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The Plateau - Aufstieg in den Tod
The Plateau - Aufstieg in den Tod
The Plateau - Aufstieg in den Tod
eBook207 Seiten2 Stunden

The Plateau - Aufstieg in den Tod

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Über dieses E-Book

Fünf Schulfreunde aus den USA beschließen, in Kanada zwei Tage in einem Nationalpark auf einem Felsen in der freien Natur zu verbringen, um ihren 15jährigen Schulabschluss in Form einer Herrenpartie zu feiern. Sie haben sich lange nicht gesehen und hoffen auf interessante Gespräche. Alle verbindet aber auch eine unschöne Geschichte aus der Vergangenheit. Sie vermeiden darüber zu reden, aber die Erinnerungen daran holen sie doch immer wieder ein. Sie versuchen das mit Berichten über ihre erfolgreichen Karrieren zu übertünchen, aber werden dann auf äußerst brutale Art mit ihrer Schuld konfrontiert.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Juli 2021
ISBN9783754141441
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    Buchvorschau

    The Plateau - Aufstieg in den Tod - John Mobray

    The Plateau

    Der Mann zwang sich nicht auf den Körper vor sich zu sehen, und auch möglichst alle Emotionen abzuschalten. Er hatte die Augen ganz fest zusammengekniffen, aber hätte ziemlich genau erzählen können, was man in seiner Blickrichtung so erkennen konnte. Der Boden, auf dem er hinter dem anderen Mann kniete, lag etwa 40 Meter über dem Niveau der umliegenden Gegend. Bevor sie aufgebrochen waren hatte er sich im Internet über diese geologische Besonderheit informiert. Es war weiß Gott keine spektakuläre Sache, nichts, was irgendwelche Freaks mit dem Kitzel der Gefahr oder einer besonderen Herausforderung anlocken könnte. Die steinerne Erhebung war schlicht und ergreifend das Ergebnis einer vor Jahrtausenden abgelaufenen Geländebildung, die allerdings etwas aus dem Rahmen des Üblichen gefallen war. Diese ungewöhnliche Formgebung hatte für die modernen Menschen schon seit gut 140 Jahren eine gewisse Anziehungskraft entwickelt, die heute besonders bei den Vertretern der Generation Z eine besondere Faszination auszuüben schien. Vielleicht war es die Gewissheit, vor einer durchaus nicht allzu schwer zu bewältigen Herausforderung zu stehen, aber diese nicht unterschätzen zu dürfen.

    The Plateau lag zirka 25 Kilometer von Yellowknife in Kanada entfernt. Nach Yellowknife kam man ganz komfortabel über den Luftweg, wobei der Flughafen bestenfalls in der Kreisklasse der Destinations spielte, und im Jahr gerade einmal 127.000 Passagiere abfertigte. Das war aber auch keine Überraschung, denn der Ort selbst hatte außer einer florierenden Holzindustrie im Umland so gut wie gar nichts zu bieten. Die Stadt selbst war ein planerisch unorganisierter und zusammengestückelter Haufen von Gebäuden verschiedener Zeitepochen. In den Jahren des Goldrush war das Gerücht aufgekommen, dass in den naheliegenden Flusstälern enorme Mengen des Edelmetalls zu finden wären. Nichts davon hatte gestimmt, und die regelrecht verhungernden Goldschürfer hatten den mithilfe von Baumstämmen und Brettern damals schnell hochgezogenen Ort voller Wut und Verzweiflung in Schutt und Asche gelegt. Erst als der Goldrush von 1799 abgeflaut war, und sich eine große Ernüchterung bereitgemacht hatte, kehrte in die Gegend etwas Frieden und Vernunft zurück. Die Überlebenden mussten sich wohl oder übel mit den Tatsachen anfreunden und verstehen, dass es hier keinen schnellen Reichtum durch das Gold geben würde.

