Steh bei Jauch nicht auf dem Schlauch!: Survival-Tipps eines Quizshow-Touristen
Von Peter Wiesmeier
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Über dieses E-Book
Wird es zwischen dem bierernsten Moderator und dem ironischen Autor dennoch eine Versöhnung hinter den Kulissen geben? Das können Sie in einem neu hinzugefügten Nachwort erfahren.
Das ganze Leben ist ein Quiz? Dann schauen wir doch mal hinter die Kulissen!
Ein Quizfan im Ratefieber - von Gottschalk im Radio bis zu Jauch im TV, von ZDF zu RTL, von Frank Elstner bis Linda de Mol: Autor Peter Wiesmeier ist Werbetexter und nebenbei erfolgreicher "Quizshow-Tourist". Zwischen München und Köln, Berlin und Amsterdam hat er so manche Frage beantwortet und viele spannende und skurrile Momente erlebt. Drückt Elstner mal ein Auge zu? Ist Gottschalk gnädig? Braucht Jauch eine Frau? Und wenn ja, warum gerade jetzt?
In seinem amüsanten Erfahrungsbericht entsteht ein pointiert-kritisches Bild einer Unterhaltungsmaschinerie, die Woche für Woche Dutzende von Kandidaten castet, einlädt, vorführt, beschenkt oder gnadenlos abzockt. Ob man einfach nur hinter die Kulissen der TV-Branche schauen will, oder ob man zu den Zehntausenden gehört, die es reizt, sich selbst in die Höhle des Löwen zu wagen - sowohl passive als auch aktive Quizfans sind mit diesem Buch bestens bedient. "Wie bereitet man sich gut vor?", "Wer hat bei Casting und Spiel wirkliche Chancen?" und viele weitere Fragen werden vom Autor mit wertvollen Tipps beantwortet.
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Buchvorschau
Steh bei Jauch nicht auf dem Schlauch! - Peter Wiesmeier
Jauch braucht eine Frau.
WER WIRD MILLIONÄR?, Köln-Hürth, Mai 2009
»Bitte jetzt mal eine Dame! Tun Sie’s für mich? Nur für mich!«
Günther Jauch will eine Frau.
»Bitte!!« Er klingt fast weinerlich, zieht ein Gesicht, als ob jemand seinen Dackel überfahren hätte, blickt in die Runde, die Stimme geht nach oben.
»Bittebittebitte!«
Er sagt wirklich viermal bitte. Der Mann muss verzweifelt sein. Klar, er spielt das nur. Aber er meint es schon ernst, oder? Was mach’ ich jetzt? Ich schaue ganz kurz auf meine ausgestreckten Fingerspitzen, ziehe die Hände ein wenig vom Touchscreen zurück, strecke sie dann wieder aus. Was tun?
Da sitze ich nun im Studio, zusammen mit neun anderen Kandidaten aus der gesamten Republik. Günther Jauch liest jetzt schön der Reihe nach unsere Namen vor. In dieser Folge von WER WIRD MILLIONÄR? kommen wir aus Berlin, Ismaning, Hamburg, Stuttgart, Moers, Pinneberg, Leonberg, Göttingen, München und Emden. Sieh an, er liest auch die Männer vor. Gibt es noch Hoffnung?
»Ein Königreich für eine Frau!«
Er meint es wirklich ernst.
Da sitze ich nun. Sehe die Sendung seit gut neun Jahren, habe bestimmt 50, 60 Mal vergeblich bei der Kandidaten-Hotline angerufen, habe auch brav gesimst und gemailt. Bin aus der Küche ins Wohnzimmer geflitzt, wenn die Auswahlfrage kam, habe so schnell wie möglich die richtige Buchstabenkombination zum Bildschirm hingerufen:
»B – A – C – D!«
Die Lösung überprüft, meine geschätzte Zeit mit der des Besten abgeglichen, zufrieden genickt, dann wieder zurück zur blubbernden Spaghettisoße. Habe mitgeraten, am TV-Gerät, auf DVD, im Internet. Ein Quizshow-Junkie? Könnte man so sagen. Ja, Euer Ehren, ich gestehe!
