Erde nur so, wie sie jetzt 200 Jahre später war. Er wurde in ihr geboren, wuchs in ihr auf und erlebte die Welt, so, wie sie nun beschaffen war. Obwohl zwar wirklich Pläne zur

    globalen Renaturierung existierten, war es Lennard nicht bewusst gewesen, was Thijs mit seinen Worten tatsächlich gemeint hatte.

    Doch da Lennard gern mal etwas Neues und vielleicht sogar Aufregendes machen wollte, sagte er Thijs zu, den Container zu befördern. Man übernimmt schließlich nicht alle Tage einen inoffiziellen Auftrag. Für Lennard bedeutete dies keinerlei Schwierigkeiten, war er doch selbst Spacepilot und hatte seinen eigenen Raumfrachter.

    So stand er mit seiner geheimnisvollen Ladung kurz vor dem Abflug in Richtung Erdmond vom Spaceport Edmonton in Kanada, welches sich seit dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert zu einem der sechsundzwanzig Megacities weltweit entwickelt hatte.

    Er begann mit seinen Startvorbereitungen und wartete darauf, dass der Tower ihm einen Abflugkorridor zuwies. Dies geschah auch recht schnell und Lennard ließ die Sky Arrow langsam aus dem Verladehangar schweben, nachdem die Fracht für van de Meer sicher verstaut und auf Schmuggelware gescannt worden war. Lennard brauchte hierfür nur ein paar Buttons auf dem Steuerungstouchscreen vor ihm zu berühren und der Computer folgte dem eingegeben Ziel, in dem er die Antriebsaggregate regelte. Als die Sky Arrow ins Freie kam, wurde sie von dem wärmespendenden Sonnenlicht weich umhüllt. Sofort glänzte das Schiff mit einem strahlenden Effekt aus hochglänzendem Feingold. An den Seiten der Sky Arrow zeichnete sich in Blau, Schwarz und Silber ein verzerrtes Bild einer Galaxie mit Wassertropfen darüber ab, die sich in diese ergossen. Lennard hatte schon immer einen Hang zum Extravaganten.

    Die weichen Konturen des Schiffes erinnerten an einem flachen Pfeil.

    Es herrschte große Betriebsamkeit auf dem Spaceport. Aus den unterschiedlichsten Richtungen kamen Atmosphärenschiffe und brachten Passagiere und Güter aus anderen Ländern und Städten.

    Sogar ein Deep Space Schiff setzte zur Landung an, welches neue Kolonisten zum Mars befördert hatte.

    Nun war Lennard mit seinem Start an der Reihe, und er setzte sein Frachtschiff in Bewegung. Er hob mit ihm ab und gewann auch schnell an Höhe. Der Abflugwinkel wurde immer steiler und die Geschwindigkeit stieg rasant an. Die Fliehkräfte zwangen Lennard in seinen Pilotensitz, der sich ständig Lennards Körper ergonomisch anpasste. So hatte er immer den besten Halt.

    Obwohl die Antriebsaggregate Ihre Höchstleistung erbrachten, war dennoch nur ein leichtes Vibrieren zu spüren und auch die Akustik bestand nur aus einem leisen angenehmen surren. Die Gravitatoren sorgten unbemerkt immer für die gleiche Schwerkraft an Bord der Sky Arrow, die nun immer mehr für eine künstliche Anziehungskraft sorgten, die auf Lennard und allen anderen Gegenständen an Bord einwirkte, je mehr sich das Schiff der Erde entfernte. So hatte man immer das Gefühl noch auf der Erde zu sein.

    Das Schiff flog nun in den Übergang der Erdatmosphäre und des leeren Alls.

    Dies war immer Lennards schönster Punkt seiner Reise: Wenn das Frachtschiff die in Azurblau leuchtende Atmosphäre verließ, die wohl so ziemlich jedem Erdbewohner eine frische Lebenskraft spendete oder zumindest ein Lächeln in sein Gesicht zauberte, wenn er in den Himmel schaute, um dann schließlich von dem geheimnisvoll anmutenden dunklem Nichts, das man auch gern als Weltall bezeichnet, umhüllt zu werden.

