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ALIEN LOVE: Science-Fiction-Kurzgeschichten
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ALIEN LOVE: Science-Fiction-Kurzgeschichten
eBook132 Seiten1 Stunde

ALIEN LOVE: Science-Fiction-Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

In diesem Band sind Kurzgeschichten versammelt, in denen reale Bedrohungen und mögliche Chancen unserer Zeit Wirklichkeit werden: Raumfahrt, Begegnung mit anderen intelligenten Spezies, die Ausbeutung und das besenreine Verlassen unserer Welt werden zu denkbarer Fiktion.
Maschinenwesen erfüllen ihren Auftrag, Familie bekommt eine neue Bedeutung und die Liebe bleibt vielleicht, was sie immer schon war: bedingungslos.
Am Ende des Buches tritt ein Held auf, der aus einem Stapel von Endzeit-DVDs hervorgekrochen ist, der im Fernsehzimmer der Autorin hinter einer gefräßigen Monstera dahinstaubt. Nehmen Sie den Helden bitte nicht zu ernst!
SpracheDeutsch
Herausgeberp.machinery
Erscheinungsdatum23. März 2022
ISBN9783957658227
ALIEN LOVE: Science-Fiction-Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    ALIEN LOVE - Corinna Griesbach

    Am Anfang war der Dampf

    … und der war bei Neo Roma Inc.

    Seit einigen Jahren sahen seine Brüder und er, wenn sie in den nächtlichen Himmel blickten, einen von deren Zeppelinen, von Hunderten Glühbirnen erleuchtet, die die Worte Die Welt gehört uns formten.

    Die Protestnoten seitens des Vatikans blieben ungehört und es gab draußen niemanden, der sich dem Heiligen Vater anschloss. Es erfolgte auch keine Reaktion seitens der Erbauer und Betreiber der Zeppeline in den Maschinenstädten.

    Gestern nun leuchtete ein neuer Zeppelin über der Heiligen Stadt, und seine Glühlichter schrien: WIR SIND GOTT.

    Es entstand ein Tumult im Vatikan und der siebenundachtzigjährige Papst, der sein Amt – am Vortag auf den Tag genau – seit dreißig Jahren ausfüllte, beschloss, nun zu handeln. Dazu ließ er seine Berater zu einer bestimmten Stunde am nächsten Tag herbeirufen. In der Nacht schliefen die Brüder schlecht, sie sahen im Traum unentwegt das künstliche Licht am Himmel, ihrem Himmel, Gottes Himmel. Lichter, die verkündeten, dass jene Gott sein würden – dass sie es bereits waren. Es war eine fieberhafte Hitze in den Mauern, die meisten, wenn nicht alle Brüder, hatten darauf gedrängt, endlich zu handeln.

    Morgen würde der Tag der Tat anbrechen. Der Heilige Vater würde gegen den Konzern aufstehen. Nova Roma Inc. würde zu Fall gebracht werden.

    Wie? Die Brüder wussten es nicht. Doch die Aussicht, dass der Vater nun handeln würde, erschütterte sie und riss sie aus einer jahrelang erduldeten Starre.

    Papst Pius hatte über die gesamte unruhige Zeit des Wandels in unvergleichlicher Güte das Gottesreich regiert. Er hatte die Lehre, die Bildung seiner Mitbrüder gefördert. Vielen griechischen Gelehrten Audienz gewährt. Auf sein Hinwirken wurde die Erfindung des Buchdrucks im Kirchenstaat gefördert und Hunderte Exemplare von religiösen Schriften verließen das Reich, um in den Maschinenstädten das zu erreichen, was menschlich war an ihren Bewohnern.

