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Gespräche auf einem absurden Planeten: Kurzgeschichten in verteilten Rollen
Gespräche auf einem absurden Planeten: Kurzgeschichten in verteilten Rollen
Gespräche auf einem absurden Planeten: Kurzgeschichten in verteilten Rollen
eBook195 Seiten1 Stunde

Gespräche auf einem absurden Planeten: Kurzgeschichten in verteilten Rollen

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Über dieses E-Book

Sechzehn Episoden, zum Teil melancholisch, zum Teil skurril, zum Teil romantisch, zum Teil komisch, führen uns durch die seltsamen Paradiesgärten der menschlichen Seele. Kleine Theaterstücke entlarven auf unterhaltsame Weise die Irrwege, auf die uns die Errungenschaften der modernen Zivilisation führen können, die Abartigkeiten unserer Konsumgesellschaft, die Untiefen von Intoleranz und Hass, die Labyrinthe menschlicher Emotionen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum30. Juli 2018
ISBN9783742727930
Gespräche auf einem absurden Planeten: Kurzgeschichten in verteilten Rollen

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    Buchvorschau

    Gespräche auf einem absurden Planeten - Emil Horowitz

    Gespraechet - Titelbild groß

    Emil Horowitz

    Gespräche auf einem absurden Planeten

    Kurzgeschichten in verteilten Rollen

    Im Eigenverlag

    Deutsche Erstveröffentlichung

    © Copyright 2018 by Emil Horowitz 

    Titelbild: Emil Horowitz

    Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Erschienen als eBook im Eigenverlag

    Am Anfang das Wort

    Erstaunlich, was aus dieser Welt geworden ist, seit wir Menschen der Illusion verfallen sind, die Krone der Schöpfung darzustellen. Seither reden und reden wir. Wir reden über uns. Wir reden über andere. Wir reden über Pläne. Wir reden über Wünsche. Wir reden über Eroberungen. Wir reden über Verluste. Wir reden über Liebe. Wir reden über Hass. Wir reden über die Zukunft. Wir reden über die Vergangenheit. Wir hören nicht auf zu reden, unablässig, endlos.

    Vielleicht reden wir so viel, weil wir uns vor der Stille fürchten, wenn die Stimmen versiegen. Vielleicht reden wir so viel, weil wir uns nicht unseren Denkfehlern stellen müssen, so lange wir mit dem Sprechen beschäftigt sind. Vielleicht reden wir so viel, weil wir ein unbestimmtes Grauen vor dem empfinden, was andere zu sagen hätten, würden wir ihnen durch unser Schweigen Gelegenheit dazu geben. Vielleicht reden wir so viel, weil wir Angst vor unseren eigenen Gedanken haben, Gedanken, die an die Oberfläche steigen, wenn unser Schweigen ihnen dazu Raum lässt.

    Wir reden und reden. Gut möglich, dass wir zu viel reden. Vielleicht ist das der Grund, wieso wir so wenig zu sagen haben.

    Emil Horowitz

    Normal 0 21

    Alles im Griff

    oder: Lisa!

     La Clique - unbestritten einer der anerkannten Szenetreffs. Eine Mischung aus Bar und Restaurant, aus Kneipe und Filmkulisse. Den Raum beherrschend: Die riesige Bar in der Form eines großen L. Bescheiden davor zurücktretend, fast etwas verlegen, eine Reihe kleiner Tischchen, an die gegenüberliegende Wand geschmiegt. Die Wände weiß, zum Teil mit hellrosa lackierten Paneelen verkleidet. Daran großformatige Fotographien, künstlerisch mit Neonfarben nachbearbeitet. In jedem Bilderrahmen, ganz unaufdringlich rechts unten, ein winziges Kärtchen mit Titel und Preis des Kunstwerks. Üppig verteilte Grünpflanzen, von LED-Strahlern am Leben erhalten. Aus der Stereoanlage Anspruchsvolles: Jazz, Pop, moderne Chansons, kühler Elektrosound, etwas lauter als Hintergrundmusik, aber sehr dezent. Hoch über den Köpfen der Gäste, direkt gegenüber der Bar, ein Fernsehgerät, pausenlos den farbintensiven Inhalt einer gemischten Auswahl verschiedenartigster DVDs verstreuend - Filme, Shows, Comics - ohne Unterbrechung und ohne Ton.

