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Mao und das Vermächtnis von Atlantis: Die Engel der Apokalypse Teil 2 Version B
Mao und das Vermächtnis von Atlantis: Die Engel der Apokalypse Teil 2 Version B
Mao und das Vermächtnis von Atlantis: Die Engel der Apokalypse Teil 2 Version B
eBook716 Seiten9 Stunden

Mao und das Vermächtnis von Atlantis: Die Engel der Apokalypse Teil 2 Version B

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Über dieses E-Book

Begleite Mao und seine Freunde auf einer atemberaubenden Reise in eine Welt voller Magie und Abenteuer. Es erwarten euch mysteriöse Geheimnisse, schleierhafte Rätsel, verruchte Personen und grauenhafte Kreaturen.
Betritt mit Tekk das fabelhafte Reich der Druiden, erfahre alle Mysterien über die Druiden und decke mit dem Jungen eine hinterlistige Verschwörung auf. Schmökere mit Suu in dem verworrenen Tentakelbuch, um mehr über den bizarren Baron, dem hintergangenen Schatzsucher und den geisterhaften Erscheinungen zu erfahren. Begib dich mit Sem, dem königlichen Krieger, in die größte Schlacht aller Zeiten. Gelange mit Seo hinter das Geheimnis des skurrilen Mönchs und komm dem wahren Täter auf die Spur. Löse mit dem königlichen Inspektor den seltsamen Fall der Venusmuschel, deckte die Identität des Dämmerungseinbrechers auf und erfahre, warum nichts so ist, wie es am Anfang den Anschein hat. Und begib dich mit Lex an Bord des Piratenschiffes, um so mehr über die schleierhafte Voodoo-Priesterin Morana zu erfahren.
Somit kann die Suche nach dem Vermächtnis von Atlantis beginnen!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum15. Nov. 2019
ISBN9783750211605
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    Buchvorschau

    Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz

    Was bisher bei Mao und seinen Freunden geschah:

    Als Mao ein kleiner Junge war, musste Iam, sein Vater, für einige Tage in die Stadt reisen. Deshalb gab er den Jungen zu einem weitentfernten Onkel in Obhut. Onkel Kao, der missmutige Bruder seiner verstorbenen Mutter, machte jedoch kein Geheimnis daraus, dass er den Jungen nicht leiden konnte. Aus diesem Grund hoffte Mao auf ein baldiges Wiedersehen mit seinem Vater. Abgeholt wurde er jedoch nie, da Iam tödlich verunglückt war.

    Trost spendete dem Jungen zu dieser Zeit Ori, ein alter Einsiedler, der in einer abgelegenen Waldhütte hauste. Während Mao zu einem jungen Mann heranwuchs, verbrachte er die meiste Zeit bei ihm. Ori brachte ihm sehr viel Nützliches bei und erzählte ihm etliche spannende Geschichten. Darunter eine Sage, die den Jungen sein weiteres Leben begleiten wird – die sagenumwobene Legende von Atlantis!

    Doch wieder meinte es das Schicksal nicht gut mit dem Jungen. Als er eines Morgens Ori aufsuchen wollte, bemerkte er zwei dunkle Gestalten in schwarzen Umhängen. Ihre Gesichter konnte er nicht erblicken, da weiße Engelsmasken diese verdeckten.

    Die Unbekannten hatten den alten Mann überwältigt und gefesselt, und wollten von ihm erfahren, wo sich ein Mann namens Lee versteckt hält. Mao hatte sich vorsichtig näher geschlichen und als Ori den Jungen bemerkt hatte, ließ er ihm eine geheime Botschaft zukommen.

    Mao fand dadurch eine Nachricht in einer versteckten Höhle, die Ori ihm hinterlassen hatte. Aus dieser erfuhr er, dass die beiden Männer in Schwarz hinter etwas Großem und Mächtigen her waren: Sie suchten nach dem Vermächtnis von Atlantis!

    Nachdem Mao zurück zur Hütte geeilt war, um seinen Freund aus den Händen der Männer in Schwarz zu befreien, hat er feststellen müssen, dass diese mit dem Einsiedler verschwunden waren. Voller Entsetzen machte er eine grausame Entdeckung, aus der er den Schluss gezogen hatte, dass sein Freund tot sein musste. Er schwor infolge dessen, zu verhindern, dass die beiden das Vermächtnis von Atlantis in die Hände bekommen würden.

    Dabei blickte er nochmals auf die Nachricht, die er in der Höhle gefunden hatte. Seine Augen blieben bei der Zeile haften, in der Ori seinen letzten Wunsch notiert hatte. Mao soll ins Dorf Snero reisen und einen Mann namens Jak aufsuchen. Deshalb nahm er sich vor, diesen Wunsch zu erfüllen. Alleine wollte der Junge diesen gefährlichen Pfad jedoch nicht einschlagen und begab sich in seine einstige Heimat, um Bän, seinen damaligen besten Freund, um Hilfe zu bitten.

    Bän hatte sich sehr über das Widersehen mit Mao gefreut, als dieser nach einem dramatischen Zwischenfall bei ihm eingetroffen war. Dieser Zwischenfall hatte auch mit dem Grund zu tun, warum Bän das Dorf nicht verlassen konnte. Doch Mao hatte einen Plan geschmiedet: Er würde seinem Freund in dieser Angelegenheit helfen, wenn ihm dieser wiederum versprach, ihn in seinem Abenteuer zu begleiten! Bän war sofort einverstanden, doch diese Aufgabe mussten sie auf den nächsten Tag verschieben.

    Da Mao sich nur unweit von seinem Elternhaus befand, wollte er die Gelegenheit nutzen und dieses besuchen. Dabei erfuhr er von Bäns Mutter, dass sein Vater bei einem Brand im Haus ums Leben gekommen war. Der Junge war geschockt, da er bis zu diesem Zeitpunkt von der Todesursache seines Vaters nichts gewusst hatte. Aus diesem Grund brannte er noch mehr darauf, den Ort der Tragödie zu besichtigen. Deshalb brachen die beiden noch am Abend auf und eilten zu der Ruine. Kurz bevor die Sonne verschwand, kam es zu einer mystischen Begegnung zwischen Mao und einer geisterhaften Erscheinung.

    Tags darauf setzten sie ihre Abmachung in die Tat um und es verschlug die beiden Freunde in einen Kampf bei dem es um Leben und Tod ging. Dabei stieß die tapfere Ros hinzu, die sie im letzten Moment rettete. Als das Mädchen von der Suche nach Jak erfuhr, wollte sie die Jungs auf jeden Fall begleiten. Mao, der das hübsche Mädchen sofort ins Herz geschlossen hatte, war hellauf begeistert. Bän hingegen konnte das Mädchen nicht leiden, doch da sie den Weg zum Dorf Snero wusste, hatten sie keine Wahl als Ros mitzunehmen.

    Auf dieser Reise kreuzten sie erneut den Weg mit den beiden Männern in Schwarz. Im letzten Moment konnten sie die Flucht ergreifen und fanden schließlich Jak.

    Von ihm erfuhren sie, dass er einst von Ori einen Umschlag anvertraut bekommen hatte, den er bis jetzt nicht öffnen durfte. Darin lag eine Botschaft von dem Einsiedler, mit der Bitte, dass Jak die Bucht der Zombiemeerjungfrauen finden soll. Zudem befand sich ein Medaillon darin, das ihm helfen sollte, in jener Bucht ein goldenes Artefakt zu finden. Wenn ihm dies gelungen war, sollte er es vor den Feinden verstecken und das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Unter keinen Umständen durfte dieser Orden des Bösen das Vermächtnis von Atlantis in die Finger bekommen.

