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Herr Fuchs (86) kauft ein Auto
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eBook164 Seiten2 Stunden

Herr Fuchs (86) kauft ein Auto

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Über dieses E-Book

Herr Fuchs (86) kauft ein neues High-Tech-Auto. Was er dabei mit dem Verkäufer, die ihm die Technik zu erklären versuchen, mit der Bankerin, die ihm die Finanzierung verweigert und einem Nachbarn, der das ganze sowieso für kompletten Wahnsinn hält, so erlebt, ist einfach lustiger als alles, was bisher über Autos und Autofahren geschrieben wurde. Jeder, der einen Führerschein hat oder machen will, wird geistreiche Unterhaltung und pures Lesevergnügen empfinden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Feb. 2014
ISBN9783847677536
Herr Fuchs (86) kauft ein Auto

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    Buchvorschau

    Herr Fuchs (86) kauft ein Auto - Joachim Kath

    1. Kapitel: Der Auto-Preis ist heiß

    Ihm sei total egal, was das Benzin kostet, denn er würde seit Jahren immer nur für 20 Euro tanken! So einer war unser Herr Fuchs (86). Immer zu Scherzen aufgelegt, der lustige Kult-Oldie. In seinem Alter könnte man das Leben nur mit Humor nehmen und so lange man die Hosen noch im Stehen an- und ausziehen könnte, sei man noch nicht wirklich alt. Auto und Altersheim würden beide mit A anfangen, da sei ihm persönlich das Auto doch sehr viel lieber. Kein Klischee war vor ihm sicher. Und jetzt, nach 66 Jahren Führerschein, wolle er es noch einmal so richtig krachen lassen und in brandneues Blech investieren, wie er sich auszudrücken beliebte.

    Denn „et hätt noch immer jut jejange", intonierte der optimistische Nicht-Kölner gerne fröhlich seine Stimmung, wenn auch nicht bei jeder Gelegenheit. Irgendwie stimmte es schon, wer so viele Jahrzehnte Auto fahrend überlebt hatte wie er, musste irgendetwas richtig gemacht haben. Zumindest war er nicht zu oft falsch abgebogen, in Einbahnstraßen oder gar Autobahnauffahrten.

    „Alle Autos fliegen hoch – wenn man sie über eine Rampe jagt!" meinte Herr Fuchs (86) verschmitzt lächelnd. Ja, Autofahren ist wahrlich kein Kinderspiel, egal in welcher Lotterie man als Mit-Hut-Sonntagsfahrer seinen Führerschein auch immer gewonnen hat. Genauso wie das Leben kein Ponyhof ist, aber auch kein Schrottplatz für ausgediente Karossen. Klar, Autofahren gehört heute irgendwie zum Leben dazu, als letztes Abenteuer der aus den Fugen geratenen Menschheit, die sich über reale Morde empört und an fiktiven Morden allabendlich vor der Mattscheibe ergötzt.

    Was soll’s, eintauchen in die schöne, schnelle Welt der Beschleunigung, das hat nach wie vor was! Da ist man auf jeden Fall mobil und ganz vorne mit dabei! Im Stau und auch sonst beim Small Talk mit dem jeweils anderen oder gleichen Sex. Wirklich, Autos können ausgesprochen sexy sein, oder warum sonst werden die neuesten Modelle bei jeder Messe auf den Ständen der Auto-Marken von ebenso attraktiven wie leicht bekleideten Damen und neuerdings auch Herren mit Waschbrettbauch garniert. Sex sells und nichts ist offenbar als Anreiz primitiv genug, wenn die Zahlen stimmen sollen. Aber auch die sind oft gefaked, wie wir beim prämierten Lieblingsauto der Deutschen lernen mussten.

    Im Ernst, das Auto ist der bedeutendste Friedensstifter. Bewaffnete Auseinandersetzungen größeren Stils sind in den autoproduzierenden Ländern viel zu gefährlich geworden, weil deren Wirtschaften eben größtenteils vom Auto abhängen, finden diese Scharmützel als Religionskriege nur noch in abgelegenen Gegenden statt. Doch man kann wirklich mit Recht behaupten, das Auto ist der Ast, auf dem wir alle sitzen. Auch wenn wir keine Vögel sind, nicht selbst fliegen können, sondern nur gelegentlich einen ziemlich großen Vogel haben. Das Auto ist ein Friedensengel ohne Flügel. Die ursprüngliche Fassung des Engels, bis jemand im Mittelalter die Idee hatte, ein Götterbote mit Tragflächen aus Federn wäre glaubhafter. So ist das Auto also auch in Personalunion ein Wohlstandsretter, zumindest für Ölscheichs, bis deren sprudelnde Quellen versiegen. Super bis hierher!

