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Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall
Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall
Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall
eBook202 Seiten2 Stunden

Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall

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Über dieses E-Book

Diesen unrühmlichen Fall hatte Erich Rottmann längst verdrängt. Doch eines Tages holen ihn die Schatten der Vergangenheit mit aller Wucht ein. Zunächst unzusammenhängend erscheinende Ereignisse verdichten sich zu einer tödlichen Gefahr, die das gesamte Umfeld des Schoppenfetzers in ihren Sog zieht. Elvira, seine Möchtegernfreundin, weiß nicht, wie sie das eiserne Schweigen und die plötzliche schroffe Unnahbarkeit des Exkommissars deuten soll. Bis auch sie droht in den Strudel des Verbrechens zu geraten. Es sieht nicht so aus, als könnten Erich Rottmann, Elvira Stark und Öchsle diesmal der Gefahr unbeschadet entkommen …
Selbst hartgesottenen Rottmann-Fans könnte es bei diesem Fall den Atem verschlagen!
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum1. Nov. 2021
ISBN9783429065416
Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall

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    Buchvorschau

    Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit - Günter Huth

    Zwei Wochen vor heute:

    Um diese späte Stunde, geraume Zeit nach Mitternacht, lag die Maulhardgasse im Zentrum der Altstadt von Würzburg auf den ersten Blick völlig verlassen da. Sah man jedoch genauer hin, konnte man zwei dunkle Gestalten erkennen, die sich, eng an die Häuserwände gedrückt, durch den schmalen Schlauch der Gasse bewegten. Gerade war ein heftiger Regenschauer niedergegangen, dessen beachtliches Restpotential die beiden nach Verlassen des Weinlokals unerfreulicherweise noch abbekommen hatten. So heftig der Schauer begonnen hatte, so abrupt endete er auch wieder. Als hätte man einen Wasserhahn plötzlich auf- und zugedreht. Das dürftige Licht der Straßenbeleuchtung wurde vom schwarz glänzenden Asphalt fast gänzlich absorbiert. Nebelige Dunstschleier schwebten über dem Boden und wurden von der leichten Brise gegen die Häuserwände und Schaufenster der Geschäfte gedrückt, auf denen sie sich als Feuchtigkeitsfilm niederschlugen. Öchsle, der, wie so oft auf dem gewohnten Heimweg vom Stammtisch über den Marienplatz, seinem Menschen ein Stück vorauseilte, war mit zunehmendem Alter immer weniger geneigt, sich sein Fell nassregnen zu lassen. Das feuchte Wetter trug nicht gerade dazu bei, seine schlechte Laune zu verbessern. Seine in die Jahre gekommenen Knochen reagierten auf Feuchtigkeit und Nässe mit unangenehmem Zwicken. Wieder einmal war es seinem Herrchen nicht gelungen, sich zu einer für den Rüden annehmbaren Uhrzeit von der Sitzbank seines Stammtisches zu lösen. Unter den regelmäßigen Besuchern der Weinstube ging das Gerücht, die Mitglieder des Stammtisches DIE SCHOPPENFETZER, die hier in täglicher zweimaliger Taktung ihre Sitzungen abhielten, würden gesäßseits eine Art Klebstoff absondern, der, je länger die Sitzungen dauerten, immer intensiver haftete. Wären wir eine halbe Stunde früher aufgebrochen, wäre uns die äußere Befeuchtung erspart geblieben, sinnierte Rottmann. Aber was sollte es: hätte, hätte, Fahrradkette! Der Rüde blieb stehen und sah ungeduldig nach hinten. Wo blieb denn sein Mensch? Öchsle war es ja gewohnt, seine Abendmahlzeit zu den unmöglichsten Zeiten einzunehmen, aber jetzt war definitiv nicht mehr gestern, sondern schon morgen und sein Magen knurrte vernehmlich. Bei diesem Stammtischhock hatte sein Herrchen mit seiner Leberkäs-Spende ziemlich gegeizt, was zusätzlich zur miesen Stimmung des Rüden beitrug. Als bejahrter Polizeihund benötigte man eine gewisse zuverlässige Regelmäßigkeit, auch bei der Ernährung. Er stieß ein leicht genervtes Fiepen aus.

