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Der Weg des Assassinen: Vierter Band - Qumran
Der Weg des Assassinen: Vierter Band - Qumran
Der Weg des Assassinen: Vierter Band - Qumran
eBook322 Seiten4 Stunden

Der Weg des Assassinen: Vierter Band - Qumran

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Über dieses E-Book

Wieder müssen Jan, Jazmine und Jo eine abenteuerliche und gefährliche Reise antreten – dieses Mal, um den ersten Kristall, der je in der Geschichte der Menschheit erwähnt wird, vor der Gruppe der Tempelritter zu finden.
Wer ihn erringt, hat die Macht, alles von Anbeginn an zu ändern. Diese Reise führt die beiden rivalisierenden Gruppen in die alte biblische Zeit. Doch wie immer kommt alles anders als geplant. Kaum angekommen im Jahr 323 n. Chr., werden beide Gruppen in eine epische Schlacht um die Stadt Jerusalem verwickelt.
Bei ihrer Flucht durch die Katakomben von Jerusalem entdecken Jan und seine Gefährten etwas, das sie nicht für möglich gehalten hätten: etwas Mystisches, etwas Unheimliches – etwas, das die ganze Geschichte auf den Kopf stellt.
Aber die Templer sind ihnen immer auf den Fersen; wie Bluthunde hetzen sie ihre Beute. Hier beginnt der letzte Kampf um alles oder nichts. Und auf dem Spiel steht nichts Geringeres als die Herrschaft über die Welt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Sept. 2021
ISBN9783754368770
Der Weg des Assassinen: Vierter Band - Qumran
Autor

Ingo Mayer

Ingo Mayer wurde am 02.03.1965 in Winnenden geboren. Er besuchte dort die Realschule und entschied sich später für eine klassische Ausbildung zum Bürokaufmann. Einige Jahre später ergänzte er diese Ausbildung mit einem Abendschulstudium zum Industriefachwirt und Ausbilder. Seine erste Berufswahl fiel auf eine Bürotätigkeit in der Administration bei einem großen mittelständischen Unternehmen im Bereich Energie. Nach weiteren Berufswechseln hat es ihn nach einigen Jahren in den Bereich des Vertriebes verschlagen, wo er heute noch tätig ist. Er hatte Positionen inne, wie Teamleitung, Niederlassungsleitung und Bereichsleitung, sowie Geschäftsführung (Branche Engineering & IT). Seine Liebe zum Lesen entdeckte er schon sehr früh. Dies ging über unzählige Comics, bis hin zu Sachbüchern, Thriller und Fantasy-Büchern. Die letzten beiden Genre wurden zu seiem Lieblingsbereich, in dem er sehr viele Bücher gelesen hatte, bis er irgendwann die Entscheidung traf, selbst ein Buch zu schreiben. Das Genre war bereits gewählt, Thriller und Fantasy. Jetzt galt es nur noch das richtige Thema zu finden. Er selbst war immer ein begeisterter Kampfsportler (Kick Boxen und Teak Won Do) und betrieb auch Selbstverteidigung (WingTsun, KravMaga), sowie Waffenkampf (Escrima), was ihm hilft Kampfszenen realistisch zu beschreiben. Sein größtes Hobby jedoch waren Rucksackreisen quer durch die Welt (über 20 Jahre lang). Seine Lieblingsgebiete waren Südamerika und Asien. Somit war er fast an allen Schauplätzen, an welchen das Buch spielt selbst vor Ort und kann Erfahrungen aus erster Hand berichten, was den Büchern weitere Würze verleiht. Sein Wunsch nur ein Buch zu schreiben war aber nicht genug, so entschied er sich für ein außergewöhnliches Projekt, das "interaktive Buch", daß den Leser noch mehr in die Story des Buches einbinden soll. Es soll das Gefühl des Miterlebens stattfinden. Wir sind der Meinung, daß ist ihm gelungen. Viel Spaß beim Lesen der Bücher!

