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Schicksalhafter Kompromiss
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eBook434 Seiten6 Stunden

Schicksalhafter Kompromiss

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Über dieses E-Book

Als sich die junge Sabine Gaber, einzige Tochter eines reichen Unternehmers, unsterblich in den mittellosen, hübschen Charmeur und unwiderstehlichen Frauenschwarm Patrik Lerner
verliebt, ahnt sie nicht, dass sie, genauso wie ihre Vorgängerinnen, absichtlich ausgewählt wurde, um von ihm umgarnt, unterworfen und ausgebeutet zu werden, damit er, wenn er sie wie ein Blutsauger abgesahnt hatte, mit einer Geliebten fliehen und ein luxuriöses Leben
führen kann.
Alle gut gemeinten Worte und Warnungen ihres Vaters, diesen Weiberheld und Heirats-
schwindler abblitzen zu lassen, schlägt Sabine in den Wind und heiratet Patrik gegen den Willen ihres Vaters.
Gutgläubig, blind vor Liebe, stürzt sich Sabine in ein gefährliches Abenteuer mit Patrik und ignoriert die verräterischen Signale seiner geheuchelten Liebe, um sein Ziel erreichen zu können. Mit Kalkül, Verstand und Erfolgssucht beginnt Patrik skrupellos ein Netz voller Lügen und Intrigen zu spannen und verschweigt ihr wohlweislich seine dunkle, kriminelle Vergangenheit und sein ausschweifendes Leben in der Unterwelt, wo er gelernt hat, Frauen wie sprudelnde Geldautomaten auszunützen, um sich zu bereichern.
Patrik schreckt nicht einmal davor zurück, Anneliese, die Freundin seines Sohnes Ewald, zu erobern, ohne Rücksicht, wie sehr er seinen Sohn und seine Frau damit verletzen könnte.
Erst als das Schicksal mit unverminderter Härte zuschlägt und Patriks Lügengespinst zerschellt, muss Sabine erkennen, dass alle seine Schmeicheleien und Heucheleien eigennützig, nur ihrem Geld geschuldet waren.
Und als Sabine die niederschmetternde Wahrheit über Patriks Verruchtheit, Falschheit und Hinterhältigkeit erfährt, ist nicht nur sie am Boden zerstört über die Erkenntnis, wie sehr er ihr blindes Vertrauen und ihre grenzenlose Liebe missbraucht hat, und dass er ihr Verderben und ihren Untergang rücksichtslos von Anfang an geplant hatte.
Vor dem Abgrund ihres Lebens stehend, ganz unten angekommen, tut sich dennoch ganz unerwartet nach langer Irrfahrt und vielen Enttäuschungen ein schwach glühendes Lämpchen der Hoffnung für Sabine auf.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Dez. 2021
ISBN9783754178041
Schicksalhafter Kompromiss
Autor

Christine Feichtinger

Christine Feichtinger, geb. 1951 wuchs im Uhudler – Weinbaugebiet in einer Landwirtschaft mit vielen Tieren im Südburgenland auf, wo sie noch heute lebt. Sie arbeitete 40 Jahre als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei und war im Nebenerwerb als Biobäuerin tätig. Sie ist langjähriges Mitglied des dörflichen Singkreises und spielte 27 Jahre lang Theater in der dörflichen Laienspielgruppe. Ihre Hobbys sind Lesen, Schreiben, Singen, Tanzen, Theater und Reisen.

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    Buchvorschau

    Schicksalhafter Kompromiss - Christine Feichtinger

    Biographie

    Christine Feichtinger, geb. 1951 wuchs im Uhudler – Weinbaugebiet in einer Landwirtschaft mit vielen Tieren im Südburgenland auf, wo sie noch heute lebt. Sie arbeitete 40 Jahre als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei und war im Nebenerwerb als Biobäuerin tätig. Sie ist langjähriges Mitglied des dörflichen Singkreises und spielte 27 Jahre lang Theater in der dörflichen Laienspielgruppe. Ihre Hobbys sind Lesen, Schreiben, Singen, Tanzen, Theater und Reisen.

    Dieses Buch ist ein Roman, Namen, Personen Ort und Geschehnisse sind entweder der Fantasie der Autorin entsprungen oder werden fiktional verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, mit bestimmten Ereignissen oder Orten ist rein zufällig. Urheber und Rechteinhaber des Textes ist die Autorin. Die Autorin ist keinem anderen Verlag verpflichtet.

    Eigenverlag

    Dezember 2021

    Inhaltsangabe

    Als sich die junge Sabine Gaber, einzige Tochter eines reichen Unternehmers, unsterblich in den mittellosen, hübschen Charmeur und unwiderstehlichen Frauenschwarm Patrik Lerner verliebt, ahnt sie nicht, dass sie, genauso wie ihre Vorgängerinnen, absichtlich ausgewählt wurde, um von ihm umgarnt, unterworfen und ausgebeutet zu werden, damit er, wenn er sie wie ein Blutsauger abgesahnt hatte, mit einer Geliebten fliehen und ein luxuriöses Leben führen kann.

    Alle gut gemeinten Worte und Warnungen ihres Vaters, diesen Weiberheld und Heiratsschwindler abblitzen zu lassen, schlägt Sabine in den Wind und heiratet Patrik gegen den Willen ihres Vaters.

    Gutgläubig, blind vor Liebe, stürzt sich Sabine in ein gefährliches Abenteuer mit Patrik und ignoriert die verräterischen Signale seiner geheuchelten Liebe, um sein Ziel erreichen zu können. Mit Kalkül, Verstand und Erfolgssucht beginnt Patrik skrupellos ein Netz voller Lügen und Intrigen zu spannen und verschweigt ihr wohlweislich seine dunkle, kriminelle Vergangenheit und sein ausschweifendes Leben in der Unterwelt, wo er gelernt hat, Frauen wie sprudelnde Geldautomaten auszunützen, um sich zu bereichern.

