Das Märchen vom Nadelbäumchen - Gesamtausgabe: Textversion - ohne Illustrationen
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Über dieses E-Book
Aus der Baumschule geholt – in der er mit Artgenossen herangewachsen ist – und als einziger Nadelbaum auf die Wiese eines städtischen Wohngebiets gepflanzt worden, fühlt sich das Nadelbäumchen zunächst allein und im Vergleich mit den blühenden und Früchte tragenden Bäumen in seiner Nachbarschaft minderwertig. Doch bald freundet es sich mit etlichen Tieren an, die sich in seinem Geäst wohlfühlen: darunter ein Taubenpaar, das Eichhörnchen Belka, Gorrións Spatzenschwarm, die Blaumeise Cinciarella und viele andere. Es erlebt so manches mit den Kindern aus dem Wohngebiet, die sich gern zum Spielen auf seiner Wiese tummeln. Ein Kätzchen flieht aus Furcht vor freilaufenden Hunden auf seinen Wipfel und traut sich nicht mehr herunter …Es muss Hochwasser ertragen, erfreut sich an Musik, lernt Geister, Wichtel Kobolde und Feen kennen …
In diesen Geschichten wird die Natur wertgeschätzt, das Kleine, Unscheinbare ins Blickfeld gesetzt, zum Nachdenken über das Miteinander im Alltag angeregt. Märchenhafte und lehrreiche Erzählungen mit "Da-ertappt-man-sich-beim-Lesen-Effekt".
Diese 36 Geschichten werden nach und nach – reichlich und kindgerecht illustriert - als einzelne Märchenbücher angeboten, in Schriftart Julee und gut lesbarer Schriftgröße, damit Kinder passenden Alters sie auch selbst gut lesen können. Das Zeichnen nimmt einige Zeit in Anspruch … Per September 2021 sind die ersten 10 Hefte sind im Buchhandel erhältlich.
Alle Geschichten auch gratis anhörbar im Podcast https://podcast3f281a.podigee.io
Birgit Kretzschmar
Ein ganz normaler Lebenslauf...bis die Geschichten kamen und aufs Papier wollten... Hauptberuflich "seit der Wende" selbständige Reisebüroinhaberin. Seit 2020 Mitglied im Team Gedichtezauber Seit 2021 Inhaberin der Arbeitsgruppe "Poesiewerkstatt"
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Rezensionen für Das Märchen vom Nadelbäumchen - Gesamtausgabe
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Buchvorschau
Das Märchen vom Nadelbäumchen - Gesamtausgabe - Birgit Kretzschmar
Kapitel 1 Nadelbäumchens größter Wunsch
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da war ein Nadelbäumchen mitten auf die Wiese zwischen den großen Häusern eines Wohngebietes gepflanzt worden. Damals war es nur etwa einen halben Meter groß gewesen. In seiner Baumschule hatte es viele Bäumchen seiner Art und Größe um sich gehabt. Aber hier, auf dieser Wiese, fühlte es sich sehr einsam. In einiger Entfernung standen zwar viele Sträucher und Laubbäume, aber keiner davon hatte Ähnlichkeit mit ihm. Dem kleinen Nadelbaum war aufgefallen, dass den Pflanzen um ihn herum im Frühling überall saftig grüne Blätter wuchsen, während er selbst nur an seinen Spitzen etwas maigrün wurde. Einige Bäume und Sträucher verwandelten sich im Frühjahr in richtige Blütenzauberwunder! Manche bekamen zarte weiße Blüten, andere gelbe oder rosafarbene. Traurig schaute das Nadelbäumchen an sich herab und konnte sich selbst nicht leiden. Im Sommer bildeten sich an den umstehenden Pflanzen kleine Früchte, die im Laufe der Zeit immer größer und farbenprächtiger wurden. Verglichen mit ihnen, fühlte sich der kleine Nadelbaum langweilig, ja sogar hässlich. Im Herbst wurde es noch schlimmer! Die Bäume und Sträucher färbten ihr Laub wunderbar bunt. Schimmerte Sonnenlicht durch die Blätter, sahen diese richtig golden oder feurig aus. Dann setzten Herbststürme ein. Die bunten Blätter rissen