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Bis Utopia
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eBook411 Seiten5 Stunden

Bis Utopia

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Über dieses E-Book

Peer Flint erhält am 1. April eines Jahres viel Geld. Dafür muss er sich nur von einem geheimen Untergrundkonzern klonen lassen und ein paar einfach zu befolgende Auflagen erfüllen. Da ihm diese Veränderung aufgezwungen wird, versucht er kurzerhand, sein Leben neu zu sortieren. Dabei trifft Peer auf Klone, eine mächtige Wissenschaftlerin, eine eigensinnige Frau und einen gutmütigen Chauffeur. Die neuen Menschen in seinem Leben sowie seine neue Handlungsfreiheit begleiten Peer auf der Suche nach dem, was er sich eigentlich für sich und sein Leben wünscht. Diesbezüglich haben Peer und das große Ganze allerdings sehr stark voneinander abweichende Vorstellungen.


Ein Roman, der die Realität, das Streben nach Glück und die Extrapolation wissenschaftlicher Erkenntnisse bemüht. Die Handlung spielt in unserer Zeit und vereint Details des allzu Menschlichen mit vermeintlich großen Ideen. Über allem schwebt das Verlangen der Handelnden, ihre eigenen Bedürfnisse zu verstehen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Dez. 2017
ISBN9783742761620
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    Buchvorschau

    Bis Utopia - Marlon Thorjussen

    In der Hauptrolle: Peer Flint

    Eine seiner Exfreundinnen bescheinigte ihm einmal, wie ein ansehnliches Landschaftsaquarell zu sein, welches man aufgrund eines großen Missverständnisses von einem Bekannten zum Geburtstag geschenkt bekommt. Man hängt es dann aus reiner Höflichkeit an eine nicht allzu wichtige Wand, betrachtet es ein paar Sekunden und befindet es dann für in sich stimmig. Und wenn man dann die Wand neu zu streichen hat und das Bild im Zuge dessen wieder abhängt - und es beispielsweise auf dem Dachboden verstaut - vergisst man hinterher, es wieder aufzuhängen.

    Und so verkommt dieses Gemälde natürlich einfach. Denn es ist plötzlich noch weniger präsent als vorher, und da Gemälde sich nicht selbst aktiv an Wände zu hängen pflegen, um auf sich aufmerksam zu machen, und auch, weil nie wieder jemand nach genau solchen Gemälden schaut - es sei denn, man wollte seinen Keller räumen und sich von dem üblichen Schund befreien - schwebt das Landschaftsaquarell zwischen dem Zustand der festgestellten Überflüssigkeit und dem Gedanken daran, dass man etwas vergessen haben könnte, was aber so wichtig schon nicht sein wird.

    Irgendwo zwischen vergessenen Passwörtern, Geschichten aus der Schulzeit und der Lieblingsfarbe eines Expartners dümpelte also auch der Gedanke an diesen armen, langweiligen Mann dahin.

    Peer konnte es gut nachvollziehen, als seine Freundin ihm die weniger charmante Variante, auch kürzer und weniger erklärend formuliert, lieferte; Er war nun wirklich kein besonders abstraktes Werk mit Wiedererkennungswert. Eher der Baum auf dem Hügel, im Hintergrund fänden Baumwipfel eines Waldes oder auch eine Windmühle Platz, ein paar gelbe Kleckse als Winterblumen lieblos dahin gesprenkelt, Wolken von schmieriger Konsistenz - wahrscheinlich war es ein Tag im Februar. Kein Schnee, kein Regen, aber ein wenig Wind und Restkälte dargestellt in grauen Schlieren. Keine Tiere, keine Menschen, keine Wege, die irgendwo hinführten, wo es etwas Besonderes gab. Einfach nur ein wenig Langeweile, abgelegen, ein Ort, den man wahrscheinlich nur aus Versehen erreichen würde, wenn man sich verfahren hatte.

    Gerade deshalb war es verlockend – und einfache Menschen würden es so handhaben! - Peer Flints Erlebnisse als „Schicksal" zu bezeichnen.

    Denn wie zu erahnen, gab es an diesem Menschen eigentlich wenig, das zur Geschichtsschreibung taugen könnte. Zu anderen Zeiten hätte aus ihm eventuell ein glücklicher Leibeigener werden können, aber in unserer Zeit sollte seine ganze Person nur zum Statisten genügen. Da war es gewissermaßen ein großes Glück, dass Peer Flint da in etwas hineingezogen wurde, das er weder abwenden noch beeinflussen konnte.

    Eventuell war es doch Schicksal.