    Erich Rottmann, das von Öchsle so kritisch betrachtete Herrchen, warf einen prüfenden Blick zum nachtschwarzen Himmel. Der Schauer war weitergezogen. Etwas breitbeinig stellte er sich mitten in die Gasse, zog seine vorgestopfte Bruyère und eine Schachtel Streichhölzer aus der Joppentasche. Nachdem er drei Zündhölzer abgebrochen hatte, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen, knurrte er verärgert und … siehe da, der vierte Versuch zündete endlich. Die kleine Flamme beleuchtete für einen kurzen Moment das weißbärtige Gesicht des Schoppenfetzers, der mit tiefen Atemzügen das Feuer in den Tabak hineinzog, der mit leisem Knistern zu glühen begann. Erich Rottmann stieß genussvoll mehrere dichte Tabakwolken aus, die träge auf der Brise dahinschwebten und sich schließlich in der Gasse verteilten und auflösten. Rottmann fixierte über den Pfeifenstiel hinweg seinen Hund.

    „Össle, Össle, nuschelte er, zwischendurch am Mundstück nuckelnd, „jetscht mach bloß kenn Stress! Du kannst dir ja schon amal irgendwo a Grasstück such. Groß Gassi geht’s heut nimmer.

    Rottmann wedelte mit der Hand in eine unbestimmte Richtung und versuchte so, seine Aussage zu verdeutlichen. Der Rüde drehte sich um und trabte weiter. Rottmann folgte ihm langsam. Der Stammtischhock war heute wieder sehr anstrengend gewesen. Gab es doch ein schwerwiegendes Problem zu diskutieren, das man versuchte mit Hilfe einer erheblichen Anzahl von Schoppen einer Lösung näherzubringen. Leider war man trotz des reichlich konsumierten geistigen „Schmierstoffes" zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Dr. Horst Ritter, genau wie Erich Rottmann ehrwürdiges Gründungsmitglied des Stammtisches DIE SCHOPPENFETZER, hatte den Antrag eingebracht, ein weiteres Mitglied in die erlauchte Runde der Stammtischbrüder aufzunehmen. Ein Vorgang, der in der Historie der Schoppenfreunde nur sehr selten vorgekommen war. Handelte es sich doch bei dem Stammtisch um einen elitären Kreis von pensionierten Juristen und Kriminalisten, dessen Aufnahmepraxis äußerst restriktiv gehandhabt wurde. Entgegen dem Zeitgeist war er auch geprägt von einer absoluten Zurückhaltung gegenüber weiblichen Kandidaten, was ihnen schon erhebliche Kritik der Partnerinnen ihrer Mitglieder eingebracht hatte. Wer nun annehmen wollte, die Herren seien etwa feminophob, musste auf das Schärfste zurückgewiesen werden. Nein, es war vielmehr ein dem weiblichen Geschlecht gegenüber tief empfundener Respekt, der den Damen das teilweise „grenzwertige Gschmarre" der Runde ersparen wollte … oder so …

    Objektiv betrachtet gab es am runden Tisch noch Platz, so dass eine Erweiterung durchaus erwogen werden konnte. Alle waren natürlich neugierig, welchen Kandidaten Horst Ritter vorschlagen wollte. Der ehemalige Leiter der Würzburger Staatsanwaltschaft blickte zu Beginn des Treffens mit ernster Miene in die Runde. Rottmann musste rückblickend zugeben, dass sich Horst die Dramaturgie des Augenblicks geschickt überlegt hatte. Als schließlich alle erwartungsvoll verstummten, warf er mit gesenkter Stimme den Namen in die Runde: „Andy Farmer!"