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    Buchvorschau

    Der Weg des Assassinen - Ingo Mayer

    1.

    Belgien, 2019

    In Belgien, in einem Anwesen nahe Brüssel, saßen zehn Männer und eine Frau um einen großen Besprechungstisch aus edlem poliertem Mahagoni und warteten, bis ihr Anführer bereit war, das Gespräch zu eröffnen. Sie blickten in ein Gesicht, das harte Züge aufwies und nicht gerade glücklich aussah.

    »Was haben wir bisher herausgefunden?«, eröffnete Maurice de Groth mit einem harten und gereizten Unterton die Sitzung. Die Antwort darauf gab er sich gleich selbst. »Wir haben herausgefunden, dass uns die Assassinen in Alamut hereingelegt haben. Sie haben uns einen falschen Kristall untergejubelt. Er sah zwar sehr echt aus, aber leider war es eine Kopie, wie sich später herausstellte.«

    Keiner in der Runde traute sich im Moment zu atmen, geschweige denn, ihn zu unterbrechen. Die Spannung in der Luft knisterte und war regelrecht zum Greifen. Wäre eine Stecknadel zu Boden gefallen, hätte sie einen lauten Aufschlag erzeugt, so still war es im Moment. Würde man ihn jetzt unterbrechen, könnte das abhängig von seiner schlechten Laune schlimme Folgen nach sich ziehen. Also schwieg man lieber.

    »Somit waren auch unser Kampf und unsere Verluste in Alamut völlig umsonst. Ich hasse es, hereingelegt zu werden. Ich hasse es«, schrie er regelrecht. Sein Gesicht erstarrte zu Granit und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen wie die eines Raubvogels, wenn er seine Beute aufspürte. So taxierte er alle Anwesenden in der Runde und ließ dabei den Blick langsam von einem zum anderen wandern.

    »Das wird für die Assassinen noch schwerwiegende Folgen haben. Nicht nur, dass sie uns eine Menge Zeit gekostet haben. Nein … sie haben ja bereits mehrfach unsere Pläne durchkreuzt. Es kann doch nicht sein, dass ein Haufen von tollwütigen Hunden uns immer wieder Scherereien macht.« Jetzt versuchte Gabriel sein Glück, in der Hoffnung, nicht in Ungnade zu fallen.

    »Wie wollt ihr weiter vorgehen?«, traute sich Gabriel, zu fragen. »Danke für die Frage, Gabriel. Das werde ich euch sagen. Zum Glück habe ich einige der Assassinenbastarde überwachen lassen. Unser Mann in Cadiz hat einiges an Informationen ans Licht gebracht, welche ich jetzt zu nutzen gedenken. Er konnte einige wichtige Unterlagen der Assassinen aus Spanien an sich bringen, welche sie über viele Jahrhunderte zusammengetragen haben. Aber was noch wichtiger ist: Er konnte ein Gespräch belauschen, das uns praktisch die Idee unserer nächsten Aktion vorgibt. Unser Ziel war und ist es, in die Geschichte einzugreifen, um einen wesentlichen Vorteil zu erlangen und, daraus resultierend, die bestimmende Machtgruppierung der neuen Welt zu werden.

    Aus diesem Grund wollten wir auch den Kristall in Alamut an uns bringen, damit wir die Möglichkeit haben, schon früh Änderungen im Verlaufe des Weltgeschehens herbeizuführen. Das ist uns leider komplett misslungen. Somit gibt es keinen weiteren Anhaltspunkt mehr in der Geschichte oder eine Möglichkeit, früher einzugreifen, ohne dass die Assassinen nicht dasselbe tun könnten wie wir. Da beide Parteien über einen Kristall verfügen, könnten sie Geschehnisse wieder verändern, nachdem wir sie bereits in Gang gesetzt haben. Aber«, er machte eine gewichtige Pause, »die gestohlenen Informationen der Assassinen verweisen auf einen frühen genauen Zeitpunkt, in dem der Kristall erwähnt wird. Also muss er auch zu diesem Zeitpunkt dort zu finden sein. Es wäre sogar möglich, seinen Erbauern zu begegnen. Daher wird sich eine kleine Gruppe aufmachen, um entweder den Kristall zu finden und an sich zu bringen, oder aber, um die Assassinen zu eliminieren, die dort vermutlich ebenfalls nach dem Kristall suchen. Am besten beides. Dann haben wir ein für alle Mal freie Bahn. Und das Beste daran ist, dass die Assassinen nicht wissen, dass wir ihren Plan bereits kennen. Sie werden daher völlig unvorbereitet sein, wenn wir zuschlagen.