    Und da kommt jetzt unverschämter Weise einer wie der Herr Fuchs (86) daher, der seinen Zenith sowieso und sein Verfallsdatum auch längst überschritten hat, und will bei der permanent krisenhaften Lage der Finanzen einen Neuwagen erstehen. Kann das gut gehen? Wahnsinn sagen die Einen, was soll das, die Anderen. „Warum nicht? fragt Herr Fuchs (86). Er habe in der Zeitung gelesen: „Das Auto ist der ultimative mobile Computer! Da wolle er aus rein egoistischen Gründen besser noch zu Lebzeiten dabei sein. Könne sich aber auch gut vorstellen, wenn das Auto zum total überwachten Computer würde und damit der einzige private Raum verloren ginge, sein Bewegungsprofil auf Null zu stellen. Endgültig! Das Auto unter Verschluss in der Garage. Aufgebockt! So weit war es noch nicht. Noch könnte was gehen, wenn schon nicht mit Benzin, dann doch mit Adrenalin im Blut.

    Es würde doch immer heißen, wir seien eine alternde Gesellschaft. Irgendjemand müsse schließlich solche Aussagen ernst nehmen und bewusst gegensteuern. Er sei schon immer ein positiv Verrückter gewesen, von denen die meisten ohnehin außerhalb der Anstaltsmauern herumliefen. Die heute überhand nehmende Pathologisierung der normalen Alltagssorgen ginge ihm allerdings gehörig auf den Wecker. Alle viel Jüngeren fühlten sich ausgebrannt, traumatisiert, depressiv, gemoppt – das kann doch nicht wahr sein! Da ist doch irgendetwas in der Wahrnehmung verrutscht und hat sich in den Sozialen Netzen verfangen! Hey, überprüft mal eure Ansprüche! Und euer Verhalten gleich mit! Stress gab es schon immer, aber das Wort wurde erst 1936 erfunden. In Kanada, von einem aus Ungarn stammenden Arzt. Ich habe es erst 30 Jahre später zum ersten Mal gehört und sofort beschlossen, dass es auf mich lebenslang nicht zutrifft. Und mir immer eine Stunde Zeit für ein Mittagessen genommen. Den meisten geht es heute verdammt gut, Leute! Früher war nicht alles besser! Bei Licht besehen eigentlich nix! Vielleicht hatten wir schon Internet, aber ich wusste nichts davon. Das Militär und die Geheimdienste aber schon. Jedenfalls war das Fernsehbild damals grau & grauenvoll, mit runden Ecken.

    Nein, über ein Auto würde er sich persönlich nicht definieren. Er sei nicht autoverrückt. Es handele sich aber bei diesem geplanten Kauf nicht um einen Trabi aus Pappe und mit Zweitakter, also um so etwas wie ein Mofa auf vier Rädern. So ein ähnliches Fahrzeug wolle er noch nicht einmal in Zahlung geben. Etwas Hochmodernes müsse dieses Mal unbedingt her, von dem er die Betriebsanleitung partiell nicht ansatzweise verstünde. Seit er sich mit dem Gedanken trage und auf den Homepages von weltbekannten Herstellern seine in die engere Wahl gekommenen Wunschautos konfiguriere, würde das Internet auf seinem Display geradezu explodieren. Alle wollten ihm plötzlich Sachen verkaufen, die er gar nicht brauchen würde, Viagra und Lebensversicherungen, die Vermittlung von Partnerinnen und Flugreisen. Weshalb er als Konsument in seinem Alter noch so im Fokus stand, wunderte ihn schon ein bisschen. Aber die Algorithmen, man kenne das ja, da müsse man halt durch! Wie früher in der Schule, nur unsichtbarer!

    Man kann sich Herrn Fuchs (86) so vorstellen: Er sieht, auch wenn er schon reich an Jahren und an Erfahrung ist, noch recht jugendlich aus, mit seinem vollen, weißen Haar, das einmal rot war und er entsprechend aufmüpfig und das Gesicht voller Sommersprossen. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, doch ziemlich beweglich und gut durchblutet ist er immer noch. Seine Kontroll-Jeans passen ihm auch noch, was beileibe nicht jeder der Rentner von sich behaupten kann. Ganz ohne Diäten und Jojo-Effekt. Er hält sich nicht für intolerant, nicht einmal gegenüber Laktose und Gluten. Außerdem macht er seinem Namen geistig alle Ehre. Augenzwinkernd nennt er sich einen modernen Performer, der mitmacht, solange es geht. Das Gute am Altwerden wäre schon mal, dass man nicht schon früh gestorben sei. Schlau wie ein Fuchs, kann er durchaus, wenn er will, sogar ziemlich intellektuell und ironisch sein. Auch zuweilen recht humorvoll, auf eine ganz besonders trockene und von der jeweiligen Situation abhängigen Art. Ein schneller Denker eben, den man sehr leicht und häufig unterschätzen kann.