    So war in Yellowknife ein bescheidener und anpackender Typus Mensch entstanden der davon ausging, dass ihm nichts geschenkt werden würde. Glücklicherweise waren die Leute schon damals klug genug gewesen in die Zukunft ihrer Kinder durch Bildung zu investieren. Das Land rings um sie herum würde ihnen noch viele Jahre Verdienst bieten können, aber sie wussten, dass sie nicht auf Ewigkeiten davon leben konnten. Zwar hatten Geologen noch einige Vorkommen an Zinn finden können, aber deren Abbau wäre extrem teuer und damit vollkommen unwirtschaftlich gewesen. So hatte sich ziemlich schnell die Erkenntnis breit gemacht, in einem wenig mit Rohstoffen ausbeutbaren Naturparadies zu leben. Es lag also geradezu auf der Hand, sich mit der Vermarktung der eigentlich noch einigermaßen unberührten Natur eine Erwerbsquelle für die Leute vor Ort aufzubauen. Die Stadt war zu dieser Zeit schon fast blutleer, denn wer konnte, zog weg. Es war einzig und allein dem Bürgermeister Will Hernes zu danken, dass er auf welchen Wegen auch immer einen Investor davon überzeugen konnte, einige aufgegebene Häuser in dem Ort zu günstigen Unterkünften für Naturfreunde zu verwandeln. Der Standard war mies, aber man ging davon aus, dass ohnehin nur zwei Zielgruppen nach Yellowknife kommen würden.

    Eine breit angelegte soziologische Studie in Kanada aus dem Jahr 2009 hatte ergeben, dass viele der über Fünfzigjährigen, die übrigens in der überwiegenden Anzahl beruflich erfolgreich und finanziell gut bis sehr gut abgesichert waren, ein diffuses Gefühl über ihren eigenen Anteil an den negativen Wirkungen auf die Umwelt verspürten. Wenn man grob zurückrechnete, waren diese Leute so um 1980 nach Abschluss ihrer Ausbildungen in einen Job eingestiegen. Zu dieser Zeit gab es zwar schon etliche Organisationen, die die ungebremste Ausbeutung und Zerstörung der Natur anprangerten, aber ihre Stimmen hatten noch kein großes Gewicht. Aber nach und nach hatte sich der Wind gedreht, und immer tiefer drangen solche Diskussionen in die Gesellschaft ein. Die jetzigen Best Ager hatten sich angepasst um nicht anzuecken, und gingen eben ökologisch konform auf Wanderurlaube. Dafür bot die Gegend um die unattraktive Stadt mehr als genug Platz.

    Die andere Zielgruppe war die Generation ihrer eigenen Kinder. So im Schnitt am Anfang und um die Mitte der 1990iger Jahre geboren, hatten die Mädchen und Jungen keinen einzigen Moment erleben müssen, in dem ihnen irgendetwas gefehlt hätte. Natürlich betraf das nicht die gesamte Generation, aber nie zuvor waren so viele Kinder so im Wohlstand aufgewachsen. Sie waren von ihren Eltern schon krankhaft übertrieben umsorgt und in etlichen Dingen wohl so auch teilweise lebensfremd geworden. Allerdings manifestierte sich dies auch in einer Abneigung gegen diese Überversorgung, und dieser wollten sie zumindest einmal im Jahr mit einer für sie unschädlichen Revolte entkommen. Die Lösung war einfach: Gruppen von Männern oder Frauen spielten für ein paar Tage die unangepassten lässigen Typen, die in den Urlaubstagen mal richtig die Sau rausließen und auf alle Konventionen schissen. Dazu zählte auch das Zurschaustellen einer spartanischen Lebensweise, und diese wurde ihnen in den Billigunterkünften in der Stadt bestens geboten. Die Eltern gingen also mit Wanderstöcken auf ihre überschaubaren Touren, die Kinder suchten eine machbare Herausforderung, die aber nicht zu mickrig ausfiel.