Habe dann wirklich aus Köln den lang erwarteten Anruf bekommen, die erste Test-Hürde genommen, dann auch noch die zweite.
Endlich, endlich, ENDLICH die Zusage: Grünes Licht, wir gratulieren, Sie fahren nach Köln, Herr Wiesmeier!
Und jetzt bin ich keine Frau. Na super.
Alle dürfen raten.
QUIZLUST im ganzen Land, 1950er bis heute
Hape Kerkeling hat es längst erkannt. Und zwar viele Jahre, bevor er sich auf dem Jakobsweg einige Bestseller-Millionen erwandert hat. Die Erleuchtung kam schon früher.
Sie kennen doch sein Lied? »Das ganze Leben ist ein Quiz! Und wir sind nur die Kandidaten. Und wir raten, raten, raten ...«
Denken wir mal einen Moment nicht an das tagtägliche Gedankenleser-Quiz in Ehe, Beziehung, Job und Straßenverkehr. »Was meint sie? Was grübelt er? Was möchte mein Chef? Und wechselt diese Trulla im Twingo da vorne nun plötzlich die Spur, ohne zu blinken?«
Denken wir mal an Quiz als Phänomen, als Institution, ja als Industrie. Allein die Zahl der Merchandising-Artikel, die ergänzend zu Shows erschienen, geht in die Hunderte. Aber ob wir nun 20 waagrecht ausfüllen oder für 20.000 auf den Buzzer hauen oder neuerdings seelenlose Sudoku-Zahlenreihen ergänzen – wir tun das ja absolut freiwillig. Und mit großem Spaß.
Warum?
Selbst ernannte Medienkenner und -dauerdurchschauer sagen jetzt natürlich wie aus der Pistole geschossen: »Na, klar, bei dem hohen Preisgeld für die paar richtigen Antworten – kein Wunder, dass Quizshows immer noch klasse Quoten bringen!«
Das ist höchstens die halbe Miete, Freunde. Denn ich glaube einfach nicht, dass sich am Mitratespaß mit dem Durchbrechen der Fünf-Stellen-Mauer (wir erinnern uns an Ulla Kock am Brink und ihre 100.000-MARK-SHOW bei RTL ab 1993) viel geändert hat. Der Mitratespaß wächst nicht mit dem Gewinn. Die Spannung schon, zugegeben. Aber bereits bei Hans-Joachim Kulenkampff, Hänschen Rosenthal und Wim Thoelke, als es noch um harmlose Summen ging, fieberte eine ganze Nation mit und suchte die abendliche Erlösung in der richtigen Lösung.
Warum ist es vielen wichtig, ob nun Ouagadougou die Hauptstadt vom Tschad ist oder eher doch N’Djamena?* Warum sitzen die Leute vom Nordkap bis Burkina Faso aufm Sofa und diskutieren über A, B, C oder D? Was wollen wir uns beweisen, wem wollen wir imponieren?
Ich glaube, viele von uns haben eine Rechnung mit der Schule offen. Was mussten wir da nicht alles an Wissensballast aufhäufen? Statt uns beizubringen, wie z. B. Banken funktionieren, was man bei der Finanzierung einer Eigentumswohnung beachten sollte oder wie man sich richtig ernährt, bekam man eingetrichtert, wie der Verdauungstrakt des gemeinen Mistkäfers aufgebaut ist, wie der Hauptexportartikel von Bolivien lautet und wie man »ich würde gerne gehabt haben wollen« exakt ins Französische übersetzt. Zu gewinnen gab es viele Noten und wenig Lebenshilfe.
Über den klassischen Lateiner-Satz Non scholae sed vitae discimus! lachten sogar die Lehrer, na, sagen wir mal, die etwas »progressiveren«. Daran, dass wir nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernten, glaubte nun kaum einer. Fürs Leben an der Uni vielleicht, man sollte ja auch »lernen, wie man lernt«. Wissensvermittler brachten einem bei, wie man später andere Wissensvermittler beeindrucken kann. Dass diese Schlaumeier mit ihren Lehrplänen meist haarscharf an der Praxis vorbeischrammten und es auch heute noch tun, versteht sich von selbst: Die Praxisprüfung, die später stattfindet, kriegen sie ja nicht mehr mit. Das wollen sie wohl auch nicht in ihrem Elfenbeintürmchen. Man müsste sonst vielleicht den »Kanon des Wissens« mal wirklich neu definieren, entrümpeln, aktualisieren. Ein bisschen konkreter hätten Sie’s gerne? Schauen Sie sich einfach nur unsere Rechtschreibreform an. Wenn die nicht im Elfenbeinturm gebastelt wurde, wo dann?
