Reisen ist wie Verliebtsein: Von Wien in die Welt. 12 Kurztrips mit Amalthea
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Über dieses E-Book
Für all diejenigen, die beim Warten am Flughafen oder im Stau auf der Autobahn eine spannende Lektüre nicht missen wollen oder vielleicht schon Inspiration für die nächste Reise suchen, haben wir eine bunte Auswahl aus unseren Reisebüchern zusammengestellt: Entdecken Sie die prachtvollen Villen im kaiserlichen Sommerfrischeort Bad Ischl, fahren Sie entlang der ehemaligen k. u. k. Riviera von Südtirol bis nach Istrien, schlendern Sie durch Wien und Umgebung oder reisen Sie weiter nach Dänemark, Japan oder Jordanien …
Und auch wer dieses Jahr seinen Sommerurlaub in Balkonien verbringt, kann die wunderbarsten Reisen erleben – mit Büchern, die Welten öffnen.
•Marie-Theres Arnbom: Die Villen von Bad Ischl. Wenn Häuser Geschichten erzählen
•Johannes Neuhofer: Der Johannesweg. So finden Sie zu Einkehr und Zufriedenheit
•Helmut Luther: Österreich liegt am Meer. Eine Reise durch die k. u. k. Sehnsuchtsorte
•Dietmar Grieser: Schön ist die Welt. Schauplätze der Musik
•Gerhard Tötschinger: Viva l'Italia. Erlebtes – Erdachtes – Erlesenes
•Gerhard Tötschinger: Von St. Stephan nach St. Marx. Die Wiener Bezirke I, II und III
•Gerhard Tötschinger: Vom Schaumburgergrund ins Lichtental. Die Wiener Bezirke IV bis IX
•Georg Hamann: 50 x Wien, wo es Geschichte schrieb. Unbekanntes, Unerwartetes, Unglaubliches
•Anna Ehrlich/Jennifer Faulkner: Wien für coole Kids
•Konrad Kramar/Beppo Beyerl: Wienerwald für Entdecker. 15 Spaziergänge auf historischen Spuren
•Axel N. Halbhuber: Reisen ist ein Kinderspiel. Wie Valentin seinem Vater die Welt zeigt
•Dietmar Grieser: Landpartie. Begegnungen, Erlebnisse und Entdeckungen in Österreich
Marie-Theres Arnbom
Geboren 1968 in Wien, Dr. phil., Historikerin und Autorin mit langjähriger Erfahrung im Kulturmanagement. Diverse Publikationen:
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Damals war Heimat: Die Welt des Wiener jüdischen Großbürgertums Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Reisen ist wie Verliebtsein - Marie-Theres Arnbom
Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at
© 2017 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Umschlagabbildung: AKON Ansichtskarten Online; iStock.com
Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
Gesetzt aus der 11/14 pt Minion Pro Regular
Printed in the EU
ISBN 978-3-99050-069-9
eISBN 978-3-903083-56-1
Inhalt
Warum ein Buch über die Villen von Bad Ischl?
Gebrauchsanweisung
Entdeckungstour Eins
1 Alltag in der Sommerfrische. Die Villa Albrecht und die Villa Schodterer
Kurhausstraße (vormals Erzherzogin Marie-Valerie-Straße) 7 und 9
2 Die Villa Seilern
Tänzlgasse 11
3 Die Nestroy-Villa
Nestroyweg 1
4 Ladislaus Dirsztay und seine Söhne
Wiesingerstraße 9 (vormals Elisabethstraße)
5 Oscar Straus und der Stern’sche Familienclan
Wiesingerstraße 1 (vormals Elisabethstraße)
6 Die Ischler Hotelierstochter Friedl Harrer und der Filmregisseur Walter Straus
Hotel Goldenes Kreuz, Kreuzplatz 7
7 Der 18. August. Kaisers Geburtstag
Kaiservilla, Jainzen 38
8 Das Rosenstöckl, Ischls Musikerhaus
Esplanade 6a
Entdeckungstour Zwei
9 Villa Max Tauber
Traunkai 17
10 Franz und Sophie Lehár
Lehárkai 8
11 Velours de Vienne. Die Villa der Familie Reichert
Siriuskoglgasse 9
12 Villa Sickingen-Starhemberg
Grazerstraße 27
13 Villa Landauer
Frauengasse 2
14 Die Villa am Gries oder Villa Gisela
Frauengasse 4
15 Villa Wild-Kux
Frauengasse 10
Entdeckungstour Drei
16 Villa Grünwald
Kaltenbachstraße 9
17 Die Villa einer Wohltäterin
Kaltenbachstraße 20
18 Eine Staatsaffäre um die Bundesbahn
Bauerstraße 10
19 Munition, Telefone und der König der Hochöfen. Villa Adele, später Freya
Brennerstraße 15
20 Die Sarsteiner-Villa, die Emmerich Kálmán nie besessen hat
Emmerich-Kálmán-Straße 1
21 Josef Jarno und Hansi Niese
Emmerich-Kálmán-Straße 3
22 Der vergessene Operettenstar Louise Kartousch und der brillante Strafverteidiger Hermann Kraszna
Ahornstraße 8
23 Julius Brammer
Kalvarienbergweg 16
24 Villa Vockner/Pancera/Haenel
Concordiastraße 3
25 Ein Sonderfall – Wilhelm Haenel
Entdeckungstour Vier
26 Das Radfahrer-Huldigungsfest und die Dumba-Stiftung
Kaltenbachstraße 15