    Aus seinen großen Cockpitfenstern sah Lennard mit einem verträumten Lächeln in den dünnen luftigen Gürtel, den die Erde umgab.

    Ihm gefiel es auf der Erde. Doch es war auch immer schön, sie zu verlassen um mit sich und seinen Gedanken alleine zu sein.

    Doch diesmal kam es anders. Er sollte heute keine Zeit haben, um seine Gedanken streifen zu lassen, denn kaum sah er auf die plötzlich aufblinkende Alarmanzeige für den Antrieb, die gleichzeitig mit einem dezenten aber nicht zu vernachlässigenden Signalton verbunden war, verspürte Lennard den immer geringer werdenden Schub.

    Beunruhigt und mit einem konzentrierten Blick lehnte er sich nach vorn über die Anzeigen und versuchte eine Antwort auf das Problem zu finden, indem er seine großen dunkelblauen Augen über alle Skalen und Meldungen umherwandern ließ, die ihm der Bordcomputer zur Verfügung stellte.

    „Computer, fragte Lennard leise aber mit einem ernsten Ton, „gib mir bitte eine genaue Fehleranalyse, bevor ich mich entscheide, eine Notlandung einzuleiten.

    Der Computer antwortete mit einer männlich programmierten Stimme, die recht ruhig erklang, um keinen zusätzlichen Stress zu erzeugen: „Ich kann die Fehleranalyse noch nicht abschließen, da es noch unbekannte Faktoren gibt."

    Kaum hatte der Computer diesen Satz recht trocken beendet, erschütterte eine heftige Explosion die Sky Arrow. Eine gewaltige Stichflamme schoss aus dem Heck, große Teile des Hauptantriebes wurden abgerissen und verteilten sich wie ein düsterer Schleier um das angeschlagene Raumschiff. Durch die Detonation riss das Frachtschiff um 180 Grad um die eigene Achse, so dass der Bug des Schiffes wieder in Richtung Erde zeigte.

    Lennard war kreidebleich und durch den Schock waren seine Augen weit aufgerissen. Er ahnte bereits, was der Computer in seiner recht gleichgültigen Art bestätigte:„Die gesamte Antriebssektion wurde vom Schiff durch eine plötzliche auftretende Scherkraft abgetrennt."

    „Computer, begann Lennard etwas verärgert über die belanglose Art der Situationserklärung des Schiffscomputers, „könntest du bitte etwas gefühlsbetonter oder energischer reagieren, wenn eine solch ernsthafte Situation auftritt? Es könnte sonst passieren, das einmal jemand deine Warnung nicht ernst genug nimmt.

    „Ich werde versuchen, mich ihren Wünschen anzupassen", entgegnete der Computer und meldete auf eine unerwartet theatralische Weise mit einer hektisch lauten Stimme:

    „NOTFALL. NOTFALL. Das Schiff ist durch eine massive Explosion außer Kontrolle. Retten sie sich!"

    Lennard überflog fast panisch die Kontrollanzeigen vor sich und suchte nach der akuten Situation, die ihm nur noch Sekunden zum Überleben ließ.

    Doch er fand keine Bestätigung für eine neue Notsituation. So fragte er hektisch:

    „Computer. Was ist los?"

    Nach einer kurzen Pause erwiderte der Computer: „Sie baten doch um mehr Realismus. Daher reagierte ich ungehaltener auf die derzeitig herrschende Situation."

    „Du digitaler Scherzkeks. Ich hätte mir fast in meine Lieblingsshorts gemacht", reagierte Lennard aufgebracht auf die Aussage des Computers.

    Dieser antwortete wieder mit einer leichten Gleichgültigkeit:

    „Davon möchte ich höflichst abraten, Mr. Daris, da die automatischen Reinigungssysteme des Schiffes durch die vorangegangene Explosion einen Ausfall erlitten haben."

    „Schon gut, schon gut. Ich werde mich zurückhalten. Aber mit deinem Programmierer werde ich noch ein ernstes Wörtchen reden müssen", wetterte Lennard kopfschüttelnd.

    Die Gravitationskräfte der Erde begannen nun erbarmungslos an der Sky Arrow zu zerren. Dem Schiff blieb nichts anderes übrig, diesen Kräften zu gehorchen und es trudelte immer schneller auf die Erdoberfläche zu.