    Es dauerte einen Moment, bis sich der Vorschlag in den Gehirnen etwas gesetzt hatte, dann begannen alle durcheinanderzureden. Diese Überraschung war Horst Ritter jedenfalls geglückt! Schon nach kurzer Diskussion waren sich alle einig, dass gegen diesen Kandidaten, den ehemaligen zweiten Bürgermeister der Mainmetropole, im Prinzip absolut nichts einzuwenden war. Eine respektable Persönlichkeit, die sich in jahrzehntelangem aufopferndem Einsatz für die Stadt einen enormen Erfahrungsschatz, unter anderem auch als Weinkenner, erarbeitet hatte. Farmer hatte sich aus dem städtischen Politzirkus zurückgezogen, womit er auf jeden Fall schon einmal das Hauptkriterium „Ruheständler" erfüllte. Als schwieriger erwies sich jedoch, dass der Kandidat weder Jurist noch Kriminalist war. Nach den ungeschriebenen Statuten des Stammtisches waren dies aber Aufnahmekriterien, die die Stammtischgründer bisher immer eingehalten hatten. Über diesen Stolperstein hatte es heute in der Vollversammlung der Stammtischbrüder eine ausgiebige Diskussion gegeben, die aber trotz des reichlichen Einsatzes von Schoppen zu keinem befriedigenden Ergebnis führte. Aus diesem Grund vertagte man sich schließlich auf den Abendschoppen am nächsten Tag. Erich Rottmann schniefte laut, dann klemmte er die Pfeife zwischen die Zähne und zog mit Schwung seine Breitcordhose ein Stück höher in eine bequemere Etage. Es wurde höchste Zeit, dass er seine ausgeleierten Hosenträger durch neue ersetzte. Früher hatte er sich eines Leibriemens bedient, zwischenzeitlich war ihm aber das einengende Gefühl, das ein Gürtel um die Körpermitte erzeugte, unangenehm.

    Rotlichtmilieu Marienplatz …

    Mit diesen gewichtigen Gedanken beschäftigt erreichte Rottmann den Marienplatz. Seine Augen suchten Öchsle. Hier im Nachtschatten des wuchtigen Bauwerks der Marienkapelle verschmolz das schwarze Fell des Rüden völlig mit der Umgebung und machte ihn praktisch unsichtbar. Wahrscheinlich suchte er irgendwo einen geeigneten Platz, um sich zu erleichtern. Rottmann blieb stehen, kramte aus seiner Joppentasche einen Pfeifenstopfer hervor und drückte die Glut in der Bruyère fest. Eine dichte weiße Rauchwolke war das zufriedenstellende Ergebnis. Spontan musste er so ausgiebig gähnen, dass sein Kiefer knackte. Der Schoppenfetzer vernahm nun sehr deutlich den fernen Ruf seines Bettzipfels. Es wurde höchste Zeit, seiner Matratze einen Besuch abzustatten. Auf der Suche nach Öchsle ließ er den Blick über den Platz schweifen. Überall zeigten sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden Kiliani-Messe. Teilweise fertiggestellte Marktstände nahmen ihre zugewiesenen Plätze ein. Bretterwände stapelten sich in den schmalen Abständen zwischen den Buden. In zwei Tagen würde es losgehen.

    „Wo treibt sich der Bursche nur wieder herum?", brummelte Rottmann etwas angesäuert. Plötzlich stutzte er. Durch die Bauten hindurch registrierte er im Winkel zwischen Hinterausgang der Stadtbücherei und dem nördlichen Eingang der Marienkapelle ein rotes Fahrzeug. Wie es aussah, ein Wohnmobil.