    Patrik schreckt nicht einmal davor zurück, Anneliese, die Freundin seines Sohnes Ewald, zu erobern, ohne Rücksicht, wie sehr er seinen Sohn und seine Frau damit verletzen könnte.

    Erst als das Schicksal mit unverminderter Härte zuschlägt und Patriks Lügengespinst zerschellt, muss Sabine erkennen, dass alle seine Schmeicheleien und Heucheleien eigennützig, nur ihrem Geld geschuldet waren.

    Und als Sabine die niederschmetternde Wahrheit über Patriks Verruchtheit, Falschheit und Hinterhältigkeit erfährt, ist nicht nur sie am Boden zerstört über die Erkenntnis, wie sehr er ihr blindes Vertrauen und ihre grenzenlose Liebe missbraucht hat, und dass er ihr Verderben und ihren Untergang rücksichtslos von Anfang an geplant hatte.

    Vor dem Abgrund ihres Lebens stehend, ganz unten angekommen, tut sich dennoch ganz unerwartet nach langer Irrfahrt und vielen Enttäuschungen ein schwach glühendes Lämpchen der Hoffnung für Sabine auf.

    Patriks wilde Lehrjahre

    Wien, Sommer 1988

    Man soll sich vor den Menschen nicht mehr schämen als vor sich selbst

    Demokrit

    Der farbenfrohe Sommer war auch in diesem Jahr wie durch ein Wunder in jedem Gewächs mit den verschiedensten duftenden Gerüchen und Schattierungen erblüht.

    Vor dem Hintergrund einer gepflegten, alten Villa fand im Garten eine Party statt. Der Garten mit den duftenden Stauden, den in den Rabatten in Pastelltönen blühenden Rosen, lud jeden Betrachter zum Verweilen ein. Im nassen Tau glänzten Jasminsträucher im Vollmond und erfüllten die Luft mit einschmeichelndem Duft. Dieses zauberhafte Ambiente wirkte für jeden Besucher wie ein herzlicher Willkommensgruß.

    Die gedämpften Laternen, die Skulpturen, die alten Steinfiguren und die einschmeichelnde Musik vermittelten Romantik und eine Atmosphäre der Erhabenheit. Die Tische waren mit bunten Satintüchern bedeckt. Darauf standen vergoldete Kerzenständer. Serviettenständer mit Stoffservietten, von Hand bemalte Gläser und Teller aus feinstem Porzellan, überzogene satinweiße Sesselüberwürfe zeugten vom Reichtum der Partygeber. So mancher Partygast war entzückt von den kunstvoll zubereiteten Brötchen mit rotem und schwarzem Kaviar, von den erlesenen Weinen, Champagner, Whisky, Martini und sonstigen extravaganten Köstlichkeiten. Die Party kam um Mitternacht, angeheizt durch die Musik und Alkohol im schummrigen Licht der flackernden Kerzen, in Schwung. Auf der Tanzfläche tanzten einige verliebte Paare innig umschlungen, entrückt in eine andere Welt.

    Patrik Lerner war ein 40-jähriger, vitaler Mann, der dem ganzen Treiben gelangweilt zusah. Viel hatte ihm die Zeit an seiner Schönheit und seinem stürmischen Temperament nicht anhaben können. Jeden Tag beobachtete er sorgfältig sein Aussehen vor dem Spiegel und führte seine vermeintlich von ihm gepachtete ewige Jugend auf seine zahlreichen Jungbrunnen, wie er seine Affären nannte, zurück. Nur seine schütter gewordenen Haare an der Stirnseite und die grauen Schläfen störten ihn. Dies schien sein einziger sichtbarer Makel zu sein. Jeden Tag riss er sich die grauen Haare aus, als könne er dadurch sein Alter kaschieren. Als gäbe die Natur ihren Segen und wolle sein untreues Treiben forcieren, war er ohne Anstrengung schlank und dynamisch geblieben. Sein jugendliches Auftreten und sein stürmischer, unstillbarer Unternehmergeist auf allen Linien, sein immerwährender Appetit auf junge Mädchen und Frauen, hatte mit den Jahren eher noch zugenommen. Durch seine Heirat in eine gut situierte Unternehmerfamilie war er überall ein gern gesehener Gast und konnte sich ohne fixe Arbeitszeiten problemlos Freiräume und Extras leisten. Seine einzige Sportart war die Jagd nach Weibern.

    Er kannte seinen Marktwert und seine unwiderstehliche Anziehungskraft auf junge Mädchen, Eigenschaften, die er immer neu erprobte. Wenn er den jungen, unerfahrenen Mädchen die Unschuld geraubt hatte und ihn diese anhimmelten als wäre er ihr Erlöser, strahlte er heimlich. Immer, wenn sie ihm nachliefen wie kleine Hündchen, ihre Liebesschwüre im höchsten Liebestaumel stöhnten, fühlte er sich jedes Mal als einzigartiger Herzensbrecher bestätigt, unübertrefflich und gottgleich.

    Mit überschlagenen Beinen und seinem vierten Glas Martini saß Patrik lässig im Halbdunkel, umgeben von lauter langweiligem Grünzeug, wie er die jungen Mädchen nannte. Mal schauen ob mich eine von euch in Schwung bringt und die Nacht noch eine flüchtige Liebe für mich bereithält?

