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Toni Taubenheimer: und das Geheimnis hinter der Mauer
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Toni Taubenheimer: und das Geheimnis hinter der Mauer
eBook196 Seiten2 Stunden

Toni Taubenheimer: und das Geheimnis hinter der Mauer

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Über dieses E-Book

Eines Tage schwebt Toni eine seltsame Feder vor die Füße. Sie hat keinen blassen Schimmer, von welchem Tier sie stammen könnte, vielleicht von einem Wolkenschwan? Ihr Lehrer ist nicht ganz so begeistert von ihren Träumereien, doch ihre Neugier treibt Toni in die weiten Arme eines Abenteuers, an das sie selbst in ihren kühnsten Träumen nicht geglaubt hätte.
Ein fantastisches Leseabenteuer für Kinder ab 11 Jahren.

Leseprobe:
"Toni war eine Träumerin. Und obendrein eine großartige Träumerin. Sie konnte träumen und träumen und darüber die ganze Welt vergessen. In ihrem Kopf entstanden (einfach so) windumtoste Schlösser, über deren steinernen Mauern riesenhafte Drachen mit ihren gewaltigen Flügeln schlugen. Oder der kleine Zaunkönig auf dem Schulhofstor sang ihr ein Lied vor, das sie plötzlich verstand, und jede klitzekleine Kleinigkeit konnte zum Keim für eine seltsame, neue Geschichte werden."
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Feb. 2015
ISBN9783738015034
Toni Taubenheimer: und das Geheimnis hinter der Mauer

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    Buchvorschau

    Toni Taubenheimer - B. Andersen

    Mira landet.

    Violette Nachtluft strich über Miras gedrungenen, rundlichen Körper, während ihre Schwingen sie kraftvoll unter dem bleichen Mond dahintrieben. Ihre kleinen hellen Augen orientierten sich an dem glitzernden Band des breiten Flusses, dem sie schon seit Stunden folgte, auf der Suche nach dem kleinen Berg, auf dessen Spitze wie ein fauler Zahn eine Burgruine aufragen sollte.

    Müdigkeit und Kälte durchdrangen ihr dünnes Fell, als sie endlich den waldbedeckten Berg entdeckte, der sich in einer weit ausholenden Biegung des Flusses erhob. Der Berg war klein, viel kleiner, als sie ihn von den Erzählungen her kannte, aber der in den nächtlichen Himmel ragende faule Zahn war unverkennbar.

    Mira grunzte erleichtert, legte ihren Körper schief und beschrieb einen weiten Bogen, der sie über die kleine Stadt führte. Sie fand nicht sofort, was sie suchte, und sie beschloss, einen weiteren Bogen über der Stadt zu ziehen. Doch noch ehe dieser sich zu einem Kreis schließen konnte, entdeckte sie schon, wovon die Erzählungen flüsterten: Ein seltsames Viereck aus hunderten winzigen Leuchtpünktchen, das in einem Gewirr dunkler Gassen aufleuchtete.

    Mira legte sich schräg in die Luft, schwang hektisch ihre Flügel und steuerte auf einer geraden Bahn, die sie zugleich immer tiefer führte, die Mauer an, die diese seltsamen Lichter umschloss. Steinchen knirschten, als ihre gespaltenen Hufe auf der Mauer aufsetzten, während ihre Flügel sich auf dem Rücken zusammenfalteten. Sie betrachtete das Viereck innerhalb der Mauer und machte große Augen: Die Pünktchen befanden sich anscheinend auf jedem Strauch und jedem Halm, der in diesem Viereck wuchs. Nur eine kreisrunde Stelle am Boden war unbeleuchtet. Dort musste der Eingang sein.

    Mira atmete Mut und streckte rasch - zu rasch, wie sie später bemerkte - ihre Flügel aus und glitt im Gleitflug auf das Loch im Boden zu. Noch einige Stunden leuchteten die Lichter, doch kein anderes Wesen floh in dieser Nacht in die Andere Welt.

    Als die Morgendämmerung über Fluss und Land kroch, blieb nur ein verlassenes Grundstück zurück, von wilden Brombeeren und mannshohem Gras bewachsen, eingekeilt zwischen zwei Häusern, deren Seitenwände keine Fenster besaßen, und von der engen Straße durch eine hohe Mauer getrennt. Der einzige Eingang bestand aus einer schweren Eisentür, die in die Mauer eingelassen war und unter deren Türspalt sich bleiche Pflanzenstängel wanden.

