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Bitte nach Ihnen, Chef!
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eBook400 Seiten5 Stunden

Bitte nach Ihnen, Chef!

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Über dieses E-Book

Anfang der 80ziger Jahre. Jörg ist 20, in der Eifel aufgewachsen und nie über Köln hinaus gekommen. Auf dem Nürburgring verbringt er seine gesamte Kindheit und Jugend, denn seine Leidenschaft sind schnelle Autos und Motorräder, die er gegen ein Entgeld waschen, pflegen und später auch fahren darf.
Eines Tages braucht er dringend einen Job, der auf einfache Weise noch mehr Geld einbringt, denn er hat Schulden beim Sohn des Metzgers vom Miniplanetendorf gemacht.
Über einen Kumpel erhält Jörg eine Aushilfstätigkeit als Postjunge im Kölner Büro eines Bundestagsabgeordneten.
Schon nach einigen Tagen meint es das Schicksal gut mit dem Jungen vom Lande, denn der Referent und Fahrer des Abgeordneten fällt auf unbestimmte Zeit aus. Jörg springt ein, weil er am lautesten für diesen Job schreit.
Im Rahmen seiner neuen Tätigkeit als Fahrer lernt er die wichtigsten Städte über Köln hinaus kennen.
Während dieser gemeinsamen Fahrten lernen die beiden sich immer besser kennen und beginnen die anfänglichen großen Diskrepanzen ihrer Herkunft und Bildung zu überbrücken. Der Abgeordnete zeigt deutlich Milde dem jungen Mann vom Dorf gegenüber, obgleich dieser mit Tagungen, Empfängen und gepflegten Diners anfangs überhaupt nicht zu recht kommt.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum20. Dez. 2017
ISBN9783745072327
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    Buchvorschau

    Bitte nach Ihnen, Chef! - Picco van Bergen

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    Picco van Bergen

    Immer nach Ihnen, Chef!

    Ein Gesellschaftsroman.

    Exposee

    Anfang der 80ziger Jahre. Jörg ist 20, in der Eifel aufgewachsen und nie über Köln hinaus gekommen. Auf dem Nürburgring verbringt er seine gesamte Kindheit und Jugend, denn seine Leidenschaft sind schnelle Autos und Motorräder, die er gegen ein Entgeld waschen, pflegen und später auch fahren  darf.

    Eines Tages braucht er dringend einen Job, der auf einfache Weise noch mehr Geld einbringt, denn er hat Schulden beim Sohn des Metzgers vom Miniplanetendorf gemacht.

    Über einen Kumpel erhält Jörg eine Aushilfstätigkeit als Postjunge im Kölner Büro eines Bundestagsabgeordneten.

    Schon nach einigen Tagen meint es das Schicksal gut mit dem Jungen vom Lande, denn der Referent und Fahrer des Abgeordneten fällt auf unbestimmte Zeit  aus. Jörg springt ein, weil er am lautesten für diesen Job schreit.

    Im Rahmen seiner neuen Tätigkeit als Fahrer  lernt er  die wichtigsten Städte über Köln hinaus kennen.

    Während dieser gemeinsamen Fahrten lernen die beiden sich immer besser kennen und beginnen die anfänglichen großen Diskrepanzen ihrer Herkunft und Bildung zu überbrücken. Der Abgeordnete zeigt deutlich Milde dem jungen Mann vom Dorf gegenüber, obgleich dieser mit Tagungen, Empfängen und gepflegten Diners anfangs überhaupt nicht zu recht kommt

    Jörg entdeckt die Annehmlichkeiten des anonymen Nachtlebens zwischen Hamburg und Nizza. Völlig geil und alsdann sogar notgeil, macht er seine gesammelten sexuellen Erfahrungen, die er auf dem Dorf in Ermangelung von Gelegenheiten nicht machen konnte. Geschickt kann er zunächst seine einschlägigen Aktivitäten vor seinem Chef verbergen.

    Eines Tages, auf einer mehrtägigen Tour nach Paris, entdeckt Jörg etwas ganz verrücktes. Etwas, was er bisher nicht kannte! Etwas, worauf er völlig unvorbereitet und verwirrt trifft!