    Auch Lennard erkannte das Unausweichliche. Er wandte sich abermals an seinen Begleiter:

    „Computer. Bitte löse den Frachtcontainer und schicke ihn in eine stabile Umlaufbahn während ich versuche, mit den noch verbliebenen Steuerungsdüsen eine halbwegs heile Bruchlandung hinzulegen. Es wäre schön, wenn zumindest etwas von uns heil im Orbit bleibt"

    Dass der Computer die Anweisung in die Tat umsetzte, merkte Lennard an dem hohl klingenden Knacken der sich lösenden Halteklammern und dem leichten Ruck, der durch das Frachtschiff fuhr, als der Computer den Frachtcontainer abkoppelte.

    Nun bereitete sich Lennard auf die Landung vor, die alles andere als unter einem guten Stern stand.

    Er rückte sich in seinem Sitz zurecht und konzentrierte sich auf die noch verbliebenen Anzeigen in den Displays vor ihm. Er war sichtlich nervös. Da auch das Kommunikationssystem zerstört war, konnte Lennard nicht einmal einen Notruf absetzen. Allerdings sollten die Überwachungssatteliten seine brenzlige Situation bereits der Flugaufsicht gemeldet haben.

    Lennard begann damit, die Flugbahn zu stabilisieren.

    Mit hoher Geschwindigkeit schoss die Sky Arrow in die Erdatmosphäre. Lennard hatte alle Hände voll damit zu tun, die Nase des Schiffes möglichst flach zu halten um so der Atmosphäre eine größere Angriffsfläche bieten zu können die die Geschwindigkeit stark verringern sollte.

    Der Schiffsrumpf erhitzte sich mit diesem Manöver durch die Reibung mit den Molekülen der Atmosphäre immer stärker und es begann sich um die Hülle eine Plasmawolke zu bilden.

    „Das sind ja tolle Aussichten", murmelte Lennard angespannt und mit einem hochkonzentrierten Blick auf die Anzeigen vor sich hin.

    „Bevor wir uns ungebremst in den Boden bohren werden wir verbrennen."

    Doch seine Fähigkeiten zahlten sich aus: Durch seine schnellen Reaktionen, mit den Steuerungsdüsen, die das Schiff unter Kontrolle hielten, konnte Lennard die Geschwindigkeit merklich reduzieren. Auch die gefürchtete Plasmawolke verschwand und Lennard konnte schon etwa bestimmen, wo sich der hoffentlich kontrollierte Absturz ereignen würde.

    „Zumindest stürzen wir nicht in den Atlantik", atmete Lennard erleichtert auf.

    Doch die Zeit zum Durchatmen wurde ihm verwehrt. Denn plötzlich viel das Computersystem aus. Lennard vernahm das Geräusch, das sich anhörte als würde man eine große technische Anlage herunter fahren, mit einem regelrecht ungläubigen Kribbeln in den Ohren. Alle Anzeigen, die ihm einen halbwegs kontrollierten Flug ermöglichten, erloschen vor seinen Augen. Schockiert über die neue Situation schaute Lennard aus dem Fenster.

    Er war noch zu hoch und viel zu schnell, als selbst eine Landung zu versuchen.

    Jetzt konnte ihm nur noch Ellie retten. Lennard griff nach dem PDA an seinem rechten Handgelenk, welches an einen Armreif erinnerte.

    Es glänzte wie polierter Stahl und hatte in der Mitte eine runde Erhebung auf denen sich mehrere versenkte Tasten in verschiedenen Farben befanden.

    Lennard betätigte einen blauen Knopf und kurz darauf erschien aus einer kleinen seitlichen Öffnung des PDA’s eine bläulich schimmernde Energiematrix und schwebte schnell zu einem Interface des Schiffscomputers, in dessen Nähe Lennard den PDA gehalten hatte.

    Es war Ellie. Lennard hatte Ellie von seiner leider viel zu früh verstorbenen Mutter, die als Kybernetik Wissenschaftlerin diese Matrix entwickelt hatte, als Geschenk erhalten. Sie sollte Lennard aus den größten Schwierigkeiten heraushalten, was ihr auch meistens gelang.

