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Spiegelbruch
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eBook109 Seiten1 Stunde

Spiegelbruch

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Über dieses E-Book

Die 17-jährige Johanna lebt nach einem Schicksalsschlag sehr zurückgezogen. Das ähnliche Schicksal eines Mitschülers hilft ihr, sich ihm zu öffnen. Doch schon im Anfang der sich langsam findenden Liebe stellt Alexanders mysteriöses Verschwinden alles auf den Kopf. Er durchlebt ein Martyrium und Johanna kann den erneuten Verlust kaum ertragen. Die Wiederannäherung bringt jedoch wenig Freude, dafür große Gefahren mit sich. Gemeinsam müssen sie über ihr Schicksal entscheiden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Jan. 2018
ISBN9783742753045
Spiegelbruch
Autor

Renate Weber

Renate Weber, geboren 1969 in München. Schon in jungen Jahren mit Büchern aufgewachsen, entstand eine große Freude am Lesen und die beständige Liebe zu Büchern. Auch in ihrer Arbeit mit Kindern liegt ein Schwerpunkt bei Märchen und Geschichten. So kam der Wunsch selbst zu schreiben ganz natürlich .

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    Buchvorschau

    Spiegelbruch - Renate Weber

    Prolog

    Am Anfang hörte sie noch leise Geräusche, doch dann war alles mucksmäuschenstill.

    „18, 19, 20, ich komme!", rief sie und machte sich in Richtung der letzten Geräusche auf den Weg. Johanna begann zu suchen. Abschnitt für Abschnitt durchkämmte sie gründlich den Dachboden. Schaute in alle Nischen, öffnete Truhen und knarrende Schranktüren. Der Staub vieler Jahre wirbelte auf und brachte sie mehrmals zum Niesen. Sie wurde immer aufgeregter und kicherte nervös. In einer Ecke des Dachbodens standen eine Menge Koffer, die sie versehentlich anrempelte und so zu Fall brachte. Doch auch nachdem sie alles in einer Ecke neu gestapelt hatte, war sie noch immer allein.

    Der Abschied

    Ein schrilles Piepsen holte Jo aus ihren Träumen. Sie tastete mit geschlossenen Augen nach ihrem Handy um diesen grausamen Weckruf zu beenden. Ihre Augen konnte sie gar nicht öffnen. Es war viel zu hell im Zimmer. Fenster ohne Vorhänge an einem sonnigen Morgen. ‚Wie kann an so einem schrecklichen Tag die Sonne scheinen? ‘, überlegte Johanna blinzelnd und öffnete langsam ihre Augen. Jetzt konnte sie sie sehen, die tanzenden Staubkörnchen, die auf dem Sonnenstrahl durchs Zimmer flogen. Jo folgte ihnen mit ihren Augen und blieb auf der Wand gegenüber dem Fenster hängen. Eine mintfarbene Wand mit vielen Flecken. Flecken die zurück blieben, hier in ihrem Zimmer, weil alle Bilder abgenommen waren. Wie sehr hatte sie dieses Zimmer geliebt. Vollgepflastert mit Fotos von Freunden und Urlauben und behängt mit ihren eigenen Bildern. Kunstwerken, wie ihr Vater stets bemerkte, denen er immer Beachtung schenkte. Durch zahllose Besuche von Vernissagen und Mal- und Zeichenkursen hatte er ihre Begabung stets gefördert. Jetzt waren alle Bilder fort, fort wie ihr Vater und nun würde auch sie diesen Ort verlassen. Ihre Mutter konnte sich dieses Haus nach dem Tod ihres Vaters nicht mehr leisten.

    Jo lies ihren Blick weiter durch das Zimmer schweifen. Sie betrachtete die dunkel gewordene Holzverkleidung der Dachschrägen. Sie war übersäht mit zahlreichen kleinen Löchern von Nadeln und Reißnägeln. Narben aus der Zeit ihrer Kindheit, in der viele gebastelte Mobiles und gemalte Bilder aufgehängt werden mussten. Erinnerungen an Zeiten, in denen sie oftmals ihr Zimmer umgeräumt hatte, drängten herauf. Sie war mehr als einmal auf der Suche nach gemütlicheren Nischen für Ruheplätze zum Lesen oder Malen gewesen. Darin fand sie immer die Geborgenheit die sie brauchte.

    Doch nun war die letzte Nacht vorüber. Mit offenen Augen war sie auf der Matratze auf dem Boden liegen geblieben, um sich die wunderbaren Erinnerungen ihrer unbeschwerten Kindheit an diesem letzten Morgen in Erinnerung zu rufen. Jetzt lag nur noch die Matratze mit dem Bettzeug auf dem Boden unter ihr. Am Fußende ein Häufchen frischer Klamotten, die sie heute am Umzugstag tragen wollte. Der Holzboden war leer und kalt. Jo’s Blick fiel auf diese verflixte Diele gleich neben der Tür, die immer ein Stück heraus stand, weshalb sie ständig mit den Socken daran hängengeblieben war. Jeden Winkel dieses Zimmers ihrer glücklichen Kindheit würde sie vermissen. Eine Kindheit, die jetzt vorbei war und sie in eine ungewisse Zukunft schickte.