    Sein Chef,  verheiratet und Vater zweier Töchter führt ein schwules sexuelles Leben. Offensichtlich, denn Jörg entdeckt ihn in Flagranti mit einigen Männern im Bois de Boulogne in Paris. Er ist außer sich. Und hat außerdem berechtigte Ängste, dass er den Job als Fahrer nun  nicht behalten darf.

    Aber der Abgeordnete reagiert anders als erwartet. Jörg behält seinen Job, bekommt sogar im Laufe der Zeit immer wichtigere Aufgaben und erhält  immer größeren Zugang zum persönlichen und privaten Umfeld des Chefs. Er beginnt sogar das Ansehen des Chefs in der Öffentlichkeit zu schützen und verdeckt dessen sexuellen Neigungen.  Inzwischen ständig Notgeil teilt Jörg eines auf jeden Fall mit seinem Chef. Die Liebe zum schnellen horizontalen Spaß.

    Allerdings weist der Abgeordnete seinen Schützling häufig darauf hin, den Unterschied zu sehen zwischen Sex ,Sex und Liebe und Verantwortung. Außerdem versucht er Jörg kulturelle Themen näher zu bringen, denn selbst pflegt er eine tiefe Liebe zur angewandten Kunst, während Jörg über die Auto-Motor-Sport selten hinaus kommt.

    Allerdings gehen beide immer gerne zur Meditation  in die Kirche.

    Der Umgang mit den sonderbaren Neigungen reicher Homosexueller, die Jörg auf Grund der wachsenden Freundschaft mit seinem Chef immer näher kennen lernt, ist ohne Umschweife und Probleme. Allerdings muss er immer wieder darauf hin weisen, dass er selbst nicht schwul ist. Nur geil. Jedoch immer zu allem bereit.  Die häufig  verschwimmenden Grenzen zwischen sexueller Lust und wahrer Identität lassen ihn immer häufiger in Selbstzweifel geraten. Einerseits nicht schwul, andererseits schwulen Sex? Wer ist er selbst?

    Jörg lernt Tatjana kennen. Eine junge Frau, selbst Anfang 20, die eine Ausbildung im Supermarkt bei ihm um die Ecke macht. Tatjana ist für ihn ganz anders als alles, was Jörg bislang kennen gelernt  hat. Er hat enorme Schwierigkeiten sie anzusprechen und das obwohl er an anderer Stelle unerschrocken bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Hengst macht.

    Monatelang beobachtet Jörg sie durch sein Fenster, während er inzwischen Zugang zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen hat und sich munter im Umgang mit Künstlern, Verlegern und  Politberatern erweist.

    Im Laufe der Zeit ergeben sich für ihn ungeahnte Möglichkeiten des Geldverdienens, denn er erweist sich als großes Organisationstalent in allen Bereichen des menschlichen Daseins, allerdings  

    führt er einen inneren Kampf mit sich selbst. Worum es ihm persönlich geht verdrängt er immer wieder erfolgreich und will es auch nicht verstehen. Zu verlockend sind die zahlreichen Angebote für ihn als jungen Mann.

    Erst nach einigen seelischen und sexuellen  Irrfahrten und vielen schwulen Gesprächen erkennt er langsam, wohin es ihn tatsächlich zieht und er überwindet sich selbst.

    1 PROLOG

    Grab

    Die Herbstsonne grellte plötzlich zwischen den schnell fliegenden, schweren Wolken hervor, als wir hinter dem hellen Eichensarg herliefen. Obwohl der heftige Regen eine Pause machte, klappten nur wenige der vielen Menschen die schwarzen Regenschirme ein. Die Menge sah so wie ein riesiges, wandelndes Schutzschild aus, welches sich langsam nach vorn bewegte. Mit der plötzlichen Sonne funkelte die schwarze Fläche und reflektierte das plötzlich helle Herbstlicht.

    Der Chef war nicht mehr aufgewacht. Unfassbar. Er hatte vor kurzen noch wieder eine seiner großen eindrucksvollen Reden vor irgendeinem der vielen Ausschüsse gehalten, in denen er sich immer eloquent und auf dem politischen Parkett so elegant bewegte wie Fred Astaire. Außerdem hatte er mir erzählt, vor einigen Wochen guten Sex gehabt zu haben- und das in diesem Alter...auch unglaublich.