    The Plateau erstreckte sich bis zu seiner höchster Felskante auf exakt 149,87 Meter über dem mittleren Meeresspiegel. Das klang zwar einigermaßen beeindruckend aber man musste in Betracht ziehen, dass die Gegend um Yellowknife herum selbst schon auf zirka 110 Meter Höhe lag. Die rund 25 Kilometer bis zum Plateau wiesen kaum Höhenunterschiede auf, so dass man wohl einigermaßen richtig lag wenn man davon ausging, dass die Erhebung an die 40 Meter hoch war. Es hatte allerdings auch noch nie jemanden ernsthaft interessiert ob das tatsächlich so war, denn wenn man unten am Fuß des Gebildes stand, sprach es allein aufgrund seines Anblicks für sich. Im ersten Moment war jeder, der dort stand, von dieser Komposition überrascht. Mitten aus einem dicht bewachsenen Waldstück ragte ein Felsklotz heraus. Er wies eine fast kreisrunde Grundfläche von etwa 60 Meter Radius auf. Darauf baute sich eine Gesteinsschicht auf, die auf den ersten Blick vielleicht sechs Meter hoch war. Vom Standpunkt des Beginns des Aufstiegsweges nach oben konnte man sehen, dass schon hunderte von Leuten Fragmente des Gesteins auf ihrem Anstieg herausgetreten hatten. Mit der Zeit hatte sich eine Art harmloser und leicht ansteigender Wanderweg ergeben, der sich schneckenförmig an den Grundkörper anpresste. Wenn man diesen beschritt kam man folgerichtig von der Sichtachse des Beginns des Aufstiegsweges weg und sah dann, dass The Plateau eine absolut skurrile Form hatte. Die erste Anhöhe war fast eben, hatte eine kaum sturzgefährliche nahezu wie planiert wirkende Gesteinsoberfläche und erschien langweilig. Aber von dort aus konnte man erkennen, dass auf dieser Ebene eine weitere aufsaß, die zirka acht Meter höher lag. Darüber wuchs das Gestein noch weiter in die Höhe. Es war ein faszinierender Anblick. Wie in einem altertümlichen Amphitheater bildete der Fels in seinem Rücken eine Art nicht besonders kräftigen halbkreisförmigen Bühnenhintergrund, der schätzungsweise jeweils an der Hälfte der zweiten Ebene ansetzte. In Bezug zu der Grundfläche des Gebildes war diese Ebene schon kleiner und maß im Radius noch ungefähr 40 Meter. Auf dieser Fläche gab es dann aber den eigentlichen aufstrebenden Aufbau des Berges. Vom Rücken der schmalen Felswände her ragte das Gestein erst rund und dann schnabelartig nach vorn, so dass der Kletterer nicht einmal fünf Meter Abstand bis zur Kante der zweiten Ebene hatte. Rechts und links davon war der Abstand deutlich größer, es war eigentlich nur die mittige Stelle, die etwas angsteinflößend war. Bis zur obersten Fläche waren es noch ungefähr 15 Meter. Dann würde man vor der Theaterkulisse, vor der Theaterrückwand, stehen, und hätte die Spielfläche für sich.

    Als die ersten Kletterer hochgehen wollten waren sie der Überzeugung gewesen, mit dem Berg leichtes Spiel zu haben. Da der Fels ziemlich zerklüftet war bot er viele Tritte und Halte. Er war zirka acht Meter in einem etwa 80-Grad-Winkel aufgewachsen, um dann aber in dieser Höhe einen Gesteinsvorsprung fast einen Meter nach vorn zu wölben. Dieser zog sich über die gesamte Breite der Formation hin. Der Vorsprung an sich war gar nicht hoch, nicht einmal 20 bis 30 Zentimeter. Darüber sprang der Fels wieder etwas zurück, und als ob die Spielereien bei seiner Entstehung nicht schon ausgereicht hätten, schien der Fels dann nach vorn zu kippen und zeigte mehr als 105 Grad Neigung bis zum obersten Plateau. Wer vor dem Plateau an einer günstigen Stelle stand konnte sehen, dass die Falllinie von der obersten äußersten Plattform und deren Kante bis zum Fuß des Aufstiegsbeginns auf der zweiten Ebene eigentlich fast senkrecht war.