    Blasse Morgensonnenstrahlen tanzten auf der Mauer und auf den zitternden Blättern der Sträucher und kleinen Bäume, und zwischen den Brennnesseln und Flechten überzogenen Stämmen wölbte sich eine kahle Bodenmulde, die sicherlich niemandem auffallen würde, der nicht danach suchte.

    Grün.

    Eine schwache Morgensonne schickte ihre schimmernden Strahlen in die kleine Stadt zwischen Fluss und Wald. Aus dem Fluss stieg wolkiger Nebel. Allmählich wichen die Schatten der Nacht zurück in Mauernischen und dunkle Hauseingänge. Ein blasser Sonnenstrahl fiel auf den Sims einer hohen Mauer, die ein verwildertes Grundstück von einer schmalen Straße trennte. Rechts und links standen Häuser, von deren fensterlosen Seiten wilde Ranken hingen.

    Auf dem Sims der Mauer lag etwas Großes, Weiches, Flauschiges, das in der schwachen Brise des kühlen Sommermorgens wehte, sich schließlich löste und dann sanft zu Boden segelte. Ein Mädchen lief die Straße entlang, auf dem Rücken eine Ledertasche voller Bücher, und als das seltsame Ding vor ihr auf dem schwarzen Asphalt landete, bückte sie sich, um es aufzuheben.

    Es war ganz weich und sah ein bisschen aus wie eine Feder, doch in der Mitte war es dünn und hart wie Draht. Und tatsächlich: Als sie die weichen feinen Fäden zur Seite schob, die das Ding so flauschig erscheinen ließen, entdeckte sie einen Draht, der im Morgenlicht golden glänzte. Doch Toni - denn so nannten alle das Mädchen - hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken, was es war, denn sie war (wie immer) spät dran und beeilte sich (diesmal), pünktlich zur Schule zu kommen. Also packte sie das, was aussah wie eine Feder, und rannte weiter, dass die Bücher in ihrer Ledertasche heftig gegen ihren Rücken polterten.

    Toni war eine Träumerin. Und obendrein eine großartige Träumerin. Sie konnte träumen und träumen und darüber die ganze Welt vergessen. In ihrem Kopf entstanden (einfach so) windumtoste Schlösser, über deren steinernen Mauern riesenhafte Drachen mit ihren gewaltigen Flügeln schlugen. Oder der kleine Zaunkönig auf dem Schulhofstor sang ihr ein Lied vor, das sie plötzlich verstand, und jede klitzekleine Kleinigkeit konnte zum Keim für eine seltsame, neue Geschichte werden. Ein Marmeladenfleck auf dem Hemd ihres Vaters genügte, und schon entstand in ihrem Kopf eine neue Geschichte. Nur die einfachste Erklärung, dass der Fleck nämlich in lauter Eile auf das Hemd gekleckst war, die erdachte sie sich nicht, denn die einfachsten Erklärungen sind leider meistens auch die wahren Erklärungen, und so wäre das Leben ohne Geschichten schon reichlich langweilig.

    Die allerbesten Geschichten schmuggelten sich ohnehin in der Schule in Tonis Kopf, denn kann es einen besseren Ort für Träumereien geben als diesen?

    Zumindest in den Geschichtsstunden war das so, denn Herr Niebrüll, der Lehrer mit den roten Haaren und den ebenso roten Flecken auf den Wangen, hielt hingebungsvoll lange, lange Vorträge, die einfach jeden wissensdurstigen Schüler ermüdeten.

    Zum Glück begann der Schultag heute mit Geschichte.

    Heimlich streichelte Toni die seltsame Feder in ihrer Ledertasche und starrte aus dem Fenster. Sie musste unbedingt herauskriegen, woher sie kam, und beschloss, sich auf dem Heimweg die Mauer näher anzusehen. Draußen flogen bauschige Wolken vorbei, durch die sich einzelne Sonnenstrahlen einen Weg zur Erde suchten. In Tonis Ohren wurde die eintönige Stimme des Lehrers leiser und leiser. Eine besonders große Wolke reckte einen langen, schlanken Hals empor und breitete elegante federweiche Schwingen aus - ein Wolkenschwan! Und sie hatte ihn als erste entdeckt! Wie wunderschön er war, und nun hob und senkte er seine Flügel, als wollte er abheben, noch höher hinauf in die unendlichen blauen Weiten, dorthin, wo ...