    Alte und neuere Weggefährten aus Politik und Wirtschaft hielten, nachdem die Eichenkiste in der Erde versenkt worden war, die langen Reden auf das immerwährende, nun angetretene Vermächtnis und die große, zumindest für mich, unendlich schwer zu füllende Lücke. Jeder der Anwesenden kannte ihn mehr oder weniger gut, mehr oder weniger intim.

    Aber außer mir hatte keiner wirklichen Einblick in sein doch bewegtes Leben. Ich wusste das so sicher, wie das Amen in der Kirche zum Schluss eines jeden Gottesdienstes ausgesprochen wurde.

    Fast 20 Jahre waren wir ein Team. 20 Jahre war er so etwas wie ein Ziehvater für mich gewesen.

    Mit Allem hatte ich gerechnet, nur nicht damit, dass er so schnell sterben würde.

    Schmerzen, nie gefühlte Schmerzen. Aber das zu zeigen, nein nicht ich als der Mann, der ich war und heute bin.

    Am Grab bildeten sich zwei Parteien, die Offiziellen aus Politik und Wirtschaft und die, die ihn privat kannten

    Ich wiederum kannte hier fast alle.

    Ich sah Gesichter aus alten, gemeinsamen Zeiten und neue Gesichter.  Menschen, die nicht nur ihm, sondern auch mir auf meinen eigenen Weg geholfen hatten und schemenhaft erkannte ich auch die wieder, die ich etwas aus den Augen verloren hatte. In meinen Augen trauerten diese alten gemeinsamen Freunde wirklich. Der Rest repräsentierte sich wieder auf dem öffentlich-politischen Parkett- selbst am Grab.

    Immer, wenn ich auf den Sarg schaute, hörte ich ihn fast nach mir rufen, wie er es immer montags im Büro zum Wochenbriefing getan hatte. Auch nach seinem körperlichen Abscheiden hatten wir noch etwas, was uns miteinander verband, das ich jedoch nicht näher definieren konnte. Er rief nach mir und trotz meiner extremen Angst vor dem Tod und meiner eigenen Trauer, zog er mich an. Das alles überwältigte mich fast, obwohl ich vor ein paar Tagen mir noch nicht vorstellen konnte, hier jetzt am diesem Erdloch zu stehen.

    Meine Knie zitterten und der Hals schmerzte, als ich mit der Schaufel daran war, Erde auf den Sarg zu werfen.

    In der Reihe mit der verbliebenen Familie stellte ich mich auf, um der Trauergemeinde die Hand zu schütteln und den Rücken zu streichen.

    Hinter der dunklen Sonnenbrille beobachtete ich die versammelten Menschen hier wie in einem Film aus der UFA-Zeit.

    Hinten stand Lorena, sie trug jetzt einen kleinen Bart und war gemeinsam mit Cäsar da. Lorena hatte einen kleinen Bauch angesetzt, ihre Brüste waren verschwunden und Cäsar hatte ich beinah nicht wieder erkannt. Sein Gang kam mir im Gegensatz zu früher etwas beschwerlich vor, Haare, Bräune und Sonnenbrille fehlten.

    Dicht daneben nahm ich Hans und den zickigen Carlos wahr. Die beiden waren ja schon ewig miteinander verbunden. Carlos schob Hans im Rollstuhl, ich konnte es nicht fassen. Wie viel Zeit war vergangen?

    Renate schob sich durch die Menge. Sie hatte bestimmt gefühlte 20 Diäten hinter sich, zumindest in der damaligen Zeit hatte keine wirklich geholfen, und bis heute hatte sich ihr wahnsinnig dicker Körper nicht wirklich verändert.

    Gianni aus Italien erkannte ich schnell, trotz der vergangenen Jahre, zumindest an seiner himmelblaulachsfarbenen Kombination gepaart mit teuren mailändischen Slippern. Wie ich später hörte, war er mit seinem Privatjet eingeflogen „Nenn mich den Slipperkönig" hatte er immer gerufen, wenn wir betrunken waren.

    Josef, unser lieber, kleiner, bescheidener 3-Zimmer-Wohnung-Josef, stand trauernd in der Menge am Grab. Später auf der Trauerfeier sagte er mir, dass ich ihm seinen inzwischen 70.ten Geburtstag veranstalten sollte. Gerne doch!

    Hinter ihm sah ich Wolfgang aus München, ich erinnerte mich gern an ihn zurück, weil er für mich  schnörkellos und direkt war- etwas anders als die anderen.

