Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

AMAZONEN und Männer
AMAZONEN und Männer
AMAZONEN und Männer
eBook214 Seiten2 Stunden

AMAZONEN und Männer

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Seit alters her gibt es viele Legenden über geheimnisvolle Amazonen, ob im kleinasiatischen Raum oder im Amazonasgebiet. Der Autor verfasste sogar eine Roman-Trilogie über den totgeschwiegenen heutigen Frauenstaat Femina.
Eine zentrale Frage stellt sich immer: Wie halten es diese Frauen mit den Männern?
In diesem Buch sind 16 fantastische Episoden aus dem (Liebes-)Leben von Amazonen der Vergangenheit und Gegenwart versammelt.
Denn ohne Männer geht es wohl doch nicht!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Juni 2020
ISBN9783752901856
AMAZONEN und Männer

Ähnlich wie AMAZONEN und Männer

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für AMAZONEN und Männer

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    AMAZONEN und Männer - Franck Sezelli

    1 Reise in ein unbekanntes Land

    chapter1Image1.jpeg

    Es war stockdunkel, nur schwach konnte ich durch die dichten Zweige der Bäume über mir den Sternenhimmel erkennen. Da ertönten auf einmal laute Frauenstimmen durch den Wald: »Parar! Parar o disparar!« Erst in Spanisch, dann seltsamerweise auf Deutsch: »Halt! Stehenbleiben oder wir schießen!«

    Da mir mein Leben lieb ist, blieb ich natürlich stehen, war im Nu überwältigt und fand mich mit auf dem Rücken in Handschellen gefesselten Händen inmitten eines Trupps bewaffneter junger Frauen wieder. Eine attraktive Schwarzhaarige Anfang Zwanzig führte offensichtlich das Kommando. Man geleitete mich an den Waldrand in einen von hohen Mauern umschlossenen Gebäudekomplex. Bevor sich dort hinter mir eine Zellentür schloss, rief mir die Truppführerin noch zu, dass ich am nächsten Morgen den Verantwortlichen vorgeführt würde.

    In der kargen Zelle machte ich mir so meine Gedanken, ob ich da nicht doch etwas falsch gemacht hatte. Wenn ich illegal in ein Militärgelände der Mexikaner eingedrungen war, konnte ich von Glück reden, wenn sie mich nur des Landes verwiesen. Adé Forschungsprojekt Opata! Warum aber hatte man mich im Wald auf Deutsch angerufen? Woher wussten die Soldatinnen, dass ich Deutscher bin?

    Am Morgen brachte mir eine südländisch aussehende und uniformierte junge Frau ein reichliches und schmackhaftes Frühstück. Dann führten mich bewaffnete Frauen durch lange Gänge in einen beeindruckend wirkenden Raum vor einen Schreibtisch. In einem Sessel thronte auf der anderen Seite des wuchtigen Büromöbels eine Dame. Ja, ich stufte sie von ihrem Aussehen und ihrer Kleidung sofort als hochgestellte Dame ein. Sie mochte in meinem Alter sein, also knapp Vierzig, und strahlte Ruhe und Autorität aus.

    Die Dame stellte sich – obwohl in Zivil – als Kommandantin der Königlichen Streitkräfte der Provinz Montsvenus vor. »Du bist in das Hoheitsgebiet des Königreichs Femina eingedrungen, weshalb wir dich festsetzen mussten, um die näheren Umstände zu klären. Wer bist du, wie heißt du? Woher kommst du? Wer hat dich geschickt? Mit welcher Absicht hast du die Grenze überquert?«

    Die Kommandantin schoss die Fragen schnell und fordernd auf mich ab und fixierte mich mit ihren dunklen Augen. Sie sprach in einem einwandfreien Deutsch, das allerdings durch einen merkwürdigen Dialekt gefärbt war, und lehnte sich abwartend zurück.

    Warum duzt sie mich? Weil ich Gefangener bin? Oder gar, wenn ich die Gerüchte bedenke, weil ich ein Mann bin?

