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Die große Liebe
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eBook82 Seiten59 Minuten

Die große Liebe

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Über dieses E-Book

"Als sie sich kennenlernten, waren beide strahlend jung. Sie siebzehn, er siebzehn. Kam er abends aus der Werkstätte, wartete sie schon auf ihn. Nebeneinander gingen sie nach Haus, er in seinem blauen Kittel, schwarz von Ruß und Öl, die leere Emaillekanne in der Hand schlenkernd, sie in weißer Bluse und faltigem Rock, umsonst bemüht, Takt zu halten mit seinen weitgespannten Schritten. Meistens hatten sie noch Zeit, und weil es halb auf ihrem Weg lag, gingen sie an den Hafen und setzten sich dort auf eine Bank. Der Fluß trieb sachte dahin, es roch nach Teer, eine Winde knarrte. Er erzählte vom Hof, aus dem er stammte, sie gingen durch den Garten, ein Kartoffelacker, Kiefernkuscheln, Dünensand - und soweit der Blick reichte, brandete Meer blau, grün und weiß gegen den hellen Sand."

Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (1893-1947) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 veröffentlichten Roman "Der junge Goedeschal" verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von "Hans im Glück" und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus "Die Gänsemagd": Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verkündet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich spätestens 1931 mit "Bauern, Bonzen und Bomben" gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan prägten ein objektiv-nüchterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine überzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg "Kleiner Mann – was nun?", der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die späteren Werke "Wolf unter Wölfen", "Jeder stirbt für sich allein" und der postum erschienene Roman "Der Trinker" werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet.
SpracheDeutsch
Herausgeberl'Aleph
Erscheinungsdatum17. Juli 2020
ISBN9789176377987
Autor

Hans Fallada

Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 veröffentlichten Roman Der junge Goedeschal verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von Hans im Glück und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus Die Gänsemagd: Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verkündet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich spätestens 1931 mit Bauern, Bonzen und Bomben gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan prägten ein objektiv-nüchterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine überzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg Kleiner Mann – was nun?, der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die späteren Werke Wolf unter Wölfen, Jeder stirbt für sich allein und der postum erschienene Roman Der Trinker werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Die große Liebe - Hans Fallada

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    DIE GROßE LIEBE

    Title Page

    DIE GROßE LIEBE

    Hans Fallada

    l’Aleph

    Copyright

    Hans Fallada

    DIE GROßE LIEBE

    Edition l’Aleph — www.l-aleph.com

    © Wisehouse — Schweden 2020

    Alle Rechte vorbehalten.

    Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form

    (durch Fotografie, Mikrofilm, datenverarbeitende Prozesse oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    ISBN 978-91-7637-798-7

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    Als sie sich kennenlernten, waren beide strahlend jung. Sie siebzehn, er siebzehn.

    Kam er abends aus der Werkstätte, wartete sie schon auf ihn. Nebeneinander gingen sie nach Haus, er in seinem blauen Kittel, schwarz von Ruß und Öl, die leere Emaillekanne in der Hand schlenkernd, sie in weißer Bluse und faltigem Rock, umsonst bemüht, Takt zu halten mit seinen weitgespannten Schritten.

    Meistens hatten sie noch Zeit, und weil es halb auf ihrem Weg lag, gingen sie an den Hafen und setzten sich dort auf eine Bank. Der Fluß trieb sachte dahin, es roch nach Teer, eine Winde knarrte.

    Er erzählte vom Hof, aus dem er stammte, sie gingen durch den Garten, ein Kartoffelacker, Kiefernkuscheln, Dünensand – und soweit der Blick reichte, brandete Meer blau, grün und weiß gegen den hellen Sand. Er beugte sich vor, sein Auge, blau wie jenes, streng und unbestechlich, schien die See zu schauen, von der er sprach, seine schmale, lange Nase roch den Duft von Tang und Teer, und der ernste, halb geöffnete Mund atmete wohl jener Brise entgegen, die gleich, gleich sich aufmachen mußte.