    Hinter Sven stand Sammy. Sven, den ich als er ganz unten war aufgelesen hatte  und Sammy- ein koreanisches Architektengenie und Professor.

    Die Leute, die am meisten von ihm wussten und ihm am nächsten standen, die, die aus weiter Ferne hier angeflogen kamen, das waren die, für die ich später eine Rede halten wollte. So mein Plan. Vor den anderen konnte ich einfach nicht, wollte ich nicht. Zu groß waren die Schmerzen und alles kam mir so unwirklich vor. Die letzten Jahre war ich derjenige, der dafür gesorgt hatte, dass der Chef der immer noch politisch sehr aktiv war, die Unterstützung hatte, damit sein Alltag rund lief. Viele kamen im Laufe des Beerdigungstages und Zeremoniells zu mir und meinten, dass er ohne mich gar nicht so lange gelebt hätte. Ein schwacher Trost, aber ich bedankte mich anständig dafür und alle waren sich einig, er wäre einfach zu früh gegangen.

    Der offizielle Teil der Trauerfeier fand später mit dem traditionellen Schmaus in einem angesagten Restaurant statt.

    Ich ging nicht hin. Meine Trauerarbeit sah anders aus.

    Später wollte ich mich einfach nur mit denen betrinken, die ihn fast so gut kannten, wie ich. Aber vorher wollte ich noch einmal ganz allein, wenn alle den Friedhof verlassen hatten, meinen eigenen, intimen Abschied nehmen.

    Am Grab, allein, brach ich fast zusammen. Mir gefror der Brustkorb und die Arme fühlten sich eiskalt an. Kurz vor den Tränen bat ich ihn zuzuschauen, was ich nun in meinem neuen Leben ohne ihn veranstalten würde und mir alles Liebe und Gute dabei zu wünschen. In Gedanken umarmte ich ihn innig und wahrscheinlich das erste und einzige Mal, denn trotz aller, sich über die Jahre entwickelten Nähe, hatten wir immer eine gewisse, zumindest körperliche Distanz behalten. Und das war auch notwendig.

    Während ich dem Grab schweren Herzens den Rücken kehrte und die Sonne Oberhand über die schweren Wolken bekam, klappte ich endlich meinen schwarzen Schirm ein.

    Später umarmte ich alle, die ich nach dem Leichenschmaus in die riesige, feudale Villa von Hans geladen hatte und erinnerte mich gerne an die Erlebnisse, die mich mit jedem einzelnen hier und dem Chef verbanden.

    Die erste Fahrt

    Vor 20 Jahren und drei Tagen wollte ich mir etwas Geld mit einfachen Arbeiten verdienen Einer meiner Jobs war es, als Kurier Post zu bestimmten Kunden in Köln zu bringen.

    Aber sicher nicht, dass ich meinen dann zukünftigen Chef über den Weg lief und später fahren durfte. Die Vorgeschichte dazu gestaltete sich relativ einfach: der eigentliche, damals für mich steinalte Referent meines zukünftigen Chefs wurde krank und auf die rhetorische Frage der Sekretärin des Politbüros, die gerade den Hörer auflegte und an deren Tresen ich gerade meine Post loswerden wollte, „wer jetzt fahren könne rief ich, geistesgegenwärtig und vor allem laut genug „Ich kann fahren, auf der Rennstrecke gelernt. ich war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit einem Anfall von naivem Selbstbewusstsein - wie es nur Landkinder haben können.

    „Wie, sie sind doch nur Aushilfe und gerade erst 20!, protestierte die Sekretärin kopfschüttelnd. Ich antwortete selbstbewusst und siegessicher und fast am Ziel vorbei schießend, ich könne Probe fahren, um mein Können schnell einmal unter Beweis zu stellen. „Ich habe da echt etwas drauf!, „Aber wenn ich mich nicht beweisen darf, dann gehe ich eben jetzt zur Post, was ja mein eigentlicher Aufgabenbereich bislang hier in diesem Politberater-Büro ist. „Ok, murmelte der von hinten hinzugetretene Chef mit hoch gezogenen Augenbrauen. Wahrscheinlich war er einigermaßen verwundert darüber, dass ich mich überhaupt zu Wort meldete. Während er mich kritisch musterte, murmelte er weiter, er müsse morgen nach Essen, dringend und deshalb würde er es mit mir versuchen, denn angesichts der Lage gäbe es sowieso gerade keine vernünftige Alternative. In dem Moment, in dem er mit mir so herabwürdigend sprach, nahm ich ihn zum ersten Mal seit Beginn meiner Aushilfstätigkeit in diesem Politbüro wahr - nicht gerade positiv: Er war um die 50 Jahre alt, ungefähr 1,80 groß, nicht schlank aber auch nicht dick, man könnte auch sagen leicht untersetzt, kleiner Bauch und volles graues, kurzes Haar, korrekter Seitenscheitel sehr helle, wache, aber kleine Augen und natürlich trug er einen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte.