    Die Matrix verschwand in einem Interface und kurz darauf begann der Schiffscomputer seine Arbeit fortzusetzen.

    „Ellie! Schnell! Haben wir noch irgendwo Energiereserven in diesem fliegenden Wrack?", fragte Lennard erregt, als er sich wieder hochkonzentriert den Kontrollen zuwandte.

    Die Energiematrix, die eine weiblich klingende Stimme besaß, antwortete recht hastig:

    „Ich habe die Energie der Lebenserhaltungssysteme und des Hauptantriebs zu den Sekundärsystemen umgeleitet. Die Hauptsysteme sind sowieso zum größten Teil zerstört. Diese Zusatzenergie sollte für die letzte Phase des Fluges reichen."

    Mit einem kurzen »ich danke dir« bestätigte Lennard die Nachricht. Nun konnte er endlich wieder den Sinkflug kontrollieren.

    Unaufhaltsam rasten sie weiter auf die Erde zu.

    Trotz Lennards geschickten Flugmanöver kam die Oberfläche schnell näher.

    Kaum sah er den versandeten Steppenboden nun ganz deutlich vor sich, setzte die Sky Arrow auch schon mit einem ziemlich heftigen Schlag auf den Boden auf.

    Die komplette Unterseite verzog und verformte sich. Das dadurch entstandene Knacken und Kreischen hallte durch das gesamte Schiff. Es klang als schrie die Sky Arrow voller Schmerz auf.

    Lennard wurde durch die Wucht des Aufpralls tief in seinen Pilotensitz gedrückt.

    Noch einmal bäumte sich das Frachtschiff auf und hob wieder einige Meter vom Boden ab um dann endgültig den heißen Sand der Halbwüste zu berühren.

    Das Schiff schlidderte noch einige hundert Meter weit, wobei es mehrere Sanddünen explosionsartig durchstieß und die gesamte Umgebung in eine riesige Wolke aus Sand und Staub einhüllte. Noch ein letztes Aufstöhnen des Schiffes und es war endlich zum Stillstand gekommen.

    Die gesamte vordere Spitze der Sky Arrow steckte tief im Sand fest, den das Schiff bei der Bruchlandung vor sich her geschoben hatte. Überall zischte und tropfte es durch die geborstenen Leitungen. Die Luft im Inneren des Schiffes wurde dadurch immer toxischer.

    Lennard hing stark benommen in seinem Sitz.

    Ellie versuchte ihn wieder aufzuwecken: „Lennard wach auf! Du musst dich aus dem Frachtschiff retten. Die Luft wird mit giftigen Gasen durchsetzt."

    Doch Lennard reagierte nicht.

    Ellie aktivierte einen grauenhaft durchdringenden lauten Ton, der bestimmt selbst Tote dazu gebracht hätte, mit zugehaltenden Ohren schleunigst das Weite zu suchen.

    Auch Lennard begann nach einigen Sekunden auf das Signal zu reagieren. Langsam öffnete er seine Augen und sah sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck um.

    „Ellie, schalte sofort den grauenhaften Ton ab, befahl Lennard mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck. Sofort beendete sie die Ohrenfolter mit den Worten: „Entschuldige den unsanften Weckruf, aber ich sah sonst keine Möglichkeit, dich aus der Bewusstlosigkeit heraus zu bekommen.

    „Ist ja gut. Nun bin ich ja wieder wach", entgegnete Lennard beschwichtigend und rieb sich dabei die Ohren, als versuchte er mit dieser Aktion sich der eindringlich erlebten Schallwellen wieder zu entledigen.

    Er erhob er sich, hielt seinen PDA wieder in die Nähe des Interface und sagte ungeduldig: „Komm Ellie. Mach dich aus dem Schiffscomputer."

    Wortlos folgte sie dieser Anweisung und strömte wieder in Lennards kleinen PC. Diesmal ließ er ihn aktiviert. So war eine Kommunikation mit Ellie auch weiterhin möglich.