    Wie bei einer öffentlichen Auktion in einem orientalischen Bazar beobachtete er die neu auf den Markt kommenden, blutjungen Mädchen. Irgendwie schien ihm, als wären alle Mädchen in ihren Miniröcken, Stöckelschuhen, mit den langen Haaren, in ihrer Schminke mit blutroten Lippen im Aussehen gleich, als wären sie alle Schwestern. Er beobachtete, wie einige mit ihrem Gekicher und durch das Bewegen ihrer blonden Mähne auf sich aufmerksam machten, während andere durch ihre aufreizenden, rhythmischen Bewegungen unter vollem Körpereinsatz dies versuchten. Wieder andere sandten durch Singen Signale an die Männerwelt wie Vögel in ihrem Balzgesang. Ihr auffallendes, schwärmerisches Getue entging ihm nicht. Jede gab sich Mühe, zu gefallen. Sodann sortierte er die Schar der Mädchen gedanklich wie in einem Ausleseverfahren in schöne und hässliche Mädchen. Dann reihte er sie gewohnheitsmäßig in Kategorien ein. Er überlegte, welches Mädchen als Geliebte leicht oder schwer zu erobern wäre und welches zärtlich, lüstern und leidenschaftlich wäre. Welche Liebestechniken würde das eine oder andere unschuldige Mädchen bevorzugen?

    Seine Gedanken verfinsterten sich einen Moment. Welche würde in der Liebe unersättlich sein? Welche würde eifersüchtig wie eine Klette an ihrem Liebhaber hängen und ihm die Luft zum Atmen nehmen? Ironisch lächelte er, als er die mit Pickeln übersäten, milchgesichtigen Buben in ihrer Unerfahrenheit beobachtete. Wie tollpatschig sie versuchten, ein Mädchen zu erobern. Wie aufdringlich sie waren. Sie knutschten und begrapschten die Mädchen fordernd, ungeachtet der Abwehr der Mädchen. Amüsiert verfolgte er die Mädchen, wenn sie untereinander ihr Missfallen oder Gefallen an ihren Verehrern durch ihre Mimik, teils angewidert durch heruntergezogene Mundwinkel, teils erfreut durch leuchtende Augen, Zwinkern und hochgezogene Augenbrauen hinter dem Rücken derselben verrieten.

    Gerade als Patrik Lerner bedauernd befand, für ihn gäbe es unter diesen Gören heute keine schnelle Liebe und sein Verweilen hier nur reine Zeitverschwendung wäre, sah er seinen schlaksigen Sohn Ewald mit dem schönsten Mädchen hier innig umschlungen tanzen. Sogleich bekam seine Neugier Schwung und Dynamik. Seit wann war sein Sohn erwachsen? Gestern noch hatte er Pickel und eine krächzende Stimme. Guten Geschmack hat er, diese Kleine wäre auch sein Typ und würde gut in sein Beuteschema passen, dachte er fast neidisch. Ein Funke Eifersucht trat unvermutet auf und ließ das Herz von Patrik Lerner höher schlagen. Im selben Moment erschrak er darüber, dass er nun schon seinem halberwachsenen Sohn als Liebhaber, quasi als seinen eigenen Kontrahenten in seinem Revier in Liebesdingen zusehen musste. Bin ich schon so alt? Waren seine besten Jahre vorbei und wurde er von seinem Sohn als Zaungast ins altersbedingte Abstellgleis verwiesen? Wenn ja, musste sich das sofort ändern.

    Als sähe das schöne Mädchen an Ewalds Seite Patriks begehrliche Blicke auf sich gerichtet, sendete es ihm verführerische Signale. Es warf seine langen, blonden Haare bedächtig in den Nacken und lachte Patrik neckisch an.

    Neugierig geworden, als wäre er auf der Pirsch, beobachtete Patrik gespannt das unbekannte Mädchen. Wie grazil ihre Bewegungen waren, wie geschmeidig sie sich nach allen Seiten drehte und wendete, sodass unter ihrem Minirock straffe, wohlgeformte Rundungen und Beine zum Vorschein kamen. Als würde sie ihren erotischen Liebestanz nur für Patrik tanzen, begannen seine Augen vor Entzücken zu leuchten und sein Herz schlug wie verrückt vor lauter Begierde. Geradeso, als hätte ihn dieses Mädchen uneigennützig soeben aus seiner Lethargie wachgeküsst und neue Lebensfreude eingehaucht.

    Jetzt flüsterte sie Ewald etwas ins Ohr. Sie schien eng mit seinem Sohn vertraut zu sein. Sodann lächelten und flüsterten sie sich allerhand zu, wobei das Mädchen Patrik zwischen-durch neckisch anlächelte.

    Als Ewald seinen Vater allein in der Ecke sitzend erblickte, nahm er wie selbstverständlich das ahnungslose Mädchen an der Hand und ging stolz und glückstrahlend zu seinem Vater. Soll er doch sehen, welch tolle Eroberung ich gemacht habe.

    „Das ist Anneliese Kern", erklärte Ewald kurz.

    Gut, dass du mich nicht als deinen Vater vorgestellt hast. Ein besseres Geschenk hättest du deinem Vater nicht machen können, dachte Patrik. Wie auf einem Silberteller präsentierst du sie mir, als wäre es zwischen uns ein abgekartetes Spiel.

    Vielleicht kann ich mit ihr ein paar glückliche Stunden verbringen und mich über mein soeben von meinem Sohn schmerzlich vorgeführtes Älterwerden hinwegtrösten, dachte Patrik.

    „Cool, was für ein reizendes Girl", rief Patrik, bemüht, lässig zu wirken. Die Kleine gefällt mir.

    „Ich bin Patrik." Mit einem unwiderstehlichen Lächeln gab er Anneliese die Hand und streichelte sie an ihrer Handinnenfläche. Sie errötete, was seine Neugier anstachelte. Wie schade, dachte Patrik, dass ich hier vor meinem Sohn meine sonstige Eroberungsmasche nicht anbringen kann. Denn wenn er sonst auf Eroberungstour war, nannte er sich immer Charly, schilderte sein bisheriges Leben und erklärte bedauernd, bis jetzt immer an die falsche Frau geraten zu sein. Nun sei er, übersättigt von allen Frauen, endlich bei ihr, seiner ersehnten Traumfrau gelandet.