    Die ersten Meter am nächsten Morgen in dem dicken Daimler mit Automatik waren ein völlig neues Fahrgefühl – man musste gar nicht arbeiten im Auto, eher etwas für Oldies - , aber nach ein paar Metern ging alles wie von selbst und nach weiteren 50 km und einem Tankstop, nahm mein Chef die Zeitung vors Gesicht und ließ mich ohne Observierung fahren. Am Vorabend hatte ich mir, zufrieden mit meiner kleinen Arbeitsveränderung, die Strecke angeschaut und Notizen dazu gemacht. Ich wollte auf gar keinen Fall Fehler machen. Auf Anhieb und ohne uns zu verfahren kamen wir ans Ziel. Mit einem kurzen knappen „Gut gefahren, ich bin in ca. 1 h wieder da.", stieg er aus dem Daimlerschiff und hinterließ mich in der Einsamkeit mit meiner Lieblingszeitschrift Auto-Motor-Sport.

    Eigentlich ein Kinderspiel, so Geld zu verdienen, dachte ich. Die neue Jobbeschreibung lautete also: schweigend fahren und Anzugträger sicher von A nach B bringen.

    Ich kam aus einem kleinen Dorf und wenn ich es mir so recht überlegte, war ich von da aus nie wirklich über Köln hinaus gekommen. Für Urlaube hatten wir von Haus aus kein Geld und in den Ferien schaute ich als Jugendlicher dann oft auf der Rennstrecke am Nürburgring vorbei. Schnelle Autos und Motorräder waren so zwangsläufig meine Leidenschaft und mit der Zeit durfte ich sogar irgendwann mitfahren und mit 16 Jahren auf dem Parkplatz hinter den Boxen, selber Reifenabrieb produzieren. Wagenwäsche oder kleine Besorgungen für die Profirennfahrer brachten etwas Geld und mit 16 hatte ich auch mein erstes Moped. Drei Monate später war es frisiert und lief immerhin satte 110 km/h. Eigentlich hatte ich nie das Gefühl etwas verpasst zu haben, nur mit Freundinnen war es im Dorf schwierig – nur die Zunge in den Hals stecken war mir zu wenig.  Aufklärung war sowieso ein Wort der Moderne, das es nicht bis in die Eifel geschafft hatte. Der Pfaffe hatte mein Heimatdorf fest im Griff aber auf der Rennstrecke hatte ich ein Gefühl, dass sich mir eine neue Welt öffnen könnte....

    Der Chef setzte sich nach dem Meeting schlecht gelaunt wieder ins Auto, während ich zeitgleich einen anderen Fahrer beobachtete, der schnell und diensteifrig aus dem Wagen sprang, um die Tür seines Autos für seinen Anzugträger geschäftig aufzuhalten. Ich dagegen blieb sitzen, da ich noch sehr wenig über die Pflichten eines Fahrers wusste. Vielleicht war das der Grund der schlechten Laune meines Chefs? Ich kam mit meinen Überlegungen hier nicht weiter, denn ohne weitere Worte zu wechseln, fuhren wir zurück nach Köln ins Büro und mit einem kurzen knappen „Danke... und ich solle morgen anrufen. Übermorgen müsse er für drei Tage in den Norden.", ging ich in meinen Feierabend. Fahren ist für mich locker verdientes Geld dachte ich, vielleicht gäbe es ja eine längerfristige Anstellung für mich, dann könnte ich mir endlich ein eigenes Appartement mieten.

    Seit ein paar Tagen wohnte ich zur Untermiete in Köln bei einem Kumpel um meinen Jobs besser nachkommen zu können.

    Von unserem Dorf wäre ich niemals rechtzeitig zur Arbeit gekommen. Die erste Veränderung, die das Arbeiten für den Chef mit sich brachte, hatte ich also schon vollzogen.

