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Ein Foto vom Mörder
Ein Foto vom Mörder
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eBook165 Seiten2 Stunden

Ein Foto vom Mörder

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Über dieses E-Book

Die fesselnde Geschichte eines Jugendlichen, der seinen Traum verwirklichen will und sich dafür in große Gefahr begibt. Endlich Sommer! Doch die idyllische Stimmung in der schwedischen Provinz findet ein Ende als aus heiterem Himmel ein Mord geschieht. Die örtliche Zeitung reißt sich um einen effekthascherischen Artikel. Doch die Redaktion ist unterbesetzt und so begibt sich der höchst motivierte 15-jährige Erzähler, der später unbedingt Pressefotograf werden will, alleine auf die Suche nach dem Mörder, um ein Foto von ihm zu schießen. Ein gefährliches Unterfangen.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum8. Feb. 2022
ISBN9788726921939
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    Buchvorschau

    Ein Foto vom Mörder - Göran Norström

    1

    Ein Mord in Järbo!" sagte Söder.

    Die Brille rutschte auf Olssons rote Nasenspitze. Trotz seines runden Bauches stand er erstaunlich schnell auf und ging ein paar Schritte auf den Polizeifunkempfänger zu.

    Das hat doch keinen Sinn, sagte Söder. „Die machen uns doch was vor wie immer. Er meinte den Polizeifunk. „Wenn wirklich etwas Schlimmes passiert, dann versuchen sie, so zu tun, als ob nichts passiert wäre. Damit nicht so viele Neugierige kommen und die Diebe nicht gewarnt werden. Es gibt eine ganze Menge Leute, die ein Radio haben, mit dem sie den Polizeifunk reinkriegen."

    „Aber man hört doch ganz deutlich, daß etwas passiert ist", sagte Olsson und fuhr sich mit der Hand durch die roten, schütteren Haare.

    Man hört, daß ein Präserautomat in der Zentralstraße aufgebrochen worden ist", sagte Söder.

    Sie versuchen, nicht zu zeigen, daß sie aufgeregt sind", sagte Olsson.

    Red keinen Unsinn, sagte Söder. „Was sollen wir machen?

    Wenn wir doch nur Norström erreichen könnten", sagte Olsson.

    Aber Norström, der Polizeireporter, einer der besten in ganz Schweden, hatte Urlaub und war verreist.

    Wenn wirklich einmal etwas passierte, war er nicht da, ansonsten wohnte er fast auf dem Polizeirevier. Und wenn er nicht auf dem Revier war, hörte er überall den Polizeifunk. Er hatte sogar auf dem Klo einen Lautsprecher.

    Tja, sagte Olsson, „und was machen wir jetzt?

    Das ist dein Problem, sagte Söder, „du bist schließlich Redaktionssekretär.

    Ich hab noch nie etwas mit einem Mord zu tun gehabt, sagte er. Seine blasse Haut wurde noch blasser, und die Sommersprossen sahen aus wie Zecken, die sich in den Backen festgebissen hatten. Dann streckte er sich, schlug mit der Faust auf den Tisch und sagte: „Zum Teufel, ausgerechnet dann, wenn man ihn am nötigsten braucht, ist er nicht da.

    Jetzt reg dich nicht über Norström auf", sagte Söder.

    „Vielleicht kann man ihn erreichen", sagte Olsson.

    Von Gävle nach Gotland ist es ziemlich weit", sagte Söder.

    Und in der Redaktion war schließlich bekannt, daß es für Norström nur zwei Sachen gab, die ihn interessierten: die Arbeit und seine Blumen. Die Diebe und die netten Orchideen, wie er selbst immer sagte.

    Olsson machte die Augen zu. Er tat mir richtig leid, wie er da so an der Wand lehnte und immer blasser wurde, während im Polizeifunk vom Kondomautomat in der Zentralstraße gequasselt wurde.

    Woher weißt du, daß in Järbo ein Mord passiert ist?" fragte Olsson.

    Ich habe es von einem zuverlässigen Kollegen erfahren, sagte Söder. „Die Arbeiterzeitung ist bestimmt schon dort.

    Die Redaktion der Arbeiterzeitung lag schräg über die Straße und war fast so groß wie das Gävle Tagblatt. Sie konkurrierten immer um die neuesten Nachrichten.

    Du weißt doch, daß nicht einmal ein Fotograf im Haus ist", sagte Olsson.

    Und wo ist Evert?"

    Beim Blumenkorso in Furuvik."

    Da geht es sicher nur um Blumen", sagte Söder.

    „Margaretha, du und ich, sagte Olsson und knabberte an seiner Unterlippe, bis auch die weiß war. „Drei Leute und ein Mord in Järbo.

    Wir sollten uns vielleicht etwas beeilen, sagte Söder, „bevor es dann schon zwei sind.


