Wandergenuss Bayerischer Wald: 35 spannende Natur- und Kulturerlebnisse auf aussichtsreichen Wegen
Von Rainer D. Kröll
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Buchvorschau
Wandergenuss Bayerischer Wald - Rainer D. Kröll
Praktische Informationen
Der Bayerische Wald ist mit 6000 Quadratkilometern die größte Waldlandschaft Mitteleuropas, in der sich die Natur in einer unglaublichen Vielfalt zeigt. Ein gut ausgebautes Wanderwegenetz, welches an gemütlichen Gasthäusern vorbeiführt, bietet Entspannung und Erholung in sauberster Landluft. Hier ist wunderschöne und unberührte Natur zu genießen.
Reisen im Bayerischen Wald
Alle Wanderungen in diesem Buch enthalten in der Infospalte Hinweise für die Anreise. Mit dem eigenen Auto kommt man fast überall am besten hin. Die Fahrt durch die Landschaften des Bayerischen Walds mit der Bahn ist ein bequemes Erlebnis und umweltfreundlich. Gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln bieten die Orte, die mit der Bahn erreichbar sind. Fast jedes Dorf kann mit dem Bus angefahren werden, der allerdings oft zu Unzeiten für die Wanderer unterwegs ist. Die Waldbahn erschließt Zwiesel, Bayerisch Eisenstein, Grafenau, Bodenmais und Viechtach. Die Ilztalbahn bringt Wanderer von Passau zu den Ausflugzielen entlang der wunderbaren Ilz und in die Städte Freyung und Waldkirchen. Einige Ausgangspunkte im Nationalpark Bayerischer Wald sind zu gewissen Zeiten nur mit dem »IGEL-Bus« erreichbar.
Es gibt ein Waldbahn-TagesTicket, das aber wochentags erst ab 8 Uhr gilt. Das Bayerwald-Ticket gilt ebenfalls im gesamten Waldbahn-Netz und zusätzlich bei allen Buslinien im Bayerwald-Ticket-Gebiet. Eine noch größere Region umfasst das Bayern-Böhmen-Ticket. Derzeit bieten 22 Gemeinden in der Nationalpark- und Naturparkregion Bayerischer Wald für ihre Urlaubsgäste kostenlos das Gästeservice Umwelt-Ticket »GUTi« für Bus und Zug an. Die Gästekarte mit dem GUTi-Logo gilt als Freifahrschein für den gesamten Urlaubsaufenthalt, indes wochentags auch erst ab 8 Uhr.
Weitere Auskünfte: www.bahn.de, www.rvv.de, www.laenderbahn.com/waldbahn/, www.ilztalbahn.eu/, www.ostbayernbus.de/ostbayernbus/view/angebot/buslinien/igelbusse.shtml, www.bayerwald-ticket.com/guti/, www.bayerwald-ticket.com.
An der Ilz bei der Schrottenbaummühle (TOUR 28)
Die Touren
Die Wandergebiete sind in drei Gruppen gefasst und in einer Reihenfolge nummeriert, wie eines der Gebiete in etwa im Zusammenhang bereist werden kann. Die Unterteilung ist der Vordere Bayerische Wald, der Hintere Bayerische Wald und der Untere Bayerische Wald. Die klare geologische Linie des »Pfahls« trennt das »Donaugebirge« des Vorderen Bayerischen Walds vom Hinteren Bayerischen Wald an der Grenze zu Tschechien. Das Passauer Land und das Einzugsgebiet der Ilz mit seinen Quellflüssen Kleine und Große Ohe bis Spiegelau zeigen die Touren im gedachten Unteren Bayerischen Wald.
Beste Jahreszeit und Wetter
Natürlich ist ein Urlaub im Bayerischen Wald in den Sommermonaten am besten, wobei es für Wanderungen auch mal zu heiß sein kann. Herrlich ist aber auch der Herbst mit seinen unvergleichlichen Farben und das Wetter kann stabiler sein als im Sommer. Blumenliebhaber werden je nach Höhenlage der Tour das zeitige Frühjahr oder den Frühsommer wählen. Wegen möglicher extremer Verläufe der Jahreszeiten muss eine Machbarkeit der Touren immer eigenverantwortlich entschieden werden. Eine frühe Startzeit bringt oft eine ruhige Tour, stilles Wanderglück und die schönsten Fotos. Etwas Besonderes ist an manchen Aussichtspunkten auch der Sonnenuntergang.