    Aus dieser Ansicht hatte die ersten Besteiger in den 70iger wohl geschlussfolgert, dass sie nur den komplizierten Vorsprung bewältigen müssten, und dann mit ihren traditionellen Techniken den restlichen Aufstieg abhaken könnten. Tatsächlich war es nicht schwierig gewesen bis unter den Vorsprung zu kommen, aber dann begannen die Probleme. Die Unterkante des Felsens hatte sich als brüchig herausgestellt. Man konnte dort Sicherungshaken nicht stabil einschlagen. Um aber diese Stelle bewältigen zu können war einer auf die Idee gekommen, eben mehrere Haken relativ eng aneinander zu setzen und damit den Zug bei einem eventuellen Absturz auf die einzelnen Haken zu verteilen. Ein erfahrener Boulder hatte sich als erster vorgewagt und war tatsächlich bis zum Ende des Vorsprungs gekommen, aber hatte dann keinen Griff mehr gefunden, war abgerutscht und in das Seil gefallen. Wenig überraschend waren alle Haken sofort aus dem porösen Gestein herausgebrochen, und der Mann war erst gegen die Felskante geschleudert worden und dort hart aufgekommen, was er aber noch überlebt hatte. Da die weiter unten angebrachten Haken aber nachlässig eingeschlagen waren, stürzte er dann bis auf den Grund der zweite Ebene etwa sechs Meter ungebremst ab. Diese Plattform war zwar eben, aber bestand nur aus Gestein. Ein nicht einmal zehn Zentimeter hohes und vor etlicher Zeit aus der Formation herausgebrochenes Gesteinsfragment lag genau dort, wo er mit dem Hinterkopf aufschlug. Obwohl der Mann einen Schutzhelm getragen hatte, war dieser an der Aufschlagstelle zerborsten und der Stein hatte den Hinterkopf des Mannes auf brutale Art aufgerissen, so dass Blut, Gehirnmasse und Knochenteile aus der zersplitterten Schädelschale ausgetreten waren.

    Nach diesem üblen Misserfolg waren die Behörden eingeschritten und hatten die Besteigung des Plateau zunächst einmal auf unbestimmte Zeit verboten. Es war aber so, als hätte gerade dieser Unfall viele Leute angelockt, die diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen wollten. Natürlich war es eine absolut fehlgeleitete Aussage, sich an dem Felsen rächen zu wollen. Aber in der Kletterszene waren viele Dinge eben nicht mit dem normalen Menschenverstand zu erklären. Sicher konnte man verstehen, dass es Eins zu Null gegen die Bergsteiger stand, aber eine Vermenschlichung von Gestein war doch schon mehr als abwegig. Die weiteren Versuche erbrachten keine neuen Erkenntnisse, die Unterseite des Vorsprungs konnte aufgrund ihrer Porosität nicht mit Haken gesichert werden, und verhinderte zumindest an dieser Stelle einen Aufstieg. 