    Die feinfühligen, empfangsbereiten Antennen Patriks lauerten auf Annelieses erste Signale der Liebe.

    Vom bereits ausgeworfenen Netz der Liebe seines Vaters nichts ahnend, warf sich Ewald auf den nebenstehenden Sessel, wobei er Anneliese auf seinen Schoss riss. Ihre wunderschönen Beine berührten kurz Patriks Schenkel. Er jubelte innerlich.

    Sogleich befreite sich Anneliese verlegen und setzte sich Patrik gegenüber. Mit einem scheuen Blick musterte sie ihr Gegenüber. Patrik gefiel ihr, sie hatte eine Vorliebe für ältere, erfahrene Herren in modischer Kleidung und eleganter Erscheinung. Nach seinem Äußeren zu beurteilen, hatte er Geld, wovon seine teure Uhr und sein Siegelring Zeugnis gaben. Die Art, wie er genussvoll an seiner Zigarette zog, wertete sie als sinnlich. Das modische Hemd, die Jeans und die eleganten Schuhe passten ihm gut.

    Wie eine stillschweigende Allianz kreuzten sich ihre Blicke. Patriks Augen fixierten jede ihrer Bewegungen und wie zufällig berührte er ihre Hand, als er sein Glas nahm. Diese Berührung löste in Anneliese Unsicherheit und Herzklopfen aus, als wäre es eine unstatthafte Liebkosung. Sie fühlte Patriks bewundernde Blicke auf sich gerichtet und sandte in kindlicher Unschuld auch ihrerseits Signale des Wohlgefallens.

    Bei jedem ihrer schmachtenden, schüchternen Blicke, die er wohlig auf seinem liebeshungrigen Körper spürte, wurde er sicherer, dass sie ihn anbetete. Er sah das Glück und die Sehnsucht eines unbedarften Mädchenherzens in ihren Augen mit dem Wunsch, dass er ihre ungestillte Begierde stillte und sie zur Frau machte. Das schmeichelte seiner Eitelkeit. Er spürte seinen ureigensten Jagdinstinkt wie in seinen besten Zeiten aufkeimen.

    Zwei feste kleine Brüste, wie kleine Knospen nur notdürftig bedeckt, soeben erst dem zarten Mädchenalter entsprungen, ließen seine Phantasie, gepaart mit seinen schmutzigen Gedanken, in ungeahnte Höhen springen. In Gedanken streichelte er sie bedächtig in langen, zärtlichen Strichen rund um ihre Quellen der Freude, während seine Augen gierig alles an ihrem Körper aufsogen. Im gleichen Moment verspürte er sein Verlangen. Er wünschte, sie könnte es stillen und wäre seine Muse, und sei es nur für eine Nacht.

    Seinem inneren, stürmischen Verlangen folgend, drückte er seine Knie unterhalb des schmalen Tisches zwischen ihre Beine und zwinkerte ihr zu. Im ersten Moment zuckte sie erschrocken zusammen, schluckte und schaute ihn überrascht an. Es kam alles völlig unerwartet und viel zu schnell. Er spürte ein Zucken als wäre sie mit sich selbst uneins. Dann drückte sie instinktiv ihre Schenkel beschämt zusammen und wich seinem Blick demonstrativ aus, was ihn noch mehr anspornte. Einen Moment lang fühlte Patrik die knisternde Spannung. Er streichelte sie zärtlich unter dem Tisch. Sie errötete unbewusst wie ein kleines Kind, welches soeben bei einem verbotenen Spiel ertappt wurde. Ihr Atem und ihr Puls wurden heftiger und ihre Augen glänzten. Das verbotene, geheime Spiel entfaltete in ihm unbändige Lust.

    Anneliese fühlte ein noch nie vorher gekanntes Begehren auftreten. Zaghaft und irritiert rutschte sie auf dem Sessel hin und her, als sich ihre Gewissensbisse wegen Ewald völlig unvorbereitet meldeten. Im Liebestaumel schaute sie Ewald an, als ob sie Hilfe suchen würde. Sollte sie jetzt mit Ewald verschwinden, bevor es zu spät war, und Patrik verraten? Ihr verunsicherter Blick glitt auf ihr Umfeld, um zu erkunden, ob ihr Verhalten schon entdeckt worden war und vielleicht schon über sie getuschelt wurde. Sollte sie schnell verschwinden? Die Magie der Liebe hielt sie gefangen und ließ sie nicht gehen.

    Patrik Lerner spürte ihre Erregung, aber auch ihre Verunsicherung, und lauerte angespannt, zwischen Himmel und Hölle schwebend, auf ihre Entscheidung. Würde sie ihn an Ewald verraten oder waren sie bereits Verbündete und Feinde seines Sohnes? Als sein angespanntes Nervenkostüm zu zerplatzen drohte, formte er einen Kussmund, den sie wohlig betrachtete.

    Ahnungslos von den Signalen der Liebe und der geheimnisvollen Symbiose unter dem Tisch der zwei neben ihm sitzenden Personen saß Ewald daneben und betrachtete das Geschehen auf dem Tanzplatz.

    Plötzlich nahm Ewald Annelieses Hand und sagte: „Möchtest du tanzen?" Sie erwachte wie aus einem himmlischen Traum, kam jählings in die Realität zurück und schaute ihn wütend an. Als wäre sie von Ewald um ihr Glück betrogen worden, hätte sie ihn am liebsten vor allen angeschrien, er solle verschwinden, er hätte ihr Himmelsglück, brutal wie von einer Schere durchtrennt, zerstört.

