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Die Rote Baskenmütze: Maximilians neue Couch
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eBook237 Seiten3 Stunden

Die Rote Baskenmütze: Maximilians neue Couch

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Über dieses E-Book

Im zweiten Band der Couch-Trilogie entdeckt Max Maier eine rote Baskenmütze in seiner neuen Couch, die es auf sich hat. Viele Spaß hat er wieder mit seinem Kumpel Sven Schänkel. Wie im vorhergehenden Band, kommt es wieder zu einem überraschenden Ende. Ein satirischer Roman.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Dez. 2013
ISBN9783847665762
Die Rote Baskenmütze: Maximilians neue Couch

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    Buchvorschau

    Die Rote Baskenmütze - Ralph Scheible

    1.Neue alte Welt

    Nach seiner nicht beabsichtigten, furchtbar schnellen Reise durch die Dunkelheit, als er damals in dieses schwarze Loch gefallen war, findet sich Max wie eh und je in seiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im dritten Stock und auf seiner durchgesessenen Couch sitzend wieder. Im Fernseher läuft gerade spannende Werbung. Da fällt es ihm wieder ein. Er wollte sich doch unbedingt eine Zigarette drehen, bevor er in dieses blöde schwarze Loch gefallen war. Bei 'Oh Tuh' gibt es jetzt ein Smartphone mit dem man sogar i-Phonen kann. Verspricht eine nichtssagende Stimme aus dem immer noch laufenden Werbeblock. Also der Tabak ist weg. Ist wohl im schwarzen Loch verloren gegangen. Und nun? Voller Hoffnung wird Max wohl seine geheime Reserveschublade bemühen müssen.

    Mit Bläff Power und Oxli Öxli irgendwas, kann man jetzt direkt bis in die tiefsten Tiefen putzen, brüllt eine Marktschreierstimme, während Maximilians Fernseher vor Ehrfurcht zu zittern beginnt.

    So ein Glück, Max braucht wenigstens heute nicht aus dem Haus, um einzukaufen. Zwei Päckchen Tabaksamt Zigarettenpapier und Filter finden sich noch in der Überraschungsschublade. Es würde ihm auch sehr schwer fallen sich nach draußen zu bewegen. Der Schock sitzt zu tief nach seiner ungewollten Reise durchs All, oder wo genau er überhaupt war. Immerhin ist er wieder zurück und nicht irgendwo im alten Ägypten gelandet, wie schon mal. 'Hotelskomm' wirbt inzwischen mit Hotels, oder Reisen, oder beides zusammen, das ist für Max nicht ganz nachvollziehbar, aber auf jeden Fall muss man dort ein Smartbucher und von der Aufmachung her, noch mindestens unter 5 Jahre alt sein.

    Ah, endlich wieder auf der Couch zurücklehnen und ganz genüsslich eine wunderbar starke und würzige Selbstgedrehte rauchen. Hoffentlich hat sich das bald mit der Werbung. Wenn Max schon wieder vor der Glotze sitzen darf, möchte er wenigstens wissen was die Wetterprofis zu verkünden haben. Auch auf neue Rezeptideen ist er schon ganz gespannt. Darüber ob Fernsehwerbung nun dumm, oder zielgruppengerecht ist, braucht Max erst gar nicht nachzudenken. Aber ob es hilft, diese auch noch brüllen zu lassen und grundsätzlich lauter auszustrahlen, als alle anderen Programme zusammen, ist schon sehr fraglich. Was ist TV Werbung eigentlich? Kommt die ursprünglich aus den USA? Deutschland äfft ja ganz gerne nach, ein Wunder wäre es also nicht. Der erste Fernsehspot Deutschlands wurde 1956 im Bayerischen Rundfunk mit Liesl Karlstadt und Beppo Brehm ausgestrahlt. Beworben wurde das Waschmittel Persil. Die USA bewerben ihre diversen Produkte schon seit 1941. So ungefähr hat sich Max das auch gedacht. In der Anfangszeit der Werbung standen die eigentlichen Informationen der Produkte im Vordergrund und speziell den Deutschen wurde, egal um was es sich handelte, alles sehr trocken und akademisch erklärt. Bis auf den Tag, als ein witziges, trickgezeichnetes Männchen vor lauter Wut in die Luft geht und sich zur Beruhigung lieber eine Zigarette ansteckt.