    Von Aprilscherzen und geölten Türen – 1. April, ca. 17:00

    Es begann also damit, dass Peer Flint nach seinem üblichen Tagewerk in einem Großhandel für Büroartikel den Heimweg antrat. Keine zwei Kilometer lagen zwischen seinem Arbeitsplatz und seiner Wohnung. Und an diesem recht milden ersten April, den Peer in Form einer ihm an den Kopf geworfenen Plastikspinne zu spüren bekam, war es ihm ein Vergnügen, durch das Stadtzentrum zu schlendern. Schließlich lag diese immer gleiche Idylle auf seinem Arbeitsweg und bot den immer selben Anblick aus Geschäften, wie man sie überall findet. Mit Ausnahme örtlicher Besonderheiten, war auch Peers Heimatstadt nicht grundverschieden von anderen Kleinstädten. Es gab konkurrierende Burgerketten, Klamottengeschäfte in verschiedenen Preislagen und diverse andere Fachgeschäfte. Mangels reicher Touristen hielt sich das Angebot in Sachen Luxusgüter zwar durchaus in Grenzen – aber auch in dieser schön besonnten Einkaufsstraße konnte man kleine Kostbarkeiten erwerben.

    Ein Mann lobpreiste Fußgänger und erhoffte sich dafür ein Almosen. Peer schritt an ihm vorbei, ignorierte ihn mangels religiöser Begeisterung, und bog auf halben Wege der Hauptstraße rechts ab. Er folgte dann wie immer der Planstraße, welche die große Flaniermeile kreuzte, Richtung Osten. Nach wenigen hundert Metern überquerte er eine wenig befahrene Kreuzung, die an allen Ecken von Kastanien verziert wurde und schritt in den Molkereipfad.

    Der historische Ursprung des Straßennamens war ihm nie so recht bewusst gewesen, aber es schien ohnehin in dieser kleinen Stadt keine Rolle zu spielen. Zumindest hatte Peer noch nie jemanden über die Geschichte einer wichtigen Molkerei, deren Zufahrt er täglich durchquerte, reden hören.

    Die Straße war zweispurig, das Kopfsteinpflaster ihrer Unebenheit durch Teer beraubt, alle fünfzig Meter forderten nackte Kastanien Raum ein. Und trotz dessen, dass zwischen den Fassaden der Gründerzeitbauten und dem Straßenrand mindestens drei Meter gemessen wurden, hatte es noch kein ansässiger Gastwirt gewagt, draußen Tische aufzustellen.

    Im Souterrain des Hauses, in dem Peer wohnte, befand sich ein asiatisches Bistro, das Peer noch nie betreten hatte. Schließlich sah er nie Gäste darin, sondern nur die Leute, die er für die Familie des Inhabers hielt. Da aber sowohl der Mittagstischaushang als auch der Name des Bistros so allgemein gehalten waren, war es für Peer nicht ersichtlich, ob es sich denn nun um thailändische, chinesische, japanische, vietnamesische oder laotische Küche handeln musste - wobei es vieler Zufälle bedurft hätte, hier ausgerechnet laotische Landesküche anzutreffen.

    Dass es sich bei dem Betreiber und seiner Familie um Mongolen handelte, kam Peer hingegen nicht in den Sinn. Kuhmilch wich hier der Stutenmilch und keinen interessierte es. Es war auch einfach nicht relevant, denn irgendwie hatten die Existenz des schmucklosen Bistros und die des Peer Flint nicht viel miteinander zu tun. Auch wohnte der Inhaber selbst nicht im Molkereipfad 64 und damit gewann das Beieinanderexistieren der beiden auch nicht an Wert. Man grüßte sich höchstens, wenn man sich vor dem Haus (der schwere, dunkelgrüne Hauseingang lag rechtsseits der wenigen Stufen, die in das Bistro führten) begegnete. Nie gab es Anmerkungen dazu, dass der Herr nach der Arbeit doch auch einmal hereinschauen könne und nie wurde der Inhaber des Bistros nach den Empfehlungen des Tages gefragt. Auf so engem Raum gab es doch so wenig Bindung. Dieser Umstand hatte Peer allerdings nie wirklich beschäftigt.

    Als Peer am ersten Apriltag seine Wohnungstür im ersten Stock erreichte, staunte er nicht schlecht, als er feststellen musste, dass sie nicht mehr verschlossen war. Dies lag maßgeblich daran, dass jemand sehr sorgfältig sein Schloss abmontiert hatte.

    Da es sich bei Peer um kein besonders beeindruckend muskulöses oder sehr hoch gewachsenes Menschenexemplar handelte und sein Wesen dem auch recht gut entsprach, lag es ihm fern, einfach so in seine Wohnung zu stürmen und die Einbrecher, die er darin vermutete, auf frischer Tat zu ertappen. Im Keller hingegen, das wusste er, befand sich eine Gardinenstange, die beim Umzug hierhin irgendwie übrig geblieben sein musste. Von den zugehörigen Gardinen fehlte zwar jede Spur, aber seine vorherige Wohnung hatte auch ein Fenster mehr gehabt. Insofern hatte alles seine Ordnung.