    „Nein", erwiderte sie zornig und erschrak über ihre ungebührliche Heftigkeit. Ewald zog erschrocken seine Hand zurück. Er konnte nicht wissen, dass er von einer Minute zur anderen auf verlorenem Posten stand. Beleidigt stand er auf und ging weg. Damit weckte er den Beschützerinstinkt seines Vaters und räumte unbewusst das Feld für seinen Vater.

    Insgeheim jubelte Patrik Lerner über das ihm überlassene Revier. Ein siegessicheres Lächeln umspielte seine Lippen und seine Augen funkelten voller Vorfreude. Selbstsicher darüber, dass er nun ungehindert ihr Verbündeter und Tröster war, ließ er lüstern seine Zunge über seine Lippen gleiten. Vom Alkohol beflügelt, bestärkt durch seinen Teilerfolg, fragte er, was sie trinken wolle. Dann ließ er zwei Martini bringen. „Freunde", lispelte er, während er das Glas erhob. Sogleich begann er sie zu umgarnen.

    „Kennst du Ewald schon lange?", begann er das Gespräch, während er tief in ihre Augen schaute, als wolle er sie trösten. Im Stillen betrachtete er sein zukünftiges Opfer und merkte, wie nervös sie wurde und wie unangenehm ihr dieses Thema war.

    „Ja, schon einige Zeit", erwiderte sie unwirsch.

    Woher nahm er sich das Recht heraus, sich nach ihrer Beziehung zu Ewald zu erkundigen, fragte sich Anneliese. Er war ihr fremd. Weshalb sollte sie ihm ihr Vertrauen schenken und vor ihm ihr Privatleben offenlegen. Sie hatte auch nicht die Frechheit, ihn nach seiner Frau oder Geliebten zu fragen? Sie war ihm zu nichts verpflichtet, sie gehörte ihm nicht. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Mit äußerster Zurückhaltung versuchte Anneliese, ihre Gefühlsaufwallung vor ihm und den anderen zu verbergen und Fassung zu bewahren. Einige Momente lang schwenkte Patrik sein Glas. Er versuchte Gleichgültigkeit vorzutäuschen, während er intensiv überlegte, wie er ihr herauskitzeln konnte, ob Ewald ihr aktueller Freund und sie mit ihm schon im Bett war. Dann verwarf er diese Gedanken siegessicher. Er würde es bald erfahren, wie weit sie zur Frau gereift und erprobt war.

    Intuitiv fühlte Patrik, wie Ewald ihn eifersüchtig mit eiskalten Augen verfolgte. Nur schnell weg von hier. Nicht, dass Ewald seiner Mutter noch etwas von seiner anrüchigen Umtriebigkeit erzählte. Unter Ewalds Schatten erstarb sowieso jede erotische, gedeihliche Stimmung seinerseits. Dennoch fühlte er sich wie ein Dieb, soeben beim Diebstahl ertappt.

    „Du bist das schönste Mädchen unter der Sonne. Du bist meine Traumfrau. Wie kann man ungestraft so schön und begehrenswert sein? Mir wird ganz heiß. Wir sollten uns abkühlen, es ist so heiß hier", schwärmte er.

    Als er ihre Hand wie zufällig auf seinem Schenkel spürte, glaubte er, auch ihre Bereitschaft zu erkennen und am Ziel zu sein. Es war Zeit, sich ein ruhiges, geschütztes Liebesnest zu suchen, alles Weitere hier war nur mehr quälender Zeitverlust.

    Er sah Ewald eng umschlungen mit einem hübschen Mädchen tanzen. Wie flatterhaft die jungen Leute sind. Oder ist Ewald erblich belastet und genauso umtriebig in der Liebe wie ich, überlegte Patrik.

    Patrik blickte sich um und als er sah, dass sie unbeobachtet waren, zog er Anneliese zielstrebig davon. Zaghaft, als wäre sie ein sittenstrenges, keusches Mädchen, dem alles zu schnell ging, leistete sie zuerst Widerstand. Und als er ihre Hand fester nahm, fand sie Gefallen an seiner Zielstrebigkeit und folgte ihm mit zittrigen Knien in freudiger Erwartung in dem Moment, als sie sich unbeobachtet fühlten. Ihre Spuren zeichneten im taufrischen Gras ein Muster, als wäre es eine geheime Liebesbotschaft. Unter dem Schutz eines duftenden Holunderstrauches breitete er wie ein Gentleman gekonnt sein Sakko auf. Die einschmeichelnde Musik, der Schein des Mondes, die taufrischen Blüten, welche ihr Nass wie glitzernde Perlen zum Mond schickten, gaben ihre stillschweigende Zustimmung. Die beiden neu Verliebten eröffneten den Tanz der Liebe so stürmisch wie eine Naturgewalt.

    Dieses anschmiegsame Wesen mit ihrem festen Busen, der zarten Haut, den schlanken, langen Beinen war wie für ihn von Gott persönlich geschaffen. Seine Zunge glitt unter Küssen und Seufzen, stöhnenden Liebesschwüren bis in ihre geheimsten Winkel.

    „Du bist für immer meine Liebesgöttin. Nie vorher habe ich ein Mädchen so sehr begehrt", stöhnte er zwischen seinen Küssen. Diese Kleine kann ich formen wie ich sie haben will, sie ist lernfähig. Er setzte seine ganzen Verführungskünste ein. Genauso wie einst Clark Gable als Rhett Butler seine Scarlett O`Hara (Vivien Leigh) im Film Vom Winde verweht in die Arme nahm und sie stürmisch küsste, ahmte er Clark Gable nach.