ab, tanzten im Wind und blieben auf der Wiese liegen. Einige wehten unter den kleinen Baum und er sah, dass sich ein paar Igel in den Laubhaufen versteckten. Nun fiel ihm auf, dass plötzlich alle um ihn herum kahl waren. Er war als einziger noch grün und zum ersten Mal ein bisschen stolz auf sich. Plötzlich sah er auf einigen Balkons Bäumchen stehen, die sahen so aus wie er! Wie waren sie auf einmal dorthin gekommen? Während er darüber nachdachte, sah er, dass sich einige Leute an den Bäumchen zu schaffen machten. Allerdings konnte er nicht richtig erkennen, was sie taten. Als es dunkel wurde, glaubte er ein Wunder zu erleben: Die Bäume auf den Balkons glitzerten im Lichterglanz moderner Weihnachtsbaumbeleuchtung. So etwas kannte ja das Bäumchen nicht. Schlagartig war sein Stolz dahin und er war wieder zutiefst bekümmert darüber, dass alle anderen scheinbar schöner waren als er. Eine Taube schien seine Gefühle zu verstehen und gurrte: „Sei froh, dass du keiner dieser Bäume bist! Sie wurden nur für das Weihnachtsfest abgeschlagen und von den Menschen festlich geschmückt. In wenigen Wochen werden die Menschen sie wegwerfen. Du aber stehst gesund und munter hier auf Deiner grünen Wiese! Glaube mir, Bäumchen! Ich habe in den letzten Jahren schon so viele Container mit entsorgten Weihnachtsbäumchen gesehen." Er konnte es kaum glauben. Doch es kam genau so, wie die Taube ihm verheißen hatte! Seitdem sind schon viele Jahre vergangen. Inzwischen ist der kleine Baum schon fünfzehn Meter hoch, hat vielen Stürmen getrotzt und ist mittlerweile froh darüber, kein Weihnachtsbaum zu sein.
Kapitel 2 Nadelbäumchen und seine Freunde
Es war Frühling geworden. Einige Bäume und Sträucher in Nadelbäumchens Nachbarschaft standen bereits in voller Blüte, bei anderen blieben diese noch in ihren Knospen. Vielleicht trauten die Zaghaften dem Frühlingswetter noch nicht so recht, denn bis Mitte Mai kann es ja immer mal wieder zu frostigen Temperaturen kommen. Auf den Balkons wurden aber schon die ersten Blumenkästen mit Frühlingsblumen bestückt. Alle freuten sich auf wärmere Tage. Lauer Wind wehte süßen Blütenduft in alle Ecken. Nadelbäumchen schaute schon ganz gespannt auf seine Spitzen und konnte das Wachsen von maigrünen Spitzen kaum erwarten. Immer wieder musste es an die Worte der klugen Taube denken, die es ermuntert hatte, nicht darüber traurig zu sein, dass es nicht als Weihnachtsbaum auserkoren worden war. Wie recht der Täuberich doch gehabt hatte damit! Alle Weihnachtsbäume, die für ein paar Wochen, festlich geschmückt, in den Wohnstuben oder auf Balkons gestanden hatten, waren schließlich auf dem Container gelandet und abtransportiert worden. Was dann wohl mit ihnen geschehen sein mochte? Darüber wollte Nadelbäumchen lieber gar nicht nachdenken. Stattdessen war es froh, sich im Frühlingswind am Duft der Blüten und Gezwitscher der Vögel erfreuen zu können. Viele Vögel waren jetzt ganz emsig mit dem Nestbau beschäftigt. Ein lautes Gurren ließ sich hören! Es war der Täuberich, den Nadelbäumchen hörte. Es gab Neuigkeiten! Herr Täuberich hatte sich unsterblich in eine Taubendame verliebt und das Nadelbäumchen nun darum gebeten, ein Nest für sich und seine Liebste in dessen Ästen bauen zu dürfen. Da fühlte sich das Nadelbäumchen geehrt und erlaubt es natürlich sehr gern. Das ließ sich der Täuberich nicht zweimal sagen. Er brauchte nicht lange nach einer geeigneten Astgabel zu suchen, denn er und das Nadelbäumchen kannten sich ja nun schon seit einiger Zeit sehr gut. Aus Bruchstücken von Zweigen, von denen es in den benachbarten