Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Café oder Liebe: Roman
Café oder Liebe: Roman
Café oder Liebe: Roman
eBook219 Seiten2 Stunden

Café oder Liebe: Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Niemand zelebriert das Single-Leben dramatischer als Charlotte, welche hoffnungslos in Daniel verliebt ist, der aber nur sein frisch eröffnetes Café im Kopf hat und sie ständig vergisst. Obwohl Charlotte immer wieder versetzt wird, will sie Daniel wiedersehen - bis plötzlich seine Ex-Freundin dazwischen grätscht und ihn zurückhaben will. Wohin wird Charlottes irrer Weg auf der Suche nach dem Glück noch führen?
Eine unterhaltsame Erzählung für alle, die schon mindestens einmal unglücklich verliebt waren!

Die Unverbindlichkeit der Großstadt und ihre langjährigen Single-Erfahrungen haben Annie Sattler zu diesem Roman inspiriert, wobei Ehrlichkeit gepaart mit Naivität und der Mut zu starken Gefühlen im Vordergrund stehen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. März 2016
ISBN9783738061758
Café oder Liebe: Roman
Autor

Annie Sattler

Annie Sattler wurde Anfang der 1980er Jahre in Düsseldorf geboren und lebt heute in Berlin. Nach ihrem Debütroman "Café oder Liebe", ist "Kein Date ohne Katastrophe" ihre zweite literarische Veröffentlichung.

Ähnlich wie Café oder Liebe

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Café oder Liebe

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Café oder Liebe - Annie Sattler

    Prolog

    Es war fast wie im Sommer. Es war warm, es war sonnig und es war Liebe. Liebe auf das erste Wort. Charlotte verliebte sich nicht auf den ersten Blick, sondern in die ersten Worte, die er zu ihr sagte: Hallo, ich bin Daniel, es freut mich! Es waren einfache Worte, aber sein Lächeln, sein Blick und der Klang seiner Stimme strahlten sofort eine Faszination auf sie aus. Irgendetwas an ihm war interessant. Aber wieso sie das empfand, verstand Charlotte nicht, denn zu dieser Zeit hatte sie gar kein Interesse an neuen Männern. Sie war erst seit wenigen Wochen wieder Single und zufriedener Single. Nicht glücklich, aber zufrieden – und das war schon viel wert. Dass dieser Tag, dieser Moment und diese Begegnung eine solch erhellende Geschichte auslösen und ihr Gefühlsleben so erwärmen würden, hätte sie zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht. Aber oft ist es am besten, wenn man nicht weiß, was die Zukunft bringt. Denn das schadet nur der Intuition und dem Vertrauen.

    Wirklich weise ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.

     – Indianische Weisheit

    Wochenend‘ und Sonnenschein

    Es war ungewöhnlich warm für Mitte Mai an diesem Samstagmorgen in Berlin und Charlotte hatte schlechte Laune. Sie stand kurz vor dem Auszug von ihrem Ex-Freund, mit dem sie über fünf Jahre zusammen war und obwohl beide die Wohnung in zwei Bereiche geteilt hatten, war es dennoch anstrengend, die letzten Wochen mit ihm zusammen zu wohnen. Zwar sahen sie sich nur noch zehn Minuten am Tag, aber stritten dann meistens miteinander, denn es lagen für beide eine Spannung und eine ungewisse Zukunft in der Luft.

    Dennoch es gab einen Lichtblick: Lena und Clemens, Freunde von Charlotte aus der Pfalz, waren an diesem Wochenende in der Stadt. Charlotte kannte Lena schon fast zehn Jahre. Damals waren sie lange Zeit Arbeitskolleginnen in einer Medienagentur in Frankfurt gewesen, wo Charlotte als Marketingassistentin arbeitete und Lena die Grafikabteilung leitete. Clemens, ihr Mann, war Winzermeister und führte das familienbetriebene Weingut an der Nahe in vierter Generation. Er war mit Frau, Kind und Wein nach Berlin gereist, um in einem Café am Wannsee ein ganzes Wochenende lang den Gästen eine Tisch-Weinprobe anzubieten. Charlotte war am späten Vormittag zunächst mit Lena und ihrem einjährigen Sohn Julius zum Shoppen verabredet, worauf sie sich sehr freute. Denn sie unternahm zu dieser Zeit alles liebend gerne, solange kein Mann dabei war. Sie trafen sich in der Wilmersdorfer Straße und ließen kein Geschäft aus. Die Einkaufsstraße war gewöhnlich und sah aus, wie die Fußgängerzone in jeder anderen deutschen Stadt. Gerade deshalb ging Charlotte bevorzugt dort einkaufen. Keine Touristen, keine Hipster und wenig Taschendiebe. Sie kaufte charmante Accessoires für ihre neue Wohnung und Lena erstand ein paar neue Sommerkleider sowie reichlich hübsche Sachen für Julius.