Für die momentanen Wetteraussichten benutzen Sie am besten einen der Wetterberichtanbieter, die örtlichen Wetterstationen (z. B. Zwiesel) oder örtliche Webcams im Internet. Zum Beispiel www.wetteronline.de/wetterfilm, www.br.de/wetter/action/bayernwetter/bayern.do, wetterstationen.meteomedia.de/?station=107960&wahl=vorhersage.
Felsiger Aufstieg im Schlosspark Falkenstein (TOUR 2)
Ausrüstung
Feste Schuhe mit griffiger Sohle sind wohl einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. Wichtig ist ein ausreichender Sonnen- und Regenschutz – wobei ein stabiler Regenschirm gute Dienste leistet, solange kein Wind mit im Spiel ist. Eine Regenjacke ist unverzichtbar, führt selbst in modernster Ausführung jedoch im Gegensatz zum Regenschirm bei entsprechender Wärme zu starkem Schwitzen. Weiter zur Ausrüstung gehören eine schnell trocknende Wanderfunktionshose, ein guter Rucksack gefüllt mit Notproviant, ausreichend Flüssigkeit, ein Wechselshirt, eine Notfall-Apotheke und ein Mobiltelefon für einen Notruf. Oft wird ein Kälteschutz vernachlässigt, besonders, wenn schönes Wetter am Himmel steht. Was aber, wenn sich einer verletzt und am Boden gelagert werden muss? Wenn dann noch Nässe dazukommt, wird es gefährlich.
Im Bayerischen Wald gibt es viele Pilze, zum Beispiel Hallimasch.
Anforderungen
Der Tourencharakter ist in der Infospalte jeder Wanderung beschrieben und nach der Einstufung des Deutschen Alpenvereins in leicht, mittel und schwer eingeordnet. Touren, zu denen Trittsicherheit empfohlen wird, sind mit Vorsicht zu genießen. Mit Trittsicherheit ist die Fähigkeit gemeint, sich beim Wandern in unwegsamem Gelände sicher bewegen zu können. Erfahrung führt zu besserer Trittsicherheit. In seltenen Fällen können neuere Wege mit Asphaltbelag leider nicht umgangen werden. Die Einschätzung der Touren für die Kindertauglichkeit im Tourenfinder dieses Buchs wird ganz einfach mit 300 Höhenmetern Aufstieg begrenzt. Dies ist aber nicht absolut zu verstehen, denn die Leistungsfähigkeit der Kinder ist abhängig vom Alter, von der Kondition und von ihrem Willen.
Holzhaus an der Triftsperre in Hals bei Passau (TOUR 30)
Gefahren am Berg
Wichtigste allgemeine Gefahren in den Bergen sind Steinschlag und Wetterwechsel. Erfahrene Bergwanderer beobachten an jedem sich bietenden Fixpunkt ihren Höhenmesser und justieren ihn erneut. Denn steigt die Angabe des Höhenmessers von einem Fixpunkt zum nächsten erheblich an, bedeutet dies einen Luftdruckabfall und lässt eine schnelle Wetterverschlechterung voraussehen. Umkehren ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Klugheit.
Im Naturschutzgebiet Buchberger Leite (Tour 31)
Notrufe
110 Polizei
112 Notarzt, Feuerwehr und Bergwacht
Optisches oder akustisches Notrufsignal: 6 Signale hintereinander mit 10 Sekunden Abstand
Gehzeiten, Höhenmeter und Richtungsangaben
Die Gehzeiten sind reine Zeiten unterwegs ohne Pausen. Sie wurden in eigener Erfahrung subjektiv ermittelt, denn manche Zeiten auf den Wegweisern sind sehr unterschiedlich erhoben. Auf orografische Bezeichnungen wurde zugunsten der Allgemeinverständlichkeit verzichtet. Abzweige und Richtungswechsel sind im Text trotz Wegweiser beschrieben, denn diese können ja mal fehlen. Wird kein Richtungshinweis gegeben, bedeutet dies in jedem Fall geradeaus.
Die Höhenangaben entstammen zuallererst den Karten, denn die haben Geografen vermessen und gezeichnet, dann erst aus dem ständig justierten Höhenmesser und dann den Beschilderungen in der Natur. Bei den Angaben des Höhenmessers sind aber immer Ungenauigkeiten möglich, weil diese wegen der Veränderung des Luftdrucks durch Wetterwechsel variabel sind.
Wegmarkierungen und Wegweiser
Alle Wege in der Wanderregion sind mit Wegweisern und Markierungen sehr gut erschlossen. Örtliche Rundwege haben ihre eigenen Markierungen. Wenn nötig, sind in den Wegbeschreibungen die Markierungen der Wanderwege angegeben. Verschiedenartig geschriebene Ortsnamen sind vorrangig den Karten entnommen, dann erst der Beschilderung in der Landschaft.