    Am nächsten Morgen klingelte gegen 9.00 h das Telefon in meiner neuen Bleibe und die Protestsekretärin sagte, dass ich am nächsten Morgen um 7.30 h im Büro sein müsse, um den Chef nach Hamburg und im Anschluss nach Sylt zu kutschieren. Für die Reise seien Donnerstag, Freitag, Samstag anberaumt.

    Ich war selig. Zum ersten Mal in einer richtig coolen Stadt. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Nichts gegen Köln, aber Hamburg bot mehr. Ich hatte schon seit mehr als drei Monaten keine Freundin und Frau mehr gehabt und jetzt winkte die Aussicht auf die Reeperbahn zu gelangen. Die wollte ich unbedingt sehen, da würde ich doch mit Sicherheit fündig werden und mein dörfliches Nur-Zungen-Problem mit wenig Aufwand, jedoch mit Geld in den Griff bekommen. Mein Mitbewohnerkumpel, der im Kaufhof Köln-Weiden als Verkäufer arbeitete, beneidete mich ein wenig, lieh mir 100 DM und am nächsten Morgen stand ich pünktlich um 7.30 h vor dem Büro. In meine kleine Tasche hatte ich etwas Unterwäsche und ein Sakko eingepackt. Die Protestsekretärin fragte, ob ich einen Anzug mit hätte? Sie fragte das eine Spur zu arrogant für meine Begriffe: außer protestieren, konnte sei also auch noch gut zicken. Nach langer Nachdenkpause auf ihre Frage, fiel mir außer ihrem kleinen runden Hintern nichts Gutes zu ihr ein und dass ich eben keinen Anzug hätte.

    „Nein ich habe keinen Anzug und auch kein Geld., antwortete ich. Im Gegenzug lächelte sie wieder arrogant und eingebildet, vielleicht sogar eine Spur mitleidig, ging und kam nach 5 min mit Straßenkarte und 250 DM wieder: „Hier für einen Anzug, kannst du in Hamburg kaufen, wird dir vom Gehalt abgezogen. Unten steht der Wagen, fahr ihn tanken und dann geht es los, der Chef legt äußersten Wert auf Pünktlichkeit. „Aha.", sollte meine Standardantwort auf ihre Anweisungen werden und auf alles was ich erst einmal ein wenig verarbeiten musste.

    Wenig später waren wir unterwegs, „Guten Morgen.", war das einzige was der Alte minimalistisch herausbrachte. Mir war das nur recht, er las die Zeitung, ich fuhr, so wollte es die Arbeitsteilung. Nach 2 h machten wir einen Stopp, mein neuer Chef verrichtete seine Geschäfte in gefliesten Räumlichkeiten und 5 min später waren wir wieder unterwegs. Überraschender- und netterweise, wie ich fand, hatte er mir Kaffee und Wasser mitgebracht.

    Wir kamen schnell voran, bis es dann eine unangenehme Situation kurz vor Bremen bei 200 km/h gab. Kurz vor uns scherte ein Bus nach links auf die Überholspur aus. Bei diesem hohen Tempo blieb mir nur das Lenkrad nach rechts zu ziehen, über den Randstreifen zu überholen und dann wieder einzuscheren. Mir machte die Aktion Spaß, da ich mein auf der Rennstrecke erworbenes Wissen fachmännisch und intuitiv hatte, aber der Alte war kreideweiß, quetschte sich allerdings noch ein mühsames „Gut gemacht." über die Lippen. Ich fühlte mich sehr lässig und obendrein eingeladen ihm zu erzählen, wo ich das Fahren so gut gelernt hätte. Außerdem war ich überzeugt, dass er sich sicher bei mir aufgehoben fühlte. Der Chef hörte jedoch nur schweigend zu, das irritierte mich ein wenig. Nach 4,5 h waren wir in seinem Hotel in Hamburg angekommen. Ich hätte jetzt 2 h Zeit erläuterte er, bis er mich wieder brauchte. Mein Hotel lag ca. 150 Meter von seinem entfernt und es war auch, wie ich feststellen durfte drei Kategorien schlechter. Genau genommen konnte ich es als Absteige bezeichnen, welches schon das verblichene Tapetenmuster im Eingangsbereich aus den 40 er Jahren andeutete. Nun gut, bloß nicht zu viel erwarten: ich hatte eine Aufgabe zu erledigen und die hieß erst einmal einen Anzug kaufen.