    Sie bräuchte irgendwann auch ein Kind, dachte sich Charlotte. Da hat man gleich noch einen weiteren Grund shoppen zu gehen! Sie war immer wieder überrascht, was für schöne Kleidung es heutzutage für Kinder gab.

    Nach der Shopping-Tour tranken sie noch einen Kaffee und plauderten endlos über die vergangenen Jahre und die gegenwärtigen Abenteuer, bevor sie mit dem Bus an den Wannsee in das Café fuhren. Die Zeit mit Lena zu verbringen, hatte Charlotte in ihrem derzeitigen Zustand unbeschreiblich gut getan und sie von ihrer Umbruchssituation ein wenig abgelenkt.

    Nach einer dreiviertelstündigen Busfahrt kamen sie am Wannsee an. Die idyllische Lage empfand Charlotte als tief beeindruckend. Das Café, namens Café Depenbrock, befand sich in einer alten Villa mit einer großflächigen grünen Wiese, direkt am Seeufer gelegen, welche zur Landseite hin von einem weiten, blühenden Garten umgeben war. Das Anwesen war wahrhaftig schön, auch wenn man dem Gebäude die vergangenen zwei Jahrhunderte bereits ansah. Die Kulisse war gerade deswegen umso romantischer und traumhaft. Wie im Urlaub! Und so fühlte Charlotte sich auch. Über das grüne Wannseeufer blickte sie auf weites, tiefblaues Wasser, welches im strahlenden Sonnenschein glitzerte und auf dem unzählige weiße Segelboote durch den warmen Nachmittag trieben.

    Clemens kam die prunkvolle kleine Treppe aus dem Café-Eingang runtergeeilt und begrüßte Charlotte. Gleich darauf kam der Inhaber des Cafés ihm hinterher und wurde Charlotte vorgestellt.

    »Hallo, ich bin Daniel, es freut mich«, sagte er, blickte ihr fest in den Augen und grinste.

    »Hi… Charlotte«, erwiderte sie und lächelte schüchtern zurück.

    In diesem Moment war sie verlegen, aber auch gleichzeitig fasziniert. Fasziniert von seinen strahlenden Augen, seinem Lächeln und seiner dynamischen, aber freundlichen Art.

    Er zündete sich eine Zigarette an und unterhielt sich eine Weile mit ihnen. Daniel erzählte, dass er später mit ein paar Mitarbeitern hier noch Fußball gucken würde, dass er anschließend noch eine Stunde lang nach Hause fahren müsse und erst um 1.00 Uhr ins Bett käme, aber morgen schon um 6.00 Uhr wieder aufstehen müsse. Charlotte schaute ihn verträumt an. Er tat ihr leid, weil er so einen langen Arbeitsweg hatte und gerade als sie sich fragte, wo genau er in Berlin wohl wohne, riss Lena sie aus ihren Gedanken und wollte wissen, was sie für morgen geplant habe.

    »Eigentlich wollte ich nach Pankow ins Freibad.«

    »Na, sonnen kannst du doch auch hier!«, meinte Lena. »Komm doch morgen wieder hier her, Herzchen! Dann können wir uns mit Julius an den See legen.«

    Sie schämte sich kurz, dass Lena sie „Herzchen" nannte, aber da sie nun mal Herz, also Charlotte Herz hieß, durfte sie das. Dennoch befürchtete sie, dass Daniel dies bestimmt kindisch fand. Ihre anderen Freundinnen nannten sie am liebsten Charlie, was Charlotte um vieles sympathischer fand.