    Mao und seine Freunde staunten nicht schlecht und sie wollten den Wünschen von Ori nachgehen. Doch wo befand sich diese Bucht? Wie sollten sie diese finden? Und wie würde ihnen dieses Medaillon dabei helfen? Wusste vielleicht dieser Lee darüber Bescheid, doch wo versteckte sich dieser? Ihr einziger Anhaltspunkt lautete, er befindet sich dort, wo sich alle Zeiten treffen. Aber was sollte das bedeuten? Welcher Hinweis verbarg sich zwischen den Zeilen? Wie sollten die Freunde weiter vorgehen? Und was war das für ein Orden, der ebenfalls nach dem Vermächtnis suchte?

    Charaktere:

    Bän … der beste Freund von Mao

    Ros … Wegbegleiterin von Mao und Bän

    Jak …  Wegbegleiter von den drei Freunden

    Iam …. Vater von Mao

    Din …  Mutter von Mao

    Kao … Onkel von Mao (Bruder seiner Mutter)

    Ori … Einsiedler und Freund von Mao

    Juo … Mutter von Bän

    Hug … Tante von Ros

    Kia …die Haushälterin von Hug

    Lee … ein Mann, den Mao und seine Freunde suchen

    Wip … der Wirt von Zur Goldenen Schnecke

    Una .. die Ehefrau von Wip

    Ela … die Tochter von Una und Wip

    Aro … der Bruder von Una

    Lia … eine Frau, die in Zur Goldenen Schnecke übernächtigt

    Sig … ein Gast von Zur Goldenen Schnecke

    Gin … ein Mitarbeiter von Wip

    Pun und Him . . . Mitspieler vom Spiel Im Tal Der Schlangen

    Kru … der unsympathische Mitspieler  vom Spiel Im Tal Der Schlangen

    Sab … Freundin von Kru

    Fip  . . . Diener im Gästeschloss Verrsuv

    Jam . . .  Diener im Gästeschloss Verrsuv

    und jetzt ...

    In der Teufelsschlucht

    „Der strömende Regen erschwerte den Abstieg der Männer, während diese in die Teufelsschlucht schritten. Sie hätten es ahnen müssen, doch niemand von den vier Gefährten dachte in diesem Moment an die Gefahr, die ihnen drohte. Nicht einmal Pill, der Polyhistor, der die Gruppe führte. Die Euphorie des älteren Mannes, ließ ihn all seine Vorsicht vergessen. Wie immer hatte Pill seine Helfer mit seiner feurigen Begeisterung, die er bei jeder Suche entwickelte, angesteckt. Der Polyhistor war sich sicher, dass ihre Reise bald ein erfolgreiches Ende fand und sie sich nur noch einen Schritt davon entfernt befanden, es endlich zu finden.", begann Mao zu erzählen und fuhr fort: „Mit diesem fantastischem Gefühl, bald an dem Ziel seines Traumes angelangt zu sein und dem wachsenden Eifer in ihm, führte der weise Mann seine Helfer vorsichtig über den schmalen, glitschigen Pfad, in die düstere Tiefe hinab.

    Am Fuße des Pfads lag die Höhle, in der ein Freund des Polyhistors sein Leben verlor. Bei ihm musste sich der Behälter befinden, in der die Papyrusrolle steckte, die Pill all die lange Zeit so fieberhaft gesucht hatte.

    Doch warum suchte der Mann diese Papyrusrolle? Welches Mysterium befand sich darauf? Und warum machte Pill ein solches Geheimnis daraus?

    Diese Fragen kreisten auch durch Julos Kopf, und er konnte es nicht mehr erwarten, endlich diese Schriftrolle zu finden und die Geheimnisse zu erfahren. Vor allem deshalb, weil er vor kurzem den Polyhistor belauscht hatte. Pill hatte gegenüber einem anderen Mann geprahlt, dass er bald finden würde, was er begehrte und dann sei er so mächtig, wie einst der Herrscher von Atlantis. Julo verstand nicht genau was er damit meinte, doch es erweckte seine Neugier ungemein.

    Der ältere Mann hat seiner Gruppe vor Beginn der Reise erklärt, dass der Freund nicht zufällig den Tod in der Satansschlucht gefunden hatte. Die Schlucht hatte aus einem bestimmten Grund diesen Namen. In dieser verwaisten Gegend soll sich laut Legende einst der Teufel persönlich vor dem Guten versteckt haben. Mit seiner Anwesenheit hat er, laut der Überlieferung, negative Energie versprüht, die noch immer zwischen den Felswänden bis in die Tiefe des Grundes vorhanden sein soll.

    Seinen Begleitern kam es so vor, als würden sie diese Kraft nun spüren. Hass stieg in ihnen auf, und ein Streit bahnte sich an. Ihr weiser Anführer hat dies sofort bemerkt und sprach mit den Worten der Vernunft auf sie ein, bis sich die Lage entspannte.

    Vorsichtig kletterte Pill weiter. Er wollte endlich in Erfahrung bringen, ob sich die Gerüchte über die Schriftrolle bewahrheiteten. Hinter ihm befanden sich die beiden Helfer, und als letzter kam Julo nach, der das Schlusslicht bildete.

    Der Schrei hallte von den Wänden, als der erste Helfer plötzlich auf dem nassen Stein ausgerutscht war. Es geschah so schnell, dass die anderen ihm nicht mehr zur Hilfe eilen konnten. Der Mann hatte den Halt verloren und war ins Rutschen geraten. Kläglich versuchte er den Absturz zu verhindern. Verzweifelt hoffte er sich mit den Fingern irgendwo festhalten zu können, doch er schaffte es nicht, glitt über den steilen Abhang und fiel in die Tiefe.

    Das Herz der anderen blieb vor Schreck stehen, während sie hilflos zusehen mussten, wie die Dunkelheit den Mann verschluckte und das Echo seines Schreies abrupt abbrach.

    Keiner sprach mehr ein Wort. Niemand wusste, was er sagen sollte. Der Polyhistor bekreuzigte sich und deutete an, dass sie den Weg fortsetzen mussten.

    Jeder Schritt den Julo machte, trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn. Er hoffte, der Regen würde bald enden, doch die Tropfen wurden immer dichter und erschwerten den Abstieg. Die Regenschauer wurden so heftig, dass es ihnen beinahe die Sicht entzog. Julo konnte Vinz, den zweiten Helfer, der sich nur wenige Schritte vor ihm befand, nicht mehr erkennen.

    Durch den prasselnden Regen ertönte die Stimme von Pill. Er erkundigte sich, ob seine Kammeraden noch hinter ihm seien.

    Keiner von ihnen konnte genau sagen, wie lange der Abstieg gedauert hatte, doch letztendlich gelangte die Gruppe erschöpft und müde, jedoch noch immer voller Tatendrang, auf dem Boden der Schlucht.

    Das Wasser stand ihnen bis zum Bauchnabel, als sie zum anderen Ende wateten. Wie Pill ihnen erklärt hatte, würde sich dort das Ziel ihrer Entdeckungsreise befinden. Sie ahnten noch nicht, was sie in der Höhle erwartete!

    Die Männer kamen nur langsam voran, da sie ihre Umhängetaschen auf dem Kopf tragen mussten, damit der Inhalt nicht nass wurde.

    Wieder schritt der Polyhistor voran, hinter ihm befand sich nun Julo und Vinz bildete den Abschluss. Nach einer Weile spürte Julo einen Arm an seinem Rücken. Er dachte, es wäre sein Hintermann, doch als er sich umdrehte, entfuhr ihm ein lauter Schrei.

