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Theater! Ende! Vorhang!
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eBook206 Seiten2 Stunden

Theater! Ende! Vorhang!

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Über dieses E-Book

Willen Granna wird durch eine unbekannte Kraft auf die Bühne des Marionettentheaters gezogen, findet sich in den Gedanken des alten Soldaten Josef wieder und muss im Glasbergstück seine Rolle spielen.

Das ersten Spiel stürzt ihn ins Elend, doch als das zweite beginnt, verbündet sich Granna mit den Gedanken der Puppe Josef und verspricht ihr, dafür zu sorgen, dass sich die Verhältnisse bald ändern werden, schafft es, die Gedanken seiner Freunde zu sich auf die Bühne zu ziehen und mit ihrer Hilfe die Revolution anzuzetteln. Wird es Willem Granna gelingen, sich aus Josefs Gedanken zu lösen und in seine eigenen zurückzukehren?

Ich danke der von mir sehr geschätzten Autorin Viveka für ihre konstruktive Kritik bei der Entstehung dieser Fassung.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Nov. 2014
ISBN9783738000207
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    Buchvorschau

    Theater! Ende! Vorhang! - Wilfred Gerber

    1

    Willem Granna saß in der dritten Reihe. Er wartete gemeinsam mit den Kindern, den geduldigen Müttern und den gequälten Vätern auf den Beginn des Spiels.

    Seit frühester Kindheit hatte er sich nicht der Faszination der in wundersames Licht getauchten kleinen Bühne entziehen können. Im Augenblick vergaß er alles um sich herum und stand im Bann des magischen Orts da vorne. Der dritte Gong war gerade verklungen. Der rote, samtene Vorhang ruckte und gab den Blick auf die bis ins kleinste Detail gemalten Kulissen frei. Zur linken Seite begann der gespenstische Tannenwald, der nicht enden wollte. Der hohe, glänzende Berg beherrschte die rechte, die Mitte der sonnenbeschienene Sandplatz. Im Hintergrund waren die Silhouetten der Stadt und der über ihr thronenden Königsburg zu erahnen. Die leichte, einnehmende Musik ertönte, die Bühne blieb leer, keine Marionette war zu sehen.

    Sie war auch noch verlassen, als sich das Licht veränderte. Es wechselte von strahlendem Weiß zu unheimlichem Rot.

    Grannas Augen weiteten sich, es zog ihn fort. Er glaubte, über den Köpfen der Kinder, der Mütter und der Väter frei zu schweben, war sich aber nicht sicher. Das Dunkle, Schwarze, so schwer, als hätte es Form und Dichte angenommen, seinen Flug zu bremsen. Kein Licht drang vor, der Mund war weit geöffnet für den gedachten Schrei, doch blieb er stumm. Was geschieht mit mir? Granna war verwirrt. Ich bin leicht wie eine Feder, der Lufthauch hat die Macht, mich zu treiben wohin er will. Ohne Richtung war das Schweben. Doch dann zog es ihn mit aller Kraft zur Bühne hin. Groß und größer wurde sie. Der Berg stieß an den Himmel. Als die Füße den Boden leicht berührten, spürte er sie nicht, Bewegung war unmöglich. Er wollte, zwang sich. Die Arme hingen bleiern in den Schultern.

    Die Füße jetzt fest am Boden, doch fingen die Knie an zu zittern. Willenlos zusammensacken wollte er, doch das Unbekannte hielt ihn fest. Der Mund war weit geöffnet. Der nur gedachte Schrei verhallte dumpf im Kopf, doch ließ er ihn gleich wieder sehen, verschwommen zwar, doch reichte es, um Nahes zu erkennen. Der Berg ist mein Schicksal! schoss es ihm durch die Gedanken. Was soll das? Ich bin nicht hier! verwarf er gleich die Drohung. Ich sitze unter all den anderen, schlafe, träume nur. Nichts davon ist wahr. Erwache ich, löst sich der Albtraum auf.