    Ihr Gesicht hellte sich auf und ihr Blick wurde freundlicher, als sie hörte, dass ich aus Deutschland komme. Mein Forschungsinteresse, das ich zum Glück mit dem Dienstreiseauftrag der Universität belegen konnte, schien sie gutzuheißen. Als hätte ich es geahnt, hatte ich ihn zu meiner nächtlichen Eskapade mitgenommen. Die Kommandantin nahm mir mit dem Reisepass auch alle anderen offiziellen Papiere ab: Uni-Ausweis, Führerschein, sogar meine Mensaessen-Abokarte. In einem neben ihrem Büro gelegenen gemütlich eingerichteten Salon musste ich warten.

    Nach einer Stunde kam sie wieder. »Ihre königliche Hoheit Prinzessin Cunni, Regentin von Femina, möchte dich kennenlernen. Wir fahren deshalb morgen in die Hauptstadt Grandame, zuvor sind aber einige Untersuchungen vonnöten.«

    Was denn für Untersuchungen?, fragte ich mich mit aufsteigender Angst, sagte aber nichts.

    Eine Uniformierte meldete der Kommandantin die Ankunft der Präfektin, die sogleich eintrat. »Ist das der Gefangene?«, wollte die Eingetretene ohne weiteren Gruß wissen. Die Kommandantin bejahte.

    »Das ist ja ein besonders schnuckliges Exemplar!« Offenbar meinte sie mich. »Überstellen Sie ihn umgehend in meinen Palast, Coronela!«

    »Entschuldigen Sie, Exzellenz, aber das darf ich nicht. Soeben habe ich Anweisung bekommen, den Mann in den Königspalast zu bringen.«

    Die Präfektin erhob ihre Stimme: »Es ist ein uraltes Gesetz, dass ein Mann den Frauen gehört, die ihn gefangen haben. Da das hier in Montsvenus geschehen ist, gehört er ohne Zweifel der Präfektur.«

    »Da mögen Sie recht haben, aber der Wille der Königin steht über jedem Gesetz.«

    »Selbstverständlich! Ich bin eine treue Dienerin des Königreichs. Ich bestehe dann aber darauf, ihn persönlich nach Grandame zu bringen.«

    »Aber gern, Frau Rittenhouse!«

    Im Untersuchungsraum, der entfernt an ein großes Arztzimmer erinnerte, wurde ich von zwei jungen Frauen in weißen Kitteln auf Herz und Nieren gecheckt: Blutproben, Blutdruck, Abhören, Abklopfen und Belastungs-EKG fallen mir wieder ein. Zu Beginn musste ich mich völlig entkleiden, obwohl die Präfektin und die Coronela auf Stühlen an der Wand das ganze Geschehen aufmerksam beobachteten. Mein anfängliches Zögern beim Ausziehen quittierte eine der Weißkittelfrauen mit der Frage: »Oder sollen wir das übernehmen?«

    Unübersehbar standen zwei uniformierte Frauen mit je einer Pistole und einem Dolch im Gürtel an der Tür. Offenbar hatte ich keine Wahl.

    Nach den medizinischen Untersuchungen meinte die eine der Weißbekittelten: »Jetzt brauchen wir nur noch ein Spermiogramm.« Ehe ich das richtig verstanden hatte, entledigten sie sich ihrer Kittel und standen auf einmal splitternackt vor mir. Ihre makellose Schönheit ließ meinen Körper die Angst vergessen und die gewünschte Wirkung zeigen. Nach wenigen geschickten Handgriffen einer der Frauen landete die von ihnen begehrte Flüssigkeit in einem Glas.

    Ich kam mir sehr benutzt vor, konnte aber das Geschehen überhaupt nicht einordnen.

    In der Nacht kam ich in einem behaglich eingerichteten Gästezimmer endlich ein wenig zur Besinnung und dachte darüber nach, wie ich in diese sehr beunruhigende Situation gekommen war.