Mit den Quizshows geht die Rechnung nun endlich auf. Denn diese diffuse Cumuluswolke »Allgemeinbildung«, die seit Schultagen über uns schwebt und immer dicker wird, kann nun abregnen. Der bunt gemischte Salat aus tausendundeiner Frage, die den Kandidaten und damit Millionen von Zuschauern gestellt werden, funktioniert endlich als eine Art Überdruckventil gegen den Informations-Overload, der mit dem Schulabschluss ja bei Weitem kein Ende gefunden hat. Jetzt darf alles raus: Wichtiges, Banales, Weltbewegendes, Triviales. Jetzt können wir mal checken, was wir so angehäuft haben auf unserem cerebralen Speicher, bewusst und unbewusst, gezwungenermaßen oder freiwillig. Mal schauen, ob im Oberstübchen alle Informationen gut verlötet sind, ob das Register funktioniert.
Das »Prinzip Quiz« hat den beiden Ansätzen »Lernen für die Schule« und »Lernen fürs Leben« eine dritte Nutzanwendung hinzugefügt: »Lernen als Gewinn«. Und ob man da nun Spaß gewinnt, spannenden Zeitvertreib, Gehirngymnastik gegen Altersdemenz, Bestätigung oder mal eben 64.000 Euro (oder im Idealfall alles gemeinsam): Wer spielt, gewinnt eigentlich immer.
Gut, lassen wir mal das suchtgetriebene Verzocken von Geld und das dumpfe Egoshooter-Geballere am PC außen vor. Diese Art »Spiele« meine ich nicht. Ich meine: Interaktion, Kreativität, Reaktion, Taktik, Körperbeherrschung, Gedächtnis, Wissensabruf. Und diesen unschätzbaren Faktor Glück. Wer diese Palette einsetzt, statt nur passiv zu konsumieren, gewinnt jede Menge.
Natürlich zählt nicht jede Fertigkeit bei jedem Spiel, das versteht sich: Die einzige Körperbeherrschung, die eine Teilnahme bei Jauch erfordert, ist, nicht vom Stuhl runterzurutschen. Und die einzige Gedächtnisleistung beim Fußballkicken auf der Dorfwiese war ja: »Ist der Rothaarige mit den Sommersprossen diesmal in unserem Team oder nicht?«
Stefan Raab hat es mit SCHLAG DEN RAAB! nun geschafft, alles in einen Topf zu packen und daraus eine klasse Show zu machen. Das ist nun wirklich der moderne Game- und Quizshow-Zehnkampf: Ob Raab und seine Herausforderer nun fechten, klettern oder Münzen ins Glas schnippen, Länderumrisse erkennen oder Buchcover ohne Buchstaben erraten müssen – Raab ist mit solcher Spiellust, Schnelligkeit, Ehrgeiz und vollem Körpereinsatz dabei, dass es einfach ansteckt.
Der ist einfach ein Typ und kein Weichei, einer, der Spaß hat am Armdrücken und den tausend Varianten, die man sich dazu einfallen lassen kann. Geht’s dabei um viel Geld? Na klar. Für den Kandidaten kann schon mal der richtige Billard-Stoß an die schwarze »8« einen Dreimillionengewinn bedeuten. Und Raab fährt mit seiner Produktionsgesellschaft sicher keine roten Zahlen ein. Aber im Grunde genommen spielt er nicht um Geld. Er spielt auch nicht um Anerkennung. Hat er ja alles schon.