    Sein lebensfroher, schöpferischer Geist hatte das gesamte Reich beflügelt. »Der Mensch«, hatte er verkündet, »als das Ebenbild Gottes, ist der Höhepunkt der Schöpfung. Jeder einzelne Mensch ist wertvoll, und seine Würde ist zu wahren.« Pius lehnte Gewalt vollständig ab und näherte sich den Prinzipien Jesu mehr, als einigen der Brüder lieb und teuer war – im Namen der Inquisition. Diese lebte weiter, starb aber einen langsamen, sicheren Tod. Güte und Mitgefühl gegenüber den Armen, Kranken, Schwachen lebten auf unter Pius und wuchsen. Oft sprach Pius unter vier Augen mit seinem Nuntius über die Fragen: Wer ist Gott? Was ist der Mensch? Was ist sein Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen Mitmensch sein – und verlor dabei nie ein Wort über die Welt außerhalb des Kirchenreichs.

    Der Staatenverband, dem Pius schon so lange vorgestanden hatte, hatte von Rom aus Mittelasien und die Adria erobert. Italien, Spanien und Frankreich waren sein eigen gewesen. Diese große religiöse und politische Einheit hatte allein in den letzten zehn Jahren heftige, schmerzliche Einschnitte erlitten: Immer mehr Bewohner der Maschinenstädte lehnten sich gegen den Papst und sein Reich auf, die reichen Provinzen, in denen die bischöflichen Gouverneure den Heiligen Stuhl repräsentierten, mussten unter der Gewalt der Maschinen aufgegeben werden. Der Kirchenstaat war geschrumpft. Viele Kardinäle nahmen Papst Pius seine Untätigkeit gegenüber den näher rückenden Gefahren übel, andere unterstellten dem Unfehlbaren Feigheit. Andere verwiesen auf die Weissagungen des Malachias, demzufolge Pius nach drei mal zehn Dekaden abgelöst würde von einem, der anders wäre als alle und den Siegeszug über den Erdball antreten solle. Dieser Prophetia vertrauten nicht wenige der Brüder und erwarteten das Heraufziehen des neuen, stärkeren Kirchenreichs mit Pius’ Nachfolger.

    Am nächsten Morgen wurde Papst Pius tot in seinem Bett gefunden, sein Oberkörper wand sich steif über die Decken und Kissen, sein Mund war aufgerissen, daraus quoll eine karmesinrot gefärbte Zunge, die um das Vielfache ihrer ursprünglichen Größe angeschwollen war. Renato weinte. Aus Kardinal Angelos Mund lösten sich Tropfen, was er nicht bemerkte. Starre lag über dem Reich.

    Dann begannen die notwendigen Tätigkeiten nach den Regeln ihrer Kirche. Der Papst wurde beigesetzt. Das Konklave musste vorbereitet werden.

    Es war streng verboten, zu Lebzeiten des Papstes über dessen Nachfolger zu verhandeln. Natürlich war auch jede Spekulation verboten. Erst nach dem Tod des Papstes durften die Kardinäle zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kirche handeln.

    Niemand betrat die Gemächer des toten Papstes, ein von Seiner Hand versiegelter Umschlag blieb verschlossen, Renato als Testamentsvollstrecker würde ihn nicht öffnen. Geschlossen würde er seinem Nachfolger übergeben werden. Nur er würde für die Ausführung des Letzten Willens des toten Papstes verantwortlich sein.

    Das Konklave begann. Alle Kardinäle, alle Bischöfe, jeder Gläubige im Staate versank nun ins Gebet, um die Wahlberechtigten in ihrer Entscheidung zu unterstützen.

    Die Wahl Nikolaus des V. hatte ein Jahr gedauert, die Pius des VII. immerhin dreieinhalb Monate. Julius II. war innerhalb weniger Stunden zum Papst gewählt worden, und auf eine schnelle Entscheidung hofften dieses Mal alle der Kardinäle.

    So schworen wenige Tage nach Feststellung des Todes des Pius ihren Eid: der Zeremoniar, die Beichtväter, der anwesende Arzt, die Köche, die Dienstmädchen und die Kardinäle. Alle schworen, dass sie alles, was während des Konklaves gesprochen würde, geheim halten würden.