    „Antonia Taubenheimer, hörte sie da jemanden rufen, und der weiße Schwan verschwand, „du steckst doch schon wieder mit dem Kopf in den Wolken! Herr Niebrüll stand mit geröteten Wangen vor ihrem Tisch, und zum Vergnügen aller sagte Toni mit großen Augen: „Woher wissen Sie das denn?"

    Die roten Flecken im Gesicht des Lehrers breiteten sich aus, bis er aussah wie ein zu stark geschminkter Clown. Toni lächelte in sich hinein bei dem Gedanken daran, wie er inmitten eines Zirkuszeltes stand und versuchte, den Zuschauern etwas über ägyptische Pyramiden beizubringen. Bis ihr bewusst wurde, dass sie tatsächlich lächelte, sah Herr Niebrülls Gesicht aus wie eine sonnengereifte Tomate.

    „Gleich platzt er", flüsterte ihre Sitznachbarin ehrfürchtig.

    Doch Herr Niebrüll platzte nicht. Stattdessen atmete er mehrmals tief ein und wieder aus, das Rot wurde Rosa und schließlich hatte der Lehrer seine normale Gesichtsfarbe wieder. Nur die roten Flecken auf seinen Wangen leuchteten etwas stärker als sonst.

    „Antonia, sagte er langsam, „hättest du wohl die Güte, mir zu erklären, woran du eben gedacht hast?

    Nun war es an Toni zu erröten, sie konnte ihm ja schlecht erklären, dass sie sich ihren Lehrer soeben als Clown vorgestellt hatte. „Ich, ähm, stammelte sie, „es ist nur so, also, das hatte gar nichts mit der Schule zu tun, ich, äh, freue mich einfach so auf heute Nachmittag.

    „Nichts mit der Schule zu tun! Aha! Und was passiert heute Nachmittag?" fragte Herr Niebrüll, und die hektischen roten Flecken breiteten sich wieder aus.

    „Das, äh, kann ich nicht sagen, Herr Niebrüll, stotterte Toni, „das ist, äh, ein Geheimnis.

    „So, so, schnaubte Herr Niebrüll, „dann schreibe doch bitte einen Aufsatz über dein … Geheimnis. Sagen wir, fünf Seiten? Wie wäre es mit `Antonia Taubenheimer und das Geheimnis ...´ … den Rest des Titels darf du dir aussuchen. Du hast Zeit bis nächste Woche.

    Toni biss die Zähne aufeinander. Na prima. Und das gleich in der ersten Stunde.

    Die folgenden Stunden verliefen ohne weitere Zwischenfälle. Der Himmel hatte sich bedeckt, so dass kein Wolkenschwan weit und breit zu sehen war, und Toni konzentrierte sich so gut es ging auf den Unterricht.

    Endlich war die Schule aus, und Toni lief zielstrebig in die Straße, in der sie das Federdings gefunden hatte. Heute war ein Mittwoch, und da kam ihr Vater meist früher nach Hause und holte dabei auch Arthur, Tonis kleinen Bruder vom Kindergarten ab. An manchen Tagen war das auch Tonis Aufgabe, denn ihre Mutter kam meist später als sie selbst nach Hause, und mit kleinen Brüdern, das weiß jedermann, kann man keine Nachforschungen anstellen.

    Die Mauer war groß und hoch und alt wie immer. Irgendwer hatte ein Meer mit silbernen Fischen daraufgemalt, daher nannte man sie die „blaue Mauer". In ihrer Mitte rostete eine augenscheinlich alte Eisentür vor sich hin, die, den Pflänzchen nach zu schließen, die sich unter dem Türspalt hervorringelten, schon seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet worden war. Zumindest hatte Toni sie noch nie geöffnet gesehen.

    Seitdem sie denken konnte, hatte sie sich gefragt, was hinter dieser Mauer stecken mochte – gruselige Ungeheuer oder eine Hexe, die Menschenkinder fraß? Oder vielleicht ein Garten voller Feen, die jeden verzauberten, der sie entdeckte?

