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Samruk - Alte Schwüre
Samruk - Alte Schwüre
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eBook182 Seiten2 Stunden

Samruk - Alte Schwüre

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Über dieses E-Book

Über Jahrtausende hinweg musste jeder, dessen Gier nach den Artefakten zu groß war, mit dem Leben bezahlen. Weltreiche kamen und gingen, ohne dass Samruk je seine Aufgabe vernachlässigt hätte - bis zwei englische Diebe in sein ewiges Leben stolpern, um alles ins Chaos zu stürzen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Juni 2021
ISBN9783753189659
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    Buchvorschau

    Samruk - Alte Schwüre - Nina Heyer

    Samruk

    Alte Schwüre

    © Nina Heyer

    Autor: Nina Heyer

    Umschlaggestaltung: Nina Heyer

    ISBN: 978-3-7380-9863-1

    E-Mail: ninaheyer@hotmail.de

    Prolog

    Der unterirdische Gang war warm vom Licht der Wandfackeln. Zwischen den Wänden gab es kaum genug Platz, um zu zweit nebeneinander zu gehen und die gewölbte Decke war so niedrig, dass man nur den Arm ausstrecken musste, um sie zu berühren. Die dicken Mauern waren aus großen Steinquadern gefertigt und hatten denselben honigfarbenen Ton wie der sandige Boden. Hier unten war der Lärm der plündernden Horden nicht zu hören.

    Leichte Schritte eilten die Steintreppe hinab, die in den Gang führte und wenige Augenblicke später erschienen zwei Legionäre an ihrem Fuß. Den Männern war anzusehen, dass ihnen wenig Zeit geblieben war, ihre Uniformen anzulegen. Beide trugen helle Leinenhosen und langärmelige, rotbraune Militärtuniken, aber nur der größere der beiden hatte es auch geschafft, sein Kettenhemd überzuwerfen und dieses mit einem roten Stoffgürtel zu befestigen. Unter dem Gürtel steckte ein Kurzschwert von dem frisches Blut herabtropfte. Der Weg hierher war nicht leicht gewesen und hatte viele Leben gekostet, aber hier ging es um viel mehr als die Existenz Einzelner.

    Mit großen Schritten eilte der Legionär voraus, ohne sich umzusehen, um sicherzustellen, dass sein Waffenbruder ihm folgte. Die beiden Männer verbanden blindes Vertrauen und eine tiefe Freundschaft; beides hatte sich in den letzten Jahren durch gemeinsame Schlachten, lange quälende Märsche und vor allem durch ihr gemeinsames Wissen entwickelt.

    Der kleinere der beiden folgte ihm mit raschen Schritten, entschlossen, das Objekt, das er trug, so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Umwickelt mit purpurrotem Tuch, ruhte das Gefäß wie ein Säugling in seiner linken Armbeuge. Es war etwas kleiner als ein Legionärshelm und in etwa so schwer, doch seine Form erinnerte an eine Suppenschüssel. Ein Deckel verschloss den Behälter und war mit einer Masse fixiert, die aussah wie Teer. Die steinerne Oberfläche war grau und wurde leicht bläulich, wenn sie von der Sonne beschienen wurde, erschien ansonsten jedoch recht unspektakulär. Aus der Nähe konnte man hören, wie im Innern leise Flüssigkeit hin und her schwappte.

    Der Gang öffnete sich in eine lange Kammer, in deren Mitte die Stele mit dem Abbild des Mithras aufragte. Der größere der beiden Männer eilte an der Säule vorbei zur hinteren Wand des Raumes, wo ein Altar aus der Wand herausgearbeitet war. Eine rostbraune Schicht bedeckte fast die gesamte Oberfläche und Teile der Wand; in der Luft hing ein metallisch-muffiger Geruch.

    »Wo ist es?«, fragte er, ohne sich umzudrehen. Sein Kamerad schloss zu ihm auf.

    »Rechte Seite, auf Höhe deiner Knie. Aber ich muss es öffnen.«

    Der größere sank auf ein Knie herab und begann mit seinen langen Fingern über die felsige Oberfläche zu streichen. Seine Fingerspitzen tasteten suchend über den Stein.

    »Ich sehe es nicht!« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Unruhe mit.

    »Dann habe ich gute Arbeit geleistet«, lächelte der kleinere und ließ sich vorsichtig neben ihm, wie zum Gebet, auf die Knie sinken. Vorsichtig stellte er den Behälter vor sich ab und streckte seine Arme, die er vor Anspannung verkrampft hatte. Er schloss die Augen, konzentrierte sich, spuckte auf seine Finger und zog die Flüssigkeit über eine unauffällige Stelle des Altars. Der dunkle Streifen, den er hinterlassen hatte, begann leise zu zischen und schien das Gestein zu schmelzen. Drei weitere Male wiederholte er die Prozedur, bis ein Viereck von dreißig mal dreißig Zentimetern zu sehen war. Er griff in die schmalen Fugen zu beiden Seiten und zog. Wie eine Schublade öffnete sich der Fels. Das Innere war leer. Das Versteck war vor Jahren beim Bau dieser unterirdischen Kammer entstanden, um im Notfall das Artefakt aufzunehmen, dass in den falschen Händen zur Katastrophe führen könnte.