    Bei Charme und Anmut versicherte mir eine junge, hübsche Verkäuferin mit riesigem Ausschnitt, dass mir die 4 ausgesuchten Teile mehr als gut stehen würden. Dann bot sie an, mir nach Feierabend Hamburg zu zeigen.  Bestimmt stand sie auf mich, frohlockte meine Wahrnehmung und nach diesem Angebot. Aber die Pflicht rief mich und so fand ich mich zur einbestellten Uhrzeit wieder beim Chef ein. Er musste zu irgendeiner namhaften Versicherung, bei der er eine Rede halten sollte.Ich schleppte seine wie mir schien, tonnenschwere Aktentasche in das Versicherungsgebäude und im riesigen, mit einem Kristalllüster behangenen Saal, legte ich im Anschluss auf jeden der vorhandene Stühle ein kleines Infomagazin.

    Als ich mich von einem Fuß auf den anderen tretend endlich davon machen wollte, schließlich hatte ich meine Aufgaben erledigt und fühlte die geile Vorfreude auf meinen freien Abend auf der Reeperbahn wachsen, teilte er mir leise grinsend mit, ich solle dem anschließenden Empfang ruhig einmal beiwohnen. Das passte mir jetzt gar nicht. Äußerst dumm gelaufen. Ich stand jedoch mehr in seiner Pflicht als den Damen auf der Reeperbahn.

    Ich wartete in den folgenden Stunden wie ein Schirmständer im Eingangsbereich, ohne Gespräche zu führen, beobachtete dann aber aus Langeweile die versammelten Teilnehmer haarscharf. Die drei Endlosreden schienen hier nicht nur mich, sondern auch alle anderen kaum zu interessieren, dafür gab es einen schnell und heftig einsetzenden Sturm auf das elegante Buffet und die an mir vorbei ziehenden, überfüllten Teller tropften oft über den Rand.

    Später war der Chef völlig abgefüllt und um 22.00 h hatte ich dann endlich frei  nachdem ich ihn betrunken wie er war, in seinem teuren Edelhotel abgesetzt hatte. Für die Verkäuferin war es zu spät aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt sowieso nur noch ein Ziel, nämlich auf die magische Jungsmeile zu kommen - die Reeperbahn. Nachdem ich den U-Bahnplan gemeistert hatte, stand ich endlich an diesem Abend an meinem vorläufigen Endziel.

    Das, was sich mir direkt auf den ersten Blick bot, haute mich fast um. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Unmengen von Sexshops lockten mich lustvoll schreiend an. Meine Lenden meldeten sich. Ohne Umwege bin ich direkt in den erst Besten hinein, ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Dann folgte ich den rot blinkenden Pfeilen und ging in eine Einzelkabine, warf 2 DM ins Gerät, um mich dann bei ein paar Pornos selbst zu befriedigen.

    Während ich so an mir herumspielte, entdeckte ich neben mir ein kleines rundes Loch aus dem 2 Finger lockten, offensichtlich sollte ich meinen Schwanz da durchstecken. Die groben behaarten Finger gehörten unverkennbar einem Mann. Grauenvoll entsetzt riss ich die Hose hoch, brachte mein beste Stück in Sicherheit und schrie irgendwas wie „Du Sau!" und stürmte nur noch aus dem Laden.

    Schwules Schwein, hämmerte mein Hirn verstört. Das kannte ich nur vom Hörensagen und schon gar nicht bei uns auf dem Dorf und auch noch nicht aus Köln und war da so konservativ wie der Pfaffe auf der Kanzel und wollte das ungute Gefühl schnellstmöglich in neuen Abenteuern loswerden. Das nächste Vergnügen kostete 30 DM Eintritt, nachdem die Geilheit über den für mich schwulen Horror gesiegt hatte. Ein Haufen Japaner saß in der ersten Reihe. Man, sahen die angetörnt aus. Ich setzte mich mit mindestens 100 weiteren Männern hinter die Schlitzaugen und starrte auf die Bühne. Die Show war überwältigend, so etwas hatte ich noch nie gesehen: Eine Nonne betrat die Bühne, dahinter folgte der Pfarrer. Plötzlich hob die Nonne langsam die Kutte hoch und fing an den Pfaffen genüsslich zu blasen und das vor dem ganzen Publikum. Sie machte das bis er einen stehen hatte und ließ sich dann von ihm ficken. Die Japaner sabberten und trieften so nah und direkt an der Bühne. Ich tropfte auch in der Hose und platzte fast, da folgte die Pause. Danach hockte sich die Gefickte breitbeinig auf die Bühne vor die einzelnen geilen Japaner. Der ein oder andere schaute jetzt direkt in das eben gefickte Loch. Das war zu viel für mich, ich hatte eine Erektion und Ejakulation erster Sahne und schleppte mich erschöpft, mit nasser Hose zurück ins Hotel.