    Er starrte entsetzt auf den abgestürzten Helfer, der im Wasser trieb und gegen ihn gespült wurde. Das entstellte Gesicht des Mannes bohrte sich in Julos Gedächtnis, als er den Körper von sich wegstieß und dieser von der Strömung mitgerissen wurde.

    Die Entdecker setzten ihren Weg zaghaft fort. Den Polyhistor konnte nichts mehr aufhalten. Die Gruppe musste wieder ein kleines Stückchen nach oben klettern, um zu dem Spalt zu gelangen, der den Eingang zur Höhle bildete.

    Der ältere Mann erreichte als erstes die Pforte ins Innere, nahm die Taschen der anderen an und streckte den Männern seine helfende Hand entgegen. Endlich befanden sie sich im trockenen.

    Erschöpft sank Julo auf den Boden, neben ihm Vinz. Pill fluchte vor sich hin und versuchte die feuchte Fackel zu entzünden. Als er es geschafft hatte, bemerkten die drei Männer im Schein der Flammen die Felsmalereien, die sich in dem schmalen, jedoch hohen Höhleneingang befanden. Zudem erkannten sie, wie tief die Höhle in das Innere des Gesteins reichte.

    Alle gönnten sich einen Schluck aus dem Wasserbehälter, während der Polyhistor seinen Helfern Mut zusprach und mit der Fackel in der Hand voranschritt.

    Der Weg mit den Malereien führte steil nach unten. Es wurde immer kälter und der steinerne Gang breiter. Schließlich gelangten sie in eine Eishöhle. Die spitzen Stalaktiten, die von der Decke hingen und die Stalagmiten, die in die Höhe wuchsen, verstellten den Entdeckern immer wieder die Sicht, und hinderten das schnelle Weiterkommen. Mehrmals mussten sie sich zwischen den Hindernissen hindurchzwängen, um ihren Weg fortsetzen zu können. Von der Gefahr, die auf sie lauerte, bemerkten sie nichts.

    In einem dieser vielen Gänge, die von dem Weg abzweigten, musste sich irgendwo die Tasche befinden, die sie suchten. Wo genau, war ihnen jedoch unbekannt. Der Polyhistor ließ jedoch nicht locker und führte sie weiter in das Innere hinein.

    Die Fackel war noch immer an einigen Stellen nass und aus diesem Grund begann sie öfters zu flackern, und warf schaurige Schatten an die Wand. Es herrschte eine gespenstische Atmosphäre in der Höhle, als der Polyhistor aufgeregt die Fackel hochhielt und in eine Richtung deutete.

    Julo bemerkte eine Abzweigung vor ihnen. Doch die meinte der Polyhistor nicht. Pills Interesse galt dem roten F, das sich an der unteren Seite einer Abzweigung befand. Dieses Zeichen unterschied sich deutlich von den anderen Wandmalereien. Pill erklärte, dass es von seinem verstorbenen Freund stamme. Dieses Ritual liebte er, um sich mit dieser Gepflogenheit den Rückweg zu markieren. Damit war es einfach für sie, die Fährte aufzunehmen. Sie befanden sich auf der richtigen Spur!

    Es dauerte eine Weile, bis sie den kleinen Gang bemerkten, in der sie die Überreste des Freundes vom Polyhistor fanden. Schnell eilte ihr Anführer auf den Behälter zu und überprüfte den Inhalt. Julo und Vinz blieben im größeren Gang und beobachteten ihn.

    Laute Jubelrufe hallten durch die Höhle, als Pill die langgesuchte Papyrusrolle in den Händen hielt. Doch als er sich von dem grausamen Anblick der Überreste seines einstigen Weggefährten abwenden konnte, und den Gang verlassen wollte, erlebte er eine unangenehme Überraschung.

    Die Verfolgungsjagt

    "Julo verstand zuerst den wütenden Gesichtsausdruck des Polyhistors nicht, doch als er dessen Blick folgte, und auf die Kanone in der Hand von Vinz starrte, erkannte auch er, dass dieser ein falsches Spiel spielte.

    Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf den Lippen des Helfers aus und er machte deutlich, dass Pill ihm die Rolle übergeben sollte. Dieser weigerte sich allerdings.

    Julo erhob die Hände und schritt rückwärts von dem Helfer weg, bis er neben Pill stand, der sich noch immer sträubte, das lang gesuchte Stück wieder abzugeben. Vinz drohte mit der Waffe und sprach wütend: „Los, gib es mir! Oder muss ich zuerst schießen!?!", doch der Polyhistor ließ sich nicht so schnell einschüchtern.

    Plötzlich hörte Julo ein Rauschen. Es klang weit entfernt und leise. Doch mit jedem Atemzug wurde es lauter und schien näher zu kommen. Die beiden Kontrahenten bekamen davon nichts mit. Der Streit wurde rauer und lief Gefahr, aus den Fugen zu geraten. Julo sprach heftig auf den Polyhistor ein, er solle die Papyrusrolle abgeben, doch dieser blieb stur. Julo befürchtete, dass Vinz bald seine Geduld verlieren würde und von der Waffe Gebrauch machte.

    Das Rauschen steigerte sich und nun bekamen es auch die beiden mit. Plötzlich schoss ein Wasserschwall durch den Gang, in dem sich der Helfer befand und es zog ihm die Beine weg. Er stürzte in die eisige Flut und wurde ein Stück mitgerissen. Die Kanone hielt er jedoch fest in seinen Fingern. Nur langsam gelangte er wieder auf die Beine und kämpfte sich zurück, gegen die anschwellende Flut. Als er die Abzweigung erreichte, in der sich Pill und Julo befanden, erlebte er eine Überraschung. Der Gang war dunkel. Von den beiden fehlte jede Spur. Sie waren den Gang weiter zurück geflüchtet.

    Vinz nahm ohne zu Zögern die Verfolgung auf. Rasch bemerkte er in der Ferne die Fackel wieder, die Pill in den Händen hielt. Vinz wollte die Rolle um jeden Preis in die Finger bekommen und war fest entschlossen, dies auch zu erreichen. Deshalb hastete er in den Gang, in den nun ebenfalls das Wasser quoll.

    Julos Schritte wurden immer schneller. Erstens spürte er die Gefahr im Nacken und zweitens wollte er den Anschluss an seinen Vordermann nicht verlieren. Denn dieser besaß die einzige Fackel! Und er wollte nicht im Dunkeln umherirren!

    Dies war jedoch nicht so einfach. Die Strömung schoss zwar in die Richtung, in die sie flüchteten, aber er wollte den Halt nicht verlieren und von den Wassermassen mitgerissen werden. Besorgt bemerkte er, dass der Wasserspiegel rasant anschwoll. Aber woher kam das Wasser? Und wie viel würde noch kommen? Ängstlich blickte er zu der niedrigen Decke der Höhle. Wenn die Gänge bis zur Decke voll laufen würden, bedeutete das ihr sicheres Ende! Die Teufelsschlucht hätte neue Opfer gefordert und seinen Namen alle Ehre gemacht!

    Julo geriet in Verzweiflung und wollte sofort hinaus aus dieser tödlichen Falle, doch zurückgehen konnten sie nicht mehr. Erstens war der Verräter hinter ihnen her und zweitens war die Strömung bereits zu stark.