    Andächtig hob er das Gefäß an und legte es in die Lade. Das rote Tuch ordnete er so an, dass es das Artefakt komplett bedeckte. Mit einem leisen Seufzen schob er die Lade zurück in den Stein, spuckte erneut auf seine Finger und ließ die Rillen im Stein wieder verschmelzen. Als er seine Arbeit beendet hatte, blickte er auf. Tränen rannen über die Wangen seines Freundes.

    »Samruk ... das ist das Ende. Von hier an geht es nicht weiter. Ich kann es fühlen.« Seine Stimme war nur ein Flüstern.

    »Ich weiß nicht, alter Freund«, sagte Samruk und fuhr mit den Fingern durch seine kurzen, dunkelbraunen Locken.

    »Mithras wird auf uns acht geben.« Er erhob sich und blickte auf die Stele in der Mitte der Kammer.

    »Ich meine nicht uns, Samruk. Ich meine das alles hier.« Der Legionär erhob sich. Blonde Haarsträhnen klebten an seiner verschwitzten Stirn, als er langsam den Blick durch die Kammer gleiten ließ.

    »Mithras wird nicht länger in den Köpfen der Menschen weilen. Entweder wird der Messias der Christen seinen Platz einnehmen, oder die Barbaren werden uns überrennen und ihre Götter in unsere Tempel einziehen lassen. Und wenn sie das Geheimnis entdecken ...« Er ließ den Satz unvollendet.

    Samruk blickte in die blauen Augen seines Freundes und sah darin nichts als Hoffnungslosigkeit.

    »Sie werden nichts finden, Valerius. Dafür werde ich sorgen.«

    Es vergingen mehrere Sekunden, bis die Erkenntnis Valerius das Herz schwer wiegen ließ.

    »Nein! Das kannst du nicht tun. Du musst mit mir kommen«, flehte er.

    »Ich habe eine Aufgabe«, fuhr Samruk ihn an. »Für nichts anderes existiere ich. Es geht hier um mehr als uns, Valerius, das weißt du.« Seine Stimme wurde sanfter, als er begriff, das dies der endgültige Abschied war. Er würde seinen Blutsbruder nicht wieder sehen. Aber ihm blieb keine Wahl.

    »Geh«, flüsterte er. »Du musst verschwinden, solange du noch kannst. Ich bleibe hier und wache. So wie es mir bestimmt wurde.«

    Valerius senkte den Kopf. Schließlich nickte er stumm. Im Vorbeigehen drückte er Samruks Schulter und sagte: »Wir sehen uns wieder, alter Freund.« Die Tränen trübten seinen Blick, als er in den Tunnel trat.

    Samruk sah seinem Freund nach und fühlte etwas in sich zerbrechen. Es war nicht das erste Mal, dass er von einem Menschen Abschied nehmen musste, aber es war mit Abstand das Schwerste. Valerius war wie ein Bruder. Der Erste, der nie sein Wesen oder seine Geschichte in Frage gestellt hatte oder sich davon einschüchtern ließ. Samruk spürte, dass er soeben einen wichtigen Teil seines Selbst verloren hatte. Über die Jahre hinweg war in ihm das Verlangen gewachsen, die Artefakte an sich zu nehmen. Welche Macht könnte er erlangen, wenn er seine eigenen Fähigkeiten mit denen der uralten Objekte vereinte?

    Valerius war seine Rückversicherung, jedes Mal, wenn die Versuchung drohte zu groß zu werden. Vielleicht wäre die Verlockung nicht mehr so groß, jetzt da die Artefakte in ihren Verstecken ruhten. Samruk würde lernen müssen, allein gegen die Stimme in seinem Innern anzukämpfen, während Valerius sich weit weg von diesem Chaos, das über sie herfiel, ein neues Leben aufbauen würde.

    Silas lehnte sich an die Stele des Mithras und atmete tief durch.

    »Wir zwei werden wohl eine Menge Zeit miteinander verbringen«, murmelte er mit Blick auf das göttliche Abbild und schloss dann die Augen um sich auszuruhen. Sekunden später schreckte er hoch. Jemand stolperte den Gang entlang. Samruk huschte hinter die Stele, um vom Eingang aus nicht sofort gesehen zu werden, und lauschte. Ein heftiges Keuchen war zu hören und dann...

    »Samruk? Sam? Wo bist du?« Valerius Stimme klang schwach. Samruk riss überrascht die Augen auf und blickte hinter der Stele hervor. Valerius lehnte im Eingang zur Kammer. Gekrümmt und blutüberströmt. Ein breiter Schnitt lief über seine Stirn bis hinunter zur Wange, seine Hände presste er auf den Bauch, wo ein langer Riss im Kettenhemd Schlimmeres erahnen ließ. Seine schmalen Lippen waren blau und er bekam nur schwer Luft.

    »Sie kommen, Sam... sie sind hinter mir. Versteck dich... ich halte sie auf.« Seine zitternde Hand hielt nur mühsam das Kurzschwert umklammert, trotzdem machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit und die Augen funkelten kampfeslustig.