    Der Ruck ging durch den Körper. Die Arme hoben sich von Zauberhand, die Beine machten die ersten leichten Schritte. Ich bin nicht hier, es ist der Traum, aus dem ich gleich erwache.                                                                                    

    Verzweiflung trieb ihn, dem Unbekannten zu trotzen, doch Granna half kein Wollen. Das andere war stark, ließ keine Wahl. Die eben noch gelebte Gegenwart verlor im Augenblick den Sinn, doch schufen die Gedanken gleich den neuen.

    Sollte er sich fügen? Es hinnehmen, warten? Nein, mein freier Wille wird mich retten! machte er sich Mut.

    Der Wald kam immer näher. Der letzte Ausweg seines Ichs, sich mit der Puppe zu verbinden, war gleich missglückt, durch langes Schweigen. Die Schlachten, das Morden, Hauen, Stechen waren vergessen, vorbei, für den Soldaten, auch für Granna, gefangen in Gedanken, noch vor dem Anfang längst zu Ende und begraben. Sein Ich vermochte nicht im Jetzt, mit dem der Puppe eins zu werden, doch ging es schon in ihrem Kopf gefährlich krumme Wege durch die Zeit.

    Der Trampelpfad lenkte die schwebenden Schritte mitten hinein in den düsteren Tannenwald. Grannas Wehren war vergeblich. Er hörte die fremde Stimme singen: „All das Kämpfen ist zu Ende, frank und frei ist mir die Welt, ich will wandern durch die Auen, ich bin frei und habe Geld." Sie verstummte.

    Der Wald begann zu rauschen. Die Wipfel der Tannen schlugen wild und stark zusammen. Der gewaltige Sturm brach die Stämme mit schwachen Wurzeln ohne Halt und Kraft. Dann war er vorbei, alles ruhig, als hätte er nie getobt.

    Was machen sie mit mir? Die Stille wurde zur Bedrohung. Ich bin kein Steppenwolf, und das ist nicht das Magische Theater. Der Traum ist aus. Jetzt schnell erwacht! befahl er sich.

    Die Beine liefen immer weiter in den Wald, hin zu der alten Hökerin. Bewegungslos unter dem gestürzten Baum mitten auf dem Weg schrie sie jämmerlich um Hilfe.

    Er zögerte keinen Augenblick, zweifelte nicht, weder als Soldat noch als Willem Granna. Schnell waren der starke Ast in der Hand und der Stamm gehebelt. Die Alte, von der drückenden Last befreit, kroch langsam unter ihr hervor. „Wartet, ich helfe Euch auf!", hörte er die Stimme aus dem Mund der Puppe. Er beugte sich zur Hökerin, zog sie mit fremden Händen auf die Beine.

    Jetzt würde alles gut werden, hoffte Granna. Sie endlich Klarheit schaffen, ihn aus dem Spiel entlassen. Er gehörte nicht hierher. Nein, sein Platz war draußen vor der Bühne bei den anderen.

    „Ich danke Euch, Herr Soldat. Die alte Frau stand wieder auf den Beinen. „Ohne Euch wäre es mir schlecht ergangen, denn auf diesem Weg habe ich in all der Zeit außer Euch noch keinen anderen Menschen getroffen. Jämmerlich wäre ich zu Tode gekommen. Wenn Ihr mir noch helft, Herr Soldat, meine Habe in die Kiepe zu laden, werde ich Euch fürstlich belohnen.

    „Lasst gut sein, liebe Frau, auch ohne Lohn bin ich Euch gern behilflich. Seine Ratlosigkeit konnte Granna nicht vor ihr verbergen. „Doch sagt, wen seht Ihr in mir? Ich sollte nicht auf dieser Bühne sein.