Flora und Fauna
Mit den über 1400 Meter hohen Gipfeln nimmt das urwüchsige Bayerisch-Böhmische Grenzgebirge einen ganz besonderen Platz mit einem unverwechselbaren Charakter ein. Die waldfreien Gipfelbereiche tragen pflanzliche Eiszeitrelikte. Botanische Besonderheiten sind die Krähenbeere, Sumpfenzian, Ungarischer Enzian, Bärwurz, Fieberklee, Sonnentau, Bärlapp-Arten, Berg-Greiskraut, Platanenblättriger Hahnenfuß, Alpen-Frauenfarn, Alpenlattich, Blauer Eisenhut.
Außer Auer- und Birkhuhn findet man hier Vogelarten, die gewöhnlich für das Hochgebirge typisch sind, wie Bergpieper, Alpenbraunelle und Schneesperling. Auch der Luchs, die Wildkatze und verschiedene Arten der Spechte und Greifvögel sind im Waldgebirge heimisch.
Schattige Wanderwege an den Waldrändern erlauben Blicke in die Landschaft.
Anforderungen
Leicht: einfache Wanderung auf guten Wegen und Pfaden ohne ausgesetzte Stellen, die aber auch ohne Markierung sein können. Orientierungssinn und Trittsicherheit werden benötigt.
Mittel: mittelschwere Wanderung, die gute Kondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Orientierungssinn erfordert. Ausgesetzte Passagen auch mit Seilversicherungen möglich. Alpine Erfahrung ist nötig.
Schwer: anspruchsvolle Bergtour mit hoher Anforderung an die Kondition, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Enthält ausgesetzte Passagen und leichtere Klettereien am Fels. Ein gutes Orientierungsvermögen ist unbedingt geboten. Ausgeprägte alpine Erfahrung wird vorausgesetzt (schwere Touren mit der Kennzeichnung »schwarz« sind in diesem Buch nicht vorhanden).
Das Ilztal bildet eine lange Aneinanderreihung von Biotopen. Der seltene Straußfarn, die Banater Segge und die sibirische Schwertlilie sind hier zu finden. Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze durchschwirren diesen Lebensraum. Fischotter, Biber, Flusskrebs und die inzwischen sehr seltene Flussperlmuschel sind in der Ilz und in gesunden Bächen zu Hause.
Einkehrmöglichkeiten
Eine Auswahl an Einkehrmöglichkeiten in Restaurants, Wirtshäusern, Brotzeitstuben und Berghütten ist bei den Wanderungen angeführt. Die Öffnungszeiten sind jedoch für die Folgejahre nicht verlässlich anzugeben. Erkundigen Sie sich daher selbst anhand der angegebenen Telefonnummern oder Internetadressen.
Interessante Internetadressen
www.ostbayern-tourismus.de
Übersicht aller Regionen Ostbayerns
www.bayerischer-wald.de
Urlaub im Bayerischen Wald mit interaktiver Karte
www.bayerischer-wald.org
Betrachtung verschiedener Regionen des Bayerischen Walds
www.nationalpark-bayerischer-wald.de
Erlebnisangebote und Besuchereinrichtungen im Nationalpark
www.naturpark-bayer-wald.de
Der Natur auf der Spur im Bayerischen Wald
Regionale Küche
Das Leibgericht der Einheimischen war und ist der Schweinebraten mit Knödel und Sauerkraut. Früher war dies für die armen Bauern nur ein Sonntagsmahl. Ansonsten musste von dem gelebt werden, was man selbst ernten konnte. Daher gab und gibt es viele Gerichte aus Getreide, Kartoffeln, Kraut, Obst, Eiern, Schmalz und Milchprodukten. Der Pichelsteiner Eintopf stammt aus dem Bayerischen Wald. Die böhmische und österreichische Küche nahm schließlich Einfluss auf die Tische des Bayerwalds.
Naturschutz
Geschützte Pflanzen sind in allen ihren Teilen geschützt und sollten auch nicht zertreten werden. Wir müssen daher auf den Wegen bleiben und dürfen keine »Abkürzer« benutzen und keine weglose Wildnis betreten. Gibt es auch an einigen Stellen zum Beispiel eine geschützte Pflanze in großen Mengen, bleibt dies insgesamt doch eine bedrohte Art. Nichts berechtigt dazu, eine der geschützten Blumen wegzunehmen, weil doch so viele an einem Platz sind. Wildtiere benötigen besonders in den Bergen ihre Ruhezonen. Aus meiner berufsbezogenen forstlichen Fachkenntnis wurden bei allen beschriebenen Wanderungen keine Wildeinstandsgebiete durchquert. Ebenso wurde weglose Wildnis gemieden. Die kaum erschlossenen Grenzkammwälder sind Rückzugsräume für Auer- und Birkhuhn, Luchs und Wildkatze und dürfen nicht betreten werden. Die Ilz ist ein einmaliger, urwüchsiger Lebensraum zahlreicher Arten, der besonders schützenswert ist und die Achtsamkeit der Wanderer erfordert.