    Diese für ihn typischen Eigenschaften hatten offenbar nicht wenige Leute in seinem langen Leben reichlich oft übersehen und sich nachher einigermaßen gewundert. Was ihn, wie er schmunzelnd meinte, besonders optimistisch stimme, sei die Tatsache, wider Erwarten doch nicht so unterdurchschnittlich begabt zu sein wie seine Lehrer ursprünglich dachten. Aber deren Meinung hätte er ohnehin nicht ernst nehmen können, das wäre nur ein wild zusammen gewürfeltes Kollegium von politisch Verführten und im Krieg Traumatisierten gewesen, der Club der Rohrstock schwingenden Pädagogen. Ein herausragender Schüler sei er nicht gewesen, weil ihm in der Jugend die Einsicht gefehlt hätte, etwas zu lernen, was er nicht anzuwenden gedachte. Und das wäre vom gesamten Lehrstoff das meiste gewesen. Immerhin hatte Herr Fuchs es neben seinem Hauptberuf als Unternehmer zum Honorarprofessor gebracht, führte aber seinen akademischen Titel nicht. Mit der skurrilen Begründung, es wäre ihm zwar peinlich, für bescheiden gehalten zu werden, aber mit der Hybris des universitären Betriebes wolle er nicht täglich konkurrieren. Es wäre ihm einfach zu anstrengend, die Redundanz wissenschaftlicher Diskurse permanent zu dechiffrieren.

    Die Mathematiker unter uns werden es vermutlich im Kopf ausrechnen können, unser Herr Fuchs wurde bereits im vorigen Jahrhundert geboren, wie bisher die meisten von uns. Nicht vor dem ersten, aber doch lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Lassen Sie mich mal meinen Taschenrechner zur Hilfe nehmen, doch, es stimmt schon, er kam tatsächlich im Jahre 1925 auf die Welt. Ein ganz besonders schreckliches Jahr, wie er gerne behauptete. Gerade aus Sicht der Deutschen: Die NSDAP wird neu gegründet, die SS wird als Leibwache für Adolf Hitler aufgebaut, der im selben Jahr aus der Festungshaft entlassen worden war, wo er sein Buch „Mein Kampf" Rudolf Hess diktiert hatte, das dann auch im Juli erschien. Gut, es wäre auch ein fruchtbares Geburtsjahr für Komiker im weitesten Sinne gewesen, mit Jack Lemmon, Tony Curtis, Eddi Arent, Peter Sellers und Margret Thatcher. Der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. lebte zwar noch, aber hatte 1918 nicht gerade freiwillig abgedankt, denn sein Rücktritt wurde von den Kriegsgegnern als Voraussetzung für Friedensverhandlungen gefordert. Fortan befand sich der Monarch in Holland im Exil, glaubte aber zeitlebens an seine Rückkehr auf den Thron. Und das hohe Militär, feige wie es schon immer war, hatte sich nach der Kapitulation als für im Felde unbesiegt erklärt und es den Zivilisten überlassen, die Republik auszurufen und mit der folgenden Wirtschaftskrise fertig zu werden. Es gab damals nur 200.000 Autos in Deutschland, heute rund zweihundert Mal so viele. Jedenfalls lief im Geburtsjahr unseres Herrn Fuchs hierzulande das erste Auto vom Fließband, ein grüner Opel, den der Volksmund Laubfrosch nannte, nicht nur wegen seiner Farbe, sondern auch seiner sprunghaften Fahreigenschaften. Angetrieben von einem 1-Liter-Motor konnte man damit knapp 60 Stundenkilometer erreichen. Alles für 4.000 Reichsmark.

    Wir wissen nicht genau, wie Herr Fuchs als Kind aus dem ganzen Schlamassel der Goldenen Zwanziger herauskam und als Jugendlicher das Dritte Reich erlebte, Herr Fuchs spricht nicht so gerne über die Vergangenheit, die man doch nicht ändern könne. Aber so viel doch: Ein 1-Inch-Geschoss, von einem amerikanischen Tiefflieger abgefeuert, sei jedenfalls unmittelbar vor Kriegsende um wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeigezischt und hätte einen Stapel Teller im Küchenschrank zerschlagen. Ein zweites dieser Geschosse, nicht weniger nahe an seinem Haupte vorbei, wenn er stehen geblieben wäre, habe dann einen Mann direkt neben ihm getroffen, der sich zwar noch gedreht hatte, doch nicht mehr schnell genug am Boden war, aber wider Erwarten mit einem Lungensteckschuss überlebte. Wahrscheinlich würde dieses ebenso blutige wie hautnahe Erlebnis aus der Jugend seine große, uneingeschränkte Liebe zu den USA erklären, meinte er sarkastisch, mit Ausnahme allerdings für die dortigen Autos, die er für Blechkisten hielt. Ja, es sei Glück und Zufall gewesen, in jenen letzten Tagen des Krieges nicht noch getroffen zu werden. Vor allem nicht von den eigenen Leuten, denn die Fanatiker machten bis zu letzt Jagd auf jeden Deserteur und Fahnenflüchtigen, auch manchmal dann noch, wenn die weißen Bettlaken im Ort schon von vorausschauenden Bürgern gehisst waren.

    Reich wären sie zu Hause nicht gewesen, hätten aber ganz passabel überlebt. Irgendwie sich durchgeschlängelt und auch sogar schon ein Auto bestellt, einen Volkswagen, der dann jedoch nicht zur Auslieferung kam. Einmal, weil Privatwagen dienstverpflichtet wurden, aber dann auch, wie sich später herausstellte, erst gar nicht in entsprechenden Stückzahlen gebaut wurden. Sondern Kübelwagen fürs Gelände, die dann in der russischen Tundra abhanden kamen. Für

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