    Jo setzte sich auf und schaute an sich hinunter. Sie war gewöhnlich, wie sie fand. Dunkelbraune halblange Haare. Eine normale Figur. Sie gehörte mit ihrem Gewicht zum Durchschnitt in ihrer bisherigen Klasse. Mit 168cm Körpergröße lag sie ebenfalls im Mittelfeld. Ihre Figur hatte frauliche Züge ohne das Bild ihre Jugendlichkeit zu verdecken. Das Einzige was Jo wirklich besonders fand, waren ihre dunkelbraunen Augen, die beinahe die Schwärze der Pupillen hatten. Wie das Rad eines Pfaus rahmte ein dunkler Bogen Wimpern die Tiefe dieser Augen ein. So empfand sie sich als ganz alltägliche Erscheinung. Dies war ihr Wunsch, denn Sie blieb gerne im Hintergrund, so ließ man sie in Ruhe. Besonders seit ihr Vater gegangen war, war ihr Leben kontaktarm, weil sie es so wollte. Sie hatte sich auch standhaft geweigert mit einer Psychologin über den Todesfall zu reden. Ihr war es lieber, Pa’s Bild im Geist zu bewahren als alle Erinnerungen zu zerreden. Sie war einfach nicht bereit ihre Gefühle mit einer völlig Fremden zu teilen.

    Ein Geräusch aus dem Erdgeschoß riss Jo aus ihren Gedanken. Sie stellte mit einem Blick auf ihr Handy fest, dass es höchste Zeit war aufzustehen. Sie war froh darüber, dass sie ihr altes Handy behalten konnte. Auch wenn ihre Mutter versuchte, die Sorgen vor ihr zu verstecken, war ihr klar, dass die finanzielle Situation der Familie nach dem Tod des Vaters schwierig sein musste. Ihr Vater hatte wohl zu Lebzeiten immer gut verdient, aber er hatte auf Grund der freiberuflichen Anstellung als Journalist ein unregelmäßiges Einkommen. Ihre Mutter war seit ihrer Geburt überwiegend Hausfrau und kümmerte sich auch mit Liebe um den Garten rund um ihr reizendes Fachwerkhäuschen. Vaters plötzlicher Herztod hatte alles verändert. Ihr Zauberhäuschen war noch nicht abbezahlt und musste daher verkauft werden. Ihre Mutter suchte zwar am Anfang in der Nähe, fand aber dann nur in Weißenburg eine Anstellung als Lektorats-Assistentin der Stadtzeitung. Diese Anstellung ermöglichte ihnen einen Neuanfang, der letztlich jedoch mit einem Umzug einhergehen musste. Da die einfache Entfernung zwischen Bad Windsheim und Weißenburg immerhin über 100 km betrug würde die Fahrt zur Arbeitsstätte mit dem Auto beinahe eineinhalb Stunden dauern. Weil der Umzug ohnehin nicht zu verhindern war, hatte ihre Mutter eine Wohnung in Nähe der Arbeitsstelle und der zukünftigen Schule gesucht und gefunden. Dies sollte für Johanna ein Trostpflaster für den Umzug sein. Als könnte irgendetwas diesen Umzug besser machen. Johanna war von jeher interessiert Hintergründe zu erfahren. Schon als kleines Kind hatte sie die Eltern mit tiefsinnigen Gedanken und Fragen bedrängt! Als eher introvertierter Mensch war es nicht verwunderlich, dass die neue Lebenssituation ihr schwer zusetzte.

    Johanna streckte sich und erhob sich vom Boden. Ihre Mutter war wohl schon auf und bereits tätig. Also steckte sich Jo die frischen Klamotten unter den Arm und machte sich auf den Weg nach unten. Ganz bewusst ging sie Stufe für Stufe die alte Holztreppe nach unten und ließ ihre Finger ein letztes Mal an den Rillen des Handlaufs entlang gleiten. Unten angekommen blickte sie durch die offene Tür ins einstige Esszimmer. Ihre Mutter stand reglos an einem Campingtisch und blickte versonnen in den Garten. Sie hatte gerade vier Pappteller und einfache Kaffeebecher auf den kleinen Tisch gestellt. 2 Klappstühle standen daran und die anderen beiden Sitzmöglichkeiten ergaben sich durch die tiefen Fensterbretter im bunt verglasten Erker.

    Die schwere Zeit hatte Emma Reichhards Äußeres verändert. Eine tiefe Sorgenfalte durchzog die Stirn. Die kurz geschnittenen Haare, die immer einen sonnigen Goldton hatten, waren stumpf und mit einzelnen grauen Haaren durchzogen. Die einstmals von Energie sprühende Körperhaltung war merklich in sich zusammen gesunken und auch die schönen blauen Augen hatten ihr Strahlen verloren. Dennoch würde jeder ihre Mutter immer noch als klassische Schönheit bezeichnen. Sie hatte mit ihrem weiblichen Körper von jeher alle Blicke auf sich gezogen. Wieder einmal konnte Jo nicht die geringste Ähnlichkeit zu ihrer Mutter finden und sie wusste sie war das 99%tige Abbild ihres Vaters. Nur dass er als Mann zwanzig Zentimeter größer und sein Körper immer gut durchtrainiert gewesen war.

    Während dieser Überlegungen sah Johanna, dass sich Ihre Mutter zu ihr umdrehte.

    „Guten Morgen, Schatz!" ergriff sie mit einem leisen Lächeln das Wort.

    „Guten Morgen!" erwiderte Johanna mit trauriger Miene.

    Sie sahen sich eine kurze Weile wortlos an. Ihre Mutter kam auf sie zu und nahm sie fest in die Arme. Jo schmiegte ihr Gesicht in die Halsbeuge ihrer Mutter und atmete den vertrauten Geruch der Geborgenheit.

    „Warum scheint ausgerechnet heute die Sonne so schön?", seufzte Johanna.

    „Hm", meinte ihre Mutter und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

    Johanna war wieder einmal froh,

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