    Mit noch wackeligen Beinen stakte Lennard zur Cockpittür. Doch der Taster, den er betätigte, reagierte nicht mehr und die Türe blieb verschlossen. Er ergriff neben dem Türschalter die Wandverkleidung und riss sie ab. Sie gab den Weg für eine manuelle Vorrichtung frei, die Lennard herunter drückte und endlich die blockierte Tür entriegelte. Der Weg in das Innere der Sky Arrow war nun frei. Lennard schlug plötzlich eine Wolke aus giftigen Gasen entgegen, die kaum noch atembare Luft enthielt. Sofort musste er husten, als er diese ungesunde Mischung einatmete.

    Es war stickig und verraucht. Überall knackten und knarzten die angebrochenen Verstrebungen und Lennard wurde schnell klar, das sie das Schiff nicht mehr lange zusammenhalten würden.

    Lennards Kräfte schwanden. Er brauchte dringend frische Luft. Schwerfällig schleppte er sich durch das Schiff. Seine Augen brannten. Das Atmen viel ihm schwerer und schwerer. Endlich erreichte er die Ausstiegsluke.

    Sie elektronisch zu entriegeln hatte er erst gar nicht versucht. Die Energie war bereits im ganzen Schiff ausgefallen.

    Er benutzte wieder die Handverriegelung um die Tür zu öffnen. Sie fuhr in die Schiffswand hinein und gab dem Weg nach draußen frei. Sofort strömte die heiße trockene Wüstenluft in das Innere des Schiffes. Lennard traf es wie eine Wand und er wich einige Schritte zurück. Doch die toxischen Gase hinter ihm trieben ihn in das Freie. Er ging wieder auf die Schiffsluke zu

    „Zumindest gibt es wieder frische Luft", freute sich Lennard als er sich auf die Hitze eingestellt hatte. Er verließ das ramponierte Schiff und betrat den sengenden Sand.

    Er atmete diese heiße Wüstenluft tief ein um wieder einen klaren Verstand zu bekommen und die giftigen Toxine, die sich in seinem athletisch durchtrainierten Körper herum tummelten wieder los zu werden.

    „Wollen wir doch mal sehen, wohin uns dieser Wahnsinnsflug verschlagen hat", sagte Lennard zu sich selbst, als sein Verstand wieder wach war. Dabei hielt er den rechten Unterarm vor sich und aktivierte an dem daran befestigten kleinen Computer die Scanvorrichtung.

    Es erschien ein Postkartengroßes Holobild über der verchromten Oberfläche welches nach kurzer Zeit die gesamte Umgebung anzeigte.

    „Wir sind 136 Kilometer südlich von den Ruinen New Yorks gelandet", reagierte Lennard enttäuscht auf diese neue Information.

    Er ließ seine Blicke über den Horizont schweifen und sagte frustriert:

    „Wir sind hier mitten im Nirgendwo runtergekommen."

    Da meldete sich Ellie zu Wort:

    „Sieh mal. Elf Kilometer nordwestlich ist eine Satellitenempfangsstation."

    Mit diesen Worten begann ein kleiner grüner Punkt auf dem Holobild zu blinken, welches die Position dieser Empfangsstation darstellte.

    „Elf Kilometer. Das ist mindestens ein drei Stunden Marsch durch die heiße Wüstensonne, entgegnete Lennard nachdenklich, „und das ohne Wasser oder andere Nahrungsrationen. Ist ja alles bei dem Absturz umgekommen. Mein Schutzanzug dürfte wohl auch in tausend Teilen durchs All treiben. Und bis zur Nacht können wir hier nicht verweilen. Vorher kracht hier das Schiff über uns zusammen.

    Lennard fuhr mit seiner linken Hand durch sein dichtes, dunkles, mittellanges Haar und betrachtete sorgenvoll das Holobild. Doch er sah keinen anderen Ausweg. Wenn er überleben wollte, musste er den beschwerlichen Weg zur Satellitenempfangsstation auf sich nehmen.

    Lennard drehte sich zu seinem Schiff um.

    Erst jetzt wurde ihm das ganze Ausmaß über das Geschehene bewusst. Mit mitleidvoller Mine ging er mit langsamen und schweren Schritten zur völlig zerstörten Sky Arrow zurück. Vor ihr hielt er inne und strich mit seiner Hand langsam über den zertrümmerten Rumpf.