Nein, er spielt um die Sendung. Verliert er einmal, ist das menschlich, fair und sympathisch. Verliert er zum zweiten Mal in Serie, ist das kein Beinbruch. Verliert er zum dritten Mal hintereinander, macht er schon eine unglückliche Figur, provoziert Spekulationen wie »langsam zu alt? ... Formtief? ... besser mal pausieren?«
Nach dem vierten Mal ist die Show weg. Und dazu macht es ihm einfach zu viel Spaß, das lässt er sich so schnell nicht vom Butterbrot nehmen. Dafür fightet er, nicht fürs Geld. Er ist ein Vollblutspieler im 3D-Modus, ein großer Junge, der uns auffordert, selbst Spielkind zu bleiben und das Spielen nicht zu verlernen. Das richtige Spielen wohlgemerkt, nicht das virtuelle Herumhopsen als flacher Avatar in World of Warcraft, als gesichtsloser Dauerfeuer-Söldner in Counterstrike oder als Digital-Gucci-Handtäschchen-behängte Szenelady in Second Life.
Bei Raab wird gerannt, geworfen, gegrübelt, getüftelt, geschwitzt und gekeucht – und der Zuschauer muss sich bei vielem nur anstecken lassen. Auch, wenn man zu Hause nicht einfach so per Skisprung in einen großen Pool platschen kann und vor der Tür auch kein schlammiger Parcours für den Beach Buggy wartet: Dann versuchen wir doch einfach mal, ob wir diese Aufgabe mit einem gewöhnlichen Fahrrad hinkriegen: Einen kleinen Rundkurs abstecken, aufsteigen, losradeln, nie mit dem Fuß auf den Boden tapsen ... und der LANGSAMSTE gewinnt!
Das Schöne obendrein: Für diese Art (auch denk-) sportlicher Unterhaltung braucht’s keine Fußballclub-Funktionäre und Formel-1-Sponsoren, keine Tabellen und wandelnde Trikot-Litfaßsäulen. Raab eignet sich mit seiner Show auch bestens als Vorbild für viele rundum gewindelten, oft übergewichtigen Kinder, die nur noch am Monitor kleben, sich ohne Radhelm nicht mal auf eine schnurgerade Strecke und ohne Skihelm nicht mehr auf den Idiotenhügel trauen. Er sagt: Beweg deinen Hintern, beweg dein Gehirn, es ist cool.
Apropos Idioten: Das Lernmodell Quiz als rettender Impuls gegen das nächste deutsche PISA-Studien-Debakel?
Schön wär’s. Nötig? Unbedingt. Denn wie das Vakuum in den Köpfen vieler Jugendlicher heute aussieht, hat Raab – oder sagen wir, das hämische Teufelchen in ihm – schon mehrmals mit seinem Erstwähler-Check ausgelotet. Da stehen dann 18-jährige Girlies und Bubis mit trendigen Frisuren vor einer leeren Europakarte und kriegen nicht mal hin, prägnante Länderprofile wie Italien oder Großbritannien zu benennen, von der Lokalisierung des eigenen Landes ganz zu schweigen. Was »DSDS« bedeutet, weiß man gerade noch, bei »SPD«: Fehlanzeige. Immerhin kennen einige unsere Bundeskanzlerin: »Angelika Merkle«.
Raab grinst da recht breit dazu, er teilt gerne aus in seiner Late-Night-Show TV TOTAL, nimmt auf die Schippe, zieht genüsslich durch den Kakao. Aber er stellt sich eben auch, begibt sich freiwillig in die Schusslinie, riskiert Blamage. Und blamiert sich eben nicht. Weder im sportlichen noch im Quizbereich.
Rateonkel Günther versucht das nun mit 5 GEGEN JAUCH auch. Haben Sie den Hauptunterschied zu WWM bemerkt? Nur ein Jackettknopf geschlossen, statt wie üblich zwei. Und die Krawatte haben sie weggelassen. Dafür gibt’s Karohemden.
Was weiß Jauch nun selbst? So ziemlich genau so viel wie der Durchschnitt seiner Kandidaten. Da menschelt es gewaltig. Ich denke mal, gegen Raab hätte er keine Chance. Dazu ist der einfach zu schnell. Und Tempo ist ein Faktor, den WER WIRD MILLIONÄR? oft schmerzlich vermissen lässt. In den USA und in Italien hat man darauf schon mit einer Regeländerung reagiert: Hier haben die Kandidaten zuerst 30, bei schwereren Fragen dann 45 Sekunden Zeit, sich zu entscheiden. Hat auch was!