    Bald wiegten sie sich im selben Rhythmus wie zwei unschuldige Kinder unter lustvollem Stöhnen und die Welt rundherum versank. Sie vergaßen die irdische Welt und stiegen in überirdische Sphären auf. Anneliese spürte, wie sich seine Muskeln anspannten und ein Zucken seinen Körper durchfuhr, genauso wie ein wonnevoller Schauer sie beglückte. Er unterdrückte einen Seufzer und entspannte sich.

    Reglos lagen sie danach mit rasenden Herzen bis sie sich langsam beruhigten. In seltsamer Stille lag sie in seinen Armen und ihr langes seidiges Haar umschmeichelte seinen Körper. „Mein Kleines, wie hat es dir gefallen? War es für dich genauso schön wie für mich? Hast du auch den Himmel erreicht?", fragte er mit belegter Stimme, um Bestätigung und Beifall heischend.

    „Ja", antwortete sie verlegen.

    „Warst du jemals so glücklich?", flötete er, während er sie unentwegt küsste. Sie verschwieg, dass sie niemals zuvor so glücklich gewesen war. Es bleibt mein Geheimnis, wie schnell Ewald mit mir fertig ist, sobald er sein Vergnügen gehabt hat. Warum sollte sie Auskunft geben, Ewald beschämen und Patrik den Trumpf des Siegers verleihen. Dafür brauchte es noch Zeit und Vertrauen. Sie hatte kein Recht, öffentlich, wie bei einer Zeugnisverteilung, Vergleiche zu ziehen, Ewald niederzumachen und Patriks Ego zu stärken. Das war ihr zu schäbig, obwohl sie ahnte, wie gerne Patrik gelobt werden wollte. Sie wollte seine Eitelkeit nicht nähren und ihm sagen, dass sie nie zuvor so viel Gefühlserregung erfahren hatte und von einem Mann derart beglückt und in die höchsten Gefilde gehoben worden war. Der Himmel konnte nicht schöner sein.

    Sie überlegte kurz, ob sie ihm sagen sollte, dass sie sich ihm nicht gleich beim ersten Mal hingeben wollte und alles zu schnell gegangen war, was sie nie wollte und bisher immer verurteilte. Aber angesichts dieser intensiven Liebeserfahrung schwieg sie. Wie hätte sie dann diese große Liebeserfahrung gemacht? Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie nie geahnt hatte, wie schön Liebe sein kann. Und dass sie von nun an nur mit ihm beisammen sein wolle, nur ihn lieben möchte bis zum Tod.

    Als sich ihr Gemüt beruhigt hatte und sie gefühlsmäßig wieder auf der Erde gelandet war, rätselte sie darüber, wie alt Patrik war, beziehungsweise ob er verheiratet wäre. Nein, beschloss sie, ich werde ihn nicht fragen. Es wäre viel zu schade, diesen magischen Moment zu zerstören. In diesem überglücklichen Moment war es ihr egal, ob er verheiratet oder wie alt er war. Sie hatte seine Erfahrungen in der Liebe wahrscheinlich seiner Ehe und seinem Alter zu verdanken. Nichts war in diesem Moment wichtiger, als seine Zärtlichkeit, Rücksichtnahme und Einfühlsamkeit zu genießen, was sie auch in Zukunft nicht missen wollte. Dass sie ein Mann fragte, ob auch sie Gefallen und Erfüllung mit ihm fand, war ihr bislang fremd und imponierte ihr. Dennoch meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte sich vergessen und sich ihm zu schnell hingegeben.

    Mit einem innerlichen Lächeln betrachtete Patrik Anneliese. Sie konnte ihn nicht täuschen. Er hatte sie als Lehrmeister in ein ihr unbekanntes Paradies, altbewährt, oft erprobt, eingeführt, wofür sie ihm dankbar sein musste. Somit hatte er die nächste Trophäe in seine Sammlung heimgeführt. Dumm nur, dass die Weiber ihn nicht untereinander weiterempfahlen. Denn dann hätte er sich allgemein viel Zeit für die Eroberung erspart. Dass sie nicht unerfahren war, hatte er soeben erfahren.

    „Hast du einen festen Freund?" Er fragte dies beiläufig in einem gleichgültigen Ton, als würde er über das Wetter reden, obwohl er lauernd und angespannt auf ihre negative Antwort wartete. Insgeheim hoffte er, dass sich ihr eventueller Freund in Liebesdingen nicht mit ihm messen könne.

    Anneliese wurde rot und wandte beschämt ihren Kopf zur Seite. „Darüber möchte ich nicht sprechen", erklärte sie verlegen. Sie verschwieg ihm, dass Ewald ihr Freund war.

    „Erzähle mir von deinem ersten Lover, bohrte er weiter. Allzu viele Liebhaber vor ihm waren ihm genauso ein Gräuel wie aufdringliche Weiber. Dieses junge Ding kann sich glücklich schätzen, von mir geliebt zu werden und von meinen Erfahrungen zu profitieren. „Das geht dich nichts an, erwiderte sie erbost, während sie ihn wegstieß.

    Wenigstens sagte die Kleine nicht, dass sie in festen Händen war. Versöhnlich begann er sie zu streicheln.

    „Ich hätte mich nicht so schnell hingeben sollen", flüsterte sie schuldbewusst unter Tränen, als könne sie dadurch ihre Untreue und Gewissenbisse Ewald gegenüber beschwichtigen. Patrik seufzte. Wie oft hatten ihm seine neuen Eroberungen, als wären sie unschuldig gefallene Engel, tränenreich erklärt, dass ihre Untreue bisher für sie unvorstellbar war und nur er als ihr neuer Liebhaber die Schuld an ihrem Dilemma sei. Wie unschuldige Nonnen durch seine einzigartigen Verführungskünste das erste Mal schwach geworden und tief gefallen, wollten sie von ihm bedauert und getröstet werden und von ihm als Entgelt lebenslang geliebt und angebetet werden.