    Da hörte er verräterische Geräusche hinter sich, die immer näher kamen und wusste, dass der heimtückische Helfer sie erzeugte und sie bald einholen würde. ‚Gibt es in diesen unterirdischen Gängen einen anderen Ausgang?‘, erkundigte er sich bei dem Polyhistor.

    ‚Soweit ich weiß, gibt es nur die Pforte, durch die wir gekommen sind!‘, kam die zerschmetternde Antwort. ‚Wir müssen einen Gang finden der sich nach oben neigt, damit wir dem Wasser entkommen können!‘, schlug Julo vor, da sie eine Weggabelung erreichten. Das Licht der Fackel drang jedoch nicht weit genug in die Gänge, um erahnen zu können, wie deren weiterer Verlauf sein würde.

    Julo marschierte voran, da der Polyhistor immer größere Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten. Das eiskalte Wasser reichte ihnen nun bis zu den Hüften.

    Hinter ihnen ertönte die wütende Stimme von Vinz: ‚Bleibt endlich stehen und gebt mir die Rolle! Ich schwöre euch, ihr werdet sonst nie mehr das Tageslicht sehen!‘, doch der Polyhistor traute ihm nicht mehr und so eilten sie weiter in das Innere der Höhle.

    Ein Schuss knallte durch die Luft und hallte laut durch die Gänge. Als sich Julo besorgt umblickte, erkannte er, dass der Polyhistor eine Schussverletzung an der Schulter abbekommen hatte. Da er schon einen größeren Vorsprung besaß, wollte er sich zu ihm zurück kämpfen und seinem Freund zur Hilfe eilen, doch der ältere Mann deutete, er solle weitergehen.

    Julo bog nun in einen schmalen Gang ab, der etwas höher lag und indem noch nicht so viel Wasser eingedrungen war. Als er zurück blickte, erkannte er, wie die Strömung den Verletzten aushob und dieser mit samt der Fackel unter der Oberfläche verschwand. Sofort herrschte tiefste Finsternis und das Geräusch der Strömung wurde noch eindringlicher.

    Julo sprang erneut in die eiskalte Flut. Er musste darauf achten, dass er nicht ebenfalls von den Beinen gezogen wurde. Er streckte seine Arme unter Wasser und rechnete damit, dass er den älteren Mann auffangen könnte. Mit aller Kraft verkeilte er seine Beine zwischen den Wänden. Als er einen Körper zu fassen bekam, zog er ihn blitzschnell hervor und hievte ihn in die höher gelegene Abzweigung. Spuckend und hustend kam der Polyhistor aus dem Wasser und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Doch Julo ließ ihm nicht viel Zeit. Er half ihm auf die Beine, stützte ihn und tastete sich weiter durch die Dunkelheit. Panik breitete sich in ihm aus!

    Immer wieder blieb er kurz stehen und lauschte, ob sie noch verfolgt wurden, doch in der Finsternis schien der Helfer die Verfolgung aufgegeben zu haben. Ängstlich bemerkte Julo zum einen, dass Pill sein Gewicht mehr auf ihn verlagerte, da seine Kräfte zu schwinden schienen und zum anderen, dass der Wasserspiegel noch immer anschwoll. Er reichte bereits über den Bauchnabel.

    Auch der Polyhistor bemerkte, dass die Verletzung größer sein musste, wie er befürchtet hatte und an seinen Kräften nagte. Deshalb befahl er seinem Helfer, er solle ihn zurücklassen. Julo wollte jedoch nichts davon wissen. Sie tasteten sich weiter in der Dunkelheit voran. Immer wieder versuchte der Polyhistor Julo davon zu überzeugen, dass er versuchen sollte, sein eigenes Leben zu retten. Doch er hatte keine Chance ihn zu überreden. Der weise Mann spürte jedoch, wie seine Lebenskräfte  ihn verließen und aus diesem Grund gab er den Behälter, in dem sich die Papyrusrolle befand, an Julo weiter.

    ‚Nun hab ich euch!‘, schrie Vinz, der sich lautlos angepirscht hatte. Mit diesen Worten riss er den Polyhistor von Julo weg. Durch das röchelnde Geräusch von Pill bemerkte Julo, dass der Verräter ihn würgte. Julo versuchte in der Dunkelheit etwas zu sehen, um seinem Freund zur Hilfe eilen zu können, doch er konnte nichts erkennen.

    ‚Julo, ich weiß, dass du im Besitz der Rolle bist. Ich habe euch belauscht. Also, gib sie mir oder ich erwürge ihn!‘, drohte der Verräter.

    ‚Nein, lauf weg! Ich versuche ihn aufzuhalten!‘, brüllte Pill mit letzter Kraft. Julo reagierte nicht sofort. Er ahnte, dass der Helfer seine Drohung wahrmachen würde.

    ‚Er tötet uns ohnehin beide! Also flieh, du Narr!‘, drängte Pill. Julo war überzeugt, dass dies der Tatsache entsprach. Dennoch konnte er den Polyhistor nicht im Stich lassen.

    Gerade in dem Moment, als Julo den Behälter übergeben wollte, nahm er ein Kampfgeräusch wahr. Die beiden Männer schienen zu rangeln. Julo wollte sich einmischen, doch er konnte noch immer nichts erkennen.

    Plötzlich spürte er, wie eine große Welle auf ihn zukam. Er versuchte gegen die Wassermassen anzukämpfen und standhaft zu bleiben. Etwas Hartes wurde gegen ihn gespült. Julo war sich nicht sicher, doch er vermutete, dass es sich um einen Körper gehandelt hatte. Aus diesem Grund verlor auch er sein Gleichgewicht und wurde mitgerissen. Die Wellen klatschten über seinem Kopf zusammen, als er in die Tiefe sank. Das Wasser legte sich eiskalt über seinen ganzen Körper und schnürte seine Lunge zu. Er versuchte Halt zu finden, doch die starke Strömung ließ dies nicht zu und riss ihn mit sich. Verzweifelt ruderte er mit den Armen und kämpfte, um mit seinem Kopf über die Wasseroberfläche zu gelangen. Endlich war es ihm gelungen. Mit aller Kraft versuchte er sich über Wasser zu halten. Dies schaffte er jedoch nur für kurze Zeit. Verzweifelt versank Julo wieder in der kalten Gischt. Immer wieder gelang es ihm sich kurz dem Strudel zu entziehen und für Augenblicke nach Atem zu ringen. Dann wurde er wieder in die Tiefe gezogen und von einer Seite auf die andere gegen die Wände geschleudert.

    Rasant wurde er von der Flut durch die Düsternis weggespült. Nach einer Weile schaffte er es den Kopf länger über Wasser zu halten. Nachdem Julo mehrmals Luft geholt hatte, rief er nach dem Polyhistor - Antwort bekam er jedoch keine!

    Julo versuchte seine Beine vor seinen Körper zu bekommen um die schlimmsten Stöße abfedern zu können, doch die Strömung wirbelte ihn immer wieder umher. Mehrmals schlug er gegen die raue Felswand oder andere Hindernisse. Panik und Todesangst breitete sich in seinem Körper aus. Er war sich sicher, dass er das nicht überleben würde. Immer schneller und schneller trieb ihn der Wasserstrom durch die Gänge der Höhle.

    Nur gemächlich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er konnte langsam hellere und dunklere Schatten ausmachen, doch besonders hilfreich war dies auch nicht. Er kämpfte gegen die Angst, gegen die Wassermassen, gegen die Kälte in seinem Körper und vor allem, gegen die Furcht, was ihm als nächstes zustoßen würde.", berichtete Mao.