    Die restliche Nacht irrte ich dann aber doch hellwach und immer noch geil in meinem Zimmer herum und machte es mir noch dreimal selbst.

    Ich hatte bisher nur wenig Erfahrung mit Sex gehabt. Einen One-Night-Stand mit Doris hinter dem Kirmesplatz, dann eine Dicke aus der Schulklasse zum Dank dafür, dass sie mir zur Versetzung in die 10. Klasse geholfen hatte und Ulrike mit der ich bis vor 4 Monaten sexuell ergebnislos zusammen war. Ihre katholischen Eltern machten aber auch jegliche ungestörte Zweisamkeit auf dem Zimmer zunichte. Bei dem einen Mal, wo etwas mehr als Küssen zustande kam, bin ich zu früh gekommen und zog peinlich berührt, mit gesenktem Blick über den Zaun ab.

    Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Sylt, ich hatte mir wieder die Route genau zusammengestellt. Auf die Chef-Frage, was ich denn so gemacht hätte am vorausgegangenen Abend, meinte ich nur ich hätte ein paar Bier getrunken und sei dann schlafen gegangen, um heute gut fahren zu können. Zu meiner Überraschung schaute er mich verständnislos an und meinte dann, dass er an meiner Stelle doch ganz sicher auf die Reeperbahn gegangen sei. Da wäre ja nun Tag und Nacht etwas los.

    Am Nachmittag kamen wir in Westerland auf Sylt an und bezogen irgendwo Richtung Kampen so etwas wie ein Gästehaus. Ich vermerkte die Steigerung in der Qualität meiner Unterkunft positiv. Mein kleines Zimmer befand sich im Erdgeschoß, der Chef residierte in der oberen Etage, das Personal sorgte für die Beköstigung. Ich war mit offenem Mund beeindruckt.

    Immer noch aufgewühlt von der letzten Nacht, befummelte ich mich selbst im Bad unter der tröpfelnden Dusche. Später fuhr ich mit zu dem Termin.

    Inzwischen geübt schleppte ich wieder die unvermeidliche Aktentasche und das Infomaterial für 20 geladene Gäste.

    Dann durfte ich am Tischende, mit einem weiteren Fahrer Platz nehmen und den Reden lauschen, die geschwungen wurden.

    Und wieder beobachtete ich das gleiche Spiel wie in Hamburg: Die geladenen Gäste kippten schon große Mengen Wein vor, während und nach dem Essen. Natürlich bei Mineralwasser, wie der Kollege auch, stellte ich fest, dass die Reden nur Beiprogramm zu sein schienen.

    Dann passierte das Unweigerliche, nichts wurde mir erspart. Es wurde Fisch angeboten. Ich mag keinen Fisch. Auf die schüchterne Anfrage, ob ich das denn unbedingt essen müsste, gab es das Alternativprogramm. Eine Wachtel wurde mir serviert. Im Dorf hatte ich nie das Gefühl des Mangels gehabt und Takis Supergrill am Ende der Strasse bot die besten frittierten Schnitzel der Welt, mit ungarischer Sauce und nun hatte ich eine Wachtel auf dem Teller.

    Da machte sich dann doch Ratlosigkeit breit. Denn das möglicherweise gesellschaftlich folgenschwere Problem stellte sich wie folgt dar: Wie esse ich das geflügelte Teil?

    Geistesgegenwärtig, wie ich fand und hungrig obendrein, beschloss ich die Wachtel wie ein Hähnchen zu betrachten und im Anschluss mit den Fingern zu zerpflücken und dann zu verspeisen.

    Später auf dem Weg nach Westerland erzählte mir der Chef, dass

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