    Die halbkreisförmige Theaterrückwand war nicht einfacher zu bezwingen. Sie reckte sich extrem steil bis auf 40 Meter Höhe empor, aber schien auf den ersten Blick erklimmbar. Bei den ersten Aufstiegsversuchen stellte sich heraus, dass das Gestein zur Zeit seiner Entstehung aus unterschiedlichen Materialien geschichtet worden war. Bis auf etwa 15 Meter Höhe war es homogen und sehr stabil. Darüber ließ die Festigkeit nach, war aber noch ausreichend. Erst in zirka 20 Meter Höhe, also in ungefährer Höhe der auf der Vorderseite der Formation befindlichen zweiten Ebene, wurde der Fels regelrecht löchrig. Er bestand aus Serpentinit, welcher an seiner olivgrünen Farbe zu erkennen war. Die Schicht war kaum zwei Meter hoch, sie war irgendwann bei der Gebirgsbildung entstanden. Allerdings wies sie bestimmten Stellen hartes Gestein auf. Von einem Gebirge konnte man von der einzelnstehenden Formation weiß Gott nicht sprechen, aber ein Geologe hätte leicht erklären können, warum gerade diese steinerne Erhebung an dieser Stelle erhalten geblieben war, und rings um sie heute flaches Land war. Es war nur schwer mit menschlichen Zeitdimensionen zu ermessen, wie Jahrtausende eine Landschaft aus Urstromtälern geformt und abgeschliffen hatten. Auch die in den Flüssen transportierten Gesteinsarten oder die wechselnden klimatischen Bedingungen hatten einen zufälligen Brei an Sedimenten geschaffen, der sich vollkommen chaotisch irgendwo abgelagert hatte, und dann durch weitere Einflüsse zum Teil zu magmatischem Gestein verwandelt worden war. Aber es gab tausende Spielarten, wie Sedimente entstanden waren, welche Besonderheiten sie aufwiesen, und wo sie sich abgelagert hatten. Manche Formationen waren recht homogen, andere bunt durcheinandergewürfelt.

    An der Theaterrückwand war also die nächste Problemstelle aufgetaucht. Da es aber unterhalb der Stelle gute Tritte gab hatte man diese dann doch bewältigen und vor und nach dieser Schicht Haken stabil einschlagen können.

    Dieser Weg nach oben stellte also für einen geübten Kletterer kein großes Hindernis da.

    Er war gut mit Haken gesichert und wer es darauf anlegte, konnte in gut 15 Minuten auf dem hochaufragenden und doch recht breiten Grat der Theaterrückwand stehen.

    Dave Brody

    Die Abneigung seinem Vater gegenüber war im Verlauf der vergangenen Jahre nicht geringer geworden, sie hatte sich im Gegenteil immer mehr erhöht. Aus einem anfänglichen pubertären Unverständnis der Notwendigkeit, sich als Familienvater um das Auskommen der Frau und der Kinder kümmern zu müssen, und dazu auch bestimmte Dinge zähneknirschend in Kauf zu nehmen, war immer schneller der Eindruck entstanden, dass sein Vater ein mutloser und duckmäuserischer Typ war, der sich mit seinem Arsch immer ganz eng an eine imaginäre Wand herandrückte, um ja nicht einen Konflikt hineingezogen zu werden. Was den Bereich der Arbeit anging konnte sich Dave natürlich kein Urteil erlauben (weil er das nicht miterleben konnte), aber aus dem allgemeinen Verhalten seines Vaters schlussfolgerte er, dass er auch dort zu den Schwanzeinziehern gehörte. Schon die wochentägliche Prozedur des Eintretens in das durchaus attraktive einstöckige und recht solide gebaute Holzhaus sagte ihm, dass sein Vater sein devotes Verhalten, wie sicher auch im Büro praktiziert, auch zu Hause fortsetzen würde.

    Dave hatte erstmalig mit ungefähr zehn Jahren mitbekommen, dass seine Mutter ein ausgewachsenes Alkoholproblem hatte, ohne dass er es damals schon so konkret hätte benennen können. Dass Mom früh kaum das Frühstück für ihn und seine Schwester Lea auf den Tisch bringen konnte (sein Vater war da schon auf dem Weg zur Arbeit), hatte er lange auf einen großen und durch irgendwelche Umstände veranlassten Schlafmangel geschoben. Etwa klarer sah er dann, als er zufällig und heimlich einmal abends durch eine angelehnte Tür spähend eine Szene mitbekommen hatte, in der seine Mutter in dem unaufgeräumten Wohnzimmer ohne einen Rest von Beherrschung über ihre den Dienst versagenden Beine gestolpert und einen Moment auf dem Teppich liegen geblieben war. Als es ihr dann gelungen war wieder aufrecht zu stehen, war ihr jegliche

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