    Rasenden Herzens stieg er die Treppen wieder hinab, schloss möglichst leise den Keller auf, war dabei der Küche des Bistros sehr nahe, holte die Gardinenstange zwischen dem Gerümpel hervor und schlich dann flach atmend wieder zu seiner Wohnung. Als er die Tür schon wenige Zentimeter geöffnet hatte, die Gardinenstange hinter dem Rücken in der nervös zusammengekrampften Faust haltend, erinnerte er sich an den Umstand, dass seine Tür ewig nicht geölt worden war und gern quietschte. Dies konnte seinen Plan, den Täter auf frischer Tat zu ertappen, gefährden.

    Die Tür quietschte nämlich immer genau dann, wenn man beim Öffnen derselben einen gewissen kritischen Punkt überschritt, den Peer gerade erreichte. Beim Zuziehen hingegen quietschte sie immer, und auch ganz egal, wie schnell oder langsam man sich anstellte. Es gab akustisch gesehen also kein zurück mehr.

    Nach vorne zu preschen und auf sich aufmerksam zu machen, war keine Option, die Peer besonders gefiel. Jedoch war für ihn der Gedanke daran, die Tür leicht geöffnet zurück zu lassen, noch unerträglicher.

    Er atmete noch einmal tief ein, drückte die Tür in die Wohnung – sie quietschte zu seiner Überraschung überhaupt nicht - und sah sich erst einmal im Flur um. Die Gardinenstange hielt er noch immer in einer perfekten Vertikale hinter seinem Rücken. Auf den ersten Blick konnte er keine Veränderungen in seinem Flur feststellen. Nur das Schmieröl stand auf der kleinen Kommode und neben dem Öl lag ein Pinsel auf einem Stück Küchenpapier.

    Für den Hausherrn war es schon an dieser Stelle schwierig zu begreifen, warum jemand erst sein Schloss abmontiert hatte, um dann die Aufhängung seiner Tür zu ölen, nur um dann, offensichtlich, alles fein säuberlich angeordnet zu hinterlassen.

    Als noch überfordernder sollte sich dann das Folgende herausstellen: Nachdem er kaum zwei Schritte in seinen Flur getan hatte, kamen zwei junge Männer aus der Küche und stellten sich stumm in den Flur. Der rechte und linke glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie hatten beide kurzes, rotes Haar, waren um die einen Meter fünfundsiebzig groß und ihre Gesichter waren komplett haarlos. Beide waren von einer gesunden Figur; schlank und unglaublich proportional gewachsen. Alles an ihrer Statur schien stimmig. Nur die Augen waren für Peers Geschmack seltsam anmutend. Denn in der grünen Iris eines jeden Auges befand sich, säuberlich um die Pupillen herum, ein Muster aus stechend gelben Flecken.

    Sie waren beide kaum älter als zwanzig und wirkten völlig entspannt. Mit der Miene freundlicher Verkäufer musterten sie Peer. Die beiden sprachen kein Wort, sondern lächelten nur breit. Die Zähne waren makellos und die Lippen von angenehmer Schmäle.

    Peers Schockstarre ausnutzend, nahm der linke Eindringling ein Blasrohr zur Hand, zielte in aller Ruhe auf Peers rechte Schulter und legte sich das Rohr an den Mund.

    „Entschuldige", sagte der rechte, ohne seinen Gesichtsausdruck einzubüßen.

    Der Mieter der aufgebrochenen Wohnung versuchte noch, sich zu ducken, aber da war es schon zu spät: Es pikste kurz unangenehm, dann fiel ihm die Gardinenstange aus der Hand, verursachte ein unangenehmes Geräusch, das aber dumpf in Peers wie leer gefegten Kopf verhallte und er sank mit schwindenden Sinnen vor den beiden Eindringlingen auf die Knie. Einer zog ihm mit geübtem Griff den Pfeil aus der Schulter. Dann sackte Peer zusammen, sah einen kleiner werdenden hellen Kreis und wurde von den beiden Eindringlingen sanft aufgefangen.

    Von Verträgen und Aufreißlaschen – 1. April, ca. 17:45

    Ungefähr zehn Minuten, nachdem Peer Flint zu Boden gesunken war, erwachte er gefesselt in seiner Küche. Seine Beine waren an die vorderen Stuhlbeine seines Morgenkaffeestuhls gefesselt und seine Arme hinter der Lehne zusammen gebunden. Doch weder schmerzte ihm etwas, noch fühlte er sich unangenehm verrenkt. Das Fixieren seines Körpers schien von derselben Präzision wie das Ölen seiner Tür vonstatten gegangen zu sein.

    Jene Tür erinnerte Peer daran, dass etwas gewaltig schief gelaufen sein musste und als er dann schließlich die Augen aufschlug und die zwei Rotschöpfe wieder erblickte, dämmerte es ihm schlagartig: Da waren zwei Männer in seiner Wohnung, die seltsame Augen hatten und ihn offensichtlich an seinen eigenen Stuhl gefesselt hatten.