    Am Knickpunkt der Bar, dem strategisch günstigsten Platz, sitzen Mike und Rüdiger. Mike am Ende des langen Schenkels, Rüdiger am Ende des kurzen. So hocken sie über Eck beieinander und haben alles im Griff. Niemand, der das jetzt übervolle Lokal betreten oder verlassen will, kann sich unbeobachtet an ihnen vorbeistehlen. Keine Frau bleibt ungeprüft, kein Mann unklassifiziert. Während sie sich unterhalten, treffen sich ihre Blicke nur selten, und auch dann nur für eine flüchtige Sekunde. Viel zu viel gibt es zu beobachten, zu beurteilen, einzuschätzen, zu belächeln, zu vergleichen.

    MIKE  Es ist unglaublich, sag ich dir, un-glaub-lich, wie die Amis ans Filmemachen rangehen. Wie die das sehen, das ist reines Business, nichts als Business. Ich sag dir eins, Filme und Hamburger machen die auf die selbe Art, echt! Wie ich dieses Jahr in Hollywood bei GMG gearbeitet habe, also, was ich da über die Finanzierung ...

    RÜDIGER  Finanzierungsmäßig haben wir da jetzt ein ganz heißes Ding auf der Pfanne, ganz heiß, sag ich dir! Erst letzte Woche rausgekommen, wir haben noch nicht einmal die Prospekte, nur ein paar Andruckmuster. Das ist'n Package aus dynamischem Sparplan, ‘ner Anlagestrategie für Termindollars und 'ner Lebensversicherung mit erweiterter Selbstmordklausel. Ein Wahnsinnsding, sag ich dir! Kein Risiko, Null. Das Termingeschäft voll abgesichert über die Lebensversicherung! Wir sind die Einzigen, die das komplette System orginal von den Amis rüberbringen.

    MIKE  Ja, das können sie, Finanzierungen auf die Beine stellen. Genau, wie ich dir vorher gesagt habe, bei GMG. Also, plötzlich gibt's da einen Plan, so ein original Sophoklesthema zu machen. Im Urtext natürlich unbrauchbar, aber eben progressiv, ein neuer Weg raus aus der alten Hollywoodscheiße. Also, das Writerteam legt los, und - die bringen tatsächlich ein Superding auf die Beine, total neue Ästhetik und ein Spitzenbudget. Der ganze Film für nicht mehr als sechsundvierzig Millionen Dollar, verstehst du, lumpige sechsundvierzig Millionen! Na ja, die alles vorbereitet für die Produktionskonferenz, ich weiß noch genau, am Dienstag sollte die sein, nee, am Montag, vormittags um zehn, und was passiert? Prompt eine Stunde vorher ...

    RÜDIGER  über Mike's Schulter

    Ja grüß dich, Annette! Gibt's dich auch noch! Was macht denn der Karl, immer noch die große Liebe?

    ANNETTE  Hallo Rüdiger.

    RÜDIGER  Jetzt komm doch mal rüber zu uns und lass dich anschauen, wie geht's denn deinen Goldfischen?

    ANNETTE  Du, tut mir leid, aber ich warte auf jemanden, der müsste eigentlich schon da sein ...

    RÜDIGER  Ach geh, wozu brauchst du denn andere Männer, wenn du mich haben kannst, ha, ha, ha! Jetzt komm schon her, ich lade dich auch zu was ein, was magst du denn gern, vielleicht ein Gläschen Champagner?

    ANNETTE  kommt her

    Viel Zeit habe ich aber nicht, wenn mein Date da ist, müssen wir gleich gehen.

    RÜDIGER  Alles klar, null Problemo. Das ist übrigens Mike.

    ANNETTE  Hallo Mike.

    MIKE  Hallo Annette!!

    RÜDIGER  Also, ich lade euch ein, was wollt ihr haben?

    ANNETTE  Ich bleib bei einem Glas Champagner.

    RÜDIGER  Spitze, und du?

    MIKE  Ich nehme noch einen Cappu.

    RÜDIGER  Okay.

    Über die Bar

    Lisa!

    LISA  Komme gleich!

    RÜDIGER  Na, jetzt erzähl doch mal, was hast du denn so getrieben in der letzten Zeit, wir haben uns ja schon mindestens zwei Monate nicht mehr gesehen!

    ANNETTE  So.

    RÜDIGER  Bestimmt! Das letzte Mal war's beim Fest vom Guido. Mann, war ich da besoffen!

    ANNETTE  Echt.

    RÜDIGER  Und wie! Ich war voll wie ein alter Dudelsack! Mann, so was von besoffen, weißt du noch, Mike?

    MIKE  Zu der Zeit war ich noch in Hollywood.

    ANNETTE  In Hollywood?

    MIKE  Ja, ein Jahr lang.