    Meine Schwester wird die kleine Gruppe von fünf Mann anführen. Sie wird wissen, was zu tun ist.« Jetzt blickte er seine Schwester an und übergab damit ihr das Zepter.

    Silvia de Groth fixierte durchdringend und ansatzweise lächelnd jeden Einzelnen der Gruppe, der am Tisch saß. Sie hatte jetzt den Oberbefehl für eine der wichtigsten Missionen überhaupt und musste das Signal setzen, das sie führte und Erfolg erwartete.

    »Kennen wir die genaue Zeit, in der der Kristall in der Geschichte auftaucht?«, traute sich wieder Gabriel zu fragen, der sich eine gewisse Stellung erkämpft hatte, trotz des ein oder anderen Misserfolges.

    »Ja, die kennen wir, Gabriel, und ich hoffe, du bist bibelfest. Es geht zurück zum Anbeginn der biblischen Zeitrechnung«, antwortete ihm Silvia.

    2.

    Irgendwo in der Nähe von Jerusalem, 323 n. Chr., Karwoche

    Blitze zuckten über den sandigen Boden und verteilten sich im Umkreis von ein paar Metern. Sand wurde aufgewirbelt und ließ eine kleine Windhose entstehen. Alle Tiere in der Nähe, kleine und größere, suchten sofort das Weite und flüchteten wie von Furien gehetzt. Ein Fauchen ertönte und etwas Helles mit einem Durchmesser von einigen Metern erschien in einer kargen, gebirgigen Gegend im Jahre 323 n. Chr.

    Wieder einmal stolperten wir etwas benommen aus dem Zeittunnel und mussten uns erst einmal kurz auf den sandigen Boden setzen, um uns zu sammeln. Auch dieses Mal waren wir nicht so erschöpft wie bei unserer ersten Reise, denn wir hatten auch dieses Mal Medikamente eingenommen, die uns helfen sollten, die körperlichen Anstrengungen, denen man ausgesetzt war, bestmöglich zu verkraften. Eine kleine Eidechse, die vor lauter Schreck vergessen hatte, sich zu verstecken, blickte uns böse an und teilte uns mit: „Hey, das ist hier mein Gebiet, verpisst euch gefälligst." Danach nahm sie ihre kleinen Beinchen unter die Arme und wuselte davon.

    Wie immer war Jazmine die Erste, die auf den Beinen war und bereits die Lage sondierte. Sie war am jüngsten und auch am fittesten von uns dreien. Ich blickte mich um und sah ein Umgebungsbild, das mir allzu bekannt vorkam. Es sah ein bisschen aus wie die karge, steinige Gegend aus dem alten Persien, in der ich inzwischen schon einige Male unterwegs gewesen war. Warum musste es auch immer eine karge, trostlose Gegend sein? Warum nicht einmal ein wunderschöner Sandstrand oder ein grüner Dschungel mit Wasserfall? Aber die Erbauer des Kristalls wollten unauffällig reisen, daher waren die Gebiete immer abgelegen, so viel war mir schon klar. Diese Gegend war aber anders. In unserem Rücken stieg ein kleiner, zerfurchter Bergkamm, einer urzeitlichen Echse gleich, empor. Vor uns waren viele ausgetrocknete Sträucher und einige wenige Bäume. Überall gab es Kakteen, Geröll und Steinbrocken in allen erdenklichen Größen, die man anscheinend wahllos hier verteilt hatte.