    Ich befand mich auf einer Forschungsreise im Auftrag des Instituts für Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt. In der Opateria, einem Teil des Bundesstaates Sonora im Nordwesten von Mexiko, wollte ich die Traditionen des ursprünglich indogenen Volkes der Opata und deren frühere Lebensweise recherchieren. Nach allem, was wir Völkerkundler wissen, lebten sie matrilinear, was sie für uns besonders interessant macht. Das heißt, für die Erbfolge bei Besitz, sozialen Positionen, Ansehen und ähnlichem spielte nur die mütterliche Linie eine Rolle.

    Im Verlauf vieler Gespräche mit den Einheimischen hörte ich – oft auf geheimnisvolle Weise ausgemalt – von einem angeblichen Frauenstaat in der Region. Dabei handele es sich um ein Gebiet innerhalb Sonoras, das niemand betreten dürfe. Ich vermutete ein mir bisher unbekanntes Reservat, das für die Ethnologie möglicherweise äußerst vielversprechend sein könnte. Bei meinen Fahrten hatte ich bereits Schilder gesehen, die auf ein militärisches Sperrgebiet hinwiesen, das von der mexikanischen Policía Federal bewacht wurde.

    Meine wissenschaftliche Neugier siegte und ich ging das Risiko ein, eines Nachts zwischen zwei Patrouillengängen der Bundespolizisten in den Waldstreifen zu schleichen, der an dieser Stelle die Grenze des verbotenen Gebiets markierte.

    Und nun bin ich offenbar selbst Gegenstand merkwürdiger und beängstigender Untersuchungen.

    In der großen sechssitzigen, von außen abgedunkelten Limousine begleitete mich am nächsten Morgen, wie von ihr gewünscht, die Präfektin Bella Rittenhouse, die mit einer sehr aufmerksamen Corporalin hinter mir saß. Neben der Soldatin, die den Wagen fuhr, saß die Kommandantin, diesmal in Uniform. Alle drei gut bewaffneten Soldatinnen schienen ihren Auftrag sehr ernst zu nehmen. Die Türen zur Mittelbank des Wagens ließen sich von innen nicht öffnen. Hier war neben einer gut aussehenden Brünetten, die ich um Mitte Zwanzig schätzte, mein Platz. Da sie ein langes weißes Gewand trug, hielt ich sie zunächst wieder für eine Medizinerin, bis die Präfektin sie als ihre Tochter Franca vorstellte. Sie war zweifellos eine sehr angenehme Begleiterin. Was aber sollte sie hier? Was hatte man mit mir vor? In meinen Magen nistete sich ein großer Angstklumpen ein, den auch die ausgesuchte Höflichkeit der Damen nicht beseitigen konnte.

    Die Fahrt führte durch gebirgige Landschaft. In der Stadt Montegrad machte mich Frau Rittenhouse auf besondere Gebäude und Sehenswürdigkeiten aufmerksam wie den Palast der Provinzialregierung am Königin-Natere-Platz, das Provinztheater »Einheit Feminas«, den wundervoll gestalteten Park vor ihrer eigenen prächtigen Präfektur und den daneben gelegenen riesigen Tempel.

    Vorsichtig erkundigte ich mich: »Was ist das für ein Bauwerk?«

    »Das ist der größte Nintura-Tempel des Landes. Die Frauen in dieser Gegend hängen der Nintura-Religion an, die alles Männliche ablehnt und Kontakte nur für das Notwendigste gestattet«, antwortete Frau Rittenhouse, »deswegen leben hier überhaupt keine Männer.«

    Deren Fehlen in den Straßen der Stadt und auch den vorher durchfahrenen Dörfern war mir schon aufgefallen. Inzwischen beschlich mich das mulmige Gefühl, dass dies hier wirklich ein Amazonenstaat sein könnte wie es die vorher gehörten Gerüchte andeuteten.

    »Aber ohne Männer geht es doch nicht!«

    Franca sah mich mit großen Augen an und lächelte während der folgenden Erklärung ihrer Mutter.