    »Etwas Sonne würde dir bei deiner Büroblässe sicher gut tun«, lachte Clemens.

    »Entschuldige bitte, dass ich nicht auf einem Weinberg arbeite!«, hielt Charlotte scherzhaft dagegen.

    »Ja, komm doch morgen wieder her und bringe deinen Bikini mit!«, fügte Daniel zwinkernd hinzu.

    Oh nein, er würde sie sicherlich nicht im Bikini sehen, dachte Charlotte schüchtern. Das hätte er wohl gerne!

    Am nächsten Tag fuhr sie schließlich mit dem Bus wieder an den Wannsee und freute sich, an diesem sonnigen Tag mit Lena und Julius auf der Wiese am Wannseeufer zu entspannen und etwas Sonne zu tanken. Daniel kam aus dem Grinsen und Strahlen gar nicht mehr raus, als sie wieder in seinem Café erschien. Er begrüßte sie mit: »Hey, meine Süße! Schön, dass du heute auch wieder da bist!«, und gab ihr einen Latte Macchiato aufs Haus aus. Dafür musste sie ihm nur versprechen bald wieder vorbeizukommen, da sie ja in Berlin lebe und es nicht so weit habe wie Lena und Clemens.

    Nachdem Lena und Charlotte ihren Kaffee ausgetrunken hatten, gingen sie mit Julius zusammen über die große Wiese direkt an den See und machten es sich am Ufer gemütlich, während Clemens den Café-Gästen weiterhin seine Weine anbot. Charlotte genoss es sehr, den warmen, sonnigen Frühlingstag mit ihrer langjährigen Freundin in der Natur zu verbringen und merkte, dass sie viel öfters aus Berlin rausfahren sollte. Dieses Wochenende war wirklich ein Kurzurlaub für ihre aufgewühlte Seele. Sie spielten mit Julius, machten ein paar Fotos und Charlotte berichtete Lena ausführlich von ihrer kleinen neuen Wohnung am Tiergarten, die sie in zwei Wochen beziehen würde. Später machte Lena noch unzählige Bilder von Daniel und seinem Café für seine neue Website, die sie ihm gestalten wollte.

    Den ganzen Tag über war Daniel sehr beschäftigt, aber am Abend, als alle zusammenpackten und aufräumten, beobachtete er Charlotte immer wieder, wie sie mit Julius, der auf ihrem Schoß saß, spielte.

    »Du hast noch kein Kind, oder Charlotte?«, fragte er sie plötzlich aus dem nichts und überraschte sie sichtlich mit dieser direkten Frage.

    »Nein«, antwortete Charlotte höflich. »Noch lange nicht.«

    Fragt er das jede, oder was ging hier vor sich?

    Er grinste und verschwand wieder in Richtung Küche.

    Später, als sie sich verabschiedeten, erwähnte Daniel abermals, dass sie doch wieder vorbeikommen solle.

    »Klar, wenn schönes Wetter ist, fahre ich gerne mal wieder hier her«, sagte sie freundlich und unverbindlich.

    Und ob sie das tun würde! Charlotte freute sich, dass Daniel sie anscheinend mochte oder zumindest attraktiv fand – oder im besten Fall beides! Daniel hatte das Café erst Anfang des Jahres übernommen und die Renovierungsarbeiten waren noch nicht vollständig abgeschlossen. Im Juni war die offizielle Eröffnungsfeier geplant, ein großes Sommerfest mit Live-Musik. Als Charlotte am Abend mit Lena, Clemens und Julius in Charlottenburg noch Essen ging, erzählte ihr Clemens, dass er zu Daniels Sommerfest wieder mit seinem Weinstand vorbeikommen wolle und fragte sie, ob sie Lust hätte, ihm an der Theke beim Wein ausschenken zu helfen. Charlotte willigte sofort ein. Spätestens dann würde es also ein Wiedersehen mit Daniel geben! Außerdem hatte sie auch große Lust darauf, mal wieder hinter einer Bar zu arbeiten, denn sie hatte vor Jahren mehrfach auf dem Museumsuferfest in Frankfurt hinter der Theke gejobbt und Cocktails gemischt. Charlotte freute sich selbstverständlich auch, so bald auch Lena und Clemens wiederzusehen.