    »Jo, alles okay bei dir?«

    »Ja, so weit alles in Ordnung. Hörst du das auch, Jan?«

    »Natürlich höre ich das auch. Lass uns zu Jazmine aufschließen.«

    Jazmine hatte bereits kurz vor uns etwas gehört, das wir jetzt ebenfalls wahrnahmen. Es war lautes, wildes Geschrei, nicht so weit entfernt. Wir mussten uns zuerst einmal ein Bild verschaffen, wo wir genau waren. Wann wir waren, wussten wir ja. Wir schlichen uns geduckt zu Jazmine, die unweit hinter einem der größeren Felsbrocken Stellung bezogen hatte und beobachtete.

    »Seht da vorne«, sagte Jazmine leise, als wir zu ihr aufgeschlossen hatten.

    Vor uns auf der Straße, keine hundertzwanzig Meter entfernt, war eine römische Centurie unterwegs, um ihr Gebiet zu inspizieren. Aber es gab anscheinend auch Personen, denen das nicht gefiel, und die hatten die Römer angegriffen. Es wurden Pfeile und Speere in alle Richtungen verteilt. Unser Versteck war leicht bergauf in Richtung des schroffen Berges, der sich nicht weit entfernt in unserem Rücken befand. Direkt vor uns lagen die einheimischen Angreifer geschützt hinter Felsen, Steinbrocken und allem, was irgendwie Deckung bot. Aus dieser Deckung heraus schleuderten sie ihre todbringenden Geschosse auf die römische Centurie. Wieder einmal mehr sollte der Boden mit Blut getränkt werden.

    Schthsch! Ein Pfeil flog nahe an unserem Versteck vorbei, und dann noch einer. Wir waren unglücklicherweise wieder einmal zu nahe am Kampfgeschehen und dann auch noch direkt in der Schussbahn der Bogenschützen der römischen Verteidigergruppe.

    Die Römer, die auf der staubigen Straße marschierten, hatten bereits die typische Verteidigungsformation der Schildkröte eingenommen. Aus dem Schutz ihrer großen Schilde heraus bahnten sich die Pfeile ihren Weg bergauf in Richtung der Angreifer. Wie eine Schar gefiederter Aasfresser senkten sich die Geschosse todbringend vor uns nieder. Sie waren bereit, sich ihre Beute zu holen. Genau dort lagen die einheimischen Angreifer auf der Lauer und beharkten wiederum die Römer mit Pfeilen und Speeren. Immer wieder einmal zischte ein Pfeil, der mit großer Kraft geschossen wurde, an uns vorbei. Wir starrten gebannt auf das Kampfgeschehen, das wir so ja nur aus Geschichtsbüchern kannten. Ich musste aber ehrlicherweise zugeben, dass die Beschreibungen sehr nahe an das tatsächliche Geschehen herankamen. Vor uns waren um die zweihundertfünfzig Mann, die die Römer mit Tod eindeckten. Ihnen entgegen stand eine Centurie bestens ausgebildeter römischer Berufssoldaten, die ihr Handwerk verstanden und erbitterten Widerstand leisteten.

    Information Centurie

    oder auf der Website:

    https://www.derwegdesassassinen.com/kohorte-legion-centurie

    Die Römer hatten sehr oft Kämpfe in Unterzahl gewonnen, da sie die erste bestens ausgebildete Berufsarmee in der Geschichte hatten. Dazu waren sie auch noch sehr gut bewaffnet und hatten Techniken, die sie auch in Unterzahl standhaft bleiben ließen, wie eben die Schildkrötenformation. So etwas wie das live zu sehen war … Mir fehlten einfach die Worte.