Büschen zum Glück etliche gab, baute er sich innerhalb weniger Tage ein schönes, stabiles Nest. Dann lud er seine Liebste ein, es sich anzusehen. Wie es sich gehörte, stellte er sie dem Nadelbäumchen aber erst einmal vor: „Das ist Becchi, mein Täubchen! Das Nadelbäumchen freute sich sehr darüber, dass Herr Täuberich eine Frau gefunden hatte und mit ihr in seinem Schutze sein Nest beziehen wollte. Solch einen Namen hatte er aber noch nie gehört. Becchi schien seine Gedanken zu erraten und erklärte ihm die Bedeutung ihres Namens: „Becchi
sei ein Wort aus der italienischen Sprache und bedeute „Schnäbelchen. Na, dieser Name passte dann ja bestens! Becchi gefiel das Nest, was ihr Täuberich gebaut hatte, offenbar gut. Aber trotzdem hatte sie noch ein paar Verbesserungsvorschläge und zupfte hier und dort noch etwas zurecht, bevor sie richtig zufrieden war und ihr erstes Ei hinein legte. Zwei Tage später legte sie das zweite! Herr Täuberich war sehr stolz auf seine Frau. Beide wechselten sich beim Brüten ab und das Nadelbäumchen schützte sie mit seinen Zweigen, so gut es konnte, gegen Sonne, Wind und Regen. Es versuchte sie auch vor den neugierigen Blicken der Elstern zu schützen, die ja ganz gern einmal Nester plündern. Aber nicht das Nest seiner Tauben! Nein, das würde Nadelbäumchen nicht dulden! Ungeduldig wartete es darauf, dass die Jungen schlüpfen. Nach 17 oder vielleicht auch 18 Tagen war es dann endlich soweit! Es hörte ein zartes Piepsen aus dem Nest! Vater und Mutter Taube hatten nun richtig viel zu tun! Während der eine im Nest blieb und die Kleinen huderte, flog der andere ständig zur Futtersuche aus und kehrte dann mit vollem Schnabel zurück, um zu füttern. So ging das viele Tage. Als die Jungen etwas größer wurden, flogen dann die Eltern beide aus und ließen sie während der Futtersuche für mehrere Stunden allein. Sie kamen nun nur noch viermal täglich zum Nest, um ihre Jungen zu füttern. Das Nadelbäumchen hatte während dieser Zeit immer ein wachsames Auge auf sie und unterhielt sie mit Schattenspielen. Es staunte allerdings nicht schlecht, als es bemerkte, dass die Taubeneltern in einiger Entfernung bereits ein neues Nest bauten! Wozu brauchten sie denn ein Zweitnest? Als der Täuberich einmal von der Futtersuche zum Nest zurückkehrte, fragte ihn das Nadelbäumchen frei heraus. Der Täuberich erklärte es ihm: „Das machen wir Tauben schon seit Generationen so! Unsere Jungen bleiben ja nur 23 bis 25 Tage bei uns, dann wollen sie raus und verlassen die Nester. Wenn sie etwa 30 bis 35 Tage alt sind, können sie schon richtig fliegen und sich selbst versorgen. In der Zwischenzeit können wir im zweiten Nest schon neue Junge aufziehen. Da wäre es für alle zusammen zu eng im Nest ...
Das leuchtete dem Nadelbäumchen ein. Becchi kam mit ein paar dünnen Zweigen im Schnabel angeflogen und stopfte sie sorgfältig ins neue Nest. Plötzlich schüttelte sie ihr Köpfchen, schaute zu ihrem Täuberich und gurrte: „Gugguuuh gu! Gugguuuh gu! Sag mal, was soll denn das? Ich versuche, das Nest in Ordnung zu halten, aber jedes Mal, wenn ich zurückkomme, finde ich Bruchstücke von Zapfen darin vor. Wer wirft die denn immer in unser Nest?" Der Täuberich schüttelte verwundert den Kopf. Er konnte sich das auch nicht erklären. Aber das Nadelbäumchen kannte die Antwort auf ihre Frage: Die Bruchstücke fielen dem Eichhörnchen beim Knabbern herunter! Belka, das Eichhörnchen, fraß doch so gern Zapfen. Dabei war ihm leider völlig gleichgültig, dass es dabei Abfall produzierte, der genau ins neue Nest von Becchi und ihrem Täuberich fielen!