    „Entschuldige", sagte einer der beiden. Peer erinnerte sich dunkel daran, das heute schon gehört zu haben. Er schaute die beiden nur irritiert an.

    „Wir müssen dich erst einmal so belassen. Weil wir dir das, was wir dir alles zu sagen haben, besser sagen, wenn du uns, fing der eine Rotschopf an, „nicht schlagen kannst, vollendete der andere.

    Peer verstand die Situation nicht.

    In seinem Leben war eigentlich kein Platz für Ereignisse außerhalb der Norm. Er war das gewohnt, was man ein ruhiges Leben nennt. Er hatte ein gutes Elternhaus in einem Dorf in der Nähe genossen, hatte nach der Schule seine kaufmännische Ausbildung absolviert und kümmerte sich nun um den Einkauf eines recht großen Fachgeschäftes für Büroartikel. Er hatte ein paar wenige Frauen gehabt, mit denen er auch ein paar wenige durchschnittlich gute Beziehungen hatte. Alle Frauen hatten ihn nach ein paar Monaten oder Jahren wieder verlassen - Dramen gab es aber nie. Jetzt war er 32 Jahre alt, kinderlos und zufrieden. Nach der Arbeit erledigte er für gewöhnlich Einkäufe, fuhr selten zu seinen Eltern oder schaute fern. Ein paar Abende die Woche traf er sich mit seinen Freunden in der nahen Kneipe und tauschte Belanglosigkeiten aus. Er studierte die Nachrichten durchschnittlich intensiv, hatte dann und wann mal Wünsche, die er sich selten erfüllte und fand hier und dort Interesse an etwas. Mal waren es Tierdokumentationen und mal waren es Basteleien – was war er doch stolz auf seine selbst zusammen gepfriemelten Notizheftchen, deren Materialkosten und der Arbeitsaufwand, diese zu fertigen, in keiner Relation zum Kauf perfekt standartisierter, funktionaler Notizbüchlein stand! - und doch gab es auch innerhalb seiner manchmal wechselnden Laienfachgebiete nichts, was ihn ausgewiesen hätte.

    Es war, als wäre seine gesamte Existenz darauf ausgelegt, möglichst wenig Eindruck auf andere zu hinterlassen und auch, weil er die nicht vorhandene Tragweite seines Seins niemals eingeschätzt hatte, gefiel ihm sein Leben doch insgesamt recht gut. Zwischen den wichtigen Dingen, die eine Bedeutung hatten, war eben Peer Flint - Großhandelskaufmann für Büroartikel, Single, 32 Jahre alt, durchaus lebendig, zufrieden mit den Dingen, die ihn ausmachten und die er sein Eigen nennen konnte. Für ihn spielten die wirklich großen Dinge dieser Welt kaum eine Rolle.

    Insofern beruhten das Verneinen des Universums, aus Peers Existenz irgendwelche Konsequenzen abzuleiten und Peers generelle Überforderung damit, anzunehmen, dass diese großen Kriege, Schicksale, Romanzen und Selbstverwirklichungen, mit denen sich die meisten Menschen nur allzu gern beschäftigten, irgendetwas mit ihm zu tun haben könnten, auf Gegenseitigkeit.

    Zu Peers Überraschung sollte sich sein Standpunkt dabei als falsch erweisen, während das Universum nicht von seiner Idee abzurücken plante, möglichst wenig Bezug zu einem Peer Flint herzustellen, der sich aufgrund der Verkettung von Ereignissen gefesselt in seiner eigenen Wohnung befand und darauf wartete, dass man ihm erklärte, wie es so weit kommen konnte.

    Natürlich wusste das große Ganze die Gründe dafür und hatte deshalb die beiden jungen Männer so angerichtet, dass sie es ihm erklären konnten. Möglicherweise war es dem Universum dennoch egal, denn schließlich hatte es ja das sogenannte Schicksal voran geschickt, um Peer Flint die frohe Botschaft zu überbringen.

    „Ich bin Melv", stellte sich darum der eine vor.

    „Und ich bin Ruben", sagte der andere.

    Und ich wohne hier, sagte Peer. Ihm fiel einfach nichts Besseres ein, als das Offensichtliche zu betonen. „Und ihr habt mich gefesselt. In meiner eigenen Wohnung. Nehmt, was ihr wollt! Nur lasst mich danach wieder frei, bitte!"

    Ein Moment der Stille war die Quittung für Peers eher dürftigen Versuch des Verhandelns. Die Mundwinkel der beiden Rotschöpfe zuckten für einen Augenblick, dann lachten sie beides ein nervtötend schallendes Lachen.

    „Das wollten wir dir ja gerade erklären. Also, wo fangen wir an?, fragte Ruben. Offensichtlich ging die Frage an Melv, der schließlich antwortete: „Also, wir sind Ruben und Melv.