    Video Angriff Centurie

    oder auf der Website:

    https://www.derwegdesassassinen.com/kampfvideos

    Ich hoffte nur, dass uns keiner aus der Angreifer- oder Verteidigergruppe sah und wir dieses Mal ohne große Probleme aus der Sache herauskamen. Wir wollten ja so unauffällig wie möglich agieren. Kaum hatte ich das ausgesprochen …

    … legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich blitzschnell um, bereit, zu reagieren, und blickte in die Augen einer hübschen, jungen Frau. Sie war geschätzt um die vierundzwanzig Jahre alt und von atemberaubender Schönheit. Sie sprach mich auf Hebräisch an. Ich erklärte ihr, dass ich nur wenig Hebräisch spräche, aber wenn sie Persisch oder Latein sprechen würde, dann hätten wir einen Weg zur Kommunikation gefunden. Glücklicherweise sprach sie neben Latein und auch etwas Persisch; so konnten wir uns in zwei Sprachen verständigen.

    Information Hebräische Vokabeln

    oder auf der Website:

    https://www.derwegdesassassinen.com/woerterundvokabelninhebraeisch

    »Ihr seid viel zu nah am Geschehen, ihr müsst euch weiter zurückziehen«, sprach sie mich an.

    »Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Wir sind nicht von hier und sind durch Zufall hier hineingeraten. Kannst du uns bitte helfen?«, entgegnete ich ihr.

    »Ja, das kann ich.«

    Jo starrte sie mit offenem Mund von oben bis unten an und war sprachlos. Warum, wusste ich. Selbst die einfache Kleidung, ein cremefarbenes, grobes Kleid mit einem dunkelgrünen, umgebunden Tuch – alles vermutlich aus Leinen – und die offenen Ledersandalen taten ihrer Schönheit keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Das zusammengebundene, braune Haar war unter einer Kapuze verborgen und ließ ihr freundliches, hübsches Gesicht erstrahlen. Ihre graublauen Augen und ihre alabasterfarbene Haut hätten definitiv für eine Modelkarriere gereicht.

    »Hallo, ich bin Jazmine. Wenn du uns helfen kannst, dann zeig uns bitte schnellstens einen Weg hier heraus.«

    »Dann folgt mir«, sagte die fremde Frau in einer so vertrauensvollen Art, dass man ihr einfach folgen wollte.

    Sie drehte sich um und zog sich langsam und geduckt in Richtung Bergkamm zurück. Wir folgten ihr. In gebückter Haltung pirschten wir uns von einer Deckung zur anderen. Ein kleiner, brauner Skorpion kreuzte unseren Weg und stellte sofort bedrohlich und kampfbereit seinen Stachel auf. Vermutlich blickte er uns gerade giftig an. Aber aufgrund unserer Überzahl entschied er, seinen Weg weiter zu verfolgen, und krabbelte davon. Wir schlichen ebenfalls weiter, wo auch immer uns die fremde Frau hinführen würde. Das Kampfgeschrei der beiden Gruppen, die sich barbarisch bekriegten, ebbte langsam ab, je weiter wir uns entfernten. Nach weiteren hundert Metern nahm sie uns mit zu einem versteckten Höhleneingang. Der Eingang wäre nie zu finden gewesen, da direkt davor ein mehrere Meter hoher abgebrochener Felsen lag und den Eingang vor neugierigen Blicken verbarg. Rechts davon war der einzige Zugang, und genau dort waren dichte, dornige Sträucher, die den Eingang wie grimmige Soldaten bewachten. Sie würden jedem die Haut aufreißen, der es wagte, hier vorbeizuwollen. Mit einem Strick, der von Erde bedeckt war, zog sie die Dornensträucher etwas zur Seite und ließ uns ins Dunkel der Höhle eintreten. Nachdem sie die Dornen wieder neu positioniert und den Strick mit Erde verdeckt hatte, schloss sie zu uns auf. Jetzt standen wir in einer stockdunklen, kalten Höhle und sahen rein gar nichts – nicht einmal die eigene Hand vor Augen –, so gut war der Eingang der Höhle verdeckt.