Hat Hape nun recht? Ist das ganze Leben ein Quiz? Schon möglich. Mehr als die »Mörderduschhaube« aus seinem Lied gibt’s inzwischen jedenfalls immer zu gewinnen. Und wer mal daneben liegt, darf sich trösten: Man muss nicht alles wissen.
Oder haben Sie noch eine Ahnung, was Sie vor drei Tagen zu Abend gegessen haben?
Kuli trifft Rudi und Wim.
GAMESHOW-KLASSIKER auf allen Kanälen
Können Sie sich eine »Fernsehjugend« ganz ohne Quiz vorstellen? Also, ich nicht. Keine Chance. Seit ich mich ans Fernsehen erinnern kann, wurde darin gefragt und geraten, wurde schnell was gewusst oder quälend auf Wissenslücken gestoßen. Und die ganze TV-Nation rätselte und litt mit den Kandidaten.
Einer der langlebigsten Klassiker dabei war ALLES ODER NICHTS, das Wissensquiz mit den Spezialgebieten und der schier unglaublichen Gewinnsteigerung – von 25 Mark Startkapital über die Stufen 50 Mark ... 125 Mark ... 250 ... bis zu astronomischen ... 8.000 DM!
Was heute wie ein Witz klingt, war in der 30-jährigen Laufzeit der Sendung, von 1958 bis 1988, noch ein veritabler Gewinn. Die Entscheidung »nehmen oder riskieren«, sorgte damals anscheinend auch bei 2.000 oder 4.000 Mark für genügend Spannung. So läuft das eben mit der Inflation. Spielerisch Millionär wurde man in diesen Tagen höchstens per Lottoschein.
Und wenn ich mich richtig erinnere: Die Kohle war auch noch sauer verdient. Mit Multiple-Choice und vier Antwortmöglichkeiten lief da noch gar nichts. Hier hieß es: Welcher der Kandidaten kann die Daten auswendig? Man hatte sein Wissensgebiet gefälligst zu beherrschen und einen ganzen Fragenkatalog darüber zu absolvieren. In der letzten Runde etwa 30 Stück.
Meistens ging dabei alles glatt. Viele nahmen auch gern die sicheren 4.000, statt Hasard zu spielen. Doch einmal lief das Finale richtig schief. Auch damals hießen Quizmaster bereits Günther: Die Fragen stellte der »Kommissar«-Assistent Günther Schramm, das Traumathema war »Salzburg«. Und das wurde der armen Kandidatin in ihrer Endrunde gehörig versalzen. Sie sollte den kürzesten Weg durch die Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus von A nach B beschreiben und dabei alle Einbahnstraßen beachten. Und da war die Urlaubsfußgängerin eindeutig überfordert. Aus »Alles« wurde »Nichts«.
Ein kleines Drama, eine meiner bleibenden TV-Erinnerungen. Die Dame hatte Tränen in den Augen, ging ohne Trostpreis nach Haus und hat sich dort sicher die eine oder andere Mozartkugel gegeben.
In den USA wäre die Fallhöhe bei diesem Quizformat bereits in den Fünfzigern viel dramatischer gewesen: Die CBS legte 1955 mit ihrer Vorbildshow The $64.000-Question die Messlatte schon deutlich höher. So hoch, dass man damals bei der Konkurrenzshow 21 auch vor Manipulationen nicht zurückschreckte, Kandidaten mit zugeschobenen Antworten im Rennen hielt und schließlich, als die Schiebung aufflog, das ganze Programm einstellen musste. Robert Redford hat den Skandal mit Quiz Show 1994 verfilmt, Ralph Fiennes spielte den Vorzeige-Dauerchampion Charles van Doren, John Turturro seinen wunderbar nerdignervigen Gegenspieler Herbert Stempel aus Brooklyn.
Prima Frage, nicht? Ein Kandidat wird in einer Quizshow nach den Kandidatendarstellern des Films Quiz Show gefragt.