    Atemlos stand sie jetzt vor der blauen Mauer, in deren Ritzen winzige Farne wuchsen, und blickte auf das Wunder, das jeder, der nicht so genau hinsah wie sie selbst, übersehen mochte: Die Tür stand ein winziges bisschen offen. Gerade wollte Toni einen Finger in den Spalt legen, als die gesamte Tür zitterte und bebte, als versuche jemand von innen, sie mit aller Gewalt zu öffnen. Eine Pause trat ein. Dann hörte sie ein Stöhnen, es ruckelte und zitterte, die Tür knirschte schwerfällig und öffnete sich ein weiteres Stück. Toni konnte durch den Spalt mannshohes Gras und Brombeerranken ausmachen. Eine Hand erschien an der Türkante, eine grüne Hand, die so groß war wie Tonis Hand, und dahinter ein einzelnes Auge. Jetzt schob sich ein Gesicht in den Türspalt, das zartgrüne Gesicht eines Mädchens, vielleicht so alt wie sie selbst, und umrahmt wurde dieses Gesicht von einem Schopf Haare, die grün schimmerten wie das wogende Gras einer Sommerwiese!

    Toni erstarrte vor Entsetzen, ihr Herz setzte einige Schläge aus. Wie konnte das sein? Und wer war dieses Mädchen? War es überhaupt ein Mensch? Dann begann ihr Herz zu rasen, vor Schreck und vielleicht auch vor Angst, denn kein Mensch konnte doch eine grüne Haut haben, oder? Dann rannte sie davon!

    Eine Botschaft für Toni.

    Atemlos lief Toni bis zu dem gepflasterten Weg, der zu dem schmalen, weißen Reihenhäuschen der Familie Taubenheimer führte. Hier stützte sie die Hände in die Seiten und schnaufte tief durch. Was war denn das gewesen?

    Jetzt, wo sie einige hundert Meter Abstand von der blauen Mauer gewonnen hatte, erschien ihr ihr Schrecken auf einmal reichlich albern. Und doch: Diese Haut! Und die Haare! Die waren nicht grün gefärbt gewesen, soviel stand für sie fest. Sie hatten echt ausgesehen, ohne dass sie so recht sagen konnte, weshalb sie da so sicher war.

    Langsam ging sie weiter, an den niedrigen Hecken und Zäunen entlang, die die Vorgärten der Häuschen von dem Gehweg trennten.

    „Na, heute mal ohne deinen Bruder?" hörte sie da eine schnarrende Stimme.

    „Oh, nein, nicht gerade jetzt", dachte Toni, aber da sah sie sie auch schon. Frau Badewasser. Die Nachbarin stand in ihrem geblümten Kleid neben dem kleinen Zierspringbrunnen in ihrem Vorgarten und schien diesen offenbar soeben gesäubert zu haben, denn sie hielt noch eine Abwaschbürste in der Hand.

    „Guten Tag, Frau Badewasser", sagte Toni höflich und wollte sich an ihr vorbeidrücken, denn für gewöhnlich erzählte Frau Badewasser viel und langatmig. Und seitdem sie einmal behauptet hatte, jemand hätte ihre Keramikgänse gestohlen, indem er sie lebendig davonwatscheln ließ, hielt Toni sie für ein wenig seltsam.

    Fast hätte sie es geschafft, da erklärte die Nachbarin mit erhobener Stimme: „Übrigens, ich habe noch einen Ball von deinem Bruder in meinem Garten gefunden!"

    Toni drehte sich zu ihr um: „Äh, sagte sie, immer noch höflich, „Sie können ihn mir doch vielleicht gleich mitgeben, ich meine, dann müssen wir Sie nachher nicht noch einmal belästigen.

    „Dein Bruder soll ihn doch bitte persönlich abholen. Frau Badewasser lächelte süßlich, „oder war er es nicht, der ihn in meine Rosen geworfen hat?

    Toni entschloss sich zu einer Notlüge. „Nee, mein Vater war das, die beiden haben nämlich Fangen geübt."

    Das schien zu wirken, vor Herrn Taubenheimer hatte Frau Badewasser nämlich irgendwie Respekt, vielleicht weil er so seriös aussah, wenn er mit Anzug und Krawatte von der Arbeit kam.

    „Nuun", kam es etwas weniger süßlich zurück, „dann warte mal, ich

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