    Söder hätte wenigstens so tun können, als ob ich auch noch da wäre. Im letzten Sommer hatte ich einige Fotos gemacht, die gar nicht so schlecht waren. Eins war sogar so gut, daß es eine ganze Seite im Express bekam.

    Und jetzt schien ich überhaupt nicht vorhanden zu sein. Aber da nickte Söder in meine Richtung: „Über den Fotografen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Aber was ist mit dem Umbruch?"

    Olsson schwieg und tat mir immer mehr leid. Er war aus Schonen, und schon allein wegen seines Dialekts schauten manche Leute ihn mißtrauisch an, als ob er irgendwie anders wäre als wir hier oben in Gästrikland.

    Olsson holte ein paarmal tief Luft, sein Bauch wölbte sich mächtig dabei, und ein Hemdknopf platzte ab und schoß wie eine Kugel in den Dokumentenschrank neben der Tür. Es hörte sich an wie ein Pistolenschuß.

    Söder und Olsson fingen beide an zu lachen, und die gespannte Atmosphäre löste sich.

    Tja, sagte Söder, „da kann man ja von Glück reden, daß man nicht im Weg stand.

    Du, sagte Olsson, „nimm Margaretha mit, ich kümmere mich auch um die Familienanzeigen.

    Komm", sagte Söder und nickte mir zu.

    Ich nahm die Fototasche über die Schulter und ging hinter ihm her. Er lief in langen Schritten den Flur entlang und hinunter zu Margaretha.

    Es war kurz nach vier, Mitte Juli, eine Hitzewelle lag über der Stadt, die wie ausgestorben war. Von weitem konnte man die Autos auf der Umgehungsstraße hören; Touristen, die vorbeifuhren, ohne anzuhalten. Niemand konnte sich vorstellen, daß es in dieser Stadt etwas Sehenswertes gab, nur wenige wußten, daß es hier genauso schöne Stellen gab wie anderswo.

    2

    Als wir durch die Ebene fuhren, war die Hitze fast unerträglich. Margaretha saß vorne neben Söder und roch leicht nach einem angenehmen Parfum. Ich saß halb und lag halb auf dem Rücksitz. Alle Fenster waren offen, und Söder fuhr sicher hundert, aber die Luft, die zum Fenster hereinkam, war nur heiß. Margarethas Haare kringelten sich in der Hitze, und in Söders Locken hingen Schweißtropfen.

    Söder war über dreißig und ich sechzehn. Trotzdem war er mein bester Freund. Er hat mich im letzten Sommer dazu überredet, zur Zeitung zu gehen und dabeizubleiben, wenn die Fotografen Arbeit bekamen.

    Wenn du Fotograf oder Journalist werden willst, hatte er gesagt, „dann mußt du einfach immer da sein. Am Schluß glauben sie, daß du angestellt bist. Und dann wirst du auch angestellt.


    Margaretha drehte sich zu mir um und sah besorgt aus.

    Wenn dir was passiert!" sagte sie.

    Da wartet er doch gerade drauf", sagte Söder.

    Er ist doch fast noch ein Kind", sagte Margaretha.

    Er ist Fotograf und Journalist", sagte Söder.

    Margaretha schüttelte den Kopf, dann legte sie heimlich, damit ich es nicht sah, ihre Hand auf Söders Bein.

    Ich hatte nichts dagegen. Wenn mein Bruder von seinen Mädchen redete, mochte ich nicht zuhören, alles klang dann so verächtlich. Aber wenn Söder von Margaretha sprach, dann klang das so, als ob das mit der Liebe ganz schön wäre. Und Margaretha gehörte zu den wenigen Menschen, die mir so über den Kopf streicheln konnten, daß ich am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Söder war schon einmal verlobt gewesen, hatte er erzählt. Aber das Mädchen, das er gemocht hatte, war gestorben. Vielleicht gönnte ich es ihm deshalb, daß es ihm mit Margaretha gut ging. Sie hatte große, blaue Augen und ein Lächeln, das ich besonders mochte. Aber als sie sich jetzt wieder zu mir umdrehte, lächelte sie nicht.

    Du hättest was Warmes zum Anziehen mitnehmen sollen. Falls es spät wird."

    So spät kann es gar nicht werden, daß es nicht noch warm ist", sagte Söder und fuhr langsamer, weil wir nach Sandviken kamen.

    Wenn es kühl wird, kann ich mir von Tage eine Jacke leihen."

    Söder drehte sich um und sah mich und Margaretha an.

    Von was für einem Tage", fragte er.

    Meinem Cousin in Kungsfors", sagte ich.

    Es war lange still, dann sagte Söder: „Aha, du hast also einen Cousin in Kungsfors?"

    Ja."

    Du kennst dich also in der Gegend aus?"

    Ja, sagte ich, „ich war schon oft im Sommer dort und habe mit Tage gefischt.