    „Was redet Ihr für sonderbares Zeug. Ihr ward zur rechten Zeit am rechten Ort, mein tapferer Retter." Sie beugte sich mühsam, suchte auf zitternden Beinen die weit verstreuten Hökerwaren zusammen und stapelte sie bedächtig in die mannshohe Kiepe. Ihre argwöhnischen Blicke streiften dabei immer wieder den merkwürdigen Soldaten. Hat er im letzten Krieg zu viel auf seinen Kopf bekommen und muss jetzt so seltsam reden? fragte sich die Alte. Was soll´s, wer weiß, was ohne ihn aus mir geworden wäre.

    „Setzt Euch nur auf den Baumstamm, gute Frau, ruht Euch aus, ich lade den Rest in Eure Kiepe."

    Die fremde Stimme aus dem Mund des Soldaten, hörte Willem Granna verwundert, klang nach der kurzen Zeit auf der Bühne fast schon wie seine eigene. Das kann ja heiter werden. Aber noch sind es meine Gedanken. Ich bin frei, Herr meiner selbst. Solange ich kann, werde ich mich gegen alles wehren, das droht, mich zu beherrschen.

    Das Abbild ließ ihn erstarren. Das fremde Gesicht mit dem hohen Soldatenhut auf dem Kopf erschreckte ihn, dass der Spiegel, den er in die Kiepe der Alten legen wollte, ihm beinahe aus der zitternden Hand geglitten wäre.

    „Was habt Ihr nur? Die ganze Zeit benehmt Ihr Euch schon seltsam. Das da im Spiegel ist Euer Gesicht, doch eine gründliche Rasur könnte es wohl vertragen. Eure Wangen sind eingefallen, als hättet Ihr lange keine gute Mahlzeit mehr genossen. Kommt her zu mir, hier ist genau das Richtige für Euch. Sie zog aus dem Seitenfach der Kiepe das weiße Tuch und hielt es dem alten Soldaten hin. „Das ist Euer Lohn, sagte sie leise. Ihr freundliches Lächeln erwärmte Grannas Herz. „Haltet es in Ehren. Jedes Mal, wenn Ihr es aufschlagt, wird es sich decken wie von Zauberhand. Nie mehr müsst Ihr hungern oder dursten."

    Granna, in der Rolle des alten Soldaten, wollte gerade seinen ungläubigen Dank murmeln, da war die Alte auf einem Schlag verschwunden, vom Erdboden verschluckt, mitsamt der Kiepe und den eben noch im weiten Kreis verstreuten Waren. Nur der gestürzte Baum mitten auf dem Weg blieb als Beweis, dass es kein Bühnentraum gewesen war. Warum bin ich im Spiel? Ich will zurück in meinen Kopf! Granna stutzte. Was war das? Mein Wille hat die Beine angehoben. Ja, ich habe sie bewegt. Die Freude währte kurz. Der gewaltige Ruck schüttelte den Körper. Er musste springen, springen, immer weiter springen.

    „In diesem Spiel bist du Josef!" Nur einen flüchtigen Moment hallten die Worte in seinen Gedanken wider.

    Der Mund öffnete sich, das Lied wollte gesungen sein. Erst wehrte sich Granna, doch sah er schnell die Vergeblichkeit seines Widerstandes ein. Wenn ich es nicht verhindern kann, gab er sich geschlagen, soll diesmal wenigstens ein Wort von mir dabei sein! befahl er den Gedanken. „All das Kämpfen ist zu Ende. Frank und frei ist mir die Welt. Ich muss wandern durch die Auen. Ich bin frei und hab noch Geld." Das habe ich gesungen, dieses -muss- ist von mir, auch das –noch- vor dem Geld, freute er sich. Mein freier Wille ist stark, dass ich mit ihm das Spiel zum guten Ende führen kann, um wieder frank und frei zu werden, wie der alte Soldat so schön singt. Die Gedanken gehören mir. Mit ihnen müsste es doch gelingen, diesen Körper zu meinem eigenen zu machen? Dann ist nicht alles verloren. Wird in der Puppenwelt nach meiner Meinung, meinem Können verlangt, in gewissen Grenzen, versteht sich, kann das Stück nur gewinnen, schauspielerisch und strukturell. Ich bin weder ein schlechter Darsteller noch ein mittelmäßiger Dramaturg! sagten sich Willem Grannas Gedanken, wehrten sich nicht mehr gegen das Unbekannte. Fröhlich sprang er mit großen Schritten, die Sonne war endlich durch die Tannen gedrungen, auf dem schmalen Weg hin zur kleinen Lichtung. Der Bauernjunge im hohen Gras, den Kopf auf dem prächtigen Sattel gebettet, einen Grashalm im Mund, stahl dem lieben Gott in beneidenswerter Gelassenheit den lieben langen Tag.