    2.Die Lehrer

    Deutschland scheint eine Lehrergemeinschaft zu sein. Auch heute noch. Wenn man ab und zu einen Trip über die Autobahnen wagt, wird das sehr deutlich, von den Beleg-Handtüchern im südlichen Ausland mal ganz abgesehen. Der Deutsche hat unbedingt recht, da spielt die Bildung absolut keine Rolle. Wahrscheinlich mangelt es den Deutschen an der Kunst des Debattierens und der Dynamik der Auseinandersetzung. Immerhin hat Deutschland eine sogenannte Streitkultur, die immer Sonntagmorgens als organisierte Veranstaltung mit O-Saft und Mineralwasser stattfindet. Auch da haben Alle recht und es gibt keine unerwünschten Meinungen, wie Max immer wieder feststellen muss.

    In der Glotze läuft gerade die ätzende Mucosolvan Werbung für, oder gegen Kinderhusten mit Schleimmonstern, die Maximilians Mattscheibe voll rotzen. Wer lässt denn so etwas zu? Und warum kommen diese Anti-Werbespots überhaupt um die Mittagszeit, oder pünktlich zum Abendessen? Gesteigert noch von besonders in Szene gesetzten Abführprodukten. Klar,

    Max könnte ja einfach umschalten, oder abschalten. Muss die Glotze überhaupt laufen beim Essen?

    Ja doch, die Deutschen haben immer recht. Leider gibt es in Deutschland keine Debate-Clubs nach englischem Vorbild, wo man die Kunst der Auseinandersetzung spielerisch lernen kann. Der Deutsche weiß eben was recht und falsch ist, und wenn jemand etwas anderes weiß, wird er belehrt, dass er nicht recht hat. Selbst Leute, die Max für intelligent hält, tun das. Besonders gut zu beobachten ist das in der Sarrazin-Debatte. Ausländer muss man besonders lieben, sagen die einen, die anderen wollen unbedingt die deutsche Kultur erhalten. Warum ist das so, fragt sich Max. Es ist doch viel schöner wenn es ein so oder so erst gar nicht gibt. Eine Gesellschaft, die Europa mit all ihren Facetten und Farben bereichert, ist doch eher wünschenswert.

    »Mich erinnert das an ein Xylophon. Da haut einer auf eines dieser Plättchen fest drauf und die anderen schallen auch ein bisschen – aber alle in der gleichen Weise« sagte der ehemalige Deutsche, jetziger US Bürger, Universaldenker und Kulturwissenschaftler, Hans Ulrich Gumbrecht in einem Interview in der Welt-Online. Max empfindet diese Debatten als blanke Zeitverschwendung, hinsichtlich seiner festen Überzeugung eines Vereinigten Europas, welches es schnell zu realisieren gilt. Dann wird auch der Euro eine sehr starke europäische Währung, die von Ostasien nicht so schnell zu erschüttern sein wird.

    Viele sehen die Vereinigten Staaten Europas als eine reine Utopie. Logisch, solange es an Kleinigkeiten scheitert und besonders das deutsche Kleindenkertum und die allgemeine Rechthaberei diesem Vorhaben entgegen stehen. Naja, Max wird das sowieso nicht mehr erleben, leider. Die Amerikaner, die uns so eine Vereinigung beispielhaft vormachten, haben schließlich auch Jahre dafür gebraucht, ihre inzwischen 50 Staaten unter einen Hut zu bringen. Entstanden sind die Vereinigten Staaten von Amerika mit gerade mal 13 Kolonien, nach der Unabhängigkeit von England um 1776. Bis auf Virginia waren alle heillos überschuldet und trotzdem kam es 1778 zu einer bundesstaatlichen Verfassung. Was also ist das Problem der Deutschen, die sich angeblich als Zahlmeister Europas sehen, und ständig auf anderen herumhacken? Irgendwann wird es Geschichte sein und kaum mehr vorstellbar. Gut, da wären noch die Briten, die bis heute an ihrer Magna Carta von 1215 festhalten. Der ehemalige Freibrief für Adelige ist immer noch Grundlage der Gesetze des Vereinigten Königsreichs und besonders die Verfassung der USA bezieht sich in Teilen auf diese Gesetze. Einem Vereinigten Europa kann das allerdings nicht im Wege stehen, denkt Max. Lustig ist freilich, dass laut der Magna Carta, niemand in den Houses of Parlia- ment sterben darf. Tritt dieser Fall ein, muss der Leichnam sofort herausgeschafft werden. Warum? Weil solch eine Begebenheit ein Staatsbegräbnis nach sich ziehen würde. Noch ein Kuriosum aus dem Jahr 1872, wonach es verboten ist, betrunken auf Pferden und Kühen zu reiten. In den Vereinigten Staaten von Europa wird es wohl nur noch Hobby Monarchen geben, überlegt sich Max, was ja auch seinen Reiz haben kann. Vermutlich wird sich Europa ausdehnen wie die USA. Diese Territorialen Expansionen ermöglichten vor allem die damaligen Einwanderer aus Europa im Osten und die Hispanics im Westen. Mit Hawaii haben die USA inzwischen auch Anteile an Ozeanien. Die englische Amtssprache ist dagegen nur in30 der Vereinigten Staaten Gesetz. Also, auf was wartet Europa noch. Die einzelnen Länder behalten doch ihre Kultur und Sprache. Max kann sich ein uniformelles Europa so auch gar nicht vorstellen.