    „Jetzt parken die sogar schon auf dem Marienplatz!", brummelte Rottmann und stieß eine kräftige Rauchwolke aus. Im Prinzip konnte ihm das ja egal sein, aber da Öchsle noch immer nicht zu sehen war, schlenderte er langsam näher. Als ehemaliger Leiter der Würzburger Mordkommission war er mit einem ausgeprägten Ermittlungsdrang ausgestattet, der durch Alkoholkonsum noch gesteigert wurde. Elvira Stark, seine je nach Stimmung mal mehr, mal weniger als Bedarfsfreundin empfundene Nachbarin in der Rosengasse, hätte diesen Drang sicher als banale Neugierde bezeichnet. Rottmann zuckte mit den Achseln. Allein, dass sich dieser Gedanke in dieser Situation in seine Überlegungen einschlich, erweckte seinen Widerspruchsgeist. War er jetzt schon so weit, dass er gewissermaßen in vorauseilendem Gehorsam sich ihre möglichen Gedanken zu eigen machte? Ärgerlich schüttelte er den Kopf.

    „Hm", brummelte Rottmann. Offenbar handelte es sich bei dem Wohnmobil um das Fahrzeug eines Marktanbieters. Auf der Fahrertür war ein Schriftzug angebracht: „Freddy, Dienstleistungen aller Art", darunter eine Handynummer. Vor den Frontscheiben und an den Seitenfenstern waren dichte Sichtblenden heruntergelassen. Trotzdem glaubte er durch eine Ritze einen Lichtschimmer zu sehen. Wie es aussah, war der Wagen bewohnt! Vielleicht wollte sich einer der Händler die Hotelkosten sparen und hauste in seinem Fahrzeug. Rottmann zuckte mit den Schultern. Plötzlich fixierte er das Fahrzeug schärfer. Gaukelte ihn sein silvanergedoptes Gehirn etwas vor oder befand sich das Fahrzeug tatsächlich in kaum merklichen Schwingungen? Rottmann konzentrierte sich. Nein, kein Irrtum! Es war ganz eindeutig! Der Camper befand sich in sanften, rhythmischen Bewegungen, die bei einer oberflächlichen Betrachtungsweise nicht gleich auffielen. Erich Rottmann runzelte die Stirn. Da es weder stürmte noch sonstige äußerliche Ursachen für diese Bewegung erkennbar waren, konnte die Ursache dafür nur im Inneren des Wohnmobils liegen. Der erfahrene Kriminalbeamte runzelte die Stirn. Konnte das sein? Es waren Äonen ins Land gegangen, seit Rottmann selbst bei derart rhythmisch schaukelnden Bewegungen eines Kraftfahrzeugs die biologische Ursache war. Daher dauerte es einen Augenblick, ehe er aus seinem Langzeitgedächtnis die Erkenntnis herausgegraben und verarbeitet hatte, dass es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um die mechanischen Auswirkungen zwischenmenschlicher Kontakte handelte. Unwillkürlich zog der Exkommissar heftig an seiner Pfeife und stieß in der Folge eine dichte Rauchwolke aus.

    „Mer solls nit gläbb!, knurrte er betroffen. „Un des gewissermaßen unterm Dach von der Marienkapelle! Fehlt nur noch, dass hier enner a rote Latern uffhängt!, ätzte Rottmann halblaut vor sich hin. Morgen würde er mal seine Beziehungen zum Rathaus spielen lassen, um herauszufinden, wer von den Marktausstellern sich hier so schamlos aufführte! In diesem Augenblick stupste etwas gegen seine Wade und Öchsle begrüßte ihn mit einem freundlichen Winseln.

    „Na, wo hast du dich denn widder rumgetriewe?", brummelte Rottmann und wollte sich schon abwenden, um endlich den Heimweg fortzusetzen, als den beiden aus dem Wageninneren ein tiefes, wütendes Bellen entgegenschlug. Erschrocken wichen Rottmann und Öchsle einige Schritte zurück. Es rumpelte heftig, als würde etwas von innen gegen die Tür springen. Jetzt geriet der Transporter wirklich massiv in schaukelnde Seitenbewegungen.