In meine Lieblingsratesendung hätte sie perfekt reingepasst: KENNEN SIE KINO? Der markante Krimistar und Lederstrumpf-Darsteller Hellmut Lange moderierte dieses Filmquiz zu aktuellen Kinostarts von 1971 bis 81 – und ich habe wohl höchstens zwei oder drei Folgen versäumt. KSK? war für mich Kult. Aus einem ganz einfachen Grund: In meinem Heimatort Murnau am Staffelsee gab es zwar immerhin zwei Kinos, aber auf das Eintreffen der Kopien aus München musste man nach dem Start der Filme bis zu drei Monate warten. Während heute schon mal 1.000 Kopien ins Rennen gehen, waren es in den frühen Siebzigern vielleicht 50, bundesweit. Da durfte sich die oberbayerische Provinz gedulden. KENNEN SIE KINO? brachte Linderung für den jungen Kinofan und bot die Chance, vorab schon mal spannende Clips aus den neuesten Produktionen zu sehen und auch bei Streifen ab 18 Jahren ein Auge zu riskieren.
Die Ausschnittauswahl war natürlich immer streng jugendfrei: Nackte Kanonen – JA, nackte Brüste – NEIN! Zu dieser Zeit saugte ich alles, was mit Kino zu tun hat, wie ein Schwamm auf. Das Quiz mit Hellmut Lange bot dann die Chance, mich »auszudrücken«. Und das Mitraten lief recht gut. Man konnte die Abstecher in die Filmgeschichte ja auch leicht ahnen. Kam ein Film mit Paul Newman, Charles Bronson oder Steve McQueen raus, folgte meist eine Frage nach einem ihrer früheren Hits, lief ein Ausschnitt aus einem neuen Western, wurde gerne nach einem Klassiker von John Ford oder Howard Hawks gefragt. Spielte John Wayne nun in Rio Grande, Rio Bravo oder Rio Lobo die Hauptrolle? Oder hatte der stoische Westernstar so nahe am Wasser gebaut, dass er am Ende sogar durch vier Flüsse* ritt? Well, yeah.
Ich punktete immer sicherer, führte nebenbei akribisch Buch über die gezeigten Ausschnitte, merkte schon mal vor, was unbedingt anzusehen war und wurde immer heißer darauf, selbst mitzuspielen.
Mit 18 wagte ich es dann: ein Brief in die Rothenbaumchaussee in Hamburg, Sitz des zuständigen Senders NDR. Großer Fan will endlich mitraten! Leider gab es eine Absage: Ich sei ja noch auf dem Gymnasium und vor dem Abi liefe da nichts. Man habe schon mal Terminprobleme mit Schülern gehabt. Später gerne.
Ich glaube auch, sie wollten nur volljährige Bewerber. Und das war ich damals mit 18 noch nicht, wurde es erst in einer Neujahrsnacht. Sehen Sie: schon wieder eine Quizfrage. Wann wurde in der BRD die Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt?*
Mit 18 wurde ich also nur zu diesem Multiple-Choice-Quiz zugelassen, das Sie höchstwahrscheinlich auch absolvierten, liebe Leser: zur theoretischen Fahrprüfung. Seitdem weiß ich, dass man nur mindestens 80 Meter vom Andreaskreuz entfernt vor einem Bahnübergang parken darf. Und seitdem habe ich nur noch ein Dutzend davon gesehen. Irgendwie sterben die Dinger wohl aus.
Beim Thema Kino fühlte ich mich zwar fit, die umfangreiche Fachkenntnis für andere Spezialthemen, wie sie auch bei DER GROSSE PREIS gefordert war, nötigte mir allerdings ein bisschen zu viel Respekt ab. An solche Shows trauten sich damals wohl nur wenige als Kandidaten ran, da konnte Wim Thoelke noch so onkelhaft, mochten Wum & Wendelin noch so knuffig und pfiffig sein.
Es gab jedenfalls für die Endrunde drei Umschläge, aus denen der Finalist den einen mit den entscheidenden Fragen ziehen musste. Über die penible Einhaltung aller Regeln wachte ein echter