    Galant reichte Patrik Anneliese sein sauberes Taschentuch mit dem von Sabine, seiner Ehefrau, in mühevoller Handarbeit gestickten Monogramm.

    Sie wischte ihre Tränen im liebevoll für Patrik bestickten Taschentuch ab und schändete Sabines platonisches Treuegelöbnis. Mein Treuebruch in Verbindung mit ihren ehebrecherischen Tränen auf unserem Monogramm ist wie ein Schlag in Sabines Gesicht, zuckte Patrik zusammen.

    „Es ist nichts Schlimmes passiert. Wir müssen nichts übereilen", erklärte Patrik ruhig. Nur nicht zu viele Hoffnungen in ihr aufleben lassen und bloß keine zu hohen Erwartungen wecken. Dieses kleine Girl sollte nur nicht glauben, dass er mit ihr länger zusammen sein würde als mit ihren Vorgängerinnen. Es würde wieder nur eine kleine Affäre sein, als Überbrückung, bis er alles voll ausgekostet hatte. Wenn er genug von ihr hatte, würde er nur mehr ab und zu auftauchen und sie trösten, bis er bei der nächsten Flamme am Ziel war. Zwischendurch konnte er sich sowohl von seiner Ehefrau als auch von Angelique, seiner Exfrau, welche ihm als Notnagel immer die Tür offen hielt, trösten lassen.

    „Es braucht niemand von uns erfahren. Wir machen uns heimlich ein paar schöne Stunden", erwiderte er als ihr Lehrmeister sachverständig, während er ironisch lächelte.

    Anneliese bebte vor Zorn. Was bildete sich dieser aufgeblasene, selbstgefällige Kerl ein? Einerseits meldete sich ihr schlechtes Gewissen ob ihrer Untreue Ewald gegenüber zurück und andererseits hatte er nur von ein paar schönen Stunden mit ihr gesprochen. Er hatte keinerlei ernste Absichten auf eine dauerhafte Bindung. „Du bist der Teufel persönlich. Du meinst es nicht ernst. Wenn du eine Hure willst, dann geh ins Puff."

    Das tue ich sowieso, wollte er erwidern. Dann besann er sich in letzter Minute und schwieg. Um Versöhnlichkeit bemüht, begann er sie zu streicheln.

    Zornig stieß sie ihn weg. „Für einen kurzen Flirt bin ich mir zu schade, du bist mich nicht wert", schrie sie. Sofort kleidete sie sich rasch an und lief davon. Patrik versuchte sie zu halten, aber sie war schneller.

    Im selben Moment bedauerte er seine unbedachten Äußerungen. Das war dumm von mir, warum die Dinge beim Namen nennen? Wie sensibel und unerfahren Annelieses Mädchenherz noch war. Sie muss noch lernen, mit der Wirklichkeit des Lebens umzugehen und erkennen, dass Schweigen Gold ist und man oft den höchsten Gipfel nur unter dem Schleier der Verschwiegenheit erreichen kann.

    Sogleich nahm die Einsamkeit neben ihm Platz. Tiefe Traurigkeit kehrte in ihm ein, als wäre das vorherige Erlebnis nie passiert, nur ein schöner Traum, der wie eine Seifenblase zerplatzte.

    Eine Weile blieb Patrik noch liegen, als wolle er sein Glück mit Anneliese hier an ihrer Liebestätte festhalten, während seine Gedanken rotierten.

    Sogleich tröstete sich Patrik Lerner damit, dass ihre Liebe Zeit brauchte und noch erblühen würde. Es ist alles zu schnell gegangen. Vielleicht hing ihr Herz noch emotional an einem Grünschnabel. Während ihr Kopf ihre wechselnden Gefühle noch nicht wahrhaben wollte, hatte sich ihr Körper bereits für ihn entschieden. Das Samenkörnchen der Liebe ist wie eine unauslöschliche Urgewalt gesät, frohlockte er.

    Zu müde, um aufzustehen, blieb Patrik noch liegen, um noch kurz die Nachwirkungen dieses berauschenden Liebesabenteuers genussvoll ausklingen zu lassen.

    Selbst wenn sie einen Freund hat, kommt sie zu mir zurück. Diese Grünschnäbel können mir dank meiner langjährigen Erfahrung und meinem Sexappeal nicht das Wasser reichen und es mit mir aufnehmen. In diesem Kampf bin ich der Gewinner. Ich bin eben auf der Klaviatur der Liebe ein guter Liebhaber, habe zweimal „Hier" geschrien, als der Herrgott das dazugehörige Werkzeug vergab. Wenn ich eine Frau haben wollte, habe ich noch jede bekommen. Und so ist es auch jetzt bei Anneliese, triumphierte er innerlich. Er war sich siegessicher. Die Kleine kommt zu mir zurück.

    So wie viele Geliebte vor ihr nach einem Streit zu ihm zurückkamen. Seine Gedanken wanderten ungehindert in die Vergangenheit.

    Mit Frauen kannte er sich eben aus. In Ewalds Alter lebte er schon mit seiner Exfrau Angelique, einer rumänischen Prostituierten, zusammen. Er war ihr Peitscherlbub, wie Großmutter die Zuhälter nannte.

    So hatte er früh gelernt, wie eine Made im Speck zu leben, Frauen zu verführen und für seine Zwecke zu missbrauchen, um ein schönes, finanziell sorgenfreies Leben ohne Schweiß und Fleiß zu genießen.