27 The King and I. Johann Strauß
Kaltenbachstraße 36
28 Olga Hauser wehrt sich
Kaltenbachstraße 30
29 Naturwissenschafter unter sich. Die Villa Maass-Portheim
Lindaustraße 7
30 Ein Roman und die Wirklichkeit. Die Villa Schönthan
Lärchenwaldstraße 14
31 Ein vergessener Star. Jenny Gross
Dr. Höchsmann-Straße 4
32 Leschetizky-Villa
Leschetizkygasse 8
Entdeckungstour Fünf
33 Das Gigerltum der Verbauerung. Oscar Blumenthal und der echte Giesecke
Engleithenstraße 19
34 Gut Engleithen
Engleithenstraße 17
35 Heinrich Ohrenstein, der Zement-Baron
Dumbastraße 8
36 Rudolph Schanzer und sein Kreis
Dumbastraße 6
Entdeckungstour Sechs
37 Alexander Girardi, der große Volksschauspieler
Steinfeldstraße 7
38 Ida Bodanzky-von Hartungen-Reik. Eine Pianistin mit vielen Namen
Steinfeldstraße (vormals Girardistraße) 12
Entdeckungstour Sieben
39 Die Schratt-Villa, die niemals Katharina Schratt gehörte
Steinbruch 43
40 Dornröschen in Haiden
Salzburger Straße 148
Anmerkungen
Quellen und Literatur
Bildnachweis
Namenregister
Die Autorin
2 Die Villa Seilern
Tänzlgasse 11
Eine der eindrucksvollsten und schönsten Villen – den massiven Betonanbau muss man ausblenden – befindet sich hinter dem Kurhaus; in diesem Teil Ischls entstehen Anfang der 1880er-Jahre etliche Villen, um den steigenden Bedarf nach standesgemäßen Sommerwohnungen zu befriedigen. Doch keine erreicht die Eleganz und Großzügigkeit der sogenannten Villa Seilern, die den Namen ihrer Erbauerin bis heute trägt.
1881 erwirbt Elise Reichsgräfin von Seilern ein großes Grundstück und beauftragt den Wiener Stadtbaumeister Wilhelm Pils mit der Ausführung des geplanten Hauses – interessant, dass auch bei diesem Projekt keiner der großen Wiener Stararchitekten der Ringstraße zum Zug kommt, sondern ein Praktiker. Ihm gelingt ein Bau, der seinesgleichen sucht, repräsentativ und großzügig zugleich. 1883 kann Elise Seilern bereits in der eigenen Villa absteigen – keine sehr lange Bauzeit für ein so großes Objekt. Über dem Eingang prangt ein Allianzwappen der Familien Seilern und Stürgkh, aus der Elise stammt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anna Gräfin Paar verbringt sie nun jeden Sommer in ihrem Ischler Refugium und führt hier ein großes Haus. Dabei vergisst sie jedoch nicht, der Ischler Bevölkerung Gutes zu tun, und ruft eine Wohltätigkeitsveranstaltung ins Leben, die 16 Jahre lang zum fixen Bestandteil des Ischler Sommerlebens zählt. 1890 findet erstmals eine Tombola im Kursalon statt, der Erlös kommt dem Armen- und Waisenhaus »Charitas« in Ischl zugute. Inserate in den Kurlisten machen das Publikum aufmerksam, Billetts kosten einen Gulden: »Diejenigen P. T. [Pleno Titulo] Wohlthäter, welche Gegenstände schenken wollen, werden ersucht, dieselben an Frau Gräfin von Seilern, Villa Seilern, Tänzelgasse Nr. 11, einzusenden.« Rund um Kaisers Geburtstag am 18. August befinden sich besonders viele Menschen in Ischl, Elise von Seilern nützt dies aus und wählt für ihre Veranstaltung immer ein Datum in zeitlicher Nähe zu diesem Höhepunkt des Ischler Sommerlebens. 1895 gibt es noch einen besonderen Anreiz, wie in der Kurliste propagiert wird: »So wie alle Jahre hat auch heuer der Allerhöchste Hof die Gnade gehabt, viele prachtvolle Gegenstände zu spenden.«
Villa Seilern, einst und heute
Inserat für die Tombola der Gräfin Seilern, Curlisten Bad Ischl, 18.8.1891
Ein Jahr vor ihrem Tod verkauft Elise Seilern im Jahr 1908 ihre Villa um 110 000 Kronen an Ernst Landau, und es kommt die Frage auf, wer sich denn diesen Prachtbesitz leisten kann?⁶ Dazu muss man ein wenig ausholen: Ernst Landaus Großvater, geboren im galizischen Brody, hat es in die Welt hinausgezogen. Über Odessa und Budapest ist er nach Wien gekommen, wo er sich als Großhändler erfolgreich etabliert und eine Basis für die kommende Generation legt. Sein Sohn mit dem wunderbaren Namen Horace lebt und wirkt in Triest und kann als Gigant der italienischen Finanzwelt mit großem politischen Einfluss gelten. Sein enormes Vermögen legt er in Büchern und Kunst an – eine beeindruckende Sammlung entsteht. Und wo zieht es einen dermaßen einflussreichen Bankier im Sommer hin? Richtig, nach Ischl, ins Zentrum der Macht. 1886 steigt Horace hier erstmals im Grandhotel Bauer ab.