    Der heimliche Beobachter

    „Julo hatte sein Bewusstsein verloren. In diesem ohnmächtigen Zustand musste er an der Wasseroberfläche dahingetrieben sein und nur Gott weiß, wie er überlebt hatte und aus der Höhle gelangt war.

    Jedenfalls erwachte er an einem flachen Ufer. Wie lange er dort gelegen hatte, konnte er nicht sagen. Nur die Schrammen an seinen Händen und Füßen und der Behälter mit der Papyrusrolle, der vor ihm lag, überzeugten ihn davon, dass er das alles nicht geträumt hatte.", beendete Mao die Geschichte, die er von Ori so erzählt bekommen hatte und blickte auf Ros, Bän und Jak, die gespannt an seinen Lippen hingen.

    „Du hast erzählt, dass Julo in Wahrheit Ori war!", hakte Jak nochmals nach.

    „Ja, das steht hier auf dieser Botschaft, die er mir hinterlassen hat.", bestätigte der Junge und zeigte ihnen die Nachricht, die er einst in der Höhle fand, wo Ori sie für ihn versteckt hatte.

    Mao, Bän und Ros waren erst vor kurzem bei Jak gelandet und fanden den Schmied auf Anhieb symphytisch. Sie berichteten ihm über Ori und dem Grund ihres Erscheinens. Freundlicherweise bot der alte Mann ihnen an, dass sie bei ihm übernachten konnten und hatte seinen Gästen einen gemütlichen Schlafplatz hergerichtet. Da er nicht so viele Zimmer besaß und es den beiden Jungs nichts ausmachte, teilten sie sich eines.

    Ros Augen begannen freudig zu leuchten, als der Schmied seinen Besuchern ein Abendessen zubereitet hatte und diese haben erfreut zugegriffen. Gesellig saßen sie beisammen und sprachen über die Geschichte in der Teufelsschlucht.

    „Hat dir Ori auch erzählt, was auf der Papyrusrolle stand, die sie aus der Höhle geholt hatten?", wollte nun Ros erfahren und biss beherzt bei ihrem Brot ab.

    „Die Geschichte von Atlantis!", begann Mao und bemerkte, dass die anderen wieder gespannt an seinen Lippen hingen. So gut er konnte, versuchte er das Gehörte in gekürzter Fassung wiederzugeben: „Leider war die Papyrusrolle beschädigt und so konnte sich Ori an manchen Stellen nur zusammenreimen, wie der genaue Inhalt lautete: Atlantis wurde von einem ihrer Leute verraten. Doch kurz bevor die Feinde den Herrscher von Atlantis stürzen konnten, bewerkstelligte dieser, sein langgehegtes Geheimnis von der Insel zu schaffen. Sein sogenannter Schatz, der etwas Mächtiges sein sollte, befand sich in einer kleinen Kiste. Was dieses Etwas war, weiß jedoch niemand so genau. Sicher ist nur, dass das Vermächtnis versteckt wurde und diesen bis heute niemand gefunden hat.

    Doch genau um diesen Schatz geht es. Ich habe Ori nach seinem Tod geschworen, diese Kiste vor den Männern mit den Engelsmasken zu finden. Sie dürfen sie auf keinen Fall in die Hände bekommen!"

    Nun breitete sich Stille in Jaks Haus aus. Alle zerbrachen sich den Kopf über die Geschichten, die sie eben gehört hatten und versanken in ihren Gedanken über die letzten Ereignisse, die sie selbst erlebt hatten.

    Mao betrachtete das Medaillon, das sich in dem Umschlag von Jak befand, den Ori ihm vor langer Zeit zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Das Medaillon hatte den Umfang von Maos Handfläche. In der Mitte der Vorderseite kreuzten sich zwei Schlangen und am Rand befanden sich kleine hervorgehobene Punkte, die wie Augen aussahen. Es war schwer sie zu zählen, doch nach einer Weile war sich Mao sicher, dass es neuundneunzig Erhöhungen waren.

    Auf der Rückseite befanden sich drei gekreuzte Schlangen und wiederum Augen, doch diese waren um einiges größer und Mao konnte nur dreizehn entdecken.

    ‚Doch wie soll uns das Medaillon weiterhelfen?‘, kreiste die Frage durch seinen Kopf. Mao versuchte sich zu erinnern, ob ihm Ori nicht doch noch eine Geschichte erzählt hatte, die mit dem Vermächtnis von Atlantis zusammenhängen könnte. Doch ihm fiel nichts dazu ein. Dabei spielte er unbewusst mit einer kleinen Holzfigur, die einen Frosch darstellte. Diesen hatte er in den Ruinen seines Elternhauses gefunden. Es war bei dem Unfall, bei dem sein Vater ums Leben kam, bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

    Als er Bän aufgesucht hatte, nachdem das Ereignis mit Ori war, waren sie am Abend zu den Trümmern gegangen. Es hatte eine seltsame Stimmung geherrscht, während Mao durch die Reste des Hauses geschritten war und in Erinnerungen geschwelgt hatte. Dabei hat er sich eingebildet, eine gespenstische Frau in einem Spiegel gesehen zu haben. Als er genauer hingesehen hatte, war die Erscheinung verschwunden. Dafür hat er diese Figur unter einem Steinhaufen gefunden. Die Farbe war abgeblättert und sie war von Ruß überzogen, und dennoch hatte er den Frosch eingesteckt. Er erinnerte sich, dass sein Vater sie einst geschnitzt und ihm geschenkt hatte. Bis zu diesem Moment war der kleine Frosch aus seinem Gedächtnis verdrängt gewesen. Doch bei dem Anblick des Spielzeuges waren ihm einige Momente aus seiner Kindheit wieder eingefallen, die mit dem Frosch in Verbindung standen.

    Maos Interesse galt in diesem Moment allerdings dem Erbe von Atlantis.

    ‚Wie sollen wir nur das Vermächtnis finden? Wir wissen nichts darüber! Unser einziger Anhaltspunkt, den wir von Ori erhalten haben, ist dieses Medaillon. Zudem beschreibt er über eine Bucht der Zombiemeerjungfrau. Aber wo soll das sein? Und was sollen wir dort machen? Wie sollte uns diese Bucht helfen, das Vermächtnis von Atlantis zu finden?

    Zudem haben die Männer mit den Engelsmasken Ori immer wieder nach einem Lee gefragt. Vielleicht kann der uns weiterhelfen!?! Aber wo finden wir Lee?

    Den einzigen Hinweis auf den Aufenthalt des Mannes lautete: Er befindet sich dort, wo sich alle Zeiten treffen! Aber was soll das bedeuten? Wo soll sich dieser Ort befinden?‘, dachte Mao angestrengt nach und dabei sah er unbewusst zu Ros.

    Das Mädchen spielte auf ihrer kleinen selbstgeschnitzten Flöte. Sie saß ganz dicht neben dem offenen Kamin, wurde von dem warmen Licht der Flammen beschienen und wirkte einfach nur wunderschön. Ihr langes feuerrotes Haar fiel schwungvoll um ihr bezauberndes Gesicht.

    Ein Lächeln breitete sich auf Maos Lippen aus, während er sie noch immer verträumt beobachtete. Ihr Blick hingegen wirkte nachdenklich, da auch Ros in ihrer Erinnerung hing. Nachdem das Mädchen die Geschichte von Julo nochmals durchdacht hatte, erinnerte sie sich amüsiert an die Ereignisse der letzten Tage: ‚Wenn Oma mich nicht so gedrängt hätte, dass ich zu Mütterchen gehen sollte, hätte ich Kuao, den Bären, nicht gehört und Mao und Bän nicht zur Hilfe eilen können. Sie wären gestorben, ich hätte nie von alldem erfahren und würde mich schon gar nicht in diesem Haus befinden. Es ist schon amüsant, wie das Schicksal es manchmal mit einem meint‘

    Ros blickte mit ihren großen rehbraunen Augen zu Bän hinüber.