    „Einen guten Morgen wünsche ich dem jungen Herrn!", rief Granna, als alter Soldat, ihm fröhlich zu. Seine neue Einstellung zur gegenwärtigen Situation im Kopf der Marionette machte es für ihn leichter, weiterzuspielen. Kaum spürte er die Schnüre, obwohl sie ihn immer noch behutsam führten.

    „Ja, ja, auch einen schönen Tag", grummelte der Bursche, wollte er nicht gestört werden. Schon gar nicht von einem dahergelaufenen, alten Soldaten. Er löste den Blick nicht von den Wolken, den wunderschönen Wolken, den Wolken, die vorüberzogen.

    „Darf ich mich zu dir setzen?", fragte Granna ganz im Spiel.

    „Tu das, wenn du es nicht lassen kannst. Platz ist hier genug. Er sollte für uns beide reichen", gab der Bursche zurück, immer noch im Bann der Wolken.

    Dann wollen wir mal sehen, ob die alte Hökerin mir einen Bären aufgebunden hat? dachte Granna, setzte sich zu dem Burschen, schlug das Tischtuch auf. Wie erwartet rührte sich nichts, doch dann standen plötzlich wie von Zauberhand Tiegel, Pfannen und Töpfe auf dem weißen Leinen, gefüllt mit allen Köstlichkeiten, die sich nur denken ließen. Das frische Brot duftete verführerisch, der Wein schäumte in den Gläsern, Teller, Messer und Gabeln luden zum Festmahl.  Der Bauernbursche konnte sich nicht sattsehen, an den Speisen, dem Wein, den Schalen voller Obst, dass ihm die Augen übergingen. Granna musste ihn nicht lange bitten, bis er mit dem gesunden Appetit des Landmannes zugriff, nach jedem kräftigen Bissen und herzhaften Schluck, mit sich und der Welt zufrieden, leise vor sich hin stöhnte.           So etwas Gutes und Erlesenes hat der Kerl in seinem ganzen Leben noch nie auf dem Teller gehabt! sagte sich Granna und schwieg.

    2

    Ich glaube, mich zu erinnern, ja, ich weiß, welches Märchen hier gegeben wird. Granna beobachtete unablässig den Bauernburschen, der sich bei der Schlemmerei nicht stören ließ. Voller Gier alles in sich hineinstopfte, mit allen Sinnen das opulente Mahl genoss. Er wollte lange nicht glauben, dass die herrlichen Speisen, den köstlichen Wein das einfache Tischtuch aus dem Nichts hervorgezaubert hatte.

    Das Märchen will mir den Schwarzen Peter zuspielen. Ich soll ohne Skrupel den armen Tropf um seinen Sattel bringen, weil mich vielleicht ein großes Ziel erwartet? zweifelte Granna. Der Zweck heiligt die Mittel. Ich bin der Klügere, werde gewinnen, bleibe ruhig und verrate mich nicht vor der Zeit. Ich darf nicht wissen, dass der Sattel fliegen kann, muss, will ich aus dem Spiel unbeschadet herauskommen, ihn mir ergaunern. Brauche ich den Wundersattel nach vollendeter Tat nicht mehr, gebe ich ihn dem Bauerntölpel zurück, beruhigte er sein Gewissen, wartete gespannt auf die günstige Gelegenheit für den Raub. Es dauerte nicht lange. „Wir haben miteinander fürstlich gespeist, kennen aber nicht unsere Namen. Ich heiße Marius, stellte sich der Bauernbursche vor. „Das Haus meiner Eltern steht im Weiler Klein-Heide hier ganz in der Nähe, der donnernde Rülpser beendete abrupt die Vorstellung.