    „Zwillinge?", warf Peer ein und fühlte sich klug dabei.

    „Nein, Klone natürlich", antwortete Melv so natürlich, wie man so etwas sagen konnte, wenn man es nicht anders gewohnt war. In Peers Hirn hingegen schaltete sich spontan der Teil ab, der dafür zuständig war, Dinge zu hinterfragen. Ein wenig fühlte er sich wie früher in der Kirche.

    „Das ist Ruben, ich bin Melv und wir sind hier, weil wir dich für ganz wichtig halten. Eigentlich nicht wir. Also eigentlich nur gewissermaßen auch wir."

    „Aber eigentlich hält dich Doktor Chart für wichtig", ergänzte Ruben.

    „Ist ja auch egal. Oder?", ergänzte Melv die Ergänzung seines Klons und sortierte in seinem Inneren den Plan, den die beiden für heute hatten.

    Der andere Klon nickte und alles nahm seinen Lauf.

    „Genau. Wo war ich? - Ach ja: Förmlichkeiten. Du bist doch Peer Flint, oder? Ansonsten wäre das jetzt sehr peinlich", vergewisserte Melv sich, wenngleich er Fehler ausschloss.

    „Ja", antwortete Peer mechanisch.

    „Sehr gut! Dann haben wir ja alles richtig gemacht."

    Für Peer stand zwar fest, dass die beiden etwas gewaltig falsch gemacht hatten, aber das hielt Melv nicht davon ab, ihm zu erklären, warum man ihn gefesselt hatte und sich in der Küche unterhielt.

    „Du kannst jetzt bitte zuhören, Peer. Und einfach fragen, wenn du etwas nicht verstehst. Aber bitte nicht zu viel. So ganz genau verstehen wir vieles, was wir dir sagen sollen, auch nicht. Die ganzen technischen Details hat man uns nicht eingetrichtert. Wir machen hier nur unseren Job, musst du wissen."

    Peer starte in Melvs Augen. Diese gelben Flecken um das Grüne herum wirkten auf ihn so unnatürlich, dass ihm ein wenig übel wurde.

    „Einverstanden?", fragte Melv mit diesem perfekten Lächeln im Gesicht.

    Peer nickte und versuchte, seine Arme ein wenig zu bewegen.

    „Schön. Also... Um es kurz zu machen: Wir sind von Genetic Advancement Services. Also von GAS. Das spricht man wie das das englische Wort für Benzin aus."

    „Aber nicht fuel", gluckste Ruben.

    „Nein, gas natürlich. Aber das sind ja Belanglosigkeiten. Du kennst uns nicht, wir kennen dich aber bis ins kleinste Detail. Und jetzt kommt der Teil, wo wir uns bei dir entschuldigen müssen."

    „Hä?", entfuhr es dem Gefesselten. Es war offensichtlich, dass man sich bei ihm zu entschuldigen hatte!

    „Ja, also wir – also: nicht Ruben und ich. Aber Sven..."

    „Wer ist Sven?", warf Peer ein.

    „Der Mann, dessen Klone wir sind. Sven hat dich ausfindig gemacht. Vor Jahren schon. Erinnerst du dich daran, dass du vor circa acht Jahren mal Stammzellen gespendet hast?"

    Peer kramte in seinen Erinnerungen: Vor ein paar Jahren hatte er tatsächlich mal Stammzellen gespendet. Er bekam irgendeinen Wirkstoff, von dem er Grippesymptome bekam und dann wurde er, nachdem man ihn ein paar mal mit Nadeln traktierte, in eine Kartei aufgenommen. Zwar wurden seine Stammzellen wohl nie benötigt, denn er erhielt ja nie einen entsprechenden Anruf oder Brief, aber für den Fall des Falles wollte er sich damals auf jeden Fall registrieren lassen. Vielleicht wäre er ja mal lebensrettend gewesen. Das wusste man ja nie, bis es so weit war. Peer hatte es sich damals so ausgerechnet, dass seine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber damit getan war. Dennoch zahlte er weiter akkurat Steuern.

    „Ja, stimmt. Da war so ein Flyer in meinem Briefkasten. Und dann habe ich das einfach mal gemacht, glaube ich", antwortete Peer dann.

    „Genau. Und die Probe hat Sven damals mitsamt ein paar anderen mitgenommen. Und Doktor Chart hat deinen genetischen Code komplett ausgelesen. Und jetzt kommt der Clou, mein lieber Peer Flint: Du bist perfekt!"

    „Ich bin perfekt? Das wundert mich aber", sagte Peer ungläubig und wartete auf die Pointe.

    „Präziser: Du bist genetisch perfekt. Alle Gene, die bei dir für Gefäße, Herz, Stoffwechsel, und so weiter zuständig sind, sind nur darauf ausgelegt, alles zu erhalten. Du könntest theoretisch mindestens 110 Jahre alt werden. Bei bester Gesundheit! Und ohne größere Rückenbeschwerden!"