    Der Junge starrte auch gedankenverloren vor sich hin und spielte mit seiner Eidechse, Honalua, die über seine vernarbte Hand lief. Diese Narben hat der tollpatschige Junge aus seiner Kindheit, da er damals heißes Wasser über sich verschüttet hatte.

    Auch in seinen Kopf kreiste die Geschichte, die er eben von Mao gehört hatte, hin und her. Doch dann dachte er an seine Mutter und an die anderen von seiner Familie. Vor allem seine Schwester fehlte ihm sehr. Sein älterer Bruder war schon vor langer Zeit von ihnen gegangen und besuchte sie nur sehr selten. Bän hingegen war noch nie so lange von zuhause weg gewesen. Genaugenommen war er nur einmal für längere Zeit unterwegs. Das war, als er mit seinem Vater reiste, der geschäftlich in einem Nachbardorf zu tun hatte.

    Die Eidechse krabbelte über seinen Nacken und legte sich in seine lockigen, braunen Haare, wie in einem Nest nieder. Da bemerkte der Junge, dass Jak das Tier beobachtete.

    Der alte Mann mit den kurzen, grauen Haaren und den zusammengewachsenen Augenbrauen, schürzte in Gedanken versunken seine Lippen.

    Nun öffnete er eine der vielen Kammern seiner Halskette und schüttete den Inhalt heraus. Es handelte sich um ein stinkendes Kraut, auf dem der alte Mann immer kaute. Er hatte ihnen zuvor erklärt, dass diese Kräuter sehr gesund seien und sie ihn vor Krankheiten schützen würden. Bän war jedoch davon überzeugt, dass er eher krank werden würde, wenn er das Zeug in den Mund nehmen müsste. Doch der alte Mann schien es dringend zu benötigen, da er alles andere als gesund aussah.

    Jak hat eine Narbe, die über dem rechten Auge beginnt und sich unterhalb über die Wange fortsetzte.

    Der Junge musterte seinen weißen Schnurbart, dessen spitzen Enden bis zum Kinn reichten. Dennoch fand er den älteren Mann sehr freundlich. Vor allem seine Marotte, dass er jedes Geschehen mit einem Sprüchlein kommentiert, gefiel ihm. Dies erinnerte ihn an seinen Vater.

    Wenig später machte sich die Müdigkeit unter ihnen breit und sie legten sich schlafen.

    Mao lag unter der Schräge des Daches, in dem sich ein Fenster befand, wodurch das grelle Licht des Mondes hereinfiel und den Raum erhellte.

    Bän stützte sich auf, sah in Maos Richtung und sprach: „Weißt du, an wen mich die rechthaberische Art von Roš erinnert?"

    Mao schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein, aber ich denke du wirst es mir gleich verraten."

    „An Giz!, erläuterte Bän, und als er bemerkte, dass Mao keine Ahnung hatte von wem er sprach fügte er hinzu: „Sag bloß du hašt Giz vergeššen! Die kleine Nervenšäge, die unš immer nachgelaufen išt und verpetzt hat. Sie hat unš šo genervt, dašš wir ihr immer Streiche gespielt haben. Weißt du echt nicht mehr?

    Plötzlich bekam Mao einen Stich im Kopf, der ihn fasst ihn Ohnmacht fallen ließ. Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, die er längst vergessen hatte. Stimmen und Gesichter aus seiner Kindheit kamen in Erinnerung. Schweiß trat auf Maos Stirn und er wurde Schwindelig, als er sich wieder an das kleine Mädchen erinnerte. Sie war ihm völlig entfallen.

    „Was ist nur mit mir los?", hauchte der Junge. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und er fühlte sich elend und müde.

    „Waš išt?", erkundigte sich Bän besorgt.

    „Ich weiß nicht, aber es wird schon wieder!", beschwichtige der Junge. Er fühlte sich jämmerlich, doch wollte seinen Freund nicht beunruhigen.

    ‚Wie konnte ich sie nur vergessen?‘, wunderte sich Mao und erwiderte: „Ich finde Ros aber sehr nett!"

    Da ihm noch immer nicht sehr wohl war, bemerkte er nicht, wie sich Bän beleidigt auf die Seite rollte und die Augen verdrehten, während er dachte: ‚Ich hab schon verstanden … !"

    Mao hingegen konnte an Schlaf nicht mehr denken. ‚Was war das bloß für ein Anfall?‘, schoss es ihm durch den Kopf. Aber er hatte keinen blassen Schimmer was ihn sehr beunruhigte und deshalb dachte er nicht länger darüber nach. Es kamen noch weitere Erinnerungen hoch, während er das nassgeschwitzte Kopfkissen wendete. Nur langsam beruhigte sich sein Körper und die Kopfschmerzen ließen nach.

    Da er lange nicht einschlafen konnte, überdachte er die Ereignisse vom Tag. Dabei nahm er bald ein leises Schnarchen wahr, das von Bän stammte.

    Immer wieder überlegte er: ‚Er versteckt sich dort wo sich alle Zeiten treffen! Was sollte das bedeuten?‘

    Doch all seine Überlegungen blieben ergebnislos. Auch die Engel schlichen durch seine Gedanken.

    Das letzte, was Mao vor seinen geistigen Augen schwebte, war, wie er verträumt in das strahlende Gesicht von Ros geblickt hatte, als sie beide über das Missgeschick von Bän gelacht hatten.

    Dem Jungen überkam dabei ein angenehm warmes Gefühl, das er noch nie gespürt hatte und wünschte sich, dass es nie mehr enden würde. Ihm wurde allmählich bewusst, dass dieses Gefühl immer größer wurde, wenn sich das Mädchen in der Nähe befand. Mit dem Bild der lächelnden Ros und dem warmen Gefühl im Herzen überkam auch ihn die Müdigkeit und er schlief endlich ein.

    Keiner von ihnen bemerkte das versteckte Lagerfeuer, das sich nicht weit vom Haus entfernt befand. In dicke Decken eingehüllt rieb sich ein Mann seine Handflächen, um sich ein wenig aufzuwärmen. Er kniete vor dem knisternden Flammen, um seinen Körper die Wärme des Feuers zuzuführen. Dabei fiel der Schein der Flamme in sein Gesicht und erhellte die vernarbte Haut und den Spitzbart an seinem Kinn. Sein Blick wich nicht von Jaks Haus ab.

    Der Mann ließ die Schmiede keinen Moment aus den Augen. Er wollte die Spur des Jungen nicht verlieren. Mao war der Schlüssel zu seinem Vorhaben. Der Mann war fest entschlossen und kein Hindernis würde ihn von seinem Ziel abhalten.

    Was bisher bei Nummer 23 geschah:

    Der junge Mann verdankt den Engel der Apokalypse, dass er noch am Leben war. Hätte das Schicksal anders gespielt, wäre er in jener Nacht gesprungen. So kam es, dass er sich dem Syndikat gegenüber verpflichteter fühlte als seinem eigenen Wohl.