    Er war mit 15 Jahren nach einem heftigen Streit mit seiner Großmutter von zuhause ausgerissen, und war ohne Schulabschluss und ohne Job mittellos in Wien auf der Straße gelandet. Seine Großmutter war stets auf seine gute Erziehung bedacht. Er müsse immer anständig und ehrlich sein und dürfe ihr keine Schande machen. Sie bete jeden Tag darum. „Ich habe nur dich auf der Welt. Du bist alles für mich", war ihr geflügeltes Wort. Patrik vermutete bald, dass er als nützlicher Zeitvertreib in ihrer Einsamkeit herhalten musste und die fehlende Zuneigung und Liebe seines Großvaters schon als Kleinkind ersetzen musste. Obwohl sich seine Großmutter stets bemühte, aus ihm einen netten, anständigen Jungen zu machen, auf den sie stolz sein konnte, was Patrik immer versprach, war er vom rechten Weg früh abgeglitten.

    Großmutter ärgerte es maßlos, dass er seine Zeit sinnlos vergeudete und gerne mit Automaten spielte. Er hatte sich öfters von ihr Geld dafür geborgt und nicht zurückgezahlt. Und als er ihr Geld für das Spielen mit Automaten gestohlen hatte, kam es zum Streit.

    „Warum stiehlst du mir Geld? Ich habe dich zu einem anständigen Jungen erzogen und nun bestiehlst du mich, damit du das Geld verspielen kannst. Du bist ein schlechter Junge, du hast mich stark enttäuscht."

    Seine Großmutter war eine sparsame, religiöse Dame, die alle Spiele als „Satansspiele" abkanzelte. Er sei ein Fass ohne Boden, in ihn würde sie ihr Geld schlecht investieren, er zahle ihr nie etwas zurück. Ganz im Gegenteil, sie befürchte, dass sie ihn dadurch in seiner Spielleidenschaft noch unterstütze. Und Satans Spiele unterstütze sie nicht. Er sei nun alt genug, um sein Leben in den Griff zu bekommen, sie müsse sich ihr Geld genau einteilen und habe nichts zu verschenken und am wenigsten für die Automaten, hatte sie ihm vorgeworfen.

    „Willst du so abgleiten wie deine Mutter? Frieda, deine Mutter, hat mir bis zum heutigen Tag genug Kummer gemacht. Sie hat sich durch ihre Hirngespinste verirrt, mit düsteren Gestalten abgegeben und hat sich nach deiner Geburt einfach davongemacht und dich zurückgelassen."

    Mit Schaudern erzählte ihm seine Großmutter oft, wie seine Mutter nach seiner Geburt abgehauen und monatelang nicht zuhause aufgetaucht war. Auf einmal hatte Großmutter festgestellt, wie sich Frieda verändert hatte. Sie wurde aufmüpfig und wusste plötzlich alles besser. Sie faselte von Esoterik, Wiedergeburt, betete und meditierte, sprach vom liebevollen Umgang mit der Schöpfung und den Naturelementen, schwärmte von ihren anders gearteten Lebenszielen, beschäftigte sich mit Ernährung, Homöopathie, Astrologie, Pendeln, Tarot, Reinkarnationstherapie und glaubte, ihr Leben und das Leben der anderen durch ihre persönliche Einstellung, Gebete, Rituale und Gedankenkraft beeinflussen zu können.

    „Dann etwas später behauptete sie, sie könne von Wasser, Licht, Sonne, Luft und Liebe leben wie ihr großes Vorbild Waliluso, welcher mit seiner weißen Toga, seinem Stirnkranz aus Olivenzweigen, seinem Hirtenstab und einem Apfel- im Sommer nur mit einem Schurz bekleidet- auf dem Wiener Naschmarkt Ansprachen über Gott und die Natur hielt und von seinen Visionen sprach. Sie aß immer weniger und wurde magersüchtig."

    Anfangs glaubte Großmutter, es wäre nur eine Spinnerei, welche bald vorbeigehen würde. Frieda wurde ihrer Mutter fremd. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen. Frieda lachte ihre Mutter ob ihrer Gläubigkeit, ihren alten Wertvorstellungen und Warnungen immer nur aus. Mit den Worten „Du bist altmodern und unbelehrbar. Ich kann so nicht leben", verschwand Frieda eines Tages.

    Zuerst blieb Frieda ein paar Tage weg, kam für ein paar Tage heim und blieb dann immer länger weg. Patriks Großmutter hatte sie unter den Obdachlosen gesucht und gefunden, wo sie sich kurze Zeit mit den sonderbarsten, ausgemergeltsten Typen mit Tätowierungen am ganzen Körper in einem Zeltlager aufgehalten hatte. Dort sah sie sie unter Drogeneinfluss vor einem Feuer fast unbedeckt tanzen. Hilflos musste sie zusehen, wie sie sich von der bürgerlichen Welt verabschiedete und in die Welt der Drogen eingetaucht war.

    Gewissermaßen begann dort Friedas Abstieg, den Frieda selbst aber als Aus- und Aufstieg feierte. Mit traurigem Herzen musste Friedas Mutter zusehen, wie sich ihre Tochter von ihr und der vorherigen Welt verabschiedete und ihr den Einfluss und Zutritt in ihre Welt verwehrte.

    Wie oft drohte ihm seine Großmutter: „Wenn du weiter spielst und so weitermachst, kommst du auf die schiefe Bahn, so wie deine Mutter. Werde anständig und vernünftig. Du hast die Pflicht, ein braver Junge zu sein und mich für die Sorgen und den Kummer um deine Mutter zu entschädigen", predigte sie. Der Kummer wegen Patrik wurde immer größer, sodass sie viele schlaflose Nächte gehabt hatte.

    „Du darfst mich nie wieder bestehlen und hör auf, mit den Automaten zu spielen", schrie seine Großmutter gerade, als sie an jenem Tag sah, dass Patrik seine Sachen packte.

    „Bleib doch

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