Am Schwellhäusl gibt es Bier aus dem Stein (TOUR 20).
Karten
Die zur Recherche verwendeten drei Kompass-Karten im Maßstab 1:50 000 sind in den Wanderungen angegeben (www.kompass.de). Die Topographischen Wanderkarten vom Bayerischen Landesamt für Vermessung gibt es im Maßstab 1:50 000 und 1:25 000. Die fünf Karten UK50 27 bis 30 im Maßstab 1:50 000 decken die Wanderungen in diesem Buch ab (www.ldbv.bayern.de). Manchmal sind in den Touristinformationen kleinräumigere Wanderkarten gratis erhältlich.
Die Sumpfdotterblume wächst üppig an Bachrändern oder in Quellsümpfen.
Vorderer Bayerischer Wald
Oben links: Im Gläsernen Wald vor dem Fressenden Haus in Weißenstein (TOUR 10). Oben rechts: An der Kapelle in Münchshöfen (TOUR 4). Unten rechts: Morgenstimmung am Pilgramsberg (TOUR 3). Unten links: Der Schwarze Regen ist bei Wassersportlern sehr beliebt (TOUR 8).
1 Burgruine Brennberg und Hölle
Mystisches Naturerlebnis im Höllbachtal
Die Wanderung führt durch das wildromantische Naturschutzgebiet Hölle, in dem sich die Wasser ihren Weg zwischen Felsgiganten suchen. Der Aussichtsturm auf der Burgruine zeigt den idyllischen Ort Brennberg und den Falkensteiner Vorwald.
Besonderer Genuss: Ruhe und Natur
Tourencharakter
Mittelschwere, oft sonnige Tour, meist auf befestigten Wegen durch Wälder, Wiesen und Felder. Im Ortsgebiet auf Straßen. Im Bereich des Höllbachs Felsen und unebener Weg. Feste Wanderschuhe mit griffigen Sohlen werden empfohlen.
Ausgangs-/Endpunkt
Parkplatz Friedhof Johannisstraße in Brennberg
GPS N49°04‘12.3 E12°23‘47.5
, Höhe 595 m ü. NN
Anfahrt
Auto Auf der A 3 Ausfahrt 104 b Wörth an der Donau und auf der St 2146 und R 42 nach Brennberg
ÖPNV Mit der Buslinie 37 von Regensburg nach Brennberg (www.rvv.de)
Gehzeiten
Parkplatz Friedhof – Burgruine Brennberg 0:15 Std. – Kapelle 0:35 Std. – NSG Hölle 0:45 Std. – Trafohäuschen 0:45 Std. – Weiher 0:30 Std. – Parkplatz Friedhof 0:30 Std.
Einkehr
Hirschbergers Holzofenkuchl, Reimarstraße 5, 93179 Brennberg, Tel. 09484/287, www.holzofenkuchl.com (Mo und Di Ruhetag)
Karten
Kompass 198/1, 1:50 000
Touristinformation
Rathausplatz 1, 93086 Wörth an der Donau, Tel. 09482/940 30, www.stadt-woerth.de
Hinweis
Besser Wochenenden meiden
Zur Burgruine Brennberg Vor dem Parkplatz am Friedhof in Brennberg starten wir an der Kreuzung auf der Höllbachstraße nach Osten in Richtung Zumhof. An der nächsten Kreuzung gehen wir auf der St.-Rupert-Straße links in Richtung Burg zur Kirche hinauf. Gegenüber der Kirche können wir direkt nach dem Gasthaus auf dem Parkplatz nach rechts und müssen dann auf der querenden Lerchenfeldstraße weiter links aufwärts. Nach 150 Metern biegen wir nach dem Haus Nr. 17 rechts bergauf zur Burgruine Brennberg ein, die 50 Meter über dem Dorf auf einem Granitfelsen steht. Die Burg Brennberg entstand auf Initiative des Adelsgeschlechts der de Prenberg Anfang des 11. Jahrhunderts. Das Wappen der Besitzer zeigte schon damals die drei brennenden Berge, wie auch heute noch das Gemeindewappen. Der romanische Bergfried ist der älteste