Kapitel 3 Nadelbäumchen und das Eichhörnchen
Das Nadelbäumchen bekam in letzter Zeit regelmäßig Besuch von Belka, dem rotbraunen Eichhörnchen. Ein niedliches Tierchen war das! Es hatte lustig nach oben stehende Pinselohren, stets munter blickende, pechschwarze Knopfaugen und einen tollen, buschigen Schwanz. Mit seinen kleinen, schlanken Füßchen kletterte es flink und geschickt an Nadelbäumchens Stamm empor, bis ganz weit oben – dorthin, wo einige Zapfen wuchsen. Es hatte lange Krallen an seinen Füßen, mit denen es sich mühelos an der Rinde des Baumes festhalten konnte. Manchmal sprang es auch munter von einem Ast zum anderen. Dabei ruderte es mit seinem buschigen Schwanz und landete immer genau da, wo es wollte. Es war geschickt wie ein Zirkuskünstler, sprang oder kletterte dabei so flink und leise, dass das Nadelbäumchen manchmal Mühe hatte, es nicht aus den Augen zu verlieren. Mitunter kam es vor, dass es das Eichhörnchen nur wiederfand, weil es an einigen Stellen seiner Äste kitzelig war. Ja, die spitzen Krallen des Eichhörnchens können schon ganz ordentlich piksen! Sehr gesprächig war das Eichhörnchen nicht! Es ließ bestenfalls ein paar Laute hören, die wie Schmatzen klangen. Das Nadelbäumchen mochte es sehr. Es vertrieb ihm die Langeweile, denn durch seine Umtriebigkeit gab es für das Nadelbäumchen etwas zu beobachten. Es hatte gesehen, wie und in welchen der benachbarten Bäume es sich Schlafnester bebaut hatte und auch, welches Baumaterial es dazu verwendet hatte: Viele, kleine Zweige und Laub hatte es dafür zusammengetragen und gleich mehrere Kobel daraus gebaut. Zum Mittagsschlaf zog es sich mal hierhin zurück, für die Nacht mal dorthin. Da war kein genauer Plan zu erkennen. An manchen Tagen spielten Kinder aus dem Wohngebiet auf der Wiese und wenn sie das Eichhörnchen sahen, lockten sie es mit Nüssen. Aber das Eichhörnchen spielte meistens erst einmal Verstecken mit ihnen. Es hüpfte auf sie zu, hielt dann plötzlich inne, machte Männchen und sprang dann flink davon. Wenn es allerdings großen Appetit hatte, huschte es nur bis zu einem der unteren Äste und wartete ab, bis sich die Kinder hinhockten und mucksmäuschenstill ihre Hände nach vorn streckten. Der verlockende Anblick dieser Nüsse brachte dann das Eichhörnchen dazu, allen Mut zusammenzunehmen und sich den Kindern vorsichtig zu nähern. Eines Tages war ein Kind mitgekommen, welches das Nadelbäumchen bisher noch nie gesehen hatte. Vielleicht war es mit seinen Eltern erst vor kurzem hierher gezogen oder nur zu Besuch? Das ließ sich auf die Schnelle nicht herausbekommen. Natürlich hätte das Nadelbäumchen die Kinder ja auch einfach danach fragen können. Aber was hätte es genützt? Es kannte zwar ihre Sprache, aber die Kinder verstanden ja seine leider nicht. Eines der Kinder hatte gerade vorgeschlagen, Verstecken zu spielen, als ein anderes das Eichhörnchen entdeckte. Schnell legte es seinen rechten Zeigefinger vor seinen Mund und flüsterte: „Psst! Seht doch! Belka ist wieder da! Hat jemand Nüsse einstecken? „Wer ist denn Belka?
, fragte da das – dem Bäumchen – unbekannte Kind. „Belka, so heißt das Eichhörnchen. Sieh mal, da oben sitzt es! Aber sei still, sonst fürchtet es sich und traut sich nicht herunter! Durch dieses Erlebnis hat der kleine Nadelbaum den Namen des Eichhörnchens erfahren. Seitdem begrüßt er es bei jedem Besuch mit einem: „Hallo Belka! Willkommen und schön, dich zu sehen! Hab Spaß beim Klettern und pass gut auf dich auf! Du darfst überall auf mir herumklettern und auch meine Zapfen fressen. Nur um eine Sache bitte ich dich: Lass die Nester der Tauben in Ruhe! Die Tauben sind meine Freunde! Wenn du ihren Jungen etwas zuleide tust, schüttle ich dich ab!
Ob Belka die Worte des Nadelbäumchens wohl verstanden hat? Niemand kann das genau sagen – aber bis heute ist den Taubenjungen im Nadelbäumchen noch nie ein Leid geschehen.