    Sie stammte aus einer kleinen Stadt, aus einfachem Bürgerhause. Unterdrückt von der rechthaberischen Mutter, tyrannisiert von der älteren Schwester, die klüger und härter als die jüngere war, hatte sie ewig in Angst gelebt, und das Gefühl war in ihr dicht geworden, dumm und unfähig zu sein, nichts wert. Ihre zarte blonde Schönheit hatten sie durch unmögliche Kleider verschandelt, ihre Demut ausgenützt, ihre Liebesbedürftigkeit verachtet. Immer hatte sie im Dunkeln gestanden, bestraft, und war sie einmal straffrei, lag wie ein Alp auf ihr die Furcht vor den andern, der Zukunft, all und jedem.

    Nun, aufs Seminar gekommen, war sie zum ersten Mal frei, ein ans Dunkle gewöhnte Auge versuchte blinzelnd, in das Licht zu schauen, lieber noch barg sie es im Schatten des Jünglings neben sich.

    Er wußte vom Segeln und Schwimmen, von Hasenjagden und wilden Reiterfesten. Am liebsten wäre er Seemann geworden. »Nun werde ich Schiffe bauen.«

    Er war so stark, doch war er auch fein. Er verstand gut, erzählte sie ihm die kleinen großen, immer noch nicht überwundenen Unglücksfälle ihrer Kinderzeit, warum ihr Lächeln noch weich und gewinnend war, über Tränen hinweg, auf die seinetwillen verzichtet wurde. Diese unseligen beiden Frühstückssemmeln, die ihre Mutter aus Gesundheitsrücksichten verordnet und die sie nie hatte essen können! Sie schmuggelte sie heimlich in ihre Kommode, sie häuften sich dort und wurden eines Tages – natürlich – entdeckt. »Und der Bach, in den ich sie so gut hätte werfen können, floß direkt unter meinem Fenster, Fritz!«

    Sie hätte ewig so bei ihm sitzen mögen, bis das Bunt der Abendröte ganz übergegangen war in jenes stille hohe Blaugrün der Meerhimmel. Er mahnte, daß sie würden essen müssen in ihrer Pension. Der letzte Weg war still. Sie streifte einmal scheu seine Hand, wie sich zu überzeugen, daß er noch da sei. Er spürte es nicht. Er dachte wohl wieder an seine Bücher, diese Philosophen, die er ewig las. Er hatte soviel, was in sein Leben reichte. Sie hatte nichts, nur ihn. Und schon war die Angst wieder da, eine neue, brennendere als jene der Kindheit, die andern könnten ihn ihr fortnehmen, die Mitseminaristinnen, die Freundinnen. Dora war so schön und weltgewandt, Ada war zehnmal klüger als sie!

    Dann saßen sie alle um den Abendbrottisch, er der einzige Mann in diesem Mädelnest, und Reden und Gelächter flogen hin und her. Sie redete mit, sie lachte mit, tiefes Rot tönte ihre Wangen. Wenn die andern zu seinen Paradoxien Weh schrieen, wenn die Pensionsmutter Einhalt gebot: sie hielt zu ihm, sie ging mit ihm durch dick und dünn.

    Ja, sie verstieg sich soweit, ihm laut und öffentlich beizustimmen, als er einen persönlichen Gott leugnete. So war es, er hatte recht. Und als die andern Mädels längst schliefen, kniete sie noch an ihrem Bett und bat Gott diese Beleidigung ab, sie versprach ihm, Fritz gut zu machen, wenn er nur bei ihr bliebe, wenn ihn ihr Gott nur schenkte.

    2

    Sie gingen durch die Anlagen, sie stiegen empor über die Stadt. Ein fröhlicher Sommerwind bewegte die Büsche, kleine Fliederblättchen tanzten in seinem Hauch. Der Fluß zog blau durch Gold und Grün, tausend kleine Lerchenlieder hingen in der Luft.

    Er warf sich ins Gesträuch, er brach Flieder und Goldregen, Heckenrosen warf er auf sie und er überhäufte ihren

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