    „Ja, Zäfix!", entfuhr es Rottmann. Dem Klang nach hatte Öchsle hier ein deutlich größeres Hundekaliber geweckt. Die Frage, ob das Fahrzeug bewohnt war, hatte sich damit eindeutig erledigt. Öchsle seinerseits fühlte sich bemüßigt, dem unsichtbaren Artgenossen lautstark bellend zu erklären, dass der Marienplatz sein Territorium war. Rottmann beugte sich schnell zu ihm hinunter und legte ihm die Hand auf die Schnauze.

    „Öchsle, still!, zischte er. „Machen wir, dass wir davonkommen! Es war erstaunlich, welche Geschwindigkeit Rottmanns nicht ganz stromlinienförmiger Körper entwickeln konnte. Wie zwei Schatten huschten die beiden davon und waren Sekunden später um die Ecke zum Unteren Markt entschwunden. Der Schoppenfetzer hatte wirklich keine Lust, einer von gestörten Anwohnern alarmierten, schlecht gelaunten Polizeistreife seine Anwesenheit erklären zu müssen. Nach etwa fünfzig Metern haute Rottmann abrupt die Bremse rein. Es bewies sich wieder mal, dass Rottmanns von Winston Churchill übernommenes Lebensmotto „Sport ist Mord!" seine absolute Berechtigung hatte. Schon nach dieser kurzen Strecke bekam der Schoppenfetzer unangenehmes Seitenstechen. Mit schmerzverzogenem Gesicht schnappte er nach Luft. Zum Glück war eine von den fest auf dem Marktplatz installierten Sitzbänken in der Nähe. Rottmann ließ sich darauf nieder und legte sich auf den Rücken. Nur ein paar Minuten Atem schöpfen, dann würde er seinen Heimweg fortsetzen.

    Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht …

    Ein paar Minuten, nachdem sich Erich Rottmann am Unteren Markt auf der Bank niedergelassen hatte, öffnete sich mit einem metallischen Geräusch die Schiebetür des roten Campers. Im Inneren war das Licht erloschen. Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters, lediglich mit Boxershorts bekleidet, trat barfuß auf das kühle Pflaster hinab. Schnell erkundeten seine Augen den Marienplatz, der jetzt ruhig und verlassen vor ihm lag.

    „Komm, flüsterte er halblaut nach hinten, „die Luft ist rein! In der dunklen Öffnung entstand eine Bewegung, dann sprang eine vollständig bekleidete, kräftige Frau heraus.

    „Bist du sicher?, hauchte sie zurück, während sie sich mit den Fingern ihre mahagonifarbige Kurzhaarfrisur richtete. „Da muss sich doch jemand mit einem Hund direkt hier an deinem Wagen herumgetrieben haben! Ich bin tödlich erschrocken!

    Er legte ihr beruhigend die Hand auf den Rücken.

    „Das war bestimmt nur ein Passant, der hier seinen Hund Gassi geführt hat. Mach dir keine Sorgen! Braveheart ist sehr wachsam. Schlaf gut!", hauchte er ihr ins Ohr und unterstrich seine Worte mit einem Kuss hinter das selbige.

    „Du auch …", erwiderte sie, dann huschte sie über den Platz davon. Der Mann sah ihr noch einen Augenblick hinterher, bis sie zwischen den Marktbuden verschwunden war, dann wandte er sich um und stieg wieder in seinen Camper. Beim Einsteigen musste er mit einer Hand den massigen Körper seines kräftigen English-Bulldog-Rüden Braveheart zurückschieben, der etwas griesgrämig die nächtlichen Aktivitäten seines Herrchens ertragen musste. Der Rüde schätzte es gar nicht, wenn sein nächtlicher Schönheitsschlaf durch lästigen Damenbesuch seines Menschen unterbrochen wurde. Während sich der Mann auf die zerwühlten Laken seines Bettes fallen ließ, rollte sich Braveheart wieder auf seinem Lager zusammen. Seufzend schloss er die Augen. Sein Herrchen lag noch einen Moment wach und grinste in Erinnerung an die zurückliegenden zwei amourösen Stunden, dann drehte er sich auf die Seite, wo das Kissen noch immer anregend nach ihr roch.

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