    »Sie werden aus den anderen Landesteilen angefordert und kommen aus den dortigen Männerhäusern. Unter priesterlicher Obhut werden sie hier ihren spezifischen Aufgaben zugeführt.«

    Etwas vorwitzig mischte sich die Tochter ein: »Natürlich kümmern wir uns dann auch ein bisschen um sie.« Dabei schaute sie mir mit schelmischem Blick in die Augen und griff mir an den Oberschenkel. Die Soldatinnen grinsten über das ganze Gesicht, während die Präfektin Franca mit einem bösen Blick bedachte. Trotzdem wagte ich noch die Frage: »Und Sie dürfen dann Kontakt haben?«

    »Wir kommen aus dem Kernland und sind selbst keine Ninturisten, aber respektieren natürlich die hei­mische Religion«, beeilte sich die Präfektin um Klärung.

    Auf einem Hügel am Rand der Stadt stand die riesengroße Statue einer Kriegerin. Sie war unbekleidet, trug einen Gürtel, in dem ein Dolch steckte und an dem die Scheide eines großen Schwertes befestigt war. Das Schwert hatte sie in der rechten Hand hoch über ihrem Kopf erhoben, offenbar bereit, es niedersausen zu lassen. Die sehr attraktive weibliche Gestalt zeigte in ihrem Gesicht ernste, entschlossene Züge.

    »Schau, Franck Sezelli, das ist das Denkmal der Unbekannten Kämpferin«, zeigte Bella Rittenhouse auf die Statue. »Sie ist dem Gedächtnis der in den Kämpfen gefallenen Frauen gewidmet, an deren ruhmreichen Ende die Souveränität und Einheit Feminas stand.«

    Der von einer unbestimmten Angst hervorgerufene Klumpen in meinem Bauch wurde stärker. Ich machte mir ernsthaft Gedanken um mein Schicksal, wehrlos in der Hand von Amazonen, wenn auch äußerlich irgendwie zivilisierten.

    Gegen Mittag hielten wir in Mammaville, so nannte Franca die Stadt. Inmitten der fünf Frauen lief ich über den zentralen Platz, der nach Königin Fuerte benannt war, wie mich die Präfektin informierte. Der große Platz war gesäumt von schön gestalteten Gebäuden, die ein harmonisches Ganzes bildeten. Drei Bauten fielen mir besonders auf, zum einen war das ein Haus an einer Querseite des Platzes, das mir seltsam bekannt vorkam. Es ähnelte verblüffend der Alten Universität Heidelbergs. Wie Frau Rittenhouse bestätigte, war es tatsächlich ein Gebäude, das der Lehre und Forschung diente. Es sei das Königliche Sexuologische Institut, das sich unter anderem mit Fragen der Bevölkerungsreproduktion befasse und zu dem die erste Samenbank der Welt gehöre. Sie würde von vielen Bürgerinnen, die keine Zusammenkünfte mit Männern wünschen, gern genutzt.

    Und woher bezieht das Institut den Samen? Aus den erwähnten Männerhäusern? Wurde mir deshalb Sperma abgenommen? Meine innere Unruhe wuchs weiter.

    Die anderen auffallenden Bauten an diesem Platz waren das zweifelsfrei als solches zu erkennende Rathaus und ein Museum. Ich hatte den Eindruck, dass sich viele Frauen nach mir umsahen.

    Über dem großen Portal des Rathauses war das Wappen Mammavilles in Stein gemeißelt, das eine stil­lende Frau und ein Schwert beinhaltete. In der prunkvollen Eingangshalle wurden wir bereits erwartet und in einen kleinen Raum mit einem stilvoll gedeckten Tisch geführt.

    Während der anschließenden Mahlzeit versuchte ich, mir mehr Klarheit zu verschaffen. Ich fragte die Präfektin: »Frau Rittenhouse, ich verstehe nicht, wieso ich von diesem schönen Königreich noch nie etwas gehört habe. Seit wann gibt es dieses Land?«

    »Ich erzähle dir gern etwas zur Geschichte unseres Königreiches. Vergiss aber nicht, etwas zu essen! Lange zu! Du musst bei Kräften sein, wenn wir im Königspalast ankommen.«

    Diese Sorge um meine körperliche Befindlichkeit machte mir erst recht Angst. Was um Himmels Willen wollten die im Königspalast von mir Gefangenem? Verstohlen schaute Franca, die neben mir saß, zu mir herüber und lächelte in sich hinein, während ihre Mutter redete.