    ANNETTE  Äh - hast du da gearbeitet oder was?

    MIKE  Genau, bei GMG.

    ANNETTE  Die Filmfirma?

    MIKE  Ja, ich wollte einfach mal das amerikanische Business ein bisschen kennenlernen, Anregungen sammeln und so. Die sind da halt doch schon viel weiter als wir hier, und für die eigene Regiearbeit ...

    ANNETTE  Bist du Regisseur?

    MIKE  Ich arbeite drauf hin. Zur Zeit mache ich Regieassistenz.

    ANNETTE  Dann hast du drüben Regieassistenz gemacht?

    MIKE  Äh, nicht direkt. ... ziemliche Probleme mit der Arbeitserlaubnis und so. Hätte ich auch gar nicht gewollt, weil, ich war ja hauptsächlich zum Beobachten und Lernen drüben, und da bringt es so ein lockerer Job auf freiberuflicher Basis im Produktionsteam viel mehr.

    ANNETTE  Ja, stimmt.

    MIKE  Ich will ja in Deutschland arbeiten. In der amerikanischen Mammutscene kann man sich nicht echt verwirklichen.

    ANNETTE  Genau.

    MIKE  Klar haben die mehr Geld für die einzelnen Productions zur Verfügung, aber diese Millionenetats können einen auch erschlagen.

    ANNETTE  Stimmt.

    MIKE  Wenn du nur beschränkt Geld zur Verfügung hast, bist du gezwungen, es optimal zu verwenden. Da musst du schon mal Finanzen mit Ideen ersetzen, Kreativität zeigen.

    ANNETTE  Das glaub ich.

    RÜDIGER  Lisa!!

    LISA  Ja, ich komm gleich.

    MIKE  Also, ich arbeite lieber mit einem Lampe in München als mit einem Qualberg in Hollywood.

    ANNETTE  Ehrlich?

    MIKE  Und was machst du beruflich?

    ANNETTE  Ach, na ja, ich bediene im Salt House, aber nur so nebenbei, wegen der Schauspielerei, das ist das Wichtigste für mich.

    MIKE  Acting, echt?

    ANNETTE  Äh, ich bin halt noch am Anfang, nur ein paar kleinere Sachen, aber der Blingert meint, ich hab Ausdruck, also, der kommt auch noch auf der Screen rüber, weil, bei vielen, die sind Spitze vor der Kamera, eine Wahnsinnspower bei jeder Einstellung, und dann, in der Post Production - nichts mehr da, keine Vibrations, niente. Aber bei mir ist eben die innere Ausstrahlung ziemlich strong, sagt der Blingert.

    MIKE  Archie Blingert?

    ANNETTE  Genau - kennst du den?

    MIKE  Ja, der Archie! Mit dem hab ich zwanzigvierzehn mal zusammengearbeitet, Blödsinn, zwanzigfünfzehn. Wir hatten da so ein paar Außenshots in Großgrinzelsau. Cooler Typ, der Archie.

    ANNETTE  Find ich auch. Also, während der ganzen Dreharbeiten hat der nicht einmal geschrien oder so. Kein einziges lautes Wort, auch im größten Stress nicht.

    MIKE  Ja, ja, ist schon ein cooler Typ, der Archie.

    ANNETTE  Und Stress hat es da genug gegeben, bei der Produktion. Neue Folge vom Hauptwachtmeister, kannst dir ja vorstellen.

    MIKE  Logo. Wie viele Drehtage hast du denn gehabt?

    ANNETTE  Och, na ja, eigentlich waren es ja nur anderthalb. Ich hab in dieser Großraumbüroszene eine Putzfrau gemacht, aber das Ganze war eigentlich mehr so ein Test, eine Art Casting unter Produktionsbedingungen, weil, der Blingert wollte mich mal genauer beobachten.

    MIKE  Typisch Archie, echter Praxisfreak. Unser neues Projekt wollten wir ja ursprünglich mit ihm machen, aber jetzt hat es doch der Lampe bekommen, der hat diese Themen einfach besser drauf.

    ANNETTE  krampfhaft gleichgültig

    Ein neuer Film?

    MIKE  Ja, ein größeres Ding. Grüner produziert.

    ANNETTE  krampfhaft routiniert

    Fernsehen oder Kino?

    MIKE  Kino.

    ANNETTE  Und du bist Regieassistent?

    MIKE  krampfhaft locker

    Noch nicht unterschrieben. Das muss ich erst noch mal mit einer anderen Sache gegenchecken.

    ANNETTE  Und das Casting ist

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