    „Allerdings ruinierst du dir das mit deinem Lebensstil", tadelte Ruben.

    „Ich verstehe nicht", sagte der Gefesselte.

    „Also: Ich erkläre es dir gern. Dein genetischer Code scheint Prozesse zu begünstigen, die gerade deine Stoffwechselraten und deine Selbstheilungsprozesse positiv beeinflussen. Und natürlich sind all diese winzigen zugrunde liegenden Teilprozesse in deiner Genetik verankert. Und wie du weißt – und wenn nicht, dann lies mal ein gutes Buch darüber! - unterliegt natürlich auch dein Genom Kopierfehlern, die während der Zellteilung auftauchen können. Jedoch scheinst du, neben deinem ja ohnehin doppelten Chromosomensatz, auch noch eine Art genetisches Back-Up zu besitzen. Deine eigene DNS korrigiert Kopierfehler weit effizienter als bei den meisten anderen Menschen. Wir haben das ausgiebig untersucht die letzten Jahre! Bei mir und Ruben hier ist es genauso. Melv zeigte stolz auf sich. „Doktor Chart könnte dir stundenlang etwas darüber erzählen. Zumindest musst du dir weniger Sorgen um Krebs machen. Und irgendwelche Stoffwechselstörungen wirst du so schnell auch nicht entwickeln, schloss Melv ab.

    „Ich kapiere es trotzdem nicht", gab Peer zu. Er hatte in Sachen Biologie nur eine sehr rudimentäre Bildung erhalten, die sich aber vor allem auf Beobachtung, Pflanzenkunde und allgemeines Wissen beschränkte. Das Nest des Eichhörnchens, so fiel es ihm spontan ein, nennt man Kobel.

    „Stell dir einfach vor, dass deine Zellteilung mit weniger Fehlern behaftet ist als bei anderen. Und auch das Aufbauen deiner körperlichen Bausteine läuft effizienter und – ich will fast sagen: zielführender – als bei anderen. Dein Körper arbeitet einfach besser. Hast du das wenigstens kapiert?"

    „Ich schätze schon?", fragte Peer.

    „Ja... Und deine DNS enthält unglaublich effiziente Reparaturmechanismen. Dein Körper leistet eine evolutionär bedeutende Arbeit! Hast du gar nicht gewusst, oder?"

    „Nein", antwortete Peer. Er hatte bis dato angenommen, dass die Evolution für ihn keine Rolle spielte, da er ja einfach da war und somit war seine Spezies erfolgreich - und das war dann auch schon alles, was Peer von Evolution verstand. „Was soll das genau heißen: evolutionär erfolgreich?", fragte er deshalb. Beim Sprechen wurde er wenigstens nicht vor Angst ohnmächtig.

    „Ach, den Begriff verwendet Doktor Chart einfach gern, aber eigentlich tut er nichts zur Sache. Du bist aber ihr letztes Puzzlestück für ein Projekt, wie wir wohl wissen. Und dann ist da noch ein Grund, uns bei dir zu entschuldigen."

    „Die Tür?", fragte Peer vorsichtig. Er hoffte inständig, dass die beiden Klone nicht noch allzu viel von ihm wollten. Ihm brummte ja jetzt schon der Schädel. Überforderung machte sich breit.

    „Ja, ist gut geworden, oder?", fragte Ruben sichtlich gut gelaunt.

    „Was?", fragte Peer irritiert und aus seinen ängstlichen Überlegungen gerissen.

    „Die Tür. Frisch geölt. Hast du das gemerkt?"

    „Aber unbrauchbar ist sie. Ihr habt das Schloss rausgeschraubt. Wie soll ich die denn jetzt wieder schließen?", kam es ein wenig gereizter von Peer zurück.

    Ruben zog dich das Türschloss aus einer Gesäßtasche seiner dunklen Jeans. Aus der anderen kramte ein paar Schrauben. Das alles hielt er Peer vor die Nase und schaute wissend.

    Null Problemo!", krächzte er.

    Peer seufzte und nickte ergeben.

    Die beiden waren seltsam, aber offensichtlich waren sie nicht durch und durch böse. Sie waren einfach nur ganz anders als alles, was Peer kannte. In ihren dunklen Jeans und makellos weißen Hemden wirkten die jungen Männer völlig deplatziert in Peers Küche. Er hatte die Zeugen Jehovas ja auch nie hereingebeten.

    Melv hatte nicht weiter vor, sich um die belanglose Tür zu scheren und fuhr in seiner Erklärung fort: „Wir müssen uns ja entschuldigen. Auch für die Tür. Aber vor allem dafür, dass wir dich ein paar Jahre lang bespitzelt haben und deshalb - "

    „Ihr habt was!?", schrie der Hausherr und es war ein kläglicher Ton, der da angeschlagen wurde. Emotionale Ausbrüche waren schließlich auch nichts, was Peer besonders beherrschte. Er war sogar ausgesprochen schlecht darin. Ob das nun an einer gewissen Ausgeglichenheit seiner Person oder eben der Unkenntnis seiner extremen Gefühle lag, war schwierig zu beurteilen.