1908 erwirbt also sein Neffe Ernst die Villa Seilern, er kann auf die großen finanziellen Reserven seiner Familie zurückgreifen, gehört doch seinem Vater Albert das Hotel Imperial in Wien, geerbt von dessen Bruder Horace. Albert wird als »sehr joviale Persönlichkeit und echter Lebenskünstler«⁷ bezeichnet. »In weiten Kreisen in Wien und in Budapest kannte man den hageren, aufrechten, heiteren weißbärtigen Greis mit dem sonoren Organ.« War sein Vater aus Galizien nach Wien gelangt, weitet Albert seine Tätigkeit bis nach Amerika und in den Orient aus – eine äußerst mobile Familie. Zehn Jahre lang dient nun die Ischler Villa als Mittelpunkt des sommerlichen Familienlebens, 1918 verkauft Ernst Landau. Das Ende der Monarchie markiert zugleich auch das Ende des sagenhaften Reichtums der Familie Landau.
Nach einem kurzen Zwischenspiel – die Villa ist für fünf Jahre im Besitz des k. u. k. Hof- und Armeelieferanten Matthias Wotroubek, der auch die benachbarte Nestroy-Villa, die als Egger-Villa bezeichnet wird, erwirbt (siehe Kapitel 3) – prägt ab 1923 eine weitere schillernde Familie die Geschichte der Villa: Oskar und Nelly Inwald von Waldtreu kaufen beide Villen und nennen somit einen Besitz von einem Hektar mitten in der Stadt ihr Eigen.
Oskars Vater Josef hat sein Geld mit Glasfabriken in Böhmen gemacht und hinterlässt seinen zahlreichen Kindern ein großes Vermögen. Oskar studiert Chemie, ein für die Glaserzeugung durchaus bedeutendes Fachwissen, doch ernsthafte Forschung und Produktentwicklung interessieren ihn nur mäßig. Sein eigentliches Faible gilt Autos. Er fungiert als Vizepräsident des Österreichischen Automobilclubs und ist mit diesem Amt offenbar völlig ausgelastet, seine Tätigkeit als Verwaltungsratsmitglied der familieneigenen Glasfabriken kann wohl eher als repräsentativ angesehen werden. Oskars Privatleben gestaltet sich turbulent: Im Jahr 1900 heiratet er in Washington Meta Wimpffen, die jedoch nur ein Jahr später bei der Geburt ihrer Tochter Maria stirbt. Oskar heiratet ein zweites Mal, seine zweite Frau Nelly stirbt im Jahr 1936 an den Folgen ihrer Drogensucht. Zu diesem Zeitpunkt ist seine Tochter Maria bereits seit zehn Jahren mit Géza Erös de Bethlenfalva verheiratet, dessen Familie Schloss Hüttenstein nahe St. Gilgen besitzt. Auch er stammt aus einer schillernden Familie. Gézas gleichnamiger Onkel war mit Elsa Gutmann⁸ aus der bedeutenden Kohlenindustriellen-Familie verheiratet, die in zweiter Ehe den regierenden Fürsten Liechtenstein heiratet, eine etwas unkonventionelle Verbindung. Géza junior und sein Schwiegervater Oskar Inwald teilen die Begeisterung für Autos und stehen im Mittelpunkt der Gesellschaft: Das Hochzeitsfoto von Géza und Maria wird im Wiener Salonblatt abgedruckt.