    Als Wurzeln des Staates Femina nannte die Präfektin zum einen die große Auswanderungswelle Anfang des 18. Jahrhunderts vor allem aus der Pfalz, infolge einer durch strenge Winter verursachten Hungersnot, zum anderen die matrilinear organisierten Dörfer in der Opateria im damaligen Vizekönigreich Neuspanien. Viele der deutschen Auswanderer gelangten zunächst nach Pennsylvanien, von wo sich dann bald eine große Schar unzufriedener Frauen, die gegen die harten und ausbeuterischen Verhältnisse aufbegehrten, nach Süden aufmachte und nach einem langen Treck hier ankam.

    Ob sie ihre Männer und Söhne, die sie sicherlich verfolgten, umgebracht haben? Ich machte mir während der Rede so meine Gedanken.

    Die Lebensweise der seinerzeit hier ansässigen Opata, bei der die Mütter dominierten, kam den Bedürfnissen der geflohenen, in der Mehrheit deutschen Migrantinnen sehr entgegen.

    Begeistert erzählte die Präfektin weiter und ließ dabei ihr Essen unberührt. Es war offensichtlich, dass sie sehr stolz auf die Geschichte ihres Landes war. Die anderen am Tisch aßen mit Genuss und hörten dabei interessiert zu. Einen solchen Vortrag erlebten sie auch nicht aller Tage.

    »Die Opata teilten wegen des entstandenen Frauenüberschusses die Männer mit den Zugewanderten. Sie wurden in die Ältestenräte aufgenommen und dominierten diese sehr bald auf Grund ihrer höheren technischen und landwirtschaftlichen Bildung. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestanden die Ältestenräte in einer Vielzahl benachbarter ehemaliger Opata-Dörfer nur noch aus Frauen, und eine deutsche Mundart, angereichert mit Lehnwörtern aus dem Spanischen und den Dialekten der Opata wurde als gemeinsame Sprache genutzt.«

    »Das war der Anfang Feminas?« Ich nutzte die Pause, die die Präfektin machte, um mein unverhohlenes Erstaunen zum Ausdruck zu bringen.

    »Noch war es nicht soweit! Es gab Kämpfe gegen benachbarte Dörfer, die wildeste Vorwürfe gegen die Frauendörfer erhoben, die von Tötungen männlicher Säuglinge bis zu Giftmord an den Männern gingen.«

    Mir wurde richtig unheimlich. Trotzdem wagte ich zu fragen: »Und war da was dran?«

    »Nichts davon ist belegt! Aber es gab einen ungeklärten, erheblichen Schwund des männlichen Bevölkerungsanteils, sodass sich langsam eine reine Frauengesellschaft herausbildete. Die Frauendörfer schlossen sich enger zusammen und eroberten weitere Siedlungen und vergrößerten allmählich das von Frauen beherrschte Territorium in Sonora. Es entstand der so genannte Feminatische Bund unter Führung der Familien von Scheyde und Rittenhouse, den Nachfahren der Anführerinnen des Auszugs aus Nordamerika.«

    »Rittenhouse? Das ist Ihre Familie, Frau Präfektin? War das die Gründung des Königreiches?« Wieder unterbrach ich die interessanten Ausführungen. Die Kommandantin und die beiden Soldatinnen blickten erschrocken. Habe ich jetzt die Etikette unverzeihlich verletzt? Franca lächelte mich irgendwie geheimnisvoll an.

    Zum Glück schien die Vortragende meine Unterbrechung nicht übel zu nehmen. Sie fuhr fort: »Ja, meine Familie ist sehr eng mit unserer Geschichte verbunden. Jedenfalls verbreitete sich die Kunde von den Frauensiedlungen über die spanischen Kolonisatoren bis nach Europa, so dass von überall Frauen kamen und sich hier niederließen. Während der kriegerischen Unruhen in Mexiko im 19. Jahrhundert wurden die Feminaten immer

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1