    „Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Abschied so schwer fällt", begann Lennard mit stickiger Stimme und einem traurigem Blick auf die Überreste seines Schiffes.

    „Wir haben gute Jahre verbracht. Durch dich habe ich viele fremde Orte gesehen und erlebt. Der Abschied kommt zu schnell und viel zu früh."

    Er atmete tief ein und mit einem leicht verzweifelten Seufzer wieder aus. Schließlich drehte er sich wieder um und sah in die weite, versandete Steppe, aus dessen Boden sporadisch ein paar vertrocknete Zweige ragten und hin und wieder sich einige Sanddünen aufschichteten. Mit langsamen und gleichmäßigen Schritten machte er sich ohne weitere Worte zu verlieren auf seinen gefahrvollen Weg.

    Die helle Mittagssonne ließ den Sand in gleißendem Licht erstrahlen. Lennards Augen formten sich zu schmalen Schlitzen um der Blendung entgegen zu wirken.

    Er atmete nur durch seine Nase, um nicht unnötig Feuchtigkeit zu verlieren.

    Er wusste, dass er mit jedem Tropfen Wasser in seinem Körper unbedingt haushalten musste.

    Die Zeit verging. Schritt für Schritt und Stunde für Stunde näherte er sich seinem Ziel. Doch seine Kräfte schwanden. Die Hitze zerrte an Lennards Körper. Sein Verstand versank in Eintönigkeit. Mittlerweile setzte er schon völlig apathisch einen Fuß vor den anderen. Doch Ellie machte ihn wieder munter: „Lennard. Du hast es schon fast geschafft. Du musst dich aber dennoch beeilen, da ein Sturm von Norden heranzieht."

    Lennard hob seinen Kopf und blickte in die Ferne. Und tatsächlich: Die Sicht war nicht mehr bis zum Horizont frei.

    „Wie weit ist es noch", fragte Lennard mit entkräfteter Stimme. Ellie entgegnete:

    „Es sind noch 637 Meter bis zur Satellitenempfangsstation."

    „Das schaffe ich noch", erwiderte er erleichtert. Doch der Sturm kam immer näher. Lennard spürte bereits den Sand in der Luft, der vom Wind heran getragen wurde. Er nahm all seine letzten Kraftreserven zusammen und ging immer schneller auf sein Ziel zu. Endlich konnte er die Station erkennen. Sie bestand aus einer verchromten, metallenen Oberfläche, um möglichst viel Strahlung, die von der Sonne ausging, zu reflektieren damit sich die elektronischen Elemente in der pyramidisch geformten Station so wenig wie möglich aufheizten.

    Der sandige Wind wandelte sich in einen ausgewachsenen Sturm. Er wurde immer heftiger. Lennards Augen waren durch den herumwirbelnden Sand schon fast verklebt. Er hielt sich einen Fetzen Stoff, den er sich von seiner Kleidung abgerissen hatte, vor Mund und Nase, damit er überhaupt noch atmen konnte. Endlich erreichte er das etwa vier Meter hohe Bauwerk.

    Hastig suchte Lennard nach einem Eingang. Doch die Sicht war praktisch null. Dann endlich fand er mehr durch Tasten als durch sehen eine Wartungsluke. Er öffnete diese Luke, die keine besondere Sicherung hatte und schlüpfte hinein. Mit großer Anstrengung versuchte er den Eingang wieder zu schließen. Doch der starke Wind drückte die Türe immer wieder auf. Zu allem Überfluss wehte Lennard viel Sand entgegen, was seine Bemühungen die Türe abzusperren nicht gerade erleichterte. Es fühlte sich an, als würde er mit einem Sandstrahlgerät kämpfen.

    Doch schließlich schaffte er es, die Luke an sich heran zu ziehen. Sie schloss sich mit einem lauten Knall. Sofort verriegelte Lennard den Eingang. Erleichtert und verschnaufend lehnte er sich an eine Verstrebung und versuchte den Sand aus seinen Augen zu bekommen. Als er dies endlich geschafft hatte, erhob er sich wieder und sah sich um. Er schaute sich die elektronischen Bauteile genau an. Er untersuchte alles gründlich. Doch leider

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