    »Wartet, ich entzünde eine Fackel«, war zu hören. Dann Schritte, sie kannte sich also auch im Dunkeln in der Höhle aus. Jetzt vernahmen wir Rascheln, Kratzen von Stein auf Stein, Funken sprühten und ließen kurz irre Schatten auf den Höhlenwänden tanzen. Dann ein leises Fauchen, und es brannte ein kleines Licht, das schnell etwas größer wurde.

    »Ahhhhiiiiii«, schrie Jazmine. Es war ein schriller, ängstlicher, aus einem Schreck herausgeschleuderter Schrei. Auch ich und vermutlich auch Jo zuckten kurz zusammen. Hinter der fremden Frau wuchs plötzlich wie aus dem Nichts ein älterer, weißhaariger und bärtiger Mann empor. In dem spärlichen Licht sah er sehr gespenstisch und gefährlich aus. Jo hatte bereits sein Messer gezogen.

    »Halt, nein!«, schrie die Frau. »Das ist mein Onkel.«

    Der ältere Mann hob sofort abwehrend die Hände. Er deutete an, dass man von ihm nichts zu befürchten hatte.

    »Mein Name ist Ibrahim und das ist meine Nichte Theresia. Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben«, sprach er mit einer weichen, väterlichen Stimme zu uns. Die Situation entspannte sich aufgrund der deeskalierenden und sehr ruhig ausgesprochenen Worte.

    »Was macht ihr hier in der Höhle?«, fragte ihn Jo neugierig.

    »Wir bereiten die Höhle als Versteck für eine wichtige Ware vor, die wir in Kürze hier lagern wollen.«

    »Um welche wichtigen Dinge geht es hier?«, bohrte Jo weiter nach. »Um das Wertvollste, das es auf der Welt gibt«, war seine schlichte Antwort. »Warum erzählst du ihnen das, Onkel?«, fragte Theresia vorwurfsvoll.

    »Weil ich das Gefühl habe, sie zu kennen, und ich habe das Gefühl, sie werden noch eine wichtige Rolle spielen.«

    3.

    323 n. Chr., in der Höhle

    Theresia, Ibrahim, was macht ihr hier allein, während draußen ein Kampf tobt? Ihr könntet verletzt oder, schlimmer noch, getötet werden«, fragte Jo die beiden in ehrlicher Sorge.

    »Wir waren hier, um alles vorzubereiten, als wir plötzlich die verborgenen Kämpfer sahen. Und als sich dann die römische Centurie näherte, war uns klar, was passieren würde. Aus diesem Grunde haben wir uns in die Höhle zurückgezogen«, antwortete uns Ibrahim.

    »Dann haben wir plötzlich ein helles Licht wahrgenommen, das mit seinen Strahlen bis in die Höhle vorgedrungen ist. Daher bin ich noch einmal nach draußen gegangen, um nachzusehen, was das war, und da habe ich euch gefunden. Habt ihr das Licht auch gesehen?«, wollte Theresia von uns wissen.

    »Ja … haben wir«, war Jos spontane Antwort.

    »Und was war es?«, hakte Theresia daraufhin nach.

    Jo wusste nicht, was er antworten sollte, und hatte sich daher in stummer Zurückhaltung geübt, in der Hoffnung, wir würden mit einer Antwort einspringen.

    »Es sah aus wie ein Blitz, wie eine göttliche Ermahnung, die missbilligte, dass hier gekämpft wurde«, kam als erlösende Antwort von Jazmine.

    »Das war alles? Ein Blitz? Mehr hast du nicht gesehen?«

    »Nein, leider nicht. Nur das, aber der Blitz hatte einige Zeit lang angehalten.«

    »Wo sind wir hier genau?«, fragte ich schnell, um die Situation in eine andere Richtung zu lenken.

    »Ihr müsst doch wissen, wo ihr hingehen wollt und wo ihr euch befindet?«, fragte nun Ibrahim irritiert, und da hatte er recht.