    „Mein Name ist Josef, hörte sich Granna sprechen. „Es hat mich gefreut, dich hier getroffen zu haben.

    Aus heiterem Himmel strafften sich die Schnüre. Dann ging alles ganz schnell. Der Bauernbursche hatte Gefallen am Tischtuch gefunden, bot Josef den Tausch an, denn er wollte seinen fliegenden Sattel liebend gern gegen das immer gedeckte Wundertuch hergeben. Auf den Probeflug bestand Granna. Als er sich frei wie der Vogel in die Luft erhob, war der vereinbarte Tausch vergessen. Er verschwand mit Sattel und Tuch auf Nimmerwiedersehen. Die wütenden Schreie Marius´ verklangen in der luftigen Höhe. Ohne Reue sah Granna mit den Augen des alten Soldaten geradeaus, nach vorn gerichtet waren sie, dem nächsten Ziel entgegen.

    Es ist nur für das Spiel, sagte er sich. Bin ich erst halber König, wird es mir an nichts mangeln. Dann will und werde ich dem armen Trottel das Tischtuch zurückgeben. Er wollte im Augenblick glauben, dass er seinen Vorsatz wahr machen würde, wehrte sich nicht, als das Spiel mit rasantem Tempo voranschritt, der Lösung näher kam.

    Auf der anderen Bühnenseite hatte sich Granna oft und mit großer Freude der Schauspielerei hingegeben. Dann verschmolz sein Wesen mit dem der Rolle so stark, dass er in ihr lebte und handelte. Die Wirklichkeit außerhalb der Bühne verlor, wie jetzt, für ihn die Bedeutung. Er sei der alte Soldat Josef, in Ehren, mit dem ihm zustehenden Sold versehen, aus der kämpfenden Truppe entlassen, gerade auf der Wanderschaft zum neuen Zuhause, das er irgendwo, irgendwann zu finden hoffte, redete sich Willem Granna ein. Nur so würde es ihm gelingen, die Rolle im Glasberg glaubhaft zu spielen und in der vorgegebenen Zeit zu beenden, um seine Gedanken aus Josefs Kopf zu lösen. Ich muss zurück in die Stadt, sagte er sich, nur dort kann sich das Schicksal erfüllen. Immer höher flog der Sattel. Er lenkte ihn mit leichtem Druck der Schenkel, dass bald die Zinnen der Mauern in Sicht kamen. Er landete, versteckt vor den aufmerksamen Blicken der Wachen, hinter dem dichten Gebüsch am Straßenrand. Er vergewisserte sich, dass ihn niemand gesehen hatte, schulterte den Sattel, durchschritt unbehelligt das Südtor.

    Die Kulisse auf der Bühne drehte sich im Halbkreis, gab das Innere der Stadt frei. Im neuen Raum bewegte sich Granna als alter Soldat Josef sicher und selbstverständlich wie der Fisch im Wasser. Aus seinen Erinnerungen wusste er, dazu brauchte er kein Textbuch, was von ihm jetzt erwartet wurde. Er sah die Sinnlosigkeit jeder Abwehr endgültig ein, spielte die Rolle mit seinem ganzen Können und allen auf den unterschiedlichsten Bühnen erworbenen Erfahrungen. Trotzdem quälten ihn von Zeit zu Zeit die eigenen Gedanken, zwickten das Gewissen. Diese Märchen sind doch alle gleich, sagte er sich auf dem Weg zum Marktplatz. Nur dort würde er erfahren, wie das Spiel weiter voranzutreiben wäre. Doch diesmal sollte der Held nicht für Güte und Hilfsbereitschaft belohnt, sondern für seine Kälte und gnadenlose

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