    Ja dann, wenn du die Gegend kennst, haben wir einen deutlichen Vorsprung vor der Arbeiterzeitung", sagte Söder.

    Ich weiß ja kaum, wo Järbo liegt", sagte Margaretha.

    Ich auch nicht", sagte Söder.

    Ich streckte die Beine aus und legte sie auf den Rücksitz des zeitungseigenen Volvos und genoß es, der einzige zu sein, der sich auskannte. Dann bog Söder Richtung Järbo ab. Es wurde ein bißchen kühler, als wir durchs Bredmoor fuhren. Margaretha lehnte sich zurück, und der angenehme Parfumduft wurde deutlicher. Ich sog ihn ein. Es roch nach Flieder wie in Söders Gartenlaube in der Sjötullstraße im Frühsommer. Da haben wir viele Abende lang gesessen, er und ich, und miteinander geredet. Da hatte er auch versucht, mir klarzumachen, daß Journalist zu sein, kein besonders toller Beruf ist.

    Es ist oft ein Scheißberuf, hatte er gesagt. „Es ist manchmal der ekelhafteste Beruf, den man sich vorstellen kann.

    „Warum?" hatte ich einmal gefragt.

    Weil man im Leben von anderen Menschen herumschnüffeln muß", hatte er geantwortet.

    Aber die Spannung, Söder", hatte ich gesagt.

    Da geht es nur selten um Spannung."

    Um was denn?"

    Es geht darum, Spannung in etwas zu erzeugen, wo keine ist, und Spannung aus etwas zu machen, was tragisch ist", hatte er geantwortet.

    Das war letzten Sommer gewesen, als mein Bruder und ich allein in der Sjötullstraße waren. Papa und Mama waren wie immer im Sommerhaus in Älvkarleby.

    Und da waren sie auch diesen Sommer. Mein Bruder hatte einen Job in einem Restaurant in Varberg gefunden, und ich war jetzt so alt, meinten Mama und Papa, daß ich allein bleiben konnte. Söder wohnte in der Wohnung unter uns.

    Sie waren beide der Meinung gewesen, daß ich mir auch einen Sommerjob hätte suchen sollen. Alle müssen ihren Teil beitragen, sagte Papa immer. Und Mama fand das auch. Das war aber so ziemlich das einzige, wo sie einer Meinung waren, außer bei der Frage, wo es Pfifferlinge gab. Sie hatten beide Augen für Pilze, Pilzaugen, wie sie sagten.

    Da fuhr Söder über die Brücke in Backa. Der Fluß Jädra lag ein paar Sekunden lang dunkel und glänzend unter uns. Dann kamen wir an Jäderfors vorbei und sahen den Kungsberg von weitem.

    Das einzige, was ich weiß, ist, daß jemand in Järbo ermordet worden ist."

    Järbo ist groß", sagte ich.

    Wir können die Polizei fragen", sagte Margaretha.

    Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Es war eine dunkle Wolke mit hellen Rändern, die ein Gewitter bringen konnte.

    Wir fuhren an der Kirche vorbei. Seit die Straße über den Viadukt geführt worden war, lag sie in einer Mulde. Von hier oben sah sie aus wie eine Spieluhrkirche mit einer Kurbel an der Rückseite. Wie aus Holz und so groß, daß sie auf einem Tisch stehen und ‚Kling, Glöckchen, klingelingeling‘ spielen könnte. Der Pfarrer kam gerade aus der Tür. Er blinzelte in den Himmel, als ob nichts passiert wäre. Er hieß Eriksson und war ein hervorragender Äschenangler. Er angelte immer mit künstlichen Fliegen.

    Kurz darauf hielt Söder beim Polizeirevier an.

    Wir stiegen alle drei aus. Söder ging voran und machte die Tür auf. Da saß Flink, er war der erste Polizeikommissar. Er hatte graue Haare, wache Augen und eine lange Nase, als ob er mit ihr Witterung aufnehmen wollte.

    Ich hatte nur über ihn gehört. Ich hatte gehört, daß er seine eigenen Wege ging und nie jemanden festnahm, wenn es nicht nötig war. Er tippte und schaute nicht auf, als Söder hustete.

    Hier soll ein Mord passiert sein", sagte Söder.

    Flink schaute von der Maschine auf, war aber offenbar noch so in Gedanken an das versunken, was er gerade geschrieben hatte, daß er nichts zu verstehen schien.

    Es ist hier jemand ermordet worden", sagte Söder und wurde lauter.

    Ja, stimmt", sagte Flink.

    Sind Sie der Polizist hier in Järbo?"

    Ja", antwortete er.

    Und wissen Sie etwas über den Mord?"

    Das ist nicht mein Gebiet", sagte Flink.

    Aber Sie wissen, daß jemand ermordet worden ist?" sagte Söder.

    Flink antwortete nicht. Er beugte sich wieder über

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