    »Wirst du denn noch einmal hinfahren, zu Daniels Café?«, fragte Lena sie beim Abendessen.

    »Ganz bestimmt! Es ist wunderschön dort!«

    »Und Daniel ist ja schon ein Schnittchen!«

    »Ja, er ist irgendwie nett«, bestätigte Charlotte sie.

    Lena hatte Recht! Als sie diesen Satz aussprach, hatte sich in Charlottes Kopf ein Schalter umgelegt. Daniel war ein Schnittchen! Und sie war jetzt wieder Single. Charlotte musste erneut in sein Café kommen – und zwar bald!

    »Mach‘ dir keine Sorgen«, sagte Charlotte zu ihrer Freundin Jenni in Frankfurt, als sie ihr am Telefon von ihrem Wochenende berichtete.

    »Ich bin nicht verliebt in diesen Daniel, aber vielleicht ein bisschen verknallt. Jedenfalls ist es ein tolles Gefühl begehrt zu werden und nicht so angestänkert zu werden, wie mein toller Ex-Freund das ja immer gut konnte.«

    »Du kennst ihn doch gar nicht. Du hast ihn doch bloß einmal gesehen!«

    »Nein Jenni, zweimal. Am Samstag und am Sonntag!«, korrigierte Charlotte sie.

    »Ich finde ihn nun mal irgendwie interessant und möchte ihn näher kennenlernen. Was auch sonst?«

    »Ich gönne es dir ja, dass du bereit bist, dich für einen neuen Mann zu interessieren. Aber übertreibe es nicht!«

    »Komm schon, wer hätte nach diesem doch etwas frustrierenden Frühling gedacht, dass der Sommer für mich noch so eine Wendung nimmt?«, flötete sie euphorisch.

    »Pass einfach auf dich auf!«, waren Jennis mütterlichen Worte am Ende des Telefonats.

    Die ganze Woche ging ihr Daniel nicht mehr aus dem Kopf. Charlotte saß an ihrem Arbeitsplatz, träumte von ihrem Wochenende am Wannsee und konnte sich kaum noch auf ihre aktuellen Tätigkeiten konzentrieren. Da der Mai so vollgespickt mit Feiertagen war, herrschte im ganzen Büro auch ein eher langsames Arbeitstempo, sodass ihre Tagträumerei nicht besonders auffiel. Als Lena ihr ein paar Bilder vom Wochenende per E-Mail schickte, auf denen auch Daniel abgelichtet war, war es endgültig um sie geschehen. Wenn man mit Tagträumen Geld verdienen könnte, dann wäre sie inzwischen Millionärin! Charlotte musste schnellstmöglich in Daniels Café, um ihn wiederzusehen und herauszufinden, was er für sie empfand – wenn er überhaupt etwas für sie empfand. Aber sie war sich unsicher, ob sie schon gleich am nächsten Wochenende wieder dort erscheinen sollte. Das wäre zu auffällig, folgerte Charlotte. Aber wer weiß, ob eine weitere Woche später das Wetter noch so schön sein würde? Außerdem konnte sie nicht noch eine endlose Woche rumsitzen und vor sich hin träumen.

    Am Samstagnachmittag telefonierte Charlotte mit Selma, die neben Jenni, eine ihrer besten Freundinnen in Frankfurt war und als Psychologin arbeitete. Sie berichtete Selma kurz von ihrer Begegnung mit Daniel am vergangenen Wochenende und seinem Café.

    »Also, morgen fahre ich wieder an den Wannsee und werde Daniel in seinem Café überraschen!«

    »Willst du wirklich so schnell wieder dorthin, Charlie?«, fragte Selma vorsichtig.

    »Ja, ich halte es nicht noch eine Woche aus, ihn nicht zu sehen! Außerdem weiß ich nicht, wie das Wetter am nächsten Wochenende sein wird! Und ich traue mich das bestimmt auch nicht mehr, wenn ich noch eine weitere Woche warte.«

    »Ich freue mich ja, dass du wieder einen Mann gefunden hast, der dir so gut gefällt. Dann schaue ihn dir mal näher an. Ich wünsche dir viel Glück und melde dich danach mal, um zu berichten, wie es gelaufen ist!«

    »Danke! Ich bin so aufgeregt, aber ich werde mein Bestes geben!«, sagte Charlotte und war erleichtert über Selmas Beistand.