    »Wir haben Jerusalem als Ziel, aber da sind wir noch nicht, wie ich vermute. Daher meine Frage.«

    »Nein, das ist noch ein ganzes Stück bis dorthin. Ihr seid hier in der Nähe des Dorfes Qumran.«

    »Ihr seid nicht von hier und sprecht eine andere Sprache. Woher kommt ihr und was wollt ihr in Jerusalem?«, fragte Ibrahim nun weiter.

    Wir blickten uns gegenseitig an, Jazmine mich, ich Jo. Hierfür hatten wir uns eine Antwort überlegt, denn diese Frage würde mit Sicherheit irgendwann im Verlaufe unserer Anwesenheit hier erfolgen. Wer sollte sie beantworten? In diesem Fall war es Jo.

    »Wir kommen aus Spanien und wollen das heilige Jerusalem, das immer wieder in aller Munde ist, einmal mit eigenen Augen sehen.« »Da seid ihr aber in unruhigen Zeiten hierhergereist. Die Römer und Perser sowie andere Mächte treiben hier ihr Unwesen. Und einheimische Stämme versuchen, sich dagegen zur Wehr zu setzen, was ihr ja bereits mit eigenen Augen gesehen habt«, erwiderte uns Ibrahim.

    »Ja, das sind wir wohl, aber wir leben nun einmal in diesen Zeiten und wollten den langen Weg auf uns nehmen, solange wir noch jung und kräftig sind. Seid ihr aus dem Dorf Qumran?«, fragte ihn daraufhin Jo.

    »Theresia ist aus Qumran, genauso wie ich, aber ich lebe auch in Jerusalem und gehöre dort zu einem Orden. Warum fragt ihr?«

    »Weil draußen Kämpfe toben und wir für heute Nacht ein Obdach benötigen. Vielleicht könntet ihr uns helfen.«

    »Das machen wir gerne«, war die freundliche Antwort von Theresia. »Theresia, du kennst diese Leute nicht. Sie könnten Spione sein oder noch schlimmer: Diebe.«

    Ich wollte bereits etwas darauf erwidern, aber Theresia war schneller.

    »Ich habe ein gutes Gefühl bei den dreien, genau wie du, Onkel. Sie sind nicht böse. Und du würdest auch wollen, dass man dir hilft.« Ibrahim lächelte. Das wollte er hören, denn er hatte der fremden Gruppe bereits sein Vertrauen ausgesprochen.

    »Wir danken euch für euer Vertrauen«, war die ehrliche Antwort Jazmines. »Vielleicht sollten wir jetzt gehen, bevor wir noch entdeckt werden.«

    »Du hast recht, Jazmine, wir sollten gehen. Ich gehe vor und schaue nach, ob draußen noch gekämpft wird.« Daraufhin drehte sich Theresia um und lief allein in Richtung Eingang der Höhle los.

    »Sei vorsichtig«, rief ihr Ibrahim noch nach.

    Jazmine blickte Jo und mir tief und fragend in die Augen, und ich nickte ihr zu. Ich wusste, dass sie Theresia keiner Gefahr aussetzen wollte. Daraufhin folgte sie ihr umgehend.

    »Wir kommen gleich nach, Jazmine. Passt bitte auf.« Da war sie bereits weg und außer Sicht. Typisch Assassine – flink wie ein Wiesel.

    »Ibrahim, müssen wir etwas mitnehmen? Hast du Gepäck?«, wollte Jo von ihm wissen.

    »Ja, die beiden Beutel hier.« Er zeigte auf zwei kleine Säcke, die unweit von ihm auf dem Boden lagen. »Und ich muss noch ein paar Dinge in meinen ledernen Beutel einpacken.«

    Bisher waren noch keine drei Minuten vergangen, als Jazmine am Höhleneingang ankam, der wieder mit den Dornensträuchern sorgfältig verdeckt war. Jazmine lauschte erst einmal, bevor sie ins Freie treten wollte. Geräusche konnten einem viel verraten. Das taten sie in diesem Fall auch. Sie hörte Stimmen in näherer Umgebung und konzentrierte sich jetzt darauf, zu verstehen, um was es ging.