    Tatsächlich war ihm auch für einen Bruchteil einer Sekunde sehr danach, den beiden Fremden ordentlich die Fresse zu polieren. Lediglich sein gefesselter Zustand hielt ihn davon ab.

    Melv und Ruben hatten wohl seine Mimik gut gedeutet, denn ihre ohnehin sanften Gesichter wurden noch ein wenig sanfter. Nur ihre Augen verengten sich ein wenig. Peers einsetzende Schnappatmung, die allerdings auch nur ein Paar Sekunden lang anhielt, wartete Melv noch ab.

    „Deswegen haben wir dich erst einmal so hergerichtet", erklärte er betont gelassen, nachdem ihm Peer ausreichend ausbalanciert und besonnen vorkam. Dass sie Peer in seiner Wohnung festhielten und nicht etwa in einem schwarzen Kleintransporter, lag vor allem daran, dass sie keinen Parkplatz im Molkereipfad gefunden hatten, der nahe genug an Peers Wohnung lag. Aber das verschwiegen die beiden Klone aus taktischen Gründen.

    „Also, mein lieber Peer Flint: Wir haben dich beobachtet. Mussten wir tun. War halt unsere Arbeit, nicht wahr? Dass du genetisch perfekt bist, wussten wir ja schon vor ein paar Jahren. Aber auch GAS kennt nicht alle Feinheiten des menschlichen Genoms. Also haben wir vor allem deine Gesundheit im Blick gehabt."

    Peer blickte nur fragend drein und Ruben befürchtete einen Ohnmachtsanfall bei ihm. Er blieb aber standhaft sitzen.

    „Nein. Nur beobachtet. Also, du warst selten beim Arzt und in sechs Jahren nur viermal erkältet. Das ist schon ziemlich gut. Und du hattest Nierensteine. Aber die waren ja, wie dein Arzt dir gewiss gesagt hat, ernährungsbedingt."

    „Die waren vor allem unangenehm", erinnerte sich Peer.

    „Aber harmlos, nicht wahr? Also: Du kannst dich glücklich schätzen. Wir haben aber eben während unserer Beobachtung auch andere Dinge gesehen. Und das tut uns leid. Vor allem das mit dieser Frau letztes Jahr. Wie hieß sie gleich?"

    Peer schwieg. Er nannte Fremden doch nicht die Namen seiner Sexualpartnerinnen! Es war ihm wirklich jenseits dessen, was er unter gesittetem Verhalten verstand. Die beiden Männer hatten ihn also beobachtet und wussten wohl sehr viel über ihn. Womöglich haben sie sogar noch masturbiert, während sie ihm beim Sex beobachteten. Peers Puls signalisierte wieder Wut. Und natürlich lief er rot an.

    „Du könntest dich vielleicht wieder ein wenig abregen", forderte ihn Ruben auf und zog sich sein Blasrohr aus seiner Hemdtasche. 

    Peer gönnte dieser ungewöhnlichen Waffe ein paar Sekunden der Betrachtung und bemühte sich, ruhiger zu wirken. Wie es sich angefühlt hatte, davon getroffen zu werden, wusste er nicht mehr. Aber ihm war auch nicht danach, wieder ein paar Minuten zu verlieren, nach denen er vielleicht woanders aufwachte. Seinen Puls trieb dieser Gedanke leider noch weiter in die Höhe. „Na, das muss ja nicht sein, oder?", fragte er dann vorsichtig.

    „Kommt auf dich an", antwortete Ruben bestimmt und fingerte an seinem Spielzeug herum. Es war zweifelsohne ein Unikat, das er da gefertigt hatte: Es entsprach die Mechanik des Betäubungspfeils durchaus der klassischen Variante der Veterinärmediziner. Jedoch hatte es Ruben in akribischer Kleinstarbeit vollbracht, den gesamten Mechanismus des Pfeils, also auch die Luftkammer zur Überdruckerzeugung sowie die Kammer mit dem Betäubungsmittelchen, auf eine schier winzige Größe zusammenzustauchen. Der gesamte Pfeil inklusive Stabilisationselemente maß hierdurch kaum mehr als vier Zentimeter Länge und weniger als fünf Millimeter Durchmesser. Das Blasrohr an sich maß auch kaum mehr als fünfzehn Zentimeter Länge. Dadurch war die Handlichkeit des praktischen Alltagsgerätes gewährleistet.