    Renato, der Zeremoniar, horchte erschrocken auf, als von Kardinal Angelos Seite der Wunsch kam, neben handschriftlichen Aufzeichnungen auch jede andere Art der Dokumentation zu verbieten, und er machte deutlich, dass er von einer Art technischem Gerät sprach. Nun war die Verwendung solcher künstlich gefertigten, maschinellen Apparate natürlich verboten. Außerdem war unter den Gläubigen keiner, der im Sinn hatte, solche zu gebrauchen. Warum musste Kardinal Angelo also darauf hinweisen, dass alle Arten von Apparaten, die womöglich eine Wiederholung der Gedanken und Worte der Anwesenden auf künstliche Weise ermöglichten, verboten waren?

    Renato hatte davon gehört, dass es akustische Aufzeichnungsmaschinen gab. Es erschreckte ihn und er schenkte diesen Gerüchten weniger Glauben, als die Halbgebildeten im Staat den Lehren ihrer Kirche entgegenbringen konnten. Es gab sogar Erzählungen, dass fototechnische Maschinen gebaut worden waren, Geräte also, mit denen Dinge, sogar Menschen, für immer in feste Bilder gebannt werden konnten. Es gab im Vatikan eine Prüfungsorganisation, die sich offiziell mit dieser Problematik beschäftigte.

    Auch Angelo hatte dazugehört und war dann vor etwa einem Jahr plötzlich ausgeschieden. Er war zusammen mit einem Seminaristen in die Maschinenstadt gereist und geistig versehrt zurückgekehrt, körperlich gebrochen, halb getragen, halb vom Seminaristen auf einem Stuhl auf Rädern über die Wege geschafft. Man hatte sein Verlassen der Kommission aber weniger seinen körperlichen Gebrechen – er hatte das Laufen verlernt – als seiner Abscheu gegenüber künstlichen Artefakten, seiner Angst vor der reinen Nützlichkeit von Gebilden jeglicher Art zugeschrieben. Der Nutzen, das war einer jener Schlüssel, mit denen die Vorgänge in den Maschinenstädten erklärt werden konnten. Die Fragen: Wozu nutzt dieser Apparat? Welchen Nutzen hat diese oder jene Technik? schienen dort draußen bedeutsam, und es war Angelo gefährlich geworden, tief in diese Materie einzudringen.

    Es war nicht gesund, Erscheinungen an ihrer Funktion zu messen. Gott war kein Apparat, Gott existierte ohne die Notwendigkeit einer Funktion. Und sein Ebenbild, der Mensch, durfte sich davon nicht entfernen.

    Alle Eingriffe in die natürliche Ordnung der Dinge, wie sie draußen geschahen, hatten bisher verheerende Folgen gezeigt: Nicht nur lag über den modernen Städten eine Glocke aus Dampf, welche den Bewohnern ein Erkennen von Tag und Nacht, der gottgegebenen Ordnung, unmöglich machte. Die Menschen in den Maschinenstädten schienen sich völlig den perversen Regeln der Fertigung von Maschinen unterworfen zu haben, der Fördertechnik, die es ermöglichte, Maschinenteile von hier nach dort und dort nach hier zu bringen, sie lagerten und schlossen und öffneten die Lager und verräumten deren Inhalt auf riesigen, metallenen Förderbändern – irgendwo hin. Sie verwandelten Energie: Wasser in Dampf, Kraft in Hitze, übertrugen Nachrichten, ohne Stimme oder Schrift, über weite Strecken und – das war es, worauf Kardinal Angelo hinaus wollte: Sie speicherten Nachrichten durch Druck, durch Ton, durch Fotografie.

    Pius hatte den Buchdruck als Gottes Werkzeug, zur Verbreitung Seines Wortes gestattet und gefördert. Allen war jedoch klar, dass alles andere, wovon sie erfahren hatten, Hexerei war. Und nichts von diesen Artefakten konnte sich in diesen Mauern befinden. Was wollte Angelo ihnen also sagen?

    In schweigender Prozession bewegten sich die Kardinäle, die aus ihrer Mitte den neuen Papst wählen würden, über den begrünten Innenhof und stiegen dann Stockwerk um Stockwerk hinunter in eine gruftartige Halle. Nur Angelo, der seit seiner

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