Kapitel 4 Nadelbäumchen erlebt ein Abenteuer
Es geschah einmal an einem sonnigen Nachmittag, dass Kinder aus dem Wohngebiet auf Nadelbäumchens Wiese gemeinsam Ball spielten. Der bunte Ball gehörte einem Kind, das im Erdgeschoss des Hauses wohnte, vor dessen Balkon das Nadelbäumchen gepflanzt worden war. Obwohl das Nadelbäumchen gar nicht dicht am Balkon stand, sondern ziemlich in der Mitte der Wiese, hatte es einen guten Einblick in die Wohnung. Zum Weihnachtsfest hatte es so wehmütig in die Wohnstube geschaut, den toll geschmückten Weihnachtsbaum bewundert und sich gar nicht sattsehen können daran. Damals war es sein größter Wunsch gewesen, auch so schön geschmückt in einem Wohnzimmer, oder wenigstens auf einem Balkon, zu stehen. Zum Glück hatte sein Freud, der Täuberich, es dann aber darauf hingewiesen, dass es froh darüber sein könne, ungestört auf seiner Wiese wachsen zu können. Da es aber immer wieder in diese Stube geschaut hatte, hatte es auch beobachtet, dass der Weihnachtsmann am Heiligabend bei der Bescherung in jener Wohnung diesen bunten Ball aus seinem Sack geholt und dem Kind geschenkt hatte. Und an jenem Nachmittag hatte das Kind den Ball nun zum Spielen mit auf die Wiese gebracht. Die anderen Kinder hatten sich nicht lange bitten lassen und nun spielten sie alle gemeinsam. Sie flitzen kreuz und quer über die Wiese. Mal jagte eine den Ball vor sich her, mal war ein anderes Kind schneller und schoss den Ball in eine andere Richtung. Was für ein fröhliches Treiben! Doch dann geschah, was geschehen musste: Ein Kind kickte den Ball mit so viel Schwung in die Höhe, dass dieser von den anderen nicht mehr zu fangen war. Wenn das Nadelbäumchen nicht im Wege gestanden hätte, wäre der Ball jetzt wohl mit hoher Geschwindigkeit in eine Fensterscheibe gesaust! Aber es rief blitzschnell den Wind zu Hilfe, dieser schickte fix eine Böe unter die Zweige. Dadurch wehten sie ein Stückchen hoch und so konnte das Nadelbäumchen mit ihnen den Ball fangen! Erschrocken schauten die Kinder dem Ball hinterher und eines, das schon das Schlimmste befürchtete, hielt sich die Ohren zu und hockte sich mit geschlossenen Augen hin. Aber das erwartete Klirren einer zerbrochenen Scheibe blieb aus, denn der Ball war ja im Geäst des Nadelbäumchens gelandet! Dabei hatte er gleich mehrere Zweige abgebrochen und das Nadelbäumchen schrie vor Schmerz auf. Die Kinder konnten dies allerdings nicht hören. Für menschliche Ohren ist die Sprache der Pflanzen ja nicht wahrnehmbar. Für das Nadelbäumchen fühlte sich der Schmerz aber so ähnlich an, wie wenn ein Mensch sich verletzt. Und verstauchte oder gar gebrochene Finger schmerzen schon ziemlich doll! Allerdings waren die abgebrochenen Zweige nicht seine größte Sorge. Viel mehr sorgte es sich um die Kinder, denn es hörte, wie sie darüber sprachen, dass sie sich nun etwas einfallen lassen müssten, um den Ball vom Baum herunter zu holen. Die Knirpse planten doch tatsächlich, auf es zu klettern? Das war doch viel zu gefährlich für sie! Abgesehen davon war es auch gut möglich, dass ihm dabei weitere Zweige abgebrochen würden! Es überlegte angestrengt, was es unternehmen könnte, um sie davon abzuhalten. Da war guter Rat teuer! Sollte es den Wind noch einmal um Hilfe bitten? ‚Warum nicht!‘, dachte es sich und rief nach ihm. Aber dieses Mal hörte ihn der umtriebige Geselle wohl nicht, denn es bekam keine Antwort. Doch von anderer Stelle kam Hilfe: „Gugguuuh gu! Gugguuuh gu!,war zu hören. Der Täuberich und seine Frau kamen gerade rechtzeitig von ihrer Futtersuche zurück zum Nest geflattert! Die beiden wussten sofort, was zu tun sei! Sie flogen zum Ball und pickten mit ihren Schnäbeln nach ihm – vorsichtig genug, um ihn nicht zu beschädigen, aber auch stark genug, um ihn herunter zu schubsen. Sie achteten dabei auch darauf, dem Nadelbäumchen nicht auf die Bruchstellen zu treten. „Hast du starke Schmerzen?
, erkundigte sich Becchi, die Taubendame, fürsorglich. „Dankeschön, dass du nachfragst! Es geht schon wieder!, sagte da das Nadelbäumchen, „Ich habe schon etwas Harz darüber quellen lassen und die Wunden verschlossen. Der ist mein Pflaster und lindert den Schmerz.
Die Kinder freuten sich sehr, dass sie den Ball zurückbekommen hatten, ohne hochklettern zu müssen. Eines sagte nachdenklich: „Stellt Euch mal vor, was jetzt alles hätte passieren können! Der Ball hätte in eine Scheibe fliegen können, Die wäre hin gewesen! Das hätte Ärger gegeben!" „Oder wir