    Seiner Zielstrebigkeit und Ehrerbietung gegenüber den Engeln verdankte er es, dass er ihre Aufträge präzise ausführte und so in kürzester Zeit mehr Vertrauen von der Bruderschaft bekam. Doch seinem Fanatismus reichte dies nicht aus. Er wollte so schell wie möglich in ihren „Olymp", wie er es nannte, aufsteigen. Sein Ziel war es, mehr Macht in ihren Reihen zu erhalten, all ihre Geheimnisse zu erfahren und einer von den bedeutendsten Engel zu werden. Aber schließlich kam alles anders und er wurde bei einem Auftrag von den Feinden geschnappt.

    Obwohl er gefoltert wurde und er mit seinem Leben bereits abgeschlossen hatte, konnte und wollte er das Syndikat nicht verraten. Kein Wort kam ihm über die Lippen. Als er dem Tod schon ins Auge blickte, geschah ein Wunder. Ein weiteres Mitglied von den Engel der Apokalypse drang in die Folterkammer ein und befreite ihn aus seiner tödlichen Lage.

    Voll Stolz vernahm er die Worte eines Engels der einen höheren Rang besaß. Dieser dankte ihm im Namen der Bruderschaft, da er ein großes Opfer auf sich genommen hatte um ihre Geheimnisse zu bewahren. Für diese Tat erhielt er ein bedeutendes Ansehen und sie waren ihm sehr verbunden dafür.

    Als er einen weiteren Auftrag zugeteilt bekommen hatte, konnte er seinen Augen nicht trauen. Endlich meinte es das Schicksal gut mit ihm. Dank der Engel der Apokalypse bekam er die Gelegenheit, endlich Rache an jenem Menschen begehen zu können, der in seinen Augen für den Tod seiner Schwester verantwortlich war.

    Und jetzt ...

    Es kommt alles anders

    Angespannt betrat Nummer 23 die Hütte. Er hatte den Befehl bekommen, sich in dem geheimen Treffpunkt zu begeben, um neue Anweisungen zu erhalten.

    Er hoffte, dass er wieder von dem Gebräu bekommt, der ihm soviel Kraft und Energie spendete. Zudem erwartete er mehr über den neuen Auftrag zu erfahren. Er war sich sicher, dass ihm das Schicksal diesen in die Hände gespielt hatte. Es breitete ihm noch immer große Freude, wenn er daran dachte. ‚Endlich, nach all den Jahren erfolgt meine Rache!‘, schoss es durch seine Gedanken, als er die Tür hinter sich schloss.

    Wie bei jedem Treffen, loderten auch bei diesem große Flammen in der Schale, die vor ihm auf dem Boden stand, sodass er nicht erkennen konnte, ob und wer sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Doch er vertraute den Engeln und wusste, dass sie ihn nicht im Stich lassen würden.

    Voller Selbstvertrauen schritt er in das Innere der Hütte und kniete sich auf seinem Platz nieder. Mit einem Lächeln unter seiner Maske erkannte er, dass sich bereits das Getränk vor ihm befand und er konnte es wieder einmal nicht erwarten, es sich einzuflößen. Dennoch übte er sich in Geduld. Er wusste noch nicht, dass sich dieses Mal etwas ereignen würde, was er nicht erahnen konnte. Dafür ertönte die raue Stimme wie erwartet: „Nummer?"

    Mit kräftiger Stimme antwortete er: „Nummer 23!"

    „Ich habe dich kommen lassen, um dir für deinen Befehl noch weitere Instruktionen zu geben. Die Zielperson befindet sich in der Goldenen Schnecke. Alles Weitere findest du in dem Umschlag, der sich unter deiner Schale befindet. Bevor du jedoch aufbrichst, habe ich noch eine besondere Überraschung für dich, da ich mit deinen Diensten sehr zufrieden bin. Aber alles der Reihe nach. Bediene dich erst einmal!"

    Nummer 23 konnte es kaum noch erwarten, sich das Getränk wieder einzuverleiben. Achtsam drückte er die Maske ein Stück nach oben, sodass nur seine Lippen zum Vorschein kamen. Schnell griff er nach der weißen Schale und hob sie vorsichtig hoch. Keinen Tropfen dieses Trankes wollte er verschütten.

    Gleich beim ersten Schluck bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Enttäuscht stellte er fest, dass es nicht der Trank war, den er erwartet hatte. Dennoch leerte er das Gefäß in einem Zug und stellte es zurück, nachdem er den Umschlag aufgehoben und eingesteckt hatte. Mit der anderen Hand platzierte er wieder seine Maske. Gespannt überlegte er, welche Überraschung auf ihn wartete.

    Er hob den Kopf ein wenig, um etwas hinter den Flammen erkennen zu können. Doch seine Augen wurden zu sehr geblendet, als etwas in der Dunkelheit dahinter erkennen zu können. Was erwartete ihn?

    Zuerst war er voller Vorfreude, doch schnell wich dieses Gefühl und er verspürte etwas Unbehagen. Es verging einige Zeit, in der er nicht die kleinste Bewegung wahrnahm. Zudem begann das Gebräu in seinem Magen zu rebellieren. Was war hier los?

    Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen und ihm wurde unwohl. ‚Reiß dich zusammen!‘, befahl er sich in seinen Gedanken. Er wollte vor dem Engel keine Schwäche zeigen. Aber sein Zustand wurde immer schlechter. Seine Hände begannen zu zittern und Schweiß trat auf seine Stirn. Sein Magen verkrampfte sich und seine Kraft verließ ihn.

    „Was geschieht mit mir?", hauchte er. Dennoch bekam er den Eindruck, als hätte der Engel ihm gegenüber seine Worte verstanden. Plötzlich hörte er ein schauderhaftes Lachen.

    Ihm wurde schwarz vor Augen und er spürte, wie sein Körper gegen seinen Willen zur Seite fiel. ‚Was war in diesem Getränk?‘, schoss es ihm als letztes durch seine Gedanken, bevor er reglos auf dem Boden fiel und liegen blieb. Es war wie aus weiter Ferne, als er hörte, wie das Lachen verebbte und die raue Stimme sagte: „Er hat sich lange gehalten, aber gegen diesen Trank kann sich der stärkste Mann nicht wehren. Wir haben nicht mehr viel Zeit, vollenden wir unseren Plan!"

    Ein Engel des Todes

    Sein Kopf dröhnte höllisch, als Nummer 23 zu sich kam. Er spürte, dass er auf einem harten Boden lag. Reflexartig griff er sich auf die Stirn und bemerkte, dass er seine Maske aufhatte. Langsam erhob er seinen Oberkörper. Er wollte seine Augen öffnen, doch das Licht blendete ihn zu sehr und erhöhte den Schmerz in seinem Kopf, sodass er seine Lider noch geschlossen hielt. Genau in dem Moment, als er sich seiner Maske entledigen wollte, hörte er eine sanfte Frauenstimme: „Nimm die Maske auf keinen Fall ab!"

    Obwohl er noch nicht ganz bei Sinnen war, befolgte er den Befehl. Langsam tauchte in seiner Erinnerung das geheime Treffen auf. ‚Sie haben mich betäubt! Aber warum? Haben sie mich hintergangen?‘, schoss es ihm ängstlich durch seine Gedanken, doch er konnte und wollte es nicht glauben.

    ‚Es gibt einen guten Grund, warum sie das getan haben!‘, versuchte er sich einzureden, aber er wusste nicht, welcher das sein könnte.

    „Trink!", kam ein weiterer Befehl von derselben Stimme.