    „Ich bin ja schon ruhig. Ruhig und ausgeglichen. Ich höre zu, ich frage nichts Dummes und was auch immer ihr mir sagt: Ich akzeptiere das erst einmal. Aber sagt mir nicht unbedingt, was ihr alles über mich wisst! Bitte!", jammerte Peer.

    „Gut. Nur das, was jetzt und heute wichtig ist, bestätigte Melv. „Also, wir haben ja schon festgestellt, dass du quietschlebendig und gesund bist. Nur manchmal ziemlich betrunken.

    „Hey!", protestierte Peer vergebens und auch nur aus Reflex.

    „Ja, schon gut. Genau. Das tut uns leid, dass wir dir hinterher spionieren mussten. Leider lässt sich aus deinem Code ja auch nicht alles herauslesen. Und Doktor Chart wollte ja prüfen, ob da nicht noch was ist, was sie übersehen hat. Das ist ihr halt wichtig. Und streng genommen ist es das auch. Aber wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass du, ich sagte es ja schon, genetisch perfekt bist. Oder eben perfekt, wenn man Deine DNS mit der der meisten anderen vergleicht. Womöglich gibt es da noch bessere Exemplare als dich, aber wir haben da bis dato nichts und niemanden gefunden, der deine Nische besetzen könnte."

    „Kann ich mit diesem Doktor Chart sprechen?", wollte Peer in einem Anflug aus Kann-ich-wohl-mal-Ihren-Vorgesetzten-sprechen? wissen.

    „Mit einem Doktor Chart wohl nicht, nein. Aber mit Frau Doktor Chart schon, wenn du unser Angebot annimmst."

    Wieder nur ein fragender Blick. Melv wurde allmählich ungeduldig, denn sein Zeitplan sah vor, die Mission sehr bald endlich beendet zu haben.

    „Ja. Wir sitzen zwar alle in deiner hübschen kleinen Küche. Aber die ist ja eben klein und doch recht langweilig. Stell dir einfach mal vor, wir wären jetzt in einer von diesen Villen am Kanal. Wäre das nicht angenehmer?", fragte er deshalb süffisant und lächelte dabei sein Werbelächeln.

    „Weiß ich nicht", antwortete Peer. Er mochte seine Küche und seine Wohnung eigentlich so wie sie waren. Die Heizkosten waren halt hoch, weil er im Altbau wohnte. Aber ihm gefielen die hohen Decken ganz gut. Wobei Villen ja noch höhere Decken haben konnten. Und abgesehen davon kannte er nicht viele Häuser und Städte und so fehlte ihm der Vergleich. Seine jetzige Wohnung war besser als die zu große Wohnung im Nachbarort, in der er bis vor ein paar Jahren gewohnt hatte und diese war besser als das Zimmer, das er zu Zeiten seiner Ausbildung bewohnt hatte, gewesen. Und dieses wiederum war besser als sein Kinderzimmer im Elternhaus gewesen.

    „Ja, wäre natürlich schön", beschloss er dann nach einigem Nachdenken. Er war zu dem Schluss gekommen, dass es irgendwo eine nächsthöhere zu erreichende Stufe geben musste.

    „Eben", sagte Ruben und schob sich das Blasrohr nach erneuter Inspektion von Peers abgeklungener Röte zurück in die Hemdtasche. Liebevoll tätschelte er es dabei.

    „Eben!, pflichtete Melv zufrieden bei. „Und du könntest so eine große Küche haben. Und eine Villa und eine Yacht und du könntest deinen drögen Job aufgeben. Und ja: Der ist dröge. Du hast hast auf der Arbeit wirklich selten glücklich ausgesehen, mein Lieber. Und du könntest neu anfangen. Schreib was, oder mach Yoga, oder was auch immer dir Spaß macht. Das wissen wir ja auch nicht, was du willst. - Was willst du denn?

    Peer dachte darüber nach. Es war lange her, dass ihn jemand fragte, was er wollte, wenn es nicht nur um die Wahl zwischen zwei Sorten Eis ging. Ihm fiel aber einfach kaum etwas ein, was sich fassen ließ. Ruhe mochte er gern. Und ab und an frische Luft. Vielleicht ja auch mal einfach mit einem Boot vor der Küste zu liegen, ein paar Dosen Bier zu trinken, Radio zu hören und die Sterne mal richtig zu sehen. Das stellte er sich als sehr wollenswert vor.

    „Ich hätte gern ein kleines, gemütliches Boot. Mit Bier und Radio! Und eventuell würde ich gern angeln", fasste er zusammen. Einen großen Wunsch zu äußern fiel ihm ein wenig schwer, aber es gelang ihm doch ganz gut. Er spürte Erleichterung, denn er hatte erfolgreich formuliert, was er wollte und dadurch ein wenig Kontrolle zurückgewonnen. Natürlich schwang sein Gedanke nicht um den Komplex aus Kontrollverlust und Kontrollwiederbeschaffung – er spürte nur die Erleichterung – aber so war es.

    „Was kostet

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