    »Was tust du hier allein? Antworte, Weib.«

    »Ich will nur zurück in mein Dorf.«

    »Und was hast du dann hier gemacht?«, fragte ein anderer Mann mit einer etwas tieferen Stimme. Es mussten also in jedem Fall zwei Männer sein, wusste Jazmine jetzt und hoffte, dass es nicht mehr waren.

    »Ich habe nach Kräutern und Wurzeln gesucht.«

    »Lüg nicht! Hier draußen gibt es keine Kräuter und Wurzeln. Du bist eine Spionin.«

    »Nein, bin ich nicht.«

    Jazmine musste etwas unternehmen, bevor es eskalierte. Sie zwang sich geduckt und so lautlos wie möglich durch das Dornengestrüpp, konnte aber nicht verhindern, dass sie leicht zerkratzt wurde. Im Freien sah sie zwei römischen Soldaten, die gerade versuchten, Theresia den Status Spion anzuheften. Sie waren zum Glück für Jazmine ungefähr zwanzig Meter entfernt und ihr mit dem Rücken zugewandt. So konnte sie weg vom Höhleneingang schleichen, um dann aus einer ganz anderen Richtung wieder auf die kleine Gruppe zuzukommen. Theresia sah Jazmine vorbeihuschen, da sie mit dem Blick ihr zugewandt war. Nachdem Jazmine sich hinter einem Felsen dreißig Meter rechts versteckt hatte, rief sie laut.

    »Schwester, wo bist du?« Dann kam sie um den Felsen gelaufen.

    Sofort hatten die Soldaten die Waffen hochgerissen und in Richtung des neuen Gegners in Anschlag gebracht.

    »Halt, wer da?«, kam der Ruf.

    »Mein Name ist Jazmine und ich suche meine Schwester und jetzt habe ich sie gefunden.« Sie lächelte freudig ihre Schwester an.

    »Da ist ja nochmals so eine Hübsche«, sprach der Kleinere der beiden lüstern aus.

    »Und beide ganz allein hier draußen«, sagte der zweite Soldat.

    »Komm, Schwester, lass uns ins Dorf zurückgehen.«

    »Ihr geht nirgendwo hin, bevor wir nicht wissen, ob ihr Spione seid.«

    »Wir haben nichts Falsches gemacht und wir sind auch keine Spione«, kam jetzt wieder beschwichtigend von Theresia.

    »Wo sind denn eure gesammelten Kräuter? Und diese da sieht nicht gerade wie jemand von hier aus. Sie sieht eher persisch aus, und ich glaube auch nicht, dass ihr verwandt seid.«

    »Sie ist meine Verwandte aus Byzantion«, erwiderte Theresia schnell. »Jetzt haben wir uns euch erklärt. Wir wünschen euch einen schönen Tag.«

    »Halt! Nicht so schnell. Wir müssen zuerst überprüfen, ob ihr keine Geheimpapiere oder Waffen bei euch tragt, also legt eure Kleider ab«, kam vom Größeren der beiden. Jetzt wurde es langsam brenzlig. Jazmine war auch klar, was sie wollten – die wollüstigen Blicke der beiden spürte sie bereits auf ihrem Körper – und die restlichen Soldaten konnten auch nicht weit sein. Vermutlich hatten die Römer kleine Gruppen ausgesandt, um das Gelände nach versprengten Partisanen abzusuchen, und Theresia war ihnen direkt in die Arme gelaufen. Sie musste also schnell handeln. In einem Punkt hatte der Römer recht: Es gab versteckte Waffen. Jazmine hatte bereits zwei Wurfmesser in ihrer Hand hinter dem Rücken.

    »Na, was ist? Wir haben

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