    Je mehr er zu sich kam, desto geringer waren die Schmerzen, und auch das Licht brannte nichtmehr so in den Augen. Vorsichtig blinzelte er und erkannte vor sich auf dem Boden eine weitere Schale. Ohne zu zögern griff er beherzt zu und trankt. Dieses Mal war es der Trank, den er die ganze Zeit begehrt hatte. Mit ihm verschwand der Rest seines dumpfen Gefühls aus seinem Körper und er verspürte neue Energie. Er fühlte sich mächtiger als jemals zuvor in seinem Leben. Mit einem Satz sprang er auf die Beine und spannte all seine Muskeln an, und legte den Kopf in den Nacken.

    Er dachte anfangs, dass er sich noch immer in der Hütte befand, doch jetzt erfasste er, dass dies nicht der Fall war. ‚Wo bin ich?‘, fragte er sich und hob seinen Blick. Vor ihm stand ein Engel. Die Maske und dessen Aura wirkten mächtig und angsteinflößend auf ihn. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass sich eine Frau unter der Aufmachung verbarg. Es war ihre Stimme, die ihm die Befehle erteilt hat.

    Anfangs wagte er nicht, sich umzusehen, doch seine Neugier war stärker. Er bemerkte, dass sie sich auf einem runden, halbhohen Podest befanden, das Stufenförmig nach unten führte. Ein Stück entfernt sah er mächtige purpurne Throne, die sich in regelmäßigen Abständen rund um ihn befanden. Darauf saßen weitere Engel, die ihre Blicke auf ihn gerichtet hielten. Ihre Gesichter waren von den Engelsmasken verdeckt und sie trugen schwarze Kutten mit tiefliegenden Kapuzen. Es war unmöglich zu erkennen, wer darunter steckte.

    Hinter ihnen befanden sich verschnörkelte Säulen. Darauf hingen große Fackeln, die den Raum erhellten. Dahinter erspähte er hunderte, wenn nicht tausende dichtstehende Engel, die alle ruhig dastanden und zu ihm hochstarrten. Die Halle, in der sie er sich befand, musste gigantisch groß sein.

    Reflexartig kniete er sich nieder, als die raue Stimme erklang, die er bereits aus der Hütte kannte: „Ich habe dir eine Überraschung versprochen. Deine Zeit ist gekommen! Leider bist du noch nicht soweit, dass du die Wege zu unsere heilige Räume alleine betreten darfst und deshalb mussten wir dich auf diesem Wege hierherbringen. Dennoch wurdest du auserkoren, um in einen höheren Rang emporzukommen. Du bist bereit dafür!

    Deine Nummer hast du ab nun durch deine Verdienste hinter dich gelassen. Nur noch eine Prüfung wartet auf dich und du wirst aufsteigen … aufsteigen zu einem Engel des Todes!"

    Ein atemberaubendes Gefühl breitete sich in ihm aus, als die anderen Engel, die sie umgaben, zu einem leisen, unheimlichen Gesang ansetzten.

    „Schwörst du weiterhin Treue und den Engeln zu dienen?", forderte die Stimme.

    „Ich schwöre, ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt! Über die Engel zu wachen und jeden zu eliminieren, der sich der Organisation in den Weg stellt!", schrie er über den Gesang hinweg.

    „Das ist euer Stichwort!", hörte er die raue Stimme und wusste nicht, von wo sie kam.

    Dafür entdeckte er zwei Engel hinter sich, die über eine Treppe zu ihnen empor kamen. Eine Gestalt in einer weißen Kutte stand zwischen ihnen und versuchte sich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Sie zerrte und windete sich, doch die beiden hielten sie eisern fest und beförderten sie näher zu ihm. Wer die gefangene Person war, konnte er nicht erkennen, da sie ebenfalls eine Engelsmaske trug und die Kapuze tief in das Gesicht gezogen hatte.

    Nur wenige Schritte vor ihm blieben sie stehen. Er konnte ein Wimmern unter der Maske hören.

    ‚Was soll das?‘, wunderte er sich und bemerkte, dass die Hände des Gefangenen hinter dem Rücken gefesselt waren.

    Einer der Engel riss die Kapuze herunter, während der andere die Maske entfernte. Das Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein.

    Nummer 23 konnte es nicht fassen. Sein Herzschlag wurde schneller und er begann zu schwitzen. ‚Was wird hier gespielt?‘, dachte er, als er bemerkte, dass er die Frau kannte. Es handelte sich um das Mädchen, in das er einst verliebt war. Voll Sorge starrte er auf ihr ängstliches Gesicht und sah den Knebel in ihrem Mund.

    ‚Was zum Teufel haben sie mit Üna gemacht? Warum ist sie hier? Was wird hier gespielt?‘, schossen all diese Fragen gleichzeitig durch seinen Kopf.

    „Dies ist eine Verräterin. Sie hat ihren Eid gebrochen und wollte uns auffliegen lassen. Doch sie wusste nicht, dass der Inspektor auf unserer Seite steht und er hat uns gewarnt. Deshalb konnten wir sofort handeln. Nun liegt es in deiner Hand, was mit diesem Abschaum passiert!", hörte er die raue Stimme.

    Was sollte er unternehmen? Er wusste, was von ihm gefordert wurde, doch das konnte er nicht tun! Er hatte schon mehrmals getötet, doch noch nie jemanden, den er zuvor gekannt hatte!

    Verwirrt sah er in die ängstlichen Augen von Üna. Sie blickte ihn flehend an, als plötzlich die Frau hinter ihm näher schritt und einen goldenen Dolch unter ihrer Kutte hervorholte und ihm entgegen hielt. Was nun?

    Aufstieg zum Erzengel

    Mit großen Augen starrte Nummer 23 auf Üna und dem Dolch neben sich. Der Gesang der Engel wurde lauter und drängender.

    Welchen Schritt sollte er setzen?

    Wut stieg in ihm auf. Wut, auf das Schicksal, das ihm wieder einmal auf eine harte Probe stellte. ‚Warum ausgerechnet Üna?!?‘, konnte er nicht fassen.

    Er befürchtete schon länger, dass sein Fluch wieder zuschlagen würde, doch dass er in dieser Form auf ihn zukam, damit hatte er nicht gerechnet. Er wollte auf keinen Fall den Orden verlieren, es war das Beste, das ihm in seinem Leben widerfahren ist. Aber er konnte doch nicht Üna töten! Oder doch?

    In seinem Körper herrschte ein mächtiger Kampf. Welchen Weg sollte er wählen? Die innere Anspannung zerrte an seinen Kräften. Bei jedem Atemzug entschied er sich für den anderen Weg. Er war hin und hergerissen. Wie sollte er sich entscheiden? Auf der einen Seite die Engel, auf der anderen seine heimliche Liebe!

    Er fühlte sich überfordert und machtlos. Dieser Kampf löste einen inneren Druck in ihm aus, der ihn an die Grenzen seiner physischen und psychischen Kräfte trieb. Doch plötzlich kamen ihm die Worte in Erinnerung: „Dies ist eine Verräterin. Sie hat ihren Eid gebrochen und wollte uns auffliegen lassen."

    Sein Herz raste und er atmete mehrmals tief durch. Nun wusste er, was er tun musste, und sah es ganz klar vor sich: ‚Üna wollte uns verraten! Sie ist eine Verräterin! Jeder Verrat fordert Vergeltung!‘

    Voller Entsetzen und Panik bemerkte die Frau, was auf sie zukam. Todesangst stieg in ihr auf. Sie wehrte sich noch mehr und versuchte sich mit aller Kraft aus der Umklammerung zu befreien. Doch sie hatte keine Chance!

    Mit aufgerissenen Augen starrte, sie auf den Engel ihr gegenüber. Wie in einem Wahn nahm dieser den Dolch entgegen, hielt ihn hoch und brüllte

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