    »Diese Hunde wissen wohl nicht ... mit wem sie es zu tun haben.«

    Samruk hörte das Scheppern von Waffen und das Stampfen schwerer Körper, die sich einen Weg durch den Tunnel bahnten. Bevor er etwas sagen konnte, hatte Valerius sich umgedreht und war wieder im Tunnel verschwunden. Kurz darauf hallte der laute Kampfschrei seines Freundes in dem Gewölbe wieder und die Schmerzensschreie seiner Gegner ließen vermuten, dass er mehr als einen Treffer landete.

    Samruk wusste, dass er nichts mehr für Valerius tun konnte. Als dieser im Eingang gelehnt hatte, war hinter ihm bereits der Schatten der Brücke zu sehen gewesen, über die seine Seele gehen musste, um sich der letzten Prüfung zu unterziehen.

    Der Kampflärm brach ab und Stille machte sich breit. Vorsichtige Schritte näherten sich der Kammer.

    Als Ketill das Gewölbe betrat, fiel sein erster Blick auf die Stele, die sich in der Mitte des Raumes befand. Kampfbereit hielt er das mit frischem Blut befleckte Schwert vor sich, jederzeit mit einem Hinterhalt rechnend. Der Soldat war nicht hier herunter gelaufen um sich zu verstecken. Er hatte gekämpft, als würde er etwas verteidigen, und hatte selbst mit letzter Kraft noch versucht, Ketill und seine Männer aufzuhalten, obwohl er gewusst haben musste, wie sinnlos das war. Trotzdem waren zwei Männer seiner Sippe im Tunnel hinter ihm gefallen und Ketill selbst hatte seinem Gegner daraufhin einen schnellen Tod beschert, indem er ihm mit seinem Breitschwert den Kopf abschlug. Kein leichtes Unterfangen in der Enge des Tunnels.

    Nun war er neugierig auf das, was sich hier unten verbarg. Er musterte die nackten Steinwände, die Decke, den Boden und kam zu dem Schluss, dass der einzige Ort an dem sich etwas oder jemand verstecken konnte, die Stele war. Er gab seinen Männern ein Zeichen und sie näherten sich leise von beiden Seiten dem Stein, in den das Abbild eines Menschen gemeißelt war, der einen Stier mit seinem Dolch tötete. Nichts geschah. Seine Männer umrundeten den Stein, ohne etwas zu entdecken. Undeutliche Fußspuren von mindestens zwei Personen waren im Sand zu sehen, einer davon war vermutlich der Legionär gewesen, dessen Blut im Tunnel hinter ihnen den Boden rot färbte. Von der anderen Person fehlte jede Spur. Noch einmal sah er sich genau die Wände und die Stele an, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte, aber seine Augen und Ohren boten keine Hinweise und so gab er seinen Männern den Wink zum Rückzug. Sie hatten vor, so viel Beute wie möglich zu machen, und Schätze oder vollbusige Schönheiten schien es in diesem Keller nicht zu geben.

    Samruk sah den Barbaren hinterher, als sie sein Heiligtum verließen. Er würde noch eine Weile auf dem Altar sitzen bleiben, um sicherzugehen, dass sie nicht wiederkamen und Nachforschungen anstellten. Er hatte jetzt alle Zeit der Welt.

    Selbst wenn die Barbarenhorden siegten, würde die Ewige Stadt bestehen bleiben. Viele würden in dieser Nacht noch ihr Leben lassen, aber das ging ihn nichts an. Seine Aufgabe war es, Wache zu halten. Allein.

    In seinen Gedanken erschien das blutüberströmte, lächelnde Gesicht seines Gefährten. Samruk schloss die Augen und eine einzelne Träne lief über seine Wange. Die Erste in tausend Jahren.

    1.

    Mrs. Wenda Booner war genervt.

    Mr. Booner hatte darauf bestanden, dass sie sich diese unauffällige, nichtssagende, langweilige, kleine Kirche ansahen, in die sich kaum ein Tourist verirrte (was Mrs. Booners Überzeugung, dass dieses Bauwerk völlig uninteressant sein musste, nur noch bestätigte) und nun stapfte sie ziellos durch das Kirchenschiff und sehnte sich nach der Shoppingmeile, wo sie Gucci und Armani durch die Schaufenster bestaunen konnte. Kaufen konnte sie dort natürlich nichts. Wie es sich, ihrer Meinung nach, für eine vernünftige, amerikanische Ehefrau ziemte, kümmerte sie sich daheim um den Haushalt und sorgte dafür, dass Mr. Booner etwas Vernünftiges zu essen bekam, wenn er abends von seinem Job im Gebrauchtwagenhandel nach Hause kam. Das schränkte zwar die finanziellen Mittel etwas ein, aber für diese Italienreise hatte es ja schließlich auch gereicht.

    »Wenn Sie nun bitte den Blick nach rechts lenken würden, wo Sie die wunderschöne Apsis dieser Kirche erblicken können. Die Mosaike aus dem zwölften Jahrhundert zeigen den Triumph des

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