    »Wie heißt sein Café eigentlich?«

    »Café Depenbrock. Das ist sein Nachname. Wieso?«

    »Ich werde mal nach ihm googlen.«

    »Nicht nötig, Selma, ich habe bereits die ganze Woche das Internet nach ihm durchforstet. Er ist „clean", man findet nur etwas über seine bisherigen Tätigkeiten.«

    »Ich werde mir mein eigenes digitales Bild von ihm machen!«

    »Wie du es willst, Selma. Viel Spaß dabei!«

    Charlotte konnte es ihr nicht verübeln. Es war gang und gäbe, das neue Typen von allen Freundinnen online durchleuchtet wurden.

    Am nächsten Tag, am Pfingstsonntag, stand Charlotte früh auf und verbrachte drei Stunden im Badezimmer. Sie rasierte ihre Beine, lackierte ihre Nägel, trug sehr sorgfältig das Make-Up auf, zog ihr schönstes Maxi-Sommerkleid im Urban-Hippie-Style an und fuhr mit dem Bus wieder an den Wannsee, zum Café Depenbrock. Diesmal allein. Mutig, entschlossen und allein. Charlotte war beherzt, verliebt und wollte herausfinden, ob es sich lohnt, verliebt zu sein. Es war wieder sehr warm, sonnig und genauso traumhaft, wie an dem Wochenende zuvor. Während der Busfahrt hörte sie Musik auf ihrem iPod und versuchte, sich zu entspannen. Aber je näher sie kam, umso nervöser wurde sie. Sie nahm Bachblütentropfen, die sie sich direkt pur auf die Zunge träufelte, ein Antiallergikum gegen die Pollen und eine Pfefferminz-Pastille gegen den Bachblütengeschmack. Auf dem Weg durch den Garten kämmte sie sich die Haare und sprühte ihren Hals nochmals frisch mit Parisienne ein. Sie liebte Parfum und sie fand es schade, dass man jeden Tag nur einen Duft benutzen konnte – es sei denn, man mochte wie eine wilde Blumenwiese riechen. Charlottes Herz schlug heftig, aber sie versuchte ruhig zu atmen, gelassen weiterzugehen und sich zu konzentrieren. Es gab kein zurück. Wenn sie gekniffen hätte und wieder nach Hause gefahren wäre, wäre das zwar sicherer gewesen, aber sie hätte es sich ihr ganzes Leben lang nicht verziehen. Sie hätte niemals erfahren, was passiert wäre. Welch quälender Gedanke! Charlotte musste einfach in Daniels Café. Jetzt.

    Sie blendete alle Gäste aus, die draußen an den Tischen in der Sonne saßen und ging direkt die Stufen zum Eingang hoch. Jens, ein Kollege von Daniel, war hinter der Theke. Sie bestellte bei ihm einen Milchkaffee zum Mitnehmen und fragte ihn, ob denn Daniel auch da sei.

    »Ja, er ist hier.«

    »Kannst du mal bitte nachsehen, wo er ist?«

    Jens verschwand und kam kurz darauf wieder, um ihr mitzuteilen, dass er ihn gerade nicht findet.

    »Dann gehe ihn suchen! Ich kann warten!«, blinzelte sie ihn hübsch lächelnd an.

    Er ging erneut weg, kam wieder zurück und berichtete, dass Daniel gleich kommen würde. Jetzt war Charlotte richtig nervös. Sie betete, nicht ohnmächtig zu werden und wenigstens ein kleines bisschen Gelassenheit auszustrahlen. Was hatte Jens ihm wohl gesagt? Die Trulla vom letzten Wochenende ist wieder da und fragt nach dir? Da wartet vorne eine hübsche Braut auf dich, die von dir flachgelegt werden will? Dein neues Groupie ist da? Sie wusste es nicht. Breathe, relax, smile und think positive, kreiste es ihr mantra-artig durch den Kopf und sie befürchtete eine Blamage bei dem bevorstehenden Wiedersehen mit ihm.

    Daniel kam wenige Sekunden später um die Ecke und strahlte, als er sie sah. Er wirkte aber auch überrascht, sie

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1