    Max philosophiert über ein tolles Europa so vor sich hin, als er jäh vom Klingeln seines Telefons unterbrochen wird. Schade aber auch.

    3.Social Media

    »Schänkel hier. Hallo Max. Jetzt habe ich mal eine Frage. Warum bist du so saublöd und gehst zu Facebook? Beim surfen habe ich dich dort entdeckt.«

    »Na hör mal, warum bin ich jetzt blöd? Wer war denn auf dem Baggersee surfen und guckt dabei Facebook?«

    »Ich war doch nicht auf dem See surfen, du Doof. Im Internet surft man natürlich.« echauffiert sich Sven jetzt. »Ach so ist das. Und in der Glotze wird fleißig gezappt? Hast du auch was mit Bergsteigen und Alpintauchen gefunden? Also gut, klar bin ich bei Facebook, warum denn nicht? Ich bin auch bei Twitter und suche noch nach anderen geilen Plattformen. So sieht das aus.« sagt Max. »Weißt du nicht, dass die deine ganzen Daten sammeln? Das ist doch gefährlich. Die wissen nachher alles von dir. Und du kriegst ständig Werbung und Spam und was noch alles.« regt sich Adviser-Sven auf. »Ja das ist doch prima. Deshalb suche ich ja überall nach noch mehr solchen Sozialen Netzwerken.«

    »Du spinnst doch. Ist das dumm oder naiv, oder alles zusammen?« ist Tollwut-Sven jetzt kurz vor Schaum vor dem Mund. »Jetzt reg dich doch nicht auf. Ich nutze das einfach als super praktisches Tool.« freut sich Max.

    »Was???« schäumt Paranoia-Sven weiter. »Ja, ich habe erkannt, dass die einen Nutzen von mir haben. Umgekehrt habe ich den aber auch. Alles was ich von mir so weiß, gebe ich preis, inklusive Fotos und lustige Bilder. Seither kann ich ganz unbeschwert durchs Leben gehen. Der blöden Telekom brauch ich nicht mehr mitzuteilen wie meine Telefonnummer geht. Weil alle möglichen Ämter jetzt auch Bescheid wissen, fülle ich seither keinerlei Formulare aus. Es braucht mich auch niemand mehr ständig am Telefon quälen, steht alles in meiner Chronik. Schön sind natürlich auch die vielseitigen Werbemails, da kann ich mir immer das Beste herausfischen, ohne mir die Hacken wund zu laufen. Der größte Vorteil jedoch ist, ich gehe nicht mehr verloren. Zur Not kann ich immer nachgucken wo ich wohne und wie ich heiße und so weiter. Nachteil, nicht jeder ist bei Facebook angemeldet. Deshalb suche ich ja weiter nach kompetenten ähnlichen Seiten« erklärt Max äußerst plausibel.

    »Hallo Sven?« es kommt keine Antwort mehr, obwohl die Verbindung noch aktiv ist. Hat es ihn jetzt aus den Socken gehauen? »Sven?« fragt Max ganz vorsichtig.

    »Also, jetzt habe ich gar keine Idee mehr. Da muss ich erst mal schlucken« ist Sicherheits-Sven entsetzt. »Ah, da bist du ja wieder!« »Ja, da bin ich wieder. Bei solch bescheuerten Ideen fällt mir erst mal gar nichts ein. Wie kommt man nur auf so etwas? Wenn du denkst, bei demografischer und seniler Vergesslichkeit einfach mal bei Facebook und Co vorbeizugucken, bist du aber auf dem Holzweg. Wie willst du das dann machen? Hast du immer deinen Computer dabei und wenn ja, weißt du dann noch wie der funktioniert? Aber schlimmer noch, ein soziales Netzwerk lebt doch von Freunden. Über die weiß die ganze Welt dann auch alles. Da brauchst du nur mich einzutragen und schon bin ich verraten und verkauft. Das ist doch eine Sauerei« Sven schwillt schon wieder der Kamm. »Ja genau, alle Svens, auch den Lappen-Sven aus Lappland, sowie den Afrika-Sven aus Timbuktu und vor allem den berühmten Insel-Sven, irgendwo zwischen Havanna und Kingston, wird es ganz hart treffen, die haben dann alle das Sven-Gesicht und die gleiche Geschichte und die gleiche Telefonnummer. Ist mir schon klar, dass du jetzt nicht mehr ruhig schlafen kannst. Aber wegen mir brauchst du dir keine Sorgen machen. Wenn ich nicht mehr weiß wo ich wohne, bin ich entweder zu Hause und kann da nachgucken und wenn ich auf der Straße umher irre, habe ich ja mein Smartphone mit den vielen Äpps dabei und damit kann ich natürlich auch ins Internet. Falls ich es daheim vergessen haben sollte, kann ich doch jeden anhauen, der mich dann nachschauen lässt. Wenn es ganz hart kommt, kümmert sich bestimmt diese beliebte Institution mit den silbrig blauen Autos um mich. Bei denen auf der Wache gibt es schließlich auch jede Menge Computer, und diese Kollegen gibt es in jedem Land auf der Welt. Wie du siehst kann ich dank der sozialen Netzwerke nie verloren gehen.« atmet Max auf.

    »Du hast sie echt nicht mehr alle! Schon mal etwas von Open-Graph Anwendungen gehört, die in die Timeline, oder direkt in den Chronik-Ticker integriertsind?« fragt Sven.

    »Und was kann das?« wundert sich Max.

    »Das postet deine Aktivitäten direkt an den Konzern. Ob du Musik hörst, dir Rezepte anschaust, einfach Alles!«

    »Das ist doch klasse. Dann bekomme ich endlich die Werbung, die genau auf mich zugeschnitten ist. Was soll daran schlimm sein?« wundert sich Max.

    »Damit verdient der Konzern sein Geld!« ärgert sich Neid-Sven wieder. »Dann gibt es noch dieses Social Plug-in. Bei jedem Klick auf den Gefällt mir Button spioniert das deinen Browser aus und gibt das nicht nur deinen Freunden weiter, sondern auch an Personen, die gar nicht bei Facebook angemeldet sind. Frecher geht es doch gar nicht.«

    »Ist ja schon gut. Dann ist es so gesehen besser, wenn du gar nicht mehr ins Internet gehst. Aber dann wirst du irgendwann feststellen, dass du seit deiner Geburt schon überall registriert bist. Egal was du anstellst. Die wissen auch so alles über dich. Am besten du kommst wieder runter. Bei einem Hefeweizen vielleicht. Heute ist ein schöner Tag, die Sonne scheint. Was hältst du davon?« versucht Max Panik-Sven zu beruhigen. »Also gut, das wird wahrscheinlich das Beste sein. Bis dann also.« willigt Sven ein.

    Im Fernseher plärrt noch eine Werbung von Frowenta und ihrem sagenhaften Powerstaubsauger mit dem vielsagenden Namen Intelligence Beauty, bevor Max auf ein anderes Programm umswitcht. Hauptsache dieses blöde Powerding sieht geil aus und eine gewisse Intelligenz wird sich schon noch finden lassen.

    »Diese Bengalos und Pyros sind eine Never Ending Story im deutschen Fußball. Das ist schon sehr creepy.« faselt ein sogenannter Sportreporter daher.

    »Im Wetter sieht man blaue Flecke, die Regen bringen. Der Trend liegt bei Trocken mit mehreren Gewit-

    tern im Süden, bei sage und schreibe 28 Grad.« berichtet Bert Wetterfrosch recht fröhlich. Na dann kann ja nichts mehr schief gehen, denkt Max und macht sich auf den Weg zum noch fröhlicherem Happening mit Outdoor-Sven. Auf der Prachtstraße Kühlackers wird er mit einem freundlichen »Quo vadis?« von Joggl Cloggl angehalten, der kauend an einer der beliebten Döner-Buden steht. »Hallo Joggl, so früh schon Hunger und ohne Mofa heute? Ich treffe mich mit Netzwerk-Sven auf ein Bier, kommst du mit?« bietet ihm Max an. »Nee, ich muss gleich noch malern. Gruß an Sven!« »Ach, immer ein Gschäftle nebenher, dachte du kannst nicht mehr. Wo geht’s denn heute hin?« möchte Max wissen. »Bloß eine Kleinigkeit in Aize, ich mache halt langsam. Der Typ kommt gleich und holt mich ab.« »Also gut, dann frohes Schaffen. Ade.« wünscht Max und geht langsam weiter. So ein schöner Tag heute. Sonne und wolkenloser blauer Himmel, hoffentlich gibt es noch ein freies Plätzchen, draußen beim Eiscafé mit dem wunderbaren Überblick. Schon viel los heute morgen auf dem Broadway der schwäbischen Kleinstadt Kühlacker. Bei schönem Wetter kommen plötzlich alle raus, wie die Ratten aus den Löchern, stellt Max immer wieder fest. Oh je, da kommt ihm schon wieder ein bekanntes Gesicht entgegen. »Hey du Spinner, was machsch du scho wieder uf der Gass? Wo isch dein Gummiboot, paddelsch net wieder fort?« brüllt der stadtbekannte Schreihals-Billy, der eigentlich gar nicht Billy heißt. »Hey Billy, siehst du da irgendwo Wasser? Du wirst auch immer blöder, gell« kontert Max. »Ha komm, bei dir weiß man nie. Hasch du en Ouzo dabei?« fragt er fast höflich. »Kein Paddelboot, kein Ouzo, sonst noch was?« fragt Max und möchte weiter. »Papperlapapp kein Ouzo, komm rück scho was raus. Hollerödidi. Hey ihr do drüba, der Spinner do isch a mol nach Afrika paddelt, aber echt« schreit er, wie so oft, die Passanten auf der anderen Straßenseite an. Manche zeigen ihm den Vogel, andere ziehen einfach weiter. Genauso macht es auch Max. »Sag a mol, gehsch du jetzt zum Johann? Dann komm i au vorbei« meckert er Max hinterher, der jetzt nur noch abwinkt. Endlich an der Drehscheibe angekommen, so nennt sich der Platz in Kühlacker mit den vielen Shopping-Läden wo es fast alles für einen einzigen Euro gibt, außer im italienischen Eiscafé natürlich und im Drogerie-Markt nebenan. Frühschoppen-Sven sitzt dort auch schon brav vor seinem dunklen Hefeweizen. Außenbestuhlt und ohne Sonnenschirm, er will ja schließlich urlaubsbraun werden, beobachtet er das Treiben der 1 Euro Shopper und vor allem deren Outfits und Bodydesigns, bis er Max ankommen sieht.

    »Hallo Max, du brauchst aber lange für die paar Meter per pedes«

    »Bin ich etwa auf der Flucht? Und ständig werde ich aufgehalten. Am längsten vom Schreihals Billy, der sucht wieder einen Ouzo-Sponsor. Der denkt wir sind beide beim Johann, womöglich kommt er gleich vorbeigejodelt.«

    »Oh je, oh je. Hoffentlich sieht der uns nicht, den kann ich jetzt gar nicht gebrauchen.«

    »Warum denn nicht, sonst hängst du auch ab und zu mit ihm ab?« fragt Max.

    »Pfff, der nervt zur Zeit, weil ich ihn noch nicht online gemacht habe.« ist Online-Sven genervt.

    »Was, dachte das ist schon seit einem halben Jahr erledigt? Der arme Schreihals, der will doch bei YouTube Broadcast Yourself berühmt werden mit seinem Können, und ganz groß rauskommen.« lacht Max.

    »Hä, der Heini will en Brotkaschte für sich selber?« lacht die junge schlanke und immer Beschwipste